Herausforderung Klimawandel
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- Elmar Fischer
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1 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. Herausforderung Klimawandel Strategisches Management des Klimawandels aus der Sicht der deutschen Versicherungswirtschaft Oliver Hauner Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Rheinsberg, 15. September 2011
2 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Agenda 1. Versicherer und Klimawandel 2. Künftige Naturgewalten 3. Forderungen der deutschen Versicherer 4. Maßnahmen der Versicherungswirtschaft 5. Ausblick
3 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Versicherer und Klimawandel Die finanziellen Folgen nahezu aller Unwetterereignisse trägt die Versicherungswirtschaft für ihre Kunden. Die Menschen profitieren vom Versicherungsschutz für ihr Hab und Gut. Sie bekommen ihre Schäden ersetzt, wenn Bäume auf Häuser stürzen oder Keller überfluten. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Allerdings haben die letzten Jahre gezeigt, dass Naturgefahren immer häufiger und heftiger zuschlagen. Die Folge: Milliardenschäden für Hausbesitzer, Städte und Gemeinden, Versicherer. Es stellt sich die Frage, wie sich der Klimawandel in der Zukunft in Deutschland konkret auswirken wird.
4 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Versicherer und Klimawandel Winterstürme, Hagel, Überschwemmungen Kyrill Villingen-Schwenningen Elbeflut August 2002
5 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Versicherer und Klimawandel Beispiele für Schadenereignisse Winter und Sommer Schadenhäufigkeit [ ] Sturm Lothar ( ) 800 Mio. EUR Sturm Kyrill ( ) 2,4 Mrd. EUR Hagel Villingen-Schwenningen ( ) 250 Mio. EUR
6 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Die deutschen Versicherer haben in Zusammenarbeit mit führenden Klimaforschern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Freien Universität Berlin und der Universität Köln die Unwetterschäden der letzten Jahrzehnte mit unterschiedlichen Klimamodellen verknüpft. Hauptaugenmerk lag dabei auf den in Deutschland am häufigsten auftretenden Naturkatastrophen: Sturm und Hagel sowie Hochwasser. Kernfragen: Welchen Einfluss haben sich ändernde klimatische Verhältnisse auf die Schadensituation der Naturgefahren Sturm/Hagel und Überschwemmung? Wie ändert sich die jährliche Schadenerwartung? Wie ändert sich die Kumulerwartung? Mit welcher Robustheit der Aussagen können bzw. müssen wir rechnen? Welche Entwicklung könnte nach derzeitigem Kenntnisstand die wahrscheinlichste sein?
7 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Im Projekt angenommene Temperaturantriebe gemäß B1, A1B und A2 A1B: Sturm, Hagel A1B, B1, A2: Hochwasser A1B: Sturm Hagel A1B, B1, A2: Hochwasser
8 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Verwendete Klimamodelle Statistisches Klimamodell Viele Szenarien in kurzer Zeit Dynamisches Klimamodell Neue Entwicklungen Statistisch-Dynamisches Klimamodell + Kombination
9 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Klimamodelle Vergangenheit (Resimulation) Zukunft (Szenarien)
10 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Statistisches Schadenmodell Sturm/-Hagel des PIK Räumliche Verteilung der Schadensätze und deren Änderungen im A1B-Szenario gegenüber ; Mittelwerte des 30-jährigen Zeitraums
11 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Statistisches Schadenmodell Sturm/-Hagel des PIK Räumliche Verteilung der Schadensätze und deren Änderungen im A1B-Szenario gegenüber ; Mittelwerte des 30-jährigen Zeitraums
12 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Statistisches Schadenmodell Sturm/-Hagel des PIK Räumliche Verteilung der Schadensätze und deren Änderungen im A1B-Szenario gegenüber ; Mittelwerte des 30-jährigen Zeitraums
13 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Statistisches Schadenmodell Sturm/-Hagel des PIK Dargestellt sind versicherte Jahresschäden der Referenzperiode und für die Zukunft bis 2070 unter dem A1B-Szenario. Drastische Verkürzung der Wiederkehrperioden vs : 20-jährliche Schäden werden zu 10-jährlichen Schäden 50-jährliche Schäden werden zu 25-jährlichen Schäden
14 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Dynamisches Sturmschadenmodell der FU Berlin Aussagen zu künftigen Änderungen der Schäden durch Winterstürme möglich Relative Änderungen im A1B-Szenario gegenüber simulierten Schadensätzen Änderungen gegenüber heute um bis zu 100% Globales Klimamodell ECHAM5
15 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Dynamisches Sturmschadenmodell der FU Berlin Dargestellt sind versicherte Jahresschäden der Referenzperiode und für die Zukunft bis 2100 unter dem A1B-Szenario. Drastische Verkürzung der Wiederkehrperioden vs : 20-jährliche Schäden werden zu 6-jährlichen Schäden 50-jährliche Schäden werden zu 9-jährlichen Schäden 100-jährliche Schäden werden 12-jährlichen Schäden
16 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Hochwasserschadenmodell des PIK Ems Rhein Weser Elbe Donau Untersuchung von Hochwasser entlang von Fließgewässern, kein Starkregen, keine Sturzfluten 5473 untersuchte Flussabschnitte in den Einzugsgebieten des Rheins, der Donau, der Elbe, der Weser und der Ems (88 % der Fläche der BRD) Eingesetzte Modelkette: globales Klimamodell ECHAM5 regionale Klimamodelle CCLM/REMO hydrologisches Modell SWIM Hochwasserschadenmodell HQ Kumul
17 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Hochwasserschadenmodell des PIK Entwicklung des langjährigen Schadenniveaus: hydrologische Modellierungen in verschiedenen Szenarien basierend auf CCLM- bzw. REMO-Klimadaten. Werte in Mio. EUR Heute rechnen wir im Durchschnitt mit einem Schaden von 500 Mio. EUR pro Jahr durch Hochwasser. In Zukunft dürfte diese Schadenerwartung deutlich steigen. Aber auch hier zeigen sich deutliche Spannbreiten möglicher Entwicklungen
18 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten Hochwasserschadenmodell des PIK Mittlerer Schaden pro Wiederkehrintervall: Mittelwerte aus mehreren hydrologischen Modellierungen. Werte in Mio. EUR Hochwasserschäden, die heute alle 50 Jahre wiederkehren und einen Schaden von etwa 750 Mio. EUR verursachen, könnten in Zukunft mehr als doppelt so teuer werden.
19 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten - Zusammenfassung Auswirkungen eines A1B-Szenarios auf die Schadensituation in der deutschen Versicherungswirtschaft Winterstürme Verkürzung der Wiederkehrperioden: Aus einem 50-jährlichen Ereignis kann künftig ein 10-jährliches Ereignis werden Intensivierung einzelner außergewöhnlich heftiger Stürme bei sonst nicht wesentlich verändertem Schadengeschehen Sturmschäden könnten bis 2100 um über 50% zunehmen Hochwasser Starkregen, Hochwasser und Überschwemmungen werden zunehmen Aus einem 50-jährlichen Ereignis kann künftig ein 25-jährliches Ereignis werden Überschwemmungsschäden könnten sich bis 2100 verdoppeln oder gar verdreifachen
20 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten - Zusammenfassung Bleiben die Folgen des Klimawandels versicherbar? Die Antwort ist: Ja, trotz stark steigender Schäden. Zumindest Deutschland bleibt versicherbar.
21 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Künftige Naturgewalten - Zusammenfassung Aber: Versicherungsschutz wird perspektivisch teurer. Dabei gilt: Erst steigen die Schäden, dann die Prämien Wie viel teurer, das haben wir noch in der Hand. Wenn wir jetzt entschlossen handeln, werden Schäden und Kosten kontrollierbar bleiben. Alle gesellschaftlichen Gruppen sind aufgefordert, durch vorausschauendes Verhalten die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Treibhausgas-Emissionen nachhaltig zu senken. Nur gemeinsam lassen sich Anpassungsmaßnahmen umsetzen und künftige Schäden wirtschaftlich beherrschen.
22 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Forderungen der deutschen Versicherer EU und Mitgliedstaaten müssen ihren Aufgaben beim Schutz gegen Naturgefahren mehr als bisher gerecht werden. Dabei müssen Gesetze und Vorschriften an den künftigen Entwicklungen ausgerichtet und deren Inhalt und Umsetzung regelmäßig überprüft werden.
23 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Forderungen der deutschen Versicherer EU und Mitgliedstaaten Einführung von Elementarschadenkampagnen Intensivierung der Forschungen zu Extremwetterereignissen Regionalpolitik Flächennutzungsplanung muss vorhandene Risikogebiete berücksichtigen Maßnahmen länderübergreifend abstimmen und umsetzen
24 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Forderungen der deutschen Versicherer Städte und Gemeinden Kein Ausweisen von Bauland in gefährdeten Gebieten Entwässerungssysteme bereits für künftige Starkregenereignisse auslegen Bauplaner und Architekten Dachkonstruktionen an zukünftigen Sturmereignissen ausrichten Gebäudeöffnungen gegen Starkregen und Oberflächenwasser schützen
25 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Forderungen der deutschen Versicherer Wirtschaft Versicherungswirtschaft frühzeitig in technologische Entwicklung einbeziehen Expertise der Versicherer zur Risikominimierung nutzen Hausbesitzer Bauvorhaben vorausschauend und naturgefahrenresistent durchführen Präventionsmaßnahmen nachrüsten und Eigenvorsorge betreiben
26 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Maßnahmen der Versicherungswirtschaft CO 2 -Reduzierung der Branche - Klimaschutz beginnt im eigenen Haus Die Versicherungswirtschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die aus ihrer Geschäftstätigkeit entstehenden CO 2 -Emissionen nachhaltig zu reduzieren und unvermeidbare CO 2 -Emissionen auszugleichen. Zu diesem Zweck wurde ein Umweltbilanzierungstool entwickelt. Es dient dazu, eine konsistente, detaillierte Datenbasis zu erhalten. Auf dieser Grundlage können Maßnahmen zur Vermeidung, Reduktion und Substitution von Energieverbräuchen sowie die Kompensation von CO2 erfolgreich umgesetzt werden.
27 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Maßnahmen - Neue Technologien für Klimaschutz und Anpassung Die deutschen Versicherer begleiten neue Technologien von der Werkbank bis zum Einsatz beim Kunden. Nur wenn Versicherer frühzeitig in neue technologische Entwicklungen einbezogen werden, stehen zum Projekt- bzw. Marktstart die notwendigen Deckungskonzepte zur Verfügung. Verkauf und Lieferung Projektfinan zierung Versicherung Entwicklung Produktion Bau von Prototypen
28 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Technologischer Wandel - alte und neue Versicherungsbedürfnisse Betriebsunterbrechung Kühlwasser Leistung drosseln Schäden an Netzinfrastruktur Schäden an Straßen, Brücken, Schienen Unzuver lässige Transpo rte Nichtliefer ungen Lieferkette Mehrkosten Rohstoffe Ausfälle Verspätungen, Umwege, Lieferausfälle Pkw, Lkw, Bahn, Flugzeug, Schiff Wasser kraft Windenergie Technische Versicherung
29 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Neue Herausforderungen Beispiel: Energiesektor Für die Energiewirtschaft sind die Auswirkungen im Bereich der Wasserverfügbarkeit besonders bedeutsam. Ein Anteil von 56 % des gesamten Wasserverbrauchs in Deutschland wird vom Energiesektor beansprucht. Kraftwerke mit Flusswasserkühlung unterliegen Beschränkungen bezüglich der Temperatur des eingeleiteten Kühlwassers. Diese Kraftwerkstypen werden also in längeren Trocken- bzw. Hitzeperioden ihre Leistung drosseln müssen, wie es sich bereits in den heißen Sommern der Jahre 2003 und 2006 gezeigt hat. Die Drosselung betrug in diesen beiden Jahren bis zu 80%. Häufigere Starkniederschläge, Windstürme, extreme Trockenperioden, Eisregen bzw. Überschwemmungen haben nicht nur beträchtliche Schadenswirkung auf die Netzwerkinfrastruktur, sondern stellen auch insbesondere die Wasser- und Windkraftwerke vor erhebliche Herausforderungen.
30 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Neue Herausforderungen Beispiel: Transportsektor Höhere Durchschnittstemperaturen führen zu vermehrten Schäden an der Verkehrsinfrastruktur (insbesondere Asphaltstraßen, Brücken und Schienen). Asphaltierte Oberflächen altern schneller und werden brüchig. Vermehrte Extremwetterereignisse führen zu häufigeren Störungen im Straßenverkehr z.b. durch umgestürzte Bäume bzw. Überschwemmungen von Straßen und Tunneln. Negative Effekte sind für die Binnenschifffahrt auf frei fließenden Flüssen wie etwa Elbe, Rhein und Weser aufgrund stärker variierender Pegelstände zu erwarten. Die Kosten des zeitkritischen Güterverkehrs werden tendenziell steigen, da Ausfälle und Nichtlieferungen häufiger auftreten werden. Verspätungen, notwendige Umwege und Lieferungsausfälle werden die Wirtschaft immer wieder stark treffen.
31 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Neue Herausforderungen Produktgestaltung und Prävention Die deutschen Versicherer erfüllen durch sinnvolle Kombination bestehender Deckungsbausteine die heute existierenden Versicherungsbedürfnisse - auch für neue Technologien. Hierzu zählt insbesondere die Versicherung Erneuerbarer Energien, der Transport- und Ausfallrisiken sowie die Absicherung der Wohn-, Geschäftsund Industriebebauung gegen Naturgefahren. Das Erdbeben in Japan zeigt jedoch auch Grenzen der rein finanziellen Deckungsvorsorge auf. Versicherung muss immer durch sinnvolle Präventionsmaßnahmen ergänzt werden. Dies gilt insbesondere in einer globalen Wirtschaft mit stark vernetzten Lieferketten.
32 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Ausblick Studie Starkregen ZÜRS Public
33 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Oliver Hauner Leiter Sach- und Technische Versicherung, Schadenverhütung, Statistik Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. Wilhelmstraße 43 / 43G, Berlin Tel. 030 / Fax. 030 / o.hauner@gdv.de Web
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