Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Feldgemüse 2007
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- Benjamin Holtzer
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1 Pflanzenbau und Pflanzenschutz eldgemüse 2007
2 Impressum: Herausgeber: Landwirtschaftskammer Niedersachsen Redaktion: Geschäftsbereich Gartenbau, achbereich 5.6 Erich Klug, Tel.: 0511 / Pflanzenschutzamt Hannover, Sachgebiet Pflanzenschutz im Gemüse- und Obstbau 2007 LWK Niedersachsen Alle Rechte vorbehalten Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Herausgebers II
3 VORWORT risches Gemüse mit seinen zahlreichen Inhalts- und Ballaststoffen ist heutzutage Hauptbestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Der Pro-Kopf- Verbrauch an Gemüse steigt stetig und lag im Jahr 2005 bei ca. 86,6 kg. Die Anbaufläche der statistisch erfassten Kulturen betrug 2006 in Deutschland ca ha, wovon ca ha in Niedersachsen lagen. Die Produktion von Gemüse bietet interessante Chancen innerhalb von Gartenbau und Landwirtschaft, birgt aber auch hohe Risiken! Neben einer ausgereiften Produktionstechnik und dem satzweisen Anbau der Kulturen ist die Absicherung und Koordination der Absatzstruktur (Direktvermarktung, Industrieanbau, Großhandel, Großmarkt) oberstes Gebot. Der sensible Markt für das leicht verderbliche Gemüse reagiert sehr schnell auf Überkapazitäten mit fatalen Preiseinbrüchen. Die EU-Marktordnung hat keine praktische Bedeutung. Steigende Anforderungen des Handels und neue Verbraucherwünsche sind beim Anbau zu beachten. Ca. 80 % der gesamten Gemüseproduktion wird über den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet. Die Situation bei der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln für Gemüsekulturen hat sich in jüngster Zeit spürbar verbessert. Dank des Engagements des Arbeitskreises Lückenindikation (BBA und Pflanzenschutzdienste der Bundesländer) mit dem Unterarbeitskreis Gemüsebau, der Unterstützung durch Industrie, Erzeugerund Vermarktungsorganisationen, Verbänden sowie einzelnen Erzeugern wurde und wird ein immenses Programm zur Schließung der Indikationslücken bearbeitet. Im Ergebnis wurde eine Vielzahl an Lücken mittels Genehmigungen nach 18a PflSchG im Gemüsebau geschlossen. Die bundesweit geltenden Genehmigungen helfen dem Gemüsebauer, nehmen ihn aber auch in die Pflicht, da das Anwendungsrisiko bei ihm liegt. Gleiches gilt für einzelbetriebliche Genehmigungen nach 18b PflSchG, die vom Pflanzenschutzamt auf Antrag ausgesprochen werden können. Bei Bedarf ist Kontakt zum Pflanzenschutzamt in Hannover aufzunehmen. Die Gemüseproduktion erfordert ein umfangreiches Wissen und unterliegt einem schnellen Wandel. Mit den vorliegenden Empfehlungen soll dazu ein wichtiger Beitrag geleistet werden. Die vorliegenden Daten, Werte und Sortenempfehlungen stellen nur Anhaltswerte dar und variieren je nach Jahr, Ort, Verwendungszweck und Betrieb. ür weitere ragen stehen Ihnen die Gemüsebauberatung des Geschäftsbereiches Gartenbau sowie das Pflanzenschutzamt in Hannover und die achgruppen Pflanzenbau und Pflanzenschutz der Bezirksstellen zur Verfügung. Prof. Dr. Beßler Geschäftsbereich Gartenbau Dr. Eckard Beer Pflanzenschutzamt Landwirtschaftskammer Niedersachsen, März 2007 III
4 INHALTSVERZEICHNIS Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz VORWORT... III INHALTSVERZEICHNIS... 1 EINLEITUNG... 2 ANSCHRITEN VON SAATGUTIRMEN... 5 DÜNGUNG IM GEMÜSEBAU...11 BUSCHBOHNEN...29 EINLEGEGURKEN...38 BLUMENKOHL...47 KOHLRABI...59 KOPKOHL...67 MÖHREN...81 PORREE...90 KOP UND EISSALAT KNOLLENSELLERIE SPARGEL SPEISEZWIEBELN VERSCHIEDENE KULTUREN GUTE ACHLICHE PRAXIS IM PLANZENSCHUTZ BERATUNG IM GEMÜSEBAU NOTIZEN
5 EINLEITUNG Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz Standort Beim Anbau von qualitativ hochwertigem Gemüse muss gleichermaßen die Umwelt und der sparsame Einsatz von Rohstoffen beachtet werden. Klimalage, Bodenart, Wasserversorgung (Wasserschutzgebiete) und Gesundlagen bestimmen, welche Kulturen u. a. nur eingeschränkt oder überhaupt nicht angebaut werden können. Anbautechnik Die Maßnahmen der Kultur- und Pflegearbeiten sind so zu gestalten, dass beste Qualitäten und optimale Erträge erzielt werden. Gleichzeitig müssen die Bodensubstanz und die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleiben bzw. gefördert werden. Hierzu gehört in erster Linie eine Bodenstruktur schonende Bearbeitung (Kombination von Bodenbearbeitungsgeräten). Weiterhin ist eine ausgewogene ruchtfolge im Wechsel der Pflanzenfamilien unverzichtbar für die langfristige Leistungsfähigkeit der Böden. Zwischenbegrünungen (Gründüngungen) schaffen ein optimales Strukturgefüge und sorgen zusätzlich für die Anreicherung von Humus. Weitere Hinweise entnehmen Sie der Broschüre Pflanzenbau- und Pflanzenschutz Ackerbau Sortenwahl Nur qualitativ hochwertiges Saat- und Pflanzgut schafft die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gemüseanbau. Bei der Sortenwahl werden folgende Kriterien festgelegt: Geschmack, Marktwert, innere und äußere Qualität sowie Haltbarkeit Erntezeitraum und Verwendungszweck, Ertragssicherheit Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge Pflanzenernährung und Düngung Ein optimales Pflanzenwachstum ist langfristig nur möglich, wenn der Nährstoffentzug bzw. Nährstoffverlust (z. B. durch chem. estlegung) immer wieder durch organische oder mineralische Düngung ersetzt wird. Im Kapitel Düngung sind die erforderlichen Nmin - Sollwerttabellen, die Phosphor-, Kalium- und Magnesium- Bedarfswerte sowie der Bedarf an Spurennährelementen aufgelistet, die die Grundlage für eine exakte, harmonische Nährstoffversorgung der Gemüsearten bilden. Weitere Hinweise entnehmen Sie der Broschüre Pflanzenbau- und Pflanzenschutz Ackerbau
6 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz Pflanzenschutz Die Novelle des Pflanzenschutzgesetzes (PflSchG) trat am in Kraft. Nach einer dreijährigen Übergangsfrist gilt nunmehr seit dem 1. Juli 2001 die Indikationszulassung. Indikationszulassung bedeutet, dass die Pflanzenschutzmittel nur in den Anwendungsgebieten (Kultur + Schaderreger) eingesetzt werden dürfen, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) festgesetzt sind. Darüber hinaus existieren vom BVL festgesetzte Anwendungsbestimmungen. Hier handelt es sich um Auflagen zum Schutz von Gewässern und von Saumstrukturen. Ebenfalls verbindlich sind Angaben zur Bienengefährlichkeit, zur Wartezeit und zum Anwenderschutz. Neben der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln gemäß 15 PflSchG gibt es die Möglichkeit, die Anwendungsgebiete von en Pflanzenschutzmitteln gemäß 18 PflSchG zu erweitern. Zu beachten ist, dass bei einer Genehmigung allein der Anwender das Risiko für mögliche Schäden oder mangelnde Wirksamkeit trägt. Es ist zu unterscheiden zwischen: Genehmigung nach 18 a PflSchG (bundesweite Genehmigung) Genehmigung nach 18 b PflSchG (einzelbetriebliche Genehmigung) für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Kulturen, die nur in geringfügigem Umfang angebaut werden. Die durch das BVL erteilte 18a-Genehmigung eines Anwendungsgebietes wird im Bundesanzeiger veröffentlicht und kann danach z. B. im Gemüsebau genutzt werden. Einzelbetriebliche 18b-Genehmigungen können beim Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beantragt werden. Liegt der Genehmigungsbescheid vor, kann das Pflanzenschutzmittel in dem en Anwendungsgebiet eingesetzt werden. Die Genehmigungen nach 18b PflSchG sind gebührenpflichtig und in der Regel auf 3 Jahre befristet. In der vorliegenden Broschüre "Pflanzenbau und Pflanzenschutz eldgemüse 2007" sind alle en und nach 18 a en Anwendungsgebiete aufgeführt. Zulassungs- und Genehmigungsstand ist der 01. ebruar ür die Praxis ist olgendes zu beachten: Seit dem 1. Juli 2001 gilt die Indikationszulassung, d. h. die Zulassung für ein Pflanzenschutzmittel wird nur für ein bestimmtes Anwendungsgebiet (z. B. Gemüseerbsen/Blattläuse im reiland) unter bestimmten Anwendungsbestimmungen festgesetzt. Die Anwendung in anderen Anwendungsgebieten ist verboten. Bitte beachten Sie hierbei die Kulturgruppenzugehörigkeit. Applikationstechnische Grundlagen entnehmen Sie der Broschüre Pflanzenbau- und Pflanzenschutz Ackerbau Bei den empfohlenen Pflanzenschutzmitteln sind die Gebrauchsanleitung (Auflagen zum Gewässer- und Biotopschutz, Wartezeiten, Auflagen der Bienenschutzverordnung und Gefahrenhinweise) sowie der aktuelle Zulassungsstand zu beachten. 3
7 Beregnung Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz Eine bedarfsgerechte Zusatzberegnung ist für die Sicherung der Qualität nötig. Die Beregnungsgaben sind der Pflanzenart im Wachstumsstadium, der Bodenart und dem Klima anzupassen. Auf eine gleichmäßige Verteilung bei max. 20 mm pro Einzelgabe ist zu achten. Ernte Die kontinuierliche Marktbeschickung erfordert beste Qualitäten bei schonender Ernteverfahrenstechnik. ür einen schnellen Abtransport und entsprechende Aufbereitung ist zu sorgen. olgende Informationsquellen wurden benutzt: Versuche im deutschen Gartenbau - Gemüsebau - Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes Versuchsergebnisse des Bundessortenamtes Sortenempfehlungen der verschiedenen Anbaugebiete Anbau- und Sortenhinweise für den Gemüsebau aus der Pfalz (Neustadter Hefte) Saatgutkataloge verschiedener irmen Pflanzenschutzmittel - Auswertungs- und Pflanzenschutzmittel- Informationsprogramm (PAPI) Pflanzenschutzmittel - Kataloge verschiedener irmen 4
8 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz ANSCHRITEN VON SAATGUTIRMEN Agri-Saaten GmbH (Agri) Holland Select NL (HOL) Maschweg Bad Essen Internet: info@agri-saaten.de Dag Tober Bejo Samen GmbH (BEJO) Danziger Straße Sonsbeck Internet: bejo-samen@t-online.de Günter Hugenberg Mathias Meier N. L. Chrestensen (CHRES) Postfach Erfurt Internet: info@chrestensen.com Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: agri-d.tober@agri-saaten.de Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: guenter.hugenberg@t-online.de Telefon: Telefax: Mobil: Meier-Mathias@t-online.de Telefon: Telefax: Enza Zaden Deutschland GmbH & Co.KG (EZ) Samenzucht Samengroßhandel An der Schifferstader Straße Dannstadt-Schauernheim Internet: info@enzazaden.de Dietmar Schultz Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: d.schultz@enzazaden.de 5
9 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz Hild samen gmbh (HILD) Nunhems Zaden B. V. (NUN) Sakata (SAK) Kirchweinbergstraße Marbach a. N. Internet: hild@nunhems.com Andreas Burmester Nebelung GmbH & Co.(NEB) reckenhorster Straße Everswinkel Internet: kiepenkerl@nebelung.de Marco Lührs Nickerson Zwaan GmbH (NIZ) Clause (CL) Vilmorin (VIL) Griewenkamp Edemissen Internet: saatgut@nickerson-zwaan.de Tassilo Schinke Andreas Bettmer Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: andreas.burmester@nunhems.com Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: marco.luehrs.027@ag.nebelung.de Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: t.schinke@nickerson-zwaan.de Telefon: Telefax: Mobil: a.bettmer@nickerson-zwaan.de 6
10 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz Rijk Zwaan (RZ) Werler Straße Welver Internet: sales@rijkzwaan.de Georg Karancsi Günter Kühn SEMINIS VEGETABLE SEEDS Deutschland GmbH (SEM) Royal Sluis (RS) Asgrow (ASG) Bruinsma (BS) Petoseed (PS) Lindenallee Neustadt a. Rbge. Internet: kundenservicede@seminis.com Meinolf Biermann Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: g.karancsi@rijkzwaan.de Telefon: Telefax: Mobil: g.kuehn@rijkzwaan.de Telefon: Telefax: Mobil: Telefax: Meinolf.Biermann@seminis.com Syngenta Seeds GmbH (S&G) Alte Reeser Straße Kleve Internet: Thomas Münch Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: thomas.muench@syngenta.com 7
11 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz SPARGELSAATGUT Deutsche Spargelzucht GbR (DS) Kampweg 4a Alt-Mölln Internet: info@spargelzucht.de Telefon: Telefax: Aloys Rosen Grünspargel Steiner (GS) Römerstraße Moers-Bornheim Internet: Telefon: Telefax: Hans-Theo Olligschläger Südwestdeutsche Saatzucht GmbH & Co. KG (SWD) Seitenweg Möringen Internet: moeringen@suedwestsaat.de Jörg Gottwald Limseeds BV (LS) Postbus AE Horst (Niederlanden) Internet: info@limseeds.com Telefon: Telefax: Mobil: Telefon: Telefax: Piet Beurskens Telefon: Telefax: Mobil: pbuerskens@limseeds.com Nickerson Zwaan GmbH (NIZ) Griewenkamp Edemissen Internet: Mail: saatgut@nickerson-zwaan.de Joachim Middendorf Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil:
12 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz JUNGPLANZENLIEERANTEN Beekenkamp Plants B. V. Korte Kruisweg 141 NL 2676 ZG Maasdijk (Niederlanden) Internet: info@beekenkamp.nl Telefon: Telefax: Vertrieb über Nickerson Zwaan GmbH (NIZ) Globe Plant, Plantenkwekerij Grootscholten c.v. Veckdijk 62b NL 3237 LV Vierpolders (Niederlanden) Internet: grootsch@globeplant.nl Telefon: Telefax: Vertrieb über Nebelung Grow Group BV Napoleonsbaan Nord 4b Postbus 8306 NL 5990 Baarlo Internet: info@growgroup.com Vertrieb über Rijk Zwaan Günter Kühn Günter von Hacht Warwischer Hinterdeich Hamburg Rolf Timmann HADI Handelsgesellschaft für Gartenbaubedarf Am Redder Marschacht Rönne hagelberg@hadi-gartenbau.de Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: Mobil: g.kuehn@rijkzwaan.de Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: rolftimmann@aol.com Telefon: Telefax:
13 Pflanzenbau - G e m ü s e - Pflanzenschutz Lüske - Jungpflanzen Kirchstraße Höltinghausen Internet: info@lueske.de Rolf Timmann West Plant Group Venrayseweg 111 NL 5902 Venlo (Niederlanden) organisatie@westplantgroup.com Telefon: Telefax: Telefon: Telefax: rolftimmann@aol.com Telefon: Telefax: Neben den hier aufgeführten Spezialbetrieben werden Jungpflanzen auch über die Saatgutfirmen vermittelt! Die Aufstellung erhebt keine Gewähr auf Vollständigkeit! 10
14 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz DÜNGUNG IM GEMÜSEBAU Hohe Erträge bei erstklassigen Qualitäten werden nur mit einer optimalen, harmonischen Düngung, die sich nach den Nährstoffentzügen richtet, realisiert. Steigende Betriebsmittelkosten bei bestenfalls stagnierenden Erlösen, Gefährdung des Grundwassers durch Nitratauswaschungen, staatliche Reglementierungen (im Hinblick auf die Düngemittelverordnung) und freiwillige Verpflichtungen (z.b. EUREP GAP, QS) sollen hier exemplarisch die Notwendigkeit einer exakten Düngerplanung und dessen Dokumentation aufzeigen. Die Höhe der entsprechenden Düngergaben und deren Aufteilung in Grund- und Kopfdüngungen sowie der ph-wert (Kalkung) richten sich in erster Linie nach der: Kultur (Ertragsniveau) N-Mineralisierung durch Ernterückstände, Gründüngung und Humus Jahreszeit (Witterungsverlauf) Standort (Bodenart, Humusanteil, Tongehalt) und Beschaffenheit und den Bodenuntersuchungsergebnissen Bodenarten Die Bodenarten werden je nach Korngrößenfraktion in Sand, Lehm und Tonböden unterschieden bzw. je nach Humusanteil entsprechend der untenstehenden Tabelle klassifiziert. Der Boden steht somit der Pflanze als Standort zur Verfügung und versorgt die Pflanze mit Wasser und Nährstoffen. Je nach Bodenart können mehr oder weniger Nährstoffe an den Bodenteilchen (Ton-Humus-Komplex) angelagert (adsorbiert) und bei Bedarf auch wieder abgegeben werden (Pufferung). Insbesondere bei den Bodenuntersuchungsergebnissen und der anschließenden Düngebedarfsermittlung ist die Kenntnis der Bodenart unverzichtbar. Einteilung der Bodenarten: % Humus Zeichen / Name % Ton Böden < 50 % Schluff Böden > 50 % Schluff 0-4 (h) humusarmhumos 0-5 S Sand U Schluff 4,1-8 h stark humos 5,1-12 l's schwach lehmiger Sand lu lehmiger Schluff 8,1-15 sh sehr stark humos 12,1-17 lls stark lehmiger Sand tu toniger Schluff 15,1-30 a anmoorig 17,1-25 sl sandiger Lehm ttu stark toniger Schluff > 30 H Moorboden 25,1-35 t L schwach toniger Lehm uut stark schluffiger Ton 35,1-45 tl toniger Lehm ut schluffiger Ton > 45 T Ton T Ton 11
15 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Bodenart und Humusgehalt werden vom Labor routinemäßig geschätzt. Genaue Angaben sind nur durch zusätzliche Analysen möglich. ph-wert Kalk trägt mit seinen vielseitigen chemischen, physikalischen und biologischen Wirkungen entscheidend zur natürlichen Bodenfruchtbarkeit bei und schafft ideale Wachstumsbedingungen. Kalk ist in erster Linie ein Bodendünger. Kalke fördern auf tonhaltigen Böden die Bildung und Stabilisierung des Bodengefüges (gute Wasserführung und Durchlüftung, stabile Krümelstruktur). Auf Sandböden verbessert Kalk die chemischen Eigenschaften. Kalke fördern außerdem die Milieubedingungen für Bodenmikroorganismen, wodurch die Mobilisierung u. a. von Stickstoff und Phosphor gefördert wird. In zweiter Linie ist Kalk ein Nährstoffträger mit Calcium und Magnesium. Der Calciumbedarf der Pflanzen wird vollständig durch Kalke abgedeckt. Ein nicht unerheblicher Teil des Magnesiumbedarfes kann durch magnesiumhaltige Kalke abgedeckt werden. Kalkverluste treten durch natürliche, nicht vom Landwirt beeinflussbare Prozesse (Auswaschung), durch Ernteentzüge und durch die versauernde Wirkung bestimmter Düngemittel auf. So muss eine Kalkdüngung jährliche Verluste (pro Hektar) ersetzen aus: Auswaschungen; je nach Boden und Niederschlagshöhe 200 bis 300 kg CaO/ha, Ernteentzügen; im Mittel einer getreidereichen ruchtfolge etwa 50 kg CaO/ha und der versauernden Wirkung bestimmter Düngemittel; z. B. AHL-Lösung 23 kg CaO/100 kg, Harnstoff 46 kg CaO/100 kg, Triple-Phosphat 3 kg CaO/100 kg Düngemittel. Die Kalkversorgung eines Bodens wird indirekt durch die Messung des ph-wertes bestimmt. Je nach Ton- und Humusgehalt eines Bodens (Bodenart) muss ein bestimmter ph-wert eingestellt werden. Wann kalken? Um den Ziel-pH-Wert eines Bodens zu erhalten, ist eine dem Standort angepasste Erhaltungskalkung erforderlich. Diese Erhaltungskalkung entspricht etwa den oben angegebenen Kalkverlusten. Wird der Ziel-pH-Wert überschritten, so kann auf mittleren und schwereren Böden die Kalkung für eine ruchtfolge ausgesetzt werden. Auf leichten Böden geht eine Überschreitung des Ziel-pH-Wertes häufig einher mit Spurenelementmangel (Mangan). Um den negativen olgewirkungen entgegenzuwirken, sollten physiologisch sauer wirkende Düngemittel (Schwefelsaures Ammoniak) gedüngt werden. Ist der ph-wert unter den Ziel-pH-Wert abgesunken, so ist eine über die Erhaltungskalkung hinausgehende Gesundungskalkung zu geben. Bei sehr niedrigen ph-werten ist eine Meliorationskalkung erforderlich. Welche Kalke für welchen Boden? ür die Erhaltungskalkung sind Kohlensaure Kalke, Hüttenkalke oder Carbokalk sehr gut geeignet. ür Meliorations- und Gesundungskalkung kommen Branntkalke, besonders reaktive Kohlensaure Kalke und Hüttenkalke in rage. Die Wirksamkeit dieser Kalke ist abhängig vom Basengehalt (CaO- bzw. CaCO 3 -Gehalt), der chemischen Bindungsform und dem Vermahlungsgrad. Diese Eigenschaften sind in der Düngemittelverordnung geregelt. 12
16 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Bezugsgröße für die Kalkung ist der CaO Gehalt (Calciumoxid). Der Umrechnungsfaktor auf CaCO 3 (Calciumkarbonat) beträgt: CaCO 3 x 0,56 = CaO CaO x 1,785 = CaCO 3 Wodurch unterscheiden sich Kalke voneinander? Kohlensaure Kalke, mindestens 75 % CaCO 3 ; können ohne Einschränkungen für alle Bodenarten eingesetzt werden. Sie verfügen über eine langsame und milde Wirkung und eigenen sich besonders auf Sandböden und Grünland, aber auch für die Erhaltungskalkung von mittelschweren Böden. Magnesiumhaltige und kohlensaure Magnesiumkalke decken auf Sand- und Moorböden einen großen Teil des Magnesiumbedarfes von Boden und Pflanze ab. Diese Kalke können jedoch keinen akuten Magnesiummangel beheben. Auf Böden mit ph-werten über 6 nimmt die Umsetzungsgeschwindigkeit von Kohlensaurem Magnesiumkalk (Dolomitische Kalke) mit zunehmendem ph-wert ab. Deshalb sind für diese Böden Kalke mit niedrigen MgCO 3 -Gehalten vorzuziehen. Ein akuter Pflanzenbedarf muss jedoch über wasserlösliche Magnesiumformen (u. a. Kieserit, Kali, Patentkali) abgedeckt werden. Die Umsetzungsgeschwindikeit von Kohlensauren Kalken wird durch die Reaktivität beschrieben. Die Reaktivität muss mindestens 30 % betragen, bei Kohlensauren Magnesiumkalken mit mehr als 25 % mindestens 10 %. Häufige Reaktivitäten im Kohlensauren Kalk liegen in Niedersachsen zwischen 40 und 60 %. Kreidekalke (Sölder Kalk, Lägerdorfer Kalke) weisen Reaktivitäten von über 80 % auf; sie zeichnen sich durch eine raschere Umsetzung aus. Einen wesentlichen Einfluss auf die Reaktivität hat die Vermahlung. Kohlensaure Kalke müssen mindestens 97 % unter 3 mm und zu 70 % unter 1 mm vermahlen sein. Branntkalk, mindestens 65 % CaO, und einer Mindestvermahlung von 97 % unter 6,3 mm Siebdurchgang; Branntkalk hat auf mittleren und schwereren Böden von allen Kalken die beste Strukturwirkung. Auf diesen Böden sollte er vorzugsweise auch zur Gesundungskalkung eingesetzt werden. Magnesiumkalke mit mehr als 15 % MgO zeichnen sich im Gegensatz zu Kohlensaurem Magnesiumkalk durch eine hohe Magnesiumwirkung aus und sind auf mittleren und schwereren Böden mit ph- Werten über 6,0 als Calcium- und Magnesiumdünger geeignet. Die Magnesiumwirkungen sind praktisch so hoch wie bei wasserlöslichen Magnesiumdüngerformen. Beim Ausbringen auf nasse Böden kann Branntkalk jedoch mit den Bodenteilchen größere Klumpen bilden, wodurch seine Kalkwirkung eingeschränkt wird. Wegen seiner ätzenden Wirkung ist Branntkalk für eine Kopfkalkung ungeeignet. Bei längerer Lagerung bindet Branntkalk Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxid. Dadurch nimmt der in einer Gewichtseinheit enthaltene Basengehalt ab. Branntkalk sollte also nach der Anlieferung durch den Hersteller zügig verbraucht werden. Hüttenkalk, mindestens 42 % CaO; bei Gehalten über 3 % MgO ist ein Hinweis auf den Magnesiumgehalt zulässig. Calcium und Magnesium sind überwiegend an Kieselsäure gebunden. Hüttenkalke und Konverterkalk werden in vermahlener und körniger orm angeboten (Mindestvermahlung siehe Düngemittelverordnung). Hüttenkalke sind in ihrer Wirkung mit Kohlensauren Kalken vergleichbar. Neben dem Kalkanteil enthält Hüttenkalk 2 bis 3 % Mangan. Die Manganversorgung kann auf Sandböden nachhaltig durch Hüttenkalke verbessert werden. Akuter Manganmangel kann jedoch nicht durch Hüttenkalke behoben werden. 13
17 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Konverter- und Thomaskalk, mindestens 40 % CaO; können als Gemisch von Branntkalk und silikatischem Kalk angesehen werden. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit der von Hüttenkalk. In diesen Düngern ist jedoch Phosphat wichtiger Nebenbestandteil. Carbokalk, mindestens 45 % CaCO 3 ; der Kalk liegt als Carbonat vor. Carbokalke haben wegen ihrer einkörnigkeit eine gute und schnelle Wirkung. Mit Carbokalken kann der ph-wert auch auf Lehmböden zügig angehoben werden. Auf sandigen Böden muss jedoch im Vergleich zu Lehm- und Tonböden mit einer höheren und schnelleren Auswaschung gerechnet werden. Neben Calcium und Magnesium enthalten 100 dt Carbokalk ca. 30 bis 35 kg N und 50 kg P 2 O 5. Stickstoff liegt zum größten Teil in einer leicht umsetzbaren organischen orm vor, der bei einer Ausbringung im Sommer kurz nach der Ernte rasch zu Nitrat- Stickstoff umgesetzt wird. Da der Stickstoff auswaschungsgefährdet ist, sollte Carbokalk nach der Ernte nur in Verbindung mit einer Strohdüngung oder dem Anbau von Haupt- oder Zwischenfrüchten eingesetzt werden (Düngeverordnung). Wegen der hohen einkörnigkeit des Carbokalkes hat das enthaltene Phosphat eine hohe Wirksamkeit. Die 50 kg P 2 O 5 pro 100 dt Carbokalk können deshalb bei der P- Düngung voll angerechnet werden. Rückstandkalke, mindestens 30 % CaO, fallen bei der industriellen Produktion, bei der Kalkstein- und Dolomitverarbeitung sowie bei der Aufbereitung von Trink- und Brauchwasser an. Rückstandkalke können Oxide, Hydroxide oder Carbonate von Calcium oder Magnesium enthalten. Bei der Anwendung sollte je nach Boden auf die chemische Bindungsform und auf die Vermahlung geachtet werden. ür Rückstandkalke sind Höchstwerte für Schwermetalle vorgeschrieben. Deshalb ist beim Kauf von Rückstandkalken auf die Einhaltung der düngemittelrechtlichen Vorschriften zu achten. Beim Kauf sollten sich Landwirte nach den Schadstoffgehalten und der Herkunft des Rückstandkalkes erkundigen. Bei speziellen Rückfragen können Sie sich an die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Dr. Severin (Telefon: 0511/ , Karl.Severin@lwkniedersachsen.de) wenden. Stickstoff Grundlage der Stickstoffdüngung sind die Nmin-Sollwerte. In den nachfolgenden Tabellen sind für die wichtigsten Gemüsearten die Nmin-Sollwerte aufgeführt. Sie wurden aufgrund vieler Praxisversuche ermittelt und gelten für ein normales Ertragspotential. Bei der Bedarfsermittlung muss der Gehalt an Nmin im Boden und die zu erwartende Mineralisierung aus Ernterückständen vom Nmin-Sollwert abgezogen werden. Grundsätzlich sollten N-Düngergaben von mehr als 100 kg/ha gesplittet werden (Auswaschungsgefahr). Bewährt haben sich Reihendüngerstreuer in Kombination mit Hackmaschinen. Nmin-Bodenproben sind direkt vor der Bestellung zu ziehen. 14
18 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Phosphor, Kalium und Magnesium Die Bodenuntersuchungsergebnisse geben Auskunft über die pflanzenverfügbaren Nährstoffgehalte im Boden. Die Gehalte werden sechs Gehaltsklassen zugeteilt. Anzustreben sind Gehalte der Klasse C. Dieser Bereich stellt sich mittelfristig bei ökonomisch optimaler Düngung ein und gewährleistet nachhaltig optimale Erträge. Böden mit zu geringen Gehalten, entsprechend den Klassen A und B, sollten bis zu dem Bereich der Gehaltsklasse C aufgedüngt werden. Liegen die Werte in den Gehaltsklassen D und E, so kann die Düngung vermindert werden bzw. gänzlich unterbleiben. Dadurch werden die Gehalte des Bodens abgebaut und in die Gehaltsklasse C zurückgeführt. Bei Gehaltsklasse bitte mit der Landwirtschaftskammer in Verbindung setzen. Gehaltsklasse Düngungsempfehlung A sehr niedrig stark erhöhte Düngung B niedrig erhöhte Düngung C anzustreben Düngung nach Entzug D hoch reduzierte Düngung E sehr hoch keine Düngung extrem hoch nähere Prüfung, ob Pflanzenschäden möglich; Maßnahmen gegen Überversorgung Gehaltsklassen für Phosphor (CAL-Methode) Humus Ton Bodenart A B C D E % % mg P/100 g Boden Sand > 35 > 5 ls-t > 33 8, alle > 39 mg P/100 ml Boden > 15 Anmoor, Moor > 13 Gehaltsklassen für Kalium (CAL-Methode) Humus Ton Bodenart A B C D E % % mg K/100 g Boden S, U > 50 5,1-12 l's, lu > 60 12,1- lls, sl,, t'l, > tu, ttu, uut >35 tl, ut, T > 80 8, S, U > 60 5,1-12 l's, lu > 70 12,1- lls, sl,, t'l, > tu, ttu, uut >35 tl, ut, T > 80 mg K /100 ml Boden > 15 Anmoor, Moor > 50 15
19 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Gehaltsklassen für Magnesium (CaCl 2 -Methode) Humus % Ton % Bodenart A B C D E Acker mg Mg/100 g Boden S, U > 8 5,1-12 l's, lu >12 12,1-35 lls, sl,, t'l, tu, ttu, uut >16 >35 tl, ut, T >20 8, S, U >12 5,1-12 l's, lu >16 12,1-35 lls, sl,, t'l, tu, ttu, uut >20 > 35 tl, ut, T >24 mg Mg/100 ml Boden > 15 Anmoor, Moor >10 Korrektur der Mg-Gehaltsklassen bei hohen Kaligehalten Bei K-Gehaltsklasse Mg-Gehaltsklasse A B C D E A - D A B C D E E A A B C D A A A B C Spurenelemente: Die Mehrheit der Böden verfügt geogen bedingt über ausreichende pflanzenverfügbare Gehalte an Bor, Mangan, Kupfer und Zink. Die Düngung mit diesen Nährstoffen war deshalb in der Vergangenheit nur auf bestimmten Standorten erforderlich, so z. B. Kupfer auf Moor- und stark podsolierten Sandböden. Inzwischen sind auch auf anderen Standorten aufgrund hoher Erträge und dementsprechend hohen Nährstoffentzügen die Spurenelementgehalte im Boden für ein optimales Pflanzenwachstum nicht immer ausreichend. Die Bodenuntersuchung ist ein wichtiges Hilfsmittel, um mögliche Mangelsituationen bei Spurenelementen bereits bei der Düngeplanung zu berücksichtigen. Die Beziehung zwischen Gehalt im Boden und Düngebedarf ist bei den Spurenelementen nicht so eng wie bei den Hauptnährstoffen. Die Mikronährstoffversorgung des Bodens wird daher nicht wie beispielsweise bei Phosphat oder Kalium in fünf, sondern nur in drei Gehaltsklassen eingeteilt. Gehaltsklasse Düngungsempfehlungen A: sehr Düngung; Mangelbeseitigung kulturabhängig niedrig/niedrig C: anzustreben Erhaltungs- bzw. Risikoausgleichsdüngung, kulturabhängig E: hoch/sehr hoch keine Düngung 16
20 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Gehaltsklassen für Bor, Mangan, Kupfer, Zink (mg/kg Boden) (CAT-Methode) Bodenart *) ph-wert A C E Bor S, l's, lls <= 5,5 < 0,2 0,2-0,4 > 0,4 > 5,5 < 0,25 0,25-0,5 > 0,5 sl, T <= 6,0 < 0,25 0,25-0,8 > 0,8 > 6,0 < 0,4 0,4-1,2 > 1,2 Mangan < 5,5 < > 15 5,5-6,0 < > 40 6,1-6,5 < > 50 > 6,5 < > 60 Kupfer S, l's, lls < 0,8 0,8-2,0 > 2,0 sl, T < 1,2 1,2-4,0 > 4,0 Zink alle Böden < 1,0 1,0-3,0 3,1-70 *) S = Sand, l S = schwach lehmiger Sand, lls = stark lehmiger Sand, sl sandiger Lehm Gehaltsklasse A steht für eine sehr niedrige bzw. niedrige Spurenelementversorgung des Bodens. Werden bei einer solchen Nährstoffversorgung Kulturen angebaut, die eine hohe bzw. auch mittlere Düngewirkung für ein bestimmtes Spurenelement aufweisen, sollte dieser Mangel in der Regel durch eine gezielte Bodendüngung vor der Aussaat einer solchen Kultur behoben werden. Gehaltsklasse C stellt den anzustrebenden Gehalt im Boden dar. Liegt diese Gehaltsklasse vor, wird eine Erhaltungs- oder auch Risikoausgleichs-Düngung zu Kulturen mit hohem bzw. auch mittlerem Düngebedarf empfohlen, nicht aber zu Kulturen mit einem niedrigen Mikronährstoffbedarf. In Gehaltsklasse E ist die Spurenelementversorgung des Bodens so hoch, dass keine Düngung notwendig ist. Eine Bodendüngung ist für die Spurenelemente Bor, Kupfer und Zink vor allem dann zu empfehlen, wenn mikronährstoffintensive Kulturen bei sehr niedrigen Gehalten im Boden (Gehaltsklasse A) angebaut werden. Dieses gilt nicht für Mangan. Bei Mangan ist in der Regel ein zu hoher ph-wert des Bodens für eine auftretende Mangelerscheinung verantwortlich. Dieser Mangel lässt sich nicht durch eine Bodendüngung mit Mangan beheben, sondern nur über eine Blattdüngung. Bei den anderen Spurenelementen kommt eine Blattdüngung vor allem bei Böden in Versorgungsstufe C in Betracht. Sie ist darüber hinaus immer dann zu empfehlen, wenn während der Vegetation ein Mangel beobachtet wird oder wenn Stress- Situationen wie zum Beispiel Trockenheit auftreten. Unter solchen Bedingungen wird selbst in Versorgungsstufe E zur Absicherung der Versorgung bei mikronährstoffintensiven Kulturen eine Blattdüngung empfohlen. 17
21 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Mikronährstoffbedarf wichtiger landwirtschaftlicher Kulturen rucht Bor Kupfer Mangan Molybdän Zink Weizen/Gerste niedrig hoch hoch niedrig niedrig Roggen niedrig mittel mittel niedrig niedrig Hafer niedrig hoch hoch mittel niedrig Mais mittel mittel mittel niedrig hoch Raps hoch niedrig mittel mittel niedrig Ackerbohnen mittel mittel niedrig mittel mittel Erbsen mittel niedrig hoch mittel niedrig Kartoffeln mittel niedrig mittel niedrig mittel Zuckerrüben hoch mittel mittel mittel niedrig eldgras niedrig mittel mittel niedrig niedrig Rotklee mittel mittel mittel hoch mittel Luzerne hoch hoch mittel hoch mittel Blumenkohl hoch mittel mittel hoch niedrig Bohne niedrig niedrig hoch mittel hoch Grünkohl hoch mittel mittel mittel niedrig Gurke niedrig mittel hoch niedrig niedrig Kohlrabi hoch niedrig niedrig mittel niedrig Speisekohlrübe hoch niedrig mittel mittel niedrig Möhre mittel hoch mittel niedrig niedrig Radies, Rettich mittel mittel hoch mittel niedrig Rot- Weißkohl hoch mittel mittel mittel niedrig Rote Rübe hoch hoch hoch mittel mittel Kopfsalat, Spinat mittel hoch hoch hoch niedrig Sellerie hoch mittel mittel niedrig niedrig Schnittpetersilie niedrig mittel niedrig niedrig niedrig Tomate mittel mittel mittel mittel mittel Zwiebel niedrig hoch hoch niedrig mittel Empfehlungen zur Blattdüngung mit B, Mn, Cu und Zn [kg/ha] Gehaltsklasse Pflanzenbedarf hoch mittel niedrig A niedrig sehr niedrig 0,5 *) 0,5 *) 0 C anzustreben 0,5 *) bei Stress- 0 Situationen E hoch sehr hoch bei Stress- Situationen 0 0 *) ggf. mehrere Behandlungen durchführen; bei Mangansulfat 1 kg Mangan, ansonsten Herstellerangaben berücksichtigen 18
22 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Empfehlungen zur Bodendüngung mit B, Mn, Cu und Zn zu Kulturen mit mittlerem und hohem Bedarf [kg/ha] Gehaltsklasse Bor Mangan Kupfer Zink A niedrig 2 Bodendüngun sehr niedrig g nicht sinnvoll C anzustreben 1-2 Bodendüngun g nicht sinnvoll E hoch sehr hoch Wirkungsdauer (Jahre) 4 1)2) Bodendüngun g nicht sinnvoll 4 2) 4 2) 1) Wirkungsdauer auf leichten Böden auf maximal 3 Jahre begrenzt 2) Nachwirkung der Bodendüngung nach Ablauf der Wirkungsdauer mit Bodenuntersuchung überprüfen Auf den folgenden Seiten wird die Düngeempfehlung für die verschiedenen Kulturen für ein normales Ertragspotential aufgeführt. Die entsprechenden Zu- oder Abschläge in den verschiedenen Gehaltsklassen wurden bereits berücksichtigt. Beim Stickstoff sind noch die entsprechenden Nmin-Bodenuntersuchungswerte bzw. die Nmin-Mineralisierungsraten vom Sollwert abzuziehen. Angaben mit * sind vorläufige Werte. 19
23 Düngeempfehlung einzelner Gemüsearten nach eldabfuhr Gemüseart Erntemenge in dt/ha Nmin Sollwert in kg/ha kg/ha P2O5 nach Gehaltsklasse kg/ha K2O nach Gehaltsklasse kg/ha MgO nach Gehaltsklasse A B C D E A B C D E A B C D E Blumenkohl Blumenkohl, früh Blumenkohl, starker Aufwuchs Brokkoli Brokkoli, früh Brokkoli, starker Aufwuchs Buschbohnen, Handernte Buschbohnen, Industrie Chicoree * Chicoree, für frühe Treiberei * Chinakohl, gepflanzt Chinakohl, gepflanzt, früh Chinakohl, gepflanzt, Herbst Chinakohl, gesät Chinakohl, gesät Herbst Dill * eldsalat eldsalat, früh eldsalat, Herbst Grünkohl, Handernte, Blatt Grünkohl, maschinelle Ernte Gurke, Einleger, gepflanzt Gurke, Einleger, gesät Knollenfenchel, gepflanzt Knollenfenchel, gepflanzt, früh Knollenfenchel, gepflanzt, Herbst Knollenfenchel, gesät Knollenfenchel, gesät, Herbst Kohlrabi Pflanzenbau D ü n g u n g - Pflanzenschutz
24 Düngeempfehlung einzelner Gemüsearten nach eldabfuhr Gemüseart Erntemenge in dt/ha Nmin Sollwert in kg/ha kg/ha P2O5 nach Gehaltsklasse kg/ha K2O nach Gehaltsklasse kg/ha MgO nach Gehaltsklasse A B C D E A B C D E A B C D E Kohlrabi, früh Kohlrabi, Herbst Kürbis * Markerbse, *Reifegruppe früh bis mi Markerbse, *Reifegruppe mittelspät Möhren, Bund Möhren, Bund-, früh Möhren, Bund-, Herbst Möhren, Industrie Möhren, Wasch Möhren, Wasch-, früh Möhren, Wasch-, Herbst Pastinake * Petersilie, Blatt-, 1.Schnitt * Petersilie, Blatt-, je weiteren Schnitt Petersilie, Wurzel- * Porree, gepflanzt Porree, gepflanzt, früh Porree, gepflanzt, Herbst und Winte Porree, gesät, Sommer Radies Radies, früh Radies, Herbst Rettich, Bund- * Rettich, Bund-, früh * Rettich, Bund-, Herbst * Rettich, deutsch * Rettich, deutsch, früh * Rettich, deutsch, Herbst * Pflanzenbau D ü n g u n g - Pflanzenschutz
25 Düngeempfehlung einzelner Gemüsearten nach eldabfuhr Gemüseart Erntemenge in dt/ha Nmin Sollwert in kg/ha kg/ha P2O5 nach Gehaltsklasse kg/ha K2O nach Gehaltsklasse kg/ha MgO nach Gehaltsklasse A B C D E A B C D E A B C D E Rettich, japanisch Rettich, japanisch, früh Rettich, japanisch, Herbst Rosenkohl, mittlere Entwicklungszei Rosenkohl, kurze Entwicklungszeit Rosenkohl, lange Entwicklungszeit Rote Rüben Rote Rüben, Baby Beet * Rote Rüben, Bund Rotkohl, mittelschnellwachsend Rotkohl, schnellwachsend Rotkohl, langsamwachsend Rucola, 1 Schnitt * Rucola, 1 Schnitt, früh * Rucola, 1 Schnitt, Herbst * Salate, Baby Leaf Lettuce * Salate, Baby Leaf Lettuce, früh * Salate, Baby Leaf Lettuce, Herbst * Salate, Blatt-, grün * Salate, Blatt-, grün, früh * Salate, Blatt-, grün, Herbst * Salate, Blatt- rot * Salate, Blatt- rot früh * Salate, Blatt- rot Herbst * Salate, Eissalat Salate, Eissalat, früh Salate, Eissalat, Herbst Salate, Endivien, risee Salate, Endivien, risee, früh Pflanzenbau D ü n g u n g - Pflanzenschutz
26 Düngeempfehlung einzelner Gemüsearten nach eldabfuhr Gemüseart Erntemenge in dt/ha Nmin Sollwert in kg/ha kg/ha P2O5 nach Gehaltsklasse kg/ha K2O nach Gehaltsklasse kg/ha MgO nach Gehaltsklasse A B C D E A B C D E A B C D E Salate, Endivien, risee, Herbst Salate, Endivien, glattblättrig * Salate, Endivien, glattblättrig, früh * Salate, Endivien, glattblättrig, Herbst Salate, Kopfsalat Salate, Kopfsalat, früh Salate, Kopfsalat, Herbst Salate, Radicchio * Salate, Radicchio, früh * Salate, Radicchio, Herbst * Salate, Romana * Salate, Romana, früh * Salate, Romana, Herbst * Salate, Romana Herzen Salate, Romana Herzen, früh Salate, Romana Herzen, Herbst Salate, Zuckerhut, früh * Salate, Zuckerhut, Herbst * Salate, Zuckerhut, Sommer * Schnittlauch,1. Schnitt Schnittlauch,weiterer Schnitt Schnittlauch, Anbau für Treiberei * Schwarzwurzel * Sellerie, Bund- * Sellerie, Bund-, früh * Sellerie, Knollen Sellerie, Stangen- * Spinat, rischmarkt Spinat, rischmarkt, früh Pflanzenbau D ü n g u n g - Pflanzenschutz
27 Düngeempfehlung einzelner Gemüsearten nach eldabfuhr Gemüseart Erntemenge in dt/ha Nmin Sollwert in kg/ha kg/ha P2O5 nach Gehaltsklasse kg/ha K2O nach Gehaltsklasse kg/ha MgO nach Gehaltsklasse A B C D E A B C D E A B C D E Spinat, rischmarkt, Herbst Spinat, Industrie Spinat, Industrie, früh Spinat, Industrie, Herbst Stangenbohne * Weißkohl, rischmarkt, mittelschnel Weißkohl, rischmarkt, schnellwach Weißkohl, rischmarkt, langsamwac Weißkohl, Industrie,mittelschnellwac Weißkohl, Industrie,schnellwachsen Weißkohl, Industrie,langsamwachse Wirsing, mittelschnellwachsend Wirsing, schnellwachsend Wirsing, langsamwachsend Zucchini, gepflanzt, Sommer und He Zucchini, gepflanzt, frühe Kurzkultur Zucchini, gesät, Sommer und Herbs Zuckermais, mittelschnellwachsend Zuckermais, schnellwachsend * Zuckermais, langsamwachsend * Zwiebel, Bund Zwiebel, Bund-, früh Zwiebel, Trocken, mittelschnellwach Zwiebel, Trocken, schnellwachsend Zwiebel, Trocken, langsamwachsen *) = vorläufige Werte Pflanzenbau D ü n g u n g - Pflanzenschutz
28 Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Gründüngung im Gemüsebau Durch Gründüngungspflanzen wird die ruchtfolge aufgelockert und schützt den Boden vor Witterungseinflüssen. Aber nur ein gezielter, sachgerechter Anbau von Gründüngungspflanzen bringt wirklich Vorteile. Mit dem Anbau von Gründüngungspflanzen wird dem Boden organisches Material zugeführt und das Bodenleben gefördert. Bei tiefwurzelnden Arten (Lupinen, Ölrettich) wird durch die Humuszufuhr auch in tieferen Bodenschichten die Regenwurmtätigkeit verstärkt und somit eine bessere Verzahnung von Krume und Unterboden erreicht. Durch eine gleichmäßige Pflanzendecke wird der Boden ständig beschattet, so daß Unkräuter unterdrückt werden. Die Einarbeitung der Grün- und Wurzelmasse hat physikalische und biologische Vorteile auf Bodenstruktur, Bodengare, Bodenlockerung und Durchlüftung. Es entstehen Bodenkrümel von sehr hoher Stabilität, die der Verschlämmung und Winderosion hohe Widerstandskraft entgegensetzen. Beim Anbau von Gründüngungspflanzen muss auf die amilienzugehörigkeit und Resistenzen Rücksicht genommen werden, damit sich Krankheiten wie z.b. Kohlhernie nicht weiter ausbreiten. Vor- und Nachteile der Gründüngung Vorteile: Nachteile: Verhinderung von Erosion evtl. Ausfall einer Kultur Stabilisierung des Bodens Wasserentzug auf leichten Böden Unkrautunterdrückung Probleme mit der Einarbeitung Verminderung von Krankheiten und Kosten für Aussaat, Anbau und Schädlingen Einarbeitung Verbesserung der biologischen Verschleppung von Krankheiten Aktivität Anreicherung von Dauerhumus Wasserspeicherung ixierung von Nährstoffen im Herbst Bodenkrümelung Bodenlockerung bes. nach Verdichtungen Große Mengen an Grünmasse bringen nicht nur Probleme bei der Einarbeitung, sondern können auch auf Böden, die zur Austrocknung neigen, nach dem Einarbeiten zum Wasserentzug führen. 25
29 Winterzwischenfrüchte Pflanzenbau - D ü n g u n g - Pflanzenschutz Eine besondere Bedeutung hat der Anbau von Winterzwischenfrüchten zur Verminderung der Nährstoffauswaschung im Herbst. Hierbei ist zu beachten, dass die Zwischenfrüchte die gesamte Krume durchwurzeln und der Pflanzenbestand möglichst erst kurz vor der Neubestellung eingearbeitet wird. Die Winterzwischenfrüchte bewirken in doppelter Weise die Minderung des Nitrateintrages. Die Pflanzen nehmen den bereits mineralisierten Stickstoff der Vorfrüchte und einen Teil des im Spätherbst mineralisierten Nitratstickstoffes auf. Sie nehmen große Wassermengen auf und setzen damit die Versickerungsrate herab. Ölrettich bildet mit seiner tief eindringenden Pfahlwurzel eine große Wurzelmasse. Die angegebenen Sorten tragen gleichzeitig zur Verringerung der Rübennematoden bei. Da Ölrettich zu den Kreuzblütlern gehört, sollte er nicht in die ruchtfolge mit anderen Kohlarten stehen. Sorten mit geringer Anfälligkeit für Rübennematoden sind: z.b. Adagio, Adios, Arena, Colonel, Consul, Dacapo, Diabolo, inal, Pegletta, Picobello, Radical, Regresso, Remonta, Renova, Rimbo. Senf ist ausgesprochen spätsaatverträglich, doch in der Anfälligkeit gegenüber Kohlhernie noch stärker zu bewerten als Ölrettich. Die schnelle Bodenbedeckung bringt gute Unkrautunterdrückung und Schattengare. Eine pfluglose Bestellung nach oberflächiger Saatbettbereitung ist gut möglich. Nicht zur ruchtfolge mit Kartoffeln! Phacelia gehört zur amilie der Wasserblattgewächse und ist somit eine fruchtfolgeneutrale Pflanze. Sie benötigt ein feinkrümeliges Saatbett und wird als Dunkelkeimer 1 bis 2 cm tief abgelegt. Bei der Aussaat nach dem wird oftmals kein ausreichender Aufwuchs mehr erreicht. Nicht zur ruchtfolge mit Kartoffeln! Sorten mit geringer Anfälligkeit für Rübennematoden sind: z.b. Achilles, Admiral, Concerta, Condor, Emergo, Maxi, Medicus, Oscar, Salvo, Samba, Santa e, Serval, Silvester, Sirola, Torpedo und Ultra. Weidelgräser sind sehr spätsaatverträglich und bilden große Mengen an Grün- und Wurzelmasse. Bei günstigen Witterungsverhältnissen kann gegebenenfalls ein Grünschnitt verkauft werden. Größere Grünmassen müssen im rühjahr so eingearbeitet werden, dass keine Nesterbildung entsteht. Ein trockenes rühjahr kann gleichzeitig zu Wasserentzug bei der olgekultur führen. Roggen kann in Einzelfällen noch bis Anfang November eingesät werden. Hier besteht die Möglichkeit, auf Zuchtsorten für die utternutzung zurückzugreifen oder zu reinen Gründüngungszwecken den eigenen Nachbau aus der Landwirtschaft zu verwenden. 26
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