Serie 1/6. Name: Note:

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1 Zentralkommission für die Lehrabschlussprüfungen der kaufmännischen und der Büroangestellten Lehrabschlussprüfungen für kaufmännische Angestellte 00 Betriebs- und Rechtskunde Serie 1/6 Kandidatennummer: Name: Lösungen Bewertungen Vorname: Punktzahl: Note: Die Experten: Diese Prüfungsaufgabe darf 00 nicht im Unterricht verwendet werden. Die Zentralkommission hat das uneingeschränkte Recht, diese Aufgabe für Prüfungs- und für Übungszwecke zu verwenden. Eine kommerzielle Verwendung bedarf der Bewilligung des Autors, des Inhabers des Urheberrechtes. HAG HAG

2 0 Betriebs+Rechtskunde Serie 1/6 Seite schwarz rot Punkte 1. Aufgabe (10 Punkte) Zu jedem Grundbegriff gibt es vier Aussagen. Kreuzen Sie jeweils die richtige Aussage an. a) Steuern ( Bei den direkten Steuern wird die Einzelunternehmung als Steuersubjekt behandelt. ( Aus sozialen Überlegungen sind die lebensnotwendigen Güter (z.b. Lebensmittel) von der Mehrwertsteuer befreit. ( Die Kantone und der Bund haben die Steuern so aufgeteilt, dass die Kantone vor allem indirekte Steuern und der Bund direkte Steuern erheben. (X Keine der obigen Antworten trifft zu. b) Organisation ( Die Umsetzung des ökonomischen Prinzips kann aus einem Organigramm abgelesen werden. ( Die Organisation einer Unternehmung nach Profit-Centern ist insbesondere dort möglich und sinnvoll, wo eine Gliederung nach Tätigkeiten stattfindet. Diese Organisationsform ermöglicht eine straffe Führung der Unternehmung. (X Der wesentliche Unterschied zwischen einer Stabs- und einer Linienstelle besteht in den Kompetenzen der jeweiligen Stelle. ( Das Profit-Center-Prinzip besagt, dass jede Abteilung mit Gewinn arbeiten muss. c) Kollektivgesellschaft ( Sie entsteht mit dem Eintrag ins Handelsregister. ( Bei der Wahl der Firma sind die Gesellschafter frei; sie können Personennamen, Sachnamen oder Fantasienamen verwenden. ( Als Gesellschafter können natürliche und juristische Personen sowie Handelsgesellschaften auftreten. (X Für die Geschäftsschulden haftet primär das Geschäftsvermögen; subsidiär haften alle Gesellschafter solidarisch und unbeschränkt. d) Bankgeschäfte (X Die Ausgabe von Kassenobligationen bedeutet für die Bank ein passives Kreditgeschäft. ( Wenn eine Bank im Wertpapier- und Vermögensverwaltungsgeschäft sehr aktiv tätig ist, zählt man diese Geschäftstätigkeit zu den Aktivgeschäften der Bank. ( Aus Sicherheitsgründen darf auf einer Liegenschaft nur ein Pfandrecht errichtet werden. ( Keine der obigen Antworten trifft zu. e) Betreibung (X Mit dem Abschluss eines Nachlassvertrages erhält der Schuldner einen Zahlungsaufschub. ( Wenn Schuldner und Gläubiger einverstanden sind, kann das Betreibungsamt auf das Einleitungsverfahren verzichten und direkt die Pfändung vollziehen. (X Ein typisches Merkmal der Betreibung auf Konkurs ist die Generalexekution. ( Mit dem Rechtsöffnungsbegehren erhebt der Schuldner Einspruch gegen eine Betreibung.

3 Punkte. Aufgabe ( Punkte) Sachverhalt: Die Müri High-Tech AG beschäftigt etwa 0 Mitarbeiter und hat in den letzten drei Jahren den Umsatz verdoppelt. In der Grundstrategie werden als Zielvorgabe u.a. ein Eigenfinanzierungsgrad von etwa 50% sowie eine gesicherte Liquidität und eine angemessene Ertragskraft genannt. a) Nennen Sie zwei weitere wichtige Zielsetzungen, die in der Grundstrategie der obigen Unternehmung vorkommen sollten. Aussagen über das Leistungsprogramm (Marktleistungen), Wachstum, Marktstellung, Personalpolitik, Beziehungen zur Öffentlichkeit, Beziehungen zu den Marktpartnern b) Wie beurteilen Sie einen Eigenfinanzierungsgrad (Eigenkapital in % des Gesamtkapitals) von 50 %? eine ideale, sehr solide Finanzierung c) In welchen Bereich des Unternehmungskonzeptes gehört die Zielsetzung über den Eigenfinanzierungsgrad? finanzwirtschaftlicher Bereich d) Nennen Sie zwei Bilanzpositionen, welche bei der Müri High-Tech AG das Eigenkapital bilden. Aktienkapital, Reserven, Gewinnvortrag bzw. Bilanzgewinn e) Beschreiben Sie, warum zum Überleben einer Unternehmung auf kurze Sicht eine gesicherte Liquidität wichtiger ist als eine gute Ertragskraft. Eine Unternehmung muss jederzeit den Zahlungsverpflichtungen nachkommen können, sonst droht ihr die Illiquidität und damit der Konkurs. Kurzfristig kann eine Unternehmung auch überleben, wenn sie mit Verlust arbeitet, sofern die Liquidität gesichert ist. Selbstverständlich muss eine Unternehmung langfristig rentabel arbeiten, damit sie überleben kann. f) Mit welcher Kennzahl kann man die Liquidität am besten überwachen, und wie hoch sollte das Ergebnis idealerweise sein? Liquiditätsgrad mit ca. 100% (Liquiditätsgrad mit ca. 00% bzw. Liquiditätsgrad 1 mit 15% 0% nur Punkte) g) Nennen Sie zwei wichtige Argumente, warum im vorliegenden Fall die AG die geeignete Rechtsform ist. Beschränkung der Haftung, d.h. keine persönliche Haftung der Aktionäre bessere Möglichkeit der Kapitalbeschaffung h) Im Rahmen der Fokussierung beabsichtigt die Geschäftsleitung, bestimmte Geschäftsaktivitäten (z.b. Informatik- und Logistikaufgaben) auszulagern. Nennen Sie zwei wichtige Voraussetzungen, damit das Outsourcing für die Müri High-Tech AG sinnvoll ist. kostengünstiger zuverlässige Partner mindestens gleich gute Qualität

4 0 Betriebs+Rechtskunde Serie 1/6 Seite schwarz rot Punkte. Aufgabe (0 Punkte) Sachverhalt: Rolf Büttiker aus Liestal, Automechaniker, interessiert sich sehr für Oldtimer. Er besucht deshalb am 16. Mai eine Ausstellung in der Züspa-Halle in Zürich. Am Stand der Hasco Garage GmbH, Uzwil, findet er den ausgestellten Oldtimer «Bugatti», versehen mit dem folgenden Preisschild «Fr ab MFK» (MFK = Motorfahrzeugkontrolle). Die beiden Vertragsparteien werden sich einig und schliessen einen schriftlichen Kaufvertrag ab. Darin wurde u.a. Folgendes vereinbart: «Kaufpreis Fr netto, zahlbar mit einer Anzahlung von Fr bei Vertragsabschluss und der Rest mit Vorauszahlung auf das Postkonto bzw. bar bei Übergabe des Oldtimers; nach Beendigung der Ausstellung Gratislieferung nach Liestal.» Weitere Abmachungen treffen die Vertragsparteien nicht. Rolf Büttiker leistet die vereinbarte Anzahlung in bar gegen eine Quittung. a) War obiges Angebot der Hasco Garage GmbH verbindlich oder unverbindlich? Begründen Sie Ihren Entscheid, und geben Sie den Gesetzesartikel an. Verbindlich, da das Angebot ohne Einschränkung in einer Ausstellung gemacht wurde; OR 7 (Absatz ). b) In welchem Zeitpunkt wird Rolf Büttiker Eigentümer des Oldtimers? mit der Übergabe c) Musste der vorliegende Kaufvertrag schriftlich abgeschlossen werden, damit er gültig war? Begründen Sie Ihre Antwort, und geben Sie die entsprechenden Gesetzesartikel an. Nein, denn die speziellen Vorschriften über den Fahrniskauf gemäss OR 187 ff. sehen keine bestimmte Form vor. Somit gelten die allgemeinen Vorschriften nach OR 11, wonach dieser Vertrag formfrei abgeschlossen werden kann. d) Rolf Büttiker geht davon aus, dass im vorliegenden Fall für eventuelle Mängel des Oldtimers keine Sachgewährleistung (Garantie) besteht. d1) Ist seine Annahme richtig? Begründen Sie Ihre Antwort. Der Gesetzesartikel ist verlangt. Nein; da die Vertragsparteien diesbezüglich nichts vereinbart haben, gilt das Gesetz. Somit übernimmt der Verkäufer eine Sachgewährleistung; OR 197. d) Angenommen, es besteht eine Sachgewährleistung. Wie lange kann er versteckte Mängel geltend machen? innerhalb eines Jahres nach Ablieferung (OR 10) Sachverhalt: Kurz vor der Lieferung des Oldtimers gibt die Hasco Garage GmbH die Insolvenzerklärung ab. e) Was bedeutet die Insolvenzerklärung, und welche Rechtswirkung tritt ein? Der Schuldner erklärt sich als zahlungsunfähig und deponiert die Bilanz beim Konkursgericht. Dies führt in der Regel zur Konkurseröffnung.

5 Punkte 1 f) Kann Rolf Büttiker damit rechnen, dass er seine Anzahlung von Fr im vollen Umfang zurückerhalten wird? Begründen Sie Ihre Antwort. Nein; die Anzahlung dürfte weit gehend verloren sein. Diese Anzahlung wird als Forderung gegenüber der Konkursmasse behandelt und kommt in die. Konkursklasse des Kollokationsplanes.. Aufgabe (7 Punkte) Sachverhalt: Das Thema «Ferien» führt beim Arbeitsvertrag immer wieder zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Wie entscheiden Sie in den folgenden Situationen? Begründen Sie Ihre Antwort, und geben Sie den entsprechenden Gesetzesartikel an. a) Sachverhalt: Ein Mitarbeiter ist 60 Jahre alt geworden. Hat er nun von Gesetzes wegen Anspruch auf fünf Wochen Ferien? Nein, denn der gesetzliche Ferienanspruch beträgt für alle (über 0-jährigen) Mitarbeiter vier Wochen; OR 9a. b) Sachverhalt: Der Bademeister eines Schwimmbades (Freibad) möchte von Mitte Juli an vier Wochen Ferien beziehen. Der Arbeitgeber ist damit nicht einverstanden. Auf welchen Gesetzesartikel stützt sich der Arbeitgeber, und wie wird er seinen Standpunkt begründen? Nach OR 9c (Absatz ) bestimmt grundsätzlich der Arbeitgeber den Zeitpunkt der Ferien. Dabei nimmt er im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten Rücksicht auf die Wünsche des Arbeitnehmers. Bei einem Freibad bedeutet aber die Zeit von Mitte Juli bis Mitte August eindeutig Hochsaison, und die Anwesenheit des bzw. aller Bademeister(s) ist unerlässlich. 5. Aufgabe (0 Punkte) Sachverhalt: Erwin Dettling ist 0-jährig und mit Elisabeth (7 Jahre alt) seit 11 Jahren verheiratet. Sie haben gemeinsam drei Kinder. Erwerbstätig ist nur der Ehemann. Als Abteilungsleiter bei Möbel Meier AG verdient er brutto etwa Fr im Monat. In der Familie lebt noch ein viertes Kind, Sabrina, 15 Jahre alt, welches als uneheliches Kind von Elisabeth in die Ehe gebracht wurde. Der leibliche Vater von Sabrina hat es anerkannt und zahlt regelmässig die Alimente. Das Möbelhandelsgeschäft Möbel Meier AG erzielte im abgelaufenen Jahr mit 5 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 1 Millionen Franken. Trotz harten Konkurrenzkampfes ist die Möbel Meier AG im Markt gut positioniert und erzielte in den letzten Jahren angemessene Gewinne. Sie verfügt über eine eigene Liegenschaft und mehrere Fahrzeuge. a) Welche Aussagen treffen auf das Möbelhandelsgeschäft Möbel Meier AG zu? je Fehler 1 Punkt (X Ein Möbelhandelsgeschäft gehört zum tertiären Sektor. ( Nach Gesetz hat jeder Mitarbeiter Anspruch auf einen Geschäftsbericht des Arbeitgebers. (X Rechtlich ist es möglich, dass beispielsweise Peter Brunner alleiniger Aktionär der Möbel Meier AG ist. ( Wenn ein Handwerksbetrieb in diesem Möbelgeschäft Büromöbel kauft, erhält er die Möbel MWST-frei gegen Bekanntgabe seiner MWST-Nummer. ( Wenn die Möbel Meier AG eine Familien-AG ist, braucht es keine Revisionsstelle. (X Die Möbel Meier AG zahlt Gewinn- und Kapitalsteuern.

6 0 Betriebs+Rechtskunde Serie 1/6 Seite 6 schwarz rot Punkte b) Die Möbel Meier AG als Arbeitgeber versichert die Mitarbeiter gemäss den gesetzlichen Mindestvorschriften. Welche Versicherungsbeiträge werden Erwin Dettling vom Bruttolohn abgezogen? (X Beiträge für ALV ( Prämie für Berufsunfallversicherung (X Beiträge für Säule a je Fehler 1 Punkt ( Beiträge für die staatliche Altersvorsorge ( Krankenkassenbeiträge (X Prämie für Nichtberufsunfallversicherung c) Die Möbel Meier AG hat verschiedene Haftpflichtversicherungen abgeschlossen. c1) Nennen Sie zwei Haftpflichtversicherungen, welche die Unternehmung sehr wahrscheinlich abgeschlossen hat. Motorfahrzeughaftpflicht Betriebshaftpflicht Gebäudehaftpflicht c) Welches Risiko wird mit einer Haftpflichtversicherung abgedeckt? Schadenersatzpflicht gegenüber einer Drittperson aus einer widerrechtlichen Handlung Sachverhalt: Erwin Dettling verunglückt tödlich und hinterlässt seine Familie gemäss Ausgangslage. Das Inventar per Todestag ergibt einen Nachlass von Fr Irgendwelche Dokumente liegen nicht vor. d) Unter welchem Güterstand lebte das Ehepaar Dettling? Errungenschaftsbeteiligung e) Mit welchen Renten und von welchen Institutionen können die Hinterbliebenen rechnen? Verlangt ist die korrekte Bezeichnung, aber keine Beträge. eine Witwenrente und zwar drei Waisenrenten aus der Säule 1 = AHV 1 Punkt je 1 Punkt aus der Säule = Pensionskasse PK 1 Punkt f) Wer erbt wie viele Franken? die überlebende Ehefrau Elisabeth 1 / = Fr die drei gemeinsamen Kinder 1/ = Fr , d.h. jedes Kind Fr

7 Punkte g) Welche Aufteilung ist der erbrechtlichen Teilung vorausgegangen? die güterrechtliche Teilung h) Nach dem Tod des Ehemannes verfügt die Witwe Elisabeth über eine Bargeldsumme von rund Fr (u.a. aus einer Lebensversicherung). Elisabeth kennt sich in der Vermögensverwaltung nicht aus. Sie dagegen wissen, dass es keine Patentrezepte gibt, aber dass man mindestens drei wichtige Grundsätze bei der Kapitalanlage beachten sollte. Nennen Sie diese drei Grundsätze der Kapitalanlage, und erklären Sie sie kurz. O Grundsatz 1: Sicherheit Erhalt des Kapitals sicherstellen, d. h. Kursverluste, Gläubigerverluste, Währungsverluste möglichst vermeiden 6 O Grundsatz : angemessener Ertrag in Form von Zinsen, Dividenden, Wertzuwachs (Kursgewinne) O Grundsatz : Liquidität jederzeitige Verfügbarkeit über einen Teil des Geldes Sachverhalt: Der verstorbene Ehemann Erwin Dettling hat sich vor dem Tod noch mit der Frage befasst, ob er Sabrina, die aussereheliche Tochter seiner Ehefrau Elisabeth, hätte adoptieren können. i) Überprüfen Sie mit Hilfe des Gesetzes, ob eine Adoption möglich gewesen wäre. Begründen Sie Ihre Antwort, indem Sie die drei Voraussetzungen mit den entsprechenden Gesetzesartikeln nennen. Ja, die Adoption wäre grundsätzlich möglich gewesen. Dazu braucht es allerdings: 1. Eine Ehedauer von mindestens fünf Jahren, was hier erfüllt ist; ZGB 6a (Absatz ). 6 (Korrekturhinweis: Alten Gesetzesartikel auch gelten lassen. Danach gilt: mindestens zwei Jahre verheiratet oder 5 Jahre alt.). Die Zustimmung des leiblichen Vaters von Sabrina; ZGB 65a.. Die Zustimmung von Sabrina selbst, da sie bereits urteilsfähig ist; ZGB 65. k) Nennen Sie zwei bedeutsame Wirkungen der Adoption im vorliegenden Fall. Sabrina erhält die gleiche Rechtsstellung gegenüber Erwin Dettling wie die drei leiblichen Kinder (ZGB 67). Das bisherige Kindesverhältnis zum leiblichen Vater erlischt, und somit fallen auch seine Alimentenzahlungen weg. Sabrina erhält den Familiennamen «Dettling». Sabrina wäre im Todesfall von Erwin erbberechtigt gewesen.