Famulatur im Maharaj Nakorn Hospital, Chiang Mai

Transkript

1 Famulatur im Maharaj Nakorn Hospital, Chiang Mai 03. bis 28. August 2015 Organisation, Flug Ich entschied mich Anfang des Jahres dazu, meine erste Auslandsfamulatur in Thailand über das ASEA-UNINET- Programm zu machen. Bangkok sagte mir als Millionenstadt weniger zu und letztendlich fiel die Wahl auf Chiang Mai, davon hatte ich zuvor bereits viel Positives gehört. Die Bewerbung lief sehr unkompliziert ab. Ich habe alle meine Unterlagen (Letter of motivation, Famulaturbestätigungen etc.) an Petra Papst geschickt und bekam sehr bald darauf schon die vorläufige Bestätigung. Die Kommunikation lief immer sehr unkompliziert und freundlich ab, herzlichen Dank an dieser Stelle an Petra und ihre Kollegin Karina Theiss! Die endgültige Zusage von Seiten des Krankenhauses in Chiang Mai haben wir leider erst sehr spät Ende Mai erhalten, zwei Monate, bevor wir fliegen wollten. Trotz der relativ späten Flugbuchung zahlte ich für meinen Flug mit der Fluggesellschaft Etihad von Wien via Dubai nach Bangkok nur etwa 600. Visum und Versicherung: Für die Famulatur in Thailand reichte kein normales Touristenvisum, also beantragten wir bei der Thailändischen Botschaft in Wien ein Non Immigrant- Visum, welches 60 kostete und 3 Monate gültig war. Dafür sendete ich meinen Reisepass, ein Passfoto, das ausgefüllte Antragsformular, einen Meldezettel, meine Studienbestätigung, das Einladungsschreiben des Krankenhauses in Chiang Mai und die Visumgebühren in bar nach Wien. Wichtig ist es, den Brief mit Einschreiben und Rückschein zu schicken, denn wenn der Pass so kurz vor der Reise verloren gehen würde, wäre das mehr als ärgerlich. Schon nach 10 Tagen hatte ich meinen Reisepass samt Visum zurück im Briefkasten. Man sollte aber mind. 4 Wochen vor Reiseantritt das Visium beantragen, denn es kann auch deutlich länger dauern. Es ist auch möglich das Visum direkt vor Ort in Wien zu beantragen. Genaue Infos hierzu und zu den geforderten Unterlagen etc. bekommt ihr auf der Homepage der Thailändischen Botschaft Das Krankenhaus in Thailand verlangt einen Nachweis über einen (Auslands-)Versicherungsschutz. Wie die meisten hatte ich eine Auslandsversicherung bereits bei meiner Visa-Card dabei, vorher aber unbedingt informieren.

2 Impfungen, Reiseapotheke Neben den Standardimpfungen, werden für Thailand noch Impfungen gegen Typhus, Tollwut, Japan- B Enzephalitis und Meningokokken empfohlen. Ich lies mich bei der Impfstelle der Steiermärkischen Landesregierung in Graz beraten und impfen, da es dort günstiger war, als beim Hygieneinstitut und von mir aus besser zu erreichen. Besonders über Tollwut war ich auch im Nachhinein sehr froh, da man in Thailand in sämtlichen Tempelanlagen etc. immer wieder mit Straßenhunden in Berührung kommt. Mittel für die Reiseapotheke, wie Ibuprofen, Betaisodona Salbe, Loperamid, Verbandszeug, Antibiotika, Desinfektionsmittel etc. sollten auf jeden Fall auch eingepackt werden. Meine Repellents habe ich alle aus Österreich mitgebracht, hatte mich für die NoBite Hautsprays entschieden. Eine Flasche reicht für etwa 2 Wochen aus, wenn man sie täglich verwendet. Das ständige Nachsprühen wird zwar besonders bei dem tropischen Klima schnell nervig, aber man kommt nicht drumherum, v.a. wegen der tagaktiven Mücken, die auch Dengue- Fieber übertragen können. Ein Mosquitonetz hatte ich zwar gekauft, es aber in Chiang Mai selbst kein einziges Mal benutzt, da alle Hostels und Hotels eigentlich immer mit Fensternetzen ausgerüstet waren und während der ganzen Zeit hatten wir nur zwei Mücken im Zimmer. Je nach Weiterreise kann es aber dennoch sinnvoll sein. Auch wenn die Stadt Chiang Mai selbst als malariafrei gilt, ist es ratsam eine Standby Medikament (z.b. Malarone) dabeizuhaben. Unterkunft Vor allem aufgrund der positiven Berichte der letzten Jahre und der Nähe zum Krankenhaus entschieden meine Studienkollegin Verena und ich uns zunächst dafür, während des Famulaturzeitraums im Uniserv Hostel in Chiang Mai wohnen zu wollen. Leider bekamen wir aber per eine Absage, in der uns mitgeteilt wurde, dass alle Zimmer in dem Zeitraum schon belegt seien. Karo und Daniel, die zeitgleich mit uns gemeinsam in Chiang Mai famulierten, bekamen auf Nachfrage vor Ort jedoch sofort ein Zimmer. Solltet ihr im Vorhinein auch eine negative Rückmeldung erhalten, hat man also dennoch guten Chancen auf ein Zimmer. Wir suchten jedoch bereits in Graz nach einer Alternative zum Uniserv und entschieden uns schlussendlich für das Puwanon Place Hostel. Die Zimmer waren groß, sehr sauber und ruhig und hatten einen eigenen Balkon. Wir zahlten für einen ganzen Monat nur etwa 130 pro Person in einem Doppelzimmer, wer auf die wöchentliche Reinigung verzichten möchte, zahlt weniger. Das Hostel liegt gut erreichbar etwas außerhalb der Stadtmauer, aber mit dem Red Car, einer Art Taxi, ist man eh schnell überall. Es gibt Waschmaschinen im Hostel, die man für wenig Geld nutzen kann und W-lan im Zimmer. Uns störte am Anfang vor allem der weite Weg zum Krankenhaus, was sich aber schnell erübrigte. Da wir einen Seiteneingang zur Family Medicine an der Arak Road entdeckten, brauchten wir ab

3 dann nur noch 15 Gehminuten. Red Cars sind morgens wegen der Staus übrigens nicht unbedingt zu empfehlen, zumindest nicht, wenn man schnell im Krankenhaus sein will. Famulatur und Klinikalltag: Wir flogen am Samstag von Bangkok nach Chiang Mai. Da am Montag darauf der erste Famulaturtag startete, hatten wir so noch ein bisschen Zeit, um die Stadt zu erkunden und die Krankenhausuniformen zu kaufen etc. Ein paar Tage früher anzureisen würde ich unbedingt empfehlen! Die Uniform besteht für Frauen aus einer weißen Bluse, einem knielangen Faltenrock, der in der Taille getragen wird und schwarzen Ballerinas. Männer tragen ein weißes Hemd, dazu eine Anzughose und schwarze Anzugschuhe. Bis auf die Schuhe würde ich empfehlen alles erst vor Ort zu besorgen. Es gibt dafür überall in der Stadt spezielle Black and White-Shops und die Preise sind dort unschlagbar günstig: Für 2 Röcke und 2 Blusen zahlte ich insgesamt nur ca. 15. Shops findet man an der Huay Kaew Road, nicht weit vom Krankenhaus entfernt, einen zum Beispiel direkt neben dem großen Maya-Shopping Center. Verena und ich hatten uns für die ersten 2 Wochen für das Departement of Family Medicine entschieden, die anderen beiden Wochen verbrachten wir auf der Gynäkologie und Geburtshilfe. Nachdem uns Frau Kanokwan an unserem ersten Famulaturtag zu den verschiedenen Departements gebracht hatte, erhielten wir auf der Family Medicine unseren Stundenplan und eine kurze Führung durch die Abteilung. Jeden Tag waren wir einem bestimmten Arzt zugeteilt, der sich immer viel Zeit für alle Fragen nahm und sich bemühte, alles auf Englisch zu erklären. Die meiste Zeit verbrachten wir im OPD, dem Out Patient Departement, vergleichbar mit einer Ambulanz bei uns und fuhren mehrmals die Woche gemeinsam mit den Ärzten und Schwestern der Abteilung auf Hausbesuche, wo wir auch einen Einblick in das Alltagsleben der Patienten bekamen. Die Family Medicine entspricht in etwa unserer Allgemeinmedizin. Daneben hatten wir außerdem zwei Einheiten Thaimassage, die hier oft als Therapie bei Schmerzen verschrieben wird. Außerdem besuchten wir ein Subdisitrict Hospital, durften Dr. Peerasak zu einem TCM- Kongress begleiten, der von einem Arzt aus China geleitet wurde, sahen bei Akupunkturbehandlungen zu und fuhren zu einer (Senioren-)Pflegeeinrichtung außerhalb Chiang Mais. Die Ärzte der Family Medicine waren wirklich alle sehr nett und um uns bemüht. Oft waren bei den Ausflügen Medizinstudenten aus Chiang Mai mit dabei, die jederzeit bereitwillig

4 für uns übersetzten, wenn es bei Verstädnisprobleme gab. Im OPD wurde es leider nach einer Zeit etwas langweilig, da wir während der Patientengespräche nur daneben saßen und sehr wenig verstanden, weil sie großteils auf Thai geführt wurden. Die Home visits und anderen zahlreichen Ausflüge waren allerdings toll und gaben uns einen guten Einblick in das thailändische Gesundheitssystem und die Lebensweise der Menschen. Nach zwei Wochen Family Medicine ging es für Verena und mich weiter in die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dort bekamen wir ebenfalls einen Stundenplan, der vorsah, dass wir je eine Woche auf der Geburtshilfestation und eine Woche auf der Gynäkologie verbringen. Anders, als zuvor, waren wir diesmal aber nicht täglich einem bestimmten Arzt zugeteilt und somit mehr auf uns alleine gestellt. Wir waren fast jeden Tag woanders eingeteilt, sodass wir am Ende der zwei Wochen eigentlich überall einmal gewesen waren und viel gesehen hatten. So waren wir bei z.b. bei den Schwangerschaftsuntersuchungen dabei, wo wir den Leopoldschen Handgriff ausprobieren konnten, verbrachten einen Tag in der Colpo Ambulanz, in der etwa 10 Zuschauer aus Ärzten und Studenten jede Kolposkopie-Untersuchung über einen Bildschirm mitverfolgen und besprechen konnten, waren in der Menopause-Ambulanz sowie in der Onko- Klinik. Außerdem durften wir bei Amniozentesen sowie bei Ultraschalluntersuchungen dabei sein. Auf der Geburtshilfe- sowie der Gynäkologiestation hatten wir kaum die Möglichkeiten bei den Visiten dabei zu sein, waren dafür aber häufig in den OPs, wo es allerhand Interessantes für uns zu sehen gab: Von Notfall- und Zwillingskaiserschnitten, über Eileiterschwangerschaften bis hin zu Hysterektomien und Entfernungen sehr großer Tumore sahen wir alles. Oft konnte man die Operation über einen Bildschirm mitverfolgen. Assistieren durften wir aber wir nicht. In unseren Mittagspausen gingen wir entweder in eine der sehr zahlreichen Kantinen am Krankenhausgelände, in denen das Essen wirklich gut und auch billig war wir zahlten pro Mittagessen ca Baht, umgerechnet etwa Cent - oder besuchten eines der ebenfalls zahlreichen Restaurants, die man überall an den Straßen rund um das Krankenhaus herum finden kann.

5 Freizeit Nach ein paar Urlaubstagen in Bangkok war ich froh, mich für Chiang Mai als Famulaturstadt entschieden zu haben. Alles ist dort entspannter, günstiger und sauberer, als in der Millionenmetropole. Durch die Größe Chiang Mais, ca Einwohner, bekommt man schnell einen Überblick über die Stadt und lebt sich schnell ein. Am Nachmittag und Abend nach dem Praktikum blieb eigentlich immer noch etwas Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Umgebungsausfüge eignen sich am besten für das Wochenende. Chiang Mai bietet zahlreiche Möglichkeiten: Tempelbesuche, Nightmarkets (besonders der Saturday- und der Sundaymarket!), Thaimassagen, Kinobesuche, Ladyboy-Shows, Fisch-Spas, Bars (z.b die Rooftop-Bar etc.), Wanderungen auf den Doi Suthep oder den Doi Ithanon, (wobei man das tropische Klima dabei nicht unterschätzen darf, es kann sehr anstrengend werden), Ausflüge in das 100km entfernte Dorf Pai, wo man u.a. zu Wasserfällen fahren kann, ein Besuch der Patara Elephant Farm, in der aus der Tourismusindustrie gerettete Elefanten wieder resozialisiert werden, und noch vieles mehr (Ziplinen, etc ). Das Essen ist in Thailand auf jeden Fall ein Erlebnis und ich kann jedem nur raten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Wer in Chiang Mai z.b. kein Sticky Rice mit Mango probiert hat, hat was verpasst. Auch ein Kochkurs ist wirklich zu empfehlen, wir machten unseren bei der Basil Cookery School. Dabei lernt man auch gleich das heimische Gemüse und die Gewürze kennen und macht gemeinsam einen kurzen Ausflug auf einen Markt. Auch ein Besuch im K s Kitchen- Restaurant, schräg gegenüber vom Puwanon Hostel lohnt sich immer. Meiner Meinung nach das beste Restaurant der Stadt. Ich habe nach meiner Famulatur in Chiang Mai noch zwei Wochen dran gehängt und bin im Süden des Landes weitergereist. Fazit: Auch wenn ich während meiner Famulatur kaum neue praktische Fertigkeiten lernen konnte, war es eine sehr bereichernde Erfahrung für mich. Ich habe einen Einblick in ein ganz anderes Gesundheitssystem bekommen, viel Interessantes gesehen und eine für mich fremde Kultur besser kennenlernen können, wie es mir sonst nicht möglich gewesen wäre. Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden und kann nur jedem raten, die Chance einer Auslandsfamulatur zu nutzen, wenn sie einem geboten wird! Bei Fragen wendet euch gerne an mich: galina.niemeyer@stud.medunigraz.at

6 Ein paar Eindrücke meiner Reise aus Bangkok, Chiang Mai, Pai und von Koh Tao:

7

8