Weiterbildung Ergebnisse einer IHK-Online-Unternehmensbefragung. Deutscher Industrie- und Handelskammertag
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- Stefan Voss
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1 Weiterbildung 2011 Ergebnisse einer IHK-Online-Unternehmensbefragung Deutscher Industrie- und Handelskammertag 1
2 Der DIHK hat Unternehmen zu ihren Plänen und Motiven im Bereich Aus- und Weiterbildung befragt. Im Folgenden werden die Fragen zur Weiterbildung ausgewertet. In der Zeit vom 9. bis 25. Februar 2011 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen. Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern. Insgesamt beteiligten sich Unternehmen an der Online-Umfrage. Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt: Industrie (ohne Bau) 26 Prozent, Baugewerbe 4 Prozent, Daseinsvorsorge (Energie, Wasser, Abwasser, Abfall) 2 Prozent, IT/Medien 8 Prozent, Handel 17 Prozent, Gastgewerbe 8 Prozent, Verkehr 4 Prozent, Banken/Versicherungen 7 Prozent, Unternehmensorientierte Dienste 3 Prozent, Sonstige Dienstleistungen 20 Prozent. Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung: Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten 18 Prozent, Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 46 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Beschäftigten 11 Prozent, Unternehmen mit 500 bis Beschäftigten 5 Prozent, Unternehmen mit mehr als Beschäftigten 7 Prozent. Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Geschlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet. Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Berlin Brüssel DIHK Berlin: Postanschrift: Berlin Hausanschrift: Breite Straße 29 Berlin-Mitte Telefon (030) Telefax (030) Internet: Redaktion DIHK Bereich Berufliche Bildung, Bildungspolitik, Jan Kuper Stand Mai
3 Weiterbildung gewinnt noch mal an Bedeutung: Die Wirtschaft erholt sich weiter und damit gewinnt die Qualifizierung der Mitarbeiter für die Unternehmen an Bedeutung. Ohne Weiterbildung geht es nicht das ist 98 Prozent der Unternehmen bewusst. 38 Prozent der Unternehmen wollen ihr Engagement in der Weiterbildung in Zukunft ausbauen. Noch 2010 plante dies nur jedes vierte und im Jahr davor sogar nur jedes zwölfte Unternehmen. 60 Prozent der Unternehmen wollen ihr bisheriges Engagement beibehalten. Nach 21 und 7 Prozent in den Vorjahren wollen nur noch zwei Prozent der Unternehmen weniger Weiterbildung anbieten. Wie wird sich die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung voraussichtlich auf die Weiterbildung in Ihrem Unternehmen auswirken? 100% 90% 80% 8% 25% 38% 70% 60% 71% 50% 40% 68% 30% 20% 60% Mehr Weiterbildung 10% 0% 21% 7% 2% Gleichbleibendes Engagement Weniger Weiterbildung Allerdings gibt es deutliche Unterschiede nach Betriebsgröße bei den kleineren plant ein knappes Drittel ein größeres Weiterbildungsengagement, bei den großen Unternehmen sind es mehr als die Hälfte. Zugleich ist der Anteil der Unternehmen, die weniger Weiterbildung anbieten wollen, über alle Größen nahezu identisch, insbesondere kleinere Unternehmen behalten ihr Weiterbildungsengagement viel häufiger auf dem bisherigen Niveau bei. Außerdem findet Weiterbildung in kleineren Unternehmen selten in formalisierter Form sondern häufiger in informeller Form im Arbeitsprozess statt. Für diese Form der Weiterbildung sind Aussagen zu einer Ausweitung nur begrenzt möglich. 3
4 Wie wird sich die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung voraussichtlich auf die Weiterbildung in Ihrem Unternehmen auswirken? (Nur Antwort "Mehr Weiterbildung", Betriebsgröße nach Mitarbeiterzahl) weniger als 10 27% % % % % mehr als % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Reaktion auf Generationenwechsel Die Unternehmen reagieren auf vielfältige Weise auf das Ausscheiden vieler älterer Mitarbeiter. So hat auch das Engagement in der Weiterbildung an Bedeutung gewonnen, um künftig ältere Mitarbeiter länger im Betrieb zu halten. Drei von fünf Unternehmen sehen in der Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter die beste Möglichkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Aber auch die Ausbildung, schon bisher ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung der Unternehmen, gewinnt noch mal an Gewicht. Mehr als ein Drittel sieht eine Ausweitung des Ausbildungsplatzangebots als Quelle für Fachkräfte, fünf Prozentpunkte mehr als im letzten Jahr. Parallel dazu plant mehr als die Hälfte der Unternehmen, vermehrt auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren eine Steigerung von neun Prozentpunkten. 4
5 Wie werden Sie mittelfristig auf das altersbedingte Ausscheiden vieler Mitarbeiter reagieren? 60% 59% 50% 53% 52% % 43% 30% 29% 34% 20% 18% 10% 12% 0% Ich werde die benötigten Fachkräfte durch betriebliche Weiterbildung gewinnen. Ich werde versuchen, die benötigten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Ich werde mehr Ausbildungsplätze anbieten. Ich muss mittelfristig nicht reagieren, da ich weniger Fachkräfte benötige. 3% Ich strebe an, mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Noch mal deutlich gesunken ist der Anteil derer, die keinen Reaktionsbedarf sehen. Nur noch 12 % sehen mittelfristig keine Handlungsnotwendigkeit, da sie weniger Fachkräfte benötigen. Das Ausschöpfen heimischer Potenziale steht für die Betriebe bei der Fachkräftesicherung im Vordergrund. Der Anteil derjenigen, die infolge des alterbedingten Ausscheidens von Mitarbeitern aus dem Ausland mehr Fachkräfte als bislang gewinnen wollen, ist relativ gering (3 %). Nach wie vor vergleichsweise strikte Zuwanderungsregelungen für Fachkräfte aus Drittstaaten sowie hoher bürokratischer Aufwand im Arbeitsgenehmigungsverfahren lassen viele Betriebe vor dieser Option zurückschrecken. Hinzu kommt, dass die Rekrutierung aus dem Ausland in erster Linie im Bereich jüngerer Fachkräfte interessant ist. Diese kommen aber vielfach nicht sofort als Nachfolger für ausscheidende Ältere in leitenden Positionen in Betracht, sondern sind eher am Anfang ihrer Karriere. Der Anteil der Unternehmen, die auf zukünftigen Fachkräftemangel insgesamt mit vermehrter Anwerbung ausländischer Fachkräfte reagieren wollen ist deutlich höher dies plant mehr als jedes zehnten Unternehmen (vgl. DIHK, Mitarbeiter dringend gesucht! Fachkräftesicherung Herausforderung der Zukunft, Berlin 2010). Im Rahmen einer Strategie zur Fachkräftesicherung braucht Deutschland auf jeden Fall künftig eine arbeitsmarktorientierte Zuwanderungssteuerung, um die inländischen Anstrengungen zu ergänzen. Grundsätzlich gilt, dass größere Unternehmen mehr die Initiative ergreifen wollen als kleinere. Ein gutes Drittel der Kleinstbetriebe mit unter zehn Mitarbeitern gibt an zu- 5
6 künftig weniger Fachkräfte zu brauchen. Von den Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern sagen das nur vier bis sieben Prozent. Entsprechend wollen die größeren Betriebe sehr viel mehr Ausbildungsplätze anbieten oder durch Weiterbildung Fachkräfte sichern. Auf Grund ihrer Größe und Kapazitäten haben größere Unternehmen einen höheren Ersatz- und Qualifizierungsbedarf. Insbesondere bei der Weiterbildung entstehen aus der Größe aber auch Vorteile, die sie nutzen. Wie werden Sie mittelfristig auf das altersbedingte Ausscheiden vieler Mitarbeiter reagieren? (Betriebsgröße nach Mitarbeiterzahl) weniger als 10 31% 34% Ich muss mittelfristig nicht reagieren, da ich weniger Fachkräfte benötige % 46% Ich werde die benötigten Fachkräfte durch betriebliche Weiterbildung gewinnen % 64% mehr als % 5% 5% 77% 76% 80% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Schwerpunkt der Weiterbildung: Berufsspezifische Fertigkeiten Im Mittelpunkt der Weiterbildung sollten nach Ansicht der Unternehmen berufsspezifische Fertigkeiten stehen. Fachwissen und soziale Kompetenzen machen jeweils ein Viertel aus. Es gibt allerdings deutliche Unterschiede, zwischen den einzelnen Branchen. Die sozialen Kompetenzen sind in Handel und Dienstleistungen wichtiger als in der Produktion und im Verkehr. Genau umgekehrt ist das hingegen bei den berufsspezifischen Fertigkeiten. Auffällig ist, dass es bei der Betrachtung nach der Betriebsgröße nahezu keine Unterschiede gibt. 6
7 Auf welche Schwerpunkte sollte beschäftigungssichernde Weiterbildung in der aktuellen wirtschaftlichen Lage vornehmlich setzen? 25% 26% Fachwissen Berufsspezifische Fertigkeiten Soziale und persönliche Kompetenzen 49% Kriterium Fachwissen Berufsspezifische Fertigkeiten Soziale und persönliche Kompetenzen Industrie (ohne Bau) 26% 58% 15% Baugewerbe 27% 58% 14% Daseinsvorsorge (Energie, Wasser, Abwasser, Abfall) 25% 56% 18% IT/Medien 34% 44% 22% Handel 27% 43% 30% Gastgewerbe 15% 47% 38% Verkehr 23% 55% 22% Banken/Versicherungen 19% 42% 39% Unternehmensorientierte Dienste 24% 47% 28% Sonstige Dienstleistungen 27% 44% 29% Weiterbildung muss sich lohnen Eine Hauptvoraussetzung für mehr Weiterbildungsinvestitionen ist, dass sie sich betriebswirtschaftlich rechnen. Für ein Drittel der Unternehmen steht diese Frage bei ihrer Entscheidung im Mittelpunkt. Passend dazu würde ein knappes Viertel mehr investieren, wenn es eine größere Zahl betriebsspezifische und damit auch aus Sicht der Betriebe lohnenswertere Weiterbildungsangebote gäbe. Die Bildungsträger sind 7
8 also gefordert, noch stärker auf die Bedürfnisse der Betriebe einzugehen, wenn sie weiter erfolgreich sein wollen. Bessere Geschäftserwartungen sind für 31 Prozent ein zentraler Grund mehr Weiterbildung zu betreiben, fast ein Viertel weniger als im Vorjahr. Zusammen mit der Aussage, dass inzwischen eine deutliche Mehrheit der Unternehmen das eigene Weiterbildungsengagement weiter führen oder sogar ausbauen wollen, ergibt sich ein klares Bild: Die Unternehmen wollen verstärkt weiterbilden. Sie haben damit die Zeichen der Zeit erkannt. Dafür erwartet jedes fünfte Unternehmen aber auch von den Mitarbeitern die Bereitschaft, mehr eigene Zeit zu investieren. Jedes zehnte Unternehmen erwartet eine finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter. Unter welchen Voraussetzungen würden Sie mehr in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter investieren? Wenn sich die Mehrinvestitionen amortisieren 33% Bessere Geschäftserwartungen 31% Mehr öffentliche Förderprogramme (z. B. WeGebAU) 27% Mehr Angebote betriebsspezifischer Weiterbildung 24% Urlaubs- und Freizeitverzicht der Mitarbeiter 20% Finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter 11% Mehr Investitionen sind nicht notwendig 23% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 23 Prozent der Unternehmen halten derzeit mehr Investitionen in Weiterbildung für nicht notwendig. Das betrifft insbesondere Unternehmen aus dem Bereich Banken und Versicherungen, Branchen allerdings, die in den letzten Jahren schon eine sehr hohe Weiterbildungsneigung hatten. Interessant bei der Frage nach einer Erhöhung der Investitionen in Weiterbildung waren zudem die in den Anmerkungen als Freitext möglichen Antworten. Von den mehr als 300 Personen, die hier antworteten, beklagten 75 das grundsätzliche Desinteresse an Weiterbildung oder die fehlende Motivation zur Teilnahme bei den Mitarbeitern. Auch im Interesse an der eigenen Karriere und Beschäftigungsfähigkeit sollten Arbeitnehmer hier mehr Initiative zeigen. 8
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