KFZ-INDUSTRIE UND KFZ-TEILE MAROKKO

Transkript

1 KFZ-INDUSTRIE UND KFZ-TEILE MAROKKO

2 Marokko- Kfz-Industrie und Kfz-Teile Branche kompakt: Marokko - Kfz-Industrie und Kfz-Teile (August 2014) Tunis (gtai) - Nach einem schwachen Pkw-Absatz 2013 ist 2014 in Marokko eine Steigerung zu erwarten, er wird aber an den Verkaufsboom 2011 und 2012 nicht anschließen können. Deutsche Automobilanbieter profitieren von einer weiterhin guten Nachfrage im Premiumsegment. Renault hat 2013 in das 2012 eröffnete Dacia-Werk bei Tanger nochmals kräftigt investiert, mit der Folge wachsender Ausfuhren montierter Pkw. Investitionen von Kfz-Zulieferern entwickelten sich gut. Marktentwicklung/-bedarf Nach einem wertmäßigen Rekordwachstum bei den Ausfuhren deutscher Fahrzeuge nach Marokko 2011 und 2012 von jeweils 31% und 36% ist der Absatz von Pkw 2013 um 14% zurückgegangen. Das Exportvolumen blieb 2013 mit 296 Mio. Euro weiterhin hoch. In den ersten fünf Monaten 2014 war wiederum bei den deutschen Pkw-Ausfuhren eine Zunahme um 4,7% zu verzeichnen. Grund für den Boom 2011 und 2012 waren ein gut laufender Konsum, aber insbesondere stark gefallene Zollsätze. Seit dem ist die Freihandelszone zwischen Marokko und der EU für gewerbliche Erzeugnisse verwirklicht. EU-Ursprungswaren der Zollkapitel 25 bis 97, wozu auch Kfz gehören, können zollfrei nach Marokko eingeführt werden. Die für 2014 gestiegenen Kosten für eine Anmeldung von Neuwagen werden die Nachfrage insbesondere im Premiumsegment wenig einschränken. Aufgrund einer weiterhin guten Einkommensentwicklung in der marokkanischen Oberschicht gilt dies trotz eines schwachen Privatkonsums Allerdings ist eine Absatzhausse bei deutscher Pkw-Marken, wie in den Boomjahren 2011 und 2012, nicht zu erwarten. Die Zulassungskosten bei der Anmeldung eines Pkw ergeben sich aus der PS-Zahl und insbesondere aus dem Nettopreis. Für die Anmeldung eines Wagens der Oberklasse (ab circa Euro) fallen Zusatzkosten von rund 23% an. Neuzulassungen von Kfz in Marokko (Stückzahl, Veränderung in %) Kategorie Veränderung 2013/12 Pkw ,8 Lkw ,6 Busse ,7 Quelle: Ministère de Transports, April 2014 Marktführer beim Pkw-Absatz ist die Renault-Tochter Dacia, die das kostengünstige Segment abdeckt. Dacia hat seine Quote am Pkw-Absatz sukzessive ausgebaut. Der Marktanteil belief sich 2013 auf 25,6% (2010: 17,5%). Größtenteils ist dieses Wachstum der Modellpolitik von Renault geschuldet, verstärkt auf ihre Tochter zu setzen. Der Marktanteil von Pkw der Marke Renault ist von 16,3% auf 9,3% zurückgegangen. Hohe Zölle für asiatische Anbieter unterstützen die französische Dominanz. Weil Renault mit Dacia den Markt hauptsächlich mit in Marokko hergestellten Pkw beliefert, steht Deutschland allerdings als Lieferland an erster Stelle, vor Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Germany Trade & Invest 1

3 Marokko- Kfz-Industrie und Kfz-Teile Fahrzeuge, die älter als fünf Jahre sind, dürfen nicht nach Marokko exportiert werden. Der Gebrauchtwagenmarkt ist nicht strukturiert. Die Autohäuser sind in diesem praktisch nicht präsent. Neuzulassungen von Pkw in Marokko nach Marken (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in %) Marken Neuzulassungen 2013 Veränderung 2013/2012 Marktanteil 2013 Dacia ,4 25,6 Ford ,7 10,5 Peugeot ,6 10,2 Hyundai ,4 9,7 Renault ,4 9,3 Volkswagen ,7 5,4 Citroën ,6 5,1 Nissan ,9 3,7 Fiat ,5 3,0 Toyota ,7 2,0 Quelle: Ministère de Transports, Avril 2014 Eine noch stärkere Dominanz französischer Fabrikate als bei den Pkw ist bei den Nutzfahrzeugen (Vehicules Utilitaires) gegeben. Diese Kategorie umfasst schwere Lkw und Lieferwagen. Hier lagen 2013 die Automarken Renault und Dacia mit einem Marktanteil von jeweils 21,2% und 12,7% vorne. Die Anzahl der in Marokko montierten Nutzfahrzeuge ging um 19,7% zurück. Die Importe sind insgesamt in marokkanischen Dirham (Dh; durchschnittlicher Devisenkurs 2013: 1 Euro = 11,06 Dh) gerechnet um 1,7% gestiegen. Die deutschen Ausfuhren von Lkw fielen schwach aus. Sie sind 2013 laut Statistischem Bundesamt um 39,8% zurückgegangen. In den ersten fünf Monaten 2014 war gegenüber dem gleichen Zeitraum 2013 ein Minus von 40,1% zu verzeichnen. Dies lag insbesondere am schwachen Absatz bei schweren Lkw. Produktion/Branchenstruktur Die politische Stabilität, eine gute Infrastruktur, die geografische Nähe zu Europa sowie eine Reihe von Freihandelsabkommen gelten als wichtigste Argumente für den Investitionsstandort Marokko. Mittels Ausbildungsprogrammen schließt der Staat Lücken bei der bedarfsgerechten Ausbildung. Marokko ermutigt zudem ausländische Investitionen durch die stetige Liberalisierung des Außenhandels und Strukturreformen. Es bleiben jedoch Schwächen bestehen: Nach wie vor ist die Bürokratie schwerfällig. Zudem bleibt der marokkanische Dirham überbewertet und setzt somit der Wettbewerbsfähigkeit des Landes Grenzen. Vor allem bei der Rekrutierung qualifizierter Kräfte gibt es Probleme. Die marokkanische Automobilindustrie hat in den letzten Jahren stark expandiert. Sei es beim Ausbau der Kabelherstellung, der Fertigung von Sitzbezügen, wenn es um den Ausbau der Kfz- Montage bei Somaca geht oder die Inbetriebnahme einer Renault-Produktionsstätte in Tanger für die Herstellung von Autos der Marke Dacia. In den kommenden Jahren ist die Fertigung von 2 Branche kompakt

4 Fahrzeugen pro Jahr geplant. Für das Werk haben sich eine Reihe von Zulieferern angesiedelt; marokkanische Stellen rechnen mit insgesamt 40 Unternehmen. Insgesamt 107 exportorientierte Kfz-Unternehmen sind in Marokko vertreten. Es dominieren Kabelhersteller wie Leoni, Delphi oder Lear. Die ausländischen Direktinvestitionen sind in den letzten Jahren vor allem im Automobilbau gewachsen. Im Jahr 2010 lagen sie bei 912,6 Mio. Dh und 2013 bei knapp unter 3,6 Mrd. Dh. Das entspricht zum durchschnittlichen Wechselkurs des betreffenden Jahres 80,5 Mio. Euro beziehungsweise 319 Mio. Euro. Der Anteil der Automobilmontage lag bei den Investitionen 2012 bei rund 90%. Diese Investitionen gehen ausschließlich auf das Engagement von Renault zurück. Für das Jahr 2013 liegen keine offiziellen Angaben ausländischer Direktinvestitionen in die Automobilindustrie vor. Kfz-Produktion in Marokko (Stückzahl, Veränderung in %) Kategorie Veränderung 2013/12 Pkw ,1 Lkw (einschließlich ,2 kleine Transporter) Insgesamt ,0 Quelle: Organisation Internationale des Constructeurs Automobiles, 2013 In Melloussa bei Tanger stellt Renault seit Februar 2012 Low-Cost-Kfz der Marke Dacia her. Im Jahr 2013 hat das Werk seine Produktion mit mehr als Einheiten verdoppelt. Zunächst lagen die Ausgaben bei 700 Mio. Euro. Im Oktober 2013 erhielt das Werk eine weitere Fertigungslinie, für die 400 Mio. Euro investiert wurden. Die Kapazität liegt mittlerweile bei der Montage von Einheiten. Rund 47,6% der Investitionen trägt der staatliche Fonds Caisse de dépot et de gestion (CDG). Die Modelle, die 2013 vom Band gelaufen sind, lauten in Reihenfolge ihrer Bedeutung Lodgy, Dokker und Sandero. Rund 90% der bei Tanger produzierten Autos gehen in den Export. Frankreich war 2013 mit Wagen erstes Zielland, gefolgt von der Türkei und Deutschland. Ziel ist es, den lokalen Anteil an der Fertigung ohne den Motor bis 2015 auf 57% zu steigern. Neben der Fabrik bei Tanger hält Renault 80% an dem Montage-Werk Somaca bei Casablanca. Die restlichen 20% gehören PSA Peugeot Citroën. Auch hier gab es 2013 mit Einheiten (+14% gegenüber 2012) einen Rekord bei der Kfz-Fertigung. Das Werk startete 2013 mit einer neuen Version des Dacia Logan und Sandero. Im Jahr 2013 waren 66% der Produktion für den Export bestimmt. Die marokkanische Regierung hofft auf die Ansiedlung von weiteren Automobilherstellern. Laut Aussage des marokkanischen Industrieministers Moulay Hafid Elalamy sei innerhalb der kommenden drei Jahre mit weiteren Großinvestitionen im Kfz-Sektor zu rechnen. Neben den bestehenden Renault-Werken montieren in Marokko kleinere Unternehmen mit insgesamt direkt oder indirekt Beschäftigten Lkw und Busse. Germany Trade & Invest 3

5 Marokko- Kfz-Industrie und Kfz-Teile Kfz-Investitionsprojekte (Liste geförderter Vorhaben; Investitionssumme in Mio. Euro) Unternehmen (Hauptsitz) Investitionssumme Gegenstand der Investition Anmerkungen Delphi Packard (Troy, USA) Fujikura Automotive (Tokyo, Japan) Denso Thermal Systems Morocco (Kariya, Japan) Jobelsa Maroc (Benicàssim, Spanien) Valeo Vision Maroc / Créteil und St Quentin Fallavier, Frankreich Lear Automotive (Southfield Michigan, USA) Schlemmer Maroc (Poing, Deutschland) Relats Maroc / (Caldes de Montbui bei Barcelona, Spanien) 18,2 Kabelsysteme Schaffung von 900 Arbeitsplätzen in Kénitra 14,2 Kabelsysteme Schaffung von Arbeitsplätzen in Kénitra 7,3 Klimasysteme Schaffung von 22 Arbeitsplätzen in der Freihandelszone Tanger 6,2 Sitzbezüge Schaffung von 481 Arbeitsplätzen 2,8 Beleuchtungssysteme Schaffung von 107 Arbeitsplätzen in der Freihandelszone Tanger 2,2 Kabelsysteme Schaffung von Arbeitsplätzen in Kénitra 1,6 Kabelschutzsysteme Schaffung von 14 Arbeitsplätzen in Freihandelszone Tanger 1,5 Kabelschutzsysteme Schaffung von 59 Arbeitsplätzen Quelle: Usine Nouvelle, Mai 2013 Eine Liste seitens des marokkanischen Staates geförderter Investitionen von Kfz-Zulieferern im Jahr 2013 (siehe Tabelle oben) und weitere Meldungen spiegeln für die Jahre 2013 und 2014 die positive Entwicklung in diesem Segment wider. So hat der Kabel-Hersteller Leoni nach einer Werksschließung (Bokuznika) im April 2012 ein neues Werk eröffnet. Laut Angaben der marokkanischen Investitionsbehörde AMDI plant Leoni eine weitere Investition von Höhe von 11 Mio. Euro und die Schaffung von 2500 Arbeitsplätzen. Der japanische Hersteller von Kabelbäumen Yazaki hat in Mèknes im Juli 2014 mit dem Bau einer dritten Kabelfabrik begonnen. Laut Pressemeldungen sollen in dem Werk 3000 Arbeitskräfte beschäftigt werden. Nicht zuletzt hat Anfang Februar 2013 das mehrheitlich tunesische Unternehmen Plastic Electromechanic angekündigt, bei Kénitra (rund 40 km nördlich von Rabat) zwei Produktionseinheiten anzusiedeln; zum einen die Herstellung von Kfz-Spritzgussteilen, zum anderen für die Zusammensetzung der Teile. 4 Branche kompakt

6 Außenhandel Marokkos Kfz-Branche konnte ihre Position auf dem Weltmarkt ausbauen. Der Marktanteil lag 2012 bei immer noch bescheidenen 0,23%, damit hat aber Marokko den unmittelbaren Wettbewerber Tunesien überholt. Der Anteil der Kfz-Ausfuhren an den Gesamtexporten ist von 2007 bis 2013 (mit einem Rückschlag 2008) von 10,1% auf 16,8% gestiegen. Die Ausfuhren montierter Kfz gewinnen an Bedeutung. Ihr Anteil an den Exporten der Kfz-Industrie lag 2013 bei 39,3% (2012: 29,0%). Entwicklung der Ausfuhren in Marokko (in Mio. DH; Veränderung in %) Sektoren Veränderung 2013/12 Kfz-Industrie ,0 davon Kabelage ,8 davon Automobilbau ,1 Quelle: Bank al-maghrib, März 2014 Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach Marokko (in Mio. US$) HS Warenbezeichnung davon aus Deutschland (2012) bis.34 Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung Diesel- oder Halbdieselmotoren Kraftstoff-, Öl- und Kühlmittelpumpen für Kolben- verbrennungsmotoren Kabelsätze Zündanlagen, Anlasser, Lichtmaschinen etc Beleuchtungs- und Signalgeräte (ohne 85.39), Scheibenwischer etc Fahrgestelle Karosserien (einschließlich Fahrerhäuser) 8708 Andere Kfz-Teile (Stoßstangen, Bremsen, Schaltgetriebe, Achsen etc.) Quelle: UN-Comtrade Juni, 2014 Germany Trade & Invest 5

7 Marokko- Kfz-Industrie und Kfz-Teile Geschäftspraxis Zuständig für Normen ist der Service de Normalisation Industrielle Marocaine (SNIMA) im Ministerium für Industrie, Handel und neue Technologien. Mit Zollfragen und Einfuhrverfahren ist die Administration des Douanes et Impots Indirects befasst ( Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Marokko Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministère de l Industrie, du Commerce et des Nouvelles Technologies Association Marocaine pour l Industrie et le Commerce de l Automobile (AMICA) Association des Importateurs de Véhicules Automobiles au Maroc (AIVAM) Ministerium für Industrie, Handel und neue Technologien Verband für Automobilhandel und -industrie Verband marokkanischer Fahrzeugimporteure 6 Branche kompakt

8 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Fausi Najjar, Tunis Redaktion: Beate Voell, Tel.: +49 (0)228/ , Ansprechpartnerin: Meike Eckelt, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: August 2014 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

9