Tourismusbetriebswirt (IST)
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- Johannes Baum
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1 Leseprobe Tourismusbetriebswirt (IST) Studienheft Grundlagen Tourismus Autorin Prof. Dr. Silke Landgrebe Prof. Dr. Silke Landgrebe ist Professorin für den Fachbereich Wirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Neben ihrer Lehrtätigkeit ist sie Geschäftsführerin des Tourismus Planungsbüros Landgrebe Consultants Münster.
2 Auszug aus dem Studienheft Begriffsabgrenzungen 1.2 Methoden der zahlenmäßigen Erfassung des Tourismus 1.3 Historische Entwicklung 1.4 Entwicklungsfaktoren des Reisens 1.5 Die Reise als Kernelement des Tourismus 1.6 Das System Tourismus Der ökonomische Aspekt Der soziale Aspekt Der politische Aspekt Der ökologische Aspekt 1.7 Tourismus als interdisziplinäres System Kapitel 1 06/2013 IST-Studieninstitut 7
3 3 Lernorientierung Nach Erarbeitung dieses Kapitels sollten Sie in der Lage sein, X Verwendung und Bedeutung der wichtigsten im Tourismus gebräuchlichen Begriffe zu erläutern; X die historische Entwicklung des Tourismus zu beschreiben; X die unterschiedlichen Aspekte des Tourismus und deren Zusammenhang als komplexes System darzustellen. Jeder Mensch hat Anspruch auf Erholung, Freizeit sowie auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und periodisch bezahlten Urlaub. (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO, Artikel 24) Tourismuslehre Die Tourismuslehre beschäftigt sich, vereinfacht formuliert, mit dem Phänomen der vorübergehenden Ortswechsel von Personen. Menschen verlassen ihren Wohnort aus verschiedenen Gründen und verbringen eine gewisse Zeit an einem anderen Ort. Dabei nutzen die Menschen verschiedene Transportmittel. Je nach Entfernung vom Heimatort sowie der Dauer der Ortsveränderung und dem Motiv werden verschiedene Tourismusarten unterschieden. Merke Ort, Zeit und Motiv stellen die drei konstitutiven Elemente des Tourismus dar. Sie sind entsprechend ihrer Bedeutung der zentrale Gegenstand der Tourismuslehre.! 06/2013 IST-Studieninstitut 8
4 4 1.1 Begriffsabgrenzungen Teilweise werden für den Begriff Tourismus synonym auch die Begriffe Touristik, Fremdenverkehr oder Reiseverkehr verwendet. Der Begriff Fremdenverkehr ist insbesondere bei wörtlichen Zitaten aus älteren Quellen zu finden. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Reisebranche hat sich in den vergangenen Jahren aber der Begriff Tourismus fast vollständig durchgesetzt. Dies ist insbesondere für den internationalen Sprachgebrauch von Vorteil. In der englischen bzw. in der französischen Sprache werden die Begriffe tourism und tourisme genutzt. Der Begriff hat sich aus dem griechischen Wort tornos entwickelt. Über das Lateinische und Französische ist zunächst das englische Wort tour entstanden. Eine tour ist eine Rundung, die eine zum Ausgangspunkt zurückkehrende Wendung beinhaltet. Der englische Begriff tourism beziehungsweise Tourismus im Deutschen kann wie folgt definiert werden: Tourismus umfasst die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäftsoder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten. (WORLD TOURISM ORGANIZATION 1993) Tourismus ist der vorübergehende Ortswechsel von Personen, wobei eine unterschiedlich weite Abgrenzung des Begriffes je nach Entfernung erfolgt (Ort), Dauer (Zeit), Grund oder Anlass (Motiv) des Reisens. (FREYER 2007, S. 4) Neben diesen beiden Definitionen existieren noch zahlreiche andere. Wir wollen unter dem Oberbegriff Tourismus alle Reisen zusammenfassen, die unabhängig von ihren Zielen und Zwecken den zeitweisen Aufenthalt an einem anderen als dem Wohnort einschließen und bei denen die Rückfahrt Bestandteil der Reise ist. Oberbegriff Diese weite Definition umfasst Verwandtenbesuche, Geschäftsreisen, den Urlaub auf einer Südsee-Insel, Studienreisen, Tagesausflüge ebenso wie den Besuch einer Sportveranstaltung in einer weit vom Wohnort entfernten Stadt und überschneidet sich somit mit dem Phänomen Freizeit Grundlegende Elemente des Tourismus sind: Transportmittel Ein Ortswechsel von Personen, der über den normalen Aufenthaltsort hinausgeht und einen fremden Ort zum Ziel hat, erfolgt mit verschiedenen Transportmitteln. Diese können z. B. Flugzeuge, der private Pkw, Fahrräder und Schiffe sein. 06/2013 IST-Studieninstitut 9
5 5 Aufenthalt am fremden Ort Der vorübergehende Aufenthalt findet z. B. in Hotels, Privatunterkünften, bei Freunden oder Bekannten statt. Der Reisende beabsichtigt nach Stunden, Tagen, Wochen oder wenigen Monaten an seinen Herkunftsort zurückzukehren. Reisemotive Menschen haben die unterschiedlichsten Gründe, warum sie einen Ortswechsel vornehmen. Hieraus ergeben sich u. a. verschiedene Reisearten. Von einer Urlaubsreise sprechen wir, wenn der Aufenthalt der Erholung dient und außerhalb des ständigen Wohnorts erfolgt. Die Geschäftsreise verfolgt dagegen einen bestimmten geschäftlichen oder beruflichen Zweck. Dies kann z. B. ein erfolgreicher Geschäftsabschluss mit einem ausländischen Unternehmen sein. Je nach Reisemotiv können wir außerdem den Ausflugsverkehr, den Städte- und Kulturtourismus sowie Verwandten- und Bekanntenbesuche unterscheiden. Dem Tourismus nicht zugerechnet werden Einwanderungs-, Umsiedlerund Auswandererverkehr, dauerhafte Arbeits- oder Studienaufenthalte sowie Fahrten zum Arbeitsplatz. Reisedauer Je nach Dauer des Aufenthalts sprechen wir von verschiedenen Reisearten. Wir unterscheiden längere Urlaubsreisen ab 14 Tagen, kürzere Urlaubsreisen von 5 bis 13 Tagen, Kurzreisen zwischen 2 und 4 Tagen sowie Tagesausflüge ohne Übernachtung. Entfernung Die Reiseentfernung beinhaltet den Ortswechsel ins In- oder Ausland, in die nähere Umgebung oder innerhalb des Ortes selber. Sie sehen aus diesen Variationsmöglichkeiten, dass der Tourismus sehr unterschiedliche Formen annehmen kann. Wir möchten noch drei weitere wichtige Begriffe voneinander abgrenzen: Binnentourismus Dazu zählen wir alle Reisen von Einheimischen im eigenen Land. Incoming-Tourismus Darunter fällt der Empfang und Aufenthalt von Touristen, Reisenden und Gästen aus dem Ausland in einer bestimmten Destination im Inland. Outgoing-Tourismus Dies sind Reisen von Inländern ins Ausland. 06/2013 IST-Studieninstitut 10
6 6 1.2 Methoden der zahlenmäßigen Erfassung des Tourismus Es gibt keine einheitliche Statistik, die das Reiseverhalten der Bevölkerung umfassend darstellt. In Deutschland existiert auch keine zentrale Stelle, die alle Tourismusaktivitäten erfasst. Einerseits wäre dies für die Tourismusakteure und die Politik notwendig, andererseits werden Reisen als private Angelegenheit der Menschen betrachtet. Eine vollständige staatliche Erfassung und Kontrolle wäre unerträglich. Zudem ist zu berücksichtigen, dass manche Reiseformen kaum statistisch erfasst werden können. Ein Bekannten- oder Verwandtenbesuch zum Beispiel, bei dem man das eigene Auto zur Anreise verwendet und bei den besuchten Personen isst, schläft und sich ausschließlich in deren Wohnräumen aufhält, kann vom statistischen Instrumentarium kaum vermerkt werden. Statistik Es gibt jedoch viele Zählungen und empirische Untersuchungen im Bereich des Reisens. Zum einen erfassen staatliche Stellen in regelmäßigen Abständen bestimmte Kennzahlen. Vor allem das Statistische Bundesamt und die Statistischen Landesämter erstellen in regelmäßigen Abständen folgende Statistiken: Statistisches Bundesamt f Jährlich Tourismus in Zahlen mit ausführlichen Daten zu Freizeit, Reiseverhalten, Reiseausgaben, Beherbergungszahlen, Reiseverkehr, internationalen Entwicklungen f Monatserhebungen für den Beherbergungsbereich f Statistisches Jahrbuch mit Daten zu sämtlichen Bereichen (Bevölkerung, Erwerbstätigkeit, Verkehr, Tourismus etc.) Statistische Landesämter f Länderbezogene Daten zu sämtlichen Bereichen f Erfassung der Beherbergungszahlen (z. B. Gästeankünfte und -übernachtungen, Beherbergungskapazitäten und Auslastung) f Weiterleitung der Daten an das Statistische Bundesamt 06/2013 IST-Studieninstitut 11
7 7 Zum anderen führen private Marktforschungsunternehmen und touristische Organisationen diverse Studien zur Erforschung des Reiseverhaltens durch. Hier sind einige Beispiele: Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) f Marktanalyse der Auslandsmärkte f Studien zum Incoming-Tourismus f Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus (in Zusammenarbeit mit der Europäischen Reiseversicherung, repräsentative Befragung von in- und ausländischen Übernachtungsgästen zu ihrem Reiseverhalten) Deutscher Tourismusverband e. V. (DTV) f Tourismus in Deutschland Zahlen, Daten, Fakten f Grundlagenuntersuchungen zu verschiedenen Tourismusformen Deutscher ReiseVerband (DRV) f Fakten und Zahlen zum deutschen Reisemarkt f Sonderstudien zu verschiedenen Tourismusformen Stiftung für Zukunftsfragen eine Initiative von British American Tobacco (früher BAT Freizeit-Forschungsinstitut) f Jährlich Deutsche Tourismusanalyse (repräsentative Befragung von Personen ab 14 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland) f Sonderstudien Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. f Seit 1970 jährlich Reiseanalyse (repräsentative Befragung von knapp Personen zu Reiseverhalten, Reisemotiven, Einstellungen und Interessen) f Sonderstudien 06/2013 IST-Studieninstitut 12
8 8 Nach dem Ort der Datenerfassung können wir vier Methoden zur Erhebung von Reisedaten unterscheiden: Methoden zur Erhebung von Reisedaten Die Wohnortmethode Sie ermöglicht prinzipiell alle Aspekte des Reiseverhaltens zu ermitteln. Sie stützt sich auf Berichte der Befragten. Der Nachteil der Methode ist, dass diese Berichte nur indirekt Auskunft über die Reisemotive, Reiseausgaben und andere wirtschaftlich relevante Daten geben. Die Transportmittelmethode Sie erfasst nur Nutzungen im öffentlichen Verkehr. Die Bahnstatistik ist sehr präzise, aber nur wenig aussagefähig für den Tourismus. Die Grenzmethode Bei dieser Methode werden die Touristen beim Übertritt der Grenze im Zielland erfasst. Diese Methode wird in Deutschland nicht angewandt. Die Angaben der World Tourism Organization (WTO) für Deutschland beruhen auf der Standortmethode. Die Standortmethode Hierbei werden die Touristen in der Unterkunft am Aufenthaltsort erfasst. Die Standortmethode ist auch Grundlage für die Beherbergungsstatistiken. Diese werden von den Statistischen Landesämtern erhoben. Der Nachteil bei der Erfassung ist, dass nur Beherbergungsbetriebe ab neun Betten berichtspflichtig sind. Jede der Methoden ist ungenau. Die veröffentlichten Statistiken beschreiben daher nie den touristischen Gesamtmarkt, sondern immer nur Teilaspekte des Reisegeschehens. 06/2013 IST-Studieninstitut 13
9 Auszug aus dem Studienheft 9 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre 1.5 Betrieblicher Leistungsprozess und Erfolgsmessung Die Grundkomponenten des betrieblichen Leistungsprozesses Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick über den betrieblichen Leistungsprozess. Der sich real vollziehende Prozess der Leistungserstellung und Leistungsverwertung eines Betriebes ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Es wird hierbei deutlich, wie ein Betrieb auf der einen Seite am Beschaffungsmarkt und auf der anderen Seite auf dem Absatzmarkt tätig ist. Produktionsfaktoren wie Betriebsmittel, Werkstoffe und Personal werden auf den Beschaffungsmärkten beschafft (Beschaffungsfunktion), über einen betriebsindividuellen Transformationsvorgang zu Gütern verarbeitet (Produktion bzw. Leistungserstellung) und schließlich auf den Absatzmärkten verkauft (Absatzfunktion bzw. Leistungsverwertung). Der Absatz von Gütern und Dienstleistungen führt zu einem Zufluss von finanziellen Mitteln, Auszahlungen an die Lieferanten der Produktionsfaktoren zu einer Reduzierung dieser Mittel. Desweiteren bezieht das Unternehmen Finanzmittel vom Kapitalmarkt, z. B. in Form von Darlehen, und muss dafür im Gegenzug beispielsweise Zinsen zahlen. Daneben zahlt das Unternehmen Steuern an den Staat und erhält gegebenenfalls Subventionen vom Staat. Die Einsatzverhältnisse der Produktionsfaktoren müssen vor der Produktion vom Management geplant und bestimmt werden. Somit bildet das Management einen unerlässlichen Produktionsfaktor, den bereits erwähnten dispositiven Faktor. 01/2015 IST-Studieninstitut 18
10 Leseprobe Tourismusbetriebswirt (IST) Studienheft Grundlagen Tourismus Autor Klaus Krampe Klaus Krampe ist Diplom-Betriebswirt, M.A. Erwachsenenbildung und unterrichtet an einer Berufsschule. Seit vielen Jahren ist er neben seiner Lehrtätigkeit als Autor, Korrektor und Dozent für kaufmännische Themenstellungen für das IST-Studieninstitut tätig.
11 11 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Beschaffungsmarkt Kapitalmarkt Auszahlungen Finanzielle Mittel Produktionsfaktoren Arbeit Betriebsmittel Werkstoffe Produktion Kombination der Produktionsfaktoren Produkte / Dienstleistungen Staat Einzahlungen Absatzmarkt Abbildung 3: Die betriebliche Leistungserstellung und -verwertung (vgl. WÖHE/DÖRING 2013, S. 35) In einer Wirtschaft verlaufen die Güter- und Finanzprozesse grundsätzlich gegensätzlich. Wenn z. B. ein Arbeitnehmer seine Arbeitskraft einem Unternehmen zur Verfügung stellt, erhält er dafür ein Arbeitsentgelt. Hier erfolgt also nahezu zeitgleich ein Austausch des Gutes Arbeitskraft gegen Geld. Die in der obigen Abbildung dargestellten Zusammenhänge beziehen sich größtenteils auf ein Produktionsunternehmen. Wie Sie nachfolgend insbesondere im Kapitelabschnitt 2.4 Dienstleistungsproduktion erfahren werden, gibt es bei den Güter- und Finanzprozessen in Dienstleistungsunternehmen Abweichungen von dieser Darstellung. So entfällt z. B. größtenteils die Lagerhaltung. Der Ablauf der Dienstleistungsproduktion ist ebenfalls unterschiedlich. Desweiteren werden die genannten internen Produktionsfaktoren (Arbeitskräfte, Betriebsmittel und Werkstoffe) in der Dienstleistungsproduktion weiter differenziert. Mit diesen Besonderheiten werden wir uns in diesem Studienheft noch genauer befassen. QV 01/2015 IST-Studieninstitut 19
12 12 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Praxisbeispiel Wir wollen diese Güter- und Finanzbewegungen anhand eines Beispiels verdeutlichen. Überlegen Sie vielleicht einmal vorab selbst, wie sich dieser theoretische Prozess praktisch darstellen lässt. Fangen wir mit dem Beschaffungsmarkt an. Sie haben drei Mitarbeiter angestellt (Arbeitskräfte), Büroeinrichtung und eine EDV-Anlage angeschafft (Betriebsmittel) sowie Papier zum Drucken (Werkstoffe). Für den Einkauf fließen an die Lieferanten Geldmittel zurück, an die Arbeitskräfte müssen Sie Gehälter zahlen (Finanzbewegungen). Damit haben Sie die Elementarfaktoren beschafft. Sie selbst stellen durch Ihre Geschäftsführungsaufgaben den dispositiven Faktor dar. Durch die Kombination dieser Faktoren können Sie nun Ihre Dienstleistungen erbringen, z. B. das Fitnesstraining für einen Kunden (Absatz). Die Lagerhaltung entfällt bei der Erbringung von Dienstleistungen. Seitens der Kunden (Absatzmarkt) fließen nun wieder Finanzmittel in das Unternehmen zurück. Zur Finanzierung der Elementarfaktoren, z. B. der gekauften Einrichtungsgegenstände, haben Sie auf dem Kapitalmarkt, d. h. bei Ihrer Hausbank, einen Kredit aufgenommen. Für diesen müssen Sie monatlich Zinsen zahlen. Desweiteren müssen Sie an den Staat Einkommensteuer entrichten. Es gibt aber auch finanzielle Sachverhalte, die losgelöst von den Güterprozessen auftreten und in diesem Zusammenhang wie folgt unterschieden werden: Kapitalzuführung (Kapitalgeber überlassen den Unternehmen Geldmittel in Form von Eigen- und Fremdkapital.) Kapitalbindung (Die Geldmittel werden für Beschaffungen auf den Beschaffungsmärkten verwendet.) Kapitalfreisetzung (Das gebundene Kapital wird in Sachgüter und Dienstleistungen umgewandelt und auf den Absatzmärkten freigesetzt.) Kapitalentziehung (Die Kapitalgeber überlassen dem Unternehmen Kapital zum Wirtschaften und fordern es in Form von Entnahmen, Gewinnen, Rückzahlungen und Zinsen zurück.) Darüber hinaus finden Finanzbewegungen zwischen einem Unternehmen und dem Staat in Form von Steuern oder Subventionen statt. QV QV Die in dem obigen Beispiel verwendeten Fachbegriffe werden in den beiden späteren Kapitel 2 Betriebliche Funktionen und Kapitel 3 Finanzierung (Management der Kapitalbeschaffung) aufgegriffen und näher beschrieben. 01/2015 IST-Studieninstitut 20
13 13 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Neben diesen beiden wichtigen Prozessen lassen sich nach SCHIEREN- BECK/WÖHLE noch zwei weitere wichtige Prozesse in einem Gedankenmodell zusammenfassen, die darauf gerichtet sind, das Leistungssystem (Güterbewegungen) und den Finanzprozess zu steuern. Diese beiden Bereiche sind das Ziel- und das Managementsystem. Wirtschaftsprozess der Unternehmung Zielsystem Managementsystem Leistungsprozess Beschaffung Produktion Absatz Finanzprozess Kapitalzuführung Kapitalbindung Kapitalfreisetzung Kapitalentziehung Abbildung 4: Der Wirtschaftsprozess mit seinen vier Grundkomponenten (in Anlehnung an SCHIERENBECK/WÖHLE 2012, S. 65) Wirtschaftliches Handeln ist im Kern eine spezifische Form zielgerichteten Handelns. Daraus folgt, dass sich das Wirtschaften in den Unternehmen an diesen Zielen, die klar umrissen sein müssen, orientieren sollte. Sämtliche Personen und Tätigkeiten, deren Aufgabe es ist, den Leistungsund Finanzprozess auf die Erreichung der gesetzten Ziele zu lenken, werden als Managementsysteme bezeichnet. 01/2015 IST-Studieninstitut 21
14 14 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Erfolgsmessung des Wirtschaftens Die Güter- und Finanzprozesse werden vom Rechnungswesen als Teilbereich des betrieblichen Informationssystems in quantitativen und vergleichbaren Geldgrößen dargestellt. Damit verfügen das Management sowie bestimmte außenstehende Adressaten (z. B. Kapitalgeber, Steuerbehörden) über ein rechtlich geregeltes Dokumentations- und Rechenschaftsinstrument, mit dem der Erfolg des Unternehmens bestimmt wird. Die vorgenannten Güter- und Finanzprozesse werden im Rahmen der Buchführung laufend erfasst und finden ihr Ergebnis im Jahresabschluss, der die Gewinn- und Verlustrechnung und die Bilanz enthält. Gewinn- und Verlustrechnung Bilanz In der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) werden alle Geldströme verzeichnet, d. h. sämtliche Geschäftsvorfälle, die den Erfolg betreffen. Diese werden verrechnet und bilden das Jahresergebnis, das einen Gewinn oder bei unwirtschaftlichem Verhalten einen Verlust aufweisen kann. Ein Gewinn kann an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Der nicht ausgeschüttete Teil führt zu einem Vermögenszuwachs. Die Bilanz stellt das Vermögen und die Schulden des Unternehmens jährlich am Bilanzstichtag gegenüber und ermittelt somit das Reinvermögen (Eigenkapital). Durch den Jahresabschluss kann also abgelesen werden, wie gut das Management die gesteckten Ziele im leistungswirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Bereich erfüllt hat. 01/2015 IST-Studieninstitut 22
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