Praxisratgeber zur Betreuung und Beratung von Kindern und Jugendlichen

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1 Praxisratgeber zur Betreuung und Beratung von Kindern und Jugendlichen Problemstituationen, Unterstützungsangebote und rechtliche Möglichkeiten in besonderen und schwierigen Lebenslagen Bearbeitet von Bernd Seidenstücker, Barbara Mutke 1. Auflage Loseblatt. 2 Ringordner, DIN A5 ISBN Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 FORUM VERLAG HERKERT GMBH Mandichostraße Merching Telefon: 08233/ Praxisratgeber zur Betreuung und Beratung von Kindern und Jugendlichen Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage, wir freuen uns, dass Sie sich für unsere Produkte interessieren. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus unserem Loseblattwerk Praxisratgeber zur Betreuung und Beratung von Kindern und Jugendlichen. Falls Sie noch nähere Informationen wünschen oder gleich über die Homepage bestellen möchten, klicken Sie einfach auf den Button Zur Bestellung oder wenden sich bitte direkt an: FORUM Verlag Herkert GmbH Mandichostr Merching Telefon: / Telefax: / service@forum-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Ausdruck, datentechnische Vervielfältigung (auch auszugsweise) oder Veränderung bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlages.

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4 Islam im Alltag Seite Islam im Alltag Islamische Religiosität und ihre Bedeutung in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen türkischer Herkunft Dr. Necla Kelek Die Diskussion um das Tragen von muslimischen Kopftüchern hat eine Reihe von grundsätzlichen Fragen der Migration, Religion und des politischen Selbstverständnisses unserer Demokratie aufgeworfen. Ich möchte die damit verbundene Debatte über Grundrechte, Religionsfreiheit, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung etc. in diesem Aufsatz nicht führen. Die Argumente sind der interessierten Öffentlichkeit spätestens seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom bekannt und für mich steht außer Frage, dass Demokratie, die Menschenwürde und die Gleichberechtigung in diesem Zusammenhang oberste Priorität haben. Ich möchte als Sozialwissenschaftlerin zu dieser Frage aus der Sicht meiner Forschungen beitragen. Ich möchte die Kopftuchfrage auch nicht theologisch erörtern, weil selbst Kopftuchbefürworter und Kopftuchträgerinnen sich schwer tun, aus dem Koran heraus ein Kopftuchgebot zu begründen. Es gibt fünf Verse, die sich auf den Hijab, die Verschleierung beziehen. Es sind die Suren 1) 33, Vers 53; 33: 32-34; 24:32-33; 33:59 und 24:60. Das Kopftuch ist nach diesen ein- Kopftuchbegründungen erst 250 Jahre nach Mohammed 1) Abschnitte des Korans

5 4.1.7 Seite 2 Islam im Alltag Unterschiedliche Symbolkraft des Kopftuches schlägigen Suren im Koran kein Symbol des muslimischen Glaubens. Erst aus der Sunna, das sind die dem Propheten zugeschriebenen Aussagen und Taten, haben Korangelehrte wie Bazagli 250 Jahre nach Mohammeds Tod entsprechende Anweisungen abgeleitet. Für eine ausführliche Erörterung möchte ich in diesem Zusammenhang auf die ausführlichen und sehr fundierten Erörterungen des Themas durch Ralph Ghadban verweisen. Das muslimische Kopftuch ist aus der Sicht der Gegner ein Symbol der Stigmatisierung der Frau, ein Symbol der Unterdrückung oder wie die Befürworter meinen, der mögliche Ausdruck einer neuen Identität der muslimischen Frauen, ja sogar einer neuen Identität der migrationsgeprägten Neo-Muslima (Sigrid Nökel, Was gegen Kopftuchverbote spricht...,). Unbestritten ist das muslimische Kopftuch seit der iranischen Revolution in zunehmendem Maße auch ein politisches Symbol eines erstarkenden Fundamentalismus. Ich möchte mich im Folgenden der Frage auf ganz andere Weise nähern und fragen: Warum tragen Frauen und Mädchen hier und heute das muslimische Kopftuch? Um auf diese Frage eine fundierte Antwort geben zu können, muss ich den engen Rahmen der Kopftuchdebatte verlassen und die Bedingungen erörtern unter denen türkisch-muslimische Jugendliche in Deutschland aufwachsen und in welchem theoretischen Spannungsfeld diese Sozialisation zu erörtern ist. Ich stelle deshalb meine Untersuchung Islam im Alltag vor und arbeite dabei besonders die Aspekte heraus, die sich auf die aktuelle Kopftuchdebatte beziehen.

6 Islam im Alltag Seite 3 Islamische Orientierungen von Migranten der zweiten und dritten Generation der türkischen Einwanderer in Deutschland, also den jungen Leuten, scheinen zuzunehmen. Mehr als 85 % der türkischen Migrantenjugendlichen bezeichnen sich als Muslime, mithin als religiös (Fuchs-Heinritz Jugend 2000, S. 175 Bd. 1; Heitmeyer 1997, S. 119). Dagegen ist unter den deutschen Jugendlichen der Anteil, der sich als religiös ansieht, nur annähernd halb so groß (Fuchs-Heinritz 2000, S. 175 Bd. 1). In der Shell-Studie Jugend 2000 wird die Frage nach einer auch über den religiösen Bereich hinausgehenden sozio-kulturellen Bedeutung des muslimischen Bekenntnisses für türkische Migrantenjugendliche aufgeworfen. Die Frage nach der Relevanz muslimischer Orientierungen für ihr Alltagshandeln und ihr Selbstkonzept besitzt, etwa in anbetracht von über Schülern türkischer Herkunft an deutschen Schulen, einen erheblichen Stellenwert, sei es aus jugend- und migrationssoziologischer Sicht, sei es aus pädagogischem Interesse oder für den gesellschaftlichen Diskurs über Konzepte der Integration von Zuwanderern. 85 % der türkischen Migrantenjugendlichen bezeichnen sich als Muslime Ziel und Methodik der empirischen Untersuchung Bei meiner Untersuchung bin ich der Frage nachgegangen, wie türkische Migrantenjugendliche ihre Religiosität leben, wie sie sie praktizieren, welche subjektiven Haltungen sie zu ihrem Glauben einnehmen und welche Bedeutungen sie mit ihrem Muslim-Sein verbinden. Die Erhebung liefert Erklärungsmuster, ob und in welcher Weise die Dimension ihres Muslim-Seins eine wichtige, für sie selbst vielleicht notwendige Rolle Muslim-Sein als Selbstkonzept

7 4.1.7 Seite 4 Islam im Alltag Selbstzuordnung zur muslimischen Gemeinschaft spielt für das Selbstkonzept und die Orientierung der Jugendlichen. Für die Untersuchung bietet die Schule ein besonders geeignetes Forschungsfeld: Zum einen, weil von der Lebenssituation vergleichbare Befragungspersonen zur Verfügung stehen und zugänglich sind. Zum anderen hat die Schule als Sozialisationsinstanz und Schnittstelle zwischen den kulturellen Einflüssen einen eigenen Stellenwert in der interkulturellen Begegnung. Mit dem Begriff des Muslim-Seins der Migrantenjugendlichen charakterisiere ich ihre identifikative Selbstzuordnung zur muslimischen Gemeinschaft, die die Gültigkeit eines türkisch-muslimischen Common Sense dessen Identifizierung ein Ergebnis dieser Arbeit ist, in allgemeiner Form anerkennt Der türkisch-muslimische Common Sense Jugendliche wollen als Türken wie Deutsche leben Die Orientierung der türkischen Migrantenjugendlichen wird in der Wissenschaft häufiger als bi-kulturell beschrieben (Hoffmann 1990, Popp 1994). Entsprechend äußerten sich befragte Jugendliche, sich weder eindeutig als türkisch, noch eindeutig als deutsch zu verstehen. Mit Popp kann ihr subjektives Interpretationsbedürfnis prägnant formuliert werden: Die Jugendlichen wollen in Deutschland als Türken wie Deutsche leben. Sie beanspruchen einerseits gleichen Status und gleiche Entwicklungschancen. Was aber verbirgt sich andererseits hinter dem Wunsch als Türken zu leben? Die identikative Selbstzuordnung wäre als nationale Orientierung falsch verstanden. Sie verweist vielmehr auf die kulturellen Basisbestände eines wie immer ge-