Spezielle wissenschaftliche Arbeitsmethoden
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- Fabian Linden
- vor 7 Jahren
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1 Prof. Dr. Ralf Laging Einführung in die speziellen wissenschaftlichen Arbeitsmethoden Vorlesungsteil 2 Spezielle wissenschaftliche Arbeitsmethoden Methodologische Grundlagen qualitativer Forschung (Teil 1) Themen des 2. Termins Methodologische Vorüberlegungen Geisteswissenschaftliche Tradition: Hermeneutik Sozialwissenschaftliche Tradition: Charakteristika qualitativer Forschung Kleine Zahl von Untersuchungsmethoden Keine echte Stichprobenziehung Keine metrischen Variablen und Zahlen Keine statistischen Analysen Forschung im sozialen Feld Keine Häufigkeiten, sondern Zusammenhänge aus Sicht der Betroffenen Nicht neu, seit den 1930er Jahre mit folgenden Methoden: teilnehmende Beobachtung, Biographieforschung, Gruppendiskussion, Interviews Hinweis: Übergänge von qualitativer und quantitativer Forschung (Triangulation)
2 Zentrale Kritik an der quantitativen Forschung (nach Lamnek 1993,7) Soziale Phänomene existieren nicht außerhalb des Individuums, sondern sie beruhen auf den Interpretationen der Individuen einer sozialen Gruppe (die es zu erfassen gilt). Soziale Tatsachen können nicht vordergründig objektiv identifiziert werden, sondern sie sind als soziale Handlungen von ihrem Bedeutungsgehalt her bzw. je nach Situation anders zu interpretieren. Quantitative Messungen und die ihnen zugrunde liegenden Erhebungstechniken können soziales Handeln nicht wirklich erfassen; sie beschönigen oder verschleiern eher die diversen Fragestellungen. Häufig führen sie dazu, dass dem Handeln eine bestimmte Bedeutung unterschoben wird, die eher die des Forschers als die des Handelnden ist. Das Aufstellen von zu testenden Hypothesen vor der eigentlichen Untersuchung kann dazu führen, dem Handelnden eine von ihm nicht geteilte Meinung oder Absicht zu suggerieren oder aufzuoktroyieren Prinzipien qualitativer Sozialforschung (nach Lamnek 1993,29/30) Offenheit des Forschers gegenüber den Untersuchungspersonen, den Untersuchungssituationen und den Untersuchungsmethoden Empirische Forschung ist immer auch Kommunikation Empirische Forschung ist prozesshaft und damit in ihrem Ablauf veränderbar Prinzipien qualitativer Sozialforschung (nach Lamnek 1993,29/30) Empirische Forschung ist reflexiv in Gegenstand und Analyse, in der Sinnzuweisung zu Handlungen, also auch im Analyseprozess Untersuchungsschritte müssen expliziert werden, um den Nachvollzug zu ermöglichen Empirische Forschung muss flexibel im gesamten Forschungsprozess auf die Situation und die Relation zwischen Forscher und Beforschten reagieren
3 Perspektiven qualitativer Sozialforschung (nach Lamnek 1993,38/39) Den Nachvollzug des subjektiv gemeinten Sinns Der Deskription sozialen Handelns Die Rekonstruktion von Strukturen Hermeneutik - Begriffsverständnis Aussagen, Auslegen, Übersetzen Kunst der Textauslegung Der Interpret soll sich in den Zustand und in die Ideen desjenigen hineinversetzen, dessen Text er interpretiert Hermeneutik nach Schleiermacher (1829) Entwicklung einer systematischen Lehre vom Verstehen Erweiterung auch auf das Gespräch Rückgriff auf die subjektive Welt Verstehen wird auf Bildung bezogen, es geht immer dort um ein Verstehen, wo Menschen miteinander agieren Hermeneutik ist auch psychologisches Verstehen Es geht um den Zusammenhang vom Ganzen zu den Teilen Hermeneutik ist Sinnerfassung Verstehen ist vom Mißverstehen her zu verstehen. Das Mißverstehen lockt zum Verstehen: Hermeneutik ist die Kunst, Mißverstand zu vermeiden. Es gibt Regeln, aber keine Metaregeln ihrer Anwendung
4 Hermeneutischer Zirkel I V = Vorverständnis; T = Textverständnis; V1 = erweitertes Vorverständnis; T1 = erweitertes Textverständnis usw. Hermeneutischer Zirkel II T = Teil, z. B. Wort; G = Ganzes, z. B. Satz; T1 = vom Ganzen her interpretierter Teil; G1 = vom Teil her interpretiertes Ganzes usw. Verstehen in der Hermeneutik Zeichen hermeneutische Gegenstände dauernd fixierte Lebensäußerungen Äußeres Ausdruck sinnlich Gegebenes Inneres Bedeutung Sinn Verstehen Interpretation Auslegung
5 Erklären und Verstehen Im Unterschied zum Erklären der Naturwissenschaften geht es um ein Verstehen. Dies meint mehr, weil es versucht, die Bedeutung eines Sachverhaltes zu ergründen. Verstehen ist: Erkennen von etwas als etwas (Menschliches) und gleichzeitig das Erfassen seiner Bedeutung. (Danner, nach Lamnek 1, S. 79) Lehre von den Erscheinungen Bewußtsein von etwas als etwas Wesensschau Lebensweltanalyse Sinn- und Strukturzusammenhänge Feldorientierung Methodisches Vorgehen 1. Untersuchen einzelner Phänomene (intuitives Ergreifen) 2. Untersuchen allgemeiner Wesenszüge (Strukturen) 3. Erfassen wesenhafter Beziehungen zwischen den Wesenszügen 4.Beobachtung der Erscheinungsweisen 5. Beobachtung der Konstitution der Phänomene im Bewußtsein 6. Interpretation der Bedeutung der Phänomene
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