Wozu? Wie verwerte ich einen wissenschaftliche Artikel? Artikel sind aktuell Lehrbücher beziehen sich häufig auf veraltetes Wissen
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- Reinhold Valentin Beckenbauer
- vor 6 Jahren
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1 Wie verwerte ich einen wissenschaftliche Artikel? Wozu? Artikel sind aktuell Lehrbücher beziehen sich häufig auf veraltetes Wissen Artikel sind Training für wissenschaftliche Vorgehensweise Wie machen andere Forschung? Wie schreiben andere einen wissenschaftlichen Aufsatz? Was unterscheidet gute von schlechten Artikeln?
2 Leseziele Übersicht zu Thema gewinnen State-of-the-Art im Feld ermitteln Hypothese fundieren oder ablehnen Inspiration Forschungsstrategien vergleichen Artikel kategorisieren Forschungsbeitrag? Übersichtsartikel? Framework- oder Modellartikel? Essay? (eher selten in der Ökonomie) Peer-reviewed? High-impact journal?
3 Forschungsbeitrag Übersichtsartikel
4 Framework oder Modell Lesen des Aufsatzes 1. Zu welchem Problem/Thema trägt der Aufsatz bei? 2. Spezifische Fragestellung des Autors 3. Welches theoretische Grundverständnis wird zugrunde gelegt? Wie sind die wichtigsten Konzepte definiert? 4. Welche Variablen stehen im Vordergrund? In welcher Beziehung stehen die Variablen?
5 Lesen des Aufsatzes 5. Wie werden allfällige Hypothesen getestet? 1. Forschungsdesign? 2. Operationalisierung? 3. Auswertungsmethode 6. Werden Hypothesen bestätigt oder widerlegt? 7. Schlussfolgerung der Autoren Beitrag zum Forschungsgebiet Beispiel 1: Weibel/Rost/Osterloh Aufgabe: Bestimmen Sie im Tandem 1. Thema des Aufsatzes 2. Fragestellung 3. Theoretisches Grundverständnis (grob) 4. Variablen und Zusammenhang Variablen 5. Forschungsdesign und Resultate
6 Beispiel 1: Weibel/Rost/Osterloh Thema des Aufsatzes: 1. Aufsatz: Umstrittene Wirkung leistungsvariabler Löhne 2. Verbindung zur Vorlesung: Motivationsaufgabe der Organisation: Unter welchen Bedingungen sind Individuen bereit Eigeninteresse dem Kollektivinteresse unterzuordnen? Interessenangleichung durch Transaktion mit eigennutzorientierten Akteuren: leistungsvariable Löhne oder Disziplinierung Interessentransformation durch Beeinflussung der Präferenzen der Akteure intrinsische Motivation Beispiel 1: Weibel/Rost/Osterloh Fragestellung 1. Unter welchen Bedingungen wirkt leistungsvariabler Lohn positiv und unter welchen Bedingungen negativ auf Leistung? 2. Warum wirkt leistungsvariabler Lohn manchmal negativ auf Leistung (Wirkung leistungsvariabler Lohn auf intrinsische Motivation)? Öffnen der Black Box
7 Zu 1) Variabler Leistungslohn Leistung Unter welchen Bedingungen wirkt ein leistungsvariabler Lohn positiv auf die Mitarbeiterleistung? Klassische Ökonomik Psychologische Ökonomik ZAHLE immer ZAHLE einfache/ langweilige Tätigkeiten ZAHLE nicht komplexe/ spannende Tätigkeiten Zu 1) Forschungsdesign/Resultate Leistungslohn wirkt Leistungslohn wirkt Leistungslohn wirkt nicht! 46 empirische Studien (n= ), 155 verwertbare Stichproben (n= ) (Weibel/Rost/Osterloh 2007)
8 Zu 2) Warum? Black-Box Motivation Warum tun wir etwas? Ohne Druck von Aussen Auf Druck von Aussen intrinsisch = aus Freude und Überzeugung extrinsisch = um Belohnung zu erhalten oder Strafe zu vermeiden Zu 2) Warum? Black-Box Motivation Wirkung leistungsvariabler Löhne: EM IM Locus of Causality für Tätigkeit Verschiebung des Locus of Causality: Geld wird wichtiger (Preiseffekt) = Hypothese 4 Intrinsische Motivation, Moralische Verpflichtung rückt in den Hintergrund = Hypothese 3
9 Zu 2) Forschungsdesign/Resultate Zusätzliche Arbeitsleistung Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Unabhängige Variablen Est. z Est. z. Est. z. Est. z. Externer Anreiz: Variabler Leistungslohn 0.24*** (2.56) 0.23*** (2.75) 0.68*** (1.36) Motivation: Intrinsische Motivation 0.6*** (10.12) 0.71*** (9.08) Extrinsische Motivation 0.11* (1.88) (-0.53) Externer Anreiz * Motivation Variabler Leistungslohn * intrinsisch intrinsisch -0.25** (-2.19) Variabler Leistungslohn * extrinsisch 0.14* (1.66) ***p<0.01, **p<0.05, *p<0.1 (Weibel/Rost/Osterloh 2007) extrinsisch Multilevel Mixed Effects Regression, 447 Vignetten, 149 Teilnehmer Z Beispiel 2: Osterloh/Frey Aufgabe: Bestimmen Sie im Tandem 1. Thema des Aufsatzes 2. Fragestellung 3. Theoretisches Grundverständnis (grob) 4. Framework 5. Schlussfolgerungen
10 Beispiel 1: Weibel/Rost/Osterloh Thema des Aufsatzes: 1. Aufsatz: Welche Organisationsstruktur ist für Wissensmanagement geeignet (unter Einbezug der Unterscheidung explizites/implizites Wissen und unter Einbezug der Motivationsaufgabe) 2. Verbindung zur Vorlesung: Orientierungsaufgabe der Organisation. Strukturen ermöglichen: Wissen wer was weiss (Exploitation von Wissen) Wissen schaffen (Exploration von Wissen) Willen, Wissen zu teilen und Willen, spezifisch für das Unternehmen zu lernen (Motivationsaufgabe) Theoretisches Grundverständnis
11 Theoretisches Grundverständnis Dimension: Wissen 1. Explizites Wissen = in Zahlen, Zeichen, Sprache, Plänen ausdrückbares Wissen (einfach transferierbar) 2. Implizites Wissen = an Personen und Kontext gebundenes Wissen, z.b. Intuition, Erfahrungswissen (nicht einfach transferierbar und nicht objektiv nachvollziehbar) 3. Wissensproduktion findet im Team statt (entweder 1+1=2 oder 1+1=3) Dimension: Motivation 1. Extrinsische Motivation 2. Intrinsische Motivation 3. Verdrängungseffekt (liegen beide auf einer Dimension und stehen im substitutiven Verhältnis) Schlussfolgerungen
12 Übrigens falls der Aufsatz für die Semesterarbeit gelesen wird: Kritisch lesen Aussagen hinterfragen Nach Fehlern suchen Nicht alles was publiziert ist, ist richtig Was hätte ich anders gemacht? Wieso? Denken Sie daran, dass Sie diese Texte für ihre eigene Arbeit auswerten wollen. Sie stellen deshalb quasi an den Autor die Fragen, die den Anforderungen an die eigene Arbeit folgen, und erfassen unter diesem Aspekt dessen Material sowie die quantitativen und/oder qualitative Ergebnisse
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