Landwirtschaft zwischen Klimaschutz, Klimafolgen und Anpassung
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- Paul Berg
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1 Landwirtschaft zwischen Klimaschutz, Klimafolgen und Anpassung Bernhard Osterburg Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig, Stabsstelle Klimaschutz Tagung: Anpassungen der Landwirtschaft an den Klimawandel Oktober 2016 in Bonn Name des Wissenschaftlers
2 Gliederung 1. Das Pariser Klimaschutzabkommen 2. Klimaschutz 3. Klimafolgen und Anpassung 4. Diskussion Seite 2 Bernhard Osterburg
3 Rolle der Landwirtschaft in der Klimapolitik Verusacher von Treibhausgasemissionen Vom Klimawandel betroffener Sektor Teil der Lösung? Seite 3 Bernhard Osterburg
4 Das internationale Klimaabkommen von Paris Dezember 2015 International verbindliches Abkommen Bezieht Industrie- und Entwicklungs-/ Schwellenländer ein, löst Kyoto-Protokoll ab Freiwillige national festgelegte Beiträge zur Treibhausgasreduktion, Fortschreibung und Erhöhung alle 5 Jahre Globale Überprüfung alle 5 Jahre Seite Bernhard Osterburg Welche Rolle spielt die Landwirtschaft in der Klimaschutzpolitik?
5 Ziele des Klimaabkommens von Paris Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen (1,5 Grad-Ziel) = Treibhausgasminderung um 40 bis 70 % bis 2050 im Vergleich zu 2010 Treibhausgasneutralität in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts = Netto-Treibhausgasausstoß von Null Klimaschutz und Klimaanpassung gleichberechtigte Ziele Hilfen zur Anpassung der verwundbarsten Entwicklungsländer Globale Finanzströme konsistent auf kohlenstoffarme und klimaresiliente Entwicklung ausrichten, Kohlenstoffmärkte Ab Milliarden US-Dollar Klimafinanzierung p.a. Technologieentwicklung und transfer, Versicherungslösungen Seite 5 Bernhard Osterburg
6 Landwirtschaft in der internationalen Klimapolitik Paris-Abkommen: Priorität für die Ernährungssicherheit, Betonung der Rolle terrestrischer Ökosysteme Im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) gibt es bisher kein eigenes technisches Arbeitsprogramm zur Landwirtschaft Fokus des Dialogs mit Entwicklungs- und Schwellenländern liegt auf Klimafolgen und Anpassung Klimaschutzanstrengungen dürfen aus Sicht der Entwicklungsund Schwellenländern Ernährungssicherheit nicht gefährden Fazit: Im internationalen Kontext werden Klimaschutz, -folgen und anpassung zusammen diskutiert, Betonung von Synergien Seite 6 Bernhard Osterburg
7 Klimaschutzziele der EU Treibhausgas-Emissionsminderungen in % Kyoto-Protokoll (1997): Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) Verpflichtungsperiode I ( ) EU -5,2 % ggü Verpflichtungsperiode II (bis 2020) EU -20 % ggü EU, bis 2030: -40% im Rahmen des Paris-Abkommens low carbon economy in 2050 : -80 bis -95% ggü Drei Säulen: Emissionshandel (Energiesektor/Industrie), Lastenteilung (Gebäude, Verkehr, Gewerbe, Landwirtschaft), Landnutzung, Landnutzungsänderung und Wald (LULUCF) Voraussetzungen für Nachweis der THG-Reduzierung Abbildbarkeit in THG-Berichterstattung Anrechenbarkeit der THG-Quellen (Ausschluss LULUCF) Seite 7 Bernhard Osterburg
8 Anteil an THG-Emissionen Anteile des ETS und des Agrarsektors an den THG-Emissionen in Deutschland (KP-VP I) 60% X 50% 40% 30% 20% 10% 0% ETS Anteil an THG-Emissionen Anzahl Unternehmen Seite 8 Bernhard Osterburg Agrarsektor ca Quelle: NAP ; NIR 2009; Agrarstatistik; Emissionen des Agrarsektors incl. Landnutzung Teilnahme am ETS bedeutet jährliches Audit Viele Unternehmen = hohe Transaktionskosten Agrarsektor: diffuse Quellen in variabler Höhe = Unsicherheit
9 Klimaschutzziele in Deutschland Treibhausgas-Emissionsminderungen in % Kyoto-Protokoll Verpflichtungsperiode I ( ) -21,0 % ggü (Stand 2012: -21,1 %) KP VP II (bis 2020) -40% ggü (non-ets: -14% ggü. 2005) Integriertes Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung (2007): -34 % ggü Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 (2014) soll Lücke zu -40% schließen, Mobilisierung zusätzlicher sektoraler Beiträge Minderungsziel bis 2030: -55% ggü. 1990, bis -95% Nationaler Klimaschutzplan 2050 mit langfristigen Zielen und Strategien, Beschluss angestrebt vor COP22 im November 2016 Landwirtschaft wird bei zunehmender Umsetzung ehrgeiziger Reduktionsziele zur wichtigsten verbleibenden THG-Quelle Seite 9 Bernhard Osterburg
10 Trend der direkten THG-Emissionen der Landwirtschaft(Methan, Lachgas) und Minderungsziele 0% -5% in %-Punkten (Basis 1990) -10% -15% -20% -25% -30% Quellgruppe 3 (Landwirtschaft): Relative THG-Änderung auf Basis 1990 Sektorübergreifende Ziele (%-Reduktion) Kyoto-Ziel (D) Trendprojektion für das Jahr 2020 KOM 406/2009 Effort sharing * Seite 10 Bernhard Osterburg
11 Kumulierte THG-Emissionen des Agrar-und Ernährungssektors entlang der Wertschöpfungskette Importe Vorgelagerte Sektoren Produktion von Inputs: Dünger Futtermittel Investitionsgüter Energie Landnutzung THG Quellgruppe 4: LULUCF Ackerland Grünland Landwirtschaft THG Quellgruppe 3: Landwirtschaft Böden Verdauung Wirtschaftsdünger Nachgelagerte Sektoren Ernährungsindustrie Handel Transporte Gastronomie Letzte Verwendung Ernährung Stoffliche Nutzungen Bioenergie Exporte Seite 11 Bernhard Osterburg Elements Welche Rolle of a Greenhouse spielt die Landwirtschaft Gas Neutral Society in der Klimaschutzpolitik? - Berlin
12 Berücksichtigung der Wertschöpfungskette (2007) Mio. t CO 2 -Äqu Protein Eiweißfutter feed Andere Dünger Energie Grünland Ackerland 2/3 der Emissionen Böden (N 2 O) Gülle(CH 4, N 2 O) Verdauung (CH 4 ) Transport Gastronomie Einzelhandel Lebensmittelverarbeitung Bioenergie Vorleistungen Landnutzung Landwirtschaft Nachgelagert Seite 12 Bernhard Osterburg
13 5 Bereiche für den Klimaschutz im Agrar- und Ernährungssektor Vorgelagert THG-reduzierte Produktion von Inputs Erneuerbare Energien & Energieeffizienz Landnutzung THG reduzierende Landnutzungspolitik: Grünlandschutz Restauration von Moorböden Landwirtschaft THG reduzierte Produktion Erhöhte Input- Effizienz Flächenbezogene Produktivität Nachgelagert Erneuerbare Energien & Energieeffizienz Reduzierung von Nahrungsabfällen Letzte Verwendung Nachhaltiger Konsum Reduzierung von Nahrungsabfällen Welche Nutzung von NR? Seite 13 Bernhard Osterburg
14 Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 und Diskussion zum Klimaschutzplan 2050 Aktionsprogramm Klimaschutz 2020: Erreichung des deutschen Minderungsziels bis 2020 von -40% ggü absichern Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft / Landnutzung: Düngeverordnung novellieren, Ökolandbau weiter ausbauen, Grünland erhalten, Moorböden schützen Klimaschutzplan 2050: Entwurf vom zur Ressortabstimmung, Beschluss noch vor der COP22 angestrebt Minderungsziel für die Quellgruppe Landwirtschaft bis 2050: max. 35 Mio t CO 2 -Äq., Fokus auf Extensivierung, Maßnahmen und Instrumente in der Diskussion Fazit: Klimaschutz große Herausforderung für die deutsche Landwirtschaft Seite 14 Bernhard Osterburg
15 Klimafolgen und Anpassung Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS), Aktionspläne zur Anpassung (APA) Fortschrittsbericht zur DAS (2015 ): Verschiebung der agrophänologischen Phasen und der Wachstumsperiode, mit teilweise positiven Effekten für die Landwirtschaft, wird noch an Bedeutung gewinnen Insgesamt sind negative Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft in Deutschland vor allem bei einem starken Wandel in naher Zukunft deutlich zu erkennen, für einige Regionen Deutschlands auch Chancen für positive Effekte In Kombination mit guter Fähigkeit zur Anpassung an klimatische Veränderungen und deren Folgen ist die Vulnerabilität der Landwirtschaft daher als gering anzusehen. Seite 15 Bernhard Osterburg
16 Klimafolgen in der deutschen Landwirtschaft Chancen (z.b. Prof. von Tiedemann, Universität Göttingen): Verlängerte Vegetationsperiode und CO 2 -Düngeeffekt führen zu erhöhten Erträgen Potentiale für neue Kulturarten und Sorten Potentiale für Adaptation von Anbausystemen, Kulturarten und Sorten aus wärmeren Anbaugebieten Risiken (DAS, Projekt Extremwetterereignisse): Wassermangel oder überschuss, Hitzeperioden, Spätfröste u.a. Extremwetterereignisse: Auswirkungen auf Erträge / Qualitäten Pflanzenschutz: neue Schadorganismen bzw. veränderter Befall erhöhte Anforderungen an Bodenschutz erhöhte Anforderungen an Hochwasser- und Küstenschutz Seite 16 Bernhard Osterburg
17 Klimafolgen und Anpassung: Deutschland kein Hot-Spot der Betroffenheit Seite 17 Bernhard Osterburg
18 Rolle des Staates bei der Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft I Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik (2011) Bei echten Naturkatastrophen erlauben WTO-Recht, EU-Recht und deutsches Recht Entschädigungszahlungen für Landwirte bis zu 100 % der entstandenen Ertragsschäden, bei widrigen Witterungsverhältnisse bis 80 % der Schäden. Seit 2010 gilt nach EU-Recht eine weitere Reduzierung auf 50 % der Entschädigungshöchstsätze, wenn keine angemessene Versicherung abgeschlossen worden ist mit 50 % Risikodeckung Empfehlungen: keine Dauersubventionierung einer Mehrgefahrenversicherung, ggf. Markteinführungsbeihilfe; staatliche Ad-hoc Katastrophenhilfen können bestehen bleiben staatliche Prämiensubventionen und Versicherungssteuern in den einzelnen EU-Mitgliedsländern prüfen und harmonisieren Seite 18 Bernhard Osterburg
19 Rolle des Staates bei der Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft Projekt Agrarrelevante Extremwetterlagen: Z.T. weiterer Forschungsbedarf, angesichts vielfältiger Anpassungsoptionen keine unmittelbare Notwendigkeit, Risikomanagementsysteme staatlich verstärkt zu unterstützen Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik (2011) Nach Auffassung des Beirats ist der Umgang mit Ertrags- und Preisrisiken in erster Linie eine unternehmerische Aufgabe, der Staat kann bei dieser unternehmerischen Aufgabe durch Informationsunterstützung, Transparenzschaffung und Infrastrukturbereitstellung unterstützen. Seite 19 Bernhard Osterburg
20 Diskussion Landwirtschaft entwickelt sich zur größten verbleibenden Treibhausgasquelle Klimaschutz zentrale Herausforderung Vollständige Emissionsvermeidung in der Landwirtschaft nicht möglich, aber deutliche Reduktion um bis zu 50% gefordert Chancen: Effizienzstrategie, Risiken: Produktionseinschränkung und Verlagerungseffekte ( Leakage ) Klimafolgen und Anpassung: Klimafolgen in Mitteleuropa bisher begrenzt, geringe Vulnerabilität, geringe volkswirtsch. Folgen Chancen durch verlängerte Vegetationsperiode und CO 2 -Düngeeffekt; Risiken: Wassermangel/-überschuss, Extremwetter, etc. Anpassung ist Thema für internationale Zusammenarbeit Klimamaßnahmen konsequent nach Schutz und Anpassung differenzieren, Prioritäten setzen, Synergien nutzen Seite 20 Bernhard Osterburg
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