Agiles Lernen am Arbeitsplatz

Transkript

1 Agiles Lernen am Arbeitsplatz Arbeitsprozessintegriert, mediengestützt & auf akademischen Niveau DGWF-Jahrestagung Lernort Betrieb, München Dr. Jörg Longmuß / Dr. Benjamin Höhne Benjamin Höhne Jörg Longmuß

2 Veränderung der Kompetenzprofile Neue Jobs Verl. Jobs Saldo 360 Arbeitsplätze in der Industrie verändern sich dramatisch Erwerbstätige / Jahr in * Jobs mit hohen Routineanteilen werden automatisiert Neue Kompetenzprofile werden nötig (Vernetzung, Steuerung & Kollaboration) Chance für bessere Work-Life-Balance vs. Gefahr abgehängt zu werden * Zahlen des IAB 2016

3 Entwicklung auf akademischem Niveau Zukünftig hoher Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern Lösung wären bestehende Mitarbeiter/innen mit Berufsausbildung Nicht allein durch Hochschulabsolventen zu befriedigen Aber: 1 Sinkende Absolventenzahlen, fehlende Passung der Studiengänge, lange Einarbeitung im Betrieb Fehlende Kompetenzen, die üblicherweise erst auf akademischem Niveau vermittelt werden Nur 3% der europäischen Studierenden haben eine Berufsausbildung à kein geeigneter Weg2 Arbeitsprozessintegrierte Lösungen 1 2 Cassner-Lotto & Barrington, 2006 Orr, Gwosć, & Netz, 2011

4 Anforderungen an zukünftige Lernumgebungen Skalierbar: Umfang der Lernprojekte von wenigen Stunden bis mehreren Monaten Inhaltlich flexibel: Schwerpunkte, Exkurse und Querschnittsthemen bedarfsorientiert aufnehmen Integriert : Einbettung in reale Arbeitsprozesse, Anbindung an organisationale Strukturen

5 Agile to the rescue! Projektmanagement Kompetenzentwicklung SCRUM Agiles Lernen Was wir mit Agilem Lernen meinen: Alternierende Phasen von Lernen, Anwenden und Anpassen Gemeinsame Kompetenzziele und selbstorganisierte Kooperation im Team Iterative Etappen mit Reflektion und Adjustierung der Lernziele Lernprojekte aus realen Arbeitsprozessen mit direkter Anwendungsorientierung

6 Rollen im Agilen Lernprojekt Auftraggeber Definiert Lernfeld und schafft ein geeignetes Projekt Nimmt den fachlichen Lernfortschritt ab Mittler in die Organisation im Steuerungskreis Schafft den organisatorischen Rahmen Einbindung betrieblicher Stakeholder (HR, Management, direkte Vorgesetzte, BR) Team Entwicklungsziele in Etappen Kollaborative, digital gestützte Zusammenarbeit Regelmäßige Reflektion des Lernprozesses im Team Persönliche, soziale und fachliche Entwicklung Coaches Fachliche, didaktische und methodische Unterstützung Moderieren den Prozess und leiten die Reflektion an Unterstützung in der Bearbeitung der Lernziele Mehrfache Besetzung und Ergänzung durch themenspezifische Experten

7 Etappe (2-4 Wochen) Individuelle und kollaborative Aufgaben Review und Reflektion der Ziele Steuerungskreis

8 Organisatorischer Rahmen Projektraum Zeitbudgets (Projekttag) Einbettung in reale Arbeitsprozessen Organisatorische Ansprechpartner Gestaltungsmacht des Auftraggebers Einrichtung eines Steuerungskreises mit betrieblichen Stakeholdern BR, HR, Frauen/Gleichstellungsbeauftragte, weitere Querschnittsabteilungen

9 Haltung der Lernenden Selbstwert aus der Fähigkeit stetig Neues zu lernen Vom Fachexperten zum Lernexperten Neugier und intrinsische Motivation zur Entwicklung Bereitschaft sich im Team zu reflektieren und Feedback anzunehmen Durchhaltevermögen in der Entwicklung eines selbstgesteuerten Lernstils

10 Pilotprojekte Ergebnisse Lernziele Lernprozess Zielgrupppe: Techniker, Ingenieure, Verwaltungsangestellte Themen/Umfang: Tabellenkalkulation, Werkstofflehre in 2 Workshops à 3 Stunden Vorgehen: Experten und Lerntandems Mediennutzung MAN Bayer Kooperation im Team 20% 40% 60% 80%100% Rollen der Akteure Zielgrupppe: Techniker, Meister Themen/Umfang: Projektmanagement anhand von realen Projekten (Σ 200 h) Vorgehen: Zwei Phasen Teamprojekt zum Teambuilding und zur Entwicklung von Grundlagen und Auslotung von Lernstilen Individualprojekt zur Anwendung und problemorientierte Vertiefung der Methoden

11 Lessons Learned I Die Bestimmung der Kompetenzbedarfe muss verschiedene Perspektiven berücksichtigen à Führungskräfte, MA, Experten einbeziehen Hinführen zum selbstständigen Lernen à Coaches müssen auf das teilnehmerzentrierte Lehr- und Lernverständnis von Kompetenzentwicklung vorbereitet sein Nutzung von vorhandenen Dokumenten und Strukturen à Etablierte Medien, Formate und Schnittstellen nutzen

12 Lessons Learned II Zwänge in der Alltagsarbeit à Zeitpunkt und Umfang des Lernens stehen immer unter Druck Reale Arbeitsaufgaben brauchen immer ausgezeichnete Lösungen à Auftraggeber müssen Spielraum für Lernprozesse ermöglichen Praktiker sind oft besser im Lösen von Problemen als in der Reflexion à Unterstützung nötig

13 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Benjamin Höhne Fernstudieninstitut Beuth Hochschule für Technik Jörg Longmuß Sustainum Institut für zukunftsfähiges Wirtschaften Web: Mail: Diskussion Welche Möglichkeiten und Hindernisse sehen Sie für Umsetzung von arbeitsprozessintegrierten Lernprojekten? Welche Erfahrungen haben Sie mit der Integration (kleiner) modularer digitaler Lerneinheiten (Lernnuggets) in der Weiterbildung? Welche Mischung aus Lernangeboten (Tutorials, Erklärvideos, Lehrtexte, Diskussionen) halten Sie für arbeitsprozessintegrierte Kompetenzentwicklung für sinnvoll? Icons by Freepik from