Postfamiliale Familien und die Pluralisierung von Lebensformen
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- Lars Weiss
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1 Universität Rostock Institut für Soziologie und Demographie Seminar: Individualisierung Leitung: Prof. Dr. Peter A. Berger Referenten: Oliver Bretag, Richard Henschel, Marco Krull (Stefanie Brandt, Annika Dobbertin, Susanne Borgmann, Susen Schmidt, Raul Janetzky, Jennifer Simon) Datum: Begriffsbestimmung Postfamiliale Familien und die Pluralisierung von Lebensformen Pluralität: = im Sinne von Vielfalt durch die Anzahl verschiedener faktisch vorfindbarer Ausprägungen eines Merkmals in einer Klasse von Einheiten bzw. Zustände in einer Klasse von Einheiten Statistische Bundesamt: Unter Lebensformen werden hier relativ stabile Beziehungsmuster der Bevölkerung im privaten Bereich verstanden, die allgemein mit Formen des Alleinlebens oder Zusammenlebens (mit oder ohne Kinder) beschrieben werden können 2. Stationen des historischen Wandels der Familie 2.1 Vormoderne (Vor Beginn der Industrialisierung) Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft mit festgelegtem Aufgabenbereich wenig Raum zu freier Entfaltung Notgemeinschaft o o Hohe Vielfalt von familialen Lebensformen Ökonomische Interessen und Erfordernisse der Haushaltsproduktion bestimmen Familienverhalten (es geht ums ökonomische Überleben der Familie) 2.2 Erste Phase der Individualisierung Bedeutung traditionaler Kultur und ständischer Differenzierung stark verringert Etablierung eines bürgerlichen Familienideals (Ehe, Kinder, Geschlechterrollendifferenzierung) Bindung von Raum gesellschaftlicher Großgruppen in den Raum der privaten sozialen Beziehungen der Familie verlegt Soziale Beziehung in Familien nicht mehr durch ökonomische Interessen geprägt Trennung Produktion Haushalt geschlechtstypische Arbeitsteilung Kinder verlieren ihre Relevanz für die Sicherung der materiellen Grundlage Frau vom Verdienst des Mannes abhängig, Mann von Fürsorge und Arbeit arbeitsteilig organisierte bürgerliche Kleinfamilie dominiert nun Versicherungswesen erlaubt freie Entscheidung, da man abgesichert ist 2.3 Zweite Phase der Individualisierung Persönliche Bindung wird zum Problem Individualisierung befördert Lebensformen, in denen enge soziale Bindungen minimiert werden o Soziale wird individuellen Interessen untergeordnet o Stabilitätsverlust + Monopolverlust der bürgerlichen Familie, Kulturelle Liberalisierung von Ehe und Familie: Entkopplung von Sexualität und Fortpflanzung, von Liebe und Ehe, von Ehe und Elternschaft, sowie von biologischer und sozialer Elternschaft 3. Individualisierung und Inszenierung des Alltags 3.1 Ehe/Familie trotz Wandel Rolle der Frau, kaum Wandel in der Familie Einflussfaktor Kind für eheliche Rollenverteilung Familie findet trotzdem großen Zuspruch hohe subjektive Bedeutung von Ehe, Gratifikationscharakter abgenommen Balanceakt des Zusammenhalts von Einzelbiographien in Familien ,6 Mio. Fam., davon 10,1 Mio. in AL & 2,5 Mio. in NL Abnahme von 1% in AL & 16% in NL (Zahlen 1996) Verschiebung von Familienstrukturen, jedoch überwiegt Ehe noch % der 21,4 Mio. Haushalte in BRD Ehen jedes 10. Paar nichtehelich 3.2 Die Individualisierung der Kindheit heute Mangel an Orientierung für Partnerschaft & Leitbildern für Kindererziehung Kind = zentrale Rolle Anfang 20.Jhd. 100Ehen/393 Kinder 70er nur noch 160 heute 137 o Aufwuchs ohne Geschwister im Verbund mit Erwachsenen pädagogische Konsequenzen?? Aktivitätenverteilung im Großstadtdschungel auf großen Raum Kinder abhängig von Eltern o Verinselung kindlicher Lebensverhältnisse (traditionelle Erfahrungen werden durch Erfahrungen der Inseln ersetzt) o Werteverlust, keine Schaffung von kindlichem Moralbewusstsein Kinder heute andere Rollenerwartungen zu erfüllen hohe Individualität im jungen Alter, durch Erziehung verstärkt Sozialisationsschaden?? Kind wird zum Partner innerhalb der Beziehung Individualisierung und sinkende Kinderzahlen können Notwendigkeit von Solidaritätsvermittlung nicht gewährleisten 3.3 Multikulturelle Familien früher Lebenswelten geschlossener, heute ausdifferenzierter Begegnung zweier Fremder Berger/Kellner Muss des Entwurfes v. Gemeinsamkeiten
2 gilt noch stärker für binationale/bikulturelle Paare noch fremder (Unterschiedliche Erfahrungen, kein vorgegebener Interaktionsraum) jedes Paar entwirft eigenen Normen (z.t. auch flexibel) leben eigene Geschichte trotzdem gibt es eine eigene Verwurzelung des Wertesystems 3.4 Scheidungen/Folgen Scheidungszahlen drastisch gestiegen (um 36% von ) Eintritt von Alltagsveränderungen o Geographisch (Um,- Wegzug) o finanzielle Einbußen o Sorgerechtsfrage Leittragende = Kinder (gespaltener Loyalität, Informationsträger zwischen Fronten) Bedeutung für Kinder?? o Psychische Schäden o Kinder werden robust & anpassungsfähig o Beck Gernsheim: Trennungsereignisse sind eine Sozialisation eigener Art Arrangieren mit diesem Familienformen zeigt, dass man lernt Bindungen aufzugeben & mit Verlust fertig zu werden (Trennung = Alltag) 4. Strukturwandel & soziale Netze 5. Elternschaft Prognostizierter Zusammenbruch der sozialen Netze aufgrund v. Familienverkleinerungen Neuer Typus des Einpersonenhaushaltes entstanden (Anfang des 20.Jhd. 7% zum Ende 25%) Warum wurden erweiterte Familienhaushalte weniger? o demographischer Faktor früher, heute zunehmende Ausdifferenzierung & Individualität o jedoch haben Unterstützung & Besuche von Verwandten zugenommen o familiäres Netzwerk gewinnt immer mehr an Bedeutung generelle These von Zusammenbruch falsch, These der Pluralisierung v. Lebensformen richtig nicht alle Familien haben solidarisches Netzwerk, dazu muss familiäres Netzwerk bestehen o wachsende Einpersonenhaushalte, bei Anstieg Alleinlebende & sinkenden Kinderzahlen kaum familiäre Netzwerke für Solidaritätsleistungen o regionale Differenzierung Land/kleine Städte: gibt es diese Netzwerke meist noch Großstadt: eher auf staatliche Interventionen angewiesen gesellschaftlicher Strukturwandel + Individualisierung führt zu Veränderung im Bereich der familiären Lebensformen Erosion von Werten/ Normen erweiterte Definition von Werten erweiterte Definition von Familie biographischer Wandel wachsende individuelle Instabilität höhere Lebenslaufinstabilität des Kindes keine signifikante Änderung des biographischen Kontrollverhaltens keine signifikante Änderung im Verhalten der Kinderplanung das erste Kind unterliegt selten einer festen Entscheidung Demographischer Wandel Soziale- u Bildungsschicht mittlere / höhere Schicht: Frau nimmt Rolle als Mutter erst ab 30+ war niedrige Schicht: mit < 20 erstes Kind mit 30+ teilweise Enkelgeneration vorhanden Steigende Ein-Elternteil Familien 6. Pluralisierung der Lebensformen steigende Homogenität steigende Vielfalt von Lebensformkategorien steigende NEL Kategorien steigende Scheidungsrate sinkende Heiratsrate sinkende Fertilitätsrate Ursachen: Wertewandel Gesellschaftswandel
3 Quellen: Beck-Gernsheim, E. (1994): Auf dem Weg in die postfamiliale Familie, in: Beck, U./Beck-Gernsheim, E. (Hg.), S ; Bertram, H./Borrmann-Müller, R. (1988): Individualisierung und Pluralisierung familialer Lebensformen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung das Parlament B13/1988, S ; Brüderl, J./Klein, T. (2003): Die Pluralisierung partnerschaftlicher Lebensformen im Kohortenvergleich. Eine empirische Untersuchung für Westdeutschland mit dem Familiensurvey 2000 in: Marbach, J./Bien, W. (Hg.): Partnerschaft und Familiengründung, Opladen, S ; Brüderl, J. (2004): Die Pluralisierung partnerschaftlicher Le-bensformen in Westdeutschland und Europa, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Bei-lage zur Wochenzeitung das Parlament B 19/2004, S ( QGHGJI.pdf); Burkart, G. (1998): Individualisierung und Elternschaft. Eine empirische Überprüfung der Individualisierungsthese am Beispiel der USA und ein Systematisierungsvorschlag, in: Friedrichs, J. (Hg.), S ; Huinink, J./Wagner, M. (1998): Individualisierung und die Pluralisierung von Lebensformen, in: Friedrichs, J. (Hg.), S ; Meyer, T. (1993): Der Monopolverlust der Familie. Vom Teilsystem Familie zum Teilsystem privater Lebensformen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 45. Jg. (1993), H. 1, S ; Mitterauer, M. (1998): Europäische Familienentwicklung, Individualisierung und Ich-Identität, in: Friedrichs, J. (Hg.), S ; Mikrozensus 2005 herausgegeben vom Statistischen Bundesamt ( ) ( )
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7 Quelle: Eheschließungen Insgesamt Ehescheidungen je Einwohner Insgesamt je Einwohner , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,9
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