Chirurgie-PJ am Greenslopes Private Hospital Brisbane

Transkript

1 Chirurgie-PJ am Greenslopes Private Hospital Brisbane 11. August 19. September 2014 Bewerbung Obwohl schon oft geplant und lange vorgehabt, habe ich es doch bis zum PJ zu keiner Auslandsfamulatur geschafft. Aus diesem Grund stand für mich fest einen PJ Teil im englischsprachigen Ausland zu machen. Kurzerhand habe ich mich dann im Oktober 2013 für die kurzfristigen Austauschprogramme beworben und wenig hoffungsvoll meinen absoluten Erstwunsch Brisbane angegeben. Ich bin schon viel rumgekommen, aber Australien hat absolut gefehlt und ich hatte bisher alle die dort waren nur schwärmen hören. Ich hatte dann das Glück, dass ich zusammen mit einem weiteren Studienkollegen ausgewählt wurde nach Brisbane zu gehen. Das Datum durfte ich mir selber wählen, und es passte bei mir leider nur der australische Winter in meinen weiteren PJ-Zeitplan. Nach langem Warten auf die Antwort aus Brisbane, kam Anfang April die Absage an meinen Studienkollegen und mich. Das war natürlich erstmal ein Schock. Frau Pliessnig hat sich aber sogleich der Sache angenommen und bis in die höheren Instanzen Widerspruch eingelegt. Dieses Jahr hatte wohl die Zuständigkeit gewechselt, sodass wir unter den normalen privaten Bewerbern gelaufen sind und nicht unter denen im Austauschprogramm. Letztendlich hat es bis Mitte April gedauert, bis wir überhaupt wussten, ob wir jetzt nach Australien fliegen dürfen oder nicht. Die erhoffte Zusage kam und ich war überaus glücklich mit meiner Fächerzuteilung: die ersten 4 Wochen Plastische Chirurgie und die letzten 2 Urologie im Greenslopes Private Hospital. Flug/Visum/Versicherung/Unterkunft Nach der Zusage ging alles ziemlich schnell. Bei der Flugbuchung hatte ich richtiges Glück und habe mit einem etwas absurden, aber für mich passenden, Gabelflug von Wien nach Melbourne und zurück von Brisbane mit 2 Nächten Stop-Over in Singapur nach München nur 890 und damit 500 weniger gezahlt als alle anderen Varianten gekostet hätten. Um im Krankenhaus arbeiten zu können braucht man ein normales Touristenvisum Subclass 600. Das Visum alleine kostet 130 AUD. Bei der online Beantragung muss man dann Tätigkeiten im Krankenhaus angeben. Daraufhin wird man aufgefordert zu einem der wenigen Ärzte zu rennen, die zu Visa-Untersuchungen für Australien berechtigt sind. Ich war in München und durfte für ein Thorax-Röntgen, eine klinische Untersuchung und ein

2 Hepatitis- sowie HIV-Screening 250 zahlen. In den Reports meiner Vorgänger hieß es oft, dass man einfach ein normales Touristenvisum beantragen und das Praktikum einfach unterschlagen soll. Da hat die Queensland University jedoch durchschaut und man muss mittlerweile eine Kopie des Visums vorab hinschicken, sonst drohen sie einem mit Verfall des Praktikumplatzes. Zudem fordert die Queensland University zwei Versicherungen für das Praktikum. Eine Public Liability über 20 Mio. AUD und eine Professional Liability über 10 Mio. AUD. Erstere bekommt man für 170 AUD bei MediSure und die zweite gibt es kostenlos, wenn man sich bei MIPS (Medical Indemnity Protection Service) anmeldet. Um diese Versicherungen kommt man nicht drum herum, da auch diese von der Uni vor Antritt des Praktikums schriftlich eingefordert werden. Als nächste neue Auflage der University of Queensland muss man einige elearning Module belegen, die relativ viel Zeit in Anspruch nehmen und die man mit einem Test positiv abschließen muss. Die Testergebnisse müssen wieder vor Praktikumsantritt eingereicht werden. Inhaltlich geht es um das australische Gesundheitssystem, die Angestellten usw. Die Unterkunftssuche gestaltete sich für mich als relativ problemlos. Die Uni schickt einem eine Handvoll Internetadressen, bei denen Angebote nur für Studenten ausgeschrieben sind. Dazu musste ich mir wieder einen Studenten ID beantragen, aber sobald man sich durch mehrere Instanzen durchgefragt hat, habe ich mit meinem Letter of Offer eine ID bekommen und konnte diese Seiten in Anspruch nehmen. Das Krankenhaus liegt in Greenslopes, einem Teil Brisbanes etwa 7 km von der Innenstadt entfernt. Da die Verbindung nur mit Bussen möglich war, habe ich mich entschieden möglichst nahe am Krankenhaus wohnen zu wollen. Ich hatte Glück und bin bei einer australischen Familie untergekommen, die nur 5 Gehminuten von der Klinik entfernt gewohnt hat. Ich hatte im Souterrain ein kleines Zimmer mit großem Bett und Bad, das ich mir mit einer anderen Studentin geteilt habe für 200AUD/Woche. Das ist nicht wenig, aber für die Brisbaner Verhältnisse auch nicht überteuert, da ich auch Waschen konnte und freies Internet hatte. Bei Interesse kann ich den Kontakt gerne herstellen. Greenslopes Private Hospital Das Krankenhaus ist sehr modern und beherbergt alle relevanten Fachrichtungen. Es ist ein Privatkrankenhaus und hat als Partner die Veteranenversicherung. Das bedeutete, dass Leute, die bei der Armee gedient haben sich in diesem Krankenhaus behandeln lassen können. Sogar kosmetische Operationen werden gezahlt.

3 An meinem ersten Tag war meine erste Anlaufstelle Kerryn Morris, die Studentensekretärin. Sie gab mir eine kurze Führung durch das Krankenhaus, ging mit mir zum Sicherheitschef und ließ mir dort einen Ausweis machen. Danach rief sie das Team der Plastischen Chirurgie an, um zu erfahren, dass ein Arzt krank ist und deswegen keine Operationen laufen werden und ich morgen wiederkommen soll. Ein etwas anderer Einstieg als in einem PJ bei uns, wo man gleich das Blutabnahmetablett gezeigt bekommt. Dieser erste Tag war charakteristisch für die nächsten vier Wochen. Ich war zwar jeden Tag morgens um 7 Uhr zur Visite da, danach ging es ausnahmslos in den OP, um bei verschiedensten Operationen von Entfernung von Basaliomen mit Flap Deckung über Abdominoplastien bis zur TRAM alles dabei war. Leider durfte ich während der gesamten Zeit nur einmal bei einer Mastektomie assistieren. Die Aufgabe von uns Studenten (es war eine andere australische PJlerin im 4. Jahr und im wöchentlichen Wechsel Blockstudenten im 2. Jahr dort) war es zuzuschauen und Fragen der Professoren zu beantworten. Waren wir zu viele Studenten oder es waren keine Operationen, wurden wir zum Studieren in die Bibliothek oder wahlweise auch nach Hause geschickt. Keine Blutabnahmen, kein Patientenkontakt, kein Verbandswechsel oder ähnliches. Das machen dort alles die Schwestern. In der Urologie gestaltete sich das ganze ähnlich. Wieder nur Visite um 7 Uhr früh und dann OP. Richtig gut war das Weiterbildungsangebot. Fast jeden Tag gab es Fortbildungen und Vorträge zu verschiedenen Themen. Die waren qualitativ wirklich sehr gelungen und auch immer gut besucht, vor allem von den Interns, für die diese verpflichtend waren. Das Personal war sehr nett, auch die Professoren. Das GPH hat besonders unter den Plastikern viele Belegärzte, die nur an bestimmten Tagen an der Klinik arbeiten. Die Registrars (Assistenzärzte) bleiben immer konstant und sind für die Visiten und das Wohlergehen der Patienten verantwortlich, da die Professoren und Operateure nicht standardmäßig im Haus sind. Auf der Station arbeiten dann noch Interns, also Ärzte im ersten Jahr nach Studienabschluss. Die machen die Stationsarbeit, schreiben Briefe und sind die restliche Zeit auch im OP und gucken zu, wie wir Studenten auch.

4 Die größten Unterschiede zu einem österreichischen oder deutschen Krankenhaus liegt erstens im Auftreten der Ärzte (Hemd, Krawatte, Anzugshose für die Männer, Rock, schicke Hose oder Kleid, schickes Oberteil oder Bluse für die Damen und fast alle tragen High Heels) und zweitens im Umgang mit den Patienten. Das Arzt-Patienten Verhältnis ist sehr herzlich und persönlich. Es reden sich alle untereinander mit Vornamen an und durch die Nichtunterscheidung von Sie und Du durch das You ist die Atmosphäre ohnehin schon aufgelockerter. Ein Beispiel: Arzt: Hi Henry, how are you? You are doing very well, isn`t it? Patient: Oh Alex, thanks for asking, I am feeling quite well, but my bowels are not working yet! Schade war, dass zu meiner Zeit keine anderen Austauschstudenten an der Klinik waren. Dieser Fakt und dass ich in einer Familie gewohnt habe, haben dazu geführt, dass ich außerhalb der Klinik wenig Kontakt zu anderen Leuten hatte. Brisbane Brisbane ist eine tolle Stadt. Im Sommer sicher noch ein bisschen toller als im Winter. Es waren im August/September immer um die 20 Grad, Ende September auch mal wärmer, aber eben nie so warm, dass man schwimmen gehen oder sich im Bikini in die Sonne legen möchte. Obwohl man das in South Bank so fantastisch kann. Die Stadt hat dort mit Blick auf die Skyline des CBD eine Wohlfühloase mit großes Wasserlandschaft, Sandstrand, Palmen und einer Menge an Restaurants direkt am Fluss errichtet. Da macht es auch nichts, dass der Strand mit der Gold Coast 70km entfernt ist. Entlang des Flusses zieht sich auf beiden Uferseiten ein breiter Fuß-/Radweg, der zum Joggen mit Blick auf die Skyline einlädt, unbedingt machen! Die Stadt an sich hat mit der Queenstreet Mall eine tolle gemütliche Fußgängerzone errichten

5 mit allen Geschäften, die das Shoppingherz begehrt. Der Botanische Garten ist ebenfalls einen Besuch wert. Zudem kann man in der Innenstadt alles zu Fuß machen. Die Australier bieten jedem die Möglichkeit an öffentlichen Grillplätzen ein tolles Barbecue zu errichten. Das wurde sogar im Winter viel genutzt. Zusammenfassung Mir hat es im Nachhinein ganz gut gefallen. Brisbane ist eine tolle Stadt, die ich immer wieder für ein Praktikum wählen würde. Das Greenslopes Private Hospital kann ich nicht weiterempfehlen, da ich von den anderen heimischen Studenten gehört habe, dass man an öffentlichen Krankenhäusern viel mehr machen darf und somit auch mehr praktisches lernt. Ich finde es schade einen Teil meines PJs abzuschließen, ohne, dass er mich viel weitergebracht hat. Ich denke das GPH eignet sich eher für eine Famulatur als für das PJ, da es frustrierend ist kurz vorm Ende des Studiums nur rumzustehen und nichts machen zu dürfen. Da dieses Krankenhaus allerdings auch eine Notlösung war und andere Studenten der MedUni Graz eher an den großen Häusern, wie dem Maters oder dem Royal einen Platz bekommen haben, ist das wahrscheinlich für die MedUni-Studenten eher ein einmaliger Ausflug gewesen. Ich möchte an dieser Stelle noch Frau Pliessnig danke, die sich um alle anfallenden Fragen und Problemchen sofort gekümmert hat. Ohne Sie hätte ich das PJ in Brisbane nicht machen können!! Herzlichen Dank dafür!!! Falls Fragen aufgetreten sind, dann beantworte ich diese gerne unter