Begrüßungsworte Internationaler Frauentag März 2015, 14 Uhr, Plenarsaal des Landtags

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Karlheinz Kalb
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1 Begrüßungsworte Internationaler Frauentag März 2015, 14 Uhr, Plenarsaal des Landtags Sehr geehrte Herren, liebe Frauen, Herr Vizepräsident Keymis, ein herzliches Willkommen dem neuen Fraktionsvorsitzenden der Grünen, lieber Merhdad Mostofizadeh, schön dass Sie auch an der Veranstaltung teilnehmen, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste! I. Frauen, wacht auf! Was auch immer die Hürden sein werden, die man euch entgegenstellt, es liegt in eurer Macht, sie zu überwinden. Ihr müsst es nur wollen. Mit diesem flammenden Appell der französischen Revolutionärin und Schriftstellerin Olympe de Gouges, die bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Rechte der Frauen stritt also

2 2 schon ein Jahrhundert vor Hedwig Dohm - mit diesem Appell begrüße ich Sie und Euch sehr herzlich im Landtag Nordrhein- Westfalen zur Fest- und Fachveranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentages Mit dieser Veranstaltung wollen wir heute auch auf das 25-jährige Bestehen der Frauenquote in NRW blicken. Dass dieser Plenarsaal so gut besetzt ist, zeigt mir: Frauen können alles: arbeiten und feiern und das auch noch gleichzeitig. Gleich zu Beginn möchte ich danken: Und zwar für den beeindruckenden Beginn dieses Nachmittags mit der Rezitation der Texte von Hedwig Dohm, der großartigen Frauenrechtlerin, dargeboten von Nikola Müller, Isabell Rohner und Gerd Buurmann. II. Mein Willkommensgruß gilt Ihnen allen den Vertreterinnen von Frauenbüros, von Frauenvereinen und Verbänden die Sie sich mit dem Thema Gleichstellung von Frau und Mann beruflich oder im Ehrenamt befassen und engagieren. 2

3 3 Namentlich begrüße ich sehr herzlich von der LAG kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen die Sprecherinnen herzlich willkommen Daniela Franken und Christel Steylaers. Seitens der Landesregierung, vertreten durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, heiße ich Claudia Zimmermann-Schwartz willkommen, die über 25 Jahre Quote in NRW zu uns sprechen wird. Ganz besonders freue ich mich über die Teilnahme des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, der sich zur Frage der Zulässigkeit von Zielquoten für Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst äußern wird: Herzlich willkommen, Herr Professor Hans-Jürgen Papier. Und im Anschluss wird es noch eine moderierte Runde mit Vertreterinnen aller Fraktionen aus dem Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation geben, die sich zur Frage äußern werden: Welche Pläne hat Ihre Partei zur Novellierung des Landesgleichstellungsgesetzes. Ich stelle sie Ihnen gerne vor. 3

4 4 Es sind: die Vorsitzende Daniela Jansen (SPD), sowie die Sprecherinnen der Fraktionen: Gerda Kieninger (SPD), Regina van Dinther (CDU) Josefine Paul (B 90/Grüne), Susanne Schneider (FDP) Birgit Rydlewski (PIRATEN). Ihnen allen danke ich sehr, dass Sie Ihren Sachverstand und Ihren Erfahrungsschatz ins Podiumsgespräch einbringen werden, das die Journalistin Inge von Bönninghausen moderieren wird. III. 104 Jahre Internationaler Weltfrauentag 25 Jahre Bestehen der Frauenquote in NRW das sind immer noch wichtige Anlässe, zusammenzukommen und sich auszutauschen, ja auch zu feiern. Und vor allem ist es immer ein guter Grund, Resümee zu ziehen: die Erfolge hervorzuheben, aber auch Unvollendetes zu benennen und deshalb Initiativen für die Zukunft zu formulieren. 4

5 5 Jedenfalls hat der anfangs von mir zitierte Appell von Olympe de Gouges an die Frauen nichts an seiner Aktualität verloren, denn: Nach wie vor müssen Frauen um ihre Gleichstellung kämpfen, insbesondere im Beruf. Hier fällt für die Frauen weder etwas vom Himmel noch wird ihnen etwas geschenkt. IV. Verehrte Gäste, der Deutsche Bundestag hat in der letzten Woche das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst verabschiedet. Die Frauenquote für die Aufsichtsräte der DAX-Unternehmen, so wird das Gesetz ja langläufig genannt, hat das Ziel, den Anteil von Frauen in den Führungsgremien von Wirtschaft und Verwaltung wesentlich zu erhöhen. Alle von Ihnen wissen, wie die Situation heute ist trotz vieler freiwilliger Bemühungen: Der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Deutschland beträgt laut Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 18,4 Prozent. In den Vorständen dieser Unternehmen sind nur 5,4 Prozent Frauen. 5

6 6 Die gesetzliche Quote ist deshalb aus meiner Sicht, auch wenn sie im politischen Raum nicht einheitlich begrüßt und als richtiges Instrument angesehen wird, durchaus ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu tatsächlicher Chancengleichheit von Frauen und Männern und wird, da bin ich sicher, zu einem Wandel in der Wirtschafts- und Arbeitswelt beitragen. V. Verehrte Gäste, wir alle wissen es nur zu gut: Jahrelang ist auf freundliche Appelle und gutgemeinte Selbstverpflichtungen gesetzt worden. Deshalb lautet das Fazit: Die Bilanz dieser Politik ist ehrlich, aber sehr ernüchternd. Deshalb war es nur folgerichtig, dass die Geduld erschöpft, die Zeit der Appelle vorbei war. Die Frauenquote für die Aufsichtsräte der DAX-Unternehmen ist nun Realität. Den Vorwand, es gäbe nicht genug qualifizierte Bewerberinnen, lassen nun nicht nur Frauen nicht länger gelten. Zumal doch nie waren so viele Frauen so gut ausgebildet waren wie heute. Frauen sind ein Gewinn für die Wirtschaft. Die Quote wird Strukturen aufbrechen und die Unternehmenskultur verbessern. Mehr Frauen in Führungspositionen werden andere Frauen nachziehen. Es wird mehr Frauen auf allen Hierarchieebenen geben. 6

7 7 Und genau an dieser Stelle will ich mit Freude und ein wenig Stolz darauf hinweisen, dass wir exakt in einer Woche also am kommenden Montag hier im Landtag nach der Verabschiedung von Direktor Jeromin eine Direktorin haben werden. Und auch bei den Referatsleitungen in der Landtagsverwaltung haben wir ein beachtliches Verhältnis. Nämlich 7:5. Und zwar sieben Frauen und fünf Männer! Anrede, Seit 20 Jahren garantiert das Grundgesetz in Art. 3 die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen. Wir alle wissen aber nur zu gut, dass sie aber keineswegs auch Lebensrealität ist. Solange Gleichberechtigung nicht verwirklicht und selbstverständlich ist, sind Gesetze und bindende Regelungennotwendig, die sie voranbringen. VI. Anrede, natürlich wird niemand von uns kleine und manchmal auch größere Fortschritte abstreiten. Aber ein Blick auf die Chef- und Abteilungsleiterpositionen - auch in Behörden - zeigt: Von gleicher Verteilung kann nicht die Rede sein. Von gleicher Bezahlung übrigens auch nicht. 7

8 8 Bildung und Fachlichkeit allein reichen wohl allein nicht aus, um in Führungsetagen vorzudringen. Deshalb muss die Politik hier ansetzen auch hier in NRW, wo wir das Landesgleichstellungsgesetz novellieren wollen. Und genau das wird ja auch Thema der moderierten Gesprächsrunde mit der Politik sein. VII. Anrede, mein Dank gilt heute insbesondere Ihnen, den engagierten Frauen in den Vereinen, Verbänden und Frauenbüros, die Sie streitbar und immer gradlinig für die Rechte von Frauen eintreten. Fortschritte sind auch immer das Ergebnis Ihrer Arbeit, liebe Frauen, und dafür danke ich Ihnen sehr. Deshalb wünsche ich Ihnen Erfolg auf Ihrer und unserer weiteren Wegstrecke, den langen Atem, den Sie häufig genug bewiesen haben, und heute eine gute Fest- und Fachveranstaltung im Landtag Nordrhein-Westfalen. Herzlich willkommen! 8

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