Antrag auf ein Pilotprojekt. Erprobung der Leistungsfähigkeit eines Löschgruppenfahrzeuges im Brandeinsatz abhängig von der Mannschaftsstärke
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- Jesko Acker
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1 Arbeitsgruppe Pilotprojekt Einsatztaktik Erprobung der Leistungsfähigkeit eines Löschgruppenfahrzeuges im Brandeinsatz abhängig von der Mannschaftsstärke Projekt Feuerwehrensache" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Verband der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen e.v. Düsseldorf, Projekt Feuerwehrensache" Leitung Weitere Informationen: Ministerium für Inneres und Kommunales BOAR Walter Wolf (Ahlen) des Landes Nordrhein-Westfalen BOAR Josef Dehling (Gladbeck) Internet: Haroldstraße Düsseldorf KBM Bernd Schneider (Siegen) Facebook: facebook.com/feuerwehrensache
2 Inhaltsverzeichnis 1. Problembeschreibung Allgemeine Anforderungen Entwicklung der Feuerwehren Tagesverfügbarkeit Taktik Problemlösung Zielstellung und Abgrenzung Methodische Vorgehensweise Übungslage Übungsobjekt und umfang Projektentwickler Anforderungen an die Kommunen/Feuerwehren, die an dem Projekt teilnehmen Evaluation. 6
3 1. Problembeschreibung 1.1 Allgemeine Anforderungen An die Feuerwehren im gesamten Land werden Ansprüche gestellt, die sich aus dem geltenden Feuerschutzrecht (FSHG), den bestehenden Feuerwehrdienstvorschriften (FwDV en), Unfallverhütungsvorschriften (UVV) sowie der Laufbahnverordnung FF und weiteren Vorgaben der Landesregierung ergeben. Jeder Bürger im ganzen Land muss zu jeder Zeit die gleiche Qualität an Hilfeleistung erfahren. Es muss folglich gewährleistet werden, dass eine ersteintreffende Feuerwehreinheit sowohl personell als auch technisch so ausgestattet ist, dass eine Menschenrettung im Brandfall, eine Stabilisierung einer eingeklemmten Person bei einem Verkehrsunfall oder eine Menschenrettung bei einer Gefahrstofffreisetzung durchgeführt werden kann. 1.2 Entwicklung der Feuerwehren Mit demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen haben auch die Feuerwehren zu kämpfen. Hinzu kommt, dass eine zunehmende Technisierung der Einheiten nicht immer zu einem besseren Einsatzergebnis führt. Durch die Arbeitsgruppe wurden die bestehenden Probleme zusammengetragen: Tagesverfügbarkeit Die Verfügbarkeit der einzelnen Feuerwehrmitglieder im normalen Arbeitsalltag nimmt weiter ab. Dies hat verschiedene Gründe: In den ländlichen Regionen sinkt durch die Zentralisierung der Bauernhöfe zunehmend die Anzahl der Landwirte, die in der Freiwilligen Feuerwehr tätig sind. Dies vergleichbar der Situation in den Feuerwehren, wo durch zunehmende Technisierung versucht wird, ebenfalls mit einer geringeren Personalstärke auszukommen. Die ländlichen Regionen entwickeln sich zunehmend zu Schlafstätten, d.h. zur Arbeit und sonstigen Aktivitäten des Alltags (beispielsweise Einkauf, Arztbesuche) wird vom Wohnort aus in die nächstgrößere Stadt gependelt. Die Jobangebote in den kleinen Dörfern haben weiter abgenommen. Der Ort dient dann oft nur noch der Schlaf- und Wohnstätte, entsprechende Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr sind also nur noch abends / nachts verfügbar. Das Verständnis der Arbeitgeber für ehrenamtliche Tätigkeiten nimmt vor allem aus betriebswirtschaftlichen Gründen ab. Immer weniger Arbeitgeber können ihre Betriebsangehörigen für Einsätze und Aktivitäten der Feuerwehr freistellen, obwohl dies im geltenden FSHG geregelt ist. Die Tagesverfügbarkeit liegt hierdurch oftmals unter Gruppenstärke (neun Einsatzkräfte) Taktik Die Arbeitsgruppe möchte im Rahmen eines Pilotprojektes hinterfragen, warum die Mannschaftsstärke eines Gruppenfahrzeugs neun Personen umfassen soll und nicht eventuell eine kleinere Anzahl schon ausreichend ist. Die Besatzung von neun Mann erscheint bereits in Ausbildungswerken der Feuerschutzpolizei aus dem Jahr 1944 (F. Heimberg, W. Fuchs, 1944). Ferner wurde die Frage aufgeworfen, was denn die Mindestanzahl an Feuerwehrangehörigen (FA) zur erfolgreichen Abarbeitung eines Einsatzszenarios darstellt. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass es für Feuerwehren immer schwieriger wird,
4 neue Mitglieder zu gewinnen und tagsüber ein Einsatzfahrzeug mit neun Einsatzkräften zu besetzen, ist es notwendig, sich mit wissenschaftlicher Begleitung die Frage zu stellen, welche Besatzung mindestens benötigt wird, um im Brandfall eine Menschenrettung aus einem Obergeschoss durchführen zu können. 2. Problemlösung 2.1 Zielstellung und Abgrenzung Anhand eines festgelegten realistischen und ausreichend großen Einsatzszenarios soll erprobt werden, wie viele Einsatzkräfte zur erfolgreichen Abarbeitung eines bestimmten Einsatzzieles benötigt werden. Mit einer standardisierten Beladung eines Löschgruppenfahrzeugs soll die untere Grenze der benötigten Mannschaftstärke und die benötigte Zeit ermittelt werden. Als obere Grenze der Mannschaftsstärke wird die größte taktisch selbständige Einheit gemäß FwDV 3 angenommen, da diese den Optimalfall eines ersteintreffenden Einsatzfahrzeugs darstellt (Feuerwehr-Dienstvorschrift 3 - Einheiten im Lösch- und Hilfeleistungseinsatz, 2008). Die Mannschaft muss hier wie im Einsatzfall flexibel und dynamisch reagieren. Es soll hier nicht untersucht werden, welche Ausrüstungsgegenstände zu einer Steigerung von Geschwindigkeit oder Effektivität am besten geeignet sind. 2.2 Methodische Vorgehensweise Anhand einer praktischen Durchführung sollen verschiedene Aspekte eines Löschangriffs beobachtet und bewertet werden. Einer Besatzung (1/8//9) eines Löschgruppenfahrzeuges wird das gleiche Einsatzszenario mehrmals als Aufgabe gestellt. Der Einsatzauftrag soll so schnell und sicher wie möglich abgearbeitet werden. Bei jeder Wiederholung steht eine Einsatzkraft weniger zur Verfügung. Wenn die Erfüllung des Einsatzauftrages nicht mehr möglich ist, nicht mehr sinnvoll erscheint oder die Zeitspanne eindeutig zu groß wird, ist der Übungsdurchgang beendet. Das Szenario wird den Einsatzkräften vorher bekannt gegeben, um den aufkommenden Übungseffekt durch die Wiederholungen und die damit wahrscheinliche Zeitverbesserung von Anfang an etwas zu kompensieren. Ist die Lage im ersten Durchgang unbekannt, wird mehr Zeit für die Entscheidungsfindung und Sortierung der Einsatzkräfte benötigt. Bei Feuerwehren wird dieser Zeitabschnitt oftmals als Chaosphase bezeichnet. Ein Übungsdurchgang ist von mehreren Feuerwehren unabhängig mit den gleichen Startbedingungen (Fahrzeug, Mannschaftsstärke, Ausrüstung, Einsatzszenario) durchzuführen, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. An verschiedenen Stellen des Übungsaufbaus werden Übungsbeobachter postiert, die die Arbeit und Aufgaben der Einsatzkräfte beobachten, die Zeit des Übungsdurchgangs registrieren und Probleme beziehungsweise Vorteile dokumentieren. Wenn möglich werden die Übungsdurchgänge per Kamera dokumentiert, um eine spätere Nachvollziehbarkeit zu ermöglichen. Ein bereits durchgeführter Testlauf mit beruflichen Feuerwehrangehörigen hatte zum Ziel, vor dem endgültigen Versuchsstart mit Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren, unerwartete oder bislang unbekannte Probleme zu erfassen und zu lösen, offene Fragestellungen zu klären und die Positionen der Beobachter festzulegen.
5 2.3 Übungslage Es wird ein Szenario vorgeschlagen, welches derzeit als fundamental zur Abarbeitung für die Feuerwehr angesehen wird. Es handelt sich um einen Wohnungsbrand in einem mehrgeschossigen Wohn- oder Geschäftshaus mit Menschenrettung aus dem ersten Obergeschoss. Die Zugangswege sind verraucht. Dieses Szenario wird gewählt, weil es sowohl einen Löschangriff erfordert, als auch das Vorgehen mindestens eines Trupps unter Umluft unabhängigem Atemschutz zur Menschenrettung. Primäres Ziel dieser Einsatzlage ist die Rettung der vermissten Person aus dem betroffenen Gebäudeteil, sekundäres Ziel die Eindämmung des Brandes. 2.4 Übungsobjekt und -umfang Für die Übungen im Rahmen des Pilotprojektes soll den übenden Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren ein dreieinhalbgeschossiges (Wohn-)Gebäude in der Übungshalle des IdF in Münster-Handorf zur Verfügung gestellt werden. So kann weitestgehend ausgeschlossen werden, dass Wettereinflüsse auf die Erprobung einen Einfluss haben. Um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, ist es notwendig, mit mindestens zehn unterschiedlichen Freiwilligen Feuerwehren die geplanten Versuche durchzuführen. Die Übungsversuche sollen im Frühherbst 2014 beginnen und im Frühjahr 2015 abgeschlossen werden. 3. Projektentwickler Unterarbeitsgruppe 2.C (Technik/Taktik) Übungsplanung und wissenschaftliche Auswertung: Bergische Universität Wuppertal; Albert Kißlinger 4. Anforderungen an die Kommunen/Feuerwehren, die an dem Projekt teilnehmen Die Feuerwehreinheiten, die an dem Projekt teilnehmen möchten, müssen in ihrer Kommune über ein Löschgruppenfahrzeug mit Wassertank, mit dem sie regelmäßig üben und Einsätze abwickeln, verfügen. Es kann nur eine gesamte Feuerwehreinheit (1/8//9) an diesen Übungen teilnehmen. Einzelne Feuerwehrangehörige können sich nicht bewerben, da die gemeinschaftliche Aus- und Weiterbildung der gesamten Feuerwehreinheit einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis der Versuchsreihe hat. Als persönliche Schutzausrüstung wird die Mindestausrüstung gemäß FwDV 1 Grundtätigkeiten im Losch und Hilfeleistungseinsatz, 2006 genutzt. Da es sich um einen Löscheinsatz handelt, werden Feuerwehrüberhose, Feuerwehrüberjacke und Schutzhelm (sind von den übenden Feuerwehrangehörigen mitzubringen) vorausgesetzt. Der übenden Einheit wird ein Löschgruppenfahrzeug des IdF zur Verfügung gestellt. Damit wird sichergestellt, dass die übenden Einheiten immer unter den gleichen Bedingungen starten. Die Beladung des Fahrzeugs stellt den Stand der Technik dar und wird nicht modifiziert. Dazu gehören beispielsweise die Nutzung von Schlauchtragekörben, in der Mannschaftskabine verladene Atemschutzgeräte und ein eingebauter Fahrzeugtank.
6 5. Evaluation Die engmaschige Begleitung aller Übungsversuche durch die Mitglieder der UAG 2.C und insbesondere durch die Abteilung Sicherheitstechnik der Bergischen Universität Wuppertal ist ein zentraler Baustein des Projektes. Auf der Basis der wissenschaftlich begleiteten Auswertungen der Erfahrungen bei den vorgesehenen zehn Versuchsreihen soll eine Festlegung der mindestens benötigten Mannschaft für einen Standardeinsatz erfolgen. Von elementarer Bedeutung wird sein, ob es eine Akzeptanz und einen Mehrwert in den Feuerwehren gibt. Hierzu sollen die durch die Übungen gemachten Einsatzerfahrungen ebenso beitragen, wie die wissenschaftlich begründeten Aussagen.
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