Gründe formulieren Begründungen stützen. 5.1 Einleitung... 2
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- Friederike Wagner
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1 Grundwissen Deutsch Lernheft 5 Gründe formulieren Begründungen stützen Inhaltsverzeichnis: 5.1 Einleitung Gründe formulieren Gründe für einen Standpunkt Vom Beispiel zum Grund Urteile, Vorurteile und falsche Verallgemeinerungen Gründe und Gegengründe Begründungen stützen Stützen durch Rückbindung an die Wirklichkeit Stützen durch Berufung auf Autoritäten Stützen durch weiterführende Überlegungen Hausaufgabe Lösungen zu den Selbstlernaufgaben Copyright Laudius GmbH DE
2 5.1 Einleitung Wir wollen uns in dieser Lektion mit dem Erörtern beschäftigen und da ganz besonders das Problem des richtigen Begründens in den Mittelpunkt stellen. Erörtern kann vieles und viel Unterschiedliches bedeuten. Einmal geht es darum, einen Sachverhalt zu erläutern oder ihn zu durchdenken, ein anderes Mal soll eine Position bezogen und begründet werden, eine Warum-Frage soll ausführlich beantwortet werden oder es müssen gegensätzliche Standpunkte zu einem Problem dargestellt, ihre Begründungen vergleichend nebeneinandergehaltenwerden. Ein anderes Mal geht es darum, sich mit einem Problem auseinanderzusetzen und eine vernünftige Lösung zu suchen; oder aber es muss zwischen mehreren Möglichkeiten entschieden und die Entscheidung muss begründet werden. Häufig geht es beim Erörtern auch (und vor allem) um das plausible Begründen. Entsprechend werden wir uns ganz besonders um das sachgerechte Argumentieren und angemessene Stützen bzw. Absichern von Argumenten zu kümmern haben. Wenn man mehr als einen Grund äußern möchte, läuft man schon Gefahr, zu verwirren. Das lässt sich vermeiden, wenn man die Begründung nach bestimmten Gesichtspunkten aufbaut und die Beziehungen zwischen den vorgebrachten Gründen deutlich zum Ausdruck bringt. Auch das werden wir genauer untersuchen. Schließlich werden wir einzelne Situationen untersuchen, in denen es nötig wird, sachgerecht zu argumentieren. 5.2 Gründe formulieren Ich hab doch gute Gründe. Und doch gibt man mir nicht Recht. Wie kommt das nur? Haben Sie sich das nicht schon bisweilen gefragt, wenn Sie mit Kollegen diskutiert, mit Behörden gestritten, mit dem Chef gesprochen haben? Gründe für einen Standpunkt Wir wollen hier versuchen, die guten Gründe auch so sprachlich darzustellen, dass sie überzeugen oder doch wenigstens die (Gesprächs-/Diskussions-)Partner zu einer genaueren Stellungnahme zwingen. Wir schauen uns zunächst an, wie andere Personen ihre Meinung formulieren und begründen. Beispiel: Junge Leute drängt es danach, so früh wie möglich aus dem Elternhaus auszuziehen, ein eigenes Leben aufzubauen. Neuerdings scheinen es junge Menschen nicht mehr so eilig zu haben, dem Einfluss der Eltern zu entfliehen... Diese Situationsdarstellung zum Thema bildete die Grundlage einer kleinen Meinungsumfrage: 2
3 1. Daniel Blum, Einzelhandelskaufmann: Man sollte weg. Aber solange man nur wenig verdient und sich keine Wohnung leisten kann, ist s halt einfacher, daheim zu bleiben. Bei mir selbst ist das ganz unproblematisch, denn bei uns geht es vertrauensvoll zu, ohne Generationskonflikte. Trotzdem bin ich aus psychologischen Gründen für frühzeitigen Auszug. 2. Monika Barth, Verkäuferin: Wenn Eltern Verständnis für ihre Kinder haben, dann geht s zu Hause gut. Die meisten ziehen doch nur deshalb so früh aus, weil es Spannungen gibt. Viele Eltern vergessen, dass sie auch mal jung waren. Ich selber hatte von klein auf keine Eltern und habe das immer als Entbehrung empfunden. Aber wenn ich sehe, wie s in manchen Familien zugeht, dann bin ich auch wieder froh, von früh an selbstständig gewesen zu sein. 3. Thomas Koritke, Student: Ich wohne jetzt allein, bin aber erst vor drei Monaten von zu Hause ausgezogen. Für mich war es nicht so wichtig, schon mit 18 auszuziehen, da ich mich in meiner elterlichen Umgebung sehr wohl gefühlt habe und nach wie vor wohl fühle. Mein Studium hat mich weggeführt. 4. Sven Wrage, Student: Unbedingt früh weg! Nur das frühe Weggehen macht selbstständig. Ich habe wegen meines Studiums direkt nach der Schulzeit die Stadt gewechselt, verbringe aber die Wochenenden noch zu Hause. Solange man ganz zu Hause lebt, hat man keine Selbstverantwortung. 5. Katrin Strauss, Erzieherin: Ich hin erst mit 24 ausgezogen. Wir hatten zu Hause genügend Platz und viel Vertrauen zu den Eltern. So hat es mir nicht pressiert. Aber gewissermaßen war es doch nicht richtig. Es wird einem zu Hause zu viel abgenommen. Man lernt so die Selbstständigkeit nicht früh genug. Aber bei der heutigen Misere mit den Wohnungen können viele Kinder gar nicht von zu Hause weg. 6. Brigitte Minzloff, Dolmetscherin: Meine Kinder sind verhältnismäßig lange, zeitweise bis heute, zu Hause geblieben. Das ist für mich als Mutter einerseits schön, andererseits bedeutet es aber auch eine Verwöhnung bereits erwachsener Kinder. Im Grunde übt man das Leben nur ein, wenn man auf eigenen Füßen steht, Haushalt, Finanzen, alles in eigener Regie führt. 7. Marita Heinlein, angehende Bürokauffrau: Man sollte so früh wie möglich raus ins eigene Leben. Ich selbst kann mir das noch nicht leisten. Und bei mir zu Hause ist es auch super. Aber zu Hause bleibt man eben doch das Kind. Sowie ich eine Wohnung finde und die Finanzen dazu habe, ziehe ich aus. 8. Klaus Sackenreuther, Historiker: Der Generationskonflikt ist zu keiner Zeit ganz aus der Welt zu schaffen. Junge Leute müssen ihre kleinen oder größeren Probleme mit den Eltern haben, das gehört zur Weltordnung. Ich selbst habe zurzeit zwei Wohnsitze, einen noch im Haus meiner Eltern. So gern ich immer dorthin zurückkehre, so wichtig ist für mich doch das frühzeitige Ausziehen. Man muss sein Leben selbst erlernen und gestalten. 3
4 (Texte aus: WZ, Illustrierte Wochenzeitung, Stuttgart 1990, Nr. 4, S. 3) Die Sprecher begründen alle irgendwie ihren Standpunkt. Einige der Begründungen sind richtig und einsichtig formuliert. Andere sind etwas wackelig. Wir wollen das genauer untersuchen und vielleicht auch verbessern. Selbstlernaufgabe: 1. Ehe Sie nun weiterlesen, bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben: a. Unterstreichen Sie die Begründungen, die Ihnen einsichtig und sinnvoll erscheinen. b. Markieren Sie die Begründungen, die Ihnen wackelig erscheinen. c. Markieren Sie die Begründungen, die nur mit Beispielen arbeiten. d. An einigen Stellen werden Feststellungen getroffen. Was müsste an diesen Stellen noch getan werden, damit die Begründung lückenlos und einsichtig wird? Eine Analyse der einzelnen Äußerungen finden Sie bei den Lösungen. Wir können zusammenfassen: Viele der Sprecherinnen und Sprecher beziehen ihre eigene Erfahrung in ihre Begründung ein. Damit werden sie angreifbar, insofern andere Erfahrungen das Gegenteil begründen können. Oft bringen sie eben nur das Beispiel. Das soll dann schon als Grund angesehen werden. Das allerdings ist ein etwas fragwürdiges Verfahren. Wir wollen uns das an einem Einzelbeispiel etwas genauer ansehen. Beispiel: Ich bin der Meinung, man sollte nicht mit 18 zu Hause ausziehen, denn mir geht es zu Hause immer noch ganz gut. Dagegen: Ich bin der gegenteiligen Meinung, denn ich habe zu Hause dauernd Krach. Es wird deutlich, dass sich die Beispiele gewissermaßen gegenseitig aufheben. Beide haben Recht, keine kann den Ausschlag für eine Entscheidung geben. Was also ist zu tun? Vom Beispiel zum Grund In einer Stammtischdiskussion geht es um das Thema: Soll man in einen Verein eintreten oder doch lieber nicht? Unter anderem werden zwei Positionen in einem Teilbereich ( Freiheit und Gängelung im Verein ) vertreten: Fritz: Ich war in einem Verein. Da wurde ich immer gegängelt. Da bin ich bald wieder ausgetreten. Dem entgegnet Walter: Ich bin noch im selben Verein. Ich wurde eigentlich nie gegängelt. Ich kann immer meine Meinung sagen und wenn ich im Recht bin, finde ich auch immer eine Mehrheit. 4
5 Die Beispiele heben sich auf. Damit ist keines der Beispiele in der Lage, die jeweilige Meinung voll zu begründen. Die Begründung bleibt im subjektiven Empfinden und damit fragwürdig. Will man aus Beispielen ein Argument gewinnen, so muss man das den Beispielen Gemeinsame zusammenfassen und vorsichtig und umsichtig formulieren. In unserem Fall haben wir noch mehr Beispiele für das Gängeln. Wie kommt man von ihnen her zu einem Argument? das Argument Die Freiheit wird in einzelnen Teilen beschnitten, man muss sich unterordnen. (Geltungsbereich!) das Gemeinsame Alle drei können nicht tun, was sie wollen. Ein anderer Mensch bestimmt, was getan wird. Beispiele Klaus will ins Kino, muss, muss aber ins Training Werner möchte Fußball spielen, Trainer ordnet Konditionstraini ng an. Timo muss etwas Wichtiges fragen, wird gleich angemotzt. So geht das also. Das Argument muss vorsichtig formuliert werden, indem sein Geltungsbereich angegeben wird. An einem zweiten Beispiel sei alles nochmals verdeutlicht. Wir haben einen Wanderverein, einen Aeroklub, einen Segelverein, einen Modellbauklub, einen Musikverein und eine Brieftaubenzüchtervereinigung. Wir versuchen nun, einen Grund abzuleiten, der für alle Vereine angewendet werden kann und die Aufforderung, in einen Verein einzutreten, zu begründen vermag. Es wird nach den spezifischen Tätigkeiten zu fragen sein, denen sich die einzelnen Vereine widmen. Anschließend wird gefragt nach dem allen Tätigkeiten Gemeinsamen. Dies wird in eine Wenn-dann-Formulierung eingebracht. Daraus schließlich lässt sich ein allgemeiner Grund ableiten, der noch angemessen vorsichtig formuliert werden muss. 5
6 Behauptung: Spaß im Verein ist tatsächlich eine Freizeitalternative, denn Als Grund formuliert: bei den Vereinen gibt es fast für jeden Wunsch der Freizeitgestaltung etwas. Feststellung: Die Vereine bieten viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an. Gemeinsamer Gesichtspunkt: Freizeitbeschäftigung Tätigkeiten/ Interessen: Beispiele/ Vereine Wandern Segeln Modelle Brieftauben Musizieren bauen züchten im Orchester Wander- Segel- Modellbau- Brieftauben- Musikverein verein club verein züchter Es ist wohl klar geworden: Beispiele lassen Gegenbeispiele zu, die sich dann gegenseitig aufheben. Wenn man aus mehreren Beispielen einen Grund ableiten will, so muss man nach dem allen Beispielen Gemeinsamen fragen. Dies muss dann so umsichtig formuliert werden, dass auch mit Ausnahmen nicht widersprochen werden kann. Beispiel: Bei den Vereinen gibt es fast für jeden Wunsch der Freizeitgestaltung etwas Urteile, Vorurteile und falsche Verallgemeinerungen Oft werden wir mit Argumenten konfrontiert, da bleibt uns nur noch ein hilfloses Schulterzucken. Wo liegen da die Fehler? Wie kann man sich wehren oder doch wenigstens klar stellen, dass es so auch nicht geht? Ein paar Beispiele, wie sie täglich zu hören sind: Fall 1: Ein kleines Mädchen rennt im Garten wild hin und her. Die Mutter ermahnt es: Geh langsam! Keine Veränderung. Da stolpert das Kind über einen heruntergefallenen Ast und fällt hin. Siehst du!, sagt die Mutter, So geht das, wenn man nicht gehorcht. 6
7 Fall 2: Heinz war mit einem italienischen Jungen befreundet. Eines Tages fehlt ihm eine Briefmarke. Nur sein Freund konnte sie ihm weggenommen haben. Seitdem sagt Heinz jedem, der es hören will: Alle Italiener klauen! Fall 3: Klaus liest täglich die XYZ-Zeitung. Seine Freunde behaupten: Klaus ist dumm. Nur Dumme lesen die XYZ-Zeitung. Fall 4: Bei Meiers hielt gestern ein Streifenwagen vor der Haustür. Jetzt erzählt man in der Straße: Da muss was los gewesen sein. Einer von Meiers hat ein krummes Ding gedreht. Fall 5: Michael hat seine erste Zigarette geraucht. Sein Vater hat etwas mitgekriegt und meint: Du wirst noch an Lungenkrebs sterben. Fall 6: Karli hat bei der Klassenarbeit gemogelt und ließ sich erwischen. Der Lehrer wirft ihm vor: Du bist ein Betrüger! Du wirst noch im Gefängnis enden! Fall 7: Schadensmeldungen während einer Woche aus der 9b: Türschloss beschädigt; zwei Fenster ohne Scheiben; Wasserhahn defekt; ein Stuhl beschädigt; Papierkorb zertrümmert; Schwamm verschwunden. Bei einer Konferenz stellt der Klassenlehrer fest: Die 9b besteht aus lauter Rowdys. Selbstlernaufgabe: 2. Beschreiben Sie genau den jeweiligen Fehler und erklären Sie, wie der Fehler zustande gekommen ist. Wir können festhalten: Nicht alle Überlegungen führen zwangsläufig zu korrekten Schlüssen, nicht alle Verallgemeinerungen sind in ihrer Allgemeinheit sinnvoll, zulässig oder richtig. Gerade hier haben wir es immer wieder mit Vorurteilen zu tun, die eigentlich nicht mehr als Argumente akzeptiert werden können. Manchmal handelt es sich bestenfalls um Vermutungen. Diese müssen dann auch als solche sprachlich gekennzeichnet werden. ( Vermutlich... ) Gründe und Gegengründe Wie ist es mit Gründen? Man spricht zwar von Gegengründen, aber solche Gegengründe heben die Gründe nicht auf. Sie können allerdings ein anderes Gewicht haben. Deshalb geht es bei einer sauberen Begründung nicht um das Aufheben, sondern um das Gewichten von Gründen. Die Gründe, die dann am schwersten wiegen, sollten auch die Entscheidung bestimmen. Gründe beziehen sich immer auf Behauptungen, die sie stützen oder denen sie widersprechen, nie auf Gegengründe. Gegengründe kann man nur auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Etwa: Stimmt die 7
8 Logik? Oder: Stimmen sie mit der behaupteten Wirklichkeit überein? Man kann sie, sofern sie richtig formuliert sind, nicht widerlegen. Für die Schlussentscheidung gilt: Gründe können verschiedenes Gewicht haben. Deshalb muss man vor der Entscheidung die Gründe gegeneinander abwägen. Am besten gibt man auch den Standpunkt an, von dem aus man die Gründe gewichtet. Beispiel: Wenn ich nun als Jugendlicher, der bald 18 wird, die einzelnen Gründe gegeneinander abwäge, dann bin ich der Meinung, man sollte schon zu Hause ausziehen und ein eigenes Leben in Angriff nehmen, sofern man sich das finanziell leisten kann. Oder zum selben Problem: Wenn ich als Vater, der das alles zu finanzieren hat, eine Entscheidung treffen soll, dann kann ich nur sagen... Oder zum selben Problem: Als Mutter, die das Hotel Mama zu führen hat, kann ich nur sagen: Auszug so früh wie möglich. Wie ist es nun, wenn man weitere Behauptungen als Begründung im Kopf hat? In solchen Fällen ist zu empfehlen, einfach die Warum-Frage gewissermaßen zu verlängern und zu klären. D. h.: Es wird an die Behauptung ein Begründungssatz angeschlossen. Das Ganze ist dann als Argument anzusehen. Beispiel: Position Behauptung (als Grund) Begründungssatz Ich lehne die Aussage Sport ist im Verein am schönsten ab. Man wird da zu sehr in seiner Freiheit beschränkt, da der Einzelne immer wieder zugunsten der Mehrheit zurückstecken muss. Zusammenfassung: Will man vom Beispiel zum Argument kommen, so muss das den beispielen Gemeinsame herausgefiltert werden.das Argument selbst muss vorsichtig formuliert werden, indem man seinen Geltungsbereich angibt. bei Verallgemeinerungen ist immer Vorsicht angebracht. Bisweilen kommt es gerade in diesem Zusammenhang zu Vorurteilen, die nicht als Argumente akzeptiert werden können. Gründe können durch Gegengründe nicht aufgehoben werden. Eine Entscheidung ist abhängig von der Gewichtung, die der Entscheidende vornimmt. Gründe können verschiedenes Gewicht haben, deshalb müssen sie vor der Entscheidung gegeneinander abgewogen werden. Beispiele können zwar nicht begründen, doch sollte man auf sie nicht ganz verzichten. Sie können die Begründungen demonstrieren und stützen. 8
9 5.3 Begründungen stützen Mit Beispielen kann man nicht begründen. Sollte man da ganz auf die Beispiele verzichten? Oh nein. Beispiele haben eine wichtige Bedeutung, wenn man argumentiert. Sie können zwar kein Argument sein, sie können nicht als Grund angeführt werden, aber sie können Argumente und Gründe verdeutlichen, unterstützen. Wir wollen nun untersuchen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, ein Argument zu stützen bzw. zu veranschaulichen oder zu unterstreichen Stützen durch Rückbindung an die Wirklichkeit Argumente, bleiben sie ohne Stütze, wirken oft recht blass und blutleer, da sie zwar aus der Wirklichkeit abgeleitet, aber eben doch etwas abgehoben sind. So haben sich verschiedene Möglichkeiten ergeben, eine Rückbindung an die Wirklichkeit zu gewährleisten. Die einfachste Rückbindung stellt das Beispiel, das eigene Erleben dar. Aber man kann auch durch das Vorzeigen von Belegen eine Anbindung an die Wirklichkeit sichern. Besonders breit ist die Anbindung, wenn man sich auf eine Statistik beruft. Damit hat man gleich viele Beispiele zusammengezogen. Stütze Beispielformulierung Beispiel Vereine bieten viele Möglichkeiten, so gibt es z. B. in unserem Dorf 16 verschiedene Vereine mit ganz verschiedenen Angeboten, die reichen vom... bis zum... Beleg..., schlägt man z. B. die Zeitung auf, so stößt man auf unzählige Berichte von Vereinen und ihren Betätigungen... Statistik Eine Auswertung der Beteiligung an verschiedenen Vereinsaktivitäten ergab, dass im vergangenen Jahr jeder zweite Einwohner unseres Dorfes mindestens an zwei Vereinsveranstaltungen teilgenommen hat... Erlebnis... ich habe es erst im letzten Jahr selbst erleben dürfen, was es bedeutet, im Verein Rückhalt zu haben, wenn es um die Bewältigung einer schwierigen Situation geht... Selbstlernaufgabe: 3. Formulieren Sie zu folgenden Behauptungen Gründe und stützen Sie diese Gründe: a. Es ist durchaus sinnvoll, das Spielen eines Musikinstruments zu erlernen. b. Ein täglicher Spaziergang von 2 bis 4 km stärkt das Wohlbefinden. c. Es ist manchmal notwendig, auch einem Freund die Meinung zu sagen. 9
10 5.3.2 Stützen durch Berufung auf Autoritäten Nun gibt es aber auch Stützen, die nicht direkt mit Beispielen zu tun haben, sehr wohl aber geeignet sind, um einem Argument ein besonderes Gewicht zu verleihen. Stütze Autorität, Fachmann Zitat/ Dichterwort Sprichwort/Redensart Recht/Verordnung/Gesetz allgemeingültige Wertvorstellungen (Menschenrechte...) gesunder Menschenverstand öffentliche Meinung Bild, Vergleich Beispielformulierung Die Mitarbeit im Verein zeugt nicht zuletzt auch davon, politisch verantwortlich zu handeln, denn nicht umsonst hat der Bundespräsident erst neulich die ehrenamtliche Tätigkeit im Verein besonders hervorgehoben... Die Vielfalt der Vereine wird den Erfordernissen unserer Zeit besonders gerecht, denn wie sagt schon Goethe: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen... Ich beende nach neun Jahren die Schule, denn ich möchte nach meiner Schulzeit ein Handwerk erlernen. Schließlich glaube ich an das Sprichwort Handwerk hat goldenen Boden. Vereine können auch größere Veranstaltungen kostengünstig durchziehen, denn laut Gemeinderatsbeschluss können sie einmal pro Jahr die Festhalle kostenlos nutzen... Vereine fordern Einschränkung. Für mich stellt aber die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und ungehindert zu betätigen einen so großen Wert dar, dass ich nicht gewillt bin, auch nur in Teilen darauf zu verzichten natürlich kann man mehr erreichen, wenn man einer Gemeinschaft angehört. Das sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand... Manche treten einem Verein bei, wenn sie neu an einen Ort ziehen, denn sie möchten sich möglichst rasch integrieren. Das geht, so meint man jedenfalls, am besten im Verein... Ich lehne das Wohnen in einem Hochhaus ab, denn da wäre es mir einfach zu eng, ich käme mir vor wie ein Huhn in einer Legebatterie... Selbstlernaufgabe: 4. Formulieren Sie zu den folgenden Behauptungen Gründe und Stützen: a. Es ist richtig, möglichst früh Fremdsprachen zu erlernen. b. Als Sportler sollte man auf Doping verzichten. c. Es ist gut, wenn Kinder auch einmal auf etwas verzichten müssen. d. Es ist unabdingbar, dass man immer und unter allen Umständen die Wahrheit sagt. 10
11 5.3.3 Stützen durch weiterführende Überlegungen Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, durch logische Schlüsse und weiterführende Überlegungen ein Argument zu stützen. Auch auf ähnlich gelagerte Fälle kann man stützend verweisen. Stütze Logischer Schluss Paralleler Schluss Angabe des Zwecks Annahme des Gegenteils Vorstellung einer Hypothese Verlängerung (was wird das erst, wenn...) Beispielformulierung Es ist richtig, einem Verein beizutreten. Im Verein wird miteinander verhandelt, miteinander gehandelt usw. Damit wird man eingebunden in eine Gemeinschaft, wird integriert. Und das will man schließlich... In der Schule hatte man die Klassengemeinschaft als Rückhalt. Nach der Schule fehlt ein solcher Rückhalt in einer größeren Gemeinschaft. Da kann der Verein in die Bresche springen und Gemeinschaft anbieten... Man will heraus aus der Isolation, will die Vereinsamung vermeiden, da gibt es den einfachen Weg, im Verein Anschluss zu suchen. Nehmen wir einmal an, ich trete keinem Verein bei. Was entgeht mir da schon? Angenommen, ich trete einem Verein bei, dann geht es schon los: Ich muss ein Formular ausfüllen, muss mich verpflichten, die Satzung einzuhalten, muss Beitrag leisten, Arbeitsstunden leisten... Ich bin eigentlich schon jetzt einer, der gern hilft und nicht nein sagen kann; was würde das erst, wenn ich in einem Verein wäre und für viele zur Anlaufstation würde? Selbstlernaufgabe: 5. Formulieren Sie zu den folgenden Behauptungen Gründe und Stützen: a. Es ist unsinnig, Naturschutzgebiete für Besucher zu sperren. b. Mit 18 oder 20 Jahren sollte man sich verselbstständigen und zu Hause ausziehen. c. Das Züchten bestimmter (Kampf-)Hunderassen muss völlig verboten werden. d. Jeder sollte zur Mitgliedschaft in einer Hilfsorganisation (Feuerwehr, soziale Dienste...) verpflichtet werden. 6. Im Folgenden finden Sie Gesprächsausschnitte. Thema: Wie stelle ich mir nach dem Realschulabschluss meine weitere Ausbildungslaufbahn vor? Untersuchen Sie die einzelnen Begründungen. Welche Möglichkeiten der Stützung werden jeweils genutzt? Was überzeugt Sie am meisten? Untersuchen Sie die folgenden Begründungen. Welche Möglichkeit der Stützung wird jeweils genutzt? 11
12 Aus einer Befragung zur weiteren Ausbildungslaufbahn. Martina: Klaus: Kirsten: Georg: Karsten: Elmar: Christina: Johanna: Peter: Claudia: Susanne: Ich werde nach der zehnten Klasse die Schule verlassen. Ich möchte endlich mal was Praktisches machen. Hier in der Schule gibt es nur Theorie. Ich möchte zwar auch einen praktischen Beruf erlernen, aber vorher will ich doch das Abitur machen. Man hat dann mehr Chancen. Und in der Ausbildung wird einiges leichter. So weiß ich von Bekannten, die mit Abiturienten in der Ausbildung sind, dass sie vor allem in der Berufsschule ganz schön im Nachteil sind. Für mich zählt mehr die Tatsache, dass ich in der Schule die Chance habe, noch einiges mitzubekommen, was ich sonst nicht mitkriegen würde. Ich möchte zwar einen Beruf ergreifen, für den man kein Abitur braucht, aber trotzdem... Ich gehe ab. Die Schule bringt s doch nicht. Oder was hab ich denn davon, wenn ich weiß, wann Goethe oder Schiller oder sonst so n Knilch gelebt hat? Ich mache weiter. Denn: Jetzt aufhören, das wäre doch, wie wenn du in einem m-Lauf nach m aufgeben würdest. Mein Vater sagt immer: Handwerk hat goldenen Boden. Und ich finde, er hat Recht. Deshalb habe ich mir eine Lehrstelle gesucht. Ich möchte Medizin studieren. Dafür braucht man halt das Abitur. Ich möchte Arzthelferin werden. Trotzdem mache ich erst das Abitur. Ich finde, man soll nicht immer gleich fragen: Was bringt mir das materiell? Außerdem kann man nicht wissen, was man noch einmal brauchen wird. Ich habe erst neulich gelesen, dass wir uns daran gewöhnen müssen, immer wieder umzulernen. Und ich finde, in der Schule wird man ganz gut darauf vorbereitet. Das sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand, dass man mehr Chancen hat, wenn man mehr weiß. Ich mach weiter mit der Schule. Würde ich von der Schule gehen, dann gäbe es zu Hause erst mal einen Riesenkrach. Und ich denke, irgendwie haben meine Eltern schon Recht, wenn sie sagen, ich solle es mal besser haben; und dafür brauche man eben das Abitur. Angenommen, ich bleibe in der Schule und schaffe am Ende das Abitur dann doch nicht. Da hätte ich dann drei oder vier Jahre verloren. Darum gehe ich lieber gleich ab, denn so viel bringt mir das Abitur nicht. Zusammenfassung: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Argument zu stützen: Rückbindung an die Wirklichkeit durch ein Beispiel, einen beleg, durch eine Statistik, ein eigenes Erlebnis Berufung auf Autoritäten (Fachmann, Zitat, Sprichwort, Recht, Gesetz, allgemeine Wertvorstellungen, gesunder Menschenverstand öffentliche Meinung Bild oder vergleich (dabei ist Vorsicht geboten!) weiterführende Überlegungen (logischer Schluss, paralleler Schluss, Angabe des Zwecks, Annahme des Gegenteils, Hypothese Verlängerung eines Gedankens, einer Möglichkeit 12
13 5.4 Hausaufgabe Die folgenden Beiträge zu einer Umfrage enthalten Gründe, Beispiele, Verallgemeinerungen usw. 1. Analysieren Sie die einzelnen Beiträge: Was ist was? 2. Ergänzen Sie die Gründe durch geeignete Stützen. 3. Formulieren Sie zu den Beispielen Gründe. 4. Formulieren Sie die Verallgemeinerungen so, dass ihr jeweiliger Geltungsbereich angegeben wird. Abfälle ex und hopp. Wie stehen Sie zu Abfall und Umweltschutz? Text 1 Jeder sollte die Abfälle selbst wegräumen. Es ist aber auch die Schuld der Industrie. Es gibt viel zu viel Verpackungsmaterial. Man sollte nur noch Sachen mit möglichst wenig Verpackung kaufen. Auch Dosen und Einwegflaschen sollte man meiden. Bei der Milch hat es sich doch gezeigt, dass man auch wieder umdenken kann. Text 2 Das Problem der Verschmutzung durch Abfälle sollte von zwei Seiten angegangen werden: permanente Aufklärung auf der einen Seite und auf der anderen Seite ein Aktivwerden des Gesetzgebers. Informationen und Appelle allein nützen nichts. Also muss der Gesetzgeber einschreiten und die Maßnahmen zur Abfallverminderung perfektionieren, weil die Verpackungsindustrie die vorhandene Mentalität zu Luxus und Bequemlichkeit ausnützt. Und der Verbraucher konsumiert, ohne groß nachzufragen. Wenn ich z. B. sehe, was da alles zwei-, dreimal verpackt ist, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln. Text 3 Man sollte in Läden die Verpackung grundsätzlich zurückgeben und auf umweltfreundliche Verpackungen achten. Hier liegt nämlich die Ursache für das Überhandnehmen der Abfälle, die jeder jeden Tag in seinen Abfalleimer geben muss, oder eben sonst wohin wirft. Text 4 Die kleinen Abfälle das ist nicht das Hauptproblem. Die Industrie und die Autos bringen viel größere Verschmutzungen hervor. Da sind die Perspektiven völlig verschoben. Die Müllüberbelastung im Ganzen, die ist gefährlich, aber nicht die Zigarettenkippe im Park; im Übrigen: Wenn Papierkörbe aufgestellt sind, geht man schon hin und wirft seinen Dreck hinein. Text 5 Schlimmer als die Kippe am Wegrand ist doch zum Beispiel die unqualifizierte Beseitigung von Arzneimitteln, Batterien usw. Die Industrie schmeißt doch alles wahllos weg. 13
14 Text 6 Die Frage ist, wie man die Sache in den Griff bekommen kann. Nicht mehr so viel Verpackung wäre ein Anfang. Und mit den kurzlebigen Konsumgütern darf es auch nicht mehr so wie bisher weitergehen. Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, die Dinge als Einmal-Sache zu benutzen, vom Plastikbecher bis zur Mode. Text 7 Im Vergleich zu Nordamerika, wo ich lebe, ist es hier sehr sauber. Es gibt Behälter für Glas, für Papier. Man trennt den Müll. Die Straßen sind sauber. Das ist schon imponierend. Aber andererseits lassen die Deutschen ihr Land durch die Autos verdrecken und verstänkern. Man erlässt kein Tempolimit. Das ist mir unverständlich... (Texte z.t. aus: IWZ-Illustrierte Wochenzeitung Nr. 37, Stuttgart 1989, S.3) 5.5 Lösungen zu den Selbstlernaufgaben 1. Ehe Sie nun weiterlesen, bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben: Lösung: a. Unterstreichen Sie die Begründungen, die Ihnen einsichtig und sinnvoll erscheinen. b. Markieren Sie die Begründungen, die Ihnen wackelig erscheinen. c. Markieren Sie die Begründungen, die nur mit Beispielen arbeiten. d. An einigen Stellen werden Feststellungen getroffen. Was müsste an diesen Stellen noch getan werden, damit die Begründung lückenlos und einsichtig wird? 1. Die Grundforderung wird formuliert. Eine Begründung wird gegeben, indem ein wesentlicher Grund für die Gegenposition benannt wird. Die eigene Entscheidung wird dargestellt. Der Grund ( denn... ) ist allerdings nicht ganz nachvollziehbar. Es werden ganz allgemein pauschale Gründe (psychologische Gründe) genannt, die in dieser Allgemeinheit nicht tragfähig sind. 2. Es wird so etwas wie eine Beschreibung der Wirklichkeit versucht, für die ein Grund genannt wird (Spannungen). Dieser Grund wird hinterfragt (viele Eltern). Dann wendet sich die Sprecherin der eigenen Lebenserfahrung zu. Aus ihrer Äußerung wird nun eine Meinung zum Thema ablesbar. Die Begründung erfolgt indirekt vom Gegenteil her (wenn ich sehe ). 3. Die Äußerung bringt eine saubere Beschreibung der Wirklichkeit, die so erlebt wurde. Die Begründung vom eigenen Erleben her vermag zu überzeugen. 4. Die Meinung wird in einem knappen Satz zum Ausdruck gebracht. Es wird ein Grund genannt, der allerdings in seiner Formulierung fragwürdig erscheint, insofern er alle anderen Möglichkeiten ausschließt: Nur... Das eigene Erleben wird angeführt und soll vermutlich die Grundaussage stützen. Es erfolgt ein weiteres Argument des zentralen Grundes (Selbstverantwortung), allerdings wird nicht klar, was konkret damit gemeint ist. Auch die Formulierung erscheint hier problematisch, da sie angreifbar ist. 14
15 5. Die Äußerung geht vom persönlichen Erleben aus und erschließt aus eine Begründung, die für die neue Position spricht. Es wird aber dann abgeschlossen mit einem Blick auf die Realität, die doch Probleme bereithält, wenn die als richtig angesehene Entscheidung vollzogen werden soll. 6. Die Äußerung geht wieder vom eigenen Erleben aus und versucht, beiden Möglichkeiten gerecht zu werden. Sie sieht vor allem die negativen Gesichtspunkte der einen Entscheidung. Die Gründe, die sie für das Selbstständigwerden der Kinder nennt, vermögen zu überzeugen, wenngleich sie sehr allgemein formuliert sind. 7. Diese Äußerung stellt eine Entscheidung vor und konfrontiert sie mit den eigenen Möglichkeiten einer Realisierung. Einerseits werden die Bedingungen für die Realisierung benannt, andererseits der entscheidende Grund, der die Entscheidung nahelegt. 8. Diese Äußerung versucht das Problem etwas weiträumiger anzugehen (Stichwort: Generationskonflikt ). Der Sprecher scheint für sich einen Kompromiss gefunden zu haben: zwei Wohnsitze. Er ist allerdings doch für das frühzeitige Ausziehen. Diesen Gesichtspunkt begründet er. 2. Beschreiben Sie genau den jeweiligen Fehler und erklären Sie, wie der Fehler zustande gekommen ist. Lösung: Folgende Fehler wurden gemacht: Fall 1: Der Fehler: Die Mutter stellt einen falschen Zusammenhang zwischen dem Ungehorsam und dem Hinfallen her. In Wirklichkeit ist der heruntergefallene Ast die Ursache für das Stolpern des Kindes und keineswegs die Tatsache, dass es nicht gehorcht hat. Der Fehler kommt dadurch zustande, dass die Mutter dem Kind klarmachen möchte, dass es an sich sinnvoll ist, zu gehorchen; und dass man vor Schaden bewahrt wird, wenn man einem gehorcht, der mehr Erfahrung hat. Die Mutter hätte besser sagen sollen: Siehst du, hättest du auf mich gehört und wärst langsamer gegangen, dann wärst du nicht gestolpert. Fall 2: Heinz schließt von einem Einzelfall auf alle möglichen Fälle. Dazu kommt noch, dass selbst dieser Einzelfall noch nicht klar bewiesen ist. Heinz hätte bestenfalls sagen können: Mein Freund, der Italiener, hat mir einmal etwas geklaut. Fall 3: Die Freunde von Klaus haben ein Vorurteil, was die XYZ-Zeitung angeht. Von diesem Vorurteil her beurteilen sie Klaus, der die XYZ-Zeitung liest. Hier ist eine Korrektur der Aussage nicht möglich. Man sollte besser auf eine solche Aussage verzichten. Fall 4: Die Leute in der Straße haben eine blühende Fantasie. Sie schließen vom Auftauchen eines Streifenwagens auf den Zweck des Auftauchens. Hier vermuten sie, ohne genauere Gründe angeben zu können. Bestenfalls könnte man sagen: Bei Meyers hielt ein Streifenwagen vor der Haustür. Nun kann man nur noch fragen, was die bei Meyers gewollt haben. Fall 5: Michaels Vater macht gleich mehrere Fehler: Aus einer Vermutung macht er eine Behauptung, aus Michael, der seine erste Zigarette geraucht hat, macht er einen 15
16 Raucher, aus der möglichen Gefährdung der Gesundheit durch das Rauchen macht er eine tatsächliche und gesicherte Gefährdung der Gesundheit. Er hätte besser gesagt: Fang lieber gar nicht erst an mit dem Rauchen. Raucher leben gefährlich, so hat man festgestellt, dass ein Großteil der an Lungenkrebs Gestorbenen einmal Raucher waren. Fall 6: Karlis Lehrer macht mehrere Fehler in seiner Argumentation: Zunächst schließt er vom Einzelfall auf die allgemeine Haltung, sodann macht er aus dem Mogeln bei der Klassenarbeit einen Betrug größeren Stils, schließlich macht er aus einer Mücke einen Elefanten und übersieht den qualitativen Unterschied zwischen einer Mogelei bei einer Klassenarbeit und einer Betrügerei, die mit einer Gefängnisstrafe geahndet wird. Fall 7: Der Klassenlehrer sollte die Schüler der 9b nicht in einen Topf werfen. Die genannten Schäden haben einzelne Verursacher. Solange diese nicht festgestellt sind, ist es nicht zulässig, von der gesamten Klasse als einer Gruppe von Rowdys zu sprechen. Er würde besser sagen: Die aufgetretenen Schäden gehen weit über das hinaus, was in einer 9. Klasse als normal hingenommen werden kann. Es wird höchste Zeit, dass wir feststellen, wer die einzelnen Rowdys sind, die die ganze Klasse in Verruf bringen. 3. Formulieren Sie zu folgenden Behauptungen Gründe und stützen Sie diese Gründe: Lösung: a. Es ist durchaus sinnvoll, das Spielen eines Musikinstruments zu erlernen. b. Ein täglicher Spaziergang von 2 bis 4 km stärkt das Wohlbefinden. c. Es ist manchmal notwendig, auch einem Freund die Meinung zu sagen. a. Begründung: Musik, die man selbst spielt, erlebt man ganz anders als Musik, die man hört. Stütze: Ich habe das selbst erlebt. Seit ich Keyboard spiele, gefallen mir die Melodien, die ich selbst spielen kann, ganz besonders gut. b. Begründung: Ein solcher Spaziergang an der frischen Luft fördert die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff. Beleg: Eine statistische Untersuchung hat ergeben, dass Hundebesitzer, die schon wegen ihrer Hunde regelmäßig an die frische Luft müssen, deutlich seltener an Durchblutungsstörungen leiden. c. Begründung: Es wird so möglich, ihn gegebenenfalls vor Schaden zu bewahren. Stütze: So gelang es mir neulich, meinen Freund von einem Streit mit seinen Eltern, in dem er deutlich den Kürzeren gezogen hätte, abzubringen. 16
17 4. Formulieren Sie zu den folgenden Behauptungen Gründe und Stützen: Lösung: a. Es ist richtig, möglichst früh Fremdsprachen zu erlernen. b. Als Sportler sollte man auf Doping verzichten. c. Es ist gut, wenn Kinder auch einmal auf etwas verzichten müssen. d. Es ist unabdingbar, dass man immer und unter allen Umständen die Wahrheit sagt. a. Begründung: In früher Jugend ist das Gehirn noch besonders aufnahmefähig und kann viel behalten. Stütze: Schon das Sprichwort sagt: Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will. b. Doping stellt einen massiven Eingriff in den Stoffwechselhaushalt des Menschen dar. Stütze: Schon der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass solche Eingriffe auf Dauer nicht gut gehen können. c. Begründung: Denn sie werden im späteren Leben nicht alles bekommen, was sie haben wollen. Stütze: Man kann nicht alles haben, sagt eine alte Redensart. d. Begründung: Die Wahrheit ist unteilbar. Entweder jemand ist als wahrheitsliebend oder als Lügner bekannt. Stütze: Schon das Sprichwort sagt: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht Formulieren Sie zu den folgenden Behauptungen Gründe und Stützen: Lösung: a. Es ist unsinnig, Naturschutzgebiete für Besucher zu sperren. b. Mit 18 oder 20 Jahren sollte man sich verselbstständigen und zu Hause ausziehen. c. Das Züchten bestimmter (Kampf-) Hunderassen muss völlig verboten werden. d. Jeder sollte zur Mitgliedschaft in einer Hilfsorganisation (Feuerwehr, soziale Dienste...) verpflichtet werden. a. Begründung: Die Gebiete würden damit für den Menschen viel von ihrem Wert verlieren. Stütze: Das wäre so, wie wenn man eine Autobahn anlegen würde und sie dann für den Verkehr sperrte. b. Begründung: Wer nicht rechtzeitig auszieht, wird es sehr schwer haben, irgendwann einmal selbstständig zu werden. Beweis: Die Bevormundung durch die Eltern wird sich nie ganz abstellen lassen. Mancher schafft es nicht einmal, von Mamas Rockzipfel loszukommen. 17
18 c. Begründung: Solche Kampfhunde ähneln Kampfmaschinen und sind gewissermaßen Waffen. Stütze: Die Tiere wurden so gezüchtet, dass sie keine natürliche Beißhemmung mehr besitzen. Sie dienen nur noch dem Zweck des Angriffs. d. Begründung: Jeder ist Mitglied der großen Menschengemeinschaft. Als solcher ist er immer wieder auf Hilfen verschiedenster Art angewiesen. Stütze: Daraus lässt sich schließen, dass er auch dazu verpflichtet ist, Hilfe zu leisten. 6. Im Folgenden finden Sie Gesprächsausschnitte. Thema: Wie stelle ich mir nach dem Realschulabschluss meine weitere Ausbildungslaufbahn vor? Untersuchen Sie die einzelnen Begründungen. Welche Möglichkeiten der Stützung werden jeweils genutzt? Was überzeugt Sie am meisten? Lösung: Untersuchen Sie die folgenden Begründungen. Welche Möglichkeit der Stützung wird jeweils genutzt? Martina: Klaus: Kirsten: Georg: Karsten: Elmar: Christina: Johanna: Peter: Claudia: Susanne: Absicherung durch unbestreitbaren Beleg Absicherung durch analoge Schlussverfahren Absicherung durch folgerichtige Begründung (Darstellung von Zweck und Absicht) Absicherung vom Gegenteil her Absicherung durch einen Vergleich Absicherung durch ein Sprichwort Absicherung vom Zweck her Absicherung durch Erinnerung an allgemein anerkannte Werte bzw. den gesunden Menschenverstand Absicherung durch Berufung auf den gesunden Menschenverstand Absicherung vom hypothetisch erörterten Gegenteil her Absicherung durch ein hypothetisches Zu-Ende-Denken 18
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