Begrüßung Internationaler Frauentag Jahre LAG NRW 10. März 2013, 11 Uhr, Plenarsaal des Landtags

Transkript

1 Begrüßung Internationaler Frauentag Jahre LAG NRW 10. März 2013, 11 Uhr, Plenarsaal des Landtags Sehr geehrte Damen und (vereinzelte) Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste! I. Frauen, wacht auf! Was auch immer die Hürden sein werden, die man euch entgegenstellt, es liegt in eurer Macht, sie zu überwinden. Ihr müsst es nur wollen. Mit diesem flammenden Appell der französischen Revolutionärin und Schriftstellerin Olympe de Gouges, die bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Rechte der Frauen stritt, begrüße ich sie sehr herzlich im Landtag Nordrhein-Westfalen zur Festveranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentages 2013.

2 2 Mit unserer Festveranstaltung wollen wir gleichzeitig auch auf das 25-jährige Bestehen der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen blicken. Dass dieser Plenarsaal bis auf den letzten Platz besetzt ist, zeigt mir: Trotz vieler Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag gibt es offensichtlich und erfreulicherweise auch ein großes Interesse, sich im Landtag zu treffen, um über Gleichstellungspolitik gestern heute - morgen miteinander zu reden. Das freut uns sehr! Gleich zu Beginn möchte ich danken: Und zwar für den musikalischen Auftakt und die weiteren Musikbeiträge zwischendurch und am Ende des Programms, dargeboten vom Saxophonistinnen-Quartett Blasfemin. II. Mein Willkommensgruß gilt Ihnen allen den Gleichstellungsbeauftragten, den Vertreterinnen von Frauenbüros, von Frauenvereinen und Verbänden die Sie sich mit dem Thema Gleichstellung von Frau und Mann beruflich oder im Ehrenamt befassen und engagieren. Besonders freue ich mich über die Teilnahme der Landesregierung, vertreten durch die Ministerinnen für Gesundheit, Emanzipation, 2

3 3 Pflege und Alter sowie für Schule und Weiterbildung herzlich willkommen Barbara Steffens und Sylvia Löhrmann. Natürlich ist die Jubilarin, das Geburtstagskind vertreten, und zwar durch die Sprecherinnen der LAG NRW. Herzlich willkommen Doris Freer und Monika Molkentin-Syring. Beide werden zu uns sprechen. Und im zweiten Teil nach der Musik wird es ein Podium geben, deren Teilnehmerinnen ich Ihnen mit Freude vorstelle. Es sind: für den Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation: die Vorsitzende Daniela Jansen (SPD), die Sprecherinnen der Fraktionen: Gerda Kieninger (SPD), Josefine Paul (B 90/Grüne), Susanne Schneider (FDP) Birgit Rydlewski (PIRATEN). 3

4 4 Da die CDU-Fraktion auf Klausurtagung in Berlin ist, begrüße ich von der CDU-Frauenunion Gisela Manderla. Und schließlich gilt der Willkommensgruß der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Remscheid, Christel Steylaers, damit auch die LAG beim Podium vertreten ist. Ihnen allen danke ich sehr, dass Sie Ihren Sachverstand und Ihren Erfahrungsschatz im Podiumsgespräch, das die Journalistin Waltraud Offermann moderieren wird, zur Verfügung stellen. Eine Frau habe ich mir für den Schluss der Begrüßung aufgehoben : Es ist die damalige Parlamentarische Staatssekretärin und spätere Frauenministerin, die beim Zustandekommen der LAG maßgeblich beteiligt war, und die die Frauenpolitik über einen langen Zeitraum in NRW mitbestimmt hat. Ich freue mich die Frau hier begrüßen zu können, mit der ich auch persönlich eine lange, gemeinsame Wegstrecke der Frauenpolitik erlebt habe. Herzlich willkommen Ilse Ridder-Melchers. III. Liebe Frauen, 102 Jahre Internationaler Weltfrauentag 25 Jahre Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und 4

5 5 Gleichstellungsstellen das sind schöne und wichtige Anlässe, im 25. Jahr des Landtags am Rhein zusammenzukommen und sich auszutauschen, ja auch zu feiern. Und vor allem ist es ein guter Grund, Resümee zu ziehen. Dabei machen wir das so, wie wir Frauen es gewohnt sind und so, wie wir in all den Jahren immer politisch gearbeitet haben: Wir loben und kritisieren. Wir heben die Erfolge hervor, benennen aber auch Unvollendetes, um daraus Initiativen für die Zukunft zu formulieren. Schön wäre es, wenn wir das dann in breiter politischer Übereinstimmung tun könnten. Zumal die Themen auf der Hand liegen und alle Veranstaltungen der letzten Tage bestimmt haben: Entgeltgerechtigkeit: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten Reform des Ehegattensplittings Gesetzlicher Mindestlohn Um nur einige Forderungen zu nennen. Wenn man diese Forderungen sieht und hört, dann muss frau feststellen, dass der anfangs von mir zitierte Appell von Olympe de Gouges an die Frauen anscheinend nichts an seiner Aktualität verloren hat. 5

6 6 Nach wie vor müssen Frauen um ihre Gleichstellung kämpfen, insbesondere im Beruf. Hier fällt weder etwas vom Himmel noch wird ihnen etwas geschenkt. Frauen machen eher Karriere in Kolumbien oder Botswana als in Deutschland. So lautet das sarkastische Fazit einer Studie der Vereinten Nationen aus dem Jahr Das ist zwar zugegeben schon eine Weile her, aber dennoch nicht rundum falsch. Und eine neuere Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung aus 2011 bestätigt dies mit der Überschrift: Anteil der Frauen in Führungspositionen stagniert. Weiter heißt es dort: Die Untersuchung macht deutlich: Rund zehn Jahre nach der Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben, sind Frauen an der Unternehmensspitze immer noch Ausnahmeerscheinungen. Nur 17 der untersuchten 160 börsennotierten Unternehmen hatten Ende Januar mindestens eine Frau im Vorstand. Insgesamt sind von 668 Spitzenpositionen nur 21 mit Frauen besetzt. Das deckt sich mit der EU-Statistik, nach der in Deutschland nur 4 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Führungspositionen tätig sind. 6

7 7 In Frankreich hingegen arbeiten ein Drittel der Frauen in Führungsetagen. IV. Hieran stellen sich viele Fragen, zuvorderst diese beiden: 1. Woran liegt der deutsche Nachholbedarf? 2. Wie passt das damit zusammen, dass es in Deutschland noch nie so viele gut ausgebildete junge Frauen gab wie heute. Denn 55 % der Abiturienten und 50 % der Uni-Absolventen sind Frauen. Bildung und Fachlichkeit allein reichen wohl allein nicht aus, um in Führungsetagen vorzudringen. Deshalb muss die Politik auch hier ansetzen. Im Landtag von Nordrhein-Westfalen haben wir uns immer wieder diesen Fragen gestellt. Auch in der jetzt laufenden 16. Wahlperiode. In den Debatten hat es immer wieder große Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen gegeben. Bedauernd muss man aber feststellen, dass immer dann, wenn es zu Abstimmungen kommt, wir Frauen nach wie vor nicht wirklich alle an einem Strang ziehen. Aber, was nicht ist, kann ja noch werden. Schön wäre es, wenn es uns gelänge, zukünftig die parteipolitischen Grenzen noch besser zu überwinden und die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt zu 7

8 8 stellen. Denn nur gemeinsam werden wir die Zukunft so gestalten können, dass unsere Töchter und Enkeltöchter nicht mehr kämpfen müssen. Damit will ich es dann aber mit den Appellen und Wünschen auch schon bewenden lassen. Denn heute soll vordringlich das Wirken der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen im Vordergrund stehen. Und da sind viel mehr Erfolge vorzuweisen. Das hängt mit Ihrer Arbeit zusammen, liebe Frauen, und dafür danke ich Ihnen aufrichtig. V. Und wenn ich abschließend einen Mann zitiere, dann doch einen, der ganz okay war. Kurt Tucholsky war der festen Überzeugung: Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen. Deshalb wünsche ich Ihnen Erfolg auf der Wegstrecke weiterer 25 Jahre LAG und heute eine gute Festveranstaltung im Landtag Nordrhein-Westfalen. Ich danke Ihnen. 8