Strategien im Umgang mit Jakobs-Kreuzkraut. Fakten, Probleme, Strategien. Aiko Huckauf Malente
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1 Strategien im Umgang mit Jakobs-Kreuzkraut Fakten, Probleme, Strategien Aiko Huckauf Malente Paul Trumpf Harrislee,
2 Fakten Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 2
3 Kiebitzholm Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 3
4 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 4
5 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 5
6 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 6 Kiel 2015
7 Westerwohld Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 7
8 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 8 Kiel 2015
9 JKK-Verbreitung in Europa Harper & Wood 1957 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 9
10 Verbreitung in Deutschland Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 10
11 Verbreitung - Sandige Geeststandorte - Östliches Hügelland Fazit: Die Pflanze ist in SH weit verbreitet Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 11
12 Bestandesentwicklung heimische Art Seit rund 20 Jahren wird in SH (und BAY, BW, NDS, NRW, RP) eine starke Zunahme der Bestände beobachtet. Die Gründe sind nicht eindeutig bekannt. Vermutet werden Zunahme der Bracheflächen (Flächenstillegung) in den 1990er Jahren denkbar: Zunahme der Stickstoffdeposition über die Luft ( Stickstoffdusche )(?) denkbar: Zunahme der Phosphor-Sättigung im Boden durch langjährige intensive Düngung(?) denkbar: konkurrenzkräftige Genotypen aus dem Straßenbau(?) Womöglich ist die Populationsentwicklung auch schlicht artgemäß / naturtypisch Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 12
13 Populationsdynamik Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 13
14 Populationsdynamik Offenbar gibt es eine 40- bis 50jährige Latenzphase, gefolgt von einer 10- bis 20jährigen Populationsexplosion und einer sich anschließenden Gleichgewichtsphase mit moderaten Beständen. Oder, wie Harper (1958) schreibt: Jakobs-Greiskraut ist eine notorisch zyklische Pflanze. Dichte Bestände können sich über mehrere Jahre aufbauen, und dann wird die Pflanze plötzlich selten in dem betreffenden Gebiet oder verschwindet ganz aus ihm. Ein bemerkenswertes Beispiel stammt aus Port Meadow, Oxford, einem Gebiet, das seit über 800 Jahren ohne Unterbrechung Weideland gewesen ist. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 14
15 Entwicklung Zwei- bis mehrjährig (rosettengrößenabhängig!): 1. Jahr: Keimung, Keimling und Blattrosette (Frühjahr oder Herbst) Überwinterung als Rosette 2. n. Jahr: Blütenstengel und -stand (Mai/Jun) Blüte (Jun/Jul bis Sep/Okt) Tod (nach dem Verblühen) Cameron (1935) Frankton & Mulligan (1987) Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 15
16 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 16
17 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 17
18 Probleme Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 18
19 PA-Problematik Alle Senecio-Arten (und viele andere Pflanzenarten) enthalten protoxische Pyrrolizidin-Alkaloide (PAs). In Senecio jacobaea kommen abhängig von einer Reihe von Faktoren insgesamt etwa 28 verschiedene PAs vor. Bei der Verstoffwechselung der an sich nur mindergiftigen PAs können in der Leber reaktive Zwischenprodukte (Pyrrole) gebildet werden. Diese können bei Weidetieren und auch beim Menschen bei fortgesetzter Aufnahme langfristig zu Leber- und Lungenschäden führen. Senecionin-N-Oxid Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 19
20 PA-Problematik Weidetiere Auf der Weide wird frisches JKK wegen der in ihm enthaltenen Bitterstoffe in der Regel nicht gefressen. Risiken bestehen, wenn die Weidefläche überweidet ist, d. h. nicht mehr genug Aufwuchs für die Tiere vorhanden ist, insbesondere bei jungen und/oder unerfahrenen Tieren außerhalb des Herdenverbandes, bei JKK in Mahdgut, Heu oder Silage, da die fraßabwehrenden Bitterstoffe beim Trocknen und beim Silieren (vermutlich) verschwinden, die PAs aber erhalten bleiben. Die Tierhalter sind für Gesundheit und Wohl ihrer Tiere verantwortlich! Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 20
21 PA-Problematik Honig Für Honigbienen entsteht nach der Rapsblüte ein Trachtloch Rückgang der Stillegungsflächen Vereinfachung der Fruchtfolgen bis hin zu Monokulturen Vermaisung der Landschaft Blütenarmut in der Feldflur Folge: Bienen fliegen in Ermangelung von Alternativen auch (an sich unattraktives) Jakobs-Greiskraut an. Somit können PAs über den Pollen in den Honig gelangen. Aufgrund der späten JKK-Blüte (Jakobstag = 25. Juli) besteht nur in ungünstigen ( frühen ) Jahren und nur für die Sommertracht ein Risiko direkten PA-Eintrages aus JKK. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 21
22 Strategie Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 22
23 Zweigleisige Strategie kurzfristig mittel- und langfristig Informationen Akutmaßnahmen zur Eindämmung problematischer Massenbestände Erarbeitung nachhaltiger Lösungen Effektiv gegen das JKK Kreativ gegen die Blütenarmut Innovativ gegen PA-Einträge Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 23
24 kurz- mittelfristige Strategie 1. Informativ gegen die Verunsicherung Pächteranschreiben 2007, 2013, 2014, 2015 Einrichtung Imker-Telefons T (0431) E jkk@sn-sh.de Aufklärung und individuelle Beratung für Imker, Landbesitzer und andere Betroffene, auch vor Ort Infoveranstaltungen / Imkerstammtische.. Kieler Nachrichten Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 24
25 Kurzfristige Strategie Intensivierung der Akut-Maßnahmen zur Bekämpfung von JKK-Beständen (Einzelpflanzenbekämpfung, Mahd oder Mulchen) Grundlage: Landesstrategie Meiden Dulden Bekämpfen ergänzt um Hinweise des MELUR im April 2015 Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 25
26 Bekämpfung flächige Mahd/Mulchmahd bei Imkerbetroffenheit streifenförmige Mahd/Mulchmahd bei Nachbarbetroffenheit Mahd/Mulchmahd nur dann, wenn mit landwirtschaftlichem Gerät durchführbar Mahd/Mulchmahd grundsätzlich erst ab dem 21. Juni keine grundsätzlichen Ausnahmen für Schutzgebiete (FFH, NSG) Aber: kein Einsatz von Pestiziden auf Naturschutzflächen! Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 26
27 Arpsdorf Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 27
28 Wittensee Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 28
29 Kurzfristige Strategie Bilanz (Mahd/Mulchmahd) 2014: auf 550 ha Grünland der Stiftung Naturschutz 2015 (bis heute): bislang auf rund ha Fläche Umsetzung der Maßnahmen überwiegend durch die Pächter Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 29
30 Kurzfristige Strategie Aber: Mähen allein genügt nicht zwar Beseitigung des JKK-Blütenhorizontes und Verhinderung des Aussamens / der Ausbreitung, aber (z. T. erhebliche) naturschutzfachliche Zielkonflikte, erheblicher Aufwand / Kosten und Mittel- und langfristige Effektivität zur Eindämmung bestehender Bestände ungewiss! Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 30
31 Mittel- und langfristige Strategie Gründung eines JKK-Kompetenzzentrums Zusammenstellung eines mehrköpfigen Teams mit drei Stiftungsangestellten und mehreren Wissenschaftler/-innen der CAU (Landschaftsökologie, (Geo-)Botanik, Tiergesundheit, Toxikologie, ) enge Kooperation mit dem Imker-Landesverband und mit örtlichen Imkervereinen Zusammenarbeit mit dem Landesnaturschutzbeauftragten, MELUR und LLUR Bündelung und Auswertung von Erkenntnissen anderer Forschergruppen und Praktiker aus dem In- und Ausland Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 31
32 Mittel- und langfristige Strategie Effektiv gegen das JKK Forschungsprojekt Methoden der Zukunft : Erprobung unterschiedlicher mechanischer Verfahren unter praxisnahen Bedingungen Mahd vor und gegen Ende / nur gegen Ende der Blüte Mahd in Kombination mit Übersaat / Durchsaat von Konkurrenzarten Bodenbearbeitung und Einsaat von Regiosaatgut / Mahdgutübertragung wissenschaftliche Begleitung durch die CAU Ziel: Entwicklung naturschutzverträglicher Verfahren, mit denen problematische JKK-Vorkommen effektiver, effizienter und vor allem nachhaltig eingedämmt werden können Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 32
33 Mittel- und langfristige Strategie Innovativ gegen die PA-Einträge Forschungsprojekt Blüten für Bienen : Erforschung der Zusammenhänge zwischen JKK-Vorkommen im Umfeld der Bienenstände, alternativem Trachtangebot im Umfeld der Bienenstände, sommerlichem Witterungsverlauf und Blühphänologie, Schleuderdatum und PA-Gehalten im Sommerhonig Ziel: Erarbeitung eines Leitfadens ( Best practice guide ) mit Handlungsempfehlungen für das Imkern trotz JKK Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 33
34 Mittel- und langfristige Strategie Kreativ gegen das Trachtloch Projekte zur Erhöhung der Blütenvielfalt in der Landschaft: BlütenMeer 2020 Blüten für Bienen / VNS-Programm Ackerlebensräume BienenReich Schleswig-Holstein Ziel: Steigerung des Trachtangebotes für Bienen und andere blütenbesuchende Insekten durch (Wiederbe-)Schaffung blütenreicher Wiesen und Weiden, Säume, Ackerrandstreifen usw. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 34
35 Mittel- und langfristige Strategie Informativ gegen die Verunsicherung Forschungsprojekt JKK und Tiergesundheit : Erforschung des Einflusses von JKK-Vorkommen auf Weideflächen auf die Tiergesundheit (Blut- und Leberuntersuchungen) und die Fleischqualität (Untersuchungen von Leber-, Muskel- und Fettgewebe) Ziel: Empirische Überprüfung der geltenden Lehrmeinungen JKK wird auf der Weide nicht gefressen und JKK-reiche Weideflächen führen nicht zu einer PA-Belastung im Fleisch Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 35
36 Fazit Die Stiftung / der Naturschutz hat kein fachliches Problem mit dem Jakobs-Kreuzkraut. Bei nachvollziehbaren Betroffenheiten anderer Flächennutzer geht die Stiftung Naturschutz gezielt gegen problematische Massenbestände vor. Das JKK-Kompetenzzentrum initiiert und koordiniert diverse interdisziplinäre Forschungsprojekte, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Aufklärung der Bevölkerung und individuelle Abstimmung mit Imkern, Flächenbewirtschaftern und andere Betroffenen auch vor Ort sind wichtig. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 36
37 Ende vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Folie 37
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