Die Frankfurter Patientensicherheitsmatrix
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- Mathilde Fleischer
- vor 7 Jahren
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1 Die Frankfurter Patientensicherheitsmatrix (FraTrix) Sicherheitskultur in der Hausarztpraxis Hoffmann B, Müller B, Müller V, Albay Z, Weppler K, Mießner C, Parker D, Hofinger G, Rochon J, Gondan M, Güthlin C, Gerlach FM FKZ 01GK0702 Was ist Sicherheitskultur? Teil der Organisationskultur Grundmuster geteilter Werte, Überzeugungen und Handlungsweisen in einer Organisation in Bezug auf die Sicherheit (der Patienten) Wir wirkt Kultur? Werte und Überzeugungen beeinflussen die Motivation der Handelnden und der Organisation: Belohnung oder Bestrafung für bestimmte Handlungsweisen (Flin 2007) 1
2 1 - Ablehnend 2 - Reagierend 3 Vorschriftsmäßig 4 - Initiativ 5 - Zukunftsweisend Sicherheitskulturinstrumente Weit verbreitet: Fragebögen ( Sicherheitsklima ) Alternativer Ansatz: Selbsteinschätzung und Reflektion Manchester Patient Safety Framework (MaPSaF) - Ziele: interaktive Reflexion des Teams über die eigene Sicherheitskultur, gleichzeitig Bestimmung von Maßnahmen, um Sicherheitskultur zu stärken. - Häufigstes in England und Wales eingesetztes Sicherheitskultur- Instrument - Versionen in NL, Adaptation in S, ähnliches Instrument in DK - In Pilotstudie in Frankfurt in 2008 eingesetzt und adaptiert für deutsche Hausarztpraxen (Frankfurter Patientensicherheitsmatrix) Die Frankfurter Patientensicherheitsmatrix Ein Instrument zur Selbsteinschätzung von Sicherheitskultur Stufen Dimensionen 1. Allgemeine Bereitschaft, sich für Qualität einzusetzen 2. Stellenwert von Patientensicherheit 3. Wahrnehmung von kritischen Ereignissen und ihren Ursachen 4. Untersuchung von kritischen Ereignissen 5. Lernen nach einem kritischen Ereignis 6. Kommunikation 7. Personalführung 8. Aus- und Fortbildung 9. Teamarbeit 2
3 FraTrix Aufbau des Instruments 3
4 Anwendung von FraTrix Persönliche Einschätzung jeder/s Einzelnen Teamsitzung geleitet durch externe Moderatorin Ziel: Aktionsplan mit Maßnahmen Ziele und Messmodell der Studie Untersuchung der Wirkung von FraTrix auf Sicherheitskultur RCT! (bisher zumeist before-after-designs) Messmodell der Sicherheitskultur (Drei-Schichten-Modell, Schein 1985) - Grundannahmen (Natur der Wirklichkeit, Zeit, menschliche Beziehungen etc.) - Nicht messbar - Bekundete Meinungen und Werte des Praxisteams - Fragebogen zum Sicherheitsklima (FraSiK) - Oberflächenstrukturen / Handlungsweisen - Praxisbegehung mit Checkliste (Patientensicherheitsindikatoren) - Auswertung von Fehlerberichten 4
5 2009 Ablauf RCT 2010 Praxisbegehung Fragebogen zum Sicherheitsklima Analyse von Fehlerberichten FraTrix: 28 Praxen Kontrolle: 32 Praxen 2011 Praxisbegehung Fragebogen zum Sicherheitsklima Analyse von Fehlerberichten 5
6 Interventionsergebnisse Intervention wie geplant durchgeführt: 81 Teamsitzungen (dreimal 27) Durchschnittliche Dauer: 1:24 h (0:15 h bis 2:15 h) 80 % der Sitzungen vollständig abgeschlossen (drei Dimensionen besprochen plus Maßnahmenplan) 265 Maßnahmen in den Sitzungen besprochen 124 Maßnahmen in 12 Praxen protokolliert am Ende der Studie Einschätzungen in den FraTrix-Praxen Verlauf 6
7 Patientensicherheitsklima T1 (Fragebogen) Intervention Kontrolle Patientensicherheitsindikatoren T1 (Praxisbeg.) 1.0 Intervention Kontrolle
8 Fehlermanagement - Fehlerberichte Initial aus 9 Praxen 27 Berichte Am Ende aus 36 Praxen 362 Berichte (62 % über kritische Ereignisse im engeren Sinne) Qualität der Berichte bewertet Zu T1 haben die Interventionspraxen mehr Ereignisse berichtet (4,68 vs. 2,91; p=0,045) Zu T1 ist die Qualität der Berichte in den Interventionspraxen höher (2,19 vs. 1,40; p=0,038) Unterschiede zwischen Intervention / Kontrolle? Loss to follow-up: 3 Praxen (1x IG, 2x KG) Baseline data: keine signifikanten Unterschiede Studienende: Keine signifikanten Unterschiede bei Sicherheitsklima und Patientensicherheitsindikatoren - Relativeffekt / Wilcoxon-Test - Intention to treat, Complete Cases, Sensitivitätsanalysen - Adjustierung nach Zeit + Gruppe Fehlerberichte: mehr Fehlerberichte und von höherer Qualität in Interventionsgruppe 8
9 Zusammenfassung In der Interventions- d. h. FraTrix-Gruppe wird ein besseres Fehlermanagement durchgeführt (mehr und bessere Fehlerberichte) Sicherheitsklima und Strukturen/Prozesse der Patientensicherheit ändern sich dagegen in den Praxen und infolge der Intervention nicht Sekundär-Analysen: mögliche Einflussfaktoren Qualitätsmanagement-System, Status als Lehrpraxis der Universität - Indikatoren: EPA-Praxen und Lehrpraxen (z. T. signifikant) höhere Werte - Klima: keine Tendenz erkennbar Geschlecht Praxisinhaber - Indikatoren: Gemischt (und Männlich ) signifikant höhere Werte - Klima: Weiblich höhere Werte (n. s.) Teamgröße - Indikatoren: Über Median signifikant höhere Werte - Klima: Unter Median signifikant höhere Werte 9
10 Diskussion Stärken der Intervention: - ownership, empowerment : ÄrztInnen und Med. Fachangestellte, ganzes Team - Dialog und Verständigung im Team Intervention zu schwach? Sie zielt auf Bewusstwerden und Bewusstseinsänderung, nicht auf konkrete Maßnahmen oder das Erreichen vorbestimmter Ziele - Precontemplation und contemplation (Prochaska JO; Velicer WF 1997) Diskussion Kein Netzwerk: Wären die Ergebnisse anders, wenn sich die Praxen gegenseitig unterstützt und kontrolliert hätten? (Dixon-Wood et al. 2011) Patientensicherheit (in Hausarztpraxis) als gravierendes Problem wahrgenommen? (Dixon-Wood et al. 2011) 10
11 Diskussion Instrumente Effekte dort, wo wir den Praxen eine Struktur vorgegeben haben - Verzeichnis kritischer Ereignisse auf Papier oder elektronisch Sicherheitsklima-Fragebogen differenziert kaum Sicherheitsindikatoren: variable kritische Selbstauskunft Alle Messungen haben auch Interventionseffekte - Rückmeldung aus Kontrollpraxen: Praxisbegehung macht auf Missstände aufmerksam + stößt Änderungsprozess an Zeitraum zu kurz? Schlussfolgerung Der FraTrix-Prozess führt zu einem besseren Fehlermanagement in den Hausarztpraxen. Sicherheitsklima und die per Indikatoren erhobenen Strukturen und Prozesse ändern sich jedoch nicht. Mögliche stärkere Intervention: Kombination von FraTrix mit Benchmarking und Qualitätszirkeln? 11
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