Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im EU-Vergleich: Die Rollen von Branchenzugehörigkeit und Teilzeitarbeit
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- Hansi Wagner
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1 Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im EU-Vergleich: Die Rollen von Branchenzugehörigkeit und Teilzeitarbeit Konferenz Entgeltgleichheit auf dem Prüfstand - Perspektiven auf den Gender Pay Gap. Universität Duisburg-Essen André Wolf Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)
2 Gliederung 1. Determinanten in der Literatur 2. Hintergrund und Ziele 3. Daten 4. Methodik 5. Ergebnisse 6. Fazit 7. Handlungsfelder Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 2
3 Determinanten der Lohnlücke in der empirischen Literatur Geschlechterspezifische Lohnlücke Institutionelle Faktoren Elternzeitregelungen Kinderbetreuung Art der Lohnsetzung Mindestlöhne Technischer Fortschritt Einfluss Biografische Faktoren Erwerbserfahrung Teilzeitarbeit Bildungsinvestitionen Segregation in Berufe Segregation in Branchen Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 3
4 Hintergrund und Ziele unserer Studie Präsentierte Ergebnisse: Eines von drei Modulen des Projekts Magnitude and impact factors of the gender pay gap in EU countries Christina Boll, Julian Leppin, Anja Rossen, André Wolf im Auftrag der EU-Kommission, veröffentlicht: Ziele des Moduls: Update länderspezifischer Werte der Lohnlücke in der EU auf Grundlage von EU-SES 2010 Ökonometrische Zerlegung der Lohnlücke nach Bestimmungsfaktoren auf Länderebene Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 4
5 Daten EU Structure of Earnings Survey (SES) Länder, insgesamt Beobachtungen Merkmale: Bruttostundenverdienste + individuelle und jobbezogene Charakteristika Datenbeschränkungen: Beschränkte Auswahl an individuellen Merkmalen: Keine Daten zu Erwerbserfahrung und familiären Hintergrund Keine Selbstständigen Öffentlicher Sektor nicht enthalten Begrenzte Aufschlüsselung von Sektoren und Berufen Mitarbeiter von Kleinstunternehmen (< 10 Mitarbeiter) nur in manchen Ländern enthalten Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 5
6 Methodik Zweistufiges Verfahren: Bestimmung der Einflussfaktoren auf Stundenverdienste getrennt nach Frauen und Männer (Lohnregression) Zerlegung der Lücke in den Durchschnittslöhnen auf Grundlage der Schätzergebnisse Klassische Zerlegung von Oaxaca (1973) und Blinder (1973): Unbereinigte Lohnlücke (in Logs) Ausstattungseffekt Wirkung von Unterschieden in lohnrelevanten Charakteristika Erklärte Lücke Bewertungseffekt Wirkung von Unterschieden in der Bewertung vergleichbarer Ausstattungen (+ Wirkung unberücksichtigter Merkmale) Unerklärte Lücke Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 6
7 Ergebnisse Unbereinigte Lohnlücke im Ländervergleich 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% EE DE FI UK ES SK CZ NL NO SE FR GR PT BG BE HU LV RO LT HR IT PL Quellen: SES (2010), HWWI. Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 7
8 Ergebnisse Zerlegung der Lohnlücke: Ergebnisse EU Lohnlücke 2010 (Sample gesamt) Zerlegungsergebnis 20% 15% 0.75% 10.90% Arbeitsstunden Alter Dauer Beschäftigung Bildung Unbereinigte Lohnlücke: 15,3 % Erklärter Teil: 4,4 % Bereinigte Lohnlücke: 10,9 % (= unerklärter Teil) 10% Unternehmensgröße Bestandteile des erklärten Teils 5% 0% -5% 5.21% 0.10% 0.10% 1.56% -0.93% -1.07% -0.79% Quellen: SES (2010), HWWI. 0.02% -0.61% Eigentümerschaft Zeitliche Befristung Berufsgruppe Branche Unerklärt Ländereffekt Zu Ungunsten von Frauen: Branche (stark) Arbeitsstunden Dauer Beschäftigung (schwach) Alter (schwach) Zu Gunsten von Frauen: Eigentümerschaft Bildung Beruf Unternehmensgröße Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 8
9 Ergebnisse Zerlegung der Lohnlücke: Ergebnisse Länder 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% -5% -10% -15% -20% BE BG CZ DE EE ES FI FR GR HR HU IT LT LV NL NO PL PT RO SE SK UK All Arbeitsstunden Alter Dauer Beschäftigung Bildung Unternehmensgröße Eigentümerschaft Zeitliche Befristung Berufsgruppe Branche Unerklärt Ländereffekt Quelle:: SES (2010), HWWI. Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 9
10 Ergebnisse Wichtiger Erklärungsfaktor Nr.1: Branchenzugehörigkeit Ausstattungseffekt Frauen sind europaweit in Branchen mit (c.p.) niedrigem Lohnniveau überrepräsentiert (Bildung, Einzelhandel, Gesundheits- und Sozialwesen) Dieses Ergebnis hält für alle Untersuchungsländer Bewertungseffekt Der relative Lohnvorteil von Männern ist in den Sektoren, in denen Frauen überrepräsentiert sind, besonders hoch Dieses Ergebnis hält für fast alle Untersuchungsländer (Ausnahmen: Niederlande, Schweden, UK) Enge Wechselwirkung mit Berufswahl (Präferenzen, Stereotypen) Institutionelle Unterschiede (Lohnsetzung, Hierarchien) Technologische Unterschiede (Arbeitsorganisation, Flexibilität) Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 10
11 Ergebnisse Wichtiger Erklärungsfaktor Nr.2: Arbeitsstunden Ausstattungseffekt Frauen sind europaweit überrepräsentiert in Teilzeitbeschäftigung. Diese ist (c.p.) mit geringeren Stundenlöhnen verbunden als Vollzeitbeschäftigung Dieses Ergebnis gilt für die große Mehrheit der Untersuchungsländer Bewertungseffekt Männer erhalten (c.p.) höhere Lohneinbußen für Teilzeitarbeit als Frauen Dieses Ergebnis gilt für eine Mehrheit an Untersuchungsländern Ebenfalls enge Wechselwirkung mit Berufswahl und Branche Nachfrageseitige Präferenzen (Wunsch nach Flexibilität) Angebotsseitige Koordinationskosten (siehe Arbeit von Goldin (2014)) Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 11
12 Ergebnisse Erwerbsbeteiligung Frauen (in %) Kontextfaktor: Selektionseffekt der Erwerbsbeteiligung Positive Korrelation zwischen Erwerbsbeteiligung und Lohnlücke auf Länderebene Erklärungen: Positive Selektion in die Erwerbsbevölkerung (auf Basis produktivitätsbezogener Merkmale) Trade-off zwischen Familienkompatibilität und attraktiver Bezahlung als Anreizhemmnis 75 NO 70 SE NL FI 65 DE UK 60 LV PT EE FR LT 55 BE BG CZ PL RO ES 50 HR HU SK GR 45 IT Quellen: Eurostat (2015), SES (2010), HWWI. Unbereinigte Lohnlücke (in %) Gesellschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen neben individuellen Faktoren wichtig für Erklärung von Länderunterschieden Verzerrung speziell im Hinblick auf Berufseffekt groß Gemessene Lohnlücke anhand der Erwerbstätigen unterschätzt potenzielle Lohnlücke Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 12
13 Fazit Grundsätzlich große Heterogenität in Umfang und Zusammensetzung der Lohnlücke in Europa Einige klare Muster lassen sich dennoch identifizieren: Qualifikationsunterschiede nicht länger bestimmend Stattdessen: Zusammenwirken aus technologischen Restriktionen (Koordinationskosten) und Arbeitszeitpräferenzen Effekte allerdings stark branchenabhängig: Manche Branchen (wie Kommunikation, Forschung) deutlich erfolgreicher als andere in der Transformation der Arbeitsorganisation in Richtung höherer Zeitflexibilität Unbeobachtete Lücke im Zuge des Zusammenhangs zur Erwerbsbeteiligung als weitere Baustelle: Beseitigung des Trade-offs zwischen Aktivierung und Entgeltgleichheit nötig Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 13
14 Handlungsfelder Strategien: Beseitigung geschlechter- und berufsbezogener Stereotypen Festigung positiver Rollenmodelle für arbeitende Mütter ROLLENMODELLE ERWERBSBIOGRAFIE Strategien: Akzeptanz familienkompatibler Arbeitszeitmodelle Stärkung von Betreuungseinrichtungen Väterfreundliche Elternzeitregelungen EBENE: GESELLSCHAFT EBENE: GESELLSCHAFT LÄNDERVARIATION EBENE: UNTERNEHMEN EBENE: UNTERNEHMEN Strategien: Etablierung familienkompatibler Arbeitszeitmodelle Verringerung der Koordinationskosten in der Arbeitsorganisation ARBEITSZEITEN SEGREGATION (INDUSTRIE, BERUFE, POSITION) Strategien: Neudefinition weiblicher Arbeit Erhöhung der vertikalen Durchlässigkeit Nivellierung von Milieuunterschieden zwischen den Berufen Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 14
15 Dr. Christina Boll Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Heimhuder Straße Hamburg Tel +49 (0) Fax +49 (0) Dr. André Wolf Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Heimhuder Straße Hamburg Tel +49 (0) Fax +49 (0) Studie erhältlich unter Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Seite 15
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