Ist uns Vertrauen in die Wiege gelegt?
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- Marta Weiss
- vor 8 Jahren
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1 Ist uns Vertrauen in die Wiege gelegt? Sabina Pauen Universität t Heidelberg AE Entwicklungs- und Biologische Psychologie
2 Was ist Vertrauen? Die Sicht entwicklungspsychologischer Theoretiker Erikson Freud Folgen der gestörten Bildung von Urvertrauen Ursachen gestörten Urvertrauens Ist uns Vertrauen in die Wiege gelegt? Natürliche Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von SäuglingenS Natürliche Signale des Kindes Ursachen gestörter Interaktionen in der frühen Kindheit Fazit
3 Was ist Vertrauen? Annahme, dass Entwicklungen einen positiven oder erwarteten Verlauf nehmen. Unterschied zwischen Hoffnung und Vertrauen? Vorhandensein einer Handlungsalternative In welchen Disziplinen ist von Vertrauen die Rede? Politik (Vertrauen in Politiker, Parteien, Programme) Wirtschaftswissenschaften (Vertrauen in Marken, Produkte, Preise) e) Soziologie (Luhmann: Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität) t) Rechtswissenschaften (Vertrauen in den Rechtsstaat) Mathematik (Vertrauensintervalle) Religion (Vertrauen auf Gott)
4 Was verstehen Entwicklungspsychologen unter Vertrauen? Erik H. Erikson führte das Konzept basic trust (Urvertrauen) in die Literatur ein s. Erikson (1959). Childhood and society Im Verlauf des ersten Lebensjahres erwirbt der Säugling ein Grundgefühl, welchen Situationen und Menschen er vertrauen kann und welchen nicht. Dieses Grundgefühl bestimmt später, ob der Mensch seiner Umwelt eher optimistisch, zuversichtlich und mit Selbstvertrauen begegnet oder eher pessimistisch.
5 Erik H. Erikson war ein Schüler von Sigmund Freud Theorie der psycho-sexuellen sexuellen Entwicklung In der Oralen Phase (1. Lebensjahr) In der (1. Lebensjahr) ist der Säugling S in seiner Lustbefriedigung komplett von der Mutter abhängig. Die Libido ist auf die Mundregion konzentriert. Indem das Baby an der Mutterbrust saugt, befriedigt es nicht nur sein Nahrungsbedürfnis, rfnis, sondern auch sein sexuelles Bedürfnis.
6 Freud (1940, S. 115): Es handelt sich dabei um die fürs ganze Leben unabänderlich festgelegte Bedeutung der Mutter als erstes und stärkstes Liebesobjekt, als Vorbild aller Liebesbeziehungen Befriedigung oraler Bedürfnisse zu gering: Erhöhte hte Neigung zu Ängstlichkeit und Pessimismus Später verstärktes rktes Bedürfnis nach oraler Befriedigung Befriedigung zu hoch: Gefahr der Fixierung auf orale Bedürfnisbefriedigung: Neue Objekte werden nicht ohne weiteres mit Libido besetzt. Gefahr, später bei leichter Frustration oder Angst schnell eine Regression auf hoch besetzte Objekte der oralen Phase zu zeigen 6 6
7 5 Funktionsmodi der oralen Phase (Hall, 1954) 1. Sich einverleiben (lustvoll trinken) Gier nach Wissen oder Macht 2. Festhalten (Brust nicht loslassen) Entschiedenheit und Hartnäckigkeit 3. Beißen (Brust beißen) bissig / destruktiv sein 4. Ausspucken (Brust ausspucken) Ablehnung 5. Verschließen (Brust verweigern) Introversion Jeder Modus bildet einen Prototypen für spätere Persönlichkeitsmerkmale. Verhaltensmuster im Säuglingsalter bilden die Grundlage für späteres Verhalten: Orale Verhaltensweisen bei Erwachsenen: Essen, Rauchen, Nägel kauen, Sexualpraktiken Metaphorisch: Leichtgläubigkeit (alles schlucken), Verbissenheit 7
8 Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung Das Kind muss eine Balance finden im Konflikt zwischen Urvertrauen vs. Urmisstrauen Vertrauen bilden: Positive Grundeinstellung zu sich selber zu anderen Menschen zur Welt Misstrauen empfinden: Misstrauen empfinden: mit Frustration umgehen Das eigene Ich entwickeln sich abgrenzen können eigenständig werden
9 Ursachen gestörten Urvertrauens Nicht angenommen sein Fehlen positiver Bindungssignale Mangelnde Sensitivität der Pflegepersonen Vernachlässigung Elementare Bedürfnisse bleiben unbefriedigt keine (zu wenig) positive soziale Interaktion Fehlen stabiler Bezugsperson(en) ständiger Wechsel der Personen, die sich kümmern
10 Nicht angenommen sein Studien von David (1981, 1988) 2 N = 220 Kinder von Müttern, die zweimal um Abtreibung gebeten hatten, ohne die Erlaubnis zu erhalten N = 220 Wunschkinder Die Stichproben waren parallelisiert nach sozioökonomischem Status, Alter der Mütter, Geschlecht, Geschwisterposition, Anzahl der Geschwister Geburtsdatum Unerwünschte Kinder hatten: Geringeres Geburtsgewicht benötigten mehr medizinische Hilfe
11 Vernachlässigung Körperliche Vernachlässigung mangelnde Pflege mangelnde Nahrungsversorgung Psychische Vernachlässigung fehlender Körperkontakt fehlende Beantwortung von Signalen lieblose, unpersönliche Betreuung
12 Vernachlässigung Mögliche Folgen gliche Folgen Erhöhte Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit bei Säuglingen verminderte Hirndurchblutung, langsameres Hirnwachstum Entwicklungsverzögerung (bei Reizentzug) Lernstörungen, geistige Behinderung gestörtes Essverhalten (Appetitlosigkeit oder Fressattacken) passive, negative Grundstimmung, fehlender Antrieb Stereotypien Selbstverletzung fehlende Frustrationstoleranz gestörtes Bindungsverhalten Kontaktstörungen
13 Fehlen stabiler Bezugspersonen Kind wird von ständig wechselnden Personen betreut niemand fühlt sich wirklich zuständig
14 Ist uns Vertrauen in die Wiege gelegt? Es gibt biologisch vorprogrammierte Signale, die das Kind in positiver Erwartung auf Beantwortung aussendet die Erwachsene dazu veranlassen, sich Babys zuzuwenden
15 Natürliche (biologische angelegte) Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von SäuglingenS Kindchenschema Suche nach Blickkontakt und Lächeln beim Anblick von Babys Kindergeschrei alarmiert (erhöhter Herzschlag) Intuitive Unterscheidung von Schmerz- und Hungerschrei Reaktionen auf Lautäußerungen Melodiöses Sprechen im Umgang mit Babys Imitations- und Bewegungsspiele in Interaktion mit Babys Körperkontakt herstellen Rhythmische Bewegungen und Laute zur Beruhigung
16 Natürliche (biologisch angelegte) Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von Säuglingen Kindchenschema Suche nach Blickkontakt und Lächeln beim Anblick von Babys
17 Natürliche (biologisch angelegte) Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von SäuglingenS Kindergeschrei alarmiert (erhöhter Herzschlag) Intuitive Unterscheidung von Schmerz- und Hungerschrei
18 Natürliche (biologisch angelegte) Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von SäuglingenS Reaktionen auf Lautäußerungen Melodiöses Sprechen im Umgang mit Babys (Ammensprache)
19 Natürliche (biologisch angelegte) Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von SäuglingenS Imitations- und Bewegungsspiele in Interaktion mit Babys
20 Natürliche (biologisch angelegte) Reaktionen Erwachsener auf die Wahrnehmung von SäuglingenS Körperkontakt herstellen Rhythmische Bewegungen und Laute zur Beruhigung
21 Natürliche (biologisch angelegte) Signale des Kindes Reflexe (Greifreflex, Babinski-Reflex, Wangensuchreflex, Saugreflex) Suche nach Körperkontakt Beruhigung durch Körperkontakt angeborenes Interesse für Gesichter angeborenes Interesse für menschliche Stimme
22 Natürliche (biologisch angelegte) Signale des Kindes Reflexe zur Sicherung von Körperkontakt (Moro-, Greif-, Babinski-Reflex)
23 Natürliche (biologisch angelegte) Signale des Kindes Reflexe zur Sicherung von Körperkontakt (Wagesuchreflex, Saugreflex)
24 Natürliche (biologisch angelegte) Signale des Kindes Suche nach Körperkontakt Beruhigung durch Körperkontakt
25 Natürliche (biologisch angelegte) Signale des Kindes angeborenes Interesse für Gesichter angeborenes Interesse für menschliche Stimme
26 Was kennzeichnet eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson? Vertrauen = Annahme, dass Entwicklungen einen positiven oder erwarteten Verlauf nehmen. Was ist wichtig für f r die Ausbildung von konkreten Erwartungen? Wahrnehmung von Regelhaftigkeit im Alltag Berechenbarkeit des Verhaltens von Bezugspersonen Prompte Reaktionen Was ist wichtig für die Ausbildung positiver Erwartungen? Zuverlässigkeit bei der Befriedigung elementarer Bedürfnisse Erfahrung positiver Zuwendung (Lächeln, freundliche Stimme, sanfte Berührung) in direkter Interaktion angemessene Beantwortung der eigenen Signale durch andere
27 Was kennzeichnet eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson?
28 Natürliche (biologisch angelegte) Signale des Kindes Natürliche (biologisch angelegte) Reaktionen von Erwachseen Wie kann es zu Störungen kommen?
29 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Äußere Zwänge Zeitnot (Berufstätigkeit, Überlastung im Haushalt, zu wenig Unterstützung Probleme beim Kind medizinische Probleme (z.b. Frühgeburtlichkeit) schwieriges Temperament (z.b. Schreibaby) Störungen der Selbstregulation (z.b. Gedeihstörungen, Schlafstörungen) Probleme bei der Bezugsperson Probleme bei der Bezugsperson medizinische Probleme (z.b. Kliniksaufenthalt) psychische Erkrankungen (z.b. Depression, Angststörung) familiäre Konflikte (z.b. Partnerschaftskonflikte) Stress (z.b. durch Überlastung oder Schlafmangel) Verunsicherung in der Rolle als Bezugsperson (z.b. fehlende Erfahrung im Umgang mit Babys)
30 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Äußere Zwänge Zeitnot (Berufstätigkeit, Überlastung im Alltag, zu wenig Unterstützung) Keine innere Ruhe für sensitive Zuwendung Stillschwierigkeiten, Hormonelle Verschiebungen Schuldgefühle Konflikte
31 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme beim Kind medizinische Probleme (z.b. Frühgeburtlichkeit) Fokus auf medizinische Versorgung wenig Gelegenheit zum Körperkontakt Stillen nicht möglich Sorgen Schuldgefühle Zeitmangel
32 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme beim Kind schwieriges Temperament (z.b. Schreibaby) Verunsicherung Schlafmangel Schuldgefühle Aggression
33 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme beim Kind Störungen der Selbstregulation (z.b. Gedeihstörungen, Schlafstörungen) Sorge um Gesundheit Hilflosigkeit Verunsicherung Schuldzuweisungen
34 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme bei der Bezugsperson psychische Erkrankungen (z.b. Depression, Angststörung) Fehlendes Selbstvertrauen Fehlende Sensitivität t im Umgang mit SäuglingS Gefahr von Vernachlässigung Stillprobleme
35 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme bei der Bezugsperson Probleme bei der Bezugsperson psychische Erkrankungen (z.b. Depression, Angststörung)
36 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme bei der Bezugsperson Verunsicherung in der Rolle als Bezugsperson (z.b. fehlende Erfahrung im Umgang mit Babys) Verwöhnen vs. Erziehen Was braucht mein Kind? Bin ich eine gute Mutter?
37 Ursachen für f r gestörte Interaktionen in früher Kindheit Probleme bei der Bezugsperson familiäre Konflikte (z.b. Partnerschaftskonflikte) Schuldzuweisung Ablenkung Stress Kind als Blitzableiter
38 Fazit Was ist in die Wiege gelegt? Intuitives Elternverhalten kindliche Signale Was ist wichtig, damit Vertrauen wachsen kann? Zeit für s Kind Psychische Stabilität t der Bezugspersonen Regelhaftigkeit im Alltag Was ist entscheidend? Vertrauen der Bezugspersonen in sich in das Kind in die gemeinsame Zukunft
39 Ist uns Vertrauen in die Wiege gelegt?
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