Das polychrom gefasste Sandsteinportal im Flaschenturm des Schlosses Hartenfels zu Torgau in Sachsen:

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1 Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen Fachbereich Konservierung und Restaurierung Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Steinobjekten Master-Thesis zum Thema: Das polychrom gefasste Sandsteinportal im Flaschenturm des Schlosses Hartenfels zu Torgau in Sachsen: Eine exemplarische Untersuchung zur polychromen Bauplastik der Renaissance und zu ihrer Erhaltungsproblematik. Vorgelegt von: Stephanie Silligmann Hildesheim, Juni 2007 Erstprüferin: Zweitprüfer: Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub Dipl. Rest. Torsten Nimoth

2 Erklärung I Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbständig und ohne unerlaubte Hilfe erarbeitet und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Hildesheim, Stephanie Silligmann Anschrift der Verfasserin Stephanie Silligmann Langeloher Weg Brunsbek Matrikelnummer Abbildung auf der Titelseite Schloss Hartenfels zu Torgau, Elbseite, nach 1990 Fotograf: Manfred Bräunlich

3 Vorwort und Danksagung II Vorwort und Danksagung In meiner Diplomarbeit hatte ich mich den Mikroorganismen auf Marmoroberflächen zugewandt. Für die Master-Thesis bot sich die Möglichkeit, einen anderen thematischen Schwerpunkt zu setzen. Schnell war klar, dass es gefasste Steinobjekte sein sollten. Nur die Objekte fanden sich nicht so leicht. Die ICOMOS-Tagung in Hildesheim im November 2006 eröffnete neue Perspektiven: Während eines Pausengesprächs mit Diplom-Restaurator Torsten Nimoth, Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, kam die bevorstehende Master-Thesis zur Sprache. Ihm fiel spontan Schloss Hartenfels zu Torgau ein, in dem sich ein polychrom gefasstes Portal aus dem 16. Jahrhundert erhalten hat. Durch die Bereitschaft und Flexibilität aller Beteiligten stellte die räumliche Entfernung HildesheimTorgau für und während der Master-Thesis kein Problem dar. So verschlug es mich in die wunderschöne Renaissance-Stadt Torgau, über die ich in den letzten vier Monaten viel gelernt habe. Während dieser vier Monate erlebte ich eine beeindruckende Hilfsbereitschaft, durch die meine Arbeit ideel und finanziell gefördert wurde. Ich möchte mich dafür bei folgenden Personen und Institutionen bedanken: Meinen beiden Prüfern, Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub und Torsten Nimoth, danke ich ganz herzlich für die hilfreiche Betreuung und die fachliche Unterstützung. Der Initiativkreis Schloß Hartenfels e.v. hat durch seinen großzügigen finanziellen Beitrag diese Master-Thesis ermöglicht. Für das Interesse und Engagement bedanke ich mich sehr, besonders bei den beiden Stellvertretern Dr. Jürgen Herzog und Dr. Hansjochen Hancke und vor allem bei dem Schatzmeister Manfred Boes. Besonderer Dank gebührt Nadja Kühne. Sie war mir menschlich, fachlich und finanziell eine große Hilfe. Bei meinen umfangreichen Recherchen unterstützten mich das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, die untere Denkmalschutzbehörde in Torgau, das Baudezernat und Stadtarchiv in Torgau sowie das Stadt- und Kulturgeschichtliche Museum Torgau. Mein Dank gilt vor allem Dr. Steffen Delang, Dr. Arndt Kiesewetter, Elfriede Werner, Karin Hahn, Simone Mieth, Angelika Gräber und Rolf Wöhner. Erhard Lissner hat mit seiner Bereitschaft, mir ein Interview zu geben, meine Arbeit bereichert. Dafür danke ich ihm herzlich. Erdmute und Manfred Bräunlich haben mir ihren umfangreichen Bestand an historischen Fotos zur Verfügung gestellt sowie viel Zeit für Recherchen gelassen. Auch ihnen gebührt mein Dank.

4 Vorwort und Danksagung III Für die fachkundige und geduldige Beantwortung meiner zahlreichen Fragen bedanke ich mich sehr bei Mechthild Noll-Minor, Thomas Linsener, Peter Ehrhardt und Ralph Schirrwagen. Mein Dank gilt auch Annett Kretschmer, durch sie kam ich in den Besitz hervorragender aktueller Fotos des Biblischen Hauses in Görlitz. Für die unkomplizierte Bereitstellung von Klimamessgeräten und Fotoausrüstung sei stellvertretend für die HAWK, Fachhochschule Hildesheim, Clemens Kappen, Christel Meyer-Wilmes und Ina Birkenbeul gedankt. Mein ganz besonderer Dank gilt Doris und Knud Silligmann und Tim Borchers für Verständnis, moralische Unterstützung und viel Zeit! Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung meiner Eltern und ihr stetes Interesse wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen.

5 Inhaltsverzeichnis IV Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Schloss Hartenfels zu Torgau Bau- und Nutzungsgeschichte Die mittelalterliche Burg Umgestaltungen im 16. und 17. Jahrhundert Militärischer Stützpunkt im 18. und 19. Jahrhundert Verwendung im 20. Jahrhundert Kunsthistorische Würdigung des Schlosses Hartenfels Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Bauphasen Lebensdaten bedeutender Personen für die Geschichte von Schloss Hartenfels Flaschenturm am Schlossflügel B Beschreibung der bauzeitlichen Situation Flaschenstube Portal in der Flaschenstube Aktuelle Situation im Flaschenturm Flaschenstube Portal in der Flaschenstube Zeichnerische Gegenüberstellung der bauzeitlichen und aktuellen Situation im Flaschenturm Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Nutzungsdaten Kunsthistorische Einordnung Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube Material und Technologie Träger Fassungen Raumfassungen Portalanschlüsse Steinmetzzeichen Erhaltungszustand Zeugnisse früherer Maßnahmen Schäden Salzbelastung Mikrobielle Aktivität Vergrünung des Azurits Untersuchung mit UV-Licht Klimamessungen Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts anhand exemplarischer Fallbeispiele in Torgau und Sachsen Schloss Hartenfels zu Torgau Flügel C, Hauptportal Schlosskapelle, Kanzel Bürgerhäuser in Torgau Bäckerstraße 3, Sitznischenportal Bäckerstraße 8, Sitznischenportal... 80

6 Inhaltsverzeichnis IV Breite Straße 4, Sitznischenportal Breite Straße 10, Sitznischenportal Fleischmarkt 6, Sitznischenportal Leipziger Straße 16, Portal Rathaus, Erker Residenzschloss zu Dresden Georgenbau, Portale Ehemaliges Schlosskirchenportal des Residenzschlosses Zusammenfassung des restauratorischen Vergleichs polychromer Bauplastik Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube Aktuelle Situation im Jahr Konservatorischer Aspekt Historischer Aspekt Ästhetischer Aspekt Musterfläche Durchgeführte Maßnahmen Bewertung der Musterfläche Konzeptdiskussion und Präsentationsvorschläge Präventive Maßnahmen Konzept A: Präsentation einer jüngeren historischen Gestaltungsphase vor Konzept B: Präsentation einer älteren historischen Gestaltungsphase vor Konzept C: Präsentation verschiedener Gestaltungsphasen Empfehlungen Zusammenfassung und Ausblick Literaturverzeichnis Quellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis Anhang I Fotokatalog II Kartierungen III Klimadaten IV Befundblätter V Analyseberichte VI Produktdatenblätter VII Protokolle (liegen nur dem Exemplar im Archiv der HAWK bei)

7 1. Einleitung S Einleitung Schloss Hartenfels zu Torgau liegt strategisch günstig direkt an der Elbe und war seit Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eine der wichtigsten kurfürstlichen Residenzen in Sachsen. Zeugnis davon sind umfangreiche Baumaßnahmen vor allem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, durch die die heterogene spätmittelalterliche Burg zum neuzeitlichen Wohnschloss umgestaltet wurde. Unter der Beteiligung vieler bekannter Baumeister und Künstler entstand eine der größten und bedeutendsten Schlossanlagen der Frührenaissance. Trotz vieler kriegerischer Auseinandersetzungen, in die das Schloss vom 16. bis in das 20. Jahrhundert einbezogen war, ist der architektonische Bestand weitgehend unverändert. Im Schlosshof sind als hervorragende architektonische Leistungen der deutschen Frührenaissance ein großer Treppenturm mit freischwebender Treppe, der Große Wendelstein, sowie ein reich verzierter Erker, der Schöne Erker, zu nennen. Das Landschaftsbild prägen vor allem die zahlreichen Schlosstürme. Die elbseitige Außenfassade dominiert der massive, runde Flaschenturm. Dieser Turm kombiniert wehrhaften Charakter mit repräsentativer Ausstattung. Das Konzept ist auf die Bedürfnisse des Kurfürsten zurückzuführen: Direkte Verbindungen zu den Wohngemächern und der Schlosskapelle, der ersten ausschließlich für den protestantischen Gottesdient in Deutschland errichteten, waren praktisch, boten aber auch schnelle Fluchtmöglichkeiten. Über eine Reitspindel konnte der Kurfürst direkt bis an seine Gemächer reiten und in der repräsentativen Trink- und Tafelstube im zweiten Obergeschoss, der Flaschenstube, seine Gäste über einen Flaschenzug elegant und ohne viel Aufwand mit Getränken versorgen. Die Tradition der höfischen Nutzung des Schlosses brach im 18. Jahrhundert ab. In der Folge diente das Schloss als militärische Festung, Lazarett oder Unterbringungsort für soziale Randgruppen. Die Ausstattung ging größtenteils verloren. Im 19. Jahrhundert folgte der Umbau zur Kaserne. Dieser Nutzungswechsel brachte besonders für den Flaschenturm erhebliche bauliche Veränderungen mit sich. Trotzdem ist von der repräsentativen Ausstattung des Schlosses in der Flaschenstube der größte Bestand erhalten: ein reich verziertes polychrom gefasstes Sandsteinportal mit zwei Durchgängen in den angrenzenden Vorraum sowie Wandmalereien. Seit 2005 erfolgen im Flaschenturm und den angrenzenden ehemaligen Kurfürstlichen Wohngemächern sondierende Untersuchungen zur Bauarchäologie, Raum- und Wandgestaltung, Polychromie und zum Erhaltungszustand. Hierbei konnten bisher wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Erkenntnisse in Bezug auf das Portal mit Hilfe weiterer Untersuchungen vertieft. Die Räume sollen restauriert und anschließend museal genutzt werden. Die Untersuchungsergebnisse, zu denen die vorliegende Arbeit einen Beitrag leisten soll, dienen der Konzeptfindung.

8 1. Einleitung S. 2 Die Arbeit beschäftigt sich thematisch mit vier Schwerpunkten. Die Ausstattung des Flaschenturmes und im Besonderen der Flaschenstube sowie die Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte des Portals wurden mittels Quellenrecherchen und unter Bezug auf die Geschichte des Schlosses so umfassend wie möglich erforscht. Die Recherchen zur jüngsten Geschichte der Flaschenstube, die seit 1951 museal genutzt wurde, konnte durch ein Interview mit dem früheren Museumsdirektor, Herrn Lissner, ergänzt werden. Für die Befundsicherung am Portal im Hinblick auf Material, Technologie und Erhaltungszustand wurden sämtliche bislang vorliegenden Dokumentationen und Analysen systematisch ausgewertet. Ergänzend einbezogen wurden die Wandmalereien in der Flaschenstube. Zur Vertiefung der Befundsicherung am Portal erfolgten Sondierungen und Laboranalysen ausgewählter Proben. Eine Strahlungsdiagnostik mit UV-Licht und Klimamessungen ergänzten die Untersuchungen. Für einen restauratorischen Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts wurden in den Städten Torgau und Dresden verschiedene Referenzobjekte ausgewählt und deren Fassungsbestand sowie Restaurierungsgeschichte anhand von Quellen zusammengetragen. In Torgau umfasste die Auswahl das Hauptportal am Schlossflügel C sowie die Kanzel der Schlosskapelle, sechs Portale an Bürgerhäusern und den Erker des Rathauses. In Dresden konzentrierte sich die Recherche auf das Schloss, in die Auswahl aufgenommen wurden die Portale des Georgenbaus und das ehemalige Schlosskirchenportal. Die Ergebnisse wurden in Bezug auf bauzeitliche Fassung und denkmalpflegerischen Umgang mit dem Portal der Flaschenstube verglichen. Das Portal eines Bürgerhauses in Görlitz wurde ergänzend in die Auswertung einbezogen als Beleg dafür, dass der denkmalpflegerische Umgang mit polychromer Bauplastik an Bürgerhäusern auch in anderen Städten mit Torgau vergleichbar ist. Die Arbeit endet mit Empfehlungen zum Umgang mit dem Portal im Hinblick auf die Situation vor Ort sowie auf die zukünftige Nutzung und unter Berücksichtigung konservatorischer, historischer, ästhetischer sowie allgemein denkmalpflegerischer Aspekte. Zur Überprüfung und Veranschaulichung wurde eine Musterfläche angelegt: das vom Betrachter aus gesehen rechte Medaillon im Architrav. Soweit nicht anders angegeben, wurden die abgebildeten Fotos im Text von der Verfasserin angefertigt.

9 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S Schloss Hartenfels zu Torgau Das Schloss und die Torgauer Altstadt sind auf einem Porphyrmassiv direkt am westlichen Hochufer der Elbe errichtet. Am östlichen Ufer gegenüber liegt eine weite Ebene, so dass die Porphyrkuppe die Umgebung bis zu 10 m überragt. Der Porphyrfelsen setzt sich auch unter der Elbe fort und erleichtert somit das Durchqueren des Flusses.1 Die Burg und die Stadt befanden sich damit auf festem Untergrund in unmittelbarer Flussnähe und waren trotzdem geschützt vor Überflutungen. Außerdem boten sich eine gute Fernsicht, ein sicherer Zugang zum Fluss und die Möglichkeit, die sich dort kreuzenden alten Fernhandelsstraßen zu kontrollieren.2 Durch die strategische und wirtschaftliche Bedeutung des Elbüberganges spielte Torgau seit dem 16. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert bei kriegerischen Auseinandersetzungen stets eine wichtige Rolle. Das Schloss Hartenfels ist weitgehend in seinen Bauformen aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit den jeweiligen Anbauten des 17. und 18. Jahrhunderts überliefert. Es präsentiert sich als Baugruppe von vier rechteckigen Gebäuden, die einen geschlossenen unregelmäßigen Hof bilden. Nach Westen wird der Gebäudekomplex durch einen Schlossgraben geschützt, während nach den anderen drei Richtungen das Gelände steil abfällt. Der Graben ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durch den jüngsten Schlossflügel überbaut. Die verschiedenen Flügel sind seit der militärischen Nutzung des Schlosses im 19. Jahrhundert mit den Buchstaben A-E nummeriert.3 Abbildung 1: Schloss Hartenfels, Bestand 2007, 1:1500. Aus: Findeisen/Magirius (1976) S. 113 (Detail) Vgl. Blaschke (1976) S. 13. Vgl. Hollberg (2004) S. 9. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 111f. A (Eingangs- oder Torflügel) B (Kapellenflügel) C (Johann-Friedrich-Bau) D (Albrechtsbau) E 1791 (Flügel über dem Schlossgraben)

10 2. Schloss Hartenfels zu Torgau 2.1 S. 4 Bau- und Nutzungsgeschichte leisteten Findeisen und Magirius einen wichtigen Beitrag zur Erforschung und Aufarbeitung der Geschichte von Schloss Hartenfels mit ihrer umfangreichen Inventarisation "Die Denkmale der Stadt Torgau", die auf Archivstudien und Untersuchungen am Objekt beruht. Von diesem Kenntnisstand ausgehend wurden in den letzten Jahren vertiefende archivalische, bauarchäologische und restauratorische Untersuchungen durchgeführt und teilweise bereits publiziert Die mittelalterliche Burg 973 ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Torgau belegt. Der Name "torgov" stammt aus dem Altslawischen und bedeutet "Markt". Wahrscheinlich gab es zu dieser Zeit bereits Handelsverkehr. Eine Burg, die in den Urkunden von der Stadt unterschieden wird, ist seit 1181 als Lehen der Herren von Torgau überliefert. Über Aussehen und Gestalt der frühmittelalterlichen Burg, deren Bau vermutlich auf das 10. Jahrhundert zurückgeht und die der militärischen Sicherung der deutschen Ostgrenze diente, gibt es bislang keine Erkenntnisse. Für die Mitte des 15. Jahrhunderts ist eine sehr heterogene Burganlage mit charakteristischen mittelalterlichen Zügen überliefert: Die Mehrzahl der verschiedenen Gebäude gruppierte sich entlang des umlaufenden Mauerrings um einen annähernd dreieckigen Hof, während sich in der Hofmitte nur wenige befanden. A "Neues Haus" von 1516 B "Hofstubenbau" mit "Grünem Turm", 1438 genannt C Kapelle St. Martin, 1364 genannt D "Alte Kanzlei", 1408 E Küche und Zehrgarten F Vorderhaus G Turm im Zwinger H Marstall 1441 I "Kapellenturm", ab 1516 als "Pulverturm" bezeichnet Abbildung 2: Schloss Hartenfels, vermutliche Lage der mittelalterlichen Bauten, 15. Jahrhundert bis Anfang 16. Jahrhundert, ca. 1:900. Aus: Findeisen/Magirius (1976) S K "Alte Kemenate"5 L "Langer Gang" (1533) Zu den Angaben in diesem Kapitel vgl. Blaschke (1976) S. 13ff; Delang (2004) S. 19ff; Findeisen/Magirius (1976) S. 112ff; Heckner (1995) S. 16ff; Hollberg (2004) S. 9ff; Lissner (1991) S. 13 und S. 22ff. Kemenate ist eine spezielle Bezeichnung des Wohnturmes auf mittelalterlichen Burgen. Vgl. Meyers Taschenlexikon (1985) Bd. 5, S. 201.

11 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 5 In dieser Zeit wurde die Burg ein beliebter Aufenthaltsort der sächsischen Kurfürsten. Herzog Albrecht ( ) richtete ab 1482 auf der Burg seine Residenz ein und ließ den nach ihm benannten "Albrechtsbau" (siehe Abb. 4, Flügel D) unter Leitung des Baumeisters Conrad Pflöger erstellen. Mit diesem Bauabschnitt begann die Entwicklung der mittelalterlichen Burganlage zum neuzeitlichen Wohnschloss Umgestaltungen im 16. und 17. Jahrhundert Herzog Albert und sein Bruder Kurfürst Ernst ( ) teilten 1485 ("Leipziger Teilung") ihren Besitz. Torgau fiel dabei an die ernestinische Linie, Kurfürst Ernst residierte jedoch in Colditz. Sein Sohn und Nachfolger, Friedrich III. der Weise ( ), wählte Wittenberg als Residenz und errichtete dort das Wittenberger Schloss, um so die Kurwürde der Ernestiner durch einen repräsentativen Bau zu dokumentieren. Sein Bruder, Johann der Beständige ( ), hatte in Torgau seinen Hauptsitz. Anlässlich seiner beiden Hochzeiten 1500 und 1513 erfolgten am Schloss verschiedene Umbauten und 1516 die Errichtung eines neuen Bauteils (siehe Abb. 2, Bereich A). Nachdem Herzog Johann 1525 die Kurwürde erhalten hatte, stieg Torgau zur ernestinischen Hauptresidenz auf. In der Folge wurde Torgau zu einem politischen, kulturellen und religiösen Zentrum. Johann Walter übernahm das Amt des Kantors und Lucas Cranach war bereits 1505 unter Friedrich dem Weisen zum Hofmaler berufen worden. Unter der Nachsicht Friedrich des Weisens hatte sich auch die reformatorische Lehre Luthers schnell in Torgau verbreitet: 1520 hielt der Franziskanermönch Valentin Tham die erste evangelische Predigt in der Nikolaikirche, ein Jahr später predigte Luther selbst in Torgau und seit 1522/23 bekannten sich die Einwohner Torgaus zur Reformation. Kurfürst Johann der Beständige unterstützte den Protestantismus sogar aktiv mit seinem öffentlichen Bekenntnis zur neuen Lehre und dem 1526 geschlossenen protestantischen Bündnis mit Philipp von Hessen ( ) wurde die erste evangelische Kirchenvisitation durchgesetzt. Damit war die Reformation in Torgau abgeschlossen. Nachdem 1532 Kurfürst Johanns Sohn, Johann Friedrich der Großmütige ( ), das Amt des Kurfürstens angetreten hatte, plante er im Gegensatz zu seinen Vorgängern größere bauliche Veränderungen und beauftragte damit den Baumeister Konrad Krebs. Die Gründe hierfür liegen vermutlich in seinem Bekenntnis zur protestantischen Lehre, als deren Schutzherr er sich auch nach außen darstellen wollte. Dies zeigt sich anschaulich in der Bauplastik und in der neu errichteten Schlosskapelle, worauf im Folgenden näher eingegangen wird. Die Konkurrenz zur albertinischen Linie spielte ebenfalls eine wesentliche Rolle. Herzog Georg der Bärtige ( ) hatte in Dresden 1530 einen neuen repräsentativen Bau, den sogenannte "Georgenbau", begonnen, der 1535 als erster Bau der Frührenaissance in Sachsen fertiggestellt wurde.

12 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 6 In Torgau entstand von an der bislang offenen Hofseite, die nur durch eine Mauer begrenzt worden war, ein dreigeschossiger Saalbau mit hohen Zwerchhäusern (siehe Abb. 4, Flügel C). Vor den Neubau setzte Krebs in die Mittelachse einen repräsentativen Treppenturm, genannt der "Große Wendelstein", auf einen altanartigen, eingeschossigen Unterbau. Der Treppenturm erstreckte sich somit vom ersten Obergeschoss bis zu den Zwerchhäusern, die nicht mehr erhalten sind. Über Freitreppen zu beiden Seiten des Unterbaus gelangt man zum unteren Ende des Treppenturmes sowie durch das repräsentative Hauptportal, an dem als Bildhauer Michael Mauth und Hans Reinhard nachweisbar sind, in den Festsaal des ersten Obergeschosses. Der Große Wendelstein ist mit reichhaltiger Bauplastik geschmückt. Sie diente einerseits dem Selbstverständnis fürstlicher Machtrepräsentation, zu nennen sind hier vor allem die Wappen an der Altanbrüstung, andererseits dem reformatorischen Bekenntnis, beispielsweise zeigt das repräsentative Hauptportal in Medaillons sowohl Bildnisse des Kurfürstenpaares als auch der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon (siehe Kapitel 5.1.1). Abbildung 3: Rekonstruktion der Hofseite des "Johann-Friedrich-Baus" im 16. Jahrhundert, Zeichnung: Günter Kavacs, Dresden. Aus: Delang (2004) S. 21. Nach Abschluss des Saalbaues plante Kurfürst Johann Friedrich weitere Umbaumaßnahmen am nordöstlichen Flügel: die Errichtung neuer Wohnräume und einer Kapelle. Noch vor Baubeginn starben 1540 Konrad Krebs sowie 1542 dessen Nachfolger, Andreas Günther. Im darauf folgenden Jahr begann der neue Baumeister Nickel Grohmann schließlich mit den Bauarbeiten. Der Entwurf für den Schlossflügel stammt von Nickel Grohmann, in Fragen der Treppenführung, Raumbestimmung und -farbigkeit entschied allerdings Kurfürst Johann Friedrich. Von den spätmittelalterlichen Gebäuden blieben der "Hofstubenbau", ein äußerer Treppenturm von 1474 und Teile der Außenmauer erhalten. Der "Hofstubenbau" wurde zu einem repräsentativen Wohnflügel umgebaut. Außerdem entstanden der "Schöne Erker" und der "Flaschenturm". Der erst 1516 errichtete "Neue Bau" wurde bis auf die elbseitige Front abgetragen. An dieser Stelle ließ der Kurfürst unter Verwendung der verbliebenen Mauer die Schlosskapelle erbauen. Dabei wurde die hofseitige Fassade in eine Flucht mit dem benachbarten "Hofstubenbau" gebracht, so dass ein durchgehender, langgestreckter Gebäudeflügel (siehe Abb. 4,

13 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 7 Flügel B) entstand und die bislang freistehende südöstliche Gebäudekante des Kapellen- oder Pulverturms eingebaut wurde. Für die Baumaßnahmen wurden neben der Verwendung der Materialien des teilweise abgebrochenen Vorgängerbaus auch Werkstücke des Ende 1543 aufgegebenen Antoniterklosters verwendet und die älteren Formen durch Überarbeitung unkenntlich gemacht.6 Verschiedene Steinbrecharbeiten, unter anderem das Einsetzen einer großen Tür, sprechen für Planänderungen. Betroffen war vermutlich das zweite Obergeschoss des Flaschenturmes. Die Abrechnungen schließen Anfang 1545, die Schlosskapelle wurde bereits am 5. Oktober 1544 von Luther geweiht. Sie stellt den ersten ausschließlich für den protestantischen Gottesdienst errichteten Raum dar und markiert den Beginn des protestantischen Kirchenbaus in Deutschland.7 Das Bildprogramm des Schönen Erkers schuf der Bildhauer Stephan Hermsdorf, ebenso das über dem Kapellenportal angebrachte Relief. Simon Schröter, ein aus Torgau stammender Bildhauer stellte das Portal der Schlosskapelle her sowie Fuß und Reliefs der Kanzel (siehe Kapitel 5.1.2). Beide Bildhauer fertigten auch verschiedene Bauplastiken im Flaschenturm an. Die Innenausstattung wurde unter anderem von der Cranach-Werkstatt hergestellt.8 Auch die Außenseite des Schönen Erkers gestaltete die Cranach-Werkstatt. Die Farben wurden ohne Grundierung direkt auf den Putz aufgetragen.9 A (Eingangs- oder Torflügel) B (Kapellenflügel) C ("Johann-Friedrich-Bau") D ("Albrechtsbau") E 1791 (Flügel über dem Schlossgraben) 1 "Kapellenturm" oder "Pulverturm" (2) Treppenturm von 1474, bis 1791 bestehend Abbildung 4: Eintragung von nicht mehr bestehendem Bauteil (2) in den heutigen Bestand, 1:1500. Aus: Findeisen/Magirius (1976) S. 113 (Detail) "Flaschenturm" 4 "Grüner Turm" oder "Hasenturm" 5 "Großer Wendelstein" 6 Viereckiger Turm Ein Beispiel hierfür ist das Portal im ersten Obergeschoss des Flaschenturmes zu nennen, dass seine spitzbogige Form vermutlich durch die sekundäre Verwendung erhielt (siehe Kapitel 3.1). Die Hofkapelle des Ottheinrichbaus von Neuburg an der Donau entstand zeitgleich und wurde ebengalls als protestantischer Bau errichtet. Die Schlosskapelle in Torgau zeichnet sich aber im Hinblick auf ihre aufwändigere Architektur und die Einweihung durch Luther vor der Hofkapelle aus. Vgl. Krause (2004) S. 39. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 54; Hentschel (1935) S. 153ff; Herzog (1993) S. 22f. Vgl. Zunker (2000) S. 229.

14 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 8 Im Schmalkaldischen Krieg10 unterlag 1547 Kurfürst Johann Friedrich mit seinen Verbündeten in der Schlacht bei Mühlberg gegen Truppen Kaiser Karls V. und seines albertinischen Vetters, Herzog Moritz von Sachsen ( ), und wurde gefangen genommen. Herzog Moritz erhielt vom Kaiser als Dank für die Unterstützung die Kurwürde von Sachsen. Er baute das Dresdener Schloss, wo er auch als Herzog Hof gehalten hatte, zur kurfürstlichen Residenz aus. Torgau wurde zur Nebenresidenz, blieb jedoch weiterhin ein beliebter Aufenthaltsort der Kurfürsten unter anderem für Parlamente, Jagden oder Hochzeiten. Es kam zu keinem weiteren Ausbau des Schlosses Hartenfels,11 denn die vorhandenen Neubauten genügten den reduzierten höfischen Ansprüchen. Ab 1591 war Torgau für ein Jahrzehnt wieder kurfürstliche Residenz unter dem Administrator des Kurfürstentums, Herzog Friedrich Wilhelm, für den noch unmündigen Christian II. ( ). Sein Nachfolger und Bruder Kurfürst Johann Georg I. ( ) ließ zwischen 1619 und 1624 unter Leitung der Baumeister Hans Steger und Andreas Schwartz einen Neubau errichten, der entsprechend der verminderten Bedeutung des Schlosses von bescheidenen Ausmaßen war (siehe Abb. 4, Flügel A). Mit dieser Baumaßnahme fand der im späten 15. Jahrhundert unter Herzog Albert eingeleitete Prozess der Umwandlung der mittelalterlichen Burganlage zum neuzeitlichen fürstlichen Wohnschloss seinen vorläufigen Abschluss. Während des Dreißigjährigen Krieges12 wurde Schloss Hartenfels mehrfach beschädigt, vor allem durch Beschuss schwedischer Truppen. Kurfürst Johann Georg II. ( ), Nachfolger und Sohn Johann Georgs I., veranlasste die Instandsetzung der Anlage 1654/ In der Folgezeit wurde das Schloss wieder für höfische Veranstaltungen sowie mehrmals als Witwensitz genutzt Militärischer Stützpunkt im 18. und 19. Jahrhundert Seit dem Herrschaftsbeginn 1694 von Kurfürst Friedrich August I. dem Starken wurde Dresden zum alleinigen Machtzentrum und die Bedeutung Torgaus und des Schlosses nahmen ab. Auch die Tatsache, dass Torgau 1717 zur Garnisonsstadt für ein Regiment der kursächsischen Armee wurde, war kein Ersatz für den wirtschaftlichen Rückgang durch die fehlende Hofhaltung. Für die Dauer des Siebenjährigen Krieges13 besetzte der preußische König Friedrich II. der Große Torgau. Er Verschiedene evangelische Reichsstände schlossen sich 1531 in Schmalkalden zur Verteidigung der Reformation zu einem Bündnis unter Führung Kursachsens und Hessens zusammen. Das Fernbleiben des Schmalkaldischen Bundes von dem für die Katholiken bedeutenden Trienter Konzil (1545) war der Anlass für den Schmalkaldischen Krieg In diesem zweiten Religionskrieg in Europa seit Beginn der Reformation besiegte Kaiser Karl V. mit seinen Verbündeten den Schmalkaldischen Bund in der Schlacht bei Mühlberg. Karl V. konnte daraufhin bei den protestantischen Ständen seine Forderungen im Augsburger Interim, einer Zwischenlösung der Religionsfrage, durchsetzen. Vgl. Geiss (2002) S. 467f und 479f ist erstmals die Benennung als Schloss Hartenfels belegt. Der vierte europäische Religionskrieg ( ) wurde in Böhmen durch die Erhebung der überwiegend protestantischen Stände gegen die Habsburger und den katholischen Kaiser Rudolf II. ausgelöst und vor allem in Deutschland ausgetragen. Beteiligt waren die meisten kontinentalen Staaten Europas. Vgl. Geiss (2002) S. 515f. Der Siebenjährige Krieg ist identisch mit dem 3. Schlesischen Krieg und wurde vor allem in Deutschland ausgetragen. In diesen drei Kriegen kämpfte Preußen unter Friedrich II. mit Österreich um Schlesien. Sachsen stand auf der Seite von Österreich. Auslöser für den Siebenjährigen Krieg war 1756 ein Überfall Preußens auf Sachsen,

15 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 9 veranlasste die Instandsetzung der Stadtmauern und Schanzen und nutzte das Schloss als Hauptlazarett. Nach Kriegsende zogen die Preußen aus Torgau ab. Das verwahrloste Schloss wurde nicht wieder hergerichtet, weil es keinen höfischen Verwendungszweck mehr gab und die finanziellen Mittel fehlten. Nach dem Ende der Residenzfunktion stand die Schlossanlage leer, bis sie von 1771 an als Zucht- und Arbeitshaus diente wurde ein zusätzlicher Gebäudeteil als "Neues Gebäude für weibliche Irre" (siehe Abb. 4, Flügel E) errichtet. In den Napoleonischen Kriegen gehörte Sachsen zunächst zu den Gegnern Frankreichs besetzten Truppen des französischen Kaisers Napoleon I. ( ) Torgau. Nachdem noch im gleichen Jahr Sachsen Verbündeter Frankreichs wurde, bezog Napoleon das am wichtigen Elbübergang gelegene Torgau in sein militärisches System mit ein befahl König Friedrich August I. der Gerechte ( ) auf Veranlassung Napoleons, Torgau zur Festung auszubauen. Die Umbaumaßnahmen erfolgten 1811/12. Die im Schloss Hartenfels befindlichen Anstalten wurden nach Pirna und Prettin verlegt, weil die Anlage zur Deckung des Elbüberganges vorgesehen war. Von hatten sächsische, später französische Festungsbehörden ihren Sitz im Schloss und nutzten es als Seuchenlazarett. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig15 nahmen preußische Truppen 1814 Torgau ein. Durch den Wiener Kongress wurde Sachsen geteilt, es behielt jedoch den Status als Königreich. Etwa die Hälfte Sachsens, darunter auch Torgau, ging bis 1945 in preußischen Besitz über. Preußen nutzte Torgau als Grenzfestung gegen Sachsen und Schloss Hartenfels bis 1905 als Kaserne. Die erforderlichen Umbaumaßnahmen erfolgten 1818/1820. Die Festung wurde schließlich zwischen 1889 und 1893 geschleift, die militärische Besatzung blieb aber in Torgau Verwendung im 20. Jahrhundert 1913 erwarb die preußische Unterrichtsverwaltung Schloss Hartenfels und nutzte es seit 1914 als Lehrerinnenseminar, weshalb von Umbaumaßnahmen unter der Leitung des Regierungs- und Baurates Rudhard erfolgten bezog auch das Museum des Torgauer Altertumsvereins Räume im Schloss räumte das Lehrerinnenseminar das Schloss wieder, so dass es seit 1927 bis auf einige bewohnte Wohnungen leerstand wurde das Schloss der preußischen Justizverwaltung über dessen Armee nach der Kapitualtion in die preußische eingegliedert wurde. Im Frieden von Hubertusburg wurde 1763 der territoriale Status quo in Zentraleuropa als Kompromiss beschlossen. Damit wurde die Herrschaft Preußens über Schlesien bestätigt und Friedrich II. war künftig König von Preußen statt wie bisher König in Preußen. Vgl. Geiss (2002) S. 577f. Nach den Revolutionskriegen stieg Frankreich in den Napoleonischen Kriegen zunächst zur Hegemonialmacht in Europa auf und sicherte seine Stellung. Nach dem für Napoleon verlustreichen Russlandfeldzug 1812 scheiterte die Hegemonie Frankreichs und die Herrschaft Napoleons I. schließlich an der überlegenen 5. Koalition fast ganz Europas in den Befreiungskriegen Vgl. Geiss (2002) S Siegreiche Schlacht der Alliierten gegen Napoleon 1813 bei Leipzig, in deren Verlauf Frankreichs Verbündete Sachsen und Württemberg zu den Alliierten übertraten und der sächsische König Friedrich August I. in Gefangenschaft geriet. Vgl. Geiss (2002) S Europäische Monarchen und Diplomaten ordneten Europa neu nach traditionellen dynastischen und machtpolitischen Prinzipien. Vgl. Geiss (2002) S. 670f.

16 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 10 geben. Vor deren Einzug waren verschiedene bauliche Veränderungen im Inneren sowie umfangreiche Instandsetzungen der äußeren Sandstein-Architektur erforderlich, die bis 1932 andauerten. Die Oberaufsicht oblag dem Konservator der Denkmale Robert Hiecke, die Bauleitung Friedrich Tucholski. Im Zweiten Weltkrieg wurden Torgau und Schloss Hartenfels nur geringfügig beschädigt. An die Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an der Schlossanlage schlossen sich Restaurierungen der Schlosskapelle (1952 und ) und der Außenfassaden ( ) an bezog der Rat des Kreises Torgau das Schloss, das teilweise auch weiterhin noch Wohnzwecken diente. Nach der Wende erfolgte seit 1991 eine umfassende Restaurierung der gesamten Schlossanlage. 2.2 Kunsthistorische Würdigung des Schlosses Hartenfels Schloss Hartenfels war eine der wichtigsten Residenzen der sächsischen Kurfürsten. Unter Johann Friedrich dem Großmütigen wurden Schloss und Stadt zum politischen und künstlerischen Zentrum. Die Schlossanlage zählt zu den größten und bedeutendsten der Frührenaissance in Mitteleuropa.17 Es ist in Deutschland das älteste und in seinem architektonischen Bestand weitestgehend unveränderte Schloss dieser Zeit.18 Bekannte Baumeister und Künstler waren hier tätig. Blickfang im Schlosshof ist der von Konrad Krebs geplante Flügel C, der seine Vollendung durch den vorgelagerten Großen Wendelstein fand (siehe Anhang, Teil I Fotokatalog). Die freischwebende, schlanke Treppe ohne jegliche Stütze ist eine hervorragende Leistung der Architektur der deutschen Frührenaissance. Als Gegenstück erhebt sich an der Außenseite ein massiver, viereckiger Turm. Durch besondere Übergangsarchitkturen wie die zweigeschossige Loggia am Hausmannsturm, die eine der frühsten Adaptionen dieses italienischen Architekturmotivs nördlich der Alpen darstellt, ist der Schlossflügel mit den angrenzenden Flügeln verbunden.19 Ein weiterer architektonischer Akzent der Hoffront ist der Schöne Erker am von Nickel Grohmann geplanten Flügel B (siehe Anhang, Teil I Fotokatalog). Rechteckig aus der Gebäudefront heraustretend ist er mit reichem, allegorischem Reliefschmuck verziert. "Gestalt, Dekoration und Bildprogramm machen den Schönen Erker zu einem zentralen Element am Wohnflügel, wodurch ihm eine ähnliche Funktion zuteil wurde wie dem Großen Wendelstein am Flügel C."20 An der Außenseite des Flügels B prägt der massive Flaschenturm als Pendant zum Außenturm am Flügel C die elbseitige Schlossansicht.21 Der Flaschenturm, ein eigenständiges Bauwerk, das nur Zugänge zu den kurfürstlichen Wohnräumen und der Schlosskapelle besaß, ist als konzeptionelle und architektonische Besonderheit zu sehen. Von Bedeutung ist auch die Schlosskapelle, die von Luther geweiht wurde und den ersten ausschließlich für Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Broda (1998) S Vgl. Delang (2004) S. 20f.; Findeisen/Magirius (1976) S. 53. Delang (200) S. 22. Vgl. Delang (2004) S. 22.

17 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S. 11 den protestantischen Gottesdienst errichteten Raum darstellt. Im Flügel B ist der größte Bestand an erhaltener Innenausstattung vorhanden. Zu nennen sind unter anderem die Wandmalereien und das repräsentative Portal im Flaschenturm sowie in der Kapelle die Kanzel und die Bronzetafel zum Gedenken an die Einweihung. An bekannten Bildhauern sind Michael Mauth, Stephan Hermsdorf und Simon Schröter zu nennen. Die Cranachwerkstatt führte wichtige Aufgaben der Innenausstattung aus, Lucas Cranach war bereits seit 1505 kurfürstlicher Hofmaler.22 Mit diesen architektonischen und gestalterischen Werken der Frührenaissance ist Schloss Hartenfels "von einzigartiger geschichtlicher, künstlerischer, wissenschaftlicher, städtebaulicher und landschaftsgestaltender Bedeutung".23 Es ist ein singuläres Kulturdenkmal von hohem künstlerischen Rang, das wichtig ist für die Deutung der Epoche und der geschichtlichen Ereignisse Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Bauphasen 1181 erste urkundliche Unterscheidung zwischen einer Burg und dem Ort Torgau Mitte 15. Jh. heterogene Burganlage mit charakteristischen mittelalterlichen Zügen ab 1482 Errichtung Albrechtsbau (Flügel D) unter Herzog Albrecht, Baumeister Conrad Pflöger seit 1485 verschiedene Um- und Neubauten unter den ernestinischen Kurfürsten Errichtung Johann-Friedrich-Bau (Flügel C) unter Kurfürst Johann Friedrich, Baumeister Konrad Krebs Errichtung Kapellenflügel mit Flaschenturm (Flügel B) unter Kurfürst Johann Friedrich, Baumeister Nickel Grohmann Errichtung Eingangsflügel (Flügel A) unter Kurfürst Johann Georg I, Baumeister Hans Steger und Andreas Schwartz Instandsetzungen nach Beschädigungen durch Dreißigjährigen Krieg unter Kurfürst Johann Georg II 1791 Errichtung "Neues Gebäude für weibliche Irre" (Flügel E) während Nutzung als Arbeitsund Irrenhaus Umbau zur Kaserne Umbau zum Lehrerinnenseminar, Leitung Konservator der Kunstdenkmäler Lutsch und Regierungs- und Baurat Rudhard Umbau für preußische Justizverwaltung, Leitung Konservator der Denkmale Ministerialrat Hiecke und Regierungsbaurat Friedrich Tucholski Instandsetzungen nach geringen Schäden durch Zweiten Weltkrieg Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 54; Hollberg (2004) S. 11. Untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999).

18 2. Schloss Hartenfels zu Torgau S Lebensdaten bedeutender Personen für die Geschichte von Schloss Hartenfels Friedrich II. der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen Seine Söhne Ernst und Albert teilen 1485 in der Leipziger Teilung den Besitz untereinander auf. Die Kurwürde erhalten Ernst und seine Nachkommen ("ernestinische Linie"), Albert und seine Nachkommen residieren als Herzöge von Sachsen in Dresden ("albertinische Linie") Ernst, Sohn von Friedrich II., Kurfürst von Sachsen Albert, Sohn von Friedrich II., Herzog von Sachsen Kurfürst Friedrich III. der Weise, Sohn von Ernst, Kurfürst von Sachsen Kurfürst Johann der Beständige, Sohn von Ernst, Kurfürst von Sachsen Martin Luther, Reformator Philipp Melanchthon, Reformator Konrad Krebs, Baumeister Karl V., römisch-deutscher Kaiser und spanischer König Georg der Bärtige, Sohn von Albert und Onkel von Johann Friedrich dem Großmütigen, Herzog von Sachsen Johann Friedrich der Großmütige, Sohn von Johann dem Beständigen, Kurfürst von Sachsen Nach dem Schmalkaldischen Krieg erhält 1547 der albertinische Herzog von Sachsen Moritz die Kurwürde durch Kaiser Karl V Moritz, albertinischer Vetter von Johann Friedrich dem Großmütigen, erst Herzog und später Kurfürst von Sachsen August, Bruder von Moritz, Kurfürst von Sachsen Christian I., Sohn von August, Kurfürst von Sachsen Christian II., Sohn von Christian I., Kurfürst von Sachsen Johann Georg I., Bruder von Christian II., Kurfürst von Sachsen Johann Georg II., Sohn von Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen Friedrich August I. der Starke, Sohn von Johann Georg III. und Bruder von Johann Georg IV., Kurfürst von Sachsen Friedrich II. der Große, erst König in und später König von Preußen Napoleon I., französischer Kaiser Napoleon erhebt 1806 das verbündete Kurfürstentum Sachsen zum Königreich Friedrich August III. der Gerechte, erst Kurfürst und später König von Sachsen Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie ( ) Bd. 1, S. 173 und Bd. 14, S. 376; Stockhausen (2004) S. 182.

19 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S Flaschenturm am Schlossflügel B Der Flaschenturm gehört zum Schlossflügel B, der sich aus Hofstubenbau, Kurfürstliche Gemächer, Schlosskapelle und Kapellenturm zusammensetzt (siehe Kapitel 2.1.2). Der dreigeschossige Flaschenturm steht in der Mitte der elbseitigen Außenfassade. Nach Westen schließt sich die Schlosskapelle an und an der Ostseite des Turmes ist ab dem ersten Obergeschoss die Rundung eines inneren Treppenturmes zu erkennen. Der Umfang des Flaschenturmes, der nur zu 4/5 verbaut ist, ist der mächtigste unter den Schlosstürmen.26 Es handelt sich einerseits um einen in sich geschlossenen, eigenständigen Baukörper, der nur Zugänge zu den kurfürstlichen Wohngemächern und der Schlosskapelle besitzt, andererseits ist er auch Durchgangstor von der Flussseite in den Schlosshof. Der Zugang zum Hof führt über eine schräg anlaufende Rampe und kann mit einem stichbogigen Portal verschlossen werden. Diese Gegebenheiten sind seit der Erbauung 1543/1544 gleich geblieben. Allerdings hat sich das Aussehen in Bezug auf Bauformen und Ausstattung deutlich verändert. Gestützt auf Schlossansichten Cranachs, historische Grundrisse, archivalische Inventare aus den Jahren 1546, 1563, 1601 und 1610 sowie die jüngsten bauarchäologischen und restauratorischen Untersuchungen lässt sich die bauzeitliche Situation hinlänglich rekonstruieren. Hierbei bleibt allerdings ungewiss, welche Änderungen der Raumnutzung und Möblierung sich seit 1544 bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts ergeben haben. Da das Schloss aber noch immer kurfürstlich genutzt wurde, wenn auch nur als Nebenresidenz, gab es vermutlich keine bedeutsamen Veränderungen. Bei den folgenden Beschreibungen wird der Turmstube im zweiten Obergeschoss, der sogenannten "Flaschenstube" besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da sie den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildet. Abbildung 5: Schloss Hartenfels zu Torgau, Elbseite, nach Aufnahme: Manfred Bräunlich. 26 Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 176f.

20 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S Beschreibung der bauzeitlichen Situation Das Konzept des Schlossflügels war von der Funktion des kurfürstlichen Wohnbereichs bestimmt: Der Flaschenturm bot den Vorzug, von der Elbseite über eine zweifach gewundene stufenlose Spindel27 direkt bis an die Wohngemächer im ersten Obergeschoss reiten zu können, ohne das Haupttor nutzen zu müssen. Von hier erschlossen sich über einen inneren Treppenturm die Wohnräume in den oberen Geschossen sowie die beiden Turmstuben. Sowohl vom ersten als auch vom zweiten Geschoss der Kurfürstlichen Gemächer gab es Zugänge zu den Emporenebenen, so dass auch die zweigeschossige Emporenanlage der Kapelle auf die Lage der Wohnräume zurückzuführen ist.28 Der Flaschenturm besaß im ersten Geschoss zwei Reihen von sechs ansteigenden zweibahnigen Fenstern geringer Höhe, durch die sich die innere Wendelung der Reitspindel abzeichnete. Das zweite und dritte Obergeschoss, die durch das umlaufende Hauptgesims des Schlossflügels getrennt waren, traten mit jeweils vier großen, zweibahnigen Fenstern, die der Turmkrümmung folgten, hervor.29 Die großen Fenster des zweiten Obergeschosses wurden in der Werkstatt Nickel Hoffmanns gearbeitet und waren wegen der Krümmung fast doppelt so teuer wie die hofseitigen Fenster der Schlosskapelle, die ebenfalls aus dieser Werkstatt stammten.30 Der kegelähnliche Turmhelm war mit vier Zwerchhäusern verziert. Die Zwerchhäuser waren von geringerer Größe als die des Flügels, im Hinblick auf die Formen aber gleichartig. Die schlanke, spitze Turmspitze erhob sich über einem achteckigen, achsenweise mit Rundgiebeln abgeschlossenen Aufsatz, der vier kleine Fenster aufwies. Den Abschluss bildete eine Kugel, auf der sich ein Wimpel aus Kupfer mit dem kursächsischem Wappen befand.31 Abbildung 6: Lucas Cranach d.ä., "Hirschjagd zu Ehren Kaiser Karls V." (Detail Ansicht Schloss Hartenfels), Aus: Hancke (2004) S Der Aufgang der Reitschnecke in das erste Obergeschoss konnte bauarchäologisch nachgewiesen werden. Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 83. Vgl. Badstübner-Gröger/Findeisen (1983) S Die Fenster des dritten Obergeschosses haben sich erhalten. Vgl. Broda (1998) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 177.

21 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 15 Die Reitspindel wand sich um einen Mittelpfeiler und endete im ersten Obergeschoss an einem profilierten Portal. Im Vorraum hinter dem Portal beginnt der innere Treppenturm, der größte Innenwendelstein des Schlosses, der als Zugang zu den oberen Geschossen diente. In jedem Geschoss ragt der Treppenturm in einen Vorraum hinein und besitzt ein zweibahniges, steigendes Fenster als Lichtquelle. Die Vorräume sind jeweils nur durch ein schmales Fenster beleuchtet und trennen die hofseitigen Zimmer vom Flaschenturm. Sie dienten nicht nur als Durchgangsraum, sondern es wurden von hier aus auch die Öfen in den Turmstuben beheizt. Die Räume im ersten und zweiten Obergeschoss mit dem vorgelagerten Schönen Erker waren der Hauptwohnbereich und intern durch einen weiteren, kleineren inneren Treppenturm miteinander verbunden, der auch bis ins dritte Obergeschoss reichte. Die Raumaufteilung war annähernd identisch, wie aus einem Grundrissplan aus der Mitte des 17. Jahrhunderts hervorgeht: Von dem Vorraum führten Durchgänge in die beiden Wohnräume sowie in die westlich anschließende Schlosskapelle. Im dritten Obergeschoss waren weitere Zimmer über der Schlosskapelle hinzugekommen, die einen Durchgang bis zum Kapellenturm besaßen. Das vierte Obergeschoss des Flaschenturmes bildete bis 1666 das Zwerchhausgeschoss. Das Geschoss war über den großen inneren Treppenturm sowie einen Treppenturm aus der Schlosskirche zu erreichen.32 Abbildung 7: Grundrissplan 2.OG/Flaschenstube, vermutlich nach Aus: Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 6. Die Wohngemächer des ersten Geschosses werden im Inventar von 1610 als die des Kurfürsten beschrieben, während im zweiten Obergeschoss die Kurfürstin ihre Räume hatte. Die Türen waren bemalt und mit vergoldeten Leisten versehen. Das Wohngemach mit dem Erker besaß jeweils eine Deckenbespannung aus bemalter Leinwand und der Erker wies ein Rippengewölbe auf, dass vergoldet und mit Rosen verziert war. Die Schlafgemächer nebenan hatten gespundete Holzfußböden sowie hölzerne Decken, die mit Laubwerk bemalt waren. Beide Räume konnten mittels Ofen oder Kamin beheizt werden. Die Wände der Räume waren unter anderem mit Tafelbildern von Lucas Cranach d.ä. ge32 Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 183f. und S. 185; Hoppe (1998) S. 225.

22 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 16 schmückt. In der Turmstube des dritten Obergeschosses befand sich 1601 eine "Drehestuben". Der Hinweis auf eine Drehbank oder Werkzeug fehlt jedoch in der Auflistung des Inventars. Nach 1601 änderte sich die Nutzung. Das Inventar von 1610 erwähnt hier eine weitere Tafelstube, die "Frauenzimmeressestuben". Der Fußboden war gespundet und die Decke mit Leinwand bespannt, auf die Wolken sowie das kurfürstliche und das jühlische Wappen gemalt waren. Entlang der Decke lief ein Sims mit vergoldeten Kragsteinen. Außerdem gab es einen Ofen und einen Kamin Flaschenstube Der große Treppenturm führte im zweiten Obergeschoss nicht nur in den Vorraum, sondern mit einem Auftritt aus wenigen Steinstufen, der der Wendung folgte,34 direkt in die etwas tiefer gelegene Turmstube, die Flaschenstube. Bereits im Inventar von 1563 wird die Bezeichnung Flaschenstube verwendet. Sie leitete sich aus der Nutzung als Tafel- oder Trinkstube sowie der besonderen Ausstattung ab (Flaschenzug) und gab auch dem Turm seinen Namen.35 Der Raum besaß mit einem flachen Gewölbe eine stattliche Raumhöhe und durch die vier großen Fenster einen großzügigen Lichteinfall. Der Ausblick bot landschaftlich und strategisch bedeutende Blickrichtungen jenseits der Elbe. In die Südwand des Raumes ragt ein dritter innerer Treppenturm herein, dessen Zugang in der Schlosskapelle liegt (siehe Abbildung 7). Neben dem Auftritt aus dem Treppenturm besitzt die Flaschenstube noch einen zweiten Durchgang. Über wenige Sandsteinstufen, die hinter dem Durchgang ansetzten, konnte der Vorraum erreicht werden.36 Der Fußboden wies Füllungen auf,37 und die Fenster vergoldete Leisten und eingesetzte Sterne.38 Sechs Rundpfeiler mit Postamenten und Kapitellen trugen ein zierliches Kreuzrippengewölbe. Die Rippen waren profiliert und die Entlastungsbögen wurden gleichzeitig als Fenstergewände genutzt.39 Den Schlussstein bildete ein großes kursächsisches Wappen, das polychrom gefasst und mit goldenen Rosen verziert war.40 Die Wände und die Gewölbekappen waren mit polychromen Malereien geschmückt, die vermutlich auf die Bauplastik Bezug nahmen41 und zu einem gestalterischen Gesamtkonzept gehörten. Der Raum besaß einen eisernen Ofen, der auf vier Säulen aus Stein stand und zusätzlich noch einen steinernen Kamin. Der Kamin bildete mit der benachbarten Säule eine gestalterische Einheit.42 Es gab elf grüne Vorsetzbänklein sowie rundherum grüne angenagelte Bänke mit gedrehten Säulen. Neben Vgl. Hoppe (1998) S. 205, 213 und 224f.; Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 15. Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 54. Vgl. Hoppe (1998) S. 211f. Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 49. Die Sandsteinstufen sind nicht mehr erhalten, in dem Durchgang befinden sich Holzstufen. Vgl. Hoppe (1998) S Vgl. Lewy (1908) S. 73. Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 68. Vgl. Hoppe (1998) S Vgl. Kühne (2005) o.s. Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 47.

23 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 17 zwei Tischen auf Gestellen wird in dem Inventar 1610 eine runde Tafel mit eingelegtem Stern auf einem Kreuzgestell beschrieben.43 Die bedeutendste Ausstattung der Flaschenstube war ein Aufzug im Mittelpfeiler, der aus den unteren Geschossen bis in das zweite Geschoss reichte und hier unter der Tafel mündete. Über hölzerne Röhren konnten aus der Öffnung Weinflaschen aus dem Keller hinauf transportiert und wieder herunter gelassen werden.44 Einen Eindruck der Raumgestaltung gibt ein Kupferstich aus dem "Torgauer Katechismus", der 1676 erschienen ist. Auf Tafel 41 ist das Tafel- und Tischgebet im Inneren der Flaschenstube dargestellt, wohl nach den Wiederherstellungsarbeiten unter Johann Georg II.45 Abbildung 8: Torgauer Katechismus, Tafel 41, Blick in die Flaschenstube. Aus: Vogt/Vogt-LInsener (2006) S. 24. Aus der Erbauungszeit sind am Flaschenturm als Maurer-Polier Matthias Michel von Freiberg und Heinrich von Planen belegt. Alle zu dieser Zeit am Schlossbau nachweisbaren Bildhauer arbeiteten auch in der Flaschenstube: Die Rundpfeiler stellten Stephan Hermsdorf und Andreß von Freiburg her, während die Kapitelle von Stephan Hermsdorf und Simon Schröter angefertigt wurden. Das kursächsische Wappen im Gewölbe ist eine Arbeit des Bildhauers Jörg von Coburg, die Vorarbeiten dafür leistete Nickel Hoffmann.46 Die Ausmalung der Flaschenstube oblag Lucas Cranach Ein runder Tisch sowie 2 bzw. 3 weitere Tische werden auch schon in den Inventaren von 1546, 1563 und 1601 genannt werden außerdem eine Lehnbank sowie zwei Spiegel erwähnt. Das Inventar 1601 listet neben einer Lehnbank noch zwei weitere auf und benennt auch den Eisenofen und den Kamin. Demnach scheint sich die Möblierung über die Jahre nicht wesentlich verändert zu haben. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 185; Lewy (1908) S. 73. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 172 und S Vgl. Broda (1998) S. 123; Lewy (1908) S. 73.

24 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S Portal in der Flaschenstube Die beiden nebeneinander liegenden rundbogigen Durchgänge, die die Flaschenstube mit dem Vorraum verbinden, sind in einer triumphbogenähnlichen Rahmung zusammengefasst und bilden so ein Doppelportal. Die drei rahmenden Pilaster sind mit flachreliefierten Grotesken gefüllt und die Kanten profiliert. Zwischen Basis und Schaft verläuft ebenfalls eine Profilierung. Die Kapitelle werden aus Akanthusblättern und Voluten gebildet, wobei sich das mittlere mit Blüte und Eierstab von den äußeren mit jeweils einem Engel als Halbfigur unterscheidet. Die Kapitelle tragen ein verkröpftes, profiliertes Gesims, auf dem der Architrav ruht: Über jedem Pilaster befindet sich ein rundes Medaillon mit Wappenkartusche und rechteckiger Rahmung, in den flachreliefierten Feldern dazwischen zieht sich über beide Stürze ein vermutlich bacchantischer Zug auf einer Wiese hin. Dargestellt ist Bacchus in einem reich geschmückten Wagen, vor den ein Kentaur gespannt ist. Ihm voran schreitet eine Gefolgschaft bestehend aus menschlichen Wesen in antikisierender Kleidung, Kentauren und Satyrn. Sie halten in den Händen verschiedene Gegenstände wie Fruchtschalen, Blütenkelche oder einen Torso, ein Kentaur spielt auch auf einer Querflöte. Die Kentauren und Bacchus tragen auf ihren Köpfen Blätterkränze. Die Medaillons seitlich des Frieses zeigen zwei Männer, während das mittlere Bildnis das eines Jünglings ist. Vermutlich handelt es sich um Darstellungen der drei kurfürstlichen Prinzen.48 Auf zwei weiteren Bildnissen waren der Kurfürst Johann Friedrich und seine Gemahlin Sibylle von Cleve abgebildet,49 der genaue Aufstellungsort ist nicht bekannt. Auf dem Architrav liegt wiederum ein verkröpftes, profiliertes Gesims. Ob dies der Portalabschluss ist oder ob es noch einen Aufsatz gab, ist unbekannt. Die beiden Rundbögen sind leicht zurückgesetzt und bestehen aus einem breiten glatten Gewände mit schlichtem Profil. Die Zwickel sind mit Engeln als Halbfiguren versehen. Das gesamte Portal war mit kostbaren Pigmenten wie Azurit und Malachit polychrom gefasst.50 Die beiden Portaldurchgänge waren vermutlich mit zwei Türen versehen.51 Ob die erhaltenen Türangeln im Sockelbereich der Gewände bauzeitlich sind, ist unbekannt. Die Männer in den Medaillons sind in typischer Kleidung für die Zeit der Reformation in Deutschland dargestellt: Bei allen dreien ist der breite Kragen einer Schaube zu erkennen, die das charakteristischtes Kleidungsstück dieser Zeit war und sich aus den mantelartigen Oberröcken des 15. Jahrhunderts entwickelt hatte. Die Schaube zeichnete sich durch eine große Stofffülle, weite und bauschige Ärmel sowie einen Kragen aus, der oft bis über die Schultern reichte. Somit war die Schaube nicht nur ein repräsentatives, sondern auch ein bequemes Obergewand. Unter der Schaube tragen die drei Männer ein Hemd mit einer feinen Fältelung, das mit einem Bündchen zusammengehalten wird. Durch das Bündchen quellen die Falten hervor und bilden eine kleine Krause. Üblicherweise wurde unter der Diese Vermutung äußern Findeisen/Magirius (S. 184) sowie Vogt/Vogt-Linsener (S. 45). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 184; Hoppe (1998) S Vgl. Kühne (2005) o.s. Aus dem Inventar von 1610 geht hervor, dass die beiden Durchgänge "mitt 2 bahr stargken Boxhörnern, 2 Zierlichenn schlossenn, unndt handhaben" versehen waren (zitiert nach Hoppe (1998) S. 212). Diese Begriffe tauchen immer im Zusammenhang mit Türen auf, die genaue Bedeutung der Wörter bleibt unklar.

25 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 19 Schaube und über dem Hemd noch ein Wams oder ein Falt- bzw. Paltrock getragen. Diese miederartigen Oberteile konnten hoch geschlossen oder tief ausgeschnitten sein. Vermutlich ist bei den Darstellungen kein Oberteil erkennbar auf Grund eines tiefen Ausschnitts. Die beiden älteren Männer tragen ein Barett in seiner für das 16. Jahrundert typischen flachen, aber außerdordentlich repräsentativen Form. Das große Barett sitzt schief und die breite Krempe umrahmt das Gesicht. Diese Kopfbedeckung war so populär, dass sie in allen Ständen vertreten war und es kaum andere Modelle gab. Zur Befestigung des Baretts wurde in der Regel darunter eine Haube, die Calotte, getragen. Der Jüngling im mittleren Medaillon ist ohne Kopfbedeckung dargestellt. Seine Haare sind modisch frisiert in Form einer Kolbe. Hierbei wird das ungescheitelte Haar in halber Höhe der Stirn sowie von Ohr zu Ohr rund geschnitten. Bei dem Mann im vom Betrachter aus gesehen rechten Medaillon ist dieselbe Frisur erkennbar. In den 1530er Jahren wurden die Haare immer kürzer, so dass sie die Ohren meist nicht mehr bedeckten. Das ist bei den beiden dargestellten Personen nicht der Fall. Auch der Bart kam wieder in Mode. Soweit erkennbar, sind jedoch alle drei Männer bartlos. Die schweren Ketten, die die Männer tragen, sind einerseits Zeugnis der Popularität von Schmuck im 16. Jahrhundert, andererseits bezeugen sie ihren Reichtum, es handelt sich demnach wohl um Angehörige der Adelsschicht. Auch kostbare Stoffe gehörten zur vornehmen Kleidung, zum Beispiel pelzbesetzte Kragen. Die vorherrschende Farben der Kleidung waren schwarz oder dunkel. Die Gewänder unter der Schaube waren jedoch häufig bunt.52 Abbildung 9: Männerkleidung zur Zeit der Reformation. Links: Bildnis des Kaufmanns Georg Gizse, Hans Holbein, Aus: Thiele (1980) S Rechts: Rechtes Medaillon am Portal im Flaschenturm. Auf beiden Abbildungen tragen die Männer unter der Schaube ein gefältetes Hemd. Die Haare sind als Kolbe frisiert und als Kopfbedeckung dient ein Barett.. 52 Vgl. Thiel (1980) S. 169ff.

26 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 20 An dem Portal war ebenfalls der Bildhauer Stephan Hermsdorf tätig, hier in Zusammenarbeit mit Jörg von Coburg. Simon Schröter rechnete insgesamt fünf Bildnisse im Zusammenhang mit dem Portal ab: "fünf Bilder über den Eingang zur Runden Turmstube abconterfeit".53 Das Inventar von 1610 listet ein steinernes Türgericht mit den Bildnissen des Kurfürstenpaares auf, das farbig gefasst und vergoldet war. Die Angabe ist nicht präzise genug, um exakte Rückschlüsse auf den Aufstellungsort ziehen zu können. "2 eingefaste thuerenn neben einander, eine nach des Churf. gemach gleich über, Die andere uff die Wenndelsteintreppen, mitt 2 bahr stargken Boxhörnern, 2 Zierlichenn schlossenn, undt handhaben, An der einenn in der Stubenn ein Steinern thuergericht, dorin Herzogk Johann Friedrichs Churfürstenn und seines Gemahels, Geborne Herzogin zue Gülich, Cleue undt Bergk Contrafect eingehauenn mit farbenn eingefast und verguldett."54 Auf Grund der Rechnungen steht fest, dass die drei erhaltenen Bildnisse im Architrav von Schröter stammen, sie stellen aber nicht das kurfürstliche Regentenpaar dar. Auffällig ist, dass die Medaillons im Architrav in dem Inventar 1610 nicht erwähnt werden und dass der Verfasser zwischen der Beschreibung der zwei Türen und der Erwähnung des Türgerichtes einen Absatz macht. Ob es sich bei dem Türgericht um einen ehemaligen Portalaufsatz handelte, in den das Doppelporträt integriert war, möglicherweise nur über einem der Durchgänge, oder ob der Aufstellungsort der Medaillons nicht identisch war mit dem Portal, bleibt ungeklärt. 3.2 Aktuelle Situation im Flaschenturm Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgte ein Umbau zur Kaserne, bei dem alle Geschosse überformt wurden. Die aktuelle Situation im Flaschenturm entspricht weitgehend diesem Zustand. Die Fenster sind im ersten und zweiten Obergeschoss gegen Kanonenluken ausgetauscht worden. Über den Luken im zweiten Obergeschoss befinden sich zusätzlich kleine Lüftungsschächte. Im dritten Obergeschoss haben sich dagegen die großen zweibahnigen Fenster erhalten. Zwischen den Kanonenluken ist eine Beschriftung in eisernen Buchstaben angebracht: "SCHLOSS HARTENFELS ERBAUT EINGERICHTET ZUR CASERNE NR " Der Turm wird von einem Kegeldach abgeschlossen, dessen Spitze von einer Kugel und Fahne bekrönt wird (siehe Anhang, Teil I Fotokatalog) Schröter, zitiert nach Hentschel (1935) S Inventar von 1610, zitiert nach Hoppe (1998) S. 212.

27 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 21 Abbildung 10: Außenansicht des Flaschenturmes mit Kanonenluken und Beschriftung seit 1818, Der Zugang zum Flaschenturm liegt in dem tunnelförmigen Durchgang zum Hof, den Eingang stellt eine Bohlentür mit breiten Beschlägen dar. Die Reitspindel existiert nicht mehr und zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss sowie im zweiten Obergeschoss wurden glattverputzte Decken eingezogen, so dass zwei Zwischengeschosse entstanden. Durch die Eingangstür erreicht man über eine der Turmwandung folgenden Holztreppe das erste Zwischengeschoss. Der Zugang vom hier zum ersten Obergeschoss erfolgt ebenfalls über eine solche Treppe. Im ersten Obergeschoss führt eine gerade Holztreppe zum zweiten Obergeschoss, der Aufstieg ist jedoch durch die durchgehende Decke verschlossen. Die Eingangssituation in den angrenzenden Raum entspricht der bauzeitlichen: Das profilierte Portal führt in den Vorraum, in dem sich der innere Treppenturm erhalten hat, dessen Sandsteinstufen allerdings abgebrochen wurden. Es führen immer noch die Durchgänge in den Raum mit dem Erker und in die Schlosskapelle. Aber durch den Einbau eines zweiläufigen Treppenhauses östlich des Flaschenturmes sind nur noch die Zimmer hinter dem Erker erhalten. Über das Treppenhaus sind das zweite und das dritte Obergeschoss zugänglich. Im zweiten Obergeschoss ähnelt die Situation der im ersten: Von dem Vorraum erschließen sich noch die Zugänge in das Zimmer mit dem Erker, in die Schlosskirche sowie in die Flaschenstube. Im dritten Obergeschoss sind der Vorraum und die Zimmer auch nach Westen durch eine eingezogene Wand verkürzt. Der Durchgang in das Turmzimmer ist erhalten. Der Innenwendelstein wird durch eine schwere Tür verschlossen und führt über Holzstufen in das Dachgeschoss. Das hofseitige Erker-Zimmer im ersten Obergeschoss ist Übungszimmer der Johann-Walther-Kantorei,

28 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 22 die anderen Räume einschließlich Flaschenstube wurden bis vor wenigen Jahren museal genutzt. Derzeit stehen sie leer oder dienen als Depot. Im Flaschenturm führt ein Mittelpfeiler vom Keller bis in das dritte Obergeschoss: im Keller in Form einer Rundstütze mit ringförmiger Tonne, in den darüberliegenden Geschossen als sechseckiger Pfeiler und im dritten Obergeschoss als Holzstütze. In das untere Zwischengeschoss und das erste Geschoss wurde ein Holzfußboden eingebaut und unter den Kanonenluken sind Eisenringe an den Wänden als Haltevorrichtungen für die Kanonen befestigt worden. Wände und Decke sind monochrom gestrichen Flaschenstube Das Aussehen der Flaschenstube hat sich grundlegend verändert. Von der bauzeitlichen Ausstattung haben sich nur das Portal und ein Rundpfeiler erhalten, die weiteren Pfeiler wurden für den Einzug der Decke abgearbeitet und auf Wandniveau verputzt. Anstelle der Pfeiler steht eine regelmäßige Stützkonstruktion aus massiven Balken, die die Decke trägt. Der Holzfußboden wurde ebenfalls mit massiven Balken unterlegt, so dass sich das Fußbodenniveau um ca. 40 cm erhöht hat. Der Treppenturm fungiert nur noch als Durchgang. Die Wände sind in einem hellen monochromen Ockerton gestrichen. Partielle Aussparungen sind durch eine dunklere Farbgebung gekennzeichnet (siehe Anhang, Teil I Fotokatalog). Das Zwischengeschoss über der Flaschenstube ist nur über den Treppenturm in der Schlosskapelle zugänglich. Zu diesem Zweck wurde eine zusätzliche Öffnung in den Treppenturm eingefügt. Der Fußboden besteht lediglich aus einer Brettlage mit einer Stärke von ca mm, Licht fällt nur durch die kleinen, offenen Lüftungsschächte ein. Das Gewölbe ist nahezu vollständig verloren, es haben sich lediglich ein Schildbogen sowie ein weiterer etwa zu 60% erhalten. Der vollständig überlieferte Schildbogen liegt über dem Portal und weist einen monochromen Anstrich auf. Abbildung 11: Blick in die Flaschenstube, Veränderungen seit 1818: Fußboden, Kanonenluken, Mittelpfeiler, Balkenkonstruktion mit eingezogener Zwischendecke, 2007.

29 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S Portal in der Flaschenstube Die beiden Portaldurchgänge sind nutzbar und führen vom Vorraum in die Flaschenstube. Durch die Erhöhung des Fußbodenniveaus sind die Basen der Pilaster des Portals verdeckt. Für einen der Stützbalken wurde die Hälfte des vom Betrachter aus gesehen linken Pilasters entfernt. An dem Balken sind Kabel befestigt, die auf dem Portalgesims bis zu dem erhaltenen Pfeiler rechts neben dem Portal verlaufen. Das Portal ist polychrom gefasst. Vorherrschend ist ein helles Grau, verschiedene Profilleisten sind mit Blau, Rot und Grün abgesetzt und die Rücklagen zeigen einen gestupften Farbauftrag aus Grau, Blaugrau sowie Rot. Die Rückseiten des Portals bestehen lediglich aus den profilierten Rundbögen. Sie sind durch eine andere Farbgestaltung mit intensiven Farbtönen charakterisiert: Ocker, Grün und Rot (siehe Anhang, Teil I Fotokatalog). Abbildung 12: polychromes Sandsteinportal in der Flaschenstube mit erhöhtem Fußbodenniveau, integriertem Stützbalken und eingezogener Zwischendecke, Zeichnerische Gegenüberstellung der bauzeitlichen und aktuellen Situation im Flaschenturm Das Büro für Altbauforschung Vogt / Vogt-Linsener in Torgau erstellte 2005 auf Grundlage der historischen Inventare und Pläne eine zeichnerische Rekonstruktion der vermutlich bauzeitlichen Situation in Form eines Schnittes durch den Flaschenturm. Die Bezeichnung der Räume erfolgte anhand des Inventares von Gegenübergestellt ist die aktuelle Situation.

30 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 24 Abbildung 13: Schnitt durch den Flaschenturm 1601 und Erstellt durch Büro für Altbauforschung Vogt/Vogt-Linsener. 3.4 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Für die Flaschenstube gibt es nur wenige Informationen im Hinblick auf Änderungen der Nutzung oder der Raumgestaltung. Es wird daher der gesamte Flügel B in die Recherche zur Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte einbezogen, um anhand der Ergebnisse eventuell Rückschlüsse auf Maßnahmen in der Flaschenstube ziehen zu können. Die Hoffassaden waren nach der Erbauung 1544 polychrom gefasst, wobei die Rücklagen der Fenster der Wohngemächer mit Azurit, das direkt auf den Putz aufgetragen wurde, blau hinterlegt waren.55 Seit 1547 war Torgau nur noch Nebenresidenz. Das Schloss wurde aber weiterhin für höfische Veranstaltungen genutzt (siehe Kapitel 2.1.2) brannte der Grüne Turm am Flügel B. Der angrenzende Hofstubenbau war betroffen, der Flaschenturm hingegen nicht. Nach dem Wiederaufbau des zerstörten Turmgeschosses wurden die Hoffassaden einschließlich des Großen Wendelsteins neu gefasst. Vermutlich erfolgte eine Wiederholung der Farbgestaltung von 1544/1545, allerdings mit Smalte anstelle von Azurit Vgl. Zunker (2000) S. 229f. Vgl. Zunker (2000) S. 232ff.

31 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 25 Unter Kurfürst Johann Georg I. begannen 1619 umfangreiche Bautätigkeiten an der Schlossanlage, Baumeister waren Hans Steger und Andreas Schwartz (siehe Kapitel 2.1.2). Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden die hofseitigen Außenmauern der Schlosskapelle sowie der kurfürstlichen Gemächer mit dem vorgelagerten Erker um etwa 80 cm erhöht und neue Zwerchhäuser sowie ein neuer Dachstuhl errichtet. Die hofseitigen Fassaden erhielten einen neuen Verputz und eine neue Farbfassung. Die Farben wurden mit Kalk als Bindemittel direkt auf den Putz aufgetragen fand auf Schloss Hartenfels die Vermählung der kurfürstlichen Tochter Sophia Eleonora mit Landgraf Georg von Hessen statt.58 Im Zuge der Instandsetzungen unter Kurfürst Johann Georg II nach dem Dreißigjährigen Krieg erhielt der Flaschenturm von 1660/1661 einen neuen Turmhelm wegen Baufälligkeit. Gleichzeitig wurde auch ein Geschoss aus Holz abgetragen und aus Stein wieder aufgebaut,59 auf das die neue Haube kam. Die Baumaßnahmen leitete erst der Oberlandbaumeister Wolff Caspar von Klengel, dann Johann Albrecht Eckhardt. Nach Abschluss der Arbeiten sah der Turmhelm folgendermaßen aus: Über einem ausladenden Hauptgesims befanden sich wenigstens sechs Dachausbauten, die von einer welschen Haube mit vermutlich glockenförmigen Umriss bekrönt wurden. Die Laterne schloss mit einer kuppligen, in langer Spitze auslaufenden Haube.60 Findeisen/Magirius gehen davon aus, dass die Flaschenstube 1670/1671 erneuert wurde.61 Anhaltspunkt ist vermutlich der Kupferstich aus dem "Torgauer Katechismus" von Dort ist ein anderer Fußboden abgebildet, als 1610 im Inventar beschrieben ist (siehe Abbildung 8). Abbildung 14: Zeichnung des Schlossbrandes von 1791, Darstellung des Flaschenturms mit der Haube von 1660/1661. Aus: Fotoarchiv Institut für Denkmalpflege Sachsen Vgl. Zunker (2000) S. 227ff. Vgl. Hollberg (2004) S. 13f. Magirius/Findeisen gehen davon aus, dass das dritte Obergeschoss bis auf die Flaschenstube abgetragen wurde. Die bauarchäologischen Untersuchungen schließen eine neue Aufmauerung des Geschosses aus. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 173; Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 62. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 173 und S. 177f.; Lewy (1908) S. 27f,: Trautmann (1907) S. 3. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 173.

32 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S heiratete auf Schloss Hartenfels Kurfürst Johann Georg IV. und 1711 fand die Hochzeit von Alexej, Sohn des russischen Zars Peter I. des Großen, auf Wunsch seiner Gemahlin, der Prinzessin Sophie Christine Charlotte von Braunschweig, auf Schloss Hartenfels statt. Dies waren die letzten großen höfischen Festlichkeiten.62 Es folgten Nutzungen als Hauptlazarett sowie als Arbeits- und Zuchthaus (siehe Kapitel 2.1.3) brannte der Grüne Turm erneut, betroffen waren dieses Mal nicht nur der angrenzende Wohnflügel, sondern auch der Flaschenturm. Beim Wiederaufbau der zerstörten Bereiche wurde vermutlich die zweiläufige Treppe in den Wohnflügel eingebaut, wofür die Hauptwohnräume im Bereich des Schönen Erkers verkürzt wurden. Das verbliebene Erker-Zimmer erhielt im ersten und zweiten Obergeschoss je zwei Trennwände. Außerdem erfolgte ein Ausbau der Zwerchhäuser zu einem Vollgeschoss wurde die Schlosskapelle neu ausgeweißt.64 Von 1812 bis 1814 fungierte das Schloss als Seuchenlazarett (siehe Kapitel 2.1.3). Aus einem Bericht Richters, der Chef des Torgauer Lazarettwesens war, geht hervor, dass das Schloss in einem verkommenen Zustand und die Reinigung langwierig war. "Im Raum neben dem französischen Amputationszimmer (Flügel B) fand man massenhaft abgeschnittene Arme und Beine, außerdem waren die Kloaken damit verstopft."65 Nachdem Torgau 1815 preußisch geworden war investierte das preußische Militär hohe Summen in die Wiederherstellung und den weiteren Ausbau der Festung. Die Umbaumaßnahmen erfolgten 1818/1820 nach den Plänen des Premier-Lieutnants Heise, unter anderem wurden die Elbtürme zu Geschütztürmen ausgebaut.66 Aus Beschreibungen von 1817 des Majors von Lützow geht hervor, dass im Flügel B zwei Offiziere, vier Unteroffiziere und 261 Mann untergebracht waren, davon in der Flaschenstube zwölf Mann. Zu diesem Zeipunkt wurden die Räume einschließlich Turmzimmer "sämtlich zur Artilleriekaserne schon benutzt." 67 Die Umbaumaßnahmen im Flaschenturm, bei dem die bis dahin wohl intakte Flaschenstube überformt wurde, umfassten:68 Austausch der Fenster bis zum zweiten Obergeschoss durch Kanonenluken Ausbruch der Reitspindel Abtrag und Neuerrichtung des Mittelpfeilers bis zur Flaschenstube im 2. Obergeschoss aus statischen Gründen, Verlegung von Bombenbalken im dritten Obergeschoss Einzug von insgesamt zwei Zwischendecken, dadurch Verlust des Gewölbes der Flaschenstube Erneuerung der Wände im Zwischengeschoss über der Flaschenstube Erneuerung der Fußböden Vgl. Hollberg (2004) S. 16. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 175; Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 38 und S. 60. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Richter, zitiert nach Lissner (1989) S. 26. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 173; Lissner (1989) S. 26 und S. 33. Von Lützow, zitiert nach Trautmann (1907) S. 11f. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 173ff; Trautmann (1907) S. 11ff; Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 40ff.

33 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 27 Abbruch der Steinstufen des großen inneren Treppenturmes, Einsetzen einer hölzernen Wendeltreppe, die vom zweiten Obergeschoss bis ins Dachgeschoss reichte Zugang vom Erdgeschoss bis in das erste Obergeschoss über Holztreppen, es gab wahrscheinlich keinen direkten Zugang zwischen den Turmzimmern des ersten und des zweiten Obergeschosses Kamin in der Flaschenstube vermauert 1818 wurden außerdem alle Räume des Schlosses weiß getüncht.69 Für das 19. Jahrhundert sind verschiedene weitere Maßnahmen am Flügel B überliefert:70 etwa 1836/38 Wiederherstellung des Schönen Erkers durch den Bildhauer Conrad dem Älteren, dabei Abtragung der Gewölbe im Erker Ende 1840 Abtragung der beiden hofseitigen Giebelaufbauten 1844 Renovierung der Schlosskapelle sowohl innen als auch außen 1846 Abtrag des Geschosses über der Kapelle, das erst 1844 angelegt worden war, wegen Gewölbeschäden und Errichtung eines neuen Dachstuhls ohne Zwerchhäuser 1848 erstellte der Staatskonservator Ferdinand von Quast auf Anfrage von Platzingenieur Major Kriele ein Gutachten über die Schlosskirche mitsamt Ausstattung. In dem Gutachten heißt es, dass die Kanzel gut erhalten sei, das Portal und Relief aber verwittert und mit Übertünchungen versehen. Die Farbe solle entfernt und die Fehlstellen in reinem Steinzement ergänzt werden. Er rät von einer vollständigen Überarbeitung ab, die jedoch 1883 erfolgte Ausweißung der Kirche, Anstrich verschiedener Ausstattungsstücke wie Orgelempore und Taufstein 1883 wurde der Taufstein erneut gestrichen und vergoldet, vermutlich auch die Kanzel. Im gleichen Jahr wurde das Kirchenportal von dem Bildhauer Conrad, der in den 1880er Jahren auch den Großen Wendelstein restaurierte, steinmetzmäßig abgearbeitet Errichtung eines Abortes aus Backstein an der elbseitigen Fassade des Hofstubenbaus, Flügel B 1891 Abbruch der hölzernen Wendeltreppe im großen inneren Treppenturm des Flaschenturms 1876 brannte das Dach des Flaschenturmes. Der Umfang des Brandes ist unbekannt.71 Grundrisspläne aus dem Jahr 1897 belegen Umbaumaßnahmen im Flügel B. Im Auftritt des Treppenturmes in die Flaschenstube ist anstelle einer Wendeltreppe eine einfache eingezeichnet. Damit wird der Abbruch der hözernen Wendeltreppe bestätigt. Des Weiteren sind auf dem Plan im Vorraum verschiedene Linien eingetragen, möglicherweise war der Raum durch Trennwände unterteilt Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 174; Lewy (1908) S. 29f.; Trautmann (1907) S. 11ff; Schubach (1994) S. 85. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 173.

34 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 28 Abbildung 15: Grundrissplan 2.OG/Flaschenstube, Plan von Reimer, Im Auftritt ist eine einfache Treppe und im Vorraum sind Linien eingezeichnet. Aus: Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 13. In den Jahren 1903/1904 wurden die Dächer neu gedeckt, das Schloss neu verputzt und das Abortgebäude am Flügel B abgebrochen.72 Der Abort ist allerdings schon auf den Plänen von 1897 nicht mehr vorhanden. Bei Planung für den Umbau des Schlosses zum Lehrerinnenseminar, die sich an die Kasernennutzung anschlossen (siehe Kapitel 2.1.4), wurden die Vorschläge des Provinzialkonservators von 1908 berücksichtigt, die unter anderem vorsahen, den Schalldeckel der Kanzel zu kürzen, die Kanzel zu säubern und die Kirche als Aula zu nutzen.73 Auf Zeichnungen und Grundrissplänen aus den Jahren 1913 bis 1916 geht hervor, dass im Flügel B im zweiten Obergeschoss des Hofstubenbaus ein Zeichensaal eingerichtet wurde. Des Weiteren wurde die Schlosskapelle als Aula genutzt und erhielt einen zweiten Eingang vom Hofdurchgang des Flaschenturmes aus. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde 1914 das Schlosskirchenportal erneut steinmetzmäßig überarbeitet und 1916 auf Veranlassung des Konservators der Kunstdenkmäler Lutsch die Schlosskapelle neu gestrichen. Seine Vorgaben sahen vor, den Untergrund vorzubereiten durch Entfernung der Tünche, sämtliche Flächen monochrom mit einem gebrochenen Weiß zu streichen und die Rippen etwas heller abzutönen kam es zu weiteren Umbaumaßnahmen des Lehrerinnenseminars. Auf den Grundrissplänen ist zu erkennen, dass die Flaschenstube als Abstellraum genutzt wurde und dass der Zugang zum ehemaligen Auftritt des Treppenturmes zugemauert und eine Küche darin eingerichtet worden war. Die bauarchäologischen Untersuchungen unterstützen diese Aussage Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 175; Schubach (1994) S. 85. Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a). Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a). Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 55.

35 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 29 Abbildung 16: Grundirssplan 2.OG von Rudhard, Küche im Auftritt eingezeichnet. Aus: Archiv untere Denkmalschutzbehörde Torgau. Bei den Umbaumaßnahmen für die Justizverwaltung (siehe Kapitel 2.1.4) sah der Kostenvoranschlag des Regierungsbaurats Tucholski für den Flügel B unter anderem vor, das Kapellenenportal, verwitterte Teile des Erkers sowie das mit Rundscheiben verzierte Eingangsportal zum Wohnflügel zu erneuern. Folgende Vorgaben von Tucholski wurden umgesetzt:76 Ablaugung des Ölfarbenanstrichs wie beim Zwinger Ausbesserungen am Sandstein unter Verwendung von Postaer Sandstein und Meyers PatentSteinkitt77 Putzausbesserungen und Verfugungen mit Förderstedter Kalk Ausführung aller Arbeiten im Tagelohn, nicht im Akkord keine Verwendung von Steinkonservierungsmitteln, Vermeidung von Zement dunkle Abtönung neu versetzter Steine mit poröser Mineralfarbe Im Rahmen der Instandsetzung erfolgten auch Maßnahmen im Inneren des Flügel B: Herstellung einer Rabitzdecke im Hofstubenbau 1930 Putzausbesserungen und Anstrich im Hofstubenbau, Baugeschäft Carl Erler 1930 Malerarbeiten im Obergeschoss, Malermeister Franz Winzer 1930 Fußbodenverdoppelung in der Flaschenstube, Baugeschäft Carl Erler Restaurierung der Schlosskapelle (siehe Kapitel 5.1.2) Um 1930 wurde vermutlich auch die Holztreppe im inneren Treppenturm eingebaut, die vom dritten Obergeschoss bis in das Dachgeschoss des Flaschenturmes führt.79 In den Grundrissplänen von 1932 ist die Küche im ehemaligen Auftritt des Treppenturmes in die Flaschenstube noch immer eingezeich Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a). Zu diesem Produkt konnten keine weiteren Informationen ermittelt werden. Vgl. Akten der unteren Denkmalschutzbehörde (o.j.). Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 65.

36 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 30 net. Bis wann die Küche genutzt wurde und wann der Rückbau vonstatten ging, ist nicht bekannt. Fest steht, dass die Küche Ende der 1960er Jahre nicht mehr existierte.80 Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Ausbesserungsarbeiten an den Dächern des Schlosses vorgesehen, besonders der Flügel B war schadhaft. Ende 1949 wurden die Dacharbeiten sowie verschiedene Malerarbeiten im Schloss ausgeführt, die im Flügel B die Firma Nebel & Bothur aus Torgau übernahm.81 Das Schloss wurde etwa in der Zeit von 1945 bis 1950 zu Wohnzwecken genutzt. Zunächst waren in den Schlossräumen die ehemaligen Zwangsarbeiter untergebracht worden, die noch nicht aus Torgau fort konnten, solange die zerstörten Elbbrücken nicht erneuert worden waren. Anschließend wurden die Umsiedler im Schloss übergangsweise einquartiert. Die Räume waren überbelegt und nutzbare Materialien der Innenausstattung wurden abgebaut, beispielsweise metallene Türgriffe. In der Flaschenstube war eine Werkstatt eingerichtet worden, in der die Umsiedler Strohintarsien für die Torgauer Firma Schramm herstellten.82 Das Museum des Torgauer Altertumsvereins hatte seinen Sitz seit 1921 im Flügel E gründete sich daraus das Kreismuseum und zog in den Flügel B. Anfangs nutzte das Museum nur wenige Räume und vergrößerte sich erst mit den Jahren, da das Schloss auch weiterhin teilweise Wohnzwecken diente und die Räumung Jahre dauerte. Das Museum richtete seine Ausstellungsräume zunächst im zweiten Obergeschoss im Erkerzimmer und im Flaschenturm ein (siehe Anhang, Teil I Fotokatalog). Hierfür wurden die Räume renoviert, die Trennwände im Erkerzimmer entfernt sowie das Portal in der Flaschenstube abgewaschen und die Fassung erneuert. Eine denkmalpflegerische Beratung leistete das Institut für Denkmalpflege. Bereits zu dieser Zeit gab es am Portal einige plastische Fehlstellen wie verloren gegangene Pferdebeine im Fries. Für weitere Maßnahmen am Portal gab es keine Gelder, da anderweitige Reparaturen am Schloss wichtiger waren. Im ersten Obergeschoss des Flaschenturmes hatte das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) seinen Ausstellungsraum. Als direkter Zugang zwischen den beiden Turmzimmern und den Institutionen wurde eine Holztreppe eingebaut.83 Vermutlich handelt es sich um die Treppe, die noch heute erhalten ist. Wann der Treppenaufgang verschlossen wurde, ist nicht bekannt. Die seit Mitte der 1960er Jahre erfolgten Restaurierungsarbeiten am Schloss betrafen nicht den Flaschenturm. An dem Portal in der Flaschenstube sind seit 1951 keine weiteren Fassungen mehr ausgeführt worden. Der Vorraum im zweiten Obergeschoss wurde um 1970 von Malern mit Leimfarben gefasst. Es erfolgte wiederum eine Beratung durch das Institut für Denkmalpflege, aber ohne konkrete Vorgaben. Um 1979/1980 gab es einen Regenschaden in den Vorräumen des zweiten und dritten Obergeschosses. Bei den Instandsetzungen wurde auch ein Gasrohr, das durch die Decke führte, entfernt und Maler strichen erneut die Räume.84 Seit 2004/2005 stehen der Flaschenturm und die angren Erhard Lissner, der seit 1967 als Restaurator im Schloss tätig war, ist die Existenz einer Küche nicht bekannt. Vgl. Akten der unteren Denkmalschutzbehörde (o.j.). Vgl. mündliche Mitteilung Lissner (2007). Vgl. mündliche Mitteilung Lissner (2007). Vgl. mündliche Mitteilung Lissner (2007).

37 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S. 31 zenden Wohngemächer weitgehend leer für restauratorisch sowie bauarchäologische Untersuchungen. 3.5 Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Nutzungsdaten Errichtung Flügel B unter Kurfürst Johann Friedrich, Baumeister Nickel Grohmann, Bildhauer am Portal in der Flaschenstube Stephan Hermsdorf, Jörg von Coburg und Simon Schröter, Farbfassung der Hoffassaden mit Azurit als Blaupigment kurfürstliche Residenz des noch unmündigen Kurfürsten Christian II 1599 Brand am Flügel B (Grüner Turm, Hofstubenbau), anschließend Neufassung der Hoffassaden als Wiederholung der Erstfassung mit Smalte als Blaupigment 1619 Baumaßnahmen am Flügel B unter Kurfürst Johann Georg I., Baumeister Hans Steger und Andreas Schwartz, anschließend Neufassung der Hoffassaden 1627 Hochzeit von Sophia Eleonora mit Landgraf Georg von Hessen 1660/1661 Neuerrichtung der Haube des Flaschenturmes sowie des obersten Geschosses, Baumeister Wolff Caspar von Klengel und Johann Albrecht Eckhardt 1670/1671 Erneuerung der Flaschenstube 1711 Hochzeit des russischen Thronfolgers Alexej mit Prinzessin Sophie Christine Charlotte von Braunschweig, in der Folge keine höfische Nutzung mehr Hauptlazarett unter dem preußischen König Friedrich II, anschließend Leerstand Instandsetzungen, anschließend Nutzung als Zucht-, Arbeits- und Irrenhaus 1791 Brand im Flügel B (Grüner Turm, Hofstubenbau, Wohngemächer, Flaschenturm) Seuchenlazarett, Chirurgie im Flügel B, amputierte Körperteile im Abort 1817 Stationierung von 267 Soldaten im Flügel B, davon 12 in der Flaschenstube Umbau zur Kaserne, Flaschenturm wird Geschützturm, Planung Premier-Lieutnant Heise, Kasernennutzung bis Brand im Dach des Flaschenturmes Umbau zum Lehrerinnenseminar, Leitung Konservator der Kunstdenkmäler Lutsch und Regierungs- und Baurat Rudhard, Seminarnutzung bis Einbau einer Küche im ehemaligen Auftritt des Treppenturmes zur Flaschenstube Umbau für preußische Justizverwaltung, Leitung Konservator der Denkmale Ministerialrat Robert Hiecke und Regierungsbaurat Friedrich Tucholski 1930 Malerarbeiten im Obergeschoss Flügel B (Franz Winzer), Fußbodenverdopplung in der Flaschenstube (Carl Erler) Wohnnutzung, Werkstatt für Strohintarsien in der Flaschenstube 1949 Dachausbesserungen am und Malarbeiten (Nebel & Bothur) im Flügel B seit 1951 Einrichtung des Kreismuseums im Flügel B, Abwaschen und Neufassung des Portals in der Flaschenstube

38 3. Flaschenturm am Schlossflügel B S Kunsthistorische Einordnung Die Außenseite des Flaschenturmes erinnert an den wehrhaften Charakter mittelalterlicher Burgen. Die Innenausstattung war dagegen auf Repräsentation angelegt und ein Werk der regional bedeutendsten Künstler wie Lucas Cranach d.ä. und Simon Schröter. Somit kennzeichnet der Flaschenturm den Übergang vom mittelalterlichen Formengut zu den neuzeitlichen Merkmalen der Renaissance. Dabei spielte sicherlich auch die politische Situation in Kursachsen eine Rolle: Auf Grund der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen sowie der Unruhen durch die Reformation im 16. Jahrhundert musste der Wohnflügel mit dem Flaschenturm und der Schlosskapelle dem protestantischen Regentenpaar und dessen Angehörigen Schutz, aber gleichzeitig auch einen entsprechenden repräsentativen Rahmen bieten. Die Flaschenstube war als Trink- und Tafelstube konzipiert und deshalb besonders prächtig ausgestattet. Der Fries des Portals verdeutlicht die Funktion des Raumes: Bacchus bzw. Dionysos, der griechische Gott des Weines und der Fruchtbarkeit,85 zieht mit seiner Gefolgschaft feiernd über eine Wiese. Die Darstellung der halbnackten Kentauren und Satyrn, die teilweise die Stiele der Blütenkelche zwischen den Beinen tragen, sowie der knapp bekleideten menschlichen Wesen sind Anspielungen auf Fruchtbarkeit. Bacchus, in einem reich geschmückten Wagen sitzend und einen Kranz auf dem Kopf tragend, erinnert an einen Triumphator. Diese Assoziation wird noch durch die triumphbogenähnliche Form der Portalrahmung unterstrichen. Der Fries bildet mit den Medaillons eine gestalterische Einheit. Ob hieraus symbolische Rückschlüsse zu ziehen sind, zumal es sich vermutlich um die Söhne des Kurfürsten handelt, bleibt spekulativ, da der Aufstellungsort der Medaillons mit Bildnissen des Regentenpaares und damit auch der bauzeitliche Portalaufbau bislang unbekannt sind. Die Bauplastik des Portals ist an antike Motive wie Grotesken, Triumphbogen, Akanthusblätter und Bacchus angelehnt. Diese Auseinandersetzung mit der Formensprache der Antike ist ein wesentliches Merkmal der Renaisance. Auffällig ist, dass die Bauplastiken der Schlossflügel, die unter Kurfürst Johann Friedrich gebaut wurden, darauf ausgelegt sind, das reformatorische Bekenntnis sowie den Machtanspruch des Kurfürsten darzustellen (siehe Kapitel 2.1.2). Während die fehlenden Medaillons den Machtanspruch veranschaulichten, gibt es bislang keine Zeugnisse von reformationszeitlichem Gedankengut in der Flaschenstube. Auch in diesem Fall bleiben Interpretationen spekulativ. 85 Vgl. Meyers Taschenlexikon (1985) S. 17.

39 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube Die Untersuchungen von Diplom-Restauratorin Nadja Kühne in den Jahren 2005 und 2006 dienten als Grundlage für eine vertiefende Befundsicherung am Portal. Im Zuge dessen wurden die bereits existierenden Kartierungen ergänzt und weitere Proben für Putz-, Pigment- und Bindemittelanalysen entnommen.86 Die Ergebnisse ermöglichen genauere Aussagen zum Portal in Bezug auf Material, Technologie sowie Erhaltungszustand. Im Anhang befinden sich ein ausführlicher Fotokatalog (Teil I) sowie die Befundblätter (Teil IV) der Befundsicherung. Bei den folgenden Ausführungen beziehen sich die Seitenangaben immer auf den Standort des Betrachters. Auf den erklärenden Zusatz "vom Betrachter aus gesehen" wird daher verzichtet. Datierung 1544 Auftraggeber Kurfürst Johann Friedrich Künstler Stephan Hermsdorf, Jörg von Coburg, Simon Schröter (Medaillons) Material Träger: vermutlich Cottaer Elbsandstein jüngste Fassung: Leimfarbe historische Fassungen: soweit bekannt polychrome Erstfassung mit proteinischer Bindung und schwarz unterlegtem Azurit sowie Malachit, spätere Fassungen überwiegend proteinisch, partiell auch ölig gebunden, Vergoldungen vorhanden Maße max. Höhe 310 cm (zuzüglich 37 cm durch Fußboden verdeckt) max. Breite 385 cm (zuzüglich fehlender halber Pilaster ca. 18 cm) max. Tiefe 36 cm (einschließlich plastischer Portalrückseite) Inschrift / Ikonografie Im Architrav vermutlich dargestellt: Bacchus in einem Wagen mit einer Gefolgschaft aus menschlichen Wesen, Satyrn und Kentauren sowie in Medaillons die drei Söhne des Kurfürsten in zeit- und standestypischer Kleidung. Erhaltungszustand Der Träger ist gut erhalten, weist aber zahlreiche Fehlstellen auf. Die Fassungen liegen nur noch fragmentarisch vor mit Ausnahme der jüngsten. Diese beeinträchtigt die Ästhetik und Wahrnehmbarkeit des Portals durch ästhetisch unruhigen und technologisch dicken Farbauftrag. Zusätzliche Anmerkung Insgesamt sechs verschiedene Steinmetzzeichen vorhanden. 4.1 Material und Technologie Träger Vermutlich ist das Portal aus Elbsandstein hergestellt, da dieses Gestein häufig am Schloss verbaut worden ist, zum Beispiel am Schönen Erker, und das hauptsächliche Abbaugebiet in Sachsen liegt. Bei einer feinen plastischen Steinbildhauerarbeit wie dem Portal ist eher der weichere, tonig gebundene 86 Die Kartierungen und Analyseberichte sind dem Anhang zu entnehmen.

40 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 34 Cottaer als der härtere, kieselig gebundene Postaer Sandstein anzunehmen. Die makroskopischen Merkmale widerlegen diese Annahme nicht.87 Cottaer Sandstein stammt aus der Kreidezeit, ist feinkörnig und von braungrauer Farbe. Zwischengelagerte Häutchen aus organischer Substanz rufen Marmorierungen hervor. Verfärbungen und Einlagerungen sind bei diesem Sandstein häufig zu beobachten und wurden unter anderem durch Eisen oder Manganverbindungen verursacht. Die Quarzkörner sind über Kornkontakte und teilweise durch toniges Bindemittel miteinander verbunden. Als Nebenbestandteile treten Glaukonit, Feldspat und selten Glimmer auf. Der Porenraum ist sichtbar. Der Abbau von Elbsandstein, ein seit Jahrhunderten geschätzter Werkstein, ist in Sachsen fortlaufend Fassungen Der Bestand an Farbfassungen wurde am rechten Pilaster, besonders am Medaillon eingehend makroskopisch mit Lupenbrille untersucht. Analysen verschiedener Pigmente und Schichtenpakete, die spezialisierte Laboratorien durchführten, ergänzten die bereits vorliegenden Analyseberichte. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in Relation zu den Recherchen der Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte gesetzt, um eine zeitliche Zuordnung herleiten zu können (siehe Kapitel 3.4 und 3.5). Da im Bereich der Rücklagen recht umfangreiche Schichtenfolgen optisch und auch analytisch (Probe XIV, Probe XVI, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) festgestellt werden konnten, geht die folgende Auflistung der verschiedenen Fassungen von den Rücklagen aus. In diese Befunde wurde der Fassungsbestand des Baretts (Probe XIII, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) im Medaillon eingeordnet, da hier die Schichten einschließlich Träger sehr gut ablesbar sind. Die festgestellte Bleiweißschicht dient als Leitschicht für die weiteren Befunde: Bis zu dieser Schicht liegt eine durchgehend proteinische Bindung vor, während darüber Öl als Bindemittel nachweisbar ist. Interessanterweise stimmen die Anzahl der auf Grundlage von makroskopischen und analytischen Untersuchungen interpretierten Fassungen mit den auf Grundlage von Recherchen vermuteten Neufassungen des Portals überein. Dies ist allerdings kein Beweis für die Vollständigkeit der Ergebnisse, es könnte in der Geschichte des Portals zu mehr Farbgestaltungen gekommen sein, als bislang ersichtlich ist. bauzeitliche Fassung (1544) Rücklagen: Die Fassung ist zweischichtig aufgebaut und besitzt eine blaue Farbgebung: grobkörniges Azurit auf einer Unterlage aus Kohlenstoffschwarz. Im Fries ist die Wiese der Relieffelder mit Malachit grün gefasst. Kapitell, untere Profilleiste: Die Fassung ist identisch mit den Rücklagen Die am Portal entnommenen Gesteinsproben waren quantitativ nicht ausreichend für die notwendigen Untersuchungen für eine detaillierte Analyse. Siehe auch Befund/Probe I bis III im Anhang, Teil IV Befundblätter. Vgl. mündliche Mitteilung Franzen (2007); Szilagyi (1995) o.s.

41 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 35 Rechtes Medaillon: Das Barett ist mit Kohlenstoffschwarz gefasst. Reliefs: Die Fassung ist unbekannt. Das natürliche Mineralpigment Azurit ist ein basisches Kupfercarbonat (2 CuCO3 Cu(OH)2), das seit der Antike bis in das 19. Jahrhundert das am meisten verbreitete Blaupigment war. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es seltener verwendet.89 Durch einen schwarzen Hintergrund wird die Lichtreflektion der Kristalle verstärkt.90 Die verschiedenen Analysen, die seit 2005 erfolgten, stimmten in den Aussagen überein, dass es sich um ein Kohlenstoff-Schwarz handelt. Es bleibt allerdings unklar, ob Pflanzen- oder Rußschwarz vorliegt, hier widersprechen sich die Analysen.91 Beide Schwarzpigmente bestehen fast vollständig aus Kohlenstoff. Pflanzenschwarz ist seit dem Altertum gebräuchlich und kommt häufig auf Wandmalereien vor. Rußschwarz wurde in China bereits 2000 v. Chr. hergestellt, in Europa entstanden im 18. Jahrhundert größere Anlagen zur Rußgewinnung. Auf Wandmalereien kommt dieses Pigment eher selten vor Fassung (1599 oder 1619) Nach einem Brand 1599 erhielten die Hoffassaden eine Neufassung, bei der die bauzeitliche Gestaltung vermutlich wiederholt wurde, allerdings mit Smalte anstelle von Azurit. Der Flaschenturm war von dem Brand nicht betroffen, möglicherweise war die repräsentative Flaschenstube trotzdem in die Wiederherstellungsmaßnahmen einbezogen erfolgten Baumaßnahmen am Flügel B und die Hoffassaden wurden neugefasst. Die Farbgestaltung unterscheidet sich von der bauzeitlichen. Rücklagen: Einschichtige Smalte-Fassung. Kapitell, untere Profilleiste: Auch hier ist Smalte nachgewiesen, es liegt allerdings auf einem Kreidegrund. Rechtes Medaillon: Das Barett ist wiederum mit Kohlenstoffschwarz gefasst, die Fassung liegt zusätzlich auf einem proteinisch gebundenen Kreidegrund. Reliefs: Die Fassung ist unbekannt. Bis in das 18. Jahrhundert war Smalte neben Azurit eines der wenigen zur Verfügung stehenden Blaupigmente.93 Smalte besteht aus zerkleinertem Glas und wurde seit dem 15.Jahrhundert verwendet. Im 18. und 19. Jahrhundert ersetzten vielfach künstlich hergestellte Blaupigmente, zum Beispiel Preußischblau, die Smalten Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 54. Vgl. Brachert (2001) S. 34. Vgl. Woelker (2005) S. 2. Hier wird Pflanzenschwarz ausgeschlossen, während bei den Analysen 2007 Pflanzenschwarz belegt ist. Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 71. Vgl. Nimoth (2006) S Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 55.

42 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S Fassung (1619 oder 1670/1671) 1670/71 scheint es zu einer umfangreichen Renovierung der Flaschenstube gekommen zu sein, da auch der Fußboden erneuert wurde. Rücklagen: Auf einem Kreidegrund liegt eine gelbe Schicht. Ob es sich hierbei um eine Fassung oder um eine Untermalung beispielsweise für eine Vergoldung handelt, ist unklar. Kapitell, untere Profilleiste: Die Fassung ist identisch mit den Rücklagen. Rechtes Medaillon: Das Barett behält seine schwarze Farbgebung, die Maltechnik unterscheidet sich allerdings von den vorherigen: Auf einer Bleiweißschicht liegt ein Kohlenstoffschwarz in Ölbindung. Darauf liegt als nächstes die jüngste Fassung von Die Fuge an der Rahmung des Medaillons (Probe XXI) weist auf dem Mörtel eine dünne Bleiweißschicht auf, die ebenfalls die Unterlage einer Blattgoldauflage bildet. Auf dem Gold liegt teilweise eine braune Öllasur. Bei dieser Probe stimmen die optische und analytische Stratigrafie nicht überein.95 Reliefs: Die Fassung ist unbekannt. Bleiweiß, ein basisches Bleicarbonat der Formel 2 PbCO3 Pb(OH)2, ist ein künstliches Mineralpigment, das seit dem Altertum verwendet wird. Durch Kontakt mit Schwefelwasserstoff kommt es in Folge chemischer Reaktionen (Bleisulfidbildung) zu Verschwärzungen. In Kombination mit Öl als Bindemittel ist Bleiweiß beständig, weshalb es hauptsächlich in Öltechnik eingesetzt wird.96 Abbildung 17: Probe XIII, Querschliff, 240fache Vergrößerung, strukturiertes Schichtenpaket. Schichtenabfolge von unten nach oben: Sandstein, KohlenstoffschwarzFassung, Kreidgrundierung, Kohlenstoffschwarz-Fassung, Bleiweißgrundierung, Ölfassung mit Kohlenstoffschwarz. Foto: Schramm Im Rahmen der vorliegenden Arbeit war es nicht mehr möglich, die Stratigrafien am Portal nochmals zu überprüfen. Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 28.

43 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S Fassung (1670/1671 oder 1818) Für 1818 ist belegt, dass alle Schlossräume geweißt wurden. In der Flaschenstube erhielten die größtenteils neuverputzten Wände eine Farbgestaltung und sicherlich ebenso das Portal. Rücklagen: Über der gelben Schicht aus der beschriebenen 3. Fassung befindet sich ein ausgemischtes Braun, das sich aus Kreide, Ocker und Schwarz zusammensetzt. Kapitell, untere Profilleiste: Die Fassung ist identisch mit den Rücklagen. Rechtes Medaillon: Am Barett keine Fassung. Reliefs: Die Fassung ist unbekannt. 5. Fassung (1818 oder Anfang 20. Jahrhundert) Es erscheint plausibel, dass im Zuge des Umbaus zum Lehrerinnenseminar auch am Portal Arbeiten erfolgten: Nach ca. 100 Jahren gab es einen Nutzerwechsel und umfangreiche Umbaumaßnahmen, unter anderem wurde in den ehemaligen Auftritt des Treppenturmes in die Flaschenstube eine Küche eingebaut. Ob wenige Jahre später bei den Umgestaltungen für die Justizverwaltung auch Arbeiten am Portal stattfanden, ist nicht belegt. Die Tatsachen, dass die Aktenlage verhältnismäßig ausführlich und vollständig ist und dass der Flaschenstube in den Grundrissplänen keine wichtige Funktion zugeordnet wurde, sprechen allerdings dagegen. Rücklagen: Auf einem gebrochenen Weiß, das aus Kreide mit geringen Anteilen Ultramarin besteht, liegt eine rote Schicht. Hierbei handelt es sich um das sogenannte "Marsrot". Vermutlich liegt ein zweischichtiger Fassungsaufbau vor, es könnte sich aber auch um zwei einzelne Fassungen handeln. Die weiße Schicht zeichnet sich durch eine auffällig dicke Schichtstärke aus, ebenso das Marsrot. Kapitell, untere Profilleiste: Die Fassung ist identisch mit den Rücklagen. Rechtes Medaillon: Am Barett keine Fassung. Reliefs: Die Fassung ist unbekannt. Als Marsrot wird ein künstlich hergestelltes Eisenoxidrot bezeichnet. Es handelt sich um eine Pigment, das weit verbreitet ist und seit dem Altertum auf allen Gebieten der Malerei Anwendung findet Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 46.

44 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 38 Abbildung 18: Probe XIV, Querschliff, 120-fache Vergrößerung. Schichtenabfolge von unten nach oben: ausgemischte braune Farbschicht, Kreidegrund mit Ultramarin, rote Fassung (Marsrot). Foto: Schramm. 6. und letzte Fassung (1951) Nachdem das Museum die Flaschenstube übernommen hatte, kam es nachweislich zu einer Neufassung des Portals mit Leimfarben. Als Vorbereitung wurde der Untergrund abgewaschen. Dies ist als eine der Ursachen für den fragmentarischen Fassungsbestand anzusehen. Alle Architekturteile des Portals sind mit ein bis drei Schichten Leimfarbe bedeckt. Auffallend ist eine hellblau gefasste Profilleiste sowie verschiedene Bereiche, die ein intensives Grün zeigen. Beide Pigmente wurden analysiert: Das Blau (Probe IX, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) ist eine Ausmischung von Kreide, Ockern, Schwarzpigmenten und künstlichem Ultramarin. Seit 1829 gibt es eine fabrikmäßige Herstellung von Ultramarin. Eine zeitliche Eingrenzung ist somit kaum möglich und widerspricht nicht einer Datierung in das Jahr Das Grün (Probe X, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) ist aus zahlreichen Farbpigmenten zusammengesetzt, eine genauere Analyse war technisch nicht möglich. Weitere Schichten An den Reliefs ist sehr häufig Goldocker zu finden, vereinzelt auch Vergoldungen. Bislang können aus den Untersuchungsergbenissen weder Aussagen zu einer Schichtenfolge noch eine zeitliche Zuordnung abgeleitet werden.

45 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 39 Es gibt am Portal mindestens zwei Vergoldungen, die sich partiell an den Reliefs und Profilen makroskopisch wie analytisch nachweisen lassen: Das Profil der Wappenkartusche (Probe XXII, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) besitzt einen rötlich-braunen Bolus, auf dem eine Vergoldung mit bleihaltigem Bindemittel liegt. Darfauf folgt eine Kreideschicht, die Träger für einen weiteren rötlich-braunen Bolus mit Vergoldung ist. Am Wagengeschirr im Fries liegt ein vergleichbarer Aufbau vor, es fehlt jedoch eine Vergoldung. Auf dem Bolus liegt eine weiße Grundierung. Darauf befindet sich wiederum ein Bolus als Träger für eine Vergoldung.98 Das Gesicht des Mannes im rechten Medaillon besitzt zwei Inkarnatfassungen: Das erste ist farbintensiv mit roten Lippen und schwarzen Pupillen. Darauf liegt eine dezentere Fassung, zu der ebenfalls ein Lippenrot sowie vermutlich die Augenbrauen gehören. An den Pupillen konnte keine zweite Fassung festgestellt werden. Auffällig sind dunkle Bereiche an der Wange. Vermutlich handelt es sich um eine Verfärbung, denn es liegt eine durchgehende Schicht vor. Die zweite Inkarnatfassung besitzt eine auffallend feste Konsistenz im Vergleich zu den anderen, leicht wasserlöslichen Farbschichten, die am Medaillon vorkommen. Möglicherweise gehören die beiden Inkarnatfassungen und die Vergoldungen zeitlich zusammen. Bislang fehlen allerdings Anhaltspunkte, um diese Schichten in die beschriebene Fassungsfolge einzugliedern. Erschwerend kommt hinzu, dass die nachgewiesene Vergoldung an der Rahmung des Medaillons (Probe XXI, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte), die sich vorläufig in die 3. Fassung zuordnen lässt, einen anderen Aufbau aufweist: Es ist kein Bolus vorhanden, dafür eine bleiweißhaltige Grundierung. Ob am Portal insgesamt drei unterschiedliche Vergoldungen vorliegen, kann derzeit nicht beantwortet werden. Zusätzlich zur zweiten Inkarnatfassung wurden weitere Farbschichten makroskopisch festgestellt, die sich durch ihre feste Konsistenz von den anderen unterscheiden (siehe Anhang Teil IV Befundblätter). Es handelt sich dabei nicht um eine Ölfassung, da kein charakteristisches Craquelé erkennbar ist, wie beispielsweise am Barett. Möglicherweise liegt eine Temperamalerei vor. Der Aufbau scheint polychrom zu sein (Fond mit Lasur), wenngleich makroskopisch keine Schichtenfolge erkannbar ist: Die beschriebene zweite Inkarnatfassung mit den dunklen Bereichen. Die Bäusche am Barett sind unterschiedlich gestaltet: Einer ist grau mit roten Streifen und ein anderer rot. 98 Fragmente im Bereich der Schaube weisen die Farben Gelbocker, Dunkelrot, Rot auf. Das Hemd zeigt auf Ocker und Grau schwarze Streifen. Vgl. Woelker (2005) S. 1.

46 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 40 Bei der makroskopischen und analytischen Untersuchung des Hemdes (Probe XX, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) kam es zu unterschiedlichen Ergebnissen. Der Querschliff der Probe weist nur eine schwach ausgebildete Schichtung auf, während die makroskopische Beschreibung insgesamt sechs Schichten beinhaltet: Sandstein Grau Weiß Goldocker Gold Weiß Ocker/Grau mit schwarzen Streifen Analytisch festgestellt wurde eine Goldauflage, die direkt auf einer bleiweißhaltigen Kreideschicht liegt. Hierbei handelt es sich allem Anschein nach um Schicht 6 und eventuell auch 5. Makroskopisch konnte die Vergoldung auf Schicht 6 nicht erfasst werden. Unter Vorbehalt lässt sich aus diesem Ergebnis der Rückschluss ziehen, dass Schicht 6 keine Temperafassung ist und in die 3. Fassung (1619 oder 1670/71) einzuordnen ist. Die beschriebene Polychromie scheint durch den fragmentarischen und gealterten Erhaltungszustand suggeriert worden zu sein. Unklar bleibt, ob es sich bei den anderen Schichten, die eine ähnlich feste Konsistenz wie Schicht 6 haben, ebenfalls um bleiweißhaltige Kreiden handelt. Abbildung 19: Probe XX, Querschliff, 120fache Vergrößerung, undeutliche Schichtstruktur, der gesamte Schliff ist bleiweißhaltig. Foto: Woelker. Am rechten Medaillon, das in der vorliegenden Arbeit ausführlich untersucht wurde, ließen sich makroskopisch auch in Bereichen, die in diesem Kapitel nicht angeführt wurden, Farbschichten und Vergoldungen feststellen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden sie nicht im Einzelnen benannt, da die Schichten bislang nicht zugeordnet werden können. Im Anhang Teil IV Befundblätter befindet sich eine detaillierte Auflistung.

47 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S Raumfassungen99 Im Gegensatz zu den Farbgestaltungen des Portals ist der Bestand an Wandmalereien besser erhalten. Prinzipiell können auf den Wänden zwei Putze unterschieden werden: Der älteste nachweisbare Putz (Putz I) liegt auf einem rötlichen Setzmörtel des Mauerwerks und weist eine Schichtstärke von ca. 10 mm auf. Er wird von Kühne in die Erbauungszeit um 1544 eingeordnet. Darauf befinden sich bis zu fünf verschiedene Fassungen. Der jüngere Putz (Putz II) ist bräunlich, liegt in einer Schichtstärke von bis zu 30 mm vor und wird von Kühne in die Zeit des Kasernenumbaus 1818 eingeordnet. Auf dem jüngeren Mörtel befinden sich bis zu dreizehn Fassungen. An der Südwand der Flaschenstube, an der das Portal steht, ist Putz II nicht vorhanden. Sowohl Putz I (Probe VII) als auch Putz II (Probe VIII) wurden analysiert (siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte). In beiden Fällen handelt es sich um Kalkmörtel, deren Zuschläge fast ausschließlich aus feinem Quarz-Rundkorn bestehen. Putz I unterscheidet sich durch einen deutlich höheren Kalkanteil. Von Putz II wurde auch eine Sieblinie der Zuschlagstoffe erstellt. Sie ist praktisch identisch mit der Probe des Fugenmörtels zwischen Portal und Holzbalken (siehe Kapitel 4.3.1). Die eingebauten Balken im dritten Obergeschoss wurden dendrochronologisch auf 1806 sowie 1818 datiert.100 Damit ist belegt, dass Putz II aus der Umbauphase 1818 stammt. An der Südwand und im Schildbogen über dem Portal lassen sich in den ersten beiden Fassungen Gestaltungen nachweisen. Analysen bestätigen für den Schildbogen einen vergleichbaren Fassungsaufbau wie am Portal:101 In der ersten Fassung liegt grobkörniges Malachit auf einer schwarzen Unterlage, die Bindung ist proteinisch. In der zweiten Fassung ist Smalte vorhanden. Zusätzlich vorhandene Schwarzpartikel könnten als Ausmischung gedient haben oder sind Bestandteil einer schwarzen Unterlage. Auch hier liegt eine proteinische Bindung vor. Anhand der Freilegungsfenster konnten bislang noch keine genauen Aussagen zu den Darstellungen der älteren Fassungen getroffen werden. Sehr wahrscheinlich nahmen sowohl die beiden ältesten Fassungen des Schildbogens als auch die Gestaltungen der Wände Bezug auf das Portal. Auf der Wandfläche zwischen Portal und Rundung des Treppenturmes der Schlosskapelle befinden sich auch in der dritten und vierten Fassung auf Putz I Gestaltungen. In der vierten Farbgestaltung ist eine Ziffer ("6") vorhanden. Möglicherweise handelt es sich um eine Inschrift anlässlich eines wichtigen Datums, zum Beispiel Machtwechsel, Hochzeit oder Renovierung der Flaschenstube. Im Auftritt des Treppenturmes in die Flaschenstube ist auch in der fünften Fassung auf Putz I noch eine Gestaltung vorhanden, vermutlich eine Vorhangdraperie. 99 Zu den Angaben in diesem Kapitel vgl. Kühne (2005) o.s. 100 Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S: Vgl. Woelker (2005) S. 1.

48 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 42 Die ersten beiden Fassungen auf Putz II, also Fassung 6 und 7, sind monochrom. Ab Fassung 8 liegen schlichte Gestaltungen vor, die sich auf die eingezogene Glattputzdecke beziehen. Die jeweilige Gestaltung besteht im Wesentlichen aus einem roten Begleiter mit schlichtem grauen Fries und wird in leicht abgewandelter Form in acht aufeinander folgenden Fassungen wiederholt. Die jüngsten Anstriche aus dem 20. Jahrhundert sind monochrom.102 Fassung 6 besitzt eine blaugraue Farbigkeit, die der jüngsten grauen Schicht (Schicht 6) am Hemd des Mannes im rechten Medaillon vom Portal ähnelt. Um zu überprüfen, ob sich die beiden Schichten auch technologisch entsprechen und somit zu derselben Gestaltungsphase gehören, wurde ein Schichtenpaket einschließlich Fassung 6 von der Wandfläche analysiert (siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte. Es handelt sich um Kalktünchen, eventuell mit Kreidezusatz. Blei- und zinkhaltige Weißpigmente wurden ausgeschlossen. Damit unterscheiden sich die beiden grauen Schichten, da bei Schicht 6 vermutlich eine bleiweißhaltige Kreide vorliegt (siehe Kapitel 4.1.2) Portalanschlüsse Über dem Portal ist der Wandaufbau aus Putz I mit den ältesten Farbschichten erhalten. Der unebene Kalkputz verläuft mitsamt den Fassungen ohne Störungen hinter der massiven Geschossdecke zum darüberliegenden Schildbogen. Die beiden seitlichen Portalanschlüsse sind gestört. Linker Hand ist der Balken eingesetzt und rechter Hand ist die Wandfläche zwischen Portal und Pfeiler ungleichmäßig. Auf Höhe Kapitell bis einschließlich Gebälk ist eine Wandverstärkung zu beobachten. Hier ist auch eine Verteilerdose angebracht, es könnte also sein, dass Kabel mit einem zusätzlichen Verputz verdeckt wurden. In diesem Bereich wurden zwei Sondierungen angelegt, eine auf Höhe des Pilasters (Befund XVIII, siehe Anhang Teil IV Befundblätter) und eine auf Höhe des Medaillons (Befund XIX, siehe Anhang Teil IV Befundblätter). Ziel war es, Portalanschluss und Wandaufbau zu untersuchen sowie zu überprüfen, ob sich an der Seite des Portals unter der Wandverstärkung Fassungsreste erhalten haben. Es stellte sich heraus, dass in beiden Fällen Ziegel als Träger fungieren, auf denen ein grauer Putz liegt, vermutlich handelt es sich um Putz II. Darauf folgen mehrere Farbschichten. Bei Befund XVIII konnten zwischen dem Putz und den beiden jüngsten monochromen Anstrichen zwei polychrome Fassungen festgestellt werden. Diese Fassungen fehlen bei Befund XIX, zwischen dem Putz und den beiden jüngsten Anstrichen liegt hier lediglich eine Grundierung. Im Fall von Befund XIX wurde die Öffnung durch den Ziegel geführt, da hier die beschriebene Wandverstärkung vorliegt. Es zeigte sich, dass sich hinter dem Ziegel ein kleiner Hohlraum befindet, auf den eine feste Oberfläche folgt. Es liegt die 102 Laut Lissner sind die Museumsräume seit 1951 dreimal renoviert worden, hierbei wurden die Wände jedes Mal gestrichen. Vgl. mündliche Mitteilung Lissner (2007).

49 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 43 Vermutung nahe, dass die Ziegel beider Sondierungen zu derselben Mauerung gehören, auch wenn die Anzahl der darauf befindlichen Fassungen nicht übereinstimmt. Sollte es sich bei dem Verputz auf den Ziegeln tatsächlich um Putz II handeln, ist für diesen Bereich 1818 eine umfangreichere Maßnahme belegt. Befund XIX zeigte außerdem, dass der graue Putz, der auf dem Ziegel liegt, nicht direkt an das Portal anschließt. Dazwischen befindet sich ein Fugenmörtel, der durch eine weiße Farbe und darin enthaltene Haare charakterisiert wird. Die Farbe lässt einen Kalkmörtel vermuten. Am Portal konnten unter den Putzschichten an der Seite keine Fassungen festgestellt werden. Auffällig ist, dass das Portal sehr dicht an dem erhaltenen Pfeiler steht, während der Abstand zu dem anderen, fragmentarisch überlieferten Pfeiler größer ist. Bereits auf den Plänen aus dem 17. Jahrhundert ist zu erkennen, dass das Portal nicht mittig zwischen den beiden flankierenden Pfeilern sitzt (siehe Abbildung 7). Der Schildbogen über dem Portal ist dagegen zentriert. Dadurch ist der Scheitelpunkt des Portals gegenüber dem des Bogens um ca. 30 cm verschoben, so dass die rechten vorkragenden Gebälkprofilierungen mit dem Pfeiler fast aneinanderstoßen und der Schildbogen das Portal in diesem Bereich schneidet. Möglicherweise ist das Portal auf Grund von Planänderungen (siehe Kapitel 2.1.2) nicht symmetrisch eingefügt worden. Die Portalrahmung ist auf Grund der restauratorischen Befunde eindeutig als bauzeitlich anzusehen (siehe Kapitel 4.1.4). Abbildung 20: Anschluss zwischen Portal und erhaltenem Rundpfeiler, 2007.

50 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 44 Eine weitere Auffälligkeit ist, dass die Portalrahmung der runden Turmwandung angepasst ist, während das rundbogige Gewände scheinbar für eine gerade Wandfläche hergestellt wurde. Diese Tatsache könnte so gedeutet werden, dass lediglich das Portalgewände sekundär verbaut wurde.103 Da das Portal insgesamt nicht symmetrisch verbaut ist und sich hierfür bislang noch keine eindeutigen Erklärungen gefunden haben, können auch die unterschiedlich gearbeitete Rahmung und die Gewände bauzeitlich zu einem Portal eingefügt worden sein. Solange keine weiteren Erkenntisse vorliegen, bleiben derartige Überlegungen spekulativ. 4.2 Steinmetzzeichen Untersuchungen zu Steinmetzzeichen stützen sich im Allgemeinen auf schriftliche Erwähnungen vorwiegend in Steinmetz- und Hüttenordnungen oder auf die Zeichen selber. Es müssen jedoch bei den Untersuchungen die Baustellenverhältnisse berücksichtigt werden und es darf die Bedeutung der Zeichen nicht voreilig festgelegt werden. Bislang ist die Bedeutung der Steinmetzzeichen noch nicht eindeutig geklärt. Die bisherigen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass es sich um personengebundene Zeichen handelt, die in der Regel vor der Versetzung der Werkstücke angebracht wurden. Erschwerend kommt hinzu, dass Steinmetze auf Wanderschaft gingen und häufig zwischen Baustellen wechselten.104 Eine Ordnung der Steinmetze, die im Jahr 1462 in Torgau aufgestellt wurde, enthält verschiedene Absätze zu Steinmetzzeichen. Daraus geht hervor, dass ein Lehrling nach Abschluss seiner fünfjährigen Ausbildung einen Abspruch auf ein Zeichen hatte. Dieses Zeichen wurde ihm bei einem Festessen durch einen Werkmeister verliehen.105 Wollte ein Meister oder Geselle, der sich auf Wanderschaft befand, in eine Brüderschaft aufgenommen werden, erhielt er nach Absprache des Werkmeisters mit den Gesellen ein Zeichen. Außerdem erwähnt die Ordnung, dass eine Buße verhängt wurde, wenn ein Geselle sein Zeichen in einen Werkstein schlug, der noch nicht vom Meister kontrolliert worden war. Aus dem Text geht allerdings nicht hervor, dass es Pflicht war, jeden Stein mit einem Zeichen zu versehen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass ein Steinmetzzeichen ein Beleg für eine absolvierte Ausbildung war und damit den Gesellen qualifizierte. Des Weiteren konnte das Zeichen die Zugehörigkeit zu einer Hütte ausdrücken und es war auch ein Ehrenzeichen, dass erst gesetzt wurde, wenn die Arbeit überprüft worden war. Aus diesen Feststellungen folgt aber nicht, dass jeder Meister und Geselle üblicherweise ein eigenes Zeichen hatte.106 Die Vermutungen, dass das Anbringen von Steinmetzzeichen auf Grund von bauorganisatorischen Ab Vgl. Vogt/Vogt-Linsener (2006) S. 54. Vgl. Broda (1998) S. 11; Masuch (1995) S. 82. In der Ordnung wird zwischen der Verleihung und der Verschenkung eines Zeichens unterschieden. Vgl. Broda (1998) S. 11f.; Winkelmüller (1960) S. 14ff.

51 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 45 läufen geschah und dass ein Zusammenhang zur Lohnabrechnung bestand, werden durch Beobachtung gestützt, dass ähnlich gearbeitete Werkstücke gezeichnet sind. Dagegen spricht wiederum, dass Steinmetzzeichen auch auf Baustellen mit Tagelohn-Arbeiten vorkommen und dass aus den erhaltenen Bauarchivalien in keinem Fall ein direkter Zusammenhang hergeleitet werden kann. Trotz Widersprüchen und fehlender Eindeutigkeit im Hinblick auf die Funktion und Bedeutung der Zeichen sind sie als eine wichtige Quelle für die Bauforschung anzusehen. Mehrere identische Zeichen an verschiedenen Bauwerken der gleichen Zeit oder auch die Ablösung aller Steinmetzzeichen durch eine andere Gruppierung bieten in einem gewissen Maß Rückschlussmöglichkeiten auf die Baugeschichte.107 Gewonnene Erkenntnisse aus Steinmetzzeichen müssen generell kritisch hinterfragt werden und sollten immer mit Hilfe zusätzlicher Quellen wie Baurechnungen überprüft werden. Eine systematische Aufarbeitung aller Archivalien, also neben den Ordnungen auch historische Rechnungen oder ähnliches, kombiniert mit einer wissenschaftlichen und umfassenden Dokumentation vorhandener Steinmetzzeichen fehlt allerdings bislang.108 Dieses akribische Vorgehen scheint besonders im Fall von Schloss Hartenfels angebracht, da für die Umbaumaßnahmen 1543/1544 eine relativ gute archivalische Quellenlage besteht, auf deren Grundlage bisher viele Zuschreibungen erfolgen konnten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit war es nicht möglich, detailliert auf die Steinmetzzeichen am Portal einzugehen und sie mit anderen Markierungen am Schloss oder Vergleichsobjekten, die einem der drei Steinbildhauern zugeschrieben werden, zu vergleichen. Die Zeichen wurden daher lediglich dokumentiert. Masuch erarbeitete eine Systematik der Dokumentation,109 die in der vorliegenden Arbeit angewendet wurde. Hierbei erfolgt eine fortlaufende Nummerierung der Zeichen in Abhängigkeit zur Häufigkeit oder von möglichen Variationen. Hinter die fortlaufende Nummerierung wird die Häufigkeit des Zeichens in Klammern gesetzt, Varianten aber nicht einbezogen, sondern mit Hilfe von Kleinbuchstaben gesondert ausgewiesen. Zur Veranschaulichung: 25(5) bedeutet, dass das Zeichen Nr. 25 fünfmal vorhanden ist 25a(1) besagt, dass das Zeichen Nr. 25 in einer anderen Variante, zum Beispiel spiegelbildlich, einmal vorkommt. Am Portal sind insgesamt sechs verschiedene Steinmetzzeichen vorhanden. Das Zeichen Nr. 1 ist dreimal und das Zeichen Nr. 2 zweimal vertreten. Außerdem ist das Zeichen Nr. 1 noch zweimal im Bereich des Chores der Marienkirche zu Torgau abgebildet, einmal an den Fenstergewänden des Rathauses in Torgau sowie in gespiegelter Form zehmal am Hauptportal des Schlossflügels C.110 Keine der Markierungen entspricht dem für Simon Schröter gesicherten Zeichen. Den Bildhauern Stephan Hermsdorf und Jörg von Coburg konnten bislang noch keine Zeichen zugeordnet werden.111 Im Anhang Vgl. Broda (1998) S. 11f. Vgl. Masuch (1995) S. 82. Vgl. Masuch (1995) S. 88. Vgl. Muth (2003) o.s. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 212ff.

52 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 46 befindet sich eine fotografische Dokumentation der Steinmetzzeichen. Abbildung 21: Schloss Hartenfels, Steinmetzzeichen. Links: Zeichen Nr. 1(3) am Portal in der Flaschenstube. Rechts: gesichertes Zeichen für Simon Schröter vom Schlosskapellenportal. Aus: Findeisen/Magirius (1976) S Erhaltungszustand Der Sandstein des Portals befindet sich in einem guten Zustand. Es gibt keine Bereiche, in denen konservatorische Maßnahmen dringend erforderlich wären, beispielsweise Absandungen oder Schalenbildungen. Allerdings ist der Fassungsbestand auf Grund der Restaurierungs- und Nutzungsgeschichte des Portals sehr reduziert. Unter der Fassung von 1951 ist in weiten Bereichen die Sandsteinoberfläche zu erkennen Zeugnisse früherer Maßnahmen Am Portal sind verschiedene Eingriffe ablesbar, die auf frühere, bestandserhaltende Maßnahmen zurückzuführen sind: Anstückungen, Vierungen, Ergänzungen, Klebung. Außerdem gibt es partiell Ablagerungen, die vermutlich nicht gezielt auf die Portaloberfläche aufgetragen wurden. Anstückungen Es sind ingesamt vier Anstückungen vorhanden, die auf Grund ihrer Größe und präzisen Ausarbeitung von den am Portal vorhandenen Vierungen unterschieden werden. Auffällig ist, dass sich drei der Anstückungen am rechten oberen Portalbereich befinden, es sind genau die vorkragenden Kanten der Gesimse und des Kapitells. Hieraus ergeben sich mehrere Fragen: Wurden diese Stücke bewusst abgetrennt und anschließend wieder angesetzt, beispielsweise als Notsicherung bei Umbaumaßnahmen, oder handelt es sich um unbeabsichtigte Beschädi-

53 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 47 gungen? Wurden die originalen Teile wieder befestigt oder liegen Ergänzungen vor? Wie ist diese Maßnahme zeitlich einzuordnen? Diese Thematik wird in der vorliegenden Arbeit nicht weiter verfolgt. Zur Beantwortung der Fragen bieten sich verschiedene Herangehensweisen, die kurz skizziert werden: Beurteilung des Fugenverlaufs (Schnitt oder Bruch) mit Hilfe eines Detektors Eisenanker suchen Beurteilung der Gesteinsmakroskopie (z.b. farbige Einlagerungen, die sich über die Anstückungen fortsetzen) Vierungen Am Portal sind zwei Vierungen vermutlich aus Sandstein eingesetzt worden und zwar am Gesims unter dem linken Relieffeld. Außerdem sind zwei Holzeinsätze vorhanden. Einer ist wie eine übliche SteinVierung am rechten Portalgewände rechteckig eingefügt worden, der andere Holzeinsatz scheint eine Fuge an der linken Basis zu ersetzen. Dieses Holzstück wurde verputzt, daher konnte kaum beurteilt werden, ob es sich um die gesamte Fuge handelt. Ergänzungen Die Fuge zwischen dem eingefügten Holzbalken und dem linken Pilaster ist mit Mörtel geschlossen und den plastischen Formen der Reliefs entsprechend modelliert worden. Mittlerweile ist die Fuge nicht mehr intakt. Es gibt Fehlstellen und in weiten Bereichen liegt der Mörtel in Form von losen Bruchstücken vor. Dies ist vermutlich auf die unterschiedlichen Quell- und Schwindungsprozesse des Holzbalkens und des Mörtels zurückzuführen. Von diesen losen Bruchstücken wurden ca. 50 g112 entnommen, um die Korngrößenverteilung analysieren zu lassen (Probe IV, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte). Es handelt sich um einen reinen Kalkmörtel ohne hydraulische Zusätze. Die Werte des Gehaltes an bindendem Kalk und säureunlöslichen Zuschlagstoffen sowie deren Sieblinien sind praktisch identisch mit der Probe von Putz II (Probe VIII, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte), die beiden Mörtel stammen demnach aus derselben Bauphase. Des Weiteren finden sich am Portal mehrere kleine Ergänzungen aus Mörtel. Die Ergänzungen sind überwiegend kleinteilig und auch in schwer zugänglichen Bereichen wie dem obersten Gesims vorhanden. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass dieser Maßnahme Bedeutung beigemessen wurde, allerdings wurde sie trotzdem nicht sorgfältig ausgeführt. Der Mörtel liegt teilweise über der ori112 Diese Menge entspricht dem notwendigen Minimum, um eine repräsentative Untersuchung der Korngrößenverteilung durchführen zu können. Vgl. Bericht Woelker im Anhang.

54 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 48 ginalen Bearbeitungsoberfläche des Portals und wurde auch nicht in seiner Oberflächenstruktur dem Portal angeglichen. Die Ergänzungen sind uneben und rau. Am rechten Pilaster wurde der fehlende Pfau in vereinfachter Weise ergänzt. Auch hier ist der Ansatz, die Form schließen zu wollen, ohne eine Teil-Rekonstruktion anhand des erhaltenen Pfaus durchzuführen, aus heutiger Sicht positiv zu bewerten. Die Ausführung ist jedoch fehlerhaft. Analysen haben ergeben, dass es sich bei den Ergänzungen um Kalkmörtel handelt (Proben V und VI, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte). Der analysierte Kalkgehalt weicht nicht grundsätzlich von dem des Putzes von 1818 ab. Die Ergänzungen könnten möglicherweise aus der gleichen Maßnahme stammen. Ein fundierter Vergleich anhand der Korngrößenverteilung der Zuschläge war jedoch nicht möglich, weil die Probenmenge zu gering war. Auf Grund der Inhomogenität von Putzen können diese Proben daher nicht als repräsentativ gelten. Da noch nicht feststeht, wann eine Restaurierung des Portals erfolgen wird, wurden am Portal die Entnahmestellen der Mörtelproben (Proben V und VI) aus konservatorischen und ästhetischen Gründen anschließend wieder geschlossen und mit Aquarellretuschen den angrenzenden Bereichen angeglichen: So kann sich weder Staub ablagern noch sind zusätzliche Fehlstellen vorhanden, die die Ablesbarkeit beeinträchtigen. Verwendet wurde ein Kalkmörtel bestehend aus 3 Raumteilen feinem Quarzsand und 1 Raumteil Sumpfkalk. Ein Kalkmörtel bot sich an, weil laut Analysen auch die Ergänzungen aus diesem Material bestehen, es wurde also kein zusätzliches Material eingebracht. Die Bindung des Mörtels ist für die Größe der Ergänzungen ausreichend, gleichzeitig ist sie für ein einfaches Entfernen schwach genug, damit an den angrenzenden Sandsteinbereichen keine Schäden entstehen.113 Klebung Am Portal konnte eine einzige Klebung am linken Relieffeld des Frieses festgestellt werden. Sie ist sehr kleinteilig und tritt optisch kaum in Erscheinung. Der Klebstoff wurde nicht untersucht, da ein solches Vorgehen weder aus konservatorischer noch aus ästhetischer Sicht geboten war. Auf Grund der geringen Menge an Klebstoff ist es nahezu ausgeschlossen, dass es zu Schäden am Sandstein kommen könnte, selbst wenn ein aus heutiger Sicht ungeeignetes Produkt verwendet worden ist. Wachsablagerungen An allen drei Basen des Portals sind auf Höhe des aktuellen Fußbodens dunkle Ablagerungen zu verzeichnen, die als Wachs analysiert werden konnten(probe XV, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte). Vermutlich stammen sie von einem Holzpflegemittel, mit dem der Fußboden behandelt wurde. 113 Die unproblematische Entfernbarkeit der Ergänzungen wurde von der Verfasserin getestet.

55 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 49 Abbildung 22: Basis des mittleren Pilasters, Wachsablagerungen an den vorkragenden Elementen. In diesem Portalbereich wurden außerdem Nitrate und eine Vergrünung des Azurits nachgewiesen Schäden Das Schadensbild des Sandsteins besteht hauptsächlich aus Fehlstellen. Hierbei handelt es sich sowohl um Ausbrüche als auch um gezielte Abarbeitungen, zum Beispiel der zur Hälfte mit einer geraden Kante entfernte linke Pilaster sowie die Kanten der Profile im Sockelbereich. Außerdem konnte nur links neben dem mittleren Kapitell ein kleiner Riss entdeckt werden. Bei den Fassungsfragmenten des Portals wird ein Bindemittelabbau verzeichnet. Vor allem die Pigmente der Erst- und Zweitfassung (Azurit, Malachit und Smalte) liegen zum Teil pulverisiert vor. In anderen Bereichen haben sich partiell Schichtungspakete erhalten, deren Haftungsfläche an den Träger im Vergleich zur Schichtstärke gering ist Salzbelastung Salze stellen bekanntlich in Verbindung mit Feuchtigkeit eine häufige und auch wesentliche Schadensursache für mineralische Systeme wie Natursteine oder Putze dar. Sie beeinflussen das hygrische Verhalten der Materialien und es entstehen infolge von Veränderungen der Luftfeuchte durch Kristallisations- und Hydratationsprozesse physikalische Spannungen und Sprengwirkungen. Vor allem die Wirkung von Außen- und Innenraumklima, die Schadstoffbelastungen der Atmosphäre und Feuchteeinträge tragen wesentlich zum Schadensbild bei. Entgegen der theoretisch möglichen großen Zahl an Salzen, die an Objekten vorkommen können, sind nur wenige als "bauschädlich" anzusehen. Hierzu

56 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 50 zählen insbesondere Natrium- und Magnesiumsulfate, Calciumsulfat, Kalium- und Calciumnitrat, Natriumchlorid sowie die Natriumcarbonate. Generell liegen Salze als Gemisch und nur sehr selten in Reinform vor.114 Am Portal sind weder Salzausblühungen vorhanden, noch liegen Schadensbilder vor, die für Salze typisch sind, beispielsweise Absanden oder Asprengungen. Bei einem routinemäßigen Nitratnachweis, der im Zuge einer Pigmentanalyse (Probe XII, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte) durchgeführt wurde, stellte sich allerdings heraus, dass eine Nitratbelastung vorliegt.115 Dies betrifft die Base des mittleren Pilasters (siehe Abbildung 22). Nitrate sind Salze der Salpetersäure. Sie sind durch das Vorkommen von (NO3-)-Ionen charakterisiert und werden durch Bindung des Stickstoffs der Luft gebildet. Die Entstehungsprozesse sind in den meisten Fällen auf biogene Reaktionen zurückzuführen wie: ammoniumnitrifizierende Bakterien stickstoffhaltige Ausgangsstoffe wie Exkremente und andere organische Stoffe, die durch Infiltration von Grundfeuchte oder Abwässer eingebracht werden können Bei fast allen Nitraten handelt es sich um leicht wasserlösliche Verbindungen. Hierzu zählen:116 Nitrocalcit Ca(NO3) Nitromagnesit Mg(NO3)2 Nitrinitrat NaNO3 Ammonsalpeter bzw. Nitroammit NH4NO3 Eine Spezifizierung und Quantifizierung des Nitrats erfolgte im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht, da die Nitratbelastung augenscheinlich in keinem substanzgefährdenden Bereich liegt. Für genauere Aussagen sollte der Fußboden am mittleren Pilaster geöffnet und ein Monitoring durchgeführt werden Mikrobielle Aktivität Besiedelnde Mikroorganismen und ihre Ausscheidungsprodukte können zu ästhetischen sowie materiellen Beeinträchtigungen von Natursteinen führen: Zahlreiche Organismenkolonien fallen durch eine ausgeprägte Färbung auf und beeinflussen die Wahrnehmung des Objektes negativ. Ursache ist entweder die Pigmentierung einer Zelle oder die Ausscheidung eines Farbstoffes ins Medium. Außerdem können verschiedene Mikroorganismen Krustenbildungen induzieren, die die physikalischen und hygrischen Gesteinseigenschaften negativ beeinflussen. Infolge von Substratverwertungen kann es zu einem Bindemittelabbau und deshalb zu Substanzverlusten kommen. Des Weiteren sind Pilze in 114 Vgl. Schwarz (2004) S. 5 und S Vgl. Untersuchungsbericht Schramm im Anhang, S Vgl. Schwarz (2004) S. 53.

57 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 51 der Lage, über feinste Risse in das Steingefüge einzudringen. Durch Wachstum und Sporenbildung kommt es zu physikalischen Spannungen, die zu Materialermüdungen und Rissen führen. Ein mikrobieller Befall wird in der Regel optisch erst dann wahrgenommen, wenn die Organismen bereits in großer Anzahl vorhanden sind. Die Untersuchungen der Fassungen haben fast ausschließlich Proteine als Bindemittel ergeben. Proteine sind ein geeignetes Substrat für Mikroorganismen, das sie leicht enzymatisch abbauen können. Bei einer eingehenden makroskopischen Untersuchung des Portals konnten allerdings keine Anzeichen auf eine mikrobielle Besiedlung entdeckt werden: Es gibt weder materialuntypische optische Veränderungen am Portal, wie dunkle Bereiche, noch signifikante Klimabedingungen oder Gerüche117 in der Flaschenstube. Dies ist auch an der rechten Basis der Fall, wo der Boden geöffnet wurde. Die Klimaauswertung am Portal bestätigt die Einschätzung der Situation. Mit einer relativen Luftfeuchte von 4050% ist die Wasserverfügbarkeit für den Großteil der Mikroorganismen zu niedrig. Genau genommen ist für die Wasserverfügbarkeit die Materialfeuchte ausschlaggebend, die allerdings von der Luftfeuchte abhängt. Auf Grund dieser Gegebenheiten wurde auf eine Beprobung und Anzucht möglicher besiedelnder Organismen verzichtet Vergrünung des Azurits An der Basis des mittleren Pilasters (siehe Abbildung 22) konnten im Bereich der Rücklagen neben blauen Fassungsfragmenten auch grüne Bereiche unterschieden werden in folgender Schichtenfolge: Sandstein Schwarz (Pflanzenschwarz) Dunkelblau (Azurit) Grün Blau (Smalte) Die Erstfassung der Rücklagen mit schwarzunterlegtem Azurit sowie eine Zweitfassung mit Smalte sind mehrfach nachgewiesen worden. Eine grüne Fassung ist bislang nur an den Reliefs des Frieses vorhanden. Um zu klären, ob es sich um eine Verfärbung des Azurits oder ein Grünpigment handelt, wurde eine Probe entnommen (Probe XII, siehe Anhang Teil IV Befundblätter und Teil V Analyseberichte). Die Analyse bestätigte eine Umwandlung des Azurits in ein Kupfergrün. Diese Umwandlung scheint vom Träger aus zu erfolgen und fortschreitend zu sein. Zu dem Phänomen der Umwandlung von Azurit finden sich in der Fachliteratur nur wenige Informationen. Demnach beruhen Vergrünungen von Azurit, einem basischen Kupfercarbonat (2 CuCO3 Cu(OH2), meist auf Vergilbungen von Ölbindemitteln bzw. 117 Ein feuchtes, warmes Klima mit einem entsprechend modrigem Geruch sind erste Hinweise auf einen mikrobiellen Befall.

58 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 52 Firnissen. In Gegenwart von Chloriden im Mauerwerk wandelt sich Azurit in die basischen Kupferchloride Paratacamit (CuCl2 3 Cu(OH)2) oder Atacamit (Cu2(OH)3Cl), ein in der chilenischen Wüste Atacama vorkommendes Mineral, und andere Kupfersalze um. Die früher häufig vermutete Umwandlung in Malachit ist unwahrscheinlich.118 In der Probe wurde auch Nitrat nachgewiesen (siehe Kapitel 4.3.3). Eine Umwandlung von Azurit ist für Chloride, nicht aber Nitrate nachgewiesen. Die Ursache der Nitrate ist bislang unbekannt, ebenso ob zusätzlich eine Chloridbelastung des Sandsteins vorliegt. Abbildung 23: Probe XII, Querschliff, 240fache Vergrößerung, Anteile des Azurits haben sich in ein Kupfergrün umgewandelt. Foto: Schramm. 4.4 Untersuchung mit UV-Licht Zerstörungsfreie Strahlenuntersuchungen wie die Ultraviolettdiagnostik lassen Rückschlüsse auf den maltechnischen Aufbau und den Erhaltungszustand zu. Anhand der Ergebnisse können anschließend gezielte Analysen durchgeführt werden, um weiterführende Fragen zu beantworten, beispielsweise in Bezug auf Bindemittel oder Pigmente. Viele Materialien zeigen eine charakteristische Fluoreszenz im Bereich des energiereichen, kurzwelligen UV-Lichtes. Hierzu zählen einige Pigmente wie Zinkweiß und Titanweiß, aber auch gealterte Firnis- und Ölmalschichten. Jüngere Retuschen, die über diesen Schichten liegen, können somit als schwarze Flecken identifiziert werden.119 Im Anschluss an die im Rahmen der Musterfläche durchgeführte Abnahme der Fassung von 1951 erfolgte eine Strahlendiagnostik des Portals mit UV-Licht. Einerseits sollte überprüft werden, ob es Pig118 Vgl. Kühn (2001) S. 527; Kühn (1988) S. 31; Schramm/Hering (1995) S. 54; Wülfert (1999) S. 236 und S Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 14.

59 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 53 mente oder Bindemittel gibt, die fluoreszieren. Andererseits bestand die Vermutung, dass sich in der Wappenkartusche Reste einer verlorenen Inschrift erhalten haben könnten. In der abgedunkelten Flaschenstube wurde das Portal mit einer UV-Lampe,120 deren Wellenlängenbereich von nm reicht, bestrahlt und fotografiert. Insgesamt waren kaum Fluoreszenzen zu verzeichnen. In keiner der drei Wappenkartuschen konnten Hinweise auf eine Inschrift beobachtet werden. Gut erkennbar waren die erhaltenen, vermutlich ölgebundenen älteren Fassungen in den Medaillons, die sich gegenüber der Fassung von 1951 hell absetzten. Auch in den Relieffeldern des Frieses waren partiell hell fluoreszierende Bereiche zu verzeichnen. Dies lässt darauf schließen, dass die Ölfassung an keinen weiteren Architekturteilen des Portals vorhanden ist. Möglicherweise ist diese Fassung nur als Teil-Fassung ausgeführt worden. Abbildung 24: UV-Aufnahme des rechten Medaillons, erhaltene Fassungsfragmente fluoreszieren hell. 4.5 Klimamessungen Konservatorische Anforderungen, die an ein Raumklima gestellt werden, sind:121 eine niedrige Lufttemperatur eine auf die Sorptionseigenschaften der Materialien eingestellte relative Luftfeuchte eine konstante Einstellung von Temperatur und Luftfeuchte eine geringe Strömungsgeschwindigkeit Staubfreiheit der Luft 120 UVAHAND 250 H1, Firma honle UV technology. 121 Vgl. Hilbert (2002) S. 200ff.

60 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 54 Für museale Ausstellungsräume gibt es keine vorgeschriebenen Klimawerte. In der internationalen konservatorischen und restauratorischen Praxis wird jedoch ein Standardrichtklima empfohlen122 mit Werten von ca. 18 C und 55% (± 5%) relativer Luftfeuchte. Diese Werte gelten in erster Linie für Mueseumsräume und basieren auf Erfahrungswerten.123 Das Innenraumklima am Portal wurde für einen Zeitraum von zehn Wochen ( ) untersucht. Die Versuchsdauer begründet sich durch die Kürze der für die vorliegende Arbeit zur Verfügung stehenden Zeit. Es handelt sich allerdings bei dem erfassten Zeitraum um eine wichtige Jahreszeit, die eine hohe Schadensrelevanz für Objekte besitzt: Im Frühjahr sind einerseits erhebliche Temperaturschwankungen zu verzeichnen, andererseits trifft die durch UV-Strahlung erwärmte Außenluft im Außen- wie Innenbereich auf Oberflächen, die durch die niedrigen Temperaturen im Winter noch kalt sind und die sich deutlich langsamer erwärmen als die Luft. Folge ist eine Unterschreitung des Taupunktes, wodurch es zur Bildung von Kondenswasser an den Gebäudeoberflächen kommt. Mit Hilfe von zwei verschiedenen Messgeräten erfolgte eine stündliche Kontrolle des Innenraumklimas am Portal: 1) Ein Datenlogger124 mit internem Temperatur- und Feuchtesensor wurde auf das Kapitell des mittleren Pilasters gestellt: Messbereich -35 C bis 70 C bzw. 0% bis 100% rf Messgenauigkeit von ±0,5 C bzw. ±2% 2) Ein Datenlogger mit vier externen Messfühlern für die Oberflächentemperatur wurde ebenfalls auf das mittlere Kapitell gestellt und die Fühler am mittleren Pilaster, an beiden Relieffeldern sowie am obersten Gesims mit Klebestreifen befestigt. Da das Gerät defekt war, wird es im Folgenden vernachlässigt.125 Zusätzlich wurden über die nächstgelegene Wetterstation in Leipzig126 die Daten des Außenklimas für den entsprechenden Zeitraum abgerufen. Durch einen Abgleich der Daten lässt sich die Beeinflussung des Innenraumklimas durch das Außenklima beziffern. Die Auswertung zeigt, dass das Klima während der zehnwöchigen Versuchsdauer mit einer relativen Luftfeuchte von 40-52% und Temperaturwerten von C gemäßigt war. Außerdem kam es nur zu geringfügigen Schwankungen, das Außenklima hatte keinen wesentlichen Einfluss auf das Innenklima. Die Taupunkt-Temperatur, die sich aus der relativen Luftfeuchte und der Temperatur errechnet, wurde zu keinem Zeitpunkt annähernd erreicht. Das heißt, selbst wenn berücksichtigt wird, dass eine Sättigung der Luftfeuchte in den Kapillaren des Sandsteins bereits bei Werten unter 100% erreicht werden kann, bestand nie die Gefahr von Kondenswasserbildung Unter anderem empfiehlt dies der International Council of Museum (ICOM). Vgl. Goda (2005) S. 17f.; Hilbert (2002) S. 200ff. Testostor 171-2, Firma testo AG Diese Tatsache stellte sich erst nach Versuchsende heraus. Auf der Internetseite können die gespeicherten Daten abgerufen werden.

61 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 55 Diese Werte sind positiv zu bewerten, vor allem die Konstanz des Klimas ist wichtig für den Erhalt von Objekten. Berücksichtigt werden muss allerdings die Kürze der Messung und die Situation vor Ort. Die Flaschenstube wird nicht genutzt, so dass weder das Klima beeinflusst wurde (Lüftung, Transpiration) noch Luftverwirbelungen entstanden. Für genauere Aussagen, gerade im Hinblick auf die künftige museale Nutzung, sollten weiterführende Messung erfolgen. Im Folgenden werden exemplarisch die Daten für den Monat April tabellarisch und grafisch dargestellt. Im April waren die deutlichsten Schwankungen des Außenklimas zu verzeichnen. Im Anhang Teil III Klimadaten befindet sich eine vollständige Dokumentation der Klimamessungen. Portal, Klima April 2007 Datum %rf 43,5 44,3 45,8 42,8 43,6 46,1 46,9 46,6 47,4 48,7 49,3 50,6 51,1 48,5 47,2 48,0 50,1 47,5 45,4 44,4 43,7 42,3 43,8 46,3 49,3 48,1 48,5 49,0 44,0 42,1 C 15,0 15,1 15,2 15,1 15,2 15,3 15,4 15,4 15,4 15,5 15,6 15,8 16,0 16,3 16,7 17,0 17,3 17,5 17,4 17,3 17,2 17,1 17,1 17,1 17,5 18,0 18,5 18,8 18,9 18,7 Taupunkt C 2,7 3,1 3,7 2,6 2,9 3,8 4,2 4,1 4,3 4,7 5,0 5,5 5,9 5,4 5,4 5,9 6,9 6,2 5,5 5,1 4,7 4,2 4,7 5,6 6,8 6,9 7,4 7,9 6,4 5,6 Abw. %rf 7,9 2,1 1,6 5,9 2,2 2,1 1,0 1,0 1,0 2,4 1,0 3,1 2,4 2,9 1,8 3,4 3,1 4,8 2,3 4,1 2,1 3,7 3,2 2,6 4,0 1,3 3,3 1,9 10,0 2,7 Abw. C 0,3 0,2 0,1 0,2 0,2 0,2 0,2 0,1 0,2 0,1 0,1 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,1 0,2 0,2 0,2 0,3 0,3 0,1 0,9 1,0 1,1 1,1 0,7 0,4

62 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 56 Portal, Temperatur April 2007 Durchschnitt Minimum Maximum Taupunkt Temperatur [ C] 14 Torgau / Leipzig, Temperatur April 2007

63 4. Befundsicherung am Portal in der Flaschenstube S. 57 Portal, relative Feuchte April 2007 Durchschnitt Minimum Maximum rel. Feuchte [%] 48 Torgau / Leipzig, relative Feuchte April 2007

64 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts anhand exemplarischer Fallbeispiele in Torgau und Sachsen Entscheidend für die Auswahl der Objekte waren die Kriterien Entstehungszeit (16. Jahrhundert), Nachweis einer möglichst erhaltenen bauzeitlichen Fassung und insbesondere die Aktenlage. Nur wissenschaftlich untersuchte Objekte127 kommen für einen restauratorischen Vergleich polychromer Bauplastik in Frage. Dieser Vergleich bezieht sich auf die verwendeten Materialien und Techniken der Bauplastik und ihrer Polychromie sowie auf nachweisbare historische Überfassungen und Restaurierungen bis zum heutigen Erscheinungsbild als dem jüngsten Zeugnis der Restaurierungsgeschichte. Die Ornamentik und Formensprache werden hierbei nicht berücksichtigt, wenngleich eine kurze Erwähnung der Ikonografie und kunsthistorischen Bedeutung der Bauplastik unerlässlich ist. Die Einschätzung des Erhaltungszustandes des Trägers sowie der Sichtfassung erfolgte rein optisch. Daher konnten beispielsweise unter den Anstrichen verborgene Ergänzungen nicht erkannt werden, so dass Irrtümer vorbehalten sind. Die Aussagen zu Materialien und Technik beruhen ausschließlich auf den angegebenen Quellen. Zusätzliche Untersuchungen an den ausgewählten Vergleichsobjekten wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht durchgeführt. Eine Fotodokumentation der Vergleichsobjekte befindet sich im Anhang, Teil I Fotokatalog. 5.1 Schloss Hartenfels zu Torgau Die verschiedenen bauplastischen Elemente im Innen- wie Außenbereich des Schlosses Hartenfels sind in Bezug auf Erstfassung und folgende Farbgestaltungen sowie Restaurierungen die naheliegendsten Vergleichsobjekte für das Portal in der Flaschenstube. Aus der Vielzahl an Bauplastiken, zum Beispiel Fenstergewände oder Schlussstein des Großen Wendelsteins, wurde das Hauptportal im ersten Obergeschoss des Flügels C sowie die Kanzel in der Schlosskapelle ausgewählt. Neben den eingangs erläuterten Kriterien stellt das Hauptportal ebenfalls einen repräsentativen Eingangsbereich dar, der mit Bildnissen geschmückt ist, während die Kanzel baulich und zeitlich mit dem Flaschenturm und somit auch dem Portal im Flaschenturm zusammenhängt Flügel C, Hauptportal Datierung (Flügel C), im April 1535 noch Arbeiten der Steinmetze am Hauptportal belegt Auftraggeber Kurfürst Johann Friedrich Künstler Baumeister Konrad Krebs 127 Hierunter sind sowohl restauratorische als auch naturwissenschaftliche Untersuchungen zu verstehen.

65 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 59 Medaillons von Hans Reinhard, vermutlich nach Vorlagen der CranachWerkstatt eines der Kapitelle von Michael Mauth Büste (1498) von dem italienischen Meister Adriano Fiorentino, Guss vermutlich von einer einheimischen Werkstatt Material Träger: Cottaer Elbsandstein, Medaillons und Kugelsegmente aus Quarzporphyr (Rhyolit), die Büste ein Gelbguss jüngste Fassung: Kalkkasein-Anstrich, die Medaillons mit Tempera-Fassung historische Fassungen: soweit bekannt polychrome Erstfassung mit Metallauflagen, außerdem Kalktünchen und vermutlich Ölfarbanstriche Inschrift Büste: "FRIDERICVS DVX SAXONIAE SACRIERO IMPERII FIECTOR", außerdem datiert und signiert Initialien in den kleinen Medaillons: "ML" und "PM" Ikonografie Veranschaulichung der Herrschaftsidee des Kurfürsten Johann Friedrichs durch Darstellung der Bildnisse des Kurfürstenpaares, seines Onkels Friedrich dem Weisen und der Reformatoren. Erhaltungszustand Der Sandsteinträger ist bis auf leichte Abwitterungen gut erhalten, das Bildniss des Philipp Melanchthon nur fragmentarisch vorhanden. Die Fassung liegt auch über den verwitterten Oberflächen. Sie beeinträchtigt nicht die Plastizität der filigranen plastischen Ausarbeitungen. Zusätzliche Anmerkung Ehemalige Bekrönung des Gebälks in Form von fünf Kugeln, die Jörg Diener anfertigte. Es sind diverse Steinmetzzeichen vorhanden.128 Die Medaillons des Kurfürstenpaares und die Büste sind Repliken, die originalen Medaillons sind in der Kunstsammlung in Weimar und die Büste im Besitz der Staatlichen Kunstsammlung Dresden. Die jüngste Fassung ist eine rekonstruierende Teil-Neufassung. Der Goldockerton bezieht sich auf die Untermalung für die bauzeitliche Vergoldung. Abbildung 25: Schloss Hartenfels, Außenansicht des Hauptportals am Flügel C, Dokumentiert bei Muth (2003).

66 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 60 Beschreibung Krebs setzte vor den neugebauten Schlossflügel einen eingeschossigen Unterbau, dessen Brüstung umlaufend mit einem Wappenfries geschmückt ist und der den Großen Wendelstein trägt (siehe Kapitel 2.1.2). Über Freitreppen zu beiden Seiten des Unterbaus gelangt man zum repräsentativen Hauptportal, das in den Festsaal des ersten Obergeschosses führte. Der Treppenturm bildet mit der reichen Bauplastik (Altan mit Wappenfries, Hauptportal) ein Ensemble.129 Das rundbogige Portal wird von einer rechteckigen Rahmung umgeben. Die seitliche Rahmung besteht aus ornamentierten Lisenen, vor denen kannelierte Balustersäulen stehen. Die Sockel sind mit flachreliefierten spielenden Kindern versehen und die Baluster mit Granatapfelmotiven und Schaftringen gestaltet. Die Kapitelle sind mit Sirenen besetzt, darunter sind kleine Medaillons eingelassen, die durch ihre Initialien eindeutig zugeordnet werden können: An der vom Betrachter aus gesehen linken Säule ist Martin Luther dargestellt, an der rechten Philipp Melanchthon. Die Lisenen und Balustersäulen tragen ein verkröpftes Gesims, auf dem das Gebälk mit einem halbrunden Giebel in der Mitte liegt, der eine korbbogige Nische rahmt. In der Nische steht eine plastische Büste des Kurfürsten Friedrich des Weisen, flankiert von Medaillons mit Darstellungen des Kurfürstenpaares Johann Friedrich und seiner Frau Sibylle von Cleve als flachreliefierte Halbfiguren. Die Medaillons werden von jeweils zwei Engeln präsentiert. Das Gebälk besaß bauzeitlich eine Bekrönung aus fünf Kugeln. Die Portalgewände und Archivolten sind profiliert, letztere zusätzlich mit Kymatia und Engelsköpfen verziert. Die Zwickel sind mit zwei Kreismedaillons versehen, die plastische Kugelsegmente enthalten.130 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Der gesamte Schlossflügel wurde unter der Leitung des Baumeisters Konrad Krebs in den Jahren 1533 bis 1536 fertiggestellt. Für 1535 sind noch Arbeiten der Steinmetze am Hauptportal nachgewiesen. Nach 1536 erfolgten nur noch ergänzende Arbeiten am Schlossflügel wie die Aufstellung der überlebensgroßen Fürstenstandbilder am Antritt der beiden Freitreppen und die Ausmalung der Spiegelstube über dem Großen Wendelstein durch die Cranach-Werkstatt. Die Fassung der Wappen und der äußeren Dekoration des Treppenturmes ist ebenfalls für die Cranach-Werkstatt belegt. Ob auch das Portal von der Cranach-Werkstatt bearbeitet wurde, ist nicht bekannt. Die Büste des Kurfürsten Friedrich des Weisen wurde bereits 1498 von dem italienischen Meister Adriano Fiorentino angefertigt, nachgeweisen durch eine Datierung und Signatur. Den Guss führte vermutlich eine einheimische Werkstatt aus. Kurfürst Johann Friedrich ließ die Büste seines Onkels sekundär in das neu geschaffene Portal einfügen Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 157ff; Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 29ff. 131 Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 31ff. Es gibt keinen urkundlichen Beweis für die Zuordnung der Büste zu der mittleren Nische. Findeisen und Magirius haben anhand von Baurechnungen sowie der Ikonografie des Portals eine theoretische Zuordnung hergeleitet, die durch die Übereinstimmung der Maße von Büste und Nische als bewiesen anzusehen ist. Die Medaillons der Reformatoren wurden auf dieselbe Weise zugeordnet. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 160.

67 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 61 Bau- und Sanierungsarbeiten am Treppenturm sind für das frühe 17. Jahrhundert belegt, unter anderem erhielt der Schlossflügel einschließlich des Treppenturmes eine neue Außenbemalung.132 Auch das Portal wird erwähnt: "Thürgerichte... darin drei ausgehauene Churf. Contrafect mit farben ausgefaßt und schön verguldet".133 Die drei kurfürstlichen Bildnisse im Gebälk des Hauptportals wurden vermutlich im 18. Jahrhundert entfernt.134 Bei den Umbaumaßnahme des Schlosses zur Kaserne 1818 bis 1820 wurde der Flügel C aufgestockt und Änderungen am Treppenturm vorgenommen, da dieser als einzige Treppe des Flügels täglich von zahlreichen Soldaten genutzt wurde. Die Sandsteinstufen erhielten eine Auflage aus Holzdielen, die Öffnungen des architektonischen Gerüstes wurden mit schlichten Fenstern und Brettverschlägen geschlossen und die gesamten Sandsteinoberflächen mit Ölfarben gestrichen. Verwitterungsschäden bedingten 1882/1883 wiederum Sanierungsmaßnahmen am Treppenturm, der unter anderem einen weiteren Ölfarbanstrich erhielt wurden die Fenster und Bretterverschläge wieder entfernt und sämtliche Stufen des Treppenturmes mit einer Auflage aus bewehrtem Beton versehen. Diese Maßnahme war wohl auf Grund eines fortgeschrittenen Schadensbildes notwendig.135 Bei der Restaurierung der gesamten Schlossanlage unter Tucholski wurde der Große Wendelstein in den Jahren von 1929 bis 1932 bearbeitet. Zunächst erfolgte eine Abnahme der Ölfarbschichten, die weiteren Arbeiten konzentrierten sich am Treppenturm im Wesentlichen auf die Wappengalerie. Es wurden schadhafte Wappen ergänzt bzw. als Kopien neu hergestellt, eine Entsalzung sowie anschließende Hydrophobierung mit einer Wachslösung durchgeführt.136 In den Schlossflügeln A, C, D und E wurden außerdem neue Treppenanlagen eingebaut, so dass der Große Wendelstein in der Folge nicht mehr genutzt und bautechnisch vernachlässigt wurde.137 Nach 1945 nutzte die Rote Armee den Schlossflügel C kurzzeitig als Quartier, der Treppenturm war wohl der offizielle Aufgang. Seit 1963 zeigten sich deutliche Schäden in Form von Rissen an der Treppe, die sowohl durch korrodierende Eisenklammern als auch durch statisch-konstruktive Probleme verursacht worden waren. An der Wappengalerie kam es durch Salzschäden in Folge der Restaurierung von 1932 zu massiven Substanzverlusten. Um 1970 wurde der Treppenturm schließlich aus statischen Gründen bis 2003 gesperrt, um keine Besucher zu gefährden.138 Seit 1991 konnten nach der Wiedervereinigung systematische Untersuchungen zu den Schäden und Erhaltungsmöglichkeiten am Treppenturm realisiert werden. Bei der anschließenden Restaurierung in Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 33. Schröter, zitiert nach Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 32. Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 34. Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 34f. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 35.

68 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 62 den Jahren 2000 bis 2003 wurde auch das Hauptportal bearbeitet.139 Der Zustand der Gesteine war auf Grund der relativ geschützten Lage des Portals gut. Lediglich an der vom Betrachter aus gesehen rechten oberen Portalseite war es auf Grund von Feuchte- und Salzschäden zu Substanzverlusten gekommen. Nutzungsbedingte Beschädigungen fanden sich an hervorkragenden Profilen im Sockelbereich, der außerdem mit Teer bestrichen war. Der fragmentarische Erhaltungszustand des Medaillons mit der Darstellung Melanchthons ist wohl auf einen korrodierten Dübel zurückzuführen. Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt:140 partielle Vorfestigung mit Kieselsäureester (Funcosil 100 OH, Firma Remmers) Entfernung von Verschmutzungen und jüngeren Fassungsresten mittels Feinstrahlgerät mechanische und chemische Entfernung des Teeranstrichs mittels Feinstrahlgerät und den Lösemitteln Methylethylketon sowie Aceton partielle Entsalzung mit Arbocelkompressen und destilliertem Wasser partielle Festigung mit Kieselsäureester (Funcosil 100/300 OH im Verhältnis 1:1) punktuelle Verklebung von Schollen mit Epoxidharz (Akepox 2040, Firma Akemi) Hinterfüllung von Schollen mit einer Masse aus Quarzmehlen und Kieselsäureester (Firma Remmers) Rissinjektion mit Epoxidharz, Risskittung mit Quarzsanden und -mehlen sowie Polyurethandispersion (Firma Kremer) Einsetzen von Vierungen aus Cottaer Sandstein, Verklebung mit Epoxidharz Ergänzung optisch störender Fehlstellen mit mineralischem Mörtel (Minéros, Firma Krusemark), zum Teil geringer Zusatz einer Acrylharzdispersion (Primal AC 35), die Fehlstelle am Medaillon mit der Darstellung Melanchthons wurde belassen und retuschiert Neuverfugung mit Fugenmörtel (Minéros) Herstellen von Abgüssen der drei kurfürstlichen Bildnisse (die Büste als Hohlguss), Verklebung mit Epoxidharz, die Medaillons wurden zusätzlich mit Edelstahl verdübelt Eine bauzeitliche Polychromie ließ sich zwar nachweisen, aber nicht vollständig klären auf Grund des fragmentarischen Erhaltungszustandes der Fassungen.141 Das Konzept für die Neufassung wurde in Bezug auf die Präsentation der Schlusssteine im Großen Wendelstein entwickelt und ist in diesem Zusammenhang zu sehen: An den Schlusssteinen wurde der überlieferte Bestand der bauzeitlichen Fassung farblich ergänzt und zwar als Retusche der vorhandenen und optisch wirksamen Farbtöne. In den ursprünglich vergoldeten Bereichen sind nur mikroskropisch nachweisbare Reste vorhanden, es ist nur die Untermalung in Goldocker optisch und ästhetisch relevant. Daher wurde in diesen Bereichen eine Retusche des Goldockers durchgeführt und auf eine Metallauflage verzichtet.142 Durch die Herstel139 Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 35. Am Portal führten 1997 die Restauratoren Almuth Franck und Henner Franck eine Befunduntersuchung durch. Vgl. Franck/Franck (1997) o.s. 140 Vgl. Muth (2003) o.s. 141 Vgl. Woelker (1997) S Vgl. schriftliche Mitteilung Noll-Minor (2007).

69 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 63 lung der Kopien der fehlenden Bildnisse und durch die zurückhaltende Rekonstruktion der Grundfarbigkeit der Erstfassung aus dem 16. Jahrhundert auf Grundlage von Befunden sollte die Wiederherstellung des bauzeitlichen Gesamtbildes des Portals erreicht werden.143 Material und Technik Das Portal ist aus Cottaer Elbsandstein hergestellt, während die Medaillons aus einem feinkörnigen Quarzporphyr bestehen.144 Die Gesteinsoberflächen sind sorgfältig bearbeitet, was an den originalen Medaillons des Kurfürstenpaares im Museum in Weimar besonders gut zu erkennen ist: Die Rücklagen sind geglättet und die plastischen Verzierungen fein herausgearbeitet. Die originale Büste ist als Gelbguss angefertigt worden.145 Als Gelbguss werden Messing-Legierungen mit 56% bis 80% Kupferanteil bezeichnet. Messing mit einem hohen Kupfergehalt wird zu Schmuckwaren und Kunstgegenständen verarbeitet, während Legierungen mit niedrigerem Kupfergehalt zur Herstellung von Rohren und Armaturen genutzt werden.146 Die Repliken der drei kurfürstlichen Bildnisse wurden aus einem polymergebundenem Mörtel hergestellt.147 Sicher nachweisbar ist eine Polychromie bzw. Metallfassung des Portals, die wahrscheinlich aus der Erbauungszeit stammt. Verwendet wurden - soweit bekannt - Azurit und Malachit mit schwarzen Beimengungen sowie eine ockergelbe Schicht, die die Unterlage für eine Vergoldung dargestellt haben könnte.148 In einer jüngeren Fassung wurde auf einer dicken Mennigeunterlage eine Ölvergoldung festgestellt, die sich aus einer Legierung mit Silber und Kupfer zusammensetzt. Eine solche Legierung wäre ungewöhnlich für die bauzeitliche Fassung. Außerdem wurden die Pigmente Smalte und Eisenocker nachgewiesen, die jedoch ebenfalls zu jüngeren Fassungen gehören.149 Hierbei könnte es sich um die 1610 quellenkundlich belegte polychrome Fassung mit Vergoldungen der drei kurfürstlichen Bildnisse im Gebälk des Hauptportals handeln. Weitere erhaltene Fassungsschichten sind Kalktünchen. Überfassungen mit einem schwerspathaltigen Bleiweiß sowie künstlichem Ultramarin belegen auch für das 19. oder 20. Jahrhundert noch die Existenz polychromer Gestaltungen des Portals.150 Im 19. Jahrhundert erhielt das Portal wahrscheinlich ebenso wie der Treppenturm einen zweimaligen Ölfarbanstrich, da sie ein architektonisches Ensemble bilden Vgl. Muth (2003) o.s. Vgl. Muth (2003) o.s. Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 31. Vgl. Meyers Taschenlexikon (1985) Bd. 6, S Vgl. Muth (2003) o.s. Vgl. Franck/Franck (1997) o.s.; Woelker (1997) S. 1ff. Vgl. Franck/Franck (1997) o.s.; Woelker (1997) S. 1ff. Vgl. Woelker (1997) S. 2f.

70 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 64 Die jüngste Fassung des Hauptportals ist von Hierbei wurden die sicher nachweisbaren Elemente der bauzeitlichen Farbgestaltung rekonstruiert. Erhaltene Bereiche der Untermalung für die Vergoldungen wurden in die Neufassung integriert, ebenso die erhaltenen und freigelegten Differenzierungen der Gesichter der Putti (Pupillen und Augenbrauen). Genau genommen handelt es sich also um eine Teilfassung. Der Farbauftrag auf den Sandsteinelementen erfolgte in Kalkkasein-Technik. Die Medaillons wurden mit einer Tempera-Fassung versehen.151 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Der Treppenturm, die Brüstung des Unterbaus sowie das Hauptportal sind mit einem reichen plastischen Programm versehen und bilden ein Ensemble. Die dekorative Gestaltung greift die modernen Formen der Renaissance auf und bewirkt zusätzlich "(...) die Interpretation des Bauwerks im Sinne der Herrschaftsidee des Kurfürsten."152 Die Portale des 1535 fertiggestellten Georgenbaus dienten Krebs vermutlich als Anregungen.153 Durch die Darstellung der Reformatoren und des Kurfürstenpaares am repräsentativen Hauptportal der Schlossanlage bekennt sich Kurfürst Johann Friedrich offen als Anhänger der Reformation. "Die Bildnisse der Reformatoren auf den Säulen des Portals können sogar sinnbildlich als die geistigen Stützen der Macht des ernestinischen Kurfürstentums verstanden werden, deren Vertreter im Architrav dargestellt sind."154 Das Einfügen der bereits existenten Büste seines Onkels, dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, in das Portal veranschaulicht die Verbundenheit des Kurfürsten Johann Friedrichs mit diesem."in der idealen Verbindung von Glaube und Macht sah Johann Friedrich in Kurfürst Friedrich dem Weisen das Vorbild seines Strebens."155 Auch Kurfürst Friedrich der Weise schützte und förderte zu seiner Zeit ( ) die Reformatoren. Er war ein angesehener und mächtiger Herrscher, der sich ebenso der Kunst und Musik gewidmet hatte Schlosskapelle, Kanzel Datierung 1544 Auftraggeber Kurfürst Johann Friedrich Künstler Kapelle: Baumeister Nickel Gromann Kanzel: Simon Schröter, der Schalldeckel ist eine Gemeinschaftsarbeit von Simon Schröter und Stephan Hermsdorf, die Fassung führte möglicherweise die Cranach-Werkstatt aus. Material Träger: Sandstein, der Schalldeckel ist hölzern Vgl. schriftliche Mitteilung Noll-Minor (2007). Delang (2004) S. 21. Vgl. Magirius (2004) S Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 31. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 32. Vgl. Kiesewetter/Pfefferkorn (2004) S. 31f.

71 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 65 jüngste Fassung: Aquarellretuschen und Neuvergoldungen in Öltechnik historische Fassungen: soweit bekannt polychrome proteinisch gebundene Erstfassung mit Vergoldungen Inschrift / Ikonografie In den drei Reliefs der Kanzel dargestellt: Christus und die Ehebrecherin, der zwölfjährige Jesus im Tempel, Austreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel. Erhaltungszustand Sowohl Träger als auch Fassung sehr gut erhalten. Zusätzliche Anmerkung / Abbildung 26: Schloss Hartenfels, Innenansicht der Schlosskapelle, Blick nach Westen, Beschreibung Die Fassaden der dreigeschossigen Kapelle gleichen in der Anordnung und Form der Fenster dem unmittelbar anschließenden kurfürstlichen Wohntrakt. Lediglich das hofseitige Portal als Haupteingang veranschaulicht die Bestimmung dieses Gebäudeteils: Im Portalgewände sind die Leidenswerkzeuge Christi dargestellt und auch das über dem Portal befindliche Beweinungsrelief weist auf die Passion Christi hin. Die Kapelle ist ein hoher rechteckiger Emporensaal, der die gesamte Tiefe des Schlossflügels einnimmt. Die zweigeschossige Emporenanlage sowie die neuartige und ungewöhnliche Aufstellung des Altars an der westlichen Schmalseite ist auf die östlich angrenzenden kurfürstlichen Wohngeschosse mit direkten Zugängen zurückzuführen. Als Blickfang, dem Haupteingang gegenüber leicht nach Westen versetzt, hängt die Kanzel am mittleren Pfeiler der Nordseite, eingepasst zwischen

72 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 66 zwei Emporenbögen. Über eine steil ansteigende Treppe, die durch den Wandpfeiler verläuft und in einem Rundbogen endet, ist die Kanzel zu erreichen. Ein früherer Zugang von der ersten Empore ist mit Platten abgedeckt.157 Der dreiviertelrunde Kanzelkorb wird sowohl nach oben als auch nach unten durch profilierte Gesimse abgeschlossen, das obere dabei als Brüstung weiter auskragend. Der Kanzelkorb wird durch drei rechteckige Platten mit je einer szenischen Darstellung im Flachrelief geschmückt: Vom Betrachter aus gesehen rechts die Vertreibung aus dem Tempel, mittig der zwölfjährige Jesus im Tempel sowie links Christus und die Ehebrecherin. Der spindelförmige Kanzelfuß unter dem Sockelprofil zeigt drei vollplastische Engel und die Beine eines vierten Engels sowie als Abschluss ein hängendes Kapitell. Die Ausmaße des flachen Schalldeckels sind etwas geringer als die der Kanzelbrüstung. Die Unterseite ist mit einer Blattrosette verziert und die Seiten mit Blattfriesen und Zahnschnitt gesimsartig profiliert.158 Aus Quellen ist überliefert, dass der Schalldeckel einen plastischen Aufbau besaß in Form einer hölzernen Darstellung der Taufe Christi und der Trinität. Ob es sich bei dem überlieferten flachen Schalldeckel um ein Fragment des beschriebenen originalen Schalldeckels oder um eine Ergänzung handelt, ist bislang nicht geklärt.159 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Die Planung der Schlosskapelle geht auf den Baumeister Nickel Gromann zurück, Baubeginn war Eine stehengelassene Mauer des Vorgängerbaus, in die man Fensteröffnungen brach, wurde in den Neubau miteinbezogen. Die Einweihung der Kapelle erfolgte bereits am 5. Oktober 1544 durch Martin Luther. Einige Ausstattungsstücke wurden erst nach der Einweihung fertig, beispielsweise die Bestuhlung, die eine Neuerung darstellte.160 Anhand von bauzeitlichen Abrechnungen stehen Simon Schröter (Kanzel, Schalldeckel) sowie Stephan Hermsdorf (Schalldeckel) als ausführende Bildhauer fest. Die Farbfassung ist bislang noch nicht eindeutig zugeordnet. Lucas Cranach d.ä. hielt sich allerdings seit dem Frühjahr 1544 in Torgau auf, um an der Farbgestaltung des Schlossflügels B mitzuwirken.161 Für das Jahr 1545 ist außerdem die Vergoldung und farbige Fassung der in der Kapelle angebrachten Bronzetafel zum Gedenken an die Einweihung durch Cranach belegt und die Lieferung des vollendeten Altarretabels.162 Es erscheint daher naheliegend, dass Cranachs Werkstatt ebenfalls die Kanzel, als wichtiges protestantisches Ausstattungsstück der Kapelle bearbeitet hat. Unter Kurfürst Johann Georg II. kam es zu einer Umgestaltung der Schlosskapelle, unter anderem Vgl. Badstübner-Gröger/Findeisen (1983) S. 242; Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 192f. Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 170; Krause (2004) S. 39f. Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. Vgl. Krause (2004) S. 40 und S. 46f.

73 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 67 wurde die Chorempore vergrößert. Als 1736 die Kapelle für den katholischen Gottesdienst des Hofes eingerichtet wurde, erfolgte eine weitgehende Entfernung der beweglichen reformationszeitlichen Ausstattung.163 Seit 1771 war die Kapelle als Anstaltskirche wieder evangelisch.164 Für das Jahr 1805 ist ein Ausweißen des Kapellenraumes belegt und auch 1818 wurden im Rahmen des Kasernenumbaus sämtliche Räume der Schlossanlage weiß getüncht. Während der militärischen Nutzung des Schlosses war die Kapelle Garnisonkirche. Anlässlich des Jubiläumsjahres 1844 erfolgte eine umfassende Renovierung. Auf Grund von Gewölbeschäden musste der Gottesdienst noch im gleichen Jahr in die Marienkirche verlegt werden. In den Folgejahren erhielt die Kapelle einen neuen Dachstuhl und der Orgelchor wurde erneuert. Unter dem Staatskonservator von Quast erfolgten 1872 Arbeiten an der Kapelle und der Ausstattung, vornehmlich am Altar. Unter anderem wurden die Wände geweißt.165 Nach der Übergabe des Schlosses an die Justizverwaltung übernahm 1932 die evangelische Gemeinde die Schlosskapelle. Zuvor erfolgte eine zweijährige Restaurierung unter der Leitung Tucholskis und Hieckes. Zunächst war geplant, den baulichen Bestand des 19. Jahrhunderts zu erhalten. Auf Grund von Untersuchungen hat man aber beschlossen, auf die bauzeitliche Raumgestaltung zurückzugehen, allerdings unter Beibehaltung aller im Laufe der Zeit hinzugekommenen, künstlerisch wertvollen Stücke. Im Zuge der Maßnahmen wurde der Innenputz instandgesetzt sowie die Gewölbe- und Wandflächen durch den Torgauer Malermeister Winzer unter Leitung des Kirchenmalers Fritz Leweke aus Halle gestrichen. Leweke bearbeitete auch die Kanzel. Er legte die bauzeitliche Fassung mittels Ablaugen frei und führte eine Teilrekonstruktion dieser Gestaltungsphase durch. Die Rücklagen wurden steinsichtig belassen, in den figürlichen Reliefdarstellungen allerdings die Rücklagen mit einem hellen Grauton überzogen. Der Schalldeckel erhielt eine der Architekturfarbigkeit entsprechende Fassung.166 Möglicherweise wurde der Deckel bei dieser Restaurierung erneuert. Laut Findeisen und Magirius wurde ein flacher Abschluss aus dem 19. Jahrhundert 1931 entfernt, Diplom-Restauratorin Mechthild Noll-Minor konnte bei ihren Untersuchungen 1995 keine Fassung des 16. Jahrhunderts feststellen sollte im Rahmen von Sicherungsmaßnahmen zum Schutze von Kulturwerten gegen Luftangriffe unter anderem die Kanzel ummauert werden. Vermutlich kam es auf Grund der architektonischen Gegebenheiten nicht zur Ausführung, die Schutzummauerung hätte sich in 2 m Höhe über eine Länge von 6 m erstrecken müssen.168 Die Kanzel blieb erhalten im Gegensatz zu den ausgelagerten Ausstattungsstücken, die mit Ausnahme des Bronzedenkmals durch einen Brand zerstört worden waren Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a); schriftliche Mitteilung Noll-Minor (2007). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 193; Noll-Minor (1995) o.s. Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 174.

74 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 68 Die Schlosskapelle erhielt 1952 einen neuen Innenanstrich durch Willy Rittsche und 1983/84 erfolgten unter der Betreuung des Instituts für Denkmalpflege wiederum neue Raumfassungen wurde auch die Farbfassung der Kanzel geringfügig überarbeitet. Dies betraf nur den Pfeifenlochfries und den blauen Hintergrund hinter den tragenden Putti führte Diplom-Restauratorin Mechthild Noll-Minor die bislang letzte Restaurierung der Kanzel durch. Die Kanzel entsprach in der Fassung von 1932 (Weiß, Gold, Blau, Grün) weitgehend der bauzeitlichen Farbgestaltung. Die feine Plastizität der bildhauerischen Gestaltung wurde jedoch durch Verschmutzungen und die vereinfacht ausgeführte Vergoldung Lewekes beeinträchtigt. Außerdem waren einige Fehlstellen am Träger vorhanden und die Quetschfugen hatten sich durch Setzungen im Laufe der Zeit geöffnet. Die Kittungen mit Gips zeichneten sich deutlich in der Gliederung der Kanzel ab. Des Weiteren lagen die Pigmente der bauzeitlichen Fassung auf Grund von Bindemittelabbau pulverisiert vor. Das Restaurierungkonzept wurde in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege erarbeitet und folgendermaßen umgesetzt:173 Fehlstellen im Bereich des Sandsteins wurden geschlossen. Vorhandene Risse, die einen im 19. Jahrhundert eingesetzten ölhaltigen Kitt aufwiesen, wurden gereinigt und anschließend wieder mit einem feinen kalkgebundenen Mörtel geschlossen. Die Behandlung von Kanzelkorb und Schalldeckel erfolgte unterschiedlich: Die Fassung von 1932 ist am Schalldeckel gut erhalten und wirkt in der Qualität der Ausführung überzeugender als am Kanzelkorb. Eine Fassung aus der Bauzeit der Kapelle wurde nicht gefunden, was für die These eines erneuerten Schalldeckels spricht. Die Fassung von 1932 wurde belassen, gereinigt und Fehlstellen einretuschiert. In den Bereichen der Relieffelder am Kanzelkorb wurde die Vergoldung von 1932 entfernt. Zum einen waren darunter noch Fragmente der bauzeitlichen Fassung erhalten, zum anderen beeinträchtigte die Vergoldung durch ihre rötliche Farbwirkung und durch ihre Gliederung in Form von Ritzungen die Kanzel. Fehlstellen wurden einretuschiert unter Verwendung von AquarellLasuren sowie Azurit und Malachit. Beide Pigmente konnten in der bauzeitlichen Fassung nachgewiesen werden. Im Bereich der Rücklagen wurde die stark verschmutzte und glasig wirkende Kaseinlasur von 1932 abgenommen und der vermutete steinfarbige Fondton aufgetragen, der jedoch mittels Analysen nicht nachgewiesen werden konnte.174 Noll-Minor stellte einen Bezug zu zwei ebenfalls von ihr untersuchten Bauteilen des Schlosses her: Am Großen Wendelstein sowie in der darüber liegenden Spiegelstube konnte dieser nur porenfüllende Anstrich als Grundierung nachgewiesen werden Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 174; Noll-Minor (1994) S. 88. Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. und schriftliche Mitteilung (2007). Vgl. Woelker (1995) S. 1f. Fassungsrekonstruktionen auf Grundlage von Analogien sind kritisch zu bewerten, da sie nicht auf wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen beruhen.

75 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 69 Bei den vergoldeten Hauptprofilen des Kanzelkorbs wurde die Polimentvergoldung von 1932 belassen, damit trotz der optischen Beeinträchtigungen ein Zusammenhang zum Schalldeckel gewahrt wird. Es erfolgten eine Reinigung sowie Retuschen von Fehlstellen. Neuvergoldungen wurden sowohl im Bereich der Relieffelder als auch auf den architektonischen Gliederungselementen ausgeführt und anschließend dem Umfeld patinierend angeglichen. Material und Technik Die Kanzel ist aus Sandsteinelementen gearbeitet und mit einem feinkörnigen Mörtel knirsch verfugt. Die Flächen sind sorgfältig geglättet und die plastischen Elemente fein modelliert und verziert. Der Schalldeckel besteht aus verleimten Holzbohlen. Die seitlichen Friese und Profilierungen sind aus Einzelelementen angefügt.176 Die bauzeitliche polychrome Fassung der Kanzel war im Wesentlichen proteinisch gebunden, als Pigmente wurden unter anderem Azurit und Malachit verwendet. Vergoldungen wurden in Öltechnik auf einer gelbockerfarbigen Unterlage ausgeführt.177 Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wies die Kanzel Ölfarbanstriche sowie Bronzierungen auf. Die Bronzierungen sind unter anderem mit der Fassung des Jahres 1844 in Verbindung zu bringen, denn Kupfer ließ sich bis zum 18. Jahrhundert wegen der Legierungsbestandteile nur in Folienstärke ausschlagen.178 Das Auftragen einer so dicken Bronzeschicht anstelle einer echten Vergoldung auf die feine Plastizität der Kanzel erscheint abwegig. Für die Restaurierung 1932 belegen Quellen das Aufbringen einer Polimentvergoldung durch Leweke sowie die Verwendung von Kalkkaseinfarben für die Wände- und Gewölbeanstriche.179 Die Untersuchungen Noll-Minors zeigten, dass Leweke seine Retuschen und partiellen Neufassungen auf den hölzernen Elementen der Kanzel und des Schalldeckels sowie auf den figürlichen Rücklagen ebenfalls in Kalkkasein ausführte. Die Neuvergoldungen an der Kanzel erfolgten 1932 mit Blattgold auf einer Mordent-(Wachs-)Schicht,180 während der Schalldeckel auf einem Kreidegrund Polimentvergoldungen erhielt.181 Bei einer Mordentvergoldung ist das Anlegemittel ein Gemisch aus Wachs, Talg und venezianischem Terpentin in wässriger oder öliger Technik und wird warm sowie mehrschichtig aufgetragen. Mordentvergoldungen werden meist auf rauen Putzflächen angewandt Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 77. Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. a). Vgl. Woelker (1995) S. 1. Vgl. schriftliche Auskunft Noll-Minor (2007). Vgl. Schramm/Hering (1995) S. 75.

76 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S wurden die Ergänzungen am Sandsteinträger mit einem modifizierten mineralischen Mörtel (Minéros, Firma Krusemark) und die geöffneten Risse mit einem feinkörnigen Mörtel, der in der Zusammensetzung dem bauzeitlichen Fugenmörtel entspricht, geschlossen. Retuschen erfolgten mit Aquarellfarben bzw. mit den Pigmenten Azurit und Malachit. Die Neuvergoldung wurde entsprechend der für die bauzeitliche Ausführung am Gesims der Spiegelstube nachgewiesenen Technik als Ölvergoldung ausgeführt. Verwendet wurde Blattgold auf einer Anlegfarbe aus Bleiweiß und Ocker in Ölbindung und einer Untermalung aus Ocker in Kalkkasein.183 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Die Schlosskapelle verbindet Tradition mit Neuerungen. Dies zeigt sich unter anderem an der Kanzel. Im spätgotischen Sakralbau ist eine vielfach nachgewiesenene Stellung des Predigtstuhls die Mitte einer Langseite. Auch die Kanzel ist derartig angebracht, betont jedoch als Blickfang gegenüber dem Haupteingang bereits beim Eintritt die zentrale Bedeutung der evangelischen Predigt. Die Reliefdarstellungen am Kanzelkorb nehmen in verschiedenen szenischen Beispielen Bezug auf die Verkündigung des Wortes Gottes. So wird die zentrale Bedeutung der evangelischen Predigt zusätzlich bildlich veranschaulicht. In dem mittleren Relief verkündet der zwölfjährige Jesus im Tempel den Schriftgelehrten das Wort Gottes, ein Sinnbild für die Aufgabe des Kanzelpredigers. Die beiden seitlichen Reliefs zeigen Figuren aus dem Alten Testament in Szenen des Neuen Testaments: Die vom Betrachter aus gesehen linke Darstellung Christus und die Ehebrecherin verweist auf die Rettung der Sünderin durch Gnade. Die rechte Darstellung der Austreibung der Wechsler und Händler aus dem Tempel "(...) steht für Reinheit des Bethauses, womit auf die Herstellung und Reinheit der neuen Lehre angespielt wird (...)",184 während im Hintergrund zentral das Kreuz im alttestamentlichen Bild der Ehernen Schlange zu sehen ist. Zur Erbauungszeit wurde das Bildprogramm der Kanzel noch durch den Aufsatz auf dem Schalldeckel vervollständigt. Die Gruppe mit der Taufe Christi, über der Gottvater der Heilige Geist als Taube schweben, kann auch als Hinweis auf das Predigtwort gedeutet werden.185 Die Schlosskapelle kennzeichnet zusammen mit der Hofkapelle des Ottheinrichbaus von Neuburg an der Donau den Beginn des protestantischen Kirchenbaus in Deutschland. Dabei nimmt die Torgauer Schlosskapelle eine gesonderte Stellung ein, weil Luther die Einweihung persönlich vornahm.186 Die Kanzel ist als eines der wichtigsten Ausstattungsstücke wirkungsvoll gegenüber dem Haupteingang angebracht und zeichnet sich durch eine sorgfältige bildhauerische sowie differenzierte farbige Gestaltung aus Vgl. Noll-Minor (1995) o.s. und schriftliche Mitteilung. Krause (2004) S. 45. Vgl. Krause (2004) S. 44f. Vgl. Krause (2004) S. 39.

77 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S Bürgerhäuser in Torgau Torgau wird 1267 erstmals urkundlich als Stadt ("civitas") bezeichnet. Im 15. Jahrhundert erlebte die Stadt auf Grund des Durchgangs- und Fernhandels, der eine wichtige Einnahmequelle darstellte, einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Verlegung der kurfürstlichen Hauptresidenz nach Torgau 1525 unter Johann dem Beständigen brachte der Stadt weitere wirtschaftliche Vorteile. Entsprechend verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 1505 bis 1551 auf nahezu und reichte damit an die Einwohnerzahl Dresdens heran. Die Zeitspanne von 1525 bis 1547 kann als Glanzzeit Torgaus bezeichnet werden und entspricht der Zeitspanne, in der das Schloss Hartenfels als kurfürstliche Hauptresidenz genutzt wurde.187 Trotz vieler kriegerischer Auseinandersetzungen, die Torgau erlebte (siehe Kapitel 2.1), kam es zu keinen folgenschweren Zerstörungen im Stadtkern, so dass das heutige Stadtbild von dem erhaltenen Baubestand des 16. und 17. Jahrhunderts geprägt wird. Der Großteil der Bürgerhäuser entstand erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nachdem die Baumaßnahmen am Schloss (Flügel B und C) 1545 abgeschlossen waren. Dies ist in erster Linie auf einen Mangel an qualifizierten Handwerkern zurückzuführen, verursacht durch die Schlossbaustelle von 1534 bis Sicherlich bewirkte auch die Lohnerhöhung, die die Handwerker in den 1530er Jahren auf der Schlossbaustelle durchgesetzt hatten, eine Verzögerung des bürgerlichen Bauens. Anfangs waren die Bauformen noch weitgehend vom Schloss geprägt, insbesondere die profilierten Gewändesteine der Fenster und Portale.188 Laut Georg Dehio sind für Torgau "(...) die zahlreich erh.[haltenen] Portale des 16. Jh., meist mit Sitznischen." bezeichnend.189 Das Sitznischenportal war in Mitteldeutschland seit dem späten 15. Jahrhundert verbreitet und mehr als ein Jahrhundert lang die beliebteste Portalform. Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts werden die Portalbögen von den Zulieferern aus den Elbsandsteinbrüchen oder auch ansässigen Steinmetzen "(...) als Friese verstanden und wie Architrave dekoriert."190, so dass sich die Portale mit Ausnahme der Hauswappen immer mehr ähneln.191 Die Stadt Torgau erfuhr auf Grund des reichen historischen Baubestandes stets eine besondere Beachtung seitens der Denkmalpflege. Ende der 1970er Jahre zeigte sich dies in der Entwicklung und Durchführung eines Plans zur komplexen Modernisierung und Instandsetzung des Stadtkerns. Das Vorgehen wurde mit Hilfe verschiedener Arbeitsgruppen unter der Leitung des Stadtbaudirektors, der vom Rat der Stadt beauftragt worden war, und in Absprache mit dem Institut für Denkmalpflege Vgl. Hollberg (2004) S. 9ff. Vgl. Findeisen (2004) S. 87. Dehio (1966) S Findeisen (2004) S. 92. Vgl. Findeisen (2004) S. 92. Das heutige Landesamt für Denkmalpflege führte bis zur Wiedervereinigung 1989 die Bezeichnung Institut für Denkmalpflege.

78 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 72 entwickelt. Die Planung sah vor, in einem Zeitraum von 1978 bis 1990 die vorhandenen Wohnungen zu modernisieren und so die Nutzungsdauer um mindestens 20 bis 30 Jahre zu verlängern. Ein zweiter Schwerpunkt der Modernisierung war es, die Attraktivität der gesellschaftlichen Einrichtungen, insbesondere des Handels, zu steigern. Die Wohnungspolitik stellte in der DDR ein Kernstück des Ziels dar, eine sozialistische Gesellschaft zu gestalten. Es sollten bessere Wohnbedingungen für die Bevölkerung, vor allem für die Arbeiterklasse, durch Modernisierungen und Neubauten geschaffen werden. Während am Stadtrand Torgaus der Neubau von Wohngebieten erfolgte, wurde im Bereich des historischen Stadtkerns die Wohnungsfrage durch Umgestaltungen und Modernisierungen unter Berücksichtigung der Stadtstruktur und Bausubstanz gelöst. Hierbei fielen folgende Aufgaben an:193 Reparaturen der Dächer, Schornsteine und Treppenhäuser Erneuerung der Fenster und Inneninstallationen Fassadengestaltungen Mauerwerkstrockenlegungen Einbau von Bädern möglichst ohne Grundrissveränderungen Die Erhaltung, Rekonstruktion und Modernisierung der Häuser erfolgte systematisch nach Straßenzügen. Die Maßnahmen dauerten pro Straßenzug etwa zwei Jahre und wurden von den jeweiligen Besitzern finanziert. Nach der Wiedervereinigung 1989 wurde das Projekt nicht fortgesetzt. Bis dahin war die Modernisierung folgender Straßen ausgeführt worden:194 Breite Straße Bäckerstraße Markt Leipziger Straße Bahnhofstraße Fleischmarkt Schlossstraße Die Farb- und Oberflächengestaltung der Fassaden sowie die Koordinierung der Arbeitsabläufe wurden genauestens festgelegt. Abweichungen oder die Verwendung minderwertiger Produkte waren nicht erlaubt, um ein möglichst optimales und dauerhaftes Ergebnis zu erreichen. So sollten die Fassadenflächen vor den Anstricharbeiten gründlich mittels Drahtbesen, Wasser und Bürste gereinigt und Gips zur Ausbesserung von Putzschäden vermieden werden. Besonderer Wert wurde auf die Verlegung von Antennenkabeln unter Putz sowie auf eine funktionssichere Anbringung der Dachentwässerung inklusive Abdeckbleche und Tropfnasen gelegt. Die Anstricharbeiten sollten nur bei geeignetem Wetter durchgeführt werden.195 Die Portale der Häuser waren von dieser Modernisierung ausgenommen.196 Sys Vgl. Bauamt 422 (o.j.). Vgl. mündliche Mitteilung Bräunlich (2007). Vgl. Wölflick (o.j.). Vgl. mündliche Mitteilung Karin Hahn (2007).

79 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 73 tematische Untersuchungen einzelner Portale und Fassaden führten Mitte der 1980er Jahre Studierende der Hochschule für Bildende Künste in Dresden unter Leitung von Professor Möller durch und entwickelten denkmalpflegerische Konzepte für eine Restaurierung. Aus den Unterlagen ist ersichtlich, dass die Verantwortlichen bemüht waren, die Maßnahmen bestmöglich durchzuführen. Allerdings erfolgte die Farbgebung der verschiedenen Fassaden in erster Linie nach gestalterischen Gesichtspunkten, nicht nach historischem Befund. Die Rekonstruktion der Nutzungsgeschichte der Häuser erfolgte auf Grundlage der Bauakten im Stadtarchiv Torgau sowie des bislang nicht publizierten Werkes von Karl-Heinz Lange: Bausteine für ein Häuserbuch der Stadt Torgau - Innenstadt. Anhand unterschiedlichster Quellen wie Kirchenbücher und Steuerregister versuchte Lange, die über 500jährige Geschichte jedes einzelnen Hauses im Innenstadtbereich von 1491 bis 1938 darzustellen. Die in der vorliegenden Arbeit genannten Daten zur Nutzungsgeschichte sind mittels der Quellen gesichert, aber nicht zwangsläufig identisch mit dem genauen Zeitpunkt des Erwerbs bzw. Verkaufs der Häuser. Abbildung 27: Kartenausschnitt des innerstädtischen Straßennetzes in Torgau, in dem sich die Vergleichsobjekte befinden: Bäckerstraße, Breite Straße, Fleischmarkt und Leipziger Straße, Aus:

80 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S Bäckerstraße 3, Sitznischenportal Datierung Laibung erstes Jahrzehnt 16. Jh., Sitze nach Mitte 16. Jh. Auftraggeber vermutlich Bürgermeister und Hauseigentümer Valten Donath Künstler unbekannt Material Träger: Sandstein jüngste Fassung: Kalkanstrich historische Fassungen: soweit bekannt Kalkanstriche und Ölfarben Inschrift "AVE MARIA / GRAC[IAI] PLENA" Ikonografie Vermutlich Marienverehrung: zwei geflügelte Engel mit Spruchbändern flankieren ein Wolkenfeld, in dem sich ein geflügelter Engelskopf befindet. Darüber eine Konsole, auf der wohl Maria stand. Erhaltungszustand Der Sandsteinträger weist Ergänzungen und vereinzelt Risse auf. Im Sockelbereich sind geringe Verluste durch Verwitterung oder eventuell Salzausblühungen vorhanden. Die Fassung des Portals ist mit Ausnahme des Sockelbereiches intakt. Die sehr feine Plastizität der Figuren wird durch den Anstrich nicht gemindert. Auf Grund des verwitterten Anstrichs am Sockel sowie vorhandener Beschmierungen mit Graffiti wird voraussichtlich in diesem Jahr das Portal von Diplomrestaurator Peter Ehrhardt neugefasst. Zusätzliche Anmerkung Verlust der bekrönenden Figur, vermutlich Maria. Abbildung 28: Bäckerstraße 3, neogotische Fassade mit integriertem Portal, 2007.

81 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 75 Beschreibung Das Wohn- und Geschäftshaus in geschlossener Bebauung, dessen Erscheinungsbild durch Umbaumaßnahmen von 1869/1871 geprägt ist, besitzt eine "sehr repräsentative und auffällig monumentale neugotische Fassade mit reichem Dekor (...)".197 Die fünfachsige Fassade wird durch Vorlagen gegliedert, wobei die beiden ersten Achsen mit spitzbogigen Blenden, einem Vierpassfries und einer Attika akzentuiert und überhöht sind.198 Die Laibung des erhaltenen Sitznischenportals mit spätgotischer Formensprache stammt aus dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts, während die Sitze eine spätere Ergänzung, nach der Mitte des 16. Jahrhunderts, sind.199 Die Sitze liegen auf einem kelchartigen Konsolsporn. Über den beiden seitlichen Nischen befinden sich Baldachine als Ansatzpunkte für die spitzbogige Portallaibung. Die Laibung setzt sich aus Rundstäben, die sich im Scheitelpunkt kreuzen, zusammen. Der vom Betrachter aus gesehen linke Baldachin besteht aus verschränkten Kielbögen, die von Astwerk durchwachsen werden. Die Büste eines Narren mit geöffnetem Mund ragt aus dem Baldachin heraus. Er kann anhand seiner Narrenkappe mit Eselsohren und Hahnenkamm identifiziert werden. Der rechte Baldachin setzt sich aus einem Astwerkgeflecht in Kielbogenform zusammen. Aus dem Astwerk ragt der Oberkörper einer Frau mit gefältetem Obergewand und Schleier hervor. Derartige Schleier, die Haare und Stirn bedecken, wurden zu dieser Zeit üblicherweise von verheirateten Frauen außerhalb des Hauses getragen. Die beiden Hälften der Portallaibung sind mit jeweils einem geflügelten Engelskopf und einem ganzfigurigen Engel mit Spruchband und Inschrift versehen. Im Scheitelpunkt des Portals liegt auf einem Wolkenfeld, in dem sich wiederum ein geflügelter Engelskopf befindet, eine Konsole. Die Figur ist verloren gegangen, aber auf Grund des Spruchbandes darf man vermuten, dass es sich wohl um ein Marienbild handelte. Ansätze von Reliefplastik seitlich der Baldachinfiguren lassen darauf schließen, dass die bildhauerische Bearbeitung ehemals weitreichender war.200 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Die verschiedenen Hausbesitzer sind bis in das Jahr 1491 belegt.201 Das Grundstück Bäckerstraße 3 gehörte vom 16. bis 18. Jahrhundert bedeutenden Torgauer Viertelsmeistern und Ratsherren. Anfang des 16. Jahrhunderts war der Bürgermeister Valten Donath der Hauseigentümer und gab vermutlich das Portal in Auftrag.202 Er starb 1528 hochverschuldet. Das Haus kaufte Clauß Lawerhaße und ab 1541 war der Ratsherr Barthel Mattheus Eigentümer. Nach seinem Tod 1569 blieben Haus und Grundstück bis zum Ende des 16. Jahrhunderts im Besitz der Familie.203 Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Sitznischen dem Portal im Auftrag dieser Familie hinzugefügt wurden Untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 345; Kadatz (2003) o.s. Vgl. Lange (1994) S Vgl. Kadatz (2003 a) o.s. Vgl. Lange (1994) S. 910.

82 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 76 Seit 1850 wurde das Haus von Friedrich Wilhelm Thümmel als Brauerei genutzt. Sein Nachfolger Franz Ferber veranlasste 1869/1871 einen umfangreichen modernisierenden Umbau, der Grundrissveränderungen, eine Aufstockung der bestehenden zwei Geschosse um ein drittes sowie den Neubau der Fassade umfasste. Das Sandsteinportal vom Vorgängerbau wurde beibehalten und in die neugestaltete Fassade integriert ließ der Kaufmann Alfred Pohrer anstelle der bisherigen Brauerei und Gaststube einen Laden mit Schaufenstern einbauen erhielt die Firma Robert Bothe, als deren Inhaber auch Alfred Pohrer genannt wurde, die Genehmigung, vor dem Laden eine Olex-Zapfsäule aufzustellen. Die Säule befand sich auf dem Bürgersteig, während der Benzintank in das Kellergeschoss eingebaut war. Ein zweiter sollte 1928 hinzukommen.205 Abbildung 29: Akten zum Einbau eines zweiten Benzintanks. Links: Detail des Bauplans, Rechts: Detail eines Werbeprospektes. Aus: historische Bauakten der Stadt Torgau ist als neue Besitzerin Margarete Lange nachweisbar, die Instandsetzungsarbeiten zum Erhalt der Wohnungen veranlasste. Putzausbesserungen führte das Architekturbüro und Baugeschäft Kliche & Baum durch gab es einen kleinen Brand im Haus.206 Im Zuge der systematischen Modernisierung in Torgau wurde die Bäckerstraße 1980/81 instandgesetzt.207 Nachdem die Fassade nach Befund grau gefasst worden war, untersuchte 1981 der Kunsthandwerker Edgar Müller208 die Fassung des Portals mittels einer Freilegungsprobe an einer Blumenranke, die er anschließend wieder verputzte. Die Erstfassung des Portals war Müller zufolge ein monochromes Grau zu einer weißen Fassade. In einer zweiten Fassung war die Farbgebung gegensätzlich: 204 Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau; Lange (1994) S. 909; Findeisen/Magirius (1976) S. 344; Kadatz (2003) o.s. 205 Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. 206 Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. 207 Vgl. mündliche Mitteilung Bräunlich (2007). 208 Aus seinem Bericht ist diese Berufsbezeichnung ersichtlich.

83 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 77 weißes Portal mit grauer Fassade. Für die geplante Neufassung des Portals empfahl Müller die Verwendung von Polyacrylatfarben, "(...) da eine hundertprozentige Sauberkeit des Anstrichträgers nicht gewährleistet werden kann."209 Laut Akten wurden alle Stuckteile der Fassade erhalten bzw. neu angebracht sowie die Fassade und Architekturplastik monochrom grau gestrichen. Des Weiteren erhielten alle Gurtsimse und Sohlbänke Blechabdeckungen und die Antennenkabel wurden neu verlegt veranlasste die Eigentümerin Monika Richter eine Befunduntersuchung der Fassaden, des Portals sowie der Innenräume des Hauses durch die Diplomrestauratoren Peter Ehrhardt und Mechthild Noll-Minor. Das Portal wies Verwitterungen und Schalenbildungen im Sockelbereich und an exponierten Stellen sowie mechanische Beschädigungen durch frühere Reinigungsmaßnahmen auf. Verfärbungen durch ölhaltige Anstriche wie Verschmutzungen und Zementausbesserungen bewirkten optische Beeinträchtigungen. Auf Grund der lediglich fragmentarisch erhaltenen älteren Fassungsreste erscheint eine mehrmalige Reinigung und eventuell Ablaugung des Portals wahrscheinlich. Eine Rekonstruktion der Erstfassung sowie die Zuordnung einer Fassadenfarbe zur Erstfassung des Portals waren nicht möglich. Die Untersuchungsergebnisse Müllers von 1981 zur Portal- und Fassadenfarbigkeit konnte Ehrhardt weder bestätigen noch anhand der Befunde nachvollziehen. Vermutlich handelte es sich bei der von Müller festgestellten weißen Erstfassung der Fassade um einen älteren Anstrich vor der neogotischen Umgestaltung 1869/1871. Die erste von Ehrhardt feststellbare Fassung der neogotischen Fassade ist hellgrau. Auf Grundlage der Befunduntersuchung empfahl Ehrhardt eine Rekonstruktion dieser hellgrauen Erstfassung in Silikattechnik (Firma Keim).211 Der Fassadenanstrich wurde nach den Vorgaben Ehrhardts von einer Malerfirma ausgeführt. Im Falle des Portals führte Ehrhardt die Restaurierung der reich geschmückten Portallaibung ab den Baldachinen durch, während den Auftrag für die Sitznischen die Steinmetzfirma Naturstein GmbH erhielt. Laut Kostenvoranschlag plante die Steinmetzfirma, Vierungen anzufertigen und Neuverfugungen sowie Ergänzungen mit dem mineralischen Mörtel Minéros (Firma Krusemark) auszuführen.212 Eine zunächst vorgesehene Imprägnierung wurde nicht durchgeführt. Ehrhardts Maßnahmen umfassten folgende Schritte:213 dreimalige Tränkung mit Ethyl-Kieselsäureester (Wacker OH) mechanische Abnahme der Überfassungen chemische Reinigung der öligen (15%ige Ammoniaklösung und Nachwaschen mit verdünntem Aceton) und eisenoxidhaltigen (2%ige Zitronensäure und 15%iges Ammoniaklösung zum Neutralisieren) Verfärbungen Vgl. Müller (1981) o.s. Vgl. Wölflick (o.j.). Vgl. Ehrhardt (1997) S. 3ff. Vgl. Kostenvoranschlag der Firma Naturstein GmbH (1996), der Kostenvoranschlag liegt den Dokumentationsunterlagen Ehrhardts bei. 213 Vgl. Ehrhardt (1997) S. 11f.

84 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 78 Erneuerung der zementhaltigen Ergänzungen und Fugen, kleinere Fehlstellen mit Minéros, z.t. mit Acrylatzusatz (Primal AC 33), größere Fehlstellen und Neuverfugungen mit Kalkmörtel viermaliger Kalkanstrich Material und Technik Die verputzte Fassade weist neben dem Sandsteinportal auch Stuckornamente auf. Der Sandstein des Portals ist geglättet und die Gestaltung der figürlichen Plastik sorgfältig ausgearbeitet. Die gesamte Fassade einschließlich des Portals ist gefasst. Geringe Putzreste aus dem 16./17. Jahrhundert finden sich nur noch im Innenhofbereich bis zur ersten Geschosshöhe. "Es handelt sich bei diesem Putz um einen bis zu 5 mm starken, partiell leicht rötlich gefärbten Kellenglattputz. Aufgrund der schlechten Befundlage kann ein ockerfarbener oder weißer Anstrich nur angenommen werden."214 Bei der Umgestaltung der Fassade 1869/1871 wurde ein feinkörniger, zementhaltiger Putz aufgetragen. Plastische Zierelemente wie Kapitelle und Köpfe in den Bogenfeldern sind aus Stuck hergestellt. Die Instandsetzungsarbeiten an der Fassade Anfang der 1980er Jahre erfolgten mit einem ähnlichen Zementputz. Die Erstfassung der neogotischen Fassade war laut Ehrhardt ein monochromes Hellgrau mit einer vermutlich ölhaltigen, bräunlichen Grundierung der Stuckapplikationen zur Hydrophobierung. Darauf folgten zunächst ein weißer Anstrich, dann ein hellgrüner mit ockerfarbig abgesetztem Erdgeschoss sowie als Letztes der graue Anstrich aus den 1980er Jahren.215 Für diesen Anstrich wurde der Untergrund zunächst gereinigt und mit dem Produkt "VogelFluat"216 vorbehandelt. Darauf folgten ein einmaliger Auftrag des Produktes "ILMANTIN-Primer PL 320/321"217 sowie ein zweimaliger Auftrag des Produktes "ILMANTIN-PAK 950".218 Bei der Restaurierungsmaßnahme 1997 wurde die Fassade vermutlich in Silikat-Dispersionstechnik219 gefasst. Das Portal aus Sandstein weist als älteste vorhandene Fassungen vier Kalkanstriche auf. Genauere Aussagen zur Gestaltung oder zur Zuordnung der Fassadenfarbigkeit zur Erstfassung des Portals sind auf Grund des fragmentarischen Bestandes nicht möglich. "Zur Erstfassung der Fassade, die im Untersuchungsbericht von 1981 erwähnt wird, könnte die Schicht 4 (Befund 4) gehören. Die Befunde, die zu der damaligen Aussage "weiße Erstfassung der Fassade" führten, können nicht mehr nachvollzogen werden. Die in diesem Bericht beschriebene zweite Fassung ("...alle Profile...Rankenwerk weiß, bei grauer Fassade") könnte mit Fassung III (Schicht 6) übereinstimmen. Spuren von Rot und Blau 214 Ehrhardt (1997) S Vgl. Ehrhardt (1997) S Dieses Produkt ist noch im Handel erhältlich, zum Beispiel bei der Firma Drogerie Nendel in Chemnitz. Fluate dienen zum Neutralisieren und Härten von Putzen. 217 Das Produkt "ILMANTIN" wird nicht mehr verwendet. Nähere Informationen zu den Inhaltsstoffen konnten nicht ermittelt werden. 218 Vgl. Wölflick (o.j.). 219 Eine Dokumentation der Maßnahmen an der Fassade lag nicht vor. Die von Ehrhardt ausgesprochene Empfehlung und das Verwitterungsbild des Anstriches lassen vermuten, dass sich die Malerfirma an die Vorgaben gehalten haben.

85 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 79 sowie partielle bräunliche Verfärbungen könnten auf eine als stark farbig einzuordnende Ölfassung mit Metallauflagen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hindeuten." erhielt das Portal seine jüngste Fassung: einen viermaligen monochromen hellgrauen Anstrich mit pigmentiertem Kalk (Holzkohle und Lichter Ocker) unter Zusatz einer geringen Menge von Leinöl/Standöl.221 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Die Engel, das Spruchband und die zu vermutende Marienfigur sind der noch traditionellen Symbolund Formensprache der Marienverehrung vor der Reformation zuzuordnen. Sie verweisen auf das Lukas-Evangelium (Kapitel 1, Vers 28) sowie die Psalme 14 und 53. Der Betrachter soll auf das Hoffen der Menschen auf Erlösung aufmerksam gemacht werden und nicht wie die Narren Gott verleugnen.222 Die Thesen Martin Luthers hatten frühe Auswirkungen auf Torgau. Bereits 1520 hielt Valentin Tham die erste evangelische Predigt in der Nikolaikirche und 1521 Luther selbst die erste seiner über 40 Predigten in Torgau (siehe Kapitel 2.1.2).223 "Die Ikonographie des bemerkenswerten Portals charakterisiert offensichtlich noch den Grenzbereich des Überganges zur veränderten Gedankenwelt des Protentatismus, die nach der Reformation ab 1525 auch in Torgau die traditionelle Marienverehrung durch neue religiöse Gesichtspunkte realer bürgerlicher Auffassungen ersetzte. Vielleicht hat schon damals die im Scheitel des Portals vermutete Maria ihren Platz verloren."224 Es handelt sich bei diesem Sitznischenportal um das älteste erhaltene in Torgau und gleichzeitig mit seiner qualitätvollen Ausführung um das prächtigste der spätgotischen Profanbauten.225 Es bildet zusammen mit der neugotischen, repräsentativen Fassade ein denkmalpflegerisch wertvolles Ensemble. In Torgau sind Portale des 16. Jahrhunderts eher selten als Spolien wiederverwendet worden. Der Großteil der Portale ist noch heute in dem bauzeitlichen Gebäude integriert. Neben dem Portal des Hauses Bäckerstraße 3 handelt es sich auch bei dem Portal des Hauses Fleischmarkt 6 um eine Spolie. Auch hier kam es zu einem Neubau und das als wertvoll erachtete Portal wurde übernommen (siehe Kapitel 5.2.5). 220 Ehrhardt (1997) S. 10f. Genauere Angaben zu den Befunden und Fassungsschichten waren aus dem zur Verfügung stehenden Bericht nicht ersichtlich. Ein Interview mit Ehrhardt würde genauere Erkenntnisse liefern. Dies konnte aus Zeitgründen nicht im entsprechenden Umfang erfolgen. 221 Vgl. Ehrhardt (1997) S. 10ff. 222 Vgl. Kadatz (2003 a) o.s. 223 Vgl. Hollberg (2004) S Kadatz (2003 a) o.s. 225 Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 345.

86 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S Bäckerstraße 8, Sitznischenportal Datierung nicht eindeutig belegbar, zweite Hälfte 16. Jh. Auftraggeber vermutlich Hauseigentümer Hans Hetzer Künstler unbekannt, vorhandene Steinmetzzeichen sind bislang nicht zugeordnet Material Träger: Postaer Sandstein jüngste Fassung: vermutlich Silikat- oder Dispersionsanstrich historische Fassungen: nicht bekannt Inschrift / Ikonografie Wächterköpfe: zwei porträtähnliche, vollplastische Männerköpfe, die aus den Zwickeln seitlich des Portalbogens herausschauen. Erhaltungszustand Der Sandsteinträger ist mit Ausnahme einiger Fehlstellen gut erhalten. Die Fassung ist zum Teil über den Fehlstellen ausgeführt und partiell verwittert. Die Pupillen der Köpfe sind vertieft gearbeitet, aber farblich nicht differenziert. Die Plastizität der Köpfe wird durch die Fassung nicht beeinträchtigt. Zusätzliche Anmerkung Verlust der linken Sitzkonsole und eines Teils der Wappenzier, Gebälk und Pilaster sind rekonstruiert. Auf den Archivolten sowie im Zwickel der rechten Muschel sind zwei unterschiedliche Steinmetzzeichen erkennbar, die nicht identisch sind mit dem für Caspar Reinwald gesicherten Zeichen. An der Archivolte ist ein Freilegungsfenster vorhanden. Abbildung 30: Links: Bäckerstraße 8, Fassade mit repräsentativem Portal und Erker, Rechts: Plan zur Einrichtung eines Hutlagers für den Eigentümer Lorenz, vermutlich Aus: historische Bauakten der Stadt Torgau.

87 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 81 Beschreibung Das dreigeschossige Wohnhaus in geschlossener Bebauung besitzt eine schlichte, asymmetrische, fünfachsige Fassade: "durch dreieckig aus der Fassade auskragenden Erker und reiches Sitznischenportal auffälliger und den Straßenraum prägender Renaissancebau (...)".226 In einem Keller des Hauses ist der Spiegel eines Gefaches mit 1579 und dem Steinmetzzeichen Caspar Reinwalds beschriftet.227 Außerdem findet sich eine weitere Bezeichnung mit dem Datum Findeisen und Magirius ordnen das gesamte Gebäude der Datierung 1579 zu, während Kadatz einen Um- bzw. Neubau des Hauses um 1551 annimmt und auch das Sitznischenportal dieser Phase zuweist.229 Das Portal wird von einer dorischen Portalrahmung umgeben bestehend aus zwei flankierenden kannelierten Pilastern, die das Gebälk tragen. Das Gebälk setzt sich aus einem Architrav mit Triglyphen und einem profilierten, flachen Gesims zusammen. Die erhaltene vom Betrachter aus gesehen rechte Sitzkonsole des Portals besteht aus einem Fächer, auf dem ein rundes, gedrehtes und von geschlitzten Bändern gehaltenes "Polster" als Auflage für die Deckplatte dient. Die Sitznischen des Portals enden in Muscheln, über denen sich die reich profilierte rundbogige Laibung spannt. Auf den Scheitelstein ist eine Wappenkartusche mit Rollwerkrahmung appliziert. Die auf der Kartusche befindliche Wappenzier ist nur noch fragmentarisch erhalten. Erkennbar ist ein nackter männlicher Oberkörper. Vorgeblendete kannelierte Pilaster der dorischen Ordnung rahmen das Portal und tragen ein dorisches Gebälk, bestehend aus Architrav, Regula mit Guttae, Triglyphen-Fries und reich profiliertem Kranzgesims. Ursprünglich reichte die Wappenzier bis in den Fries. In den Zwickeln zwischen Portallaibung und -rahmung schauen zwei bärtige Wächterköpfe aus diamantquaderbesetzten runden Öffnungen hervor.230 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Der erste nachweisbare Eigentümer ist 1491 der Sattler GeorgeTitze. Von 1523 bis 1676 war das Haus im Besitz der Familie Hetzer, nur 1628 wird zwischendurch der Neubürger und Tischler Andres Keilenberger genannt. Von Claus Hetzer, der Ratsherr und Bürgermeister war, und seiner Frau Euphemia ging das Haus 1551 in den Besitz von Hans Hetzer und 1605 in den von Daniel Hetzer über.231 Auf Grund des Steinmetzzeichens Caspar Reinwalds und der Datierung im Keller ist das Haus vermutlich 1579 neugebaut worden.232 Somit ist Hans Hetzer als Auftraggeber für das Portal wahrscheinlich, wovon auch Kadatz233 ausgeht Untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 348; Kadatz (2003 b) o.s.. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 347f. Hier wird die Portalrahmung noch nicht beschrieben, vermutlich ist sie erst nach 1972, als die Untersuchungen der aufgeführten Denkmale abgeschlossen waren, entstanden. 231 Vgl. Lange (1994) S. 820f. 232 Vgl. Lange (1994) S. 820; Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Kadatz (2003 b) o.s..

88 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S wurde das Haus durch George Schaale und seine Erben als Brauhaus verwendet erfolgte im Auftrag des Hutmachermeisters und Eigentümers Lorenz ein Aus- und Umbau des Wohngebäudes ließ der spätere Besitzer und Klempnermeister Carl Kayser einen Laden im Erdgeschoss einbauen und in den folgenden Jahren weitere bauliche Veränderungen wie den Anbau einer Abortanlage vornehmen. Bis 1938 blieb das Haus im Besitz der Familie Kayser. Neben dem Laden Im Erdgeschoss (Klempnerei) wohnten in dem Haus auch verschiedene Mieter erfolgte die Grundinstandsetzung des Gebäudes und der Fassadengestaltung. An der Fassade wurden die Fenstergewände seitlich des Portals und die Treppenstufen des Einganges erneuert bzw. ergänzt.235 Die Rekonstruktion der Portalrahmung war ebenfalls Bestandteil der Maßnahmen, denn auf historischen Aufnahmen von 1968 ist das Portal noch in seinem fragmentarischen Zustand dokumentiert und auch in der Publikation über Torgau von Findeisen und Magirius wird die Rahmung noch nicht beschrieben. Von der Portalrahmung hatte sich in den 1970er Jahren nur der Architrav erhalten. Eine weitere historische Aufnahme, die vor 1968 entstanden sein muss, zeigt über dem Architrav noch einen Zahnschnitt-Fries. Diese Friesform entstand aus der Abstraktion von Balkenköpfen und ist ein Element der ionischen und nicht der dorischen Säulenordnung.236 Auch Kadatz beschreibt die ursprüngliche Rahmung als ionisch.237 Auf welchen Grundlagen die Rekonstruktion der Portalrahmung beruht, konnte nicht ermittelt werden. Die monochrom hellgraue Fassung des Portals mit polychromen Köpfen und Wappen stammt vermutlich ebenfalls von dieser Maßnahme. Ob dies auch gleichzeitig die letzte Fassung war oder ob es seitdem wie beim Rathaus (siehe Kapitel 5.2.7) zu einer Wiederholung der Farbgestaltung gekommen ist, zum Beispiel anlässlich der Sächsischen Landesausstellung 2004 in Torgau, ist nicht bekannt. Material und Technik Die Fassade ist glatt verputzt und monochrom in einem hellen Ocker gestrichen. Das Portal ist aus Postaer Sandstein hergestellt. Die Ergänzungen der Fenstergewände von 1979 wurden in Cottaer Sandstein ausgeführt. Es kann daher angenommen werden, dass die Portalrahmung ebenfalls in diesem Material rekonstruiert wurde. Auf dem Träger ist ein monochromer hellgrauer Anstrich erkennbar, der ein schollenartiges Verwitterungsbild zeigt. Dies deutet auf einen Anstrich in Silikat- oder Dispersionstechnik hin. Die beiden Köpfe sind polychrom gestaltet mit Inkarnat und dunklem Haar bzw. Bart. Mit Ausnahme der Köpfe liegt über diesem Anstrich eine Lasur mit erkennbarem Pinselduktus. Aus den verwendeten Quellen waren keine Hinweise auf historische Fassungen ersichtlich Vgl. Lange (1994) S Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Vgl. Koepf (1974) S Vgl. Kadatz (2003 b) o.s.

89 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 83 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Das Motiv der Gaffköpfe oder Wächterfiguren stammt aus der Antike und wurde von italienischen Renaissancebauten auch in Deutschland übernommen. Die Darstellung wandelte sich im 16. Jahrhundert von bösartig abschreckenden zu neugierigen Charakterköpfen wachsamer Stadtbürger. Gaffköpfe sind in Deutschland häufiger an Eingängen von Rathäusern und Schlössern vorhanden.238 Die Köpfe des Hauses Bäckerstraße 8 sollten dem Haus wohl Schutz gewähren.239 Das Haus wird durch den Erker und das Sitznischenportal hervorgehoben und ist ein "(...) den Straßenraum prägender Renaissancebau".240 Das Portal, eines der prächtigsten Torgaus, besitzt eine aufwändige Rahmung. Derartige Portale sind offenbar seltener gewesen als die gewöhnlichen Sitznischenportale. Die Gaffköpfe sind singulär in Torgau Breite Straße 4, Sitznischenportal Datierung 1604 Auftraggeber vermutlich Hauseigentümer Barthel Fritz Künstler unbekannt Material Träger: Sandstein jüngste Fassung: Acrylfarben historische Fassungen: soweit bekannt Kalkanstriche und Ölfarben Inschrift aufgemalte Jahreszahlen "1604" und "1929", die verschlungenen Linien könnten Initialien darstellen Ikonografie / Erhaltungszustand Sehr guter Erhaltungszustand des Trägers und der Fassung. Im Sockelbereich sind wenige Fehlstellen in der Fassung vorhanden. Dort ist erkennbar, dass sich darunter nicht der Sandsteinträger sondern eine weiße Schicht (Grundierung oder Ergänzung?) befindet. Zusätzliche Anmerkung Die Sitze sind nicht mehr vorhanden. Eine Konsole im Innenraum ist auch mit "1604" bezeichnet Vgl. Kadatz (2003 b) o.s. Vgl. Hollberg/Stockhausen/Velsen-Zerweck (2004) S Untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Findeisen (2004) S. 92.

90 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 84 Abbildung 31: Breite Straße 4, Fassade mit Sitznischenportal, Beschreibung Das schlichte, breit angelegte, zweigeschossige Wohnhaus befindet sich in geschlossener Bebauung und ist in acht ungleich verteilte Achsen gegliedert. Es handelt sich um ein "charakteristisches Bürgerhaus der Renaissance mit Steildach, profilierten Fenstergewänden, Sitznischenportal und wertvoller Bausubstanz im Innern".242 Die Sitze des Portals sind verloren gegangen. Die Sitznischen werden von Muscheln abgeschlossen. Die Zwickel über den Muscheln sind mit Karnies und gekrönelten Füllungen gestaltet. Über den Kämpfern erhebt sich die rundbogige Archivolte, die mit Karnies, Eierstab und Absätzen profiliert ist. Am Scheitelpunkt ist eine Wappenkartusche angebracht mit den modern aufgemalten Jahreszahlen 1604 und Durch die Datierung einer Konsole im Innern ist die Entstehungszeit 1604 bestätigt. Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Die verschiedenen Hausbesitzer sind bis in das Jahr 1491 belegt. Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts handelte es sich fast ausschließlich um Viertelsmeister und seit dem Ende des 17. Jahrhunderts um Ratsherren. Seit 1572 ist der Viertelsmeister Barthel Fritz244 bis zu seinem Tod 1614 als Eigentümer nachweisbar.245 Somit wurde das Portal wahrscheinlich von ihm in Auftrag gegeben. 242 Untere Denkmalschutzbehörde (1999). 243 Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 350; Wagner (1986) o.s. 244 Der Name variiert leicht, unter anderem finden sich folgende Schreibweisen: Bartel Fritzsch, Barthol Fritzsch und Barthol Fritz. 245 Vgl. Lange (1994) S. 294.

91 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 85 Im 19. und 20. Jahrhundert kam es zu Ladeneinbauten. Es wurde auch ein Gesims zwischen den Geschossen eingefügt war der Buchdruckereibesitzer Ernst Ferdinand Tragmann der Besitzer des Hauses nach dem Neubürger und Stadtmusikus Christian Gottlieb Erfurt. Möglicherweise ließ er für die Buchdruckerei einen Laden im Haus einbauen. Die vorigen Hauseigentümer im 19. Jahrhundert sind nicht als Gewerbetreibende bekannt.247 Seit 1894 ist der Buchbindermeister Eduard Kolbe als Eigentümer belegt ging das Haus in den Besitz des Dentisten Max Kukurutz über, während Eduard Kolbe einen Laden (Buchbinderei) im Haus betrieb. Er beantragte 1929 die Genehmigung, neben der Ladentür in 3 m Höhe eine Leuchtreklame aus weißem Milchglas mit schwarzer Schrift (Größe 32x60 cm) anzubringen.248 Restauratorische Untersuchungen 1985 sowie 1999 lassen darauf schließen, dass der Sandstein im 19. oder 20. Jahrhundert gründlich gereinigt bzw. abgelaugt wurde.249 Vermutlich fand die Reinigung im Rahmen einer größeren baulichen Maßnahme statt. Hierbei könnte es sich um den vermuteten Ladeneinbau um 1850 oder um die Umgestaltungen im Laden in den 1920er Jahren handeln. Die Datierungen in der Wappenkartusche lassen außerdem vermuten, dass es 1929 zu einer Umgestaltung oder Teilrekonstruktion des Portals kam. Entsprechende Baupläne sind allerdings nicht vorhanden. Möglicherweise wurden die Sitze ebenfalls in diesem Jahr abgebrochen.250 Die systematische Modernisierung der Straßenzüge Torgaus begann 1978 in der Breiten Straße.251 Nach Beseitigung der baulichen Veränderungen (Gesims) wurde die Fassade neuverputzt und gestrichen.252 Auf den Fotos vor und nach 1978 ist dasselbe Kabel oberhalb des Portals auf der Putzoberfläche zu sehen, obwohl die Kabelverlegung unter Putz eines der erklärten Ziele der Modernisierungsmaßnahme war (siehe Kapitel 5.2) und die Fassade nachweisbar zwei verschiedene Putze besitzt. Entweder wurde 1978 keine Neuverputzung vorgenommen oder es wurde auf die Verlegung der Kabel unter den Neuputz verzichtet führte der Student Uwe Wagner, Hochschule für Bildende Künste Dresden, betreut duch Professor Möller, eine Untersuchung zur Polychromie des Portals durch. Er konnte fünf verschiedene Gestaltungen des Portals mit Bezug zur Fassade nachweisen, wobei die Sichtfassung von 1978 stammte:253 Folgender Aufbau ergab sich von unten nach oben: Bei grüner Fassade war das Portal in einem hellen Graugrün gehalten mit gelblich-roten Nischen, vergoldeter Muschel und blauem Karnies der Muschelzwickel. Das älteste vorliegende Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Lange (1994) S Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Vgl. Schirrwagen (1999) o.s. und Wagner (1986) o.s. Laut der Befunde gehen beide von einer gründlichen Reinigung aus, ordnen sie jedoch zeitlich unterschiedlich ein. Wagner ordnet diese Maßnahme in die 1930er Jahre ein, dagegen nimmt Schirrwagen an, dass das Portal 1927 gereinigt und die Sitze entfernt wurden. Vgl. Bauamt 422 (o.j.). Vgl. Wagner (1986) o.s. Vgl. Wagner (1986) o.s.

92 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 86 Foto zeigt eine dunkle Fassade mit hellem, polychromen Portal. Demnach müsste es sich um die erste Fassung handeln. Das Negativ-Positiv-Verfahren wurde 1839 eingeführt,254 so dass die historische Aufnahme sowohl aus dem 19. als auch aus dem 20. Jahrhundert stammen könnte. Die Fassade war hellgrau und das Portal dunkelgrau mit rotbraunem Wulst der Laibung. Die Archivolte und der Eierstab zeigten ein Hellgrau, während die Muschel, die Eier des Eierstabes und die Verzierungen der Scheitelkartusche vergoldet waren. Bei ebenfalls hellgrauer Fassade war das Portal dunkelgrau und das äußere Profil der Archivolte hellgrau. Die Platten der Archivolte besaßen außerdem einen roten Streifen. Der Wulst der Laibung, der Karnies der Muschelzwickel und der Eierstab wiesen eine blaue Fassung und die Muscheln, Muschelplatte sowie die Eier des Eierstabs eine Vergoldung auf. Hierbei handelt es sich um eine Teilfassung des Portals. Lediglich das Portal erhielt eine hellgraue Farbgebung mit Ausnahme der Scheitelkartusche und der zuvor vergoldeten und blau gefassten Bereiche. Diese Gestaltung zeigt vermutlich die historische Aufnahme von 1968, da die Portalgewände und die Fassade einen ähnlichen Tonwert besitzen. Die Fassade wurde mit einem grauen Rauputz versehen und das Portal mit Ausnahme der Scheitelkartusche monochrom ockerfarben gestrichen. Auf Grund der Neuverputzung ist diese Gestaltung der Modernisierungsmaßnahme 1978 zuzuordnen. Sie blieb als Sichtfassung bis zur Restaurierungsmaßnahme 1999 stehen. Abbildung 32: Breite Straße 4, Sitznischenportal. Links: historische Aufnahme vermutlich mit erster nachweisbarer Fassung. Aus: Bildarchiv Landesamt für Denkmalpflege Sachsen. Rechts: Aufnahme von 1968 vermutlich mit Fassung vor der Modernisierungsmaßnahme von Foto: Hans Plohoff. 254 Vgl. Meyers Taschenlexikon (1985) Bd. 7, S. 286.

93 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 87 Die originale Farbigkeit von 1604 ist nicht erhalten, vorhandene ältere Fassungen sind nur fragmentarisch überliefert und konnten nicht rekonstruiert werden. Die erhaltenen Fassungen 1 und 2 ordnet Wagner in das 19. Jahrhundert ein. Auf Grundlage der Ergebnisse schlug Wagner zwei verschiedene Konzepte vor: Zum einen eine Freilegung auf die dritte Fassung inklusive Retuschen, Ergänzungen und Vergoldungen, zum anderen eine Rekonstruktion der ersten nachweisbaren Fassung. Es kam nicht zur Umsetzung eines der Konzepte. Die Eigentümerin Frau Münter beauftragte 1999 den Restaurator Ralph Schirrwagen mit einer erneuten Untersuchung der Polychromie des Portals und der anschließenden Neufassung. Ziel war es, eine geeignete Fassung für eine Rekonstruktion zu finden. Das Portal sollte für einen geplanten Verkauf des Hauses restauriert bzw. rekonstruiert werden. Schirrwagen konnte die Ergebnisse Wagners weitgehend bestätigen:255 Insgesamt sind ca. zehn weiße Kalkschichten sowie drei abgetönte vorhanden, die zu älteren Gestaltungen gehören, aber keine Fassungszusammenhänge ergeben und auch nicht in eine Schichtenabfolge eingeordnet werden können. Die Archivolten weisen bis zu zehn übereinander liegende Ölfarbschichten auf. Auf den abgearbeiteten Flächen der ehemaligen Sitze liegen fünf Ölfarbfassungen vor, die auch Wagner untersuchte. Bis auf die farbigen Absetzungen der ersten Fassung stimmen sowohl Wagner als auch Schirrwagen in ihren Ergebnissen zur Farbigkeit überein. Allerdings ordnet Schirrwagen die Fassungen nach 1927 ein. Unter dem jüngsten Fassadenputz ist im Bereich des Erdgeschosses eine Quaderung vorhanden. Eine zeitliche Einordnung dieser Gestaltung ist nicht möglich. Es wurde die letzte polychrome Gestaltung des Portals rekonstruiert, die Fassung 3 bei Wagner enstpricht, da dies die letzte polychrome Gestaltung war und die Befunde am eindeutigsten nachweisbar waren. Bei dieser Farbgebung könnte es sich um eine Fassung aus dem Ende des 19. Jahrhunderts oder Anfang des 20. Jahrhunderts handeln. Somit wäre mit der Rekonstruktion dieser Gestaltung auch der Bezug zu der modernen Datierung "1929" in der Wappenkartusche hergestellt. Für die Neufassung wurden die vorhandenen Fassungen am Portal nicht komplett entfernt. Auf Wunsch der Auftraggeberin erfolgte keine Rekonstruktion der Sitze. Material und Technik Die Fassade ist vermutlich 1978 neuverputzt worden. Verwendet wurde ein Rauputz, der noch heute die Fassadenoberfläche bildet. Das Sandsteinportal ist bis auf die gekrönelten Zwickel geglättet. Die bauzeitliche Fassung ist nicht überliefert, älteste vorhandene Fassungsfragmente sind mehrere Kalkschichten. Die jüngsten Anstriche erfolgten ausschließlich in Öltechnik. Für die Neufassung 1999 wurden Acrylfarben (Firma Lucid) verwendet. Partielle Metallisierungen erfolgten mit Bronzepulver, das mit mit einem Perlglanz-Acrylat vermischt wurde Vgl. Schirrwagen (1999) o.s. 256 Vgl. mündliche Mitteilung Schirrwagen (2007).

94 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 88 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Das Haus ist von stadt- und baugeschichtlicher Bedeutung.257 Das Portal ist ein charakteristisches Beispiel für den sich nach der Mitte des 16. Jahrhunderts entwickelnden Typus (siehe Kapitel 5.2). In Torgau gibt es mehrere sehr ähnlich gestaltete Portale, beispielsweise Fischerstraße 8 und 17. Sie unterscheiden sich jedoch in der Sichtfassung Breite Straße 10, Sitznischenportal Datierung Gebäude von 1520/30 Auftraggeber vermutlich Hauseigentümer George Schneider oder Hans Preßler Künstler unbekannt Material Träger: Sandstein (vermutlich Elbsandstein) jüngste Fassung: vermutlich Silikat- oder Dispersionsfarben historische Fassungen: soweit bekannt ölgebundene Erstfassung sowie weitere Öl- und Dispersionsfassungen, vermutlich auch Leimfassung Inschrift aufgemalte Hausnummer "10" Ikonografie / Erhaltungszustand Der Träger ist bis auf Verwitterungen und Fehlstellen im Sockelbereich gut erhalten. Die Fassung liegt zum Teil über verwitterten Bereichen. Zusätzliche Anmerkung Der vom Betrachter aus gesehen rechte Sockel ist erneuert. Abbildung 33: Breite Straße 10. Links: Fassade mit Sitznischenportal, Rechts Plan für neue Fassadengestaltung, Aus: historische Bauakten der Stadt Torgau. 257 Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999).

95 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 89 Beschreibung Das dreigeschossige Eckhaus mit Hintergebäude und hohem Satteldach befindet sich in geschlossener Bebauung. Die Fassade des Wohnhauses ist durch sechs Achsen gegliedert, während die Giebelseite keine Achsteilung besitzt. Neben profilierten Fenstergewänden ist als bauplastischer Schmuck ein rundbogiges Sitznischenportal vorhanden, dessen Sitze fehlen.258 Die tiefen Sitznischen des Portals werden nach unten durch schlichte Sockel begrenzt, die durch das Begradigen der abgeschlagenen Sitze entstanden sind, und nach oben durch schräggestellte runde Schilde abgeschlossen. Oberhalb der Schilde setzen die Rundstäbe an, die durch tiefe Kehlen gestaltet sind und die gesamte Bogenform begleiten. Im Scheitelpunkt ist auf den Rundstäben ein kleines Wappenschild angebracht.259 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte 1491 ist als Eigentümer der Bürgermeister, Ratsherr und Viertelsmeister Andres Gantzk nachweisbar. Auch in den folgenden Jahrzehnten handelte es sich bei den Besitzern um Viertelsmeister: seit 1505 George Schneider sowie seit 1531 Hans Preßler.260 Da das Gebäude in die Zeit um 1520/30 datiert wird und Hans Preßler als Eigentümer bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts belegt ist, kommen nur diese beiden als Auftraggeber für den Bau des Hauses und somit auch des Portals in Frage ging das Gebäude in den Besitz des Bäckermeisters Albert Langöhr über. Er veranlasste 1886 die Einrichtung eines Ladens und Schaufensters im Erdgeschoss. Zuvor waren seitlich des Portals insgesamt fünf Fenster vorhanden gewesen.262 Bereits 1888 folgte die Vergrößerung der zwei noch unveränderten Fenster im Erdgeschoss. Den Bauplänen und historischen Fotos nach zu urteilen, wurde das Erdgeschoss außerdem mit einer auf Glattputz aufgebrachten Fugengestaltung sowie durch ein Gesims von den anderen Geschossen differenziert.263 Der Bäckermeister Eduard Albert Langöhr, vermutlich der Sohn, war seit Anfang des 20. Jahrhunderts Hauseigentümer und ließ 1911 einen neuen Fasadenputz aufbringen. Dabei blieb die Fugenimitation des Erdgeschosses bestehen und der Rest der Fassade erhielt einen Rauputz, den Findeisen und Magirius als Edelputz bezeichnen beantragte die Witwe Emilie Langöhr eine Vergrößerung des Ladens- und Schaufensters vom Betrachter aus gesehen rechts neben dem Portal. Seit 1926 befand sich auch ein Feinkostgeschäft in dem Haus übernahm Amanda Krauß das Gebäude und richtete einen Laden für Glas und Porzellan ein. Das Feinkostgeschäft blieb weiterhin bestehen Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999); Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Es findet sich auch die Schreibweise Presler. Vgl. Lange (1994) S. 299f. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau; Lange (1994) S. 299.

96 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S erfolgte die Modernisierung und Grundinstandsetzung der Häuser in der Breiten Straße. Im Rahmen einer Untersuchung zur Polychromie des Portals, die der Student Tim Beickert, Hochschule für Bildende Künste Dresden, betreut durch Professor Möller, 1985 durchführte, stellte er Ergänzungen aus Zementmörtel fest, beispielsweise an den abgeschlagenen Sitzen, und ordnete die Sichtfassung in die 1970er Jahre ein.265 Sowohl die Ergänzungen als auch die jüngste Farbgebung sind vermutlich der Maßnahme von 1978 zuzuordnen. Auch wenn eine Behandlung der Portale nicht direkt in den Maßnahmenplänen inbegriffen war, erfolgte diese generell im Anschluss.266 Der Schwerpunkt von Beickerts Untersuchung lag auf der Rekonstruktion der Erstfassung sowie der direkt darüber liegenden. Anhand einer Stufen- und mehrerer Flächenfreilegungen bis auf die erste Fassung sowie chemischer Analysen konnte er bis zu sechzehn Farbschichten, die zu verschiedenen Fassungen gehören, sondieren:267 Fassung 1: monochrome Schwarzfassung Fassung 2: Über der Schwarzfassung liegt eine olivgrüne Schicht, bei der es sich möglicherweise um eine zur ersten Fassung gehörige Lasur handeln könnte. Fassung 3: In der dritten Fassung erhielt das Portal mit Ausnahme der Rippen im Portalbogen eine weißlich-graue Farbgebung. Es handelte sich demnach entweder um eine Teilfassung, bei der die olivgrünen Rippen im Kontrast zur hellen Neufassung standen, oder an den Rippen waren keine Befunde der dritten Fassung mehr vorhanden. Fassung 4: Bis auf die Rippen und die Zwickel über den Nischen erhielt das Portal eine Schwarzfassung. Jüngere Fassungen: Auf den beschriebenen Gestaltungen liegen bis zu elf weitere Schichten verschiedener Fassungen, eine Zuordnung war jedoch kaum möglich. Demnach war in den älteren Fassungen Monochromie vorherrschend mit Ausnahme der dritten Farbgebung, die als Teilfassung ausgeführt wurde. Die zahlreichen vorhandenen Farbschichten beeinträchtigten die Plastizität lediglich in den filigranen Anfängerkonsolen, die die Ansatzpunkte der Rundstäbe darstellen. Die Konsolen waren außerdem fast vollständig verwittert und auch im Sockelbereich zeigte der Sandstein Schalenbildungen und absandende Bereiche. Die Empfehlungen Beickerts sahen eine Ergänzung aller Fehlstellen sowie der verlorengegangenen Sitze in Steinersatzmasse bzw. Naturstein, das Entfernen vorhandener Eisenteile und eine Rekonstruktion der Erstfassung nach den Untersuchungsbefunden vor. Hierfür sollten zuvor alle Übermalungen im Sockelbereich abgebeizt und dieser mit Kieselsäureesther konservatorisch behandelt werden. Als mögliche Alternativen benennt Beickert die Rekonstruktionen der Fassungen 2, 3 oder 4 nach Befund. Auf Grund der Entstehungszeit des Hauses sowie der Lage im historischen Stadtkern sollte in jedem Fall eine der ältesten Fassungen 265 Vgl. Beickert (1986) S. 2ff. 266 Dies war bei allen in der vorliegenden Arbeit aufgeführten Portalen Torgauer Bürgerhäuser die übliche Vorgehensweise mit Ausnahme des Hauses Fleischmarkt Vgl. Beickert (1986) S. 1ff.

97 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 91 wiederhergestellt werden unter Wahrung des Gesamtzusammenhanges der Fassade.268 Der Eigentümer des Hauses plante Anfang der 1990er Jahre eine Restaurierung des Portals. Die Befundlage zur Erstfassung, ein monochrom schwarzes bzw. graues Portal, entsprach nicht seinen Vorstellungen. Er wandte sich mit diesem Anliegen an die Diplomrestauratorin Mechthild Noll-Minor sowie an die untere Denkmalschutzbehörde in Torgau. Der Besitzer erhielt die Erlaubnis für eine polychrome Farbgestaltung, da die Ergebnisse der 1985 durchgeführten Untersuchung durchaus kritisch zu hinterfragen sind. Bei einer Vielzahl der Portale wird als Erstfassung eine steinfarbene Ockerfassung vermutet, die allerdings so dünn aufgetragen wurde, dass sie in der Regel nicht nachweisbar ist. Die Neufassung des Portals wurde kurz nach der Anfrage (Anfang/Mitte 1990er Jahre) von Malern ausgeführt.269 Inwiefern weitere Maßnahmen wie Ergänzungen erfolgten, ist unklar. Auf Grund der exakten Kanten des vom Betrachter aus gesehen rechten Sockels ist dieser vermutlich erneuert worden. Anhand der derzeitigen zum Teil verwitterten Fassung lässt sich erkennen, dass unter der Sichtfassung noch verschiedene Schichten liegen. Insgesamt ist die Schichtstärke der Fassungen auf dem Träger so gering, dass vermutlich die von Beickert empfohlene Freilegung durchgeführt wurde, zumal er diese ja bereits im Rahmen seiner Untersuchungen partiell vorgenommen hatte. Material und Technik Der bauzeitliche Fassadenputz ist ein Kalkmörtel.270 Über die Zusammensetzung des 1911 aufgetragenen Rauputzes ("Edelputz") sind in den verwendeten Quellen keine Angaben zu finden. Das Portal ist aus Sandstein, wahrscheinlich Elbsandstein, gefertigt. Die von Beickert festgestellte Erstfassung ist ölgebunden und mit Holzkohle pigmentiert. Vermutlich erhielt der Sandsteinträger zuvor eine Vorbehandlung mit Öl. Die Grundierung eines porösen Steinträgers mit Öl war "(...) eine für die Entstehungszeit nicht untypische Art der Steinbehandlung".271 Die folgenden Fassungen sind ausnahmslos ölgebunden. Nur die letzten der jüngeren Fassungen wurden in Dispersionstechnik ausgeführt. Bei der jüngsten Fassung aus den 1970er Jahren ist mit einer Silikat- oder Leimtechnik zu rechnen, da diese während der Modernisierungsmaßnahmen eingesetzt wurde.272 Auf Grund der Beschreibung Beickerts ("pulvrig") handelt es sich vermutlich um eine Leimfarbe. Bei der jüngsten polychromen Fassung aus den 1990er Jahren liegt in Anbetracht des schollenartigen Verwitterungsbildes wahrscheinlich eine Silikat- oder Dispersionstechnik vor Vgl. Beickert (1986) S. 1ff. Vgl. mündliche Mitteilung Noll-Minor (2007). Vgl. Beickert (1986) S. 1. Beickert (1986) S. 3. Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau; Wölflick (o.j.) Blatt-Nr.: 5.

98 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 92 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Das Wohnhaus stellt mit den profilierten Fenstergewänden und dem rundbogigem Portal ein charakteristisches Bürgerhaus der Renaissance dar, das für die Geschichte und Entwicklung Torgaus sowie baugeschichtlich bedeutend ist Fleischmarkt 6, Sitznischenportal Datierung um 1525/1530 Auftraggeber unbekannt Künstler unbekannt Material Träger: Sandstein jüngste Fassung: nur fragmentarisch erhalten, überwiegend steinsichtig historische Fassungen: soweit bekannt Ölfassungen Inschrift / Ikonografie Reliefs in Form des sächsischen (Wappenschild mit gekreuzten Klingen) und wettinischen Wappens (Wappenschild mit senkrechter Krone). Erhaltungszustand Der Sandsteinträger ist intakt und berührungsfest, weist jedoch eine verwitterte Oberfläche sowie viele Ergänzungen auf. Fassungen sind nur fragmentarisch erhalten. Zusätzliche Anmerkung Es findet sich das gleiche Steinmetzzeichen jeweils auf dem Stab direkt oberhalb der Rundscheiben. Beide Sitze auf den Konsolen sind ergänzt. Abbildung 34: Fleischmarkt 6, Fassade mit integriertem Sitznischenportal, Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999).

99 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 93 Beschreibung Bei diesem Wohn- und Geschäftshaus in geschlossener Bebauung handelte es sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts um zwei selbständige Gebäude: ein dreigeschossiger Eckbau mit 5 Achsen zum Fleischmarkt und 4 Achsen zur Nonnenstraße sowie das ehemals selbständige Nachbarhaus mit vier Achsen zum Fleischmarkt. Die beiden unteren Geschosse des Eckhauses gehören dem 16. Jahrhundert an, die Außenfassade ist jedoch von einem Umbau 1895 geprägt. Der Eckverband ist aus regelmäßig versetzten Quadern gestaltet, einer der Quader enthält die Bezeichnung "15+40 VDMIE". In der Geschosshöhe und der Gestaltung der Gesimse zwischen den einzelnen Geschossen stimmen beide Gebäude überein, die Fenstergewände unterscheiden sich jedoch. In den Neubau wurde außerdem ein Sitznischenportal von 1525/1530 entweder eingefügt oder vom Vorgängerbau übernommen.274 Die kesselförmigen Sitzkonsolen des Portals sind mit sich kreuzenden Graten verziert und ruhen auf Kugelknäufen. Die scheibenförmigen Sitze auf den Konsolen sind schlicht gearbeitet und eine Ergänzung des 20. Jahrhunderts. Die Sitznischen schließen nach oben mit schräggestellten Rundscheiben ab, in die die beiden sächsischen Wappen, von Laubwerk umgeben, als flaches Relief erhaben gearbeitet sind: linker Hand vom Betrachter das wettinische (gekreuzte Klingen) und rechter Hand das sächsische Wappen (Krone). Die Scheiben sind die Ansatzpunkte für die sich kreuzenden Stäbe, die den Rundbogen begleiten und profilieren. Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Während die Eigentümer des Eckhauses bis 1491 belegt sind, sind die Besitzer des seit 1895 dazu gehörigen Nachbarhauses nicht nachweisbar. Da Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte der Häuser im Hinblick auf Informationen zu den Portalen recherchiert werden, wird in diesem Kapitel auf eine Darstellung der Eigentümer vor 1895 verzichtet. Erwähnt sei hier nur, dass die Inschrift "VDMIE" vermutlich eine Abkürzung der Devise der Wettiner (VDMIAE = Verbum Domini Manet In AEternum / Das Wort Gottes währet ewiglich) ist. Allgemein wird deshalb angenommen, dass es sich um das ehemalige Wohnhaus des kurfürstlichen Kanzlers Gregor von Brück handelt, da nur Hofbeamte ihre Häuser unter dieses Motto gestellt haben.275 Allerdings ist durch historische Quellen belegt, dass von mindestens 1542, vermutlich schon 1539, bis 1551 der Hauseigentümer der Bürgermeister George bzw. Georg Weinbehr war ist der Fleischermeister Adolf Schneider als Eigentümer des Hauses nachweisbar. Er erwarb das Haus von den Erben des Böttchermeisters Friedrich Ernst Dietrich, der dort eine Böttcherei betrieben hatte. Nach einem Brand veranlasste Schneider den Umbau des Eckgebäudes unter Einbeziehung des 274 Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Hier wird allerdings die Fassade zur Nonnenstraße als fünfachsig beschrieben. 275 Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 363; Hollberg/Stockhausen/Velsen-Zerweck (2004) S. 160; Kühn (1986) S Vgl. Lange (1994) S. 954.

100 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S neugebauten Nachbarhauses am Fleischmarkt. Des Weiteren ließ er einen Laden einbauen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts blieb der Gebäudekomplex im Besitz der Familie Schneider. Seit 1919 ist der Fleischermeister Paul Höcke als Eigentümer belegt. Der Malermeister Carl Seidet erhielt 1924 den Auftrag, die Häuser am Fleischmarkt und in der Nonnenstraße zu streichen erfolgte ein Umbau des Ladens, bei dem die Mauerpfeiler an beiden Seiten der Ladentür (Fassade des Eckbaus zum Fleischmarkt) abgebrochen wurden, so dass die Schaufenster mit der Tür eine durchgehende Fläche bilden.277 Abbildung 35: Plan zum Umbau der beiden ehemals selbständigen Häuser, Aus: historische Bauakten der Stadt Torgau führte die Studentin Birgit Kühn, Hochschule für Bildende Künste Dresden, betreut duch Professor Möller eine Untersuchung zur Polychromie des Portals durch. Ziel war es, Vorschläge für eine geplante Neufassung zu erarbeiten. Kühn konnte vier Farbgestaltungen des Portals seit 1895 nachweisen:278 Jede der Fassungen war mehrschichtig aufgebaut und besaß eine differenzierte Farbigkeit. Die vorhandene älteste Fassung war ölgebunden und bestand aus einer Grundierung mit Bleiweiß, über der die Profile und Stäbe des Rundbogens einen grauen Anstrich und die übrige Portalarchitektur eine olivgrün-schwarze oder rotbraune Lasur erhielten. Auch die Wappen waren polychrom gestaltet: Der Schild des wettinischen Wappens war rot und hellbraun und der des sächsichen Wappens braun und schwarz mit schwarzer Krone. Die jüngste Farbgestaltung, die sich in einem sehr guten Zustand befand, ordnet Kühn in um 1960 ein. 277 Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau; Lange (1994) S Vgl. Kühn (1986) S. 2ff.

101 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 95 Gleichzeitig mit den ersten drei von Kühn nachweisbaren Fassungen am Portal erhielt die Fassade jeweils einen neuen Putz. Mit jeder Verputzung wurde die umlaufende Kehlung des Portals weiter verdeckt. Neben oberflächlichen Abwitterungen im Bereich der Sitznischen und einem Setzungsriss im Rundbogen waren außerdem mehrere kleine Fehlstellen sowie mangelhaft ausgeführte Altergänzungen am Portal vorhanden. Die Oberseiten der Sitzkonsolen wurden bei einer früheren Maßnahme schräg abgearbeitet. Die vorhandene, ölgebundene Erstfassung wies eine starke Vergilbung auf und die Wappen waren nicht entsprechend der Heraldik gefasst, so dass die dokumentierten Befunde für eine Rekonstruktion der Portalfarbigkeit unzureichend waren. Stattdessen schlug Kühn vor, dass Portal analog zu Untersuchungsergebnissen ähnlicher spätgotischer Portale zu gestalten und die Wappen entsprechend der Heraldik. Durch den grauen Farbton des Fassadenputzes würde die Fassung des Portals nicht eingeschränkt "(...) und kann somit unabhängig von ihr erfolgen." Denn "eine farbige Fassung [der Fassade] existiert nicht."279 Vor einer Neufassung sollten der Setzriss und die Fehlstellen geschlossen und die Altergänzungen erneuert werden.280 Auch der Fleischmarkt wurde noch vor der Wiedervereinigung 1989 als einer der letzten Straßenzüge modernisiert.281 Diese Maßnahme muss nach der Untersuchung von 1985 erfolgt sein. Mitte der 1990er Jahre erfolgte eine steinrestauratorische Bearbeitung des Portals. Anhand der Fotografien ist erkennbar, dass das niedrige Podest und die fehlenden Sitze auf den Konsolen ergänzt wurden. Für die Restaurierung der Fassung bzw. Neufassung nach dem Konzept von Kühn wurde ein Antrag auf denkmalpflegerische Zuwendungen gestellt, der jedoch auf Grund von Formalitäten abschlägig beschieden wurde. Daher sind diese Teilmaßnahmen bisher nicht erfolgt und das Portal überwiegend steinsichtig.282 Material und Technik Da das integrierte Nachbarhaus ein Neubau von 1895/1896 ist, stammt auch der Fassadenputz aus dieser Zeit. Bis 1985 erfolgten nachweislich drei weitere Verputzungen. Auf dem Foto von 1968 ist ein Glattputz erkennbar, während der Sockel mit einem Rauputz und einer dunkleren Farbgebung von der Fassade abgesetzt ist. Spätestens Mitte der 1980er Jahre erhielt die Fassade einen Rauputz, der allem Anschein nach derzeit noch derselbe ist. Es ist nur bekannt, dass die von Kühn festgestellte erste Fassung ölgebunden war. Die Sichtfassung der Wappen von 1985 zeigte ein deutliches Craquelé,283 so dass es sich hierbei ebenfalls um eine Öl Kühn (1986) S. 6. Vgl. Kühn (1986) S. 5f. Vgl. mündliche Mitteilung Bräunlich (2007). Vgl. schriftliche Mitteilung Noll-Minor (2007). Vgl. Kühn (1986) S. 3.

102 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 96 technik handeln könnte. Derzeit ist das Portal bis auf wenige Fassungsreste steinsichtig. Anhand der wenigen Fragmente lässt sich makroskopisch keine Einschätzung der erhaltenen Schichten zur Farbe, Technik und zeitlichen Einordnung abgeben. Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Bei den Wappen handelt es sich um das sächsische und das wettinische. Die Wettiner waren seit 1423 im Besitz des Herzogtums Sachsen-Wittenberg und der Kurwürde.284 Durch das Anbringen beider Wappen an exponierter Stelle eines repräsentativen Portals verdeutlichte der Auftraggeber höchstwahrscheinlich seine Loyalität und Zugehörigkeit zur kurfürstlichen Familie. Der Eckbau ist von städtebaulicher Bedeutung für Torgau.285 Das Portal stellt das älteste rundbogige dar mit noch spätgotischen Formen. Es wurde als Spolie in einen Neubau integriert ebenso wie das Portal des Hauses Bäckerstraße 3 (siehe Kapitel 5.2.1). Formale Ähnlichkeiten bestehen zu dem Portal des Hauses Breite Straße Leipziger Straße 16, Portal Datierung 1554 Auftraggeber vermutlich Hauseigentümer Benedict Gadegast Künstler unbekannt Material Träger: vermutlich Sandstein jüngste Fassung: vermutlich Leimfarbe historische Fassungen: unbekannt Inschrift / Ikonografie / Erhaltungszustand Der Träger des Portals weist kaum Schäden auf. Zwischen Wappenkartusche und Oberlichtfenster ist eine Fehlstelle. Die Sichtfassung ist durch Verwitterung reduziert. Zusätzliche Anmerkung Das Oberlichtfenster ist mit der Jahreszahl "1554"287 bezeichnet Vgl. Hollberg (2004) S. 10. Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Findeisen (2004) S. 92. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 370.

103 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 97 Abbildung 36: Leipziger Straße 16, Fassade mit Portal und Fenstergewänden des 16. Jhs., Beschreibung Zu dem dreigeschossigen Wohn- bzw. Bürgerhaus von acht ungleichmäßigen Achsen gehören noch zwei Hintergebäude (Stall- und Seitengebäude). Es befindet sich in geschlossener Bebauung und wird von einem hohen Satteldach abgeschlossen. Die Fassade weist neben profilierten Fenstergewänden als bauplastischen Schmuck ein Rundbogenportal auf, das in ähnlicher Weise wie die Fenstergewände ausgebildet ist.288 Gewände und Rundbogen des Portals sind identisch gestaltet und gehen ineinander über. Nur die untere Hälfte des Gewändes zeigt keine bildhauerische Verzierungen und bildet dadurch eine Art Sockel. Das Portal wird durch Archivolten und Profile gegliedert. In ein Profil sind in regelmäßigen Abständen Röllchen eingearbeitet. Im Scheitelpunkt sitzt eine kleine Wappenkartusche und darüber befindet sich ein rundes Oberlichtfenster mit schrägem Gewände und ebenfalls Röllchen sowie der Bezeichnung "1554". Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte 1491 ist als Eigentümer der Bürgermeister und Ratsherr Andres Stoltze belegt und bleibt auch bis 1545 im Besitz der Familie.289 Anschließender Eigentümer war der Bürgermeister Benedict bzw. Benedictus 288 Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999); Findeisen/Magirius (1976) S Der Familienname weist verschiedene Schreibarten auf: Stoltz, Stoltze sowie Stoltzin bei weiblichen Familienangehörigen.

104 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 98 Gadegast, der 1581 starb, das Haus blieb aber noch bis 1595 in Familienbesitz.290 Somit war vermutlich Benedict Gadegast der Auftraggeber für das Portal. In den Quellen finden sich bislang keine Informationen über einen Um- oder Neubau des Gebäudes in der Zeit um Da die Fassade aber in ihrem bauplastischen Schmuck ähnlich gestaltet ist und sich im Innern Gewölbe aus der Zeit ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten haben, ist ein Umbau wahrscheinlich. Seit 1762 wurde das Haus als Postamt genutzt durch den Postcommissarius Dahne diente es als Herberge für Kaiser Joseph II gelangte das Gebäude in den Besitz des Lohgerbermeisters Johann Ferdinand Müller und 1865 wurde dort für den Lohgerbermeister Emil Müller ein Brauhaus eingerichtet. Vermutlich handelte es sich um den Sohn, der als Brauereibesitzer bis 1905 nachweisbar ist ließ der Architekt und Maurermeister Johannes Treede den Laden umbauen.292 Aus den Bauakten zur Leipziger Straße 16 geht hervor, dass er der Hauseigentümer war, während er nach Langes Recherchen erst 1938 als Besitzer belegt ist. Demnach war das Haus 1926 im Besitz des Kaufmanns August Wilhelm von Baake erfolgte eine Erneuerung der Fassade. Außerdem waren in der Zeit um 1938 mehrere Geschäfte wie Kolonialwaren und Eisenhandel in dem Gebäude untergebracht.294 Bereits seit 1974 liefen Planungen zu umfangreichen Umbaumaßnahmen, also noch vor der systematischen Modernisierung der Innenstadt Torgaus. Eigentümer des Wohngrundstückes war eine Erbengemeinschaft: Hildegard Röpnack, wohnhaft in der DDR, sowie Frau von Kirschbaum, wohnhaft in der BRD. Im Rahmen einer Grundinstandsetzung sollten sechs Wohnungen in dem Gebäude geschaffen werden. Die Planungen sahen unter anderem vor, die Außenflächen mit einem zweilagigen Glattputz zu versehen. Neuverputzungen sollten zweimal mit Kalkmilch geweißt und alte Putzflächen abgewaschen werden, bevor alle Flächen mit Leimfarbe gestrichen werden.295 Nachdem das Gebäude 1975 unter Denkmalschutz gestellt worden war ("Vorder- und Hintergebäude sind eine geschlossene künstlerische Leistung aus dem Jahre 1554 und nahezu unverändert erhalten."296), wurde das Institut für Denkmalpflege, vertreten durch Dr. Glaser, zu den Planungen hinzugezogen. Nach einer Besichtigung verfasste Glaser eine Stellungnahme. Die Baupläne wurden entsprechend den Vorgaben geändert, zu denen unter anderem folgende zählten: Vgl. Lange (1994) S. 174f. Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau; Lange (1994) S. 173f. Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Vgl. Lange (1994) S Vgl. Lange (1994) S Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Historische Bauakten der Stadt Torgau. Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Bei Findeisen/Magirius (1976) S. 370 werden die Stuckdecke sowie ein Stallgebäude von 1865 erwähnt. Die Beschreibungen der Denkmale in Torgau erfolgte durch Findeisen von 1967 bis 1972 (vgl. S. 10).

105 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 99 das gotische Hofportal darf nicht entfernt werden, für eine Türvergrößerung besteht keine Notwendigkeit bei einer Nutzung des ehemaligen Ladens als Lager sollte der Laden- und Schaufenstereinbau wieder beseitigt werden Abbruch des zweiten westlichen Seitengebäudes, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, wird begrüßt die reduzierten Stuckdecken im 1. Obergeschoss können aufgegeben werden 1976 wurden die geplante Grundinstandsetzung und Einrichtung von sechs Wohnungen umgesetzt, allerdings ohne die Laden- und Schaufenstereinbauten wieder zu entfernen. Sie sind derzeit noch vorhanden erfolgte die Fassadengestaltung, die die innere Umgestaltung zum Ausdruck bringen sollte. Vorgeschlagen wurden zwei verschiedene Fassungen. Umgesetzt wurde die zweite Variante, wahrscheinlich nach dem in der Planung beschriebenen Vorgehen.298 Variante 1: ockerfarbene Fassade mit altweißen Fenstergewänden analog zur Schlossstr. 9 Variante 2: hellgraue Fassade mit dunkelroten Fenstergewänden analog zur Fischerstr. 8 Diese Farbgestaltung stellt vermutlich die aktuelle Sichtfassung dar, auch wenn die Fassade keinen Glatt- sondern einen Rauputz aufweist. Es ist daher davon auszugehen, dass seit 1977 an der Fassade und dem Portal keine Veränderungen mehr erfolgten. Denkbar wäre auch eine Wiederholung der Farbgestaltung von Auffällig ist, dass die an der Fassade verlaufenden Kabel über dem Putz liegen. Die Modernisierung der Leipziger Straße wurde erst in den 1980er Jahren durchgeführt.299 Möglicherweise hatten dieses Gebäude sowie das Rathaus, das bereits 1974 instandgesetzt wurde (siehe Kapitel 5.2.7), Modellcharakter, so dass die Kabelverlegung unter Putz erst für die nachfolgenden Modernisierungen ein erklärtes Ziel war. Material und Technik Die Fassade ist rauverputzt und mit einem hellgrauen Anstrich versehen. Der Sockel ist sowohl durch Glattputz als auch durch einen leicht dunkleren Grauton optisch abgesetzt. Die ans Portal angrenzenden Fassadenflächen liegen über dem Oberflächenniveau der Portalgewände, vor allem im Sockelbereich. Bauzeitlich werden Fassade und Portal dasselbe Oberflächenniveau besessen haben, die Fassade ist also mehrmals überputzt worden. Bestätigt sich die Annahme, dass die letzte Gestaltungsphase 1976/1977 erfolgte, handelt es sich um einen Anstrich mit Leimfarbe. Das Portal ist vermutlich aus Sandstein gefertigt. Makroskopisch ist keine Zuordnung möglich, weil das gesamte Portal mit Fassungen bedeckt ist. Für die Fenstergewände wird dieses Material jedoch in den Bauakten angegeben. Das Portal weist mehrere Fassungen auf. Es sind sowohl dunkle als auch kräf298 Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. 299 Vgl. mündliche Mitteilung Bräunlich (2007).

106 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 100 tige helle Farben zu erkennen. Die Vermutung auf Grund der Bauakten, dass es sich bei der Sichtfassung um Leimfarbe handelt, wird durch das makroskopische Erscheinungsbild bestätigt. Der Anstrich wird flächig durch Abwitterungen reduziert, während darunter liegende Schichten ein Craquelé zeigen. Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung "(...) in seiner Größe auffälliger, charakteristischer Renaissancebau mit profilierten Fenstergewänden und Rundbogenportal".300 Außerdem besitzt das Gebäude die meisten noch bauzeitlichen Fenstergewände in Torgau Rathaus, Erker Datierung 1577/1578 Auftraggeber Rat der Stadt Torgau, finanzieller Zuschuss von Kurfürst August I. Künstler Caspar Reinwald, figurale Plastiken von Andreas Buschwitz Material Träger: Sandstein jüngste Fassung: Silikatfarbe historische Fassungen: unbekannt Inschrift Pilaster im 1. Obergeschoss: "NON TAMEN OMNINO IMPERIUM CIVESQVE LABORANT PRINCIPE SVB TALI CVIVS CVI MAXIMA CVRA EST RELIQIO PACISQVE DECVS REX MAXIME REGVM AVGVSTAM TVERARE DOMVM PATRIAEQVE PARENTEM"302 Brustbilder im 3. Obergeschoss bezeichnet: "GOTTFRIED BVLONIVS", "CAROLVS MAGNVS", "IVLIVS CAESAR", "ALEXANDER MAGNVS" Ikonografie Ehrung des Regentenpaares: reliefierte Darstellungen der Porträts des Kurfürsten Friedrich August I. und seiner Frau Anna mit dem sächsischen und dänischen Wappen, der vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigkeit sowie der vorbildhaften historischen Figuren Gottfried von Bouillon, Karl der Große, Julius Caesar und Alexander der Große. Erhaltungszustand Der Sandsteinträger ist gut erhalten. Partiell sind kleine Fehlstellen und Verwitterungen der Oberflächen vorhanden, über denen die Fassung aufgetragen wurde. Die Fassung zeigt teilweise Fehlstellen, dort ist eine helle Grundierung sichtbar. Zusätzliche Anmerkung Bauinschrift an den Eckquadern Markt/Scheffelstraße: "IM 1563 IAR DEN 20. TAG APRILIR / IST DIESER BAW ANGEFANGEN / ANNO DOMINI MDLXIII XX: DIE APRILIS INCEPTVM." 300 Untere Denkmalschutzbehörde (1999). 301 Vgl. Hollberg/Stockhausen/Velsen-Zerweck (2004) S Die Inschrift besagt, dass die vornehmste Aufgabe des Herrschers Augustus die Sorge um Religion und Frieden sei. Vgl. Glaser (2004) S. 98.

107 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 101 Abbildung 37: Markt 1, Rathaus mit Erker im Platzbild des Marktes, Aus: Glaser (2004) S. 98. Beschreibung303 Das Rathaus nimmt mit 56 m Länge die gesamte Westseite des Marktplatzes ein und ist Teil eines rechteckigen Gebäudekomplexes, der die entweihte Nikolaikirche einschließt. Der dreigeschossige, kompakte Baukörper ist von monumentaler Erscheinung und zählt zu dem Typus der "sächsischen Breitwandrathäuser", die unter Kurfürst Friedrich August I. im 16. und 17. Jahrhundert gebaut wurden. Neben den Zwerchhäusern, den Dachreitern sowie zwei rundbogigen Einfahrtsportalen ist der Erker als besonderer bauplastischer Schmuck hervorzuheben. Der sich über drei Geschosse erstreckende dreiviertelrunde Erker verjüngt sich nach oben. Er wird von zwei männlichen Karyatidenbüsten über diamantierten toskanischen Pilastern getragen und ist in der Abfolge der drei klassischen Ordnungen geschossweise gegliedert. Die Brüstungsfelder und Friese sind reich verziert, sie werden mittig durch Pilaster getrennt. In den Brüstungsfeldern des ersten Obergeschosses sind Kurfürst Friedrich August I. und seine Gemahlin Anna dargestellt sowie das sächsische und dänische Wappen. Der Sockel des trennenden Pilasters besteht aus einer Beschlagwerkkartusche mit Inschrift. Die Brüstungsfelder des zweiten Obergeschosses sind mit allegorischen Darstellungen versehen: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigkeit. Die Brüstungsfelder des dritten Obergeschosses zeigen Staatsmänner, die durch Inschriften als Gottfried von Bouillon, Karl der Große, Julius Caesar und Alexander der Große identifiziert werden können. Der Sockel des Pilasters zeigt in diesem Geschoss eine gekrönte männliche Standfigur. Abgeschlossen wird der Erker durch eine welsche Haube, die mit zwei Kugeln und einer Fahne verziert ist. 303 Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999), Glaser (2004) S. 97f., Hollberg/Stockhausen/Velsen-Zerweck (2004) S. 164; Findeisen/Magirius (1976) S. 220ff.

108 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 102 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Das Rathaus in Torgau entstand in den Jahren 1563 bis Der Vorgängerbau, der erstmals 1473 genannt wurde und an der Ecke des Marktes zum Fleischmarkt hin stand, entsprach nicht mehr der gewachsenen Bevölkerungszahl (siehe Kapitel 5.2) und wurde von 1561 bis 1565 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Der Neubau wurde östlich angrenzend an die säkularisierte Nikolaikirche errichtet. Der Kurfürst gewährte einen finanziellen Zuschuss zum Neubau, anfallende Mehrkosten mussten allerdings vom Rat der Stadt getragen werden.304 Die Konzeption des Neubaus wird dem Dresdner Maler und Architekten Andreas Brettschneider zugeschrieben. Eine Inschrift in einem der Quader an der Nordost-Ecke belegt den Baubeginn für Für die Ausführung zeichnete der Dresdner Maurermeister Valten Wegern verantwortlich, die Bauleitung oblag den Steinmetzmeistern Simon Schröter und Caspar Reinwald. Das Rathaus wurde 1565 bezogen. Mit der Vollendung des südlichen Querbaus 1577 bis 1579 waren die Baumaßnahmen abgeschlossen. Der Erker an der Südost-Ecke wurde 1577/1578 von Caspar Reinwald geschaffen, während die figuralen Brüstungsfelder ein Werk des Bildhauers Andreas Buschwitz aus Pirna sind. Laut eines Ratsprotokolls von 1577 war das Figurenprogramm zunächst ausführlicher vorgesehen. Demnach sollten außer dem Regentenpaar noch die verstorbenen Landesherren Herzog Heinrich, Kurfürst Moritz und der Kurprinz Christian abgebildet werden. Das Rathaus erfüllte mehrere Funktionen: Im Erdgeschoss waren Kramläden untergebracht und in den oberen Geschossen lagen der Ratssaal, die Kämmerei und die Gerichtsstube brannten der mittlere Dachreiter des Rathauses sowie der Wächterturm der Nikolaikirche. Auf dem wiedererrichteten Rathausdach wurde sodann die Seigerschelle des Nikolaiturms angebracht. Für die Huldigung an Kurfürst Friedrich August II. wurde eines der Mittelfenster im ersten Obergeschoss zu einem baldachingedeckten Balkon verändert. Außerdem erfolgte eine Neuverputzung der Fassaden und die Renovierung des Saales wurden die Fassaden mit einem Architekturgerüst aus Halbsäulen, Pilastern und Gesimsen verblendet und im Erdgeschoss rundbogige Arkaden eingesetzt waren die Reliefs am Erker so stark verwittert, dass eine Überarbeitung geplant war. Diese unterblieb jedoch erstellte das Institut für Denkmalpflege erstmalig ein Gutachten zum Rathaus, in dem empfohlen wurde, die Blendarchitektur zu entfernen.307 Auf Grund unzureichender Entwässerung zeigten sich 1970 Schäden an der Blendarchitektur. Nach umfangreichen Voruntersuchungen wurde von 1971 bis 1976 der gesamte Rathauskomplex unter Leitung des Instituts für Denkmalpflege saniert und rekonstruiert. "Die 1973 bevorstehende 1000-Jahr Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 220f; Glaser (2004) S. 97; Lange (1994) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 221ff; Glaser (2004) S. 97ff. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Vgl. Glaser (2004) S. 102f.

109 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 103 Feier der Stadt forcierte diese Überlegungen."308 Die Maßnahmen begannen mit der Abnahme der Blendarchitektur. Dadurch wurde die Rekonstruktion des südlichen Zwerchhauses nötig, um wieder den architektonischen Zusammenhang zum Erker herzustellen. Außerdem wurde die Haube des Erkers abgenommen und wieder neu aufgesetzt sowie die Arkadenöffnungen im Erdgeschoss zurückgebaut. Auch im Innern erfolgte die Wiederherstellung des Zustandes vom 16. Jahrhundert, soweit dies möglich war.309 Der Erker wurde von dem Bildhauer Peter Makolies und dem Restaurator Günther Thiele bearbeitet. Der Sandsteinträger war durch Verwitterungen sowie Kriegseinwirkungen in Form von Schüssen beschädigt. Die Ergänzungen wurden teils in Sandstein, teils in der Steinersatzmasse Minéros durchgeführt. Lediglich bei einem Ornament verwendete er Kalk-Kasein-Mörtel anstelle von Minéros, da das erforderliche Abarbeiten zu einer Zerstörung der Form geführt hätte.310 Thiele beschreibt seine Arbeitsweise mit Minéros folgendermaßen: "Das Material muß mindestens 1 bis 1,5 cm stark auf gesunden, mit nichtrostendem Material bewehrten Stein aufgetragen werden, Ähnlich wie beim Einsetzen neuer Steinteile sollte man bei Minéros regelmäßige Formen ausspitzen."311 Die ersten Gestaltungssysteme der Fassaden konnten anhand von Befunden sondiert werden. Demnach war der Bau, als er 1565 bezogen worden war, mit einem Rauputz versehen und gelb gefasst worden mit grau abgesetzter Eckquaderung. Nach der Vollendung des Rathauses 1579 erhielt der gesamte Bau nochmals eine Überputzung, auf die eine illusionistische hellgraue Sandsteinverblendung mit weißen Fugen gemalt wurde. Auch hier waren die Eckquaderungen und zusätzlich die Fenstergewände und Gesimse dunkelgrau abgesetzt. Die Polychromie des Erkers war auf Grund mehrfacher Überarbeitungen der Plastiken bei früheren Maßnahmen bis auf wenige Farbreste (Ocker, Dunkelgrau, helles Grau, weiß-gelblicher Anstrich mit mittlerem Grau)312 nicht mehr vorhanden. Vermutlich war die Reliefplastik mindestens zweifarbig, wenn nicht vielfältiger farbig differenziert. In Analogie zu den Erkern am Schloss Hartenfels, bei denen die Rücklagen blau ausgelegt sind, und aus ästhetischen Gründen wurden die Rücklagen des Erkers am Rathaus rot gefasst. Auch zu den Portalarchitekturen gab es keine ausreichenden Anhaltspunkte mehr in Bezug auf bauplastische und farbliche Gestaltung. Diese wurden daher in vereinfachter Form rekonstruiert.313 Die Farbfassung wurde 1974 von Matthias Schulze, Hans Rudolph und Günther Thiele ausgeführt erfolgte unter anderem anlässlich der Sächsischen Landesausstellung, die 2004 in Torgau stattfand, eine weitere Sanierung der Fassaden nach dem Konzept der 1970er Jahre. Die Fassung des Erkers erneuerte Malermeister Brandt aus Zinna Glaser (1997) S. 30. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 223; Glaser (1997) S. 32ff. Vgl. Glaser (1997) S. 34; Thiele (o.j.) S. 1. Thiele (o.j.) S. 1. Vgl. Sandner (1971) S. 1. Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S. 223; Glaser (2004) S. 97ff. Vgl. historische Bauakten der Stadt Torgau. Vgl. Brandt (2002) o.s.

110 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 104 Material und Technik Die Fassaden des Rathauses wurden bereits zur Entstehungszeit zweimal verputzt: 1565 wurde ein Grobputz aufgebracht und 1579 vermutlich ein Glattputz. Die Fassadengestaltung, die vorgeblendet wurde, bestand aus mit Ziegel gemauerten Pilastern und Gesimsen, während die plastischen Zierelemente aus Stuck und das Hauptgesims aus Holz hergestellt waren. Die verschiedenen Materialien wurden verputzt.316 Seit der Entfernung der Blendarchitektur 1971 bis 1976 sind die Fassaden wieder entsprechend der Gestaltungsphase von 1579 mit einem Glattputz und hellgrauer Sandsteinquaderung versehen. Der Erker ist aus Sandstein hergestellt. Historische Fassungen sind bis auf wenige Fragmente nicht erhalten. Vermutlich besaß der Erker unter anderem Ölfassungen, wie sie an Fenstergewänden und Portalfragmenten festgestellt wurden.317 Nach der Sanierung und Rekonstruktion in den 1970er Jahren erhielt der Erker eine Neufassung. Bei der Erneuerung der Farbgestaltung 2002 verwendete die Malerfirma Brandt Produkte der Firma Keim auf silikatischer Basis. Zunächst erfolgte eine Grundierung mit Tiefengrund (Keim Silangrund), auf die eine Grund- sowie Schlussbeschichtung mit Keim Restauro-Lasur aufgetragen wurden. Die Gliederungselemente wurden abgesetzt und die entsprechenden Details mit 24karätigem Dukatendoppelgold bzw. Silber belegt.318 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Das Figurenprogramm des Erkers ehrt den Kurfürsten Friedrich August I. und seine Frau Anna. Beide sind als Porträts mit einander zugewandter Blickrichtung und den dazugehörigen Wappen (Sachsen und Dänemark) dargestellt, wodurch in der Renaissance meist Ehepaare charakterisiert wurden. Auf der Tafel zwischen den Bildnissen ist eine lateinische Huldigungsinschrift zu lesen, die besagt, dass die vornehmste Aufgabe des Herrschers Augustus die Sorge um Religion und Frieden sei. Darüber werden Allegorien der vier Kardinaltugenden gezeigt: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigkeit. Sie symbolisieren vermutlich die Herrschertugenden. Auch die im dritten Obergeschoss dargestellten vier vorbildhaften historischen Figuren Gottfried von Bouillon, Karl der Große, Julius Caesar und Alexander der Große sind als Lob des Regenten zu verstehen, denn sie stehen für staatsmännische Klugheit und die Mehrung des christlichen Glaubens.319 Das Rathaus kann als Antwort der Bürger auf Schloss Hartenfels interpretiert werden. Die Vorbildfunktion des Schlosses zeigt sich unter anderem in der Profilierung der Fenster, der Größe der Giebel und in der Aufnahme des Motivs eines Eckerkers.320 Es ist "(...) als gestalterisch einzigartiges und für die obersächsische Renaissance typisches Bauwerk sowie eines der größten Breitwandrathäuser in Sachsen von singulärer, künstlerischer und baugeschichtlicher Bedeutung (...)".321 Außerdem ist das Rathaus Vgl. Glaser (1997) S. 30. Vgl. Glaser (1997) S. 34. Vgl. Brandt (2002) o.s. Vgl. Glaser (2004) S. 98; Hollberg/Stockhausen/Velsen-Zerweck (2004) S Vgl. Findeisen/Magirius (1976) S Untere Denkmalschutzbehörde (1999).

111 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 105 von stadtentwicklungsgeschichtlicher Bedeutung sowie mit dem unverwechselbaren Torgauer Martktensemble von städtebaulichem Wert. Es ist sowohl für das Ortsbild als auch für die Umgebung von Bedeutung und stellt als erhaltenes Rathaus aus dem 16. Jahrhundert ein besonderes Zeugnis für die Ortsgeschichte dar.322 Der Erker des Rathauses ist an signifikanter Stelle angebracht und prägt somit die Blickachsen der angrenzenden Straßen in Richtung Markt. Er ist von außerordentlicher städtebaulicher Bedeutung und künstlerischer Gestalt Residenzschloss zu Dresden Nach der Teilung Sachsens 1485 (siehe Kapitel 2.1.1) begründete Herzog Albrecht in Dresden die albertinische Linie der Wettiner. Das Dresdener Schloss war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einer geschlossenen Vierflügelanlage um- und ausgebaut worden. Weitere bauliche Maßnahmen erfolgten erst unter Albrechts Sohn, Herzog Georg ( ).324 Dessen Regierungszeit wurde überschattet von der Reformation im ernestinischen Kurfürstentum sowie der Konkurrenz der beiden wettinischen Linien. So stehen der Schlossbau in Dresden unter Herzog Georg und der Schlossbau in Torgau unter Kurfürst Johann Friedrich in zeitlichem wie religiösem Zusammenhang: Die Baumaßnahmen am Dresdener Schloss begannen 1530, die in Torgau Herzog Georg war ein Anhänger des alten Glaubens und entschiedener Gegner der Reformation. Er stellte dies anschaulich in einem Bildprogramm an den Fassaden des Neubaus dar. Kurfürst Johann Friedrich bekannte sich hingegen zu der neuen Lehre und sah sich als dessen Schutzherr. Sichtbare Zeichen hierfür waren das Bildprogramm an den neuen Schlossflügeln sowie vor allem die Schlosskapelle (siehe Kapitel 2.1.2).325 Abbildung 38: Georgenbau des Residenzschlosses zu Dresden, Kupferstich von Antonius Weck, Aus: SLUB/Deutsche Fotothek, Martin Würker, Vgl. untere Denkmalschutzbehörde (1999). Vgl. Glaser (2004) S. 98. Vgl. Jeschke (1992) S. 10. Vgl. Delang (1992) S. 57; Heckner (1995) S. 16ff.

112 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S Georgenbau, Portale Datierung Georgenbau: 1530/1535 Auftraggeber Herzog Georg Künstler nicht belegt, möglicherweise Baumeister Bastian Kramer Figuren wohl von Christoph Walther I. Material Träger: Cottaer Elbsandstein jüngste Fassungen: am Nordportal nicht mehr vorhanden, am Südportal vermutlich Ölfarbe historische Fassungen: Bauzeitliche Gestaltung an den Südportalen mit Azurit, Vergoldungen und weiß-grauer Farbe. Nordportal unbekannt. Inschrift Nordportal, Giebelaufsatz: "PER INVIDIAM DIABOLI MORS INTRAVIT IN ORBEM"326 Südportal, Medaillons: "GEORG DVX SAXONIAE AETATIS SVAE XXXXXVIIII MDXXX" sowie "JOHANNES DVX SAXONIAE AETATIS SVAE XXXV" Südportal, Architrav: "ANN. DOM. MDXXXV" Ikonografie Bauzeitlich komplexes theologisches Bildprogramm der Fassaden, in die die Portale thematisch eingebunden sind: Tod und Sünde (Nordfasade) sowie Erlösung (Südfassade). Erhaltungszustand Nordportal: Substanzverluste und aufgeraute Oberflächen am Träger in exponierten Bereichen des Sockels durch Verwitterung und Krustenbildungen, vermutlich auch Salzschäden. Keine Fassungsreste vorhanden auf Grund einer jüngeren historischen steinmetzmäßigen Bearbeitung. Südportal: Träger gut erhalten, erhaltene Fassungsreste durch jüngere historische Ölbehandlungen optisch sehr dunkel. Zusätzliche Anmerkung Vorhandene Steinmetzzeichen sind bei Gurlitt dokumentiert. Die Spolien beider Südportale wurden zu einem Portal zusammengesetzt. Das Gebälk des Nordportals wurde 1901 verändert. Der heutige Aufstellungsort der Portale ist nicht identisch mit dem bauzeitlichen. Abbildung 39: Residenzschloss zu Dresden, Georgenbau. Links: Nordportal. Rechts: zusammengesetzte Südportale Übersetzung: Durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen. Vgl. Magirius (1992 a) S. 63.

113 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 107 Beschreibung Die bauzeitliche Architektur und Gestaltung des Georgenbaus und seiner Bauplastik sind nicht eindeutig zu rekonstruieren, da es im Zuge eines Neubaus 1899 bis 1901 zu fast vollständigen Verlusten der historischen Bausubstanz kam.327 Der Neubau prägt das heutige Aussehen des Georgenbaus. Der viergeschossige Gebäudeteil des Schlosskomplexes wird durch einen Dachreiter mit welscher Haube abgeschlossen. Die elbseitige repräsentative Nordfassade im Stil der Neorenaissance wird im Erdgeschoss durchbrochen von drei Durchfahrten, die mit rundbogigen Portalen eingefasst sind. Das mittlere wird von Atlanten flankiert, die einen zweigeschossigen Erker tragen. Die Fassade besitzt an jeder Seite außerdem einen dreiviertelrunden, zweigeschossigen Erker. Der Treppengiebel ist vorgeblendet und wird mittig mit einem Reiterstandbild in einer rundbogigen Nische ausgezeichnet. Die Südfassade bildet eine der vier Seiten des ungleichmäßigen rechteckigen Stallhofes, zu dem die Durchgänge im Erdgeschoss führen. Von der bauzeitlichen Bauplastik des Georgenbaus haben sich die Portale der Nordund Südfassade erhalten. Sie sind reich mit Flachreliefs geschmückt. Seit dem Neubau um 1900 befinden sie sich an ihrem heutigen Standort. Das Nordportal ist an die westliche Außenfassade des Georgenbaus versetzt worden. Es bildet im Erdgeschoss das untere Ende der mittleren Hauptachse der Fassade, die von einem Giebel bekrönt wird. Das Portal dient als seitlicher Durchgang, um in den Stallhof zu gelangen. Das Rundbogenportal wird von einer rechteckigen Rahmung umgeben. Die Portalrahmung setzt sich aus zwei Balustersäulen vor breiten Pilastern zusammen, die den Architrav und Giebel tragen. Die sich nach oben verjüngenden Säulen ruhen auf verkröpften, ausladenden, dreiviertelrunden Postamenten und werden von zierlichen Kapitellen abgeschlossen. Basis und Kapitell der Pilaster sind entsprechend gestaltet. Die Schäfte sind mit flachreliefierten Putten und Kandelabermotiven versehen. Der Architrav wird sowohl nach unten als auch nach oben durch ein profiliertes, verkröpftes und vorkragendes Gesims begrenzt. Seit dem Umbau 1901 sitzen auf dem Gesims über beiden Säulen zwei Löwen, die Wappenschilde halten. Den Giebelaufsatz bildet eine gerahmte rechteckige Schriftplatte, die seitlich von je einer Volute abgeschlossen wird. Darin ist eine lateinische Inschrift in erhabenen Buchstaben zu lesen, die das Motto des ikonografischen Bildprogramms aufgreift.328 Die Portalgewände sind in ihren architektonischen Formen schlicht gehalten. Der Rundbogen setzt über einem einfachen Profil an und zeigt im Scheitelpunkt einen Schlussstein mit einem Totenkopf. In den Zwickeln sind vom Betrachter aus gesehen links Adam mit einer Hacke und rechts Eva, die ein Kind stillt, als flachreliefierte Liegefiguren dargestellt. Die beiden Südportale sind seit 1901 zu einem Portal zusammengesetzt und im Erdgeschoss des Georgenbaus im Inneren in eine Wand integriert worden. Die Portalgewände stehen auf einem schlichten Sockel, der sich seitlich an der Wand fortsetzt, und sind mit flachreliefierten Kandelabermotiven verziert. Über einem verkröpften, profilierten und vorkragenden Gesims erhebt sich der Rundbogen. In den 327 Vgl. Magirius (1992 a) S Vgl. Magirius (1992 a) S. 63.

114 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 108 Zwickeln über dem Bogen befinden sich Bildnismedaillons mit Wappen, die durch Inschriften eindeutig als Herzog Georg sowie dessen Sohn Johann identifiziert werden können. Zwischen Rundbogen und Architrav verläuft ein schmales, profiliertes Gesims, das mit einem Blattfries verziert ist. Der Architrav ist mit einer rechteckigen Schrifttafel versehen, die in erhabenen lateinischen Buchstaben die Entstehungszeit des Portals bezeichnet. Die seitlichen Abschlüsse des Architravs stellen zwei Delfine dar. Den halbrunden Giebelaufsatz ziert eine Muschel. Bauzeitlich war der schmale Georgenbau dreigeschossig und besaß hohe, ebenfalls dreigeschossige Staffelgiebel. Als Bekrönung fungierte ein Dachreiter. Die Nord- und Südfassade waren repräsentativ gestaltet. An der asymmetrischen Nordseite nahm ein Erker Bezug auf das darunterliegende Hauptportal der Durchfahrt. Die gleichmäßig angeordneten Fenster der Südfassade bezogen sich nicht auf die unregelmäßige Doppelportalanlage, bestehend aus dem Hauptportal sowie einem zweiten Portal, das vermutlich in den Zwingerbereich führte.329 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Herzog Georg ließ in der ersten Hälfte der 1530er Jahre den Georgenbau errichten, durch den das neben dem Schloss gelegene Elbtor in den Schlosskomplex integriert wurde. Als Baumeister kommt Bastian Kramer in Frage, während die Figuren wohl von Christoph Walther I. gefertigt wurden.330 Nachdem Herzog Moritz mit der Kurwürde belehnt worden war, ließ er seit 1548 die Schlossanlage erweitern und umbauen. Der Stallhof entstand in den Jahren 1586 bis wurden durch einen Schlossbrand Teile des Ost- und Nordflügels sowie der Georgenbau zerstört. Erhalten blieben die Portale nebst einigen Medaillons und Herrschaftswappen. Nachdem aufwändige Neubauplanungen von Marcus Conrad Dietze und Matthäus Daniel Pöppelmann verworfen worden waren, veranlasste Kurfürst Friedrich August I. erst 1717/1718 den Wiederaufbau. Der Georgenbau wurde der Zeit entsprechend in schlichten barocken Formen neugestaltet begann eine gründliche Erneuerung der Schlossanlage unter Leitung von Otto von Wolframsdorf. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der Georgenbau um ein Geschoss aufgestockt, mit einem Mansardendach versehen und nach Süden in Richtung Stallhof erweitert. Ein neuangebrachter Balkon an der Fassade über dem Nordportal zerstörte den Portalaufbau oberhalb des Architravs. Die erhaltenen Wappen wurden in die Fassade integriert.333 Historische Aufnahmen belegen diesen baulichen Zustand. Anlässlich der 800-Jahr-Feier des Bestehens der wettinischen Dynastie erfolgte in den Jahren von 329 Vgl. Magirius (1992 a) S. 62f. Hier ist eine detaillierte Beschreibung der bauzeitlichen Fassadengestaltungen nachzulesen. 330 Vgl. Magirius (1992 a) S Vgl. Jeschke (1992) S Vgl. Heckner (1995) S. 76f.; Magirius (1992 a) S. 65; Magirius (1989) S Vgl. Gurlitt (1908) S. 346; Magirius (1989) S. 235.

115 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S bis 1901 ein Umbau des Schlosses durch Gustav Dunger und Gustav Fröhlich. Der Georgenbau von 1833 musste größtenteils abgebrochen werden, um den Fahr- und Fußgängerverkehr durch drei Durchfahrten führen zu können. Bei dieser Maßnahme wurde der Balkon entfernt, das Nordportal an die westliche Außenfassade versetzt sowie die erhaltenen Elemente der beiden Südportale zu einem Portal zusammengesetzt und im Innenraum des Georgenbaus angebracht. Die Fassadengestaltung erfolgte einheitlich im Stil der Neorenaissance.334 Der Bombenangriff auf Dresden 1945 verursachte schwere Zerstörungen am Schloss. Erhalten blieben die Grundmauern und einige Räume im Erdgeschoss. Ein vollständiger Abriss der Ruine wurde durch die Denkmalpflege verhindert.335 Das Georgentor erhielt als Notsicherungsmaßnahme 1948 und 1958 ein Schutzdach.336 Seit den 1960er Jahren waren der Wiederaufbau des Schlosses und eine museale Nutzung geplant. Die Wiederherstellung des Georgenbaus erfolgte in den Jahren 1962 bis wurden im Zuge der Wiederaufbaumaßnahmen des Schlosses Bereiche des Ostflügels abgetragen. Dabei kamen Teile vom Südgiebel des Georgenbaus, die Anfang des 18. Jahrhunderts sekundär als Baumaterial verwendet worden waren, zum Vorschein. Nach der Bergung der Fundstücke kamen diese zur Aufbewahrung und Untersuchung in das Institut für Denkmalpflege. Unter dem Mörtel hatten sich Farbschichten aus dem 16. und 17. Jahrhundert relativ gut erhalten.338 Im Zusammenhang mit der Restaurierung des Georgentores wurden 2005 bis 2006 die Fassungsreste der erhaltenen Portale und der Fundstücke des Georgenbaus von Diplomrestaurator Michael Lange unter Betreuung des Landesamtes für Denkmalpflege untersucht.339 Am Nordportal konnten auf Grund einer steinmetzmäßigen Überarbeitung außer in den Vertiefungen der Steinmetzzeichen keine Farbspuren mehr festgestellt werden. Das zusammengesetzte Südportal wies dagegen mehrer Überfassungen auf, die die Plastizität beeinträchtigten. Zudem ist die Erstfassung bei einer historischen Maßnahme mit Öl versehen worden, vermutlich um eine Farbvertiefung zu erzielen. Das Öl ist verbräunt, wodurch die Erstfassung in ihrer Farbwirkung beinträchtigt ist erfolgte trotz der Verbräunung eine Freilegung auf die bauzeitliche Polychromie, um die plastischen Verzierungen des Portals wieder kenntlich zu machen.340 Material und Technik Die Portale sind aus Sandstein gefertigt worden. Das plastische Dekor ist sorgfältig aus dem Gestein herausgearbeitet, die Rücklagen sind geglättet. Die äußeren Profile der Pilaster am Nordportal weisen eine Scharrur auf Vgl. Jeschke (1992) S. 10; Magirius (1992) S. 65; Magirius (1992 a) S. 235f. Vgl. Heckner (1995) S. 78. Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (o.j. b). Vgl. Heckner (1995) S. 78; Jeschke (1992) S. 11. Vgl. Dupont (2004) o.s. Vgl. Lange (2005) o.s. Vgl. mündliche Mitteilung Kiesewetter (2007); Schramm (2005) o.s.

116 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 110 Die bauzeitliche Fassung der Südportale lässt sich anhand der Spolien weitgehend rekonstruieren: Demnach waren die Rücklagen auf einer weißen Grundierung mit Azurit blau gefasst. Die plastischen Verzierungen besaßen eine weiß-graue Farbgebung oder Vergoldungen auf einer roten Unterlage aus Mennige und Englischrot.341 Diese Fassung wurde vermutlich für eine Farbvertiefung im Rahmen einer Pflegemaßnahme mit Öl versehen. Am Nordportal ließen sich noch Bleiweißschichten nachweisen.342 Näheres zur Polychromie ist aus Mangel an Befunden nicht bekannt. Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung Die nördliche und südliche Fassade des Georgenbaus beinhaltetet komplexe theologische Themen, die einander entgegengesetzt waren. Die Nordseite veranschaulichte Sünde und Tod. Am Portal bringen dies die Inschrift und der Totenkopf im Scheitelpunkt zum Ausdruck. Vervollständigt wurde die Aussage durch ein Relief mit dem Brudermord Kains an Abel sowie den Figuren Adam und Eva, die neben dem Baum der Erkenntnis stehen.343 Diese Bauplastiken sind nicht mehr vorhanden. Die Südfassade thematisierte die Erlösung. Zu den Bauplastiken, die größtenteils verloren sind, zählen eine Christusfigur, Johannis der Täufer, das leere Kreuz des Auferstandenen und zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen Christi, durch die Sünde und Tod gesühnt werden. Sie bringen zusammen mit einer ebenfalls nicht mehr erhaltenen Schrifttafel mit zahlreichen Bibelsprüchen zum Ausdruck, "daß der Glaube an die Erlösung sich in guten Werken beweisen muß."344 Herzog Georg und sein Sohn und Thronfolger Johannes bekennen sich zu dieser Haltung durch die Darstellung ihrer Bildnisse mit Inschriften in den Zwickeln über dem Portal.345 Das Fassadenprogramm des Georgenbaus kann als katholische Antwort auf die neue lutherische Lehre interpretiert werden. Die gewichtige theologische Thematik anstelle der sonst an Fassaden üblichen Selbstdarstellung der Fürsten und ihrer Macht ist durch die religiösen Auseinandersetzungen der Zeit und die Persönlichkeit Herzog Georgs zu erklären, der sich als sächsischer Herrscher mit aller Macht gegen das Vordringen der Reformation stellte.346 Der Georgenbau ist das erste Bauwerk in Dresden, bei dem die neuen Formen der Renaissance Anwendung fanden. Als Teil der Schlossanlage und durch die theologische Bedeutung der Bauplastik ist es ein wichtiges Denkmal der Religionsgeschichte und besitzt bau- wie stadtgeschichtliche Bedeutung Vgl. mündliche Mitteilung Kiesewetter (2007). Vgl. Schrammm (2005) o.s. Vgl. Magirius (1992 a) S. 63. Magirius (1992 a) S. 65. Vgl. Magirius (1992 a) S. 63ff. Vgl. Heckner (1995) S. 17ff; Magirius (1992 a) S. 63ff.

117 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S Ehemaliges Schlosskirchenportal des Residenzschlosses Datierung Portal 1555, Tür 1556 Auftraggeber Kurfürst Moritz Künstler Nicht eindeutig belegbar, Entwurf italienischer Meister, wohl Johann Maria, bei dem es sich um Giovanni Maria da Padova handeln könnte. Ausführung deutsche Bildhauer, unter anderem Hans Walther II und vielleicht Hans Kramer, wohl auch teilweise Italiener beteiligt. Material Träger: Cottaer Sandstein, vermutlich aus der Nähe von Pirna jüngste Fassung: vermutlich Ölfarbe historische Fassungen: soweit bekannt bauzeitlich eine Teilpolychromie. Darauf ölgebundene Fassungen, teilweise mit partiellen Vergoldungen. Inschrift Interkolumnien: "MDLV" Ikonografie Wechselspiel antiker und biblischer Themen zur Veranschaulichung protestantischer Anliegen: Christus als Triumphator sowie Christus und die Ehebrecherin. Erhaltungszustand Unbekannt, das Portal wird zur Zeit restauriert. Zusätzliche Anmerkung Die Holztür zeigt folgende Inschriften: "ANNO/MDLVI" sowie "VDMIE". Bislang ist am Schlosshof eine Fotomontage des Portals zu sehen. Der Aufbau des Portals erfolgt noch in diesem Jahr als Teilrekonstruktion, das Fundament ist bereits gelegt. Abbildung 40: Dresden, ehemaliges Schlosskapellenportal, nach der Aufstellung am Jüdenhof Aus: Dülberg (2004) S. 52.

118 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 112 Beschreibung Die Schlosskapelle wurde unter Kurfürst Moritz in den Jahren 1549 bis 1555 gebaut und bestand aus einem rechteckigen Raum, der durch Wandpfeiler in vier Joche unterteilt wurde. An der West- und Nordseite waren zweigeschossige Emporen angebracht. Von außen war die Schlosskapelle gegenüber den anderen Fassaden des Schlosskomplexes kaum hervorgehoben, lediglich das Eingangsportal wies ikonografisch und gestalterisch auf die Bedeutung der Kapelle hin.347 Das Kapellenportal, das auch "Schönes Tor" genannt wurde, ist nach dem Vorbild eines antiken Triumphbogens gestaltet. Der rundbogige Eingang, in dem sich eine reich reliefierte Holztür befindet, wird von je zwei freistehenden, kannelierten korinthischen Säulen flankiert. Die Säulen stehen auf jeder Seite auf einer gemeinsamen Plinthe, die wiederum auf zwei hohen Postamenten ruht. Die Postamente sind mit flachreliefierten Putten, Vasen und Füllhörnern verziert. In den Interkolumnien, die auf jeder Seite mit "MDLV" bezeichnet sind, stehen in Rundbogennischen je zwei Figuren übereinander: vom Betrachter aus gesehen links Johannes der Evangelist mit Kelch und Adler, darüber Johannes der Täufer mit Buch und Lamm sowie rechts Petrus mit Tafel und Schlüssel, darüber Moses mit den Tafeln. Die Säulen werden von sehr fein gearbeiteten korinthischen Kapitellen abgeschlossen, die ein klassisch gestaltetes Gebälk tragen. Das profilierte Gesims ist unverkröpft, der Architrav zeigt einen Akanthusfries mit menschlichen und tierischen Gestalten als Flachrelief. Darauf folgt eine durch Pilaster in drei Teile gegliederte Attika mit einem Relief in der Mitte und zwei seitlichen Figuren. Das Relief zeigt die Auferstehung Christi. Vom Betrachter aus gesehen links steht Jessias und rechts Paulus mit dem Schwert, beide mit Inschriften versehen. Bekrönt wird die Attika von drei, bauzeitlich fünf, stehenden Figuren auf gleich hohen Postamenten. In der Mitte befindet sich Christus als Fahnenträger, seine rechte Hand segnend erhoben. Vom Betrachter aus gesehen links steht die Allegorie des Glaubens mit dem Kelch und rechts der Stärke mit der Säule. Pilaster und Archivolte des Rundbogens sind reich mit Flachornamenten verziert. In den Zwickeln sind zwei Viktorien dargestellt. Die Tür ist mit einer Inschrift versehen und zeigt als zentrale Darstellung Christus und die Ehebrecherin in einer Renaissancearchitektur.348 Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte Mit der Kurwürde hatte Moritz auch das Selbstverständnis der bisher ernestinischen Kurfürsten als Schutzherren der Reformation übernommen. Dadurch kam den Baumaßnahmen am Schloss besondere Wichtigkeit zu: Neben den Repräsentationszwecken, die es zu erfüllen galt, sollten sowohl das Schloss als auch die Kapelle das Torgauer Vorbild übertreffen. Die Schlosskapelle war im Äußeren 1551 vollendet, während der Innenausbau erst im Anschluss begann. Seit 1554 wurde die Kapelle genutzt, die Einweihung erfolgte wohl ein Jahr später. Das Eingangsportal wurde 1555 fertiggestellt, die Holztür Der Entwurf für das Portal geht vermutlich auf den Italiener Johann Maria, der dem 347 Vgl. Gurlitt (1908) S. 143; Magirius (1992 b) S. 79f. 348 Vgl. Dülberg (2004) S. 58; Gurlitt (1908) S. 148f. 349 Vgl. Magirius (1992 b) S. 78f.

119 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 113 Giovanni Maria da Padova entsprechen könnte, zurück. An der Ausführung waren überwiegend deutsche Bildhauer unter der Leitung von Hans Walther II beteiligt, aber wahrscheinlich auch italienische Mitarbeiter.350 Auf Grund der Renovierung des Schlosses und auch der Schlosskapelle 1602 wurde der Gottesdienst kurzzeitig in die Sophienkirche verlegt.351 Quellen belegen für 1602 eine weiße Fassung des Portals mit Vergoldungen.352 Nachdem Kurfürst Friedrich August I. der Starke ( ) zum Katholizismus übergetreten war, wurden in der Schlosskapelle weiterhin die evangelischen Gottesdienste für die protestantischen Stände abgehalten. Sein Sohn Friedrich August II. ( ) ließ 1737 den evangelischen Gottesdienst in die Sophienkirche verlegen. Die Schlosskapelle wurde umgebaut und anderweitig genutzt. Einige Ausstattungsteile der Kapelle wurden in die Sophienkirche überführt, darunter auch das Portal. Dessen ikonografisches Programm entsprach nicht mehr dem Glaubensbekenntnis der Wettiner. Das Portal wurde an die westliche Außenfassade versetzt. Wahrscheinlich gingen bereits bei der Umsetzung des Portals die zwei bekrönenden, heute fehlenden Tugendarstellungen verloren. Auf verschiedenen älteren historischen Abbildungen der Schlosskapelle sind noch fünf Figuren zu sehen, während Darstellungen des Portals an der Sophienkirche nur noch drei zeigen.353 Mit dem Versetzen des Portals an die Sophienkirche ging vermutlich eine Restaurierung einher.354 Dafür spricht auch, dass die ersetzte Figur des Johannes des Evangelisten dem Dresdner Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae zugeschrieben wird, wodurch eine Datierung der Kopie um 1738 anzunehmen ist.355 Anfang der 1770er Jahre drohte das Portal einzustürzen. In den Jahren von 1772 bis 1774 wurde das Portal neu errichtet und "zu seiner vorigen Schönheit"356 vollendet. Vielleicht wurden die beiden fehlenden Tugenddarstellungen auch erst hierbei zerstört.357 In der Zeit von 1864 bis 1868 erfolgte eine neugotische Umgestaltung des Äußeren der Sophienkirche. Ursprünglich sollte das Portal integriert werden und dabei Maßstab für die Umgestaltung sein. Es wurde aber nach vielen Kontroversen entfernt, da der Umbau den Plänen des Architekten Christian Friedrich Arnold folgte, der nur gotische bzw. neogotische Bauformen vorsah.358 Im Oktober 1864 übernahm der Königlich Sächsische Altertumsverein das Portal zur Aufbewahrung und ließ es vermutlich wegen fehlender geeigneter Räumlichkeiten zur Aufstellung in seine Einzelteile zerlegen und an ver350 Vgl. Dülberg (2004) S. 62ff. 351 Vgl. Hunecke (1995) S. 109; Magirius (1992 b) S. 82. Bei Magirius wird eine weitere Erneuerung der Kapelle für die Jahre 1661/1662 angegeben. 352 Vgl. Kiesewetter/Lange/Nimoth (1996) S Vgl. Dülberg (2004) S. 53; Hunecke (1999) S. 108ff. 354 Kiesewetter/Lange/Nimoth (1996) S Vgl. Dülberg (2004) S. 54f. 356 Bruck (1912) S. 24, zitiert nach Dülberg (2004) S Vgl. Dülberg S. 53f.; Hunecke S Vgl. Akten des Landesamtes für Denkmalpflege (1933).

120 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 114 schiedenen inneren wie äußeren Orten aufbewahren. Die Unzulänglichkeiten und negativen Folgen dieser Aufbewahrung waren dem Altertumsverein bewusst, er bemühte sich vergeblich um eine Wiederaufstellung am Residenzschloss oder an einer Kirche. Im Juli 1872 bot der Stadtrat das Portal der Generaldirektion der Königlichen Museen an. Sie erklärten sich bereit, das Portal am Jüdenhof neben dem Johanneum anzubringen. Dort verblieb es bis Anfang erfolgten nach der Aufstellung umfassende Restaurierungsmaßnahmen am Portal, die inschriftlich datiert sind. Auf einer historischen Aufnahme aus dieser Zeit ist erkennbar, dass sich das Portal in einem guten Zustand befand, der sich jedoch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder verschlechterte.359 Der Bombenangriff auf Dresden 1945 hatte keine verheerenden Folgen für das Portal. Es kam zu leichten Brandschäden und in der Folge zu einem Riss in der linken Säule. Außerdem waren die Figuren heruntergefallen. Als Sicherungsmaßnahme erhielt das bislang frei bewitterte ehemalige Schlosskapellenportal ein Schutzdach.360 Abbildung 41: Dresden, Ruinen der Häuser am Jüdenhof und des Schlosses sowie das weitgehend erhaltene Schlosskirchenportal. Aus: Dülberg (2004) S erstellte der Restaurator G. Ebeling eine Liste geborgener Fundstücke, die im Keller der Kreuzkirche in Dresden eingelagert waren. Darunter befanden sich auch Fundstücke, die 1953 aus dem Residenzschloss in die Kreuzkirche verlegt worden waren: Erwähnt sind sieben Skulpturen des Schlosskapellenportals. Mitte der 1970er Jahre wurde der Keller ausgeräumt und die Figuren ins Institut für Denkmalpflege überführt.361 Die Figuren wurden seit 1976 in der Werkstatt des Bildhauers Hempel gelagert. Von den fragmentarisch erhaltenen drei bekrönenden Figuren wurden auf Grundlage von Fotografien Kopien angefertigt, die Nischenfiguren mechanisch gereinigt und ergänzt. Seit Mitte der 1980er Jahre befinden sich die Skulpturen im Institut für Denkmalpflege Vgl. Dülberg (2004) S. 55. Vgl. Dülberg (2004) S. 55, S. 57. Vgl. Ebeling (1964), darin enthalten ein Brief von Frank Schmidt mit den erwähnten Informationen. Vgl. Dülberg (2004) S. 56.

121 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 115 Seit 1973 erfolgten mehrfache Farbuntersuchungen sowie erste Reinigungen mit dem Abbeizer "Mordofix", um die Überfassungen partiell zu entfernen konzentrierten sich Restaurierungsmaßnahmen auf den Attikabereich. Von 1977 bis 1979 wurden erneut Farbuntersuchungen durchgeführt und Ende 1997 Untersuchungen zum Zustand des Portals zur Klärung der Restaurierungsmöglichkeiten. Es wurde empfohlen, die vorhandenen Überfassungen mit Ölfarbe aus konservatorischen Gründen zu entfernen und den Sandstein zu konsolidieren. Außerdem wurden verschiedene Restaurierungsund Präsentationsmöglichkeiten diskutiert wurde das Portal abgebaut und eingelagert. Sukzessive erfolgte eine Laserreinigung einzelner Teile zur Entfernung der Schmutz- und Ölschichten, unter denen ältere Fassungen zum Vorschein kamen. Durch die Freilegung konnte zusätzlich eine Verbesserung der Ablesbarkeit erreicht werden, die feinen Details des bauplastischen Dekors sind wieder erkennbar.364 Die bekrönende Figur der Stärke und die Nischenfigur Johannes des Evangelisten wurden 2004 vom Restaurator Andreas Muth bearbeitet. Beide Figuren wiesen mehrschichtige Überfassungen sowie braune Verfärbungen auf. Folgende Maßnahmen führte Muth durch:365 Abnahme der Überfassungen mit Abbeizer und Skalpell unter Belassung einer Referenzfläche Zellstoff-Kompressen (Arbocel) gegen die Verfärbungen partielle Festigungen mit Kieselsäureester (KSE 100, Firma Remmers) partielle Verklebungen mit Epoxidharz (Akepox 2010, Firma Akemi) Ergänzungen einiger, nicht aller Fehlstellen mit einem mineralischen Trockenmörtel ( Minéros, Firma Krusemark) und Polyurethan als Bindemittel. Für kleine Fehlstellen wurde als Bindemittel eine Acryldispersion verwendet. Retuschen mit Erdpigmenten und einer Acryldispersion als Bindemittel. Seit Mitte der 1990er Jahre befindet sich am bauzeitlichen Aufstellungsort im Schlosshof eine monumentale Fotomontage des Portals. Noch 2007 soll an dieser Stelle das Portal als Teilrekonstruktion aufgestellt werden. Die Restaurierungen sind nahezu abgeschlossen und das Fundament ist bereits gelegt. Präsentiert werden in Zukunft überwiegend hochwertige Kopien aus Kunststein sowie ein Teil der originalen Stücke. Die originalen Elemente, die auf Grund ihrer filigranen Gestaltung für eine Präsentation im Außenbereich zu gefährdet sind, sollen museal ausgestellt werden. Eine von der Denkmalpflege favorisierte komplette Rekonstruktion des Portals wäre zu kostenintensiv gewesen. Ein Schutzdach wird nicht angebracht, da der Schlosshof in seiner Wirkung gestört würde. Die Überlegungen zur Farbgestaltung sind noch nicht abgeschlossen: Die Weißfassung mit Vergoldungen, die einer späteren Phase zugeordnet wird, könnte rekonstruiert oder eine Silikonharzlasur im Sandsteinton aufgetragen werden, da als bauzeitliche Fassung eine Teilpolychromie vermutet wird Vgl. IDK (1997) S. 24ff. Vgl. Dülberg (2004) S. 57. Vgl. Muth (2005) o.s. Vgl. mündliche Mitteilung Kiesewetter (2007).

122 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 116 Material und Technik Das Portal besteht aus Cottaer Sandstein, der vermutlich aus einem Bruch nahe Pirna stammt.367 Die vollplastischen Figuren und die Reliefs sind sorgfältig gearbeitet und die Rücklagen geglättet. Am Portal lassen sich Altergänzungen aus drei verschiedenen Mörteln nachweisen. Der älteste ist ein reiner Kalkmörtel und wohl vor die Restaurierung 1876 zu datieren, in der vermutlich mit einem grobkörnigen, stark zementhaltigen Mörtel gearbeitet wurde. Der jüngste Mörtel ist kunststoffgebunden und stammt vermutlich von den Restaurierungsmaßnahmen Als bauzeitliche Farbgestaltung wird eine Teilpolychromie vermutet. Analysen an den Figuren Moses und Christus haben ergeben, dass eine massive wachsartige Schicht auf dem Träger liegt, bei der es sich um die bauzeitliche Fassung von 1557/1556 handeln könnte. Anhand der Befundstellen kann eine Deutung als Anlegeöl für eine Vergoldung ausgeschlossen werden, diese Schicht findet sich auch in Bereichen, die nicht für eine Vergoldung bestimmt waren. Vermutlich sollte diese Fassung optisch ausgleichend wirken. An der im 18. Jahrhundert ergänzten Figur Johannes des Evangelisten war die wachsartige Schicht nicht nachweisbar.369 Die nächste Gestaltungsphase datiert 1602: eine ölgebundene Bleiweißfassung, farblich nuanciert und mit partiellen Vergoldungen differenziert.370 Auf die erste Weißfassung folgt eine zweite, ebenfalls aus Bleiweiß bestehend. Sie setzt sich aus zwei identischen Schichten zusammen und ist auch farblich nuanciert. Die Pupillen erhielten nachweislich eine schwarze Differenzierung.371 Vermutlich wurde bei dieser Gestaltungsphase die vorherige wiederholt, dies könnte entweder für eine zeiliche Einordnung um 1737 oder um 1774 sprechen. Anhand der kopierten Johannes-Figur ließen sich diese Vermutungen wahrscheinlich präzisieren, da die Entstehungszeit um 1738 angenommen wird. Die jüngste Fassung ist von grauer Farbigkeit und vermutlich ölgebunden.372 Ikonografie und kunsthistorische Bedeutung "Das Besondere und Einzigartige des Dresdener Schlosskapellenportals ist die Idee, mit dem eindeutigen Rückgriff auf einen streng klassischen, römischen Triumphbogen, der Siegeszeichen der zum Gott erhobenen Kaiser war, sinnbildlich protestantische Anliegen zu verwirklichen. Das prächtige Portal wird hier zum Triumphtor Christi." 373 Der bekrönende Christus triumphiert mit der Fahne in der Hand, begleitet von den drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung sowie von der Stärke. In der Vgl. Dülberg (2004) S. 56. Vgl.Dülberg (2004) S. 57; Muth (2004) o.s. Vgl. Kless (2004) S. 1f. Vgl. Kless (2004) S. 1. Vgl. Kless (2004) S. 1. Diese Fassung ist nicht genauer beschrieben und untersucht worden. Da in den verwendeten Quellen von mehreren Ölfarbschichten auf dem Portal berichtet wird, handelt es sich wohl auch bei der jüngsten Fassung um eine ölgebundene. 373 Dülberg (2004) S. 71.

123 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 117 Attika nehmen außerdem Vertreter des Alten und des Neuen Testaments auf Christus Bezug: Jesaias als erster Prophet des Messias und Paulus, der das alte Gesetz überwand. "In den Nischen zwischen den Säulen treten Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist sowie Moses und Petrus typologisch übereinander auf." 374 Das zentrale Relief in der Holztür, das Christus und die Ehebrecherin zeigt, verdeutlicht die protestantische Aussage des Portals durch die Darstellung der vergebenden Gnade als einen der Hauptgedanken der lutherischen Lehre.375 Das Portal zählt zu einem der qualitätvollsten Ausstattungsstücke des Dresdner Schlosses. Es veranschaulicht besonders gut die Entwicklung neuer Gestaltungsformen durch die Beeinflussung italienischer Entwürfe, vermutlich sogar durch eine Zusammenarbeit italienischer und deutscher Künstler Zusammenfassung des restauratorischen Vergleichs polychromer Bauplastik Mit Ausnahme des Torgauer Bürgerhauses Leipziger Straße 16 sind alle der angeführten Vergleichsobjekte in den letzten zehn Jahren restauriert worden. Diesen Restaurierungen gingen Untersuchungen zur Polychromie voraus - hier stellt das Haus Bäckerstraße 8 die Ausnahme dar -, die die Grundlagen für den Umgang mit dem Fassungsbestand bildeten. Ziel war es, die bauzeitliche Fassung soweit wie möglich zu ermitteln. Dies gelang ausschließlich an den repräsentativen Ausstattungsstücken des Torgauer und des Dresdner Schlosses. Ob es sich bei den Befunden zur Erstfassung des Torgauer Bürgerhauses Breite Straße 4 tatsächlich um die bauzeitliche Fassung handelt oder doch um eine Überfassung, muss offenbleiben. Die bauzeitlichen Farbgestaltungen der Portale der anderen Bürgerhäuser und auch des Erkers des Rathauses sind im Laufe der Zeit durch Reinigungs- und Umbaumaßnahmen verloren gegangen. Das Hauptportal und die Kanzel des Schlosses Hartenfels weisen auf Grund ihrer Funktion und ihres Aufstellungsortes einen unterschiedlichen Erhaltungszustand auf: Am Portal, das im Außenbereich steht und täglich benutzt wird, ist der Fassungsbestand fragmentarisch überliefert. Die bauzeitliche Fassung ließ sich in ihren Grundfarben klären, jedoch nicht vollständig. Das Portal wurde mit den Repliken der fehlenden Bildnisse und einer rekonstruierenden Teil-Neufassung dieser optisch wirksamen Farbtöne in Kalkkasein- bzw. Tempera-Technik dem bauzeitlichen Zustand wieder angeglichen. Die Kanzel erfuhr entsprechend ihrer Bedeutung in der Geschichte eine regelmäßige Pflege und ist im Innenraum in 2 m Höhe geschützt angebracht. Die Ablaugung 1932 zielte auf eine Freilegung des 374 Dülberg (2004) S Vgl. Dülberg (2004) S. 71ff. 376 Vgl. Dülberg (2004) S. 63f.

124 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 118 bauzeitlichen Fassungsbestandes, der sich weitgehend erhalten hat. Allerdings bleiben auch hier einige ungeklärte, nicht rekonstruierbare Bereiche. Die letzte Restaurierung wurde mit Teilfreilegungen und Aquarellretuschen sowie Neuvergoldungen in Öltechnik überarbeitet, hierbei waren Analogien zu anderen Farbgestaltungen am Schloss dienlich. Beide Objekte erhielten also eine rekonstruierende Neufassung, in die erhaltene Fassungsbereiche integriert wurden. Die ausgewählten Portale des Dresdner Schlosses haben eine bewegte Geschichte mit Standortwechseln hinter sich. Nur einige Architekturteile eines der Portale vom Georgenbau besitzt noch Fassungen, auch am ehemaligen Schlosskirchenportal ist der Bestand reduziert. Entsprechend konnten weitgehende, aber keine umfassenden Kenntnisse zur Erstfassung gewonnen werden. Mit Ausnahme des steinsichtigen Nordportals des Georgenbaus besaßen die anderen beiden Portale mehrere ölhaltige Überfassungen, die konservatorisch bedenklich waren und die Plastizität beeinträchtigten. Diese Ölfarbschichten wurden entfernt und dabei die Erstfassung freigelegt. An dem Südportal des Georgenbaus erfolgten keine Retuschen, da die Fassungsbereiche ölhaltig sind und somit nicht den bauzeitlichen Farbwert aufweisen. Im Fall des Schlosskirchenportals sind die Überlegungen zur Präsentation der Fassung noch nicht abgeschlossen. Vermutlich wird entweder eine ältere Fassung rekonstruiert oder das Portal mit einer den Sandstein imitierenden Silikonschutzschicht versehen, die zum Teil der vermuteten bauzeitlichen Teil-Polychromie entspricht. Bei den Torgauer Bürgerhäusern ist das denkmalpflegerische Vorgehen bezüglich der Polychromie differenziert: An den Portalen Bäckerstraße 3, Breite Straße 4 und Fleischmarkt 6 konnten als erste vorhandene Fassungen jeweils die Gestaltungsphasen nach einem eingreifenden Umbau festgestellt werden sowie die darauf folgenden jüngeren Schichten. Die Portale erhielten eine Neufassung, die eine dieser nachweisbaren, jüngeren historischen Fassungen aufgriff. Dafür wurden die vorhandenen Farbschichten entfernt (Bäckerstraße 3) bzw. nur teilweise abgenommen (Breite Straße 4). Im Fall des Hauses Fleischmarkt 6 war dieses Vorgehen auch geplant, eine Freilegung auf den Träger wurde bereits durchgeführt. Die Neufassungen des Portals Breite Straße 10 und des Rathauserkers beruhen dagegen nicht auf Befunden. Wie bereits erwähnt, wurden die Untersuchungsergebnisse des Portals angezweifelt und der Hauseigentümer ließ eine freie Farbgestaltung auftragen. Inwiefern hier die vorhandenen Fassungen erhalten blieben, ist unbekannt. Am Rathaus waren die Befunde zu fragmentarisch, um eine Farbgestaltung nachzuweisen. Die ausgeführte Fassung ist dem Gestaltungssystem am Schloss Hartenfels frei nachempfunden. Ein freies Vorgehen scheint auch bei der Rahmung des Portals Bäckerstraße 8 der Fall zu sein. Die ausgeführte dorische Ordnung widerspricht einer historischen Aufnahme, auf der Reste einer ionischen Ordnung abgebildet sind. Bei den Neufassungenen kamen überwiegend synthetische (Dispersionen) oder anorganische Bindemittel (Kalk, Silikatfarben) zum Einsatz.

125 5. Restauratorischer Vergleich polychromer Bauplastik des 16. Jahrhunderts S. 119 Recherchen zum Bürgerhaus Neißstraße 29 in Görlitz, dem sogenannten Biblischen Haus,377 zeigten ein vergleichbares Vorgehen. Anhand einer Befunduntersuchung konnten die Fassungen bis nach 1907 hinreichend nachgewiesen werden: Die Fassade war die ersten 200 Jahre steinsichtig und erhielt anschließend mehrere monochrome Ölfarbanstriche. Auf Grund der Beeinträchtigungen der hygrischen Gesteinskennwerte und der Plastizität der Reliefs erfolgte in den letzten Jahren eine weitgehende Freilegung. Abschließend wurde eine Silikonlasur aufgetragen, um das unterschiedliche hygrische Verhalten der teilfreigelegten Fassade zu homogenisieren und um einen einheitlichen Farbeindruck zu erzielen. Die Lasur wurde farblich dem Stein angeglichen, so dass die bauzeitliche Steinsichtigkeit imitiert wird.378 Es fällt auf, dass die jeweils jüngste Farbgestaltung bei den Untersuchungen in der Regel nicht berücksichtigt und eine Wiederholung dieser Fassung nicht diskutiert wurde. Die Befundsicherungen konzentrierten sich generell auf die ältesten vorhandenen Farbschichten. Die Erstfassungen ließen sich dennoch in keinem Fall zweifelsfrei klären. Anhand der Befunde erfolgten die rekonstruierenden Neubzw. Teilfassungen, die auf Grund der fragmentarischen Befundsituation auf teils nicht gesicherter Basis beruhen. War eine bauzeitliche Gestaltung nicht mehr nachweisbar, wurde auf eine jüngere Fassung zurückgegriffen. Dabei gingen die Neufassungen meist mit der Abnahme vorhandener jüngerer Farbschichten einher. Diese Freilegungen waren größtenteils aus konservatorischen und/oder ästhetischen Gründen notwendig. Die Wahl der Bindemittel richtete sich nach dem Aufstellungsort: bei freier Bewitterung synthetische oder anorganische, in geschützten Bereichen proteinische Farbsysteme. 377 Dieses Haus ist eines der berühmtesten der deutschen Renaissance. Es wurde aus Schlesischem Sandstein für den Bauherrn Hans Heinze d.ä. hergestellt. Der Künstler ist unbekannt. Der Name des Hauses stammt von den reliefierten Brüstungsfeldern, die Szenen aus dem alten und neuen Testament zeigen.vgl. Ausführliches Denkmalverzeichnis (2007): Neißstraße 29; Benndorf/Walther (2000) S. II/7f. 378 Vgl. mündliche Mitteilung Kiesewetter (2007).

126 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube Der Flaschenturm wurde seit Anfang der 1950er Jahre museal von zwei Institutionen genutzt: dem Kreismuseum, heute Stadt- und Kulturgeschichtliches Museum Torgau, und dem Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ). Nachdem beide Institutionen 2004/2005 in andere Räumlichkeiten umgezogen sind, ist der Torgauer Geschichtsverein e.v. künftiger Nutzer des Flaschenturmes mit den angrenzenden kurfürstlichen Gemächern. Vorgesehen ist ebenfalls eine museale Präsentation, bei der allerdings die Räume mit ihrer erhaltenen Ausstattung (Architektur, Bauplastik, Wandmalerei) im Vordergrund stehen sollen. Diese Form der Nutzung findet bei allen Beteiligten - zu nennen sind hier der Initiativkreis Schloß Hartenfels e.v. als Projektleiter, das Landratsamt als Eigentümer, die obere und untere Denkmalpflege als betreuende Institutionen, die Stadt Torgau als beratende Institution sowie die beteiligten Restauratoren und Bauforscher - Zustimmung.379 Seit 2005 wird im Auftrag des Initiativkreises Schloß Hartenfels e.v. der überlieferte Bestand im Flaschenturm sondiert. Die Ergebnisse der Befundsicherungen dienen der Entscheidungsfindung für die anschließende Restaurierung und Präsentation der Räume. Die Flaschenstube spielt hierbei auf Grund des qualitätvollen und verhältnismäßig gut erhaltenen Bestandes (Portal und Wandmalereien) des 16. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle. Zur Erstellung eines geeigneten und konsequenten Restaurierungskonzeptes für das Portal sind einerseits grundsätzliche Überlegungen für den Umgang mit dem fragmentarisch erhaltenen Bestand notwendig, andererseits konkrete denkmalpflegerische Überlegungen im Hinblick auf eine zukünftige Nutzung und Präsentation des Portals wie des Raumes. Hierbei kann man sich auf folgende theoretische Grundlagen stützen: Der deutsche Kunsthistoriker Georg Dehio ( ) erlangte mit seiner Parole "konservieren, nicht restaurieren" 380 sowie seinem "Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler" nachhaltig Bekanntheit und prägte die Denkmalpflege. Seine theoretischen Überlegungen sind noch immer aktuell und die von ihm verfassten Handbücher Standardwerke. Alois Riegl ( ), ein Kunsthistoriker aus Österreich, überwand die ästhetisch wertende Kunstbetrachtung und sah das Denkmal als Glied in der Entwicklungskette der Geschichte. Daraus entwickelte er eine Hierarchie und Chronologie der Denkmalwerte. Der italienische Kunsthistoriker und Restaurierungstheoretiker Cesare Brandi ( ) veröffentlichte 1963 die "Teoria del restauro", in der er sich mit Grundsatzüberlegungen zur Restaurierung beschäftigte. Das Werk ist inzwischen zu einem historischen Dokument geworden, das aber nicht an Aktualität verloren hat. 379 Das Meinungsbild wurde mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt. 380 Das Zitat stammt aus Dehios Rede "Denkmalschutz und Denkmalpflege im 19. Jahrhundert", die er auf einer Feier anlässlich des Geburtstags des Kaisers am gehalten hat.

127 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 121 Dehio trat für die Substanzerhaltung von Denkmalen ein und wollte einen wirksameren Denkmalschutz erreichen, indem die Gesellschaft die Verantwortung für den ererbten Bestand gegenüber den Erbauern und den nachfolgenden Generationen übernimmt. "Die Argumente seines Erhaltungskonzeptes beruhen auf einem umfassenden Denkmalverständnis, das den dokumentarischen Charakter des Denkmals nicht mehr in der ursprünglichen Bauidee und ihrer ersten Realisierung allein, sondern gleichermaßen im "historisch Gewordenen" feststellt." 381 Die gebaute und natürliche Umgebung ist nach Dehio ebenfalls für die Wirkung und Bedeutung eines Denkmals notwendig, genauso wie die Altersspuren. Sein strenger Erhaltungsgrundsatz, nach Möglichkeit auf Ergänzungen und Rekonstruktionen zu verzichten, wird durch seine praktische Flexibilität abgemildert: Danach soll solange als möglich konserviert und erst als letzte Maßnahme restauriert werden.382 Ebenso wie Dehio propagierte Riegl Substanzerhaltung anstelle von Restaurierungen und Rekonstruktionsversuchen. Er erkannte, dass der Wert eines Denkmals nicht ursprünglich besteht, sondern von der Gesellschaft bestimmt wird. In der von ihm entwickelten Hierarchie und Chronologie unterschied er die Erinnerungs- und die Gegenwartswerte. Zu den Erinnerungswerten zählen unter anderem der historische Wert, durch den das Denkmal als Original einer bestimmten Geschichtsepoche begriffen und die Erhaltung des Denkmals im überlieferten Zustand angestrebt wird. Demgegenüber stehen die Gegenwartswerte: Der Gebrauchswert ist an den Zweck bzw. die Nutzung des Denkmals gebunden und daher wichtig für den Fortbestand des Denkmals. Der Kunstwert, der nach Riegl zeitgebunden ist, beinhaltet einerseits den Neuheitswert, der Geschlossenheit in Form und Farbe verlangt und in Widerspruch zum historischen Wert stehen kann (Altersspuren am Denkmal), andererseits ist der Kunstwert eines historischen Denkmals abhängig vom Kunstempfinden der zeitgenössischen Gesellschaft.383 Nach Brandi besitzt ein Kunstwerk künstlerische und historische Werte, die eine unteilbare Einheit bilden. Nachdem der Entstehungsprozess des Kunstwerks abgeschlossen ist, erfährt es im Laufe der Zeit eine eigene historische Entwicklung. Jeder Eingriff in das Kunstwerk führt also zu einer Veränderung der künstlerischen wie auch der historischen Wertigkeit und Aussage. Eine Restaurierung ist immer zeitgebunden und kann keinen absoluten Anspruch auf Richtigkeit erheben. Es handelt sich vielmehr ebenfalls um ein historisches Ereignis, das Bestandteil der Geschichte des Kunstwerkes wird und das Aussagen darüber zulässt, wie das Kunstwerk zu diesem Zeitpunkt interpretiert wurde. Daraus folgt, dass eine Restaurierung als Teil der Objektgeschichte erkennbar und auch wieder entfernbar sein sollte. Die Authentizität des Kunstwerkes muss dabei immer gewahrt werden, denn die Veränderungen, die es im Laufe der Zeit erfahren hat, können nicht ungeschehen gemacht werden. Gegenüber dem historischen Wert darf die Ästhetik aber nicht vernachlässigt werden. Eine Restaurierung bewegt sich daher immer in dem Spannungsfeld zwischen dem Erhalt der gefährdeten Substanz und der Verbesserung der Wahrnehmbarkeit, um ein Kunstwerk so vollständig wie möglich zu bewahren. Wiederherstel381 Wohlleben (1988) S Vgl. Dehio (1988 a) S. 36; Dehio (1988 b) S. 98; Wohlleben (1988) S. 12ff. 383 Vgl. Wohlleben (1988) S. 12ff.

128 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 122 lungen beeinträchtigen die Authentizität eines Kunstwerkes und ersetzen den Künstler. Eine partielle Rekonstruktion ist allerdings auf Grundlage gesicherter historischer Quellen zulässig, wenn dabei der dokumentarische Wert des Kunstwerkes berücksichtigt wird Aktuelle Situation im Jahr 2007 Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Nutzungsdaten: Errichtung Flügel B unter Kurfürst Johann Friedrich, Bildhauer des Portals Stephan Hermsdorf, Jörg von Coburg und Simon Schröter 1660/1661 Neuerrichtung der Haube des Flaschenturmes sowie des obersten Geschosses 1670/1671 Erneuerung der Flaschenstube Hauptlazarett unter dem preußischen König Friedrich II, anschließend Leerstand Instandsetzungen, anschließend Nutzung als Zucht-, Arbeits- und Irrenhaus 1791 Brand im Flügel B (Grüner Turm, Hofstubenbau, Wohngemächer, Flaschenturm) Seuchenlazarett, Chirurgie im Flügel B, amputierte Körperteile im Abort 1817 Stationierung von 267 Soldaten im Flügel B, davon 12 in der Flaschenstube Umbau zur Kaserne durch das preußische Militär, Kasernennutzung bis Brand im Dach des Flaschenturmes Lehrerinnenseminar, anschließend Leerstand bis auf wenige Wohnungen, Umbaumaßnahmen hierfür Einbau einer Küche im ehemaligen Auftritt des Treppenturmes zur Flaschenstube 1930 Malerarbeiten im Obergeschoss Flügel B, Fußbodenverdopplung in der Flaschenstube im Zuge des Umbaus für die preußische Justizverwaltung Wohnnutzung, Werkstatt für Strohintarsien in der Flaschenstube 1949 Dachausbesserungen am und Malarbeiten im Flügel B seit 1951 Einrichtung des Kreismuseums im Flügel B, Neufassung des Portals in der Flaschenstube Das heutige Aussehen der Flaschenstube ist geprägt von den Umbaumaßnahmen des Schlosses zur Kaserne 1818 (siehe Kapitel 3.1). In den Flaschenturm wurden Geschützstände eingebaut und dabei die Reitspindel samt Mittelpfeiler mit Flaschenzug abgerissen. In der Flaschenstube wurde das Fußbodenniveau um ca. 40 cm erhöht und die vier großformatigen Fenster durch kleine Kanonenluken ersetzt. Eine eingezogene Decke trennt den Raum von dem dazugehörigen ehemaligen Gewölbe, so dass ein Zwischengeschoss entstanden und das Gewölbe nahezu vollständig verloren ist. Für den Einzug der Decke wurden die bauzeitlichen Rundpfeiler, die die Gewölbebögen trugen, abgearbeitet 384 Vgl. Schädler-Saub (2006) S. 24ff. 385 Ausführlichere Informationen siehe Kapitel 3.3 und 3.4.

129 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 123 und stattdessen eine regelmäßige Stützkonstruktion aus massiven Balken aufgestellt. Der aus statischen Gründen erneuerte Mittelpfeiler wurde bis in das Zwischengeschoss über der Flaschenstube verlängert. Außerdem erfolgte der Abbruch der Stufen des inneren Treppenturmes, der vom ersten bis in das dritte Obergeschoss des Flaschenturmes reicht und in die Flaschenstube führte. Beide Portaldurchgänge sind nutzbar und verbinden Vorraum und Flaschenstube miteinander. Das 1818 erhöhte Fußbodenniveau verdeckt die Basen der Pilaster des Portals. Für einen der Stützbalken ist die Hälfte des vom Betrachter aus gesehen linken Pilasters entfernt worden. Von diesem Balken verlaufen Kabel auf dem Architrav bis über den einzigen noch vorhandenen Pfeiler rechts neben dem Portal. Die Wände weisen zahlreiche restauratorische und bauarchäologische Freilegungsfenster unterschiedlicher Größe auf.386 Das Portal erhielt bei der Einrichtung der Museumsräume 1951 eine Leimfassung, die die derzeitige Sichtfassung darstellt. Vorherrschend ist ein helles Grau, verschiedene Profilleisten sind mit Blau, Rot und Grün abgesetzt und die Rücklagen zeigen einen gestupften Farbauftrag aus Grau, Blaugrau sowie Rot. Unter der Fassung von 1951 ist überwiegend die Struktur des Sandsteins zu erkennen, der Bestand an älteren Farbgestaltungen ist sehr reduziert. Die Wände sind in einem hellen monochromen Ockerton gestrichen. Der frühere Standort von Ausstellungsvitrinen ist anhand einer dunkleren Farbgebung gekennzeichnet, da sie für den letzten Anstrich nicht beiseite gerückt wurden. In dem schwer zugänglichen Zwischengeschoss oberhalb der Flaschenstube hat sich ein Schildbogen des ehemaligen Gewölbes der Flaschenstube über dem Portal vollständig erhalten. Unter mehreren monochromen Anstrichen weisen die ersten zwei Fassungen reichhaltige Gestaltungen auf, die sich vermutlich auf das Portal beziehen.387 Das Zwischengeschoss befindet sich in einem bedenklichen Zustand: Der Fußboden besteht nur noch aus einer Brettlage mit einer Stärke von ca mm und durch die offenen Lüftungsschächte gelangen Vögel ins Innere, deren Kot zu einer Anreicherung von Salzen führen kann Konservatorischer Aspekt389 Das Klima am Portal war in den Monaten von März bis Mai kaum Schwankungen unterworfen. Die Werte (Temperatur C und 40-50% relative Luftfeuchte) entsprechen damit ohne Regulierungen weitgehend dem von ICOM390 empfohlenen Standardrichtklima für Museen. Zu beachten ist, dass die 386 Die sondierenden Untersuchungen führten Diplom-Restauratorin Nadja Kühne und das Büro für Altbauforschung Vogt/Vogt-Linsener in den Jahren 2005/2006 durch. 387 Vgl. Kühne (2005) o.s. 388 Vgl. mündliche Auskunft Linsener (2007). 389 Detaillierte Ausführungen und Empfehlungen siehe Kapitel 4.3 und Die Abkürzung ICOM steht für International Council of Museum.

130 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 124 Messung über einen kurzen Zeitraum und direkt an der Portaloberfläche durchgeführt wurde (siehe Kapitel 4.5). Makroskopisch weist der Sandstein des Portals keine Schäden auf, die einen konservatorischen Eingriff bedingen. Das Gefüge besitzt eine ausreichende Festigkeit und in den Bereichen der Fehlstellen droht kein weiterer Substanzverlust. Außerdem liegen weder eine akute Salzbelastung noch eine mikrobielle Besiedlung vor. Eine Nitratbelastung und die Umwandlung von Azurit in ein Kupfergrün sind bislang jeweils nur in einem kleinen Bereich am Portal festgestellt worden. Die Bindung der erhaltenen Fassungspakete an den Träger ist reduziert (siehe Kapitel 4.3). Auch die Fassungen an den Wänden und auf dem erhaltenen Schildbogen zeigen partiell Bindemittelverluste und es sind hohlliegende Bereiche in Putz- und Malschichten vorhanden. In den Bereichen, wo Putz II von 1818 vorhanden ist, liegt dieser zum Teil sehr dick auf Putz I von Die Folge sind hohe Spannungen mit Schäden in den darunter liegenden Malschichten wie Abplatzungen und Risse Historischer Aspekt Die Nutzung des Schlosses Hartenfels als kurfürstliche Residenz im 16. Jahrhundert war eine bedeutende Zeit für die wirtschaftliche und künstlerische Entwicklung der Stadt und des Schlosses. Vor allem die erhaltenen Bauwerke mitsamt ihrer Gestaltung stellen ein wichtiges und auch für das heutige Stadtbild noch prägendes Zeugnis dieser Epoche dar. Die Militär- und Festungsgeschichte Torgaus seit Mitte des 18. bis in das 20. Jahrhundert nahm ebenfalls nachhaltig Einfluss auf den Baubestand: Die Befestigung Torgaus 1811/12 verhinderte Modernisierungen, so dass sowohl der historische Baubestand als auch die historische Stadtstruktur der Renaissance erhalten blieben (siehe Kapitel 2.1). Die ursprünglich repräsentative Funktion der Flaschenstube wurde durch den Umbau zur Kaserne überformt und zum Teil zerstört (siehe Kapitel 3.3). Beide Ereignisse einschließlich der baulichen und gestalterischen Veränderungen sind von historischem Wert, der sowohl in dem erhaltenen bauzeitlichen Bestand als auch in den Veränderungen besteht, die im Laufe der Zeit erfolgten und nicht ungeschehen gemacht werden können. 6.4 Ästhetischer Aspekt Der Flaschenturm stellt mit seiner baulichen Konzeption und Ausgestaltung ein Kulturdenkmal von hohem Rang dar (siehe Kapitel 3.4). Er ist ein in sich geschlossenes Bauwerk, das neben der repräsenta391 Vgl. Kühne (2005) o.s.

131 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 125 tiven Funktion gute Rückzugsmöglichkeiten bot. Die Flaschenstube war einer der zentralen Räume des Turmes. Der überlieferte Bestand ist gegenüber den anderen Geschossen, die 1818 stärker überformt wurden, reichhaltiger (siehe Kapitel 3.3). Vor allem das Portal ist mit seinen sorgfältig gearbeiteten plastischen Verzierungen und den kostbaren Fassungsresten (Azurit, Malachit, Smalte, Vergoldungen) ein Zeugnis für die qualitätvolle Innenausstattung der auf Repräsentation ausgelegten kurfürstlichen Epoche. Um die Flaschenstube mitsamt dem Portal als ein hochrangiges Kulturdenkmal wahrnehmen zu können, bedarf es sowohl einer angemessenen Nutzung (Gebrauchswert) als auch einer ästhetischen Präsentation (künstlerischer Wert). Trotz der eingezogenen Decke wirkt der Raum heute nicht gedrungen und niedrig und die Raumhöhe korreliert mit den kleinen Kanonenluken als einzigen Fensteröffnungen der Flaschenstube. Die glattverputzte Decke unterbricht keine sichtbaren Wandmalereien, die sich bis in das darüber liegende Zwischengeschoss fortsetzen, wohl aber ältere Gestaltungen, die unter Überfassungen verborgen sind. Die zahlreichen freigelegten Befunde an den Wandflächen sind im Gegensatz zu den noch bedeckten angrenzenden Bereichen Klima und Licht direkt ausgesetzt. Bleibt diese Situation über einen längeren Zeitraum bestehen, kommt es zu einer unterschiedlichen Alterung. Irreversible optische und ästhetische Beeinträchtigungen sind die Folgen. Die verdeckten Basen des Portals beeinträchtigen die Ablesbarkeit der architektonischen Form. Da die gesamte Sockelzone nicht sichtbar ist, kann sich ein Betrachter den Portalaufbau vor Ort in der Flaschenstube auch nicht durch Vergleich erschließen. Dagegen lässt sich die fehlende Hälfte des vom Betrachter aus gesehen linken Pilasters anhand der vorhandenen Hälfte sowie der beiden anderen Pilaster gedanklich nachvollziehen. Der Balken wirkt im Portal störend, bildet aber gemeinsam mit den anderen Stützen eine gleichmäßige architektonische und damit auch ästhetische Form. Die filigranen figürlichen Darstellungen der Reliefs am Portal werden durch die vereinzelt vorhandenen Fehlstellen in ihrer Ablesbarkeit nicht beeinträchtigt. Nur zwei Fehlstellen am Gesimsabschluss fallen durch ihre Größe und Form auf. Die Sichtfassung wirkt insgesamt unruhig und ästhetisch unbefriedigend. Die Mörtelergänzungen am Portal liegen teilweise über der originalen Sandsteinoberfläche oder sind formal falsch ausgeführt. Durch die weitgehend grobe Ausführung unterscheiden sie sich in ihrer Oberflächenstruktur von den angrenzenden Bereichen. Der Blick des Betrachters wird vor allem durch die gestupften und mehrfarbigen Rücklagen von der Form auf die Farbe gelenkt. In weiten Bereichen sind die jüngsten Fassungen so dick aufgetragen, dass bauplastische Konturen undeutlich werden. Auch die Verkabelung über dem Portal und dem Pfeiler fällt ästhetisch störend auf.

132 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S Musterfläche Am Portal wurde das vom Betrachter aus gesehen rechte Medaillon einschließlich der Rahmung als Musterfläche ausgewählt. Die Größe der Fläche war in Anbetracht des viermonatigen Zeitrahmens für die vorliegende Arbeit angemessen und das makroskopische Erscheinungsbild ließ vermuten, dass hier der Fassungsbestand weniger fragmentarisch sei als an den Pilastern. Anhand erster restauratorischer Maßnahmen sollte aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten und Grenzen gegeben sind Durchgeführte Maßnahmen Am Medaillon wurden eine Freilegung, Festigung und Retusche ausgeführt. Die Konzepte und Arbeitsschritte werden im Folgenden erläutert. Freilegung Untersuchungen und Recherchen zur Fassung von 1951 haben nachgewiesen, dass es sich um eine Leimfarbe handelt. Sie ist in Bezug auf die Gegebenheiten am Portal zwar konservatorisch unbedenklich (siehe Kapitel 4.3.4), stellt aber eine ästhetische Beeinträchtigung dar (siehe Kapitel 3.4 und 6.3). Es wurde daher beschlossen, diese zu entfernen, denn durch eine Abnahme bzw. Reduzierung wäre vermutlich bereits eine optische Beruhigung des Medaillons sowie ein Gewinn an Plastizität zu verzeichnen sein. Oberste Prämisse ist dabei der Erhalt aller darunter liegenden Fassungen, um die zukünftige Restaurierung nicht bereits durch die Musterfläche einzuschränken oder vorzugeben. Leimfarbe lässt sich bekanntlich sehr einfach mit Feuchtigkeit entfernen. Für die vorhandenen Farbschichten unter der Fassung von 1951 sind mit Ausnahme der partiellen ölgebundenen Fassung am Barett (3. Fassung 1619 oder 1670/71) allerdings ebenfalls proteinische Bindungen nachgewiesen worden (siehe Kapitel 4.1.2). Um die proteinisch gebundenen älteren Schichten nicht zu gefährden, wurde zunächst versucht, die zum Teil zweischichtig und sehr stark aufgetragene Sichtfassung von 1951 mechanisch zu reduzieren. In einem zweiten Schritt sollte dann mit einem angefeuchteten Wattestäbchen weiter freigelegt werden. Eine mechanische Reduzierung ließ sich aber nur auf ebenen Flächen durchführen, die durch die Plastizität des Medaillons nur selten gegeben war. Es zeigte sich, dass durch Rollen eines feuchten Wattestäbchens eine kontrollierte Entfernung der Sichtfassung von 1951 möglich war. Das Rollen des Wattestäbchens reduzierte sukzessive die Fassung, so dass darunter erhaltene Fassungsfragmente rechtzeitig zu erkennen waren. Eine weitere Reduktion erfolgte dann nur noch mittels vorsichtigem Tupfen. Die Freilegung wurde beendet, sobald die Fassungsfragmente unter der Fassung von 1951 optisch hervortraten, selbst wenn letztere noch nicht vollständig entfernt worden war, oder aber wenn zu befürchten war, dass es zu Verlusten kom-

133 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 127 men könnte. In den Bereichen, wo die Fassung von 1951 direkt auf dem Träger lag, wäre eine hohe mechanische Beanspruchung (z.b. mit Bürsten) nötig gewesen, um die Farbe rückstandsfrei aus dem Sandsteingefüge zu entfernen. Auch hier wurde von einer vollständigen Reinigung abgesehen. Bei der Freilegung diente eine Lupenbrille zur ständigen Kontrolle. Eine weitere Überprüfungsmöglichkeit stellte die abgenommene Farbe am Wattestäbchen dar. Dies setzte allerdings ein sehr häufiges Wechseln der Wattetampons voraus. Das beschriebene Vorgehen war zwar langwierig, erzielte jedoch sehr gute Ergebnisse: Selbst in Bereichen der Rücklagen mit punktuell erhaltenem Azurit der bauzeitlichen Fassung von 1544, das keine befriedigende Adhäsion mehr zum Untergrund aufwies, konnte die Freilegung vor einem Anlösen des Azurits beendet werden. Nach der weitgehenden Freilegung zeigte sich, dass mehr Fassungsfragmente erhalten sind, als zuvor vermutet wurde und besonders im Bereich des Hemdes konnte ein deutlicher Gewinn an Plastizität erreicht werden. Die feine Fältelung des Hemdkragens sowie eine schwere Halskette waren unter der Leimfarbe fast vollständig verdeckt, ebenso eine Fehlstelle an der Nase. Des Weiteren fiel eine weiße Farbschicht auf, die durch eine vergleichsweise dicke Schichtstärke und sehr gute Wasserlöslichkeit gekennzeichnet ist. Es handelt sich um eine Kreide mit geringen Anteilen Ultramarin, sie wird als Grundierung in die 5. Fassung von 1818 oder Anfang des 20. Jahrhunderts eingeordnet. Die Kreideschicht befindet sich in vielen Vertiefungen des Medaillons und mindert so die formale Ablesbarkeit. Eine Fassung auf der Grundierung ist überwiegend nicht mehr vorhanden. Dies konnte makroskopisch gut unterschieden werden, da auf der Kreideschicht entweder eine goldene Metallauflage oder ein leuchtendes Rot (Marsrot) liegen. Um die formale Ablesbarkeit zu verbessern wurde die Grundierung mechanisch mit einem Skalpell sowie chemisch mit einem angefeuchteten Wattestäbchen entfernt, sofern sie nicht Träger einer Fassung war. Durch den eingeschränkten Freilegungsgrad und die erhaltenen Fassungsfragmente unterschiedlicher Schichtstärke und Farbigkeit konnte die erhoffte optische Beruhigung nicht in ausreichendem Maß erzielt werden. Im Vergleich zum Vorzustand ist dennoch eine Verbesserung ablesbar. Festigung Während der Freilegung zeigte sich, dass vor allem die Pigmente der Erst- und Zweitfassung (Azurit, Malachit und Smalte) zum Teil pulverisiert vorliegen. Partiell erhaltene Schichtenpakete weisen eine im Vergleich zur Schichtstärke geringe Haftfläche auf. In beiden Fällen war eine Festigung zur Sicherung des Bestandes angezeigt (siehe Kapitel 4.1.2). Ziel war es, die Malschichten vorläufig zu konsolidieren, bis im Rahmen eines Gesamtkonzeptes die Restaurierung des Portals erfolgen wird. Die Wahl des Festigungsmittels sollte die zukünftigen Maßnahmen nicht bereits vorgeben. Bei der Auswahl eines Produktes spielte die mikrobielle Verwertbarkeit

134 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 128 keine Rolle, da die Befundsicherung am Portal belegt hat, dass weder eine Besiedlung vorliegt noch bei den derzeitigen klimatischen Bedingungen mit einem Befall zu rechnen ist (siehe Kapitel 4). Celluloseleime besitzen die Eigenschaft, nicht alterungsbeständig zu sein und sich mit der Zeit abzubauen. Methylcellulose (Tylose), ist weniger alterungsbeständig als Hydroxypropylcellulose (Klucel). Das Produkt Tylose MH 300 ist ein dünnflüssiger Leim, der geeignet ist für die vorläufige Festigung. Tierische Leime wie Kasein besitzen eine zu hohe Spannkraft und zu stark festigende Wirkung für die vorliegende Problematik. Kunstharze wie Paraloid kommen ebenfalls nicht in Frage, da hierdurch häufig eine Farbvertiefung sowie ein Glanzgrad entsteht. Kalkmilch scheidet ebenfalls aus ästhetischen Gründen aus: Es entstünde ein irreversibler weißer Kalkschleier. Für die Konservierung der Malschicht kam daher Tylose MH 300, die 1,25%ig in Wasser gelöst worden war, zum Einsatz. Der Auftrag erfolgte nach einem Vornetzen mittels Wasser-Alkohol-Gemisch (1:1 Volumenteile) mit Spritze und Kanüle. Retuschen Das Medaillon sollte mittels einer zurückhaltenden Retusche optisch beruhigt und somit eine weitere Verbesserung der Ästhetik erreicht werden. Betroffen hiervon sind vor allem die Rücklagen, in denen sich partiell der Sandstein hell abzeichnet, sowie die weiß hervortretende Grundierung der 5. Fassung von 1818 oder Anfang des 20. Jahrunderts in den Randbereichen der Schichtenpakete. Diese Bereiche sollten der Umgebung zurückhaltend farblich angepasst werden. Eine Aquarellretusche in Strich- oder Punkttechnik bot sich an, damit die Retuschen eindeutig in Material und Auftrag von den erhaltenen Fassungsfragmenten zu unterscheiden und weitgehend reversibel sind. Die Authentizität des Medaillons wird gewahrt bei gleichzeitiger Verbesserung der Wahrnehmbarkeit (historischer und künstlerischer Wert). Die Ausführung sollte generell in möglichst reinen Farben erfolgen, um eine lebendige lockere und keine dichte schwere Farbigkeit zu erreichen. Bei den Rücklagen stellte sich heraus, dass die Sandsteinoberfläche zwar glatt gearbeitet, aber durch die Porosität einen zu unebenen Untergrund für eine feine Strichretusche besitzt. Der Auftrag einer Grundierung, auf der die Retusche erfolgen könnte, ist nicht möglich, ohne die partiell erhaltenen Fassungsfragmente zu überdecken. Eine Punktretusche mit ungemischten Farben ist auch auf einer rauen Gesteinsoberfläche möglich. Hiervon wurde jedoch Abstand genommen: Die vorgestellte Musterfläche dient einer ersten Annäherung, das Restaurierungsziel für das Portal steht noch nicht fest. Der Farbauftrag muss daher zurückhaltend, das heißt in einer sehr wässrigen Aquarelltechnik mit wenig Farbe ausgeführt werden. Anhand eines punktuellen Probeauftrags zeigte sich, dass das Wasser sofort in das Sandsteingefüge eindringt und sich verteilt. Dadurch wird der punktförmige Charakter der Retusche unkenntlich und es kann durch unkontrollierbares Verteilen der ungemischten Farben zu einem unerwünschten Farbeindruck kommen. Stattdessen wurden kleine Farbmengen aus Schwarz, Blau und

135 6. Empfehlungen im Hinblick auf eine Nutzung und Präsentation der Flaschenstube S. 129 wenig Grün auf der Palette angemischt und als Acqua sporca-lasuren392 punktuell zur Vermeidung von Wasserrändern aufgetragen. Die Randbereiche der Kreidegrundierung wurden ebenfalls durch zurückhaltende Aquarellretuschen optisch den entsprechenden angrenzenden Farbigkeiten angeglichen. Der lasierende Farbauftrag erfolgte wiederum punktuell. Abbildung 42: Portal in der Flaschenstube, rechtes Medaillon. Links: Vorzustand. Rechts: nach Abnahme der Fassung von 1951 und partiellen Retuschen Bewertung der Musterfläche Die durchgeführten Maßnahmen (Reduktion der Fassung von 1951, vorläufige Malschichtkonsolidierungen, zurückhaltende Retuschen) bewirkten eine deutliche Verbesserung der formalen Ablesbarkeit und der optischen Geschlossenheit. Das Bildnis tritt wieder in den Vordergrund und die feinen bildhauerischen Details wie Hemdkragen und Kette sind nicht mehr verdeckt. Außerdem konnten weitere Erkenntnisse zu den unter der Fassung von 1951 erhaltenen Farbgestaltungen gewonnen werden. Partiell zusammenhängende Bereiche, die sich durch eine festere Konsistenz von den übrigen Farbschichten unterscheiden, zeigen vermutlich farbige Differenzierungen, hier kann allerdings bislang weder eine Schichtenfolge noch eine zeitliche Einordnung vorgenommen werden (siehe Kapitel 4.1.2). Sollte mittels weiterer Untersuchungen bestätigt werden können, dass sich diese festen Schichten auf einer bleiweißhaltigen Unterlage befinden, wäre eine Zuordnung in die 3. Fassung von 1619 oder 1670/71 möglich. Nach der Abnahme der Fassung von 1951 handelt es sich hierbei ausnahmslos um die Sichtfassungen folgender Partien: Gesicht, Bäusche am Barett, Hemd, Schaube. Allerdings sollte abgewägt werden, ob der Wissensgewinn weitere Probenahmen des reduzierten Fassungsbestandes rechtfertigt. Der Fassungsbestand der Rücklagen ist sehr reduziert, nur in den Randbereichen zu den vorkragenden plastischen Formen haben sich einige Farbreste erhalten. An der ebenen Rahmung des Medaillons sind fast keine Farbschichten mehr vorhanden. Nach der Reduzierung der Fassung von 392 Der italienische Begriff für schmutziges Wasser. Darunter ist eine Retusche definiert, durch die helle Bereiche optisch zurückgedrängt werden, ohne einen klaren Farbwert aufzugreifen.

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