Ganztag aus Sicht der Kinder?
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- Stanislaus Schulz
- vor 5 Jahren
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1 Ganztag aus Sicht der Kinder? Fachtag Gemeinsam ausgezeichnet Kooperation von Grundschule und Hort Leipzig, Dipl. -Psych. Oggi Enderlein Oggi Enderlein, Wie geht es den Jungen und Mädchen In Deutschland? Wie fühlen sie sich? 1
2 Konvention über die Rechte des Kindes Artikel 3: Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.. Belastungssymptome (zw. ca. 8 und 13 Jahren) (In Klammern ungefähr die entsprechende Anzahl der Kinder pro Klasse) oft / jede Woche oder häufiger Stresskopfschmerzen 33% (~ 10 von 30) Müdigkeit / Erschöpfung 46% (~ 14 von 30) Einschlafstörungen 27 % ( ~ 8 von 30) Schlechte Laune / Reizbarkeit 30.5% ( ~ 9 von 30) Zunahme von Depressionen Psychische Auffälligkeiten 22 % ( ~ 6 von 28) Verhaltensprobleme Jungen 27 % ( ~ 4 von 15) (Jugendgesundheitssurvey 2003, DJI Kinderpanel 2005, LBS-Kinderbarometer Deutschland 2007, KiGGS2007, HBSC 2008 Bella-Studie 2006) 2
3 Verhaltensprobleme aus Sicht der 8- bis 9-Jährigen bin zappelig 54% kann nicht lange still sitzen 49% falle anderen auf die Nerven 45% fühle mich manchmal alleine 51% (DJI Kinderpanel Bd ) Ritalinverbrauch Psychostimulanzien liegen bei 11- bis 14- Jährigen an der Spitze der Verordnungen, noch vor Präparaten gegen Erkältungskrankheiten Daten von 2007, nach 13. Kinder- und Jugendbericht, S
4 Wie fühlen sich Kinder in der Schule? In der Schule zu versagen, ist die größte Angst der Kinder (LBS-Kinderbarometer Deutschland 2009, World Vision Kinderstudie 2010) Jedes zweite Kind zwischen 6 und 11 Jahren hat Angst, in der Schule zu viele Fehler zu machen (World Vision Kinderstudie 2010) 30% der 8- bis 9-jährigen Jungen, 20% der 8- bis 9-jährigen Mädchen langweilen sich in der Schule (DJI Kinderpanel 2005) Jedes fünfte Kind (9-14 J.) fühlte sich in der Woche vor der Befragung von Lehrer/innen blamiert (LBS-Kinderbarometer Deutschland, 2007) Wie fühlen sich Kinder in der Schule? Schule trägt zum Wohlbefinden der Kinder bei, wenn: die Beziehung zur Lehrkraft positiv erlebt wird, sich Kinder beteiligt und in Entscheidungen einbezogen fühlen, der Unterricht gut ist die Anforderungen weder zu hoch noch zu niedrig sind das Klassenklima positiv bewertet wird und sich die Kinder von den Mitschülerinnen oder Mitschülern unterstützt fühlen. Sich die Eltern für die Schule interessieren (Bilz/Melzer 2008, AOK-Familienstudie 2010) Kinder gehen gern in die Schule, weil sie dort andere Kinder treffen (Thiel/Valtin, 2001; LBS-Kinderbarometer NRW 2002/2003; Jugendgesundheitssurvey 2003) 4
5 Freizeitaktivitäten und Lebensthemen im Alter zwischen etwa 7 und 13 Jahren Worum geht es? zusammen sein mit Gleichaltrigen eigenständig die Welt im Wohnumfeld entdecken, mit ihren Elementen spielen Etwas tun, was man sich selbst ausgedacht hat Bewegung / Geschicklichkeit / Körpererfahrung oft Verbotenes, Riskantes, Ungehöriges Nützliches Gefühle groß sein 5
6 Bedeutung für die körperlich-organische Entwicklung und Gesundheit Training von Grob- und Feinmotorik, Koordination, Reaktion Unfallprävention Ausbildung neuronaler Strukturen: Verfestigung von Gelerntem körperliche Widerstandskraft Immunsystem, Allergie-Prophylaxe Muskelaufbau, Skelettsystem Prävention von Herzkreislauferkrankungen Hormonsystem Bedeutung für die geistig-kognitive Entwicklung: Konzentrationsfähigkeit Beobachtungsgabe Problemlösen: Intelligente Lösungen (er-)finden Vorausschauend planen Bereitschaft zu lernen Entdeckung der Welt und ihrer Natur-Gesetze: Grundlage für Naturwissenschaften 6
7 Bedeutung für die emotionale Entwicklung Umgang mit Gefühlen bei sich und anderen Emotionale Widerstandskraft : Angstbewältigung Frustrationstoleranz emotionales Repertoire : Lebendigkeit Begeisterungsfähigkeit Ausstrahlung Zuversicht-Lebensmut emotionales Gleichgewicht: Abbau von Aggression, Frustration, Depression, Stress Glückserleben Bedeutung für die soziale Entwicklung Erfassen der Prinzipien gesellschaftlichen Zusammenlebens Normen, Regeln, Werte Gruppengesetze Wir-Gefühl Freundschaft vs. Feindschaft Zugehörigkeit vs. Ausgrenzung 7
8 Bedeutung für die Entwicklung sozialer Kompetenz Umgangsformen Verantwortungsübernahme Konfliktfähigkeit, Rücksichtnahme, Einfühlungsfähigkeit, Toleranz Teamfähigkeit: Zusammenspiel, Gemeinschaftsarbeit, Hand-in-Hand-arbeiten Bedeutung für die Ich-Entwicklung Eigenverantwortlichkeit, Initiative Souveränität, Willensstärke / Leistungsbereitschaft Selbst -ständigkeit -vertrauen -bewusstsein -kritik -beherrschung -wirksamkeit 8
9 Dringend erforderliche / fehlende Kompetenzen von Auszubildenden / Hochschulabsolventen: Auszubildende: Leistungsbereitschaft Interesse Disziplin Belastbarkeit Umgangsformen Hochschulabsolventen: Teamfähigkeit Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten Einsatzbereitschaft (IHK Unternehmensbefragung 2008 und 2010) Lebensrealität 9
10 Erwartung an Schulkinder: Stillsitzen leise sein Konzentration auf Dinge, die sich Erwachsene ausgedacht haben Kommunikationsbedürfnis unterdrücken Lernen nur durch Erwachsene Verhalten wie Erwachsene Kinder sitzen durchschnittlich 9 Stunden täglich Aktive Bewegungszeit Koordination, Beweglichkeit, Kondition gehen zurück (Bös et al. 2006) Zeit für Hausaufgaben / Nachhilfe / außerschulische Unterrichte nimmt zu (Mediaperspektiven ARD/ZDF 2004) risikoreiches Wohnumfeld (DJI-Kinderpanel Bd ) weniger Kinder, weniger Geschwister größerer Altersabstand 10
11 6- bis 13Jährige: in der Freizeit treffe ich mich am liebsten mit Freunden / spiele oder unternehme ich am liebsten etwas draußen Seltener als fast jeden Tag % (Mediaperspektiven ARD/ZDF 2004 KIM-Studie 2010) Seltener als einmal pro Woche 9% [2-3 v. 28] Attraktivität von Computerspielen nimmt zu Lust draußen zu spielen nimmt ab Kinderrechte Besonders häufig als verletzt empfinden 9- bis 14- Jährige: das Recht auf die Wahrung der Privatsphäre das Recht auf Spiel und Freizeit das Recht auf Beteiligung das Recht auf freie Meinungsäußerung das Recht auf gleiche Chancen (LBS-Kinderbarometer Deutschland, 2007, Kinder- und Jugendreport 2010) 11
12 Wünsche an Nachmittagsschule Sport, Bewegung Zeit zum Spielen Zeit zum Ausruhen Nutzung von Turnhalle, Computerräumen in Kleingruppen aus der Klasse zusammen sein gemeinsam Hausaufgaben machen Projektarbeit (World Vision Kinderstudie 2007, Kinderbarometer NRW 2003 und Hessen 2004) Entwicklungsrelevante Lebensbedürfnisse der Großen Kinder (ca J.) verlässliche Strukturen in der Verantwortung der Erwachsenen Herausforderung mit Anleitung und Anerkennung Bewegung Geschicklichkeit Körpererfahrung Begegnung mit anderen Kindern groß sein Eigenständige Aktivitäten Welterkundung Wissen und Können erwerben Eindeutige Grenzen und Freiräume hinhören, ernst nehmen, beteiligen = Partizipation 12
13 Es geht um zwei Paradigmenwechsel: 1. weg von der Frage: wie muss ein Kind sein, damit es der Schule gerecht wird? hin zu der Frage: wie muss die Schule sein, damit sie dem Kind gerecht wird? Es geht um zwei Paradigmenwechsel: 2. weg von der Frage: welchem Anspruch muss ein Kind/Jugendlicher in welchem Alter gerecht werden? hin zu der Frage: Was braucht dieses eine Kind, um sich nicht nur geistig sondern auch körperlich, sozial und emotional gut weiter entwickeln zu können? 13
14 Bewegung, Spiel, Zeit mit Freunden baut Stress Aggression Frustration Depression ab fördert Wohlbefinden und psychische Gesundheit Konzentration + Lernleistung Entwicklungsfördernde Schule gibt Gelegenheiten zum Entdecken Erforschen Erfinden Entwickeln Ausprobieren-Üben Informieren Konstruieren Organisieren Kommunizieren Bewegen Erholen Nach-Denken Lernen und Wachsen 14
15 bessere Lernleistung weniger Angst weniger Aggression bessere Schulatmosphäre Identifikation mit der Schule Wenn Kinder sich gefragt und beteiligt fühlen Mittags-Pause min. 90 Minuten: Raumkonzept statt AG-Konzept: Räume legen spezielle Aktivitäten nahe, Erwachsene (oder verantwortliche Kinder) sind anwesend, keine Verbindlichkeit Anwesenheit und Anreize durch Experten, ohne Kursverpflichtung Peer-Angebote Umsetzungsmöglichkeiten Lernvertiefung durch Eigenaktivitäten z.b. Lernwerkstädten Beteiligung: Kinder auch sich selbst überlassen, ohne sie aus den Augen zu verlieren Jungen und Mädchen Inhalte + Regeln vorschlagen lassen und mit ihnen umsetzen Kindern Aufsicht an bestimmten Orten und Zeiten anvertrauen 15
16 Schule ist meine Welt! Hier kann ich lernen und wachsen, mich ausleben und zu mir kommen Danke fürs Zuhören, Zuschauen und Mitdenken Referentin : Dipl. Psych. Oggi Enderlein, Erlenweg 70A Kleinmachnow Tel: o.enderlein@ganztaegig-lernen.de 16
17 Quellen und Literatur über de/publikationen: Themenheft 08 Themenheft 11 Themenheft 12 Informationsmaterial Literatur und Quellen AGJ (Hrsg.) (2010): Alt, Christian (Hrsg.) (2005): Bilz, Ludwig/Melzer, Wolfgang (2008): Bös, Klaus (2010) Bös, Klaus, Woll, Alexander, Worth, Annette (2007) Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2009): Ellert, Ute/Neuhauser, Hannelore/Roth- Isigkeit, Angela(2007): Enderlein, Oggi (2009): Enderlein, Oggi (1998) Frey-Vor, Gerlinde/Schumacher, Gerlinde (2006): Hölling, Heike / Erhart,Michael/Ravens- Sieberer, Ulrike /Schlack, Robert (2007): Erster Kinder- und Jugendreport zur UN-Berichterstattung über die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland Kinderleben - Aufwachsen zwischen Familie, Freunden und Institutionen. DJI-Kinderpanel Bd. 1: Aufwachsen zwischen Freunden und Institutionen. Wiesbaden. Schule, psychische Gesundheit und soziale Ungleichheit. In: Richter et al.: Brauchen Kinder und JungendlicheBewegung und Sport? Download ( ) Kongressbeitrag: Kinder bewegen, Energien nutzen, Download ( ) Kongress_Kinder_bewegen.pdf 13. Kinder- und Jugendbericht, Berlin. Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Prävalenz und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2007, 50: Ihr seid gefragt! Qualität von Ganztagsschule aus Sicht der Kinder und Jugendlichen. Berlin: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Große Kinder, die aufregenden Jahre zwischen 6 und 13, München, Kinder und Medien 2003/2004. Eine Studie der ARD/ZDF-Medienkommission. Baden-Baden. Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen: Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). In: Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 50: Hurrrelmann, Klaus / Klocke, Andreas / Jugendgesundheitssurvey, internationale Studie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO, Weinheim und München, Melzer, W. / Ravens-Sieberer, Ulrike (Hrsg.) Juventa (2003) LBS Initiative Junge Familie (2007): LBS Kinderbarometer 2007 Deutschland. Stimmungen, Trends und Meinungen von Kindern aus Deutschland. LBS-Initiative Junge Familie (2009): Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2011) LBS Kinderbarometer 2009 Deutschland. Stimmungen, Trends und Meinungen von Kindern aus Deutschland. KIM-Studie 2010, Kinder + Medien, Computer + Internet Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland Stuttgart Ravens-Sieberer, Ulrike et al. (2007): Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Ergebnisse aus der BELLA-Studie im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2007, 50: Richter, Matthias et al.(2008): Gesundheit, Ungleichheit und jugendliche Lebenswelten. Ergebnisse der zweiten internationalen Vergleichsstudie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO. Wiesbaden und München. Juventa. Wahl, Klaus (2005): Aggression bei Kindern. In: Alt 2005: World Vision (2007): Kinder in Deutschland World Vision Kinderstudie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag. World Vision (2010): Kinder in Deutschland World Vision Kinderstudie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag. 17
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