Service-Qualität mit evangelischem Profil
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- Johann Wetzel
- vor 8 Jahren
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1 Stand: , Uhr Service-Qualität mit evangelischem Profil Kurzansprache zur Verleihung der Zertifikate am um 10:30 Uhr in der Evangelischen Jugendbildungsstätte Dresden 1
2 Sehr geehrte Damen und Herren, Die größte aller ungenutzten Kapitalreserven ist die Freundlichkeit 1. Kann das stimmen? Sind ein freundliches Wort, ein Lächeln, die Anteilnahme am Leben anderer, das Füreinander-Dasein ungenutzte Potenziale, die nicht nur auf gesellschaftlicher, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene ausgeschöpft werden können? Im Tourismus ist Freundlichkeit tatsächlich ein enorm wichtiges Potenzial. Man könnte im Tourismus auch einfach von Gastfreundschaft sprechen. Denn welchen Anspruch hat der Gast, wenn er sich auf den Weg in die nähere oder weitere Ferne macht? Er sucht Erholung und Entspannung, er möchte sich wohlfühlen, zur Ruhe kommen, sich auf- und angenommen fühlen kurz: Er möchte Gastfreundschaft erfahren. Freundlichkeit ist dabei für die Erfüllung all dieser Urlaubs-Erwartungen ein zentraler Bestandteil. Begegnet das Personal dem Gast also freundlich, geduldig, einfühlend, respektvoll usw., so wird der Urlaub zum Erfolg selbst wenn das deutsche Wetter nicht mitspielt. Die Bedeutung von Freundlichkeit und Gastfreundschaft in touristischen Betrieben kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Deshalb wurde in Deutschland im Jahr 2007 die Initiative Service-Qualität Deutschland ins Leben gerufen, deren Mitglieder sich dem Ziel verschrieben haben, Dienstleistungsqualität flächendeckend zu sichern und auszubauen. Denn Deutschland als starker Tourismus-Standort muss bewusstes Qualitätsmanagement betreiben, um auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies trifft auf den Binnentourismus, auf den Incoming- und Outgoingtourismus gleichermaßen zu. 1 Verfasser unbekannt, vgl. (Stand: ) 2
3 Im Zuge der Globalisierung wächst die Welt zusammen. Weit entfernte Destinationen, die früher für den Großteil der Bevölkerung unerschwinglich waren, sind nun bezahlbar und damit erreichbar geworden. Der Tourismus-Standort Deutschland konkurriert daher mit zahllosen anderen Urlaubsgebieten, die mit einzigartigen Naturlandschaften und fremden Kulturen aber oft auch mit unschlagbar günstigen Preisen um Urlaubswillige werben. Mit der Initiative Service-Qualität Deutschland gibt sich der Tourismus-Standort Deutschland ein präzises Profil: Er setzt auf Gastfreundschaft und verspricht damit qualitativ hochwertigen Urlaub. Einige wenige Zahlen zur Tourismusbranche: 2,9 Millionen Menschen sind direkt im Tourismus beschäftigt (= 7% der Erberbstätigen) direkter Einkommenseffekt von 4,4 % an der gesamten Bruttowertschöpfung des Jahres erwirtschaftete die Tourismuswirtschaft in ihrem Kernbereich 97 Milliarden Euro Direkte, indirekte und induzierte Effekte führen zu einem Anteil des Tourismus von insgesamt 9,7 % der Bruttowertschöpfung Wer sich nun die Zahlen der Tourismusbranche genau ansieht, der stellt fest: Qualität lohnt sich. Die Tourismuswirtschaft trug 2011 einen Anteil von über vier Prozent am deutschen BIP, der Zuwachs bei Gästeankünften lag im gleichen Jahr bei fünf Prozent und im Jahr 2010 waren knapp drei Millionen Menschen im Tourismus beschäftigt. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor für die deutsche Wirtschaft. Und das insbesondere deshalb, weil Arbeitsplätze im Tourismus nicht ins Ausland verlagert werden können. Dies ist ein enormer Vorteil für die Beschäftigten. 3
4 Gleichzeitig aber erfordert diese Tatsache auch ein starkes Profil für das Reiseland Deutschland. Erfreulich ist deshalb, dass sich mittlerweile mehr als Dienstleistungsbetriebe der Initiative Service-Qualität Deutschland angeschlossen haben. Mehr als Dienstleistungsbetriebe setzen also bewusst auf Kundenfreundlichkeit und Service-Qualität und schärfen damit ihr Profil. Ein spezifisches Profil können sich nun auch evangelische Freizeit- und Tagungseinrichtungen geben. Zum ersten Mal werden heute die Zertifikate für Service-Qualität mit evangelischem Profil verliehen, ein Zusatzmodul zu der Initiative Service-Qualität Deutschland. Indem sie ihr christliches Profil stärken, heben sich christliche gemeinnützige Häuser von anderen Marktteilnehmern ab und positionieren sich damit eindeutig auf dem Markt. Christliche gemeinnützige Häuser bilden den Kontrapunkt zu unserer schnelllebigen Erlebniswelt, in der soziale Werte einem gravierenden Wandel ausgesetzt sind. In den evangelischen Freizeit- und Tagungseinrichtungen, die heute ihre Zertifikate überreicht bekommen, steht der Mensch im Mittelpunkt. Hier geht es nicht nur um Urlaubs-Zerstreuung und Flucht aus dem Alltag. Es geht um den persönlichen Mehrwert, um Innehalten, Zur-Ruhe-Kommen, um Tiefe und um das Miteinander von Groß und Klein, von Alt und Jung, von Reich und Arm, von Religionsgebundenen und Konfessionslosen. Denn gerade für den finanziell schlechter gestellten Teil der Bevölkerung stellen christliche gemeinnützige Häuser eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Beherbergungsmöglichkeiten dar. Sie bieten Urlaub für alle, auch für diejenigen, die sich Urlaub sonst nicht leisten könnten. Das Zertifikat Service-Qualität mit evangelischem Profil zeichnet Freizeit- und Tagungseinrichtungen aus, die mehr bieten als Schlafplatz, Frühstück und Kinderanimation. 4
5 Christliche gemeinnützige Häuser stehen für eine starke Wertorientierung. Sie vermitteln, was in der Alltagswelt oft untergeht. Hier geht es um gelebte christliche Gemeinschaft statt Aneinander-vorbei-Leben, um Tiefe statt Oberflächlichkeit, kurz: Es geht um den Menschen. Zwei zentrale Merkmale des christlichen Profils tauchen auch in meiner politischen Arbeit im Tourismusausschuss des Bundestags immer wieder auf: Inklusion und Nachhaltigkeit. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit erkannte vor fast 300 Jahren schon Hans Carl von Carlowitz, der in Sachsen als Oberberghauptmann arbeitete und lebte. Im 18. Jahrhundert waren die Wälder Europas weitgehend abgeholzt, es herrschte ein bedrohlicher Rohstoffmangel. Von Carlowitz forderte daher eine Waldbewirtschaftung, ein konsequentes Aufforsten und eine nachhaltende Nutzung, d.h. eine dauerhaft tragfähige Nutzung. Die nachhaltende Nutzung wurde als nachhaltige Forstwirtschaft zu einem Fachbegriff, der inzwischen unter dem Begriff Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Bereichen Anwendung findet. Diese Philosophie könnte man auch als Bewahrung der Schöpfung bezeichnen! Nachhaltigkeit wird heute weiter gefasst und schließt neben der ökologischen auch die soziale und die ökonomische Ebene mit ein. Im Globalen Ethik-Kodex für Tourismus werden zehn Ziele definiert, wie im Tourismus nachhaltig gewirtschaftet werden kann. Werte wie Respekt und Toleranz gegenüber anderen zählen ebenso zu den Zielen wie das Recht auf Erholung und Freizeit, der Schutz vor Ausbeutung, ein Recht auf Ausbildung und sozialen Schutz der Beschäftigten sowie Umweltschutz und Ressourcenerhalt. Dieser internationale Ethik-Kodex ist ebenso ein zentraler Referenzpunkt für meine politische Arbeit wie die Forderung nach Barrierefreiheit. 5
6 Denn Barrierefreiheit ist die Voraussetzung für die gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderung. Inklusion stellt die Verschiedenheit im Gemeinsamen heraus, fordert Teilhabe für jeden, Selbstbestimmung und die Möglichkeit der individuellen Lebensplanung auch und gerade für Menschen mit Behinderung. Barrierefreiheit im Tourismus ist ein wichtiges Ziel und zugleich eine große Herausforderung. Denn Reisen bedeutet Mobilität, Reisen erfordert schnelle Anpassung an neue Umstände, Reisen heißt oft auch: Fremde Sprachen, andere Kulturen, Verständnisprobleme. Aber was gesunde Menschen fordert, das stellt Menschen mit Behinderung oft vor große Probleme. Barrierefreiheit im Tourismus bedeutet nicht nur, dass Aufzüge zum Bahnsteig gebaut werden und Hotels eine Rampe für Rollis am Eingang installieren. Barrierefreiheit meint unter anderem auch Hilfen für Schwerhörige und Gehörlose, Internet-Auftritte in leicht verständlicher Sprache und Freizeitangebote für Blinde. Und - besonders wichtig für die heutige Zertifizierung evangelischer Freizeit- und Tagungseinrichtungen: Barrierefreiheit bedeutet auch geschultes, Service-orientiertes Personal, das geduldig Probleme löst und für diejenigen da ist, die aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigung in der Fremde noch größere Probleme haben als gesunde Menschen. Die großen Herausforderungen unter dem Stichwort Bewältigung des demographischen Wandels stehen uns nun bevor! Christliche gemeinnützige Häuser sind wichtige Akteure bei der Verwirklichung dieser auch für meine Arbeit zentralen Ziele, denn sie gründen ihre Arbeit auf christlichen Werten wie Menschlichkeit, Inklusion, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft. Service-Qualität ist wichtig und wichtig ist auch, dass es Zertifizierungssysteme gibt, die gute Dienstleister sichtbar kennzeichnen. Aber: Zu viele Köche verderben den Brei. Und zu viele Zertifikate machen gut gemeinte Kennzeichnung unübersichtlich. 6
7 Deshalb freue ich mich besonders, dass das Zertifikat Service-Qualität mit evangelischem Profil ein von der DZT offiziell anerkanntes Zusatzmodul ist. Es erweitert das deutschlandweit gültige Zertifikat Service-Qualität Deutschland um eine wichtige Komponente: Das christliche Leitbild. Und besonders freue ich mich darüber, dass von den 90 Qualitätscoaches, die seit Juli 2011 im Zusatzmodul Service-Qualität mit evangelischem Profil geschult worden sind, allein 20 aus meiner Heimat Sachsen kommen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, schön, dass Sie dabei sind, schön, dass das neue Zusatzmodul schon jetzt einen solch regen Zulauf hat. Ich freue mich, dass sich der Tourismus-Standort Deutschland und insbesondere meine Heimat Sachsen künftig noch mehr durch Qualität auszeichnen werden. Und vor allem freue ich mich, dass bei uns in Zukunft auch gemeinnützige Häuser die Möglichkeit haben, sich ihr eigenes Profil zu geben. Gottes Segen für Ihre verantwortungsbewusste Arbeit in und an unserer Gesellschaft! 7
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