III. 8. Höhle. Schlüsselbegriffe. Kurzbeschreibung. Robert Mehr. Gruppenklima, Sozialkompetenz, Selbstwahrnehmung, emotionale Beteiligung.
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- Hinrich Bayer
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1 III. 8. Höhle Wenn du in eine Höhle gehst nimm nichts mit, lass nichts zurück und schlag nichts tot! Schlüsselbegriffe Gruppenklima, Sozialkompetenz, Selbstwahrnehmung, emotionale Beteiligung. Kurzbeschreibung Das Spiel mit Licht und Dunkelheit ermöglicht neue Perspektiven und spirituelle Erlebnisse. Karst und Höhlen, zwei Begriffe, die eng miteinander verbunden sind: Das Wort "Karst" stammt aus dem Slowenischen und bezeichnet die Hochebene nordöstlich von Triest. Karstlandschaften sind von Höhlen durchzogen, die den Wasserablauf von der Oberfläche in den Untergrund lenken. Diese unterirdischen Räume sind zugleich Ablagerungsräume, in denen Sedimente und Tropfsteine das Kommen und Gehen von Eiszeiten, die Veränderung der Vegetation und die Entwicklung der Tierwelt und der menschlichen Kultur aufzeichnen. Die Höhlen der Fränkischen Schweiz (Fränkische Alb) sind, wie überall in den verkarsteten Kalkgebirgen der Erde, in ihrer Art, Form, Ausdehnung und Tiefe sehr unterschiedlich. Unsere Wahl fiel auf die Bismarckgrotte. Die Bismarckgrotte ist ein auf mehreren Etagen ausgebildetes Spalten- und Gangsystem mit großen parallel verlaufenden Hallen auf einem Raum von 107 x 88 m und ca. 50 m Tiefe. Zwei Eingänge öffnen sich am Hang des Steinberges und ermöglichen so eine Höhlendurchquerung. Hohe Hallen und enge Durchschlüpfe kennzeichnen die Bismarckgrotte. Bis auf wenige Stellen ist die Höhle 74
2 trocken und manche Räume sind von feinem Sand bedeckt. Die Orientierung ist nicht einfach, es empfiehlt sich einen Plan mitzunehmen, wobei die Durchquerung durch rote Pfeilmarkierungen gekennzeichnet ist. Die Höhle sollte ausschließlich mit elektrischem Licht begangen werden und nie ohne einen kundigen Führer. Intention Höhle als erlebnispädagogisches Element, Umgang mit Ängsten, Sicherheitsstandards und Materialkunde, Ökologie und Höhlenschutz, Transfermöglichkeiten christlicher Spiritualität. Methode Praktische Übung mit erlebnispädagogischen Elementen. Ablauf Vorbereitungsphase: Einem Dritten Bescheid geben, dass man die Höhle begeht. Ankunft am Parkplatz. Gang zur Toilette (weil in der Höhle nichts zurückgelassen wird). Am Parkplatz höhlenfertig umziehen. Ausrüstung überprüfen: Helm, Licht, Batterien, usw. Kurzer Anstieg zum Nordeingang der Bismarckgrotte. Sicherheitsanweisungen und Verhaltensregeln in der Höhle. Wir vereinbaren eine feste Reihenfolge der Teilnehmer/innen (Grundlage dafür sind die Klettererfahrungen vom Vortag, d. h. einem sicheren Kletterer folgt ein nicht so sicherer Kletterer usw.) Die Höhlenführer sind am Anfang und am Ende der Gruppe. Jede/r Teilnehmer/in hat jetzt noch die Möglichkeit zu entscheiden doch nicht mitzugehen. Einstiegsphase: Durch den nördlichen Eingang, bedingt durch das feuchte Lehm-, Sand- und Laubgemisch, rutschen wir am Seil gesichert vorsichtig in die Tiefe und klettern zum Boden der ersten größeren Halle ab. 75
3 Neben der Eingangshalle, die mit 40 m Länge, 10 m Breite und 15 m Höhe der größte Raum der Bismarckgrotte ist, befinden sich die zwei Spaltenhallen (ca. 25 m und 40 m lang). An ihrem Nordenden vereinigen sich beide Hallen zu einem engen klammartigen bis zu 15 m hohen Kluftgang. Ein idealer Ort für die Dunkelphase: Wir erleben die ungewohnte Dunkelheit und Stille der Höhle. Jede/r sucht sich einen komfortablen Platz, auf dem sie/er fünf Minuten ruhig sitzen kann. Es wird vereinbart, dass niemand spricht und alle Lichter gelöscht werden. Nichts soll die Stille durchbrechen. Mögliche Regeln: a) Die Leitungsperson macht irgendwann verantwortlich das Licht wieder an. b) Alle Lichter werden für eine definierte Zeit ausgemacht. Wer denkt, sie ist vorbei, macht seine Lampe wieder an. Eine kurze Reflexion der Dunkelphase bietet sich an. c) Wenn jemand Angst bekommt, sollte er die Stille unterbrechen. 76
4 Anschließend nehmen wir uns Zeit für die Erkundungsphase: In Kleingruppen machen wir uns innerhalb der drei großen Kammern (ungefährlicher leicht begehbarer Teil) selbständig auf Entdeckungstour. Wichtig ist, dass an beiden Enden der Passage eine Leitungsperson steht, die gegebenenfalls helfen kann. Eine kurze Reflexion bietet sich an. Durchquerungsphase: Jeder übernimmt Verantwortung für seinen Vorder- und Hintermann (d. h. Reden, Leuchten, Hilfestellung beim Klettern, usw.). Durch einen als Torbogen ausgebildeten Durchgang betreten wir den gotischen Gang und folgen dem tunnelartigen Gangprofil. Wir klettern durch den Canyon (20 m lang und 12 m hoch) und den anschließenden Halsabschneider (7 m lange Engstelle) zur großen Sandhalle (19 m lang, 6 m breit und 10 m hoch). Von dort gelangt man in die 7 m höher gelegene Sedimenthalle und schließlich zur Abgrundspalte. Der südliche Ausgang hat es in sich. Steil, teilweise senkrecht geht es den Korkenziehergang hinauf. Von Schlamm bespritzt, erschöpft und dennoch überwältigt freuen wir uns über das Wiedersehen mit dem Tageslicht. Herzlich werden wir vom Rest der Gruppe mit Getränk und Gebäck in Empfang genommen. Erzählphase: Obwohl die Gesichter der einzelnen Teilnehmer/innen ein grundlegendes Feedback geben, gilt es dennoch, das Erlebte zu reflektieren. Sieben Fragestellungen ermöglichen eine Reflexion der Höhlenexkursion: 77
5 1. Erlebte Eindrücke (Höhleneingang, Dunkelheit, Überraschungseffekte, Engstellen, Dreck, tiefe Schächte und Adrenalinausstoß)? 2. Unsicherheit und Ängste (Misstrauen, Dunkelheit, Dreck, Platzangst)? 3. Was hat mich dazu gebracht, mich dennoch darauf einzulassen (Neugier, Ermutigung, Gemeinschaft)? 4. Transfer zum Alltag (Ängste überwinden, Menschen vertrauen, Gegenwart bewusst erleben)? 5. Umgang mit der Natur (Respekt, Partnerschaft, Material, Fitness)? 6. Kostbare Momente (Einheit von Körper, Geist und Seele)? 7. Transfer zum persönlichen (christlichen) Glauben (Licht und Dunkelheit, Weg, Vertrauen, usw.)? Rahmenbedingungen Alter: ab 18 Jahren (max. 12 Teilnehmer/innen), ehrenamtliche Mitarbeiter/innen Zeit: ca. 2,5 Stunden pro Exkursion Ort: Bismarckgrotte (Höhle in der Fränkischen Alb): (Eingangshalle, Spaltenhallen, Durchquerung, ohne Labyrinth ) Material: Seil, Reepschnüre, Karabiner, Sitzgurte, Abseilachter, Helm, Stirn- und Taschenlampe mit je einem Reservesatz Batterien, Overall oder Blaumann, Knie- und Ellenbogenschützer, Erste Hilfe Pack, Alte Turnschuhe, Plastikklappbox. Allgemein gilt, dass Höhlenklamotten nass und schmutzig und nach dem Waschen nicht mehr ganz sauber werden. Daher empfiehlt sich alte, jedoch nicht zu enge Kleidung. Zwei bis drei dünne Lagen wärmen besser, da es in den Höhlen nur ca Grad warm ist. 78
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