Datenerhebungen im Feld und die Umsetzung für die Beratung. Wie gut ist der Gemüsebau für die zukünftigen Herausforderungen gerüstet?
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- Lieselotte Maurer
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1 Datenerhebungen im Feld und die Umsetzung für die Beratung Wie gut ist der Gemüsebau für die zukünftigen Herausforderungen gerüstet? LAD Bretzfeld 27. Oktober 2016
2 Gliederung: Rückblick Entwicklung der jetzigen Situation Neue Herausforderungen Sind Lösungsansätze möglich?
3 Erfahrungshintergrund Erste Erfahrungen 1984 / 85 mit Industriemöhren für die Babynahrung. Erste Gehversuche mit Nmin bei Trockenzwiebeln 1987 / 88.
4 Gründe Industriemöhren: Der geforderte Nitratgehalt bei Industriemöhren von 250 mg/kg war schwer einzuhalten. Produktion stand ökonomisch auf der Kippe. Fehlende Kenntnis von Aspekten der Pflanzenernährung auf Betriebsebene. N Düngung erfolgte teilweise organisch und war damit schwer kalkulierbar.
5 Gründe Trockenzwiebel: Die Produktion von Winter-Zwiebeln war hoch profitabel aber es war extrem schwierig, gute, gesunde Bestände zu produzieren. Fehlende Vermarktungsqualitäten. Plötzliche Konkurrenz mit Ware aus Übersee. Winter-Zwiebel-Produktion drohte zu verschwinden.
6 Gemeinsamkeiten beiden Kulturen waren gravierende Qualitätsprobleme in Sachen Nitratgehalte, Schadenfestigkeit, Nachernteverluste und Lagerverhalten. Gründe bei beiden Kulturen: Nicht angepasste Düngung!
7 Wie ging die Geschichte aus? Industriemöhren Nmin Bodenanalytik wurde Pflicht für die Kulturführung und die Flächenauswahl. N Düngung nach Sollwerten. Vermeidung von organisch gedüngten Flächen bzw. deren Ausschuss. Vermeidung von Flächen mit hohen Humusgehalten. Das Problem Nitratgehalte im Produkt wurde gelöst. Die Kultur Industriemöhren fiel später dem Konkurrenzdruck anderer Sonderkulturen zum Opfer.
8 Wie ging die Geschichte aus? Winterzwiebel Nmin Bodenanalytik wurde Standard. N Düngung erfolgte gezielter und angepasster. N Düngung konnte teilweise halbiert (!) werden. Böden, Vorkulturen und Humusgehalte wurden kalkulierbarer. Nmin Abschlusswerte als Kontrollinstrument der Packbetriebe. Die Winterzwiebel konnte 20 weitere Jahre ihre Marktposition behaupten.
9 Warum sind diese beiden Kulturen exemplarisch? Direkter Einfluss der Düngung auf Qualitätsmerkmale. Steuerung von Qualitätsstandards in der Verarbeitung und der Lagerung durch Kulturführung möglich. Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben.
10 Zitate zum Thema (?) Doch um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen braucht es lückenlose Transparenz. Wenn man selber keine Fakten auf den Tisch legt, überlässt man die Diskussion und die Spekulation den anderen. Das ist ärgerlich und unklug. Neben der schonungslosen Transparenz geht es auch um die Kontrolle, würde damit argumentativen Ballast abwerfen und die Meinungsführerschaft bei diesen Thema übernehmen. würde verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen,
11 Wenn man sich in einer Solidargemeinschaft befindet, dann muss man fremde Lasten mittragen, aber auch ertragen, dass eigene Federn an fremde Hüte wandern.
12 Solidargemeinschaft Gemüsebau- unterschiedliche Sichtweisen, unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Betriebsgrößen unterschiedliche Flächennutzung, unterschiedliche Ökobilanzen - ein gemeinsames Problem!
13 Situation Nmin Industriespinat 2012 Anzahl Betriebe: 25 Anzahl Nmin - Messungen: 113 (Vergleich Frühjahr 2011: 22 Betriebe / 71 Messungen
14 Betrieblich Nmin Aktivitäten Industriespinat 2012 Übersicht 1 Anzahl Nmin - Messungen Anzahl Betriebe
15 Zusammen mit Spinatproben für den Frischmarkt machen Nmin-Proben aus der Spinatproduktion ca. 8 % aller Nmin-Proben Gemüsebau aus!
16 Ein Blick über den Gartenzaun zurück auf die Braugerste und ihre N-Düngung
17 Vergleich Nmin-Werte Frühjahr 1993/ 2003 bei Braugerste in Abhängigkeit von der Vorkultur Vorkultur Nmin 0 60 cm (kgn/ha) Getreide Kartoffel Zuckerrübe Mais Zwiebel Ø aller Kulturen
18 Vergleich - Spanne Nmin - Werte 1993/ 2003 bei Braugerste in Abhängigkeit von der Vorkultur Vorkultur Nmin 0 60 cm (kgn/ha) Getreide Kartoffel Zuckerrübe Mais Zwiebel
19 Vergleich Düngeempfehlung 1993/ 2003 bei Braugerste in Abhängigkeit von der Vorkultur Vorkultur Empfehlung kg/ha Getreide Kartoffel Zuckerrübe Mais Zwiebel 10 55
20 WSG-Eich Herbst 2011 Ø Nmin-Meßwerte in kg N/ha in 0 90 cm der Hauptnutzungsarten der Jahre alte Grenze 2007 neue Grenze
21 WSG-Eich Herbst 2011 Ø Nmin-Ergebnisse in kg N/ha in (0 90 cm) einzelner Kulturen in den Jahren alte Grenze 2007 neue Grenze Zwiebeln Getreide Gemüse Kartoffeln Zuckerrüben Stilllegung/begrünt Obstwiese
22 Vergleich Herbstwerte Nmin WSG Eich 2011 und Gemüsebau Pfalz 2012 Gemüsebau Pfalz WSG Eich Ø 56 kgn/ha in 0-90 cm Ø 143 kgn/ha in 0-60 cm 2013: Ø 84 kgn/ha Nur 38 % bleiben unter 60 kgn/ha!
23 Beprobungsindex Wieviel Hektar Anbaufläche entfallen auf 1 Nmin Messung (Fläche in ha / Anzahl Nmin Messungen)
24 Vergleich Beprobungsindex 1993, 2005 u Rheinland-Pfalz / Südhessen Gemüsebau Jahr Anzahl ha Anzahl Nmin Proben Beprobungs- index , , ,21
25 Vergleich Beprobungsindex bei wichtigen Gemüsekulturen 2005 /2007 Rheinland-Pfalz Kultur Anbaufläche in ha Anzahl Beprobungsindex Blumenkohl ,9 7 Brokkoli ,2 Bundmöhren ,5 Bundzwiebel ,9 12,3 Bunte Salate (Eichblatt) ,6 3,8 Chinakohl ,8 6,3 Feldsalat ,3 13,3 Kohlrabi ,7 6,7 Kopfsalat ,9 Radies ,7 32,2 Rucola ,5 Sommerzwiebel ,1 6,8 Spargel ,6 7,8 Spinat ,2 4 Waschmöhren ,8 Winterzwiebel ,1 2,8
26 Entwicklung Nmin-Analysen Jahr Summe Nmin Minus 4020 Analysen Minus 20,8 %
27 Vergleich Nmin - Werte Frühjahr bei Frühkartoffeln in Abhängigkeit von verschiedenen Vorkulturen Nmin kg N/ha 0 30 cm / cm Frühjahr bei Frühkartoffeln Vorkultur / / / / / Ø 0-60 Gemüse 50 / / / / / Kartoffel 36 / / / / / Gründüngung 51 / / / / Zwiebel 43 / / / / / Weizen 23 / / / / / Zuckerrüben 25 / / / / / 40 82
28 Nmin-Werte Frühjahr bei verschiedenen Vorkulturen aus dem Gemüsebau Vorkultur Nmin kgn/ha in 0-60 cm Blumenkohl Broccoli Porree Salate Möhren Spinat Kohlrabi
29 Nmin Werte zur Pflanzung / Saat Juni 2006 in Abhängigkeit von verschiedenen Vorkulturen im Gemüsebau Vorkultur Nmin kg N/ha in 0 30 cm 2006 Blumenkohl 82 Erbsen 59 Kartoffel 79 Kopfsalat 63 Radies 144 Bunte Salate 126 Bundzwiebel 133
30 N-Bilanzen Gemüsebaubetriebe Vorderpfalz 2008 Anzahl Betriebe: 101 Anteil Gemüse N-Bilanz (Mittel) N-Bilanz (Mittel) Abzüglich unvermeidbarer Überschüsse 1 29 % % % % %
31 Nährstoffüberschüsse und der Umgang damit werden die neuen, aktuellen Herausforderungen sein!
32 Was bringt die Novellierung der DÜV für die Praxis der Düngeberatung?
33 DÜV zwingt Betrieb und Berater in das Korsett der Düngebedarfsermittlung.
34 Warum Korsett? Zahlen und damit der Spielraum für die Beteiligten ist klar vorgegeben: Sollwerte / Bedarfswerte Ertragsniveau Messtiefen Nmin-Werte Zu- und Abschläge
35 Gibt es seitens der BOLAP Befürchtungen vor dem Inkrafttreten der Düngeverordnung? Eindeutig Ja!
36 Veränderungen für den Betrieb: Betriebliche Düngung erhält einen völlig neuen Stellenwert. Jede Maßnahme muss hergeleitet, belegbar und nachvollziehbar sein. Der Betrieb muss seine Düngerezeptur selber erstellen können. Düngepraxis und Dokumentation müssen passen. Zur Zeit sind nur wenige Betriebe in der Lage, diese Anforderungen umzusetzen.
37 Veränderungen für den Berater: Es gibt keine Erfahrungen, wie flexibel mit den Vorgaben der DÜV gearbeitet werden kann. Ist eine fachlich fundierte, von den Vorgaben abweichende, Empfehlung und Beratung durch Dritte (akzeptabel) und nachvollziehbar? Welchen Stellenwert haben Ertrag und Qualität im neuen Anforderungsprofil der DÜV?
38 Beratung bedeutet Akzeptanz Vertrauen Wissen durch Erfahrung Mut zur Aussage bzw. Festlegung Das Fehlen nur einer dieser Eigenschaften führt zu einem Beratungsproblem!
39 Beispiele für Düngeberatung bzw. mögliche Schwierigkeiten: Beispiele aus der Fachpresse a. Monatsschrift 12/15 b. LVG Heidelberg / BW c. Praxisbeispiele Frühjahr 2016 d. Praxisbeispiele 2015 für 2. bzw. 3. Nutzung
40 a. Monatsschrift 12/15
41 b. LVG Heidelberg / BW
42 Nmin-Ergebnisse Frühjahr VF Kultur Raps WW WW Buschbohne WW Buschbohne Erbsen Kartoffel Blumenkohl Kartoffel S-Zwiebel Kartoffel Blumenkohl Kartoffel Frühkartoffel W-Möhre Frühkartoffel S-Zwiebel Zuckermais S-Zwiebel Frühkartoffel S-Zwiebel Kartoffel S-Zwiebel Spinat / Radies Frühkartoffel Sp Sp
43 Beispiel Kopfsalat Anbau Folie/Vlies Frühjahr 2016 Nmin 0-30cm: 49 kgn/ha Spanne Nmin 0-30cm: kgn/ha Bedarfsermittlung: + Bedarfswert: Zuschlag Folie/Vlies: 20 - Nmin 0-30cm: ( 0-30cm) 49 Empfehlung kgn/ha 120 Empf. max. (Nmin: 23 kgn/ha) Empf. min. (Nmin: 90 kgn/ha) BOLAP-Empfehlung 130
44 Beispiel S.Zwiebel Aussaat März 2016 Nmin 0-30cm: Nmin 30-60cm : 49 kgn/ha 114 kgn/ha Bedarfsermittlung: + Bedarfswert: Nmin 0-60cm 163 Empfehlung kgn/ha 0 (!) Interne Anpassung: BOLAP Oder 50% Bedarfswert müssen im Oberboden vorliegen! Empfehlung: 30 kgn/ha Unterboden wird nur mit 50% angerechnet! Empfehlung: 50 kgn/ha
45 Nmin-Werte zum Kulturende in einem Betrieb mit Blumenkohl für den Zeitraum Nmin 0-30cm Spanne Nmin 0-30cm Nmin 30-60cm Spanne Nmin 30-60cm 51* (*) * Ist in Zukunft bei Folgekulturen anzurechnen! Plus 80 kgn/ha sind anzurechnen aus Ernteresten Blumenkohl!
46 Entwicklung der Nmin-Werte zum Kulturende in einem Betrieb mit Säkulturen (Bundzwiebel, Radies, Möhren) im Laufe des Jahres 2015 Zeitraum Nmin-Wert Spanne 0-30cm 30-60cm 0-30cm 0-60cm 9.April - Ende April (14) Mai Ende juni (24) Juli Ende August (10) September Mitte Oktober (9) Nmin * * Ist in Zukunft bei Folgenutzung anzurechnen!
47 Was ist die Konsequenz für die Düngeberatung? Nmin zur Kultursteuerung ist ein funktionierendes Instrument. Betriebe mit Erfahrungen können Nmin-Ergebnisse individuell lesen, anpassen und damit jonglieren! Gleiches gilt für die Beratung. Bleibt die Frage: Mit welcher Empfehlung wird gearbeitet?
48 Ausblick Das Problem Nährstoffe und intensiver Gemüsebau ist nicht wegzudiskutieren. Intensive Gemüseproduktion hinterlässt messbare Spuren. Die gezeigten Aktivitäten reichen nicht aus in ihrer Innen- und Außenwirkung. Die Lage ist ernst und nicht leicht zu lösen.
49 Nmin = Nminimum Hatten die alten Zuhörer vor 35 Jahren doch Recht? Wenn ja, dann wäre diese Antwort fatal, weil vom Berufsstand selbst verursacht!
50 Zitate aus Süddeutsche Zeitung 9./10. November 2013, Nr. 259, Seite 2 Außenansicht Radikale Schritte sind nötig Von Thomas von Mitschke-Collande
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