Sukzessive zur besten Supply Chain
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- Willi Pohl
- vor 8 Jahren
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1 Sukzessive zur besten Ausgangspunkt für die Optimierung einer ist ihre Analyse. Wie man von dort sicher zum Ziel gelangt, wurde in einem Förderprojekt untersucht. Entstanden ist dabei eine für die Praxis ausgelegte 7-Schritt-Methodik. MANUEL DUDLER DER AUTOR Manuel Dudler, M.A. HSG, ist Consultant bei der Inova Management AG. D ynamische globale Märkte, Währungsturbulenzen, Konjunkturentwicklung und vieles mehr sorgen in exportorientierten Schweizer Unternehmen für einen kontinuierlich steigenden Wettbewerbs- und Kostendruck. Eine adäquate Antwort darauf stellt die Optimierung der s dar. Um KMU diesen Weg zu erleichtern, haben Wissenschaftler, Unternehmensberater und Manager in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen in einem Förderprojekt der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) eine 7-Schritt-Methodik entwickelt (vgl. Kasten auf Seite 42 und Grafik 1 auf Seite 43). Um die Prozesse rasch und gezielt erarbeiten zu können, wurde die Analyse nicht nur besonders praxisorientiert gehalten, ihr Ansatz hält sich auch an Standards wie das international anerkannte Supply-Chain-Prozessmodell SCOR ( Operations Reference Model). Dadurch kann die Methodik branchenübergreifend eingesetzt werden. Selten gestellte Fragen Viele Unternehmen haben bereits Massnahmen definiert, um allfällige Reibungsverluste ihrer Wertschöpfungsket- ten zu reduzieren. Erfahrungsgemäss sind diese Optimierungsansätze jedoch grösstenteils operativer Natur. Fragen nach der Identifikation, Segmentierung und Konfiguration der s werden nur selten gestellt. Diese können wie folgt aussehen: Wie viele s hat das Unternehmen, wie werden diese charakterisiert? Wo soll der Fokus der Analyse liegen? Wie sollen die s zukünftig gestaltet werden? Je nach Charakteristik der Produkte sind unterschiedliche strategische Überlegungen hinsichtlich der Beschaffungsplanung, der Regeln für die Bestandsführung, der Ausprägung der Prozesse oder dem Grad der Flexibilität anzustellen. Nur so lassen sich die Wertschöpfungsketten zielkonform konfigurieren und gestalten. So ist zum Beispiel die Planung von Produkten mit einem hohen Entwicklungsanteil wesentlich anspruchsvoller als jene von standardisierten oder konfigurierbaren Produkten. Das heisst, die Planungsfunktion (Aufbauorganisation) und die Planungsprozesse (Ablauforganisation) müssen auf die unter- > 40 io management September/Oktober 2012
2 Bilder: Getty Images / Bartosz Hadyniak / Kimberley Coole / Clare S Rich / Fotosearch / VOM PRODUZENTEN ZUM KONSUMENTEN Die 7-Schritt-Methodik hilft, den Weg des Tees von der Plantage bis in die Tasse so effizient wie möglich zu gestalten. September/Oktober 2012 io management 41
3 > schiedlichen Konfigurationen ausgerichtet sein. Die konsequente Differenzierung von Supply Chains ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor der vorgestellten Methodik. Angepasste Konfiguration Die 7-Schritt-Methodik ist modular aufgebaut und wird bezüglich Breite und Tiefe von Analyse und Konfiguration von Fall zu Fall angepasst. Der Projektscope wird nach einer kurzen Analysephase festgelegt. Im Fall des Projektpartners soplar sa, Hersteller von Extrusionsblasmaschinen und -werkzeugen sowie Streckblasmaschinen, wurde der Fokus aufgrund der geringen Fertigungstiefe und der homogenen Kundenstruktur auf die beschaffungsrelevanten Teile der gelegt. Bei der APM Technica AG, einem Spezialisten in der Klebe- und Oberflächentechnologie, wurden zur Reduktion des Analysescopes die Produktionsprozesse explizit nur in der Grundkonfiguration analysiert. Nach der Analyse der strategischen Rahmenbedingungen folgt die zielgerichtete Konfiguration der Soll-Lösung. Auf zeit- und kostenaufwendige Detailanalysen wird dabei verzichtet. Die APM Technica AG hat die sieben Stufen bereits vollständig absolviert. Arthur Philipp, Chairman des Unternehmens, bekräftigt im Rückblick: «Mit der 7-Schritt-Methodik haben wir die wichtigsten Potenziale entlang unserer s in kurzer Zeit identifiziert.» Auf dem Weg zur optimalen Die einzelnen Schritte im Überblick Unternehmen tun gut daran, ihre Wertschöpfungsketten nicht nur operativ zu optimieren, sondern auch strategisch. Der unkomplizierte 7-Schritte-Ansatz zeigt, wie dies geht. 1. Analyse der Kundenanforderungen Die Ausgestaltung der s richtet sich an zwei Fixsternen aus: den strategischen Zielen des Unternehmens und den Bedürfnissen der Kunden. Diese gilt es zu analysieren und zu priorisieren. Die Kundenanforderungen bestimmen die Ausgestaltung der s und der Messgrössen (KPI). Die Kunden der APM Technica AG, unter anderem Automobilzulieferer und Medizinalunternehmen, legen beispielsweise hohen Wert auf die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit ihres Lieferanten. Das beeinflusst die Konfiguration der s und die Definition der Messgrössen entscheidend. 2. Ableitung der Soll-Supply-Chain Anhand der Analyseresultate werden optimale Supply-Chain-Strategien entwickelt. Angepasste Supply-Chain-Strategien erlauben eine massgeschneiderte Erfüllung der Kundenanforderungen. So sind zum Beispiel bei der Schmid Holzfeuerungen AG die s von Holzfeuerungen für Einfamilienhäuser oder für industrielle Grossanlagen differenziert zu gestalten und die Zielwerte für die Messgrössen unterschiedlich zu definieren. Bei APM Technica werden die s für kundenindividuelle Produkte, die jeweils neu entwickelt werden, und solche, die kontinuierlich gefertigt werden, separat definiert. s für Handelsprodukte werden nochmals unterschieden. 3. Analyse der Ist-Supply-Chain Die aktuell bestehende wird einer systematischen Analyse unterzogen und im gleichen Raster wie die Soll-Supply-Chain dargestellt. Dabei werden auch die wichtigsten Messgrössen in den Bereichen Zuverlässigkeit, Reaktionsfähigkeit, Agilität, Kosten sowie Nutzung von Assets erfasst. Die Messgrössen werden für jede identifizierte Supply Chain separat erhoben. 4. Gap-Analyse Soll-Ist Der Vergleich von quantitativen und qualitativen Soll- und Ist-Resultaten deckt die Abweichungen auf und stellt die Basis für Schritt fünf dar. Hier wird zum Beispiel der Anteil der Bestellungen, die zur richtigen Zeit und vollständig ausgeführt werden, analysiert und mit den Werten vergleichbarer Un- 42 io management September/Oktober 2012
4 Bei der Konfiguration ist zu unterscheiden, welche Elemente der auftragsneutral (schlank) oder auftragsspezifisch (flexibel) ausgeführt werden sollen. Auftragsneutral werden insbesondere Standardprodukte (Katalogartikel) oder -komponenten abgewickelt. Auftragsspezifische Elemente verlangen s für konfigurierbare Produkte das sind beispielsweise Heizkörper mit unterschiedlichen Farben und Anschlüssen oder aber für Produkte mit einem individuellen Entwicklungsanteil, also zum Beispiel kundenspezifische Heizkörper, die an die Gebäudeform angepasst werden. Die 7-Schritt-Methodik basiert auf dem Grundsatz, möglichst viele Elemente der bewusst schlank, sprich auftrags-/kundenneutral zu halten. Im Anschluss an die Grundkonfiguration der werden relevante Soll-Prozesse von der bereichsübergreifenden Planung (S&OP), über Einkauf, Auftragsabwicklung und Produktion bis hin zur Distribution und Retourenlogistik definiert. Auf dieser Basis werden die Soll- Supply-Chains und die Prozessausprägungen festgelegt. Im Vordergrund steht die Konfiguration der Prozesse und nicht die detaillierte Beschreibung der Abläufe. Neben ihrer Ausprägung ist die geografische Allokation der Prozesse zu bestimmen. Dabei geht es um den Entscheid, welcher Standort welche Prozesse für andere Standorte ausführt. > ternehmen verglichen. Der Einbezug von Best Practice-Benchmarks ergänzt die Entscheidungen mit nützlichen Zusatzinformationen. Mit übersichtlichen Darstellungen wird das Verständnis für notwendige Veränderungen über alle Führungsebenen rasch erreicht. 5. Potenzialidentifikation und -beurteilung Hier werden die Verbesserungspotenziale und Ansatzpunkte identifiziert und hinsichtlich Umsetzungsaufwand und Nutzen priorisiert. Die Beurteilung soll möglichst quantitativ, sprich mit konkreten Einsparungspotenzialen und Kosten, hinterlegt werden. 6. Roadmap Nun werden die einzelnen Umsetzungsschritte und -massnahmen festgelegt und hinsichtlich des Ressourcenbedarfs abgesichert und terminiert. Das Resultat sind klar definierte Massnahmenpakete zur Optimierung der. 7. Umsetzung Danach wird die Roadmap in beherrschbaren und wirtschaftlichen Schritten umgesetzt. Die laufende Erfolgskontrolle gemäss den definierten Messgrössen ist erfolgsentscheidend. So können Resultate transparent und rasch kommuniziert sowie allfällige Korrekturmassnahmen definiert werden. Sieben Schritte für alle Branchen Grafik 1 KPI 2 «Soll» Konfiguration 1 Analyse Kunden- Checkliste anforderung 3 «Ist» Konfiguration 4 5 Potenzial- Gap-Analyse identifikation Ist-Soll und -beurteilung 6 Roadmap 7 Umsetzung Die von Wissenschaftlern, Unternehmensberatern und Managern in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen entwickelte 7-Schritt- Methodik lässt sich branchenübergreifend einsetzen. Quelle: Inova Management AG, eigene Darstellung (2012) Sofortmassnahmen Fragebogen September/Oktober 2012 io management 43
5 Exemplarisches Supply-Chain-Netzwerk Grafik 2 USA Schweiz China Korea Japan Mexiko Costa Rica Philippinen Singapur Malaysia Produktdesign / S&OP Rohmaterial Australien Halbfabrikate / Komponenten Fertigfabrikate Das Supply-Chain- Netzwerk sowie die Landkarte der einzelnen s mit Material-, Informationsund Werteflüssen (Zölle, Währungen, Steuern) werden während des Projektes in einem bereichsübergreifenden Team erarbeitet. Quelle: Inova Management AG, eigene Darstellung (2012) > Dazu werden die Material-, Informations- und Werteflüsse zwischen den Partnern und den Unternehmensstandorten grafisch dokumentiert (vgl. Grafik 2 auf dieser Seite). Generell wird bei der Gestaltung der Supply Chains hoher Wert auf die nachhaltige Zusammenarbeit mit den Partnern gelegt. Dies sowohl kunden- als auch lieferantenseitig. Der Projektpartner Sieber Transport AG, der als wichtiger Logistikdienstleister in komplexen s auftritt, ist überzeugt, dass sich erfolgreiche Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müssen, was eine reibungslose Zusammenarbeit mit den Supply-Chain-Netzwerkpartnern bedingt. Die in der Soll-Konfiguration definierten Zielwerte werden mit der Performance der aktuellen verglichen. Anschliessend werden Handlungsempfehlungen auf Basis von Best Practices abgeleitet, um die weiter zu optimieren. Wissenschaftlich fundierter Leitfaden Zur Erstellung der 7-Schritt-Methodik arbeiteten Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand. «Mit dem KTI-Projekt «wertorientierte Diagnose und Therapie von s» ist es gelungen, der Praxis einen wissenschaftlich fundierten Leitfaden zur Analyse und Verbesserung von s an die Hand zu geben», betont Professor Wolfgang Stölzle vom Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen. Der Umsetzungspartner Inova musste sicherstellen, dass die Anforderungen und Anliegen der teilnehmenden Unternehmen in jede Phase des Projektes eingebracht wurden. Für Unternehmen, die diese Methodik zur Optimierung ihrer Supply Chain nutzen wollen, werden Checklisten, Werkzeuge für Analyse und Benchmarking sowie eine Visualisierung und ein Leitfaden zur Verfügung gestellt. Ziel des Konzeptes ist es, Unternehmen einen lösungs- und umsetzungsorientierten Leitfaden zur Verfügung zu stellen, der es ihnen erlaubt, die evaluierten Massnahmen hinsichtlich der benötigen Ressourcen und Ergebnisse zu kalkulieren. < Literatur Davis, M. (2010): Case Study for Leaders: Dell s Transformation Journey Through Segmentation. Gartner Research, Stamford, USA. Bolstorff, P.; Rosenbaum, R. (2012): Excellence: A Handbook for Dramatic Improvement Using the SCOR Model. Amacom, New York. 44 io management September/Oktober 2012
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