Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung. Kaffeesatzlesen war gestern - Aktuelles und Visionäres zum Biomonitoring -
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- Ilse Wolf
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1 Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung Kaffeesatzlesen war gestern - Aktuelles und Visionäres zum Biomonitoring - am in Ludwigshafen am in Karlsruhe und am in Tübingen
2 Titel: "Kaffeesatzlesen war gestern - Aktuelles und Visionäres zum Biomonotoring" Heft 48 der Schriftenreihe PRÄVENTIN Herausgeber: Anschrift: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Landesverband Südwest Kurfürsten-Anlage 62, Postfach , Telefon ( ) , Fax ( ) lv-suedwest@dguv.de Internet:
3 Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung Thema "Kaffeesatzlesen war gestern - Aktuelles und Visionäres zum Biomonitoring" am in Ludwigshafen am in Karlsruhe und am in Tübingen
4 Seit Jahrzehnten ist das Biomonitoring ein wichtiges Werkzeug der Arbeits- und Betriebsmedizinerinnen und -mediziner zur individuellen Prävention bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen. Das Ziel des Biomonitorings ist, die Belastung und die Gesundheitsgefährdung von Beschäftigten zu erfassen und die erhaltenen Analysewerte mit Referenzwerten (z. B. Biologischer Grenzwert) zu vergleichen, um geeignete Maßnahmen vorschlagen zu können, die die Belastung und die Gesundheitsgefährdung der Beschäftigten reduzieren. Nach 6 Abs. 2 der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) ist das Biomonitoring Bestandteil der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, soweit dafür arbeitsmedizinisch anerkannte Analyseverfahren und geeignete Werte zur Beurteilung zur Verfügung stehen. Der richtige, effiziente und qualitätsgesicherte Einsatz von Biomonitoring ist aus der betriebsärztlichen Praxis also nicht wegzudenken. Im Gegenteil, er ist fester Bestandteil des betriebsärztlichen Handelns. In der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung referierten Experten aus Wissenschaft und Praxis zu diesem wichtigen Thema. Nach der Einführung in das Thema Biomonitoring wurden aktuellste Methoden und Anwendungsbereiche des Biomonitorings dargestellt. Darüber hinaus erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung auch neueste Entwicklungen aus dem Bereich der Forschung zum Biomonitoring. Die praktische Anwendung des Biomonitorings und sein Nutzen für die Betriebe und Beschäftigten war ein weiterer Bestandteil dieser Fortbildungsveranstaltung, die ebenfalls zur kollegialen Diskussion einludt.
5 1 Themen Biomonitoring heute - Hintergrund, Ziele, Anforderungen - Rieger/Hildenbrand - Neues aus der Wissenschaft zum Biomonitoring und Ausblick in die Zukunft - Koch/Weiß/Käfferlein - Biomonitoring im Betrieb - Erfahrungen und Nutzen - Will -
6 2 Biomonitoring heute - Hintergrund, Ziele Anforderungen Referentinnen: Prof. Dr. med. Monika Rieger Dr. rer. nat. Sibylle Hildenbrand
7 3 Biomonitoring heute Hintergrund, Ziele, Anforderungen 21. Juli 2010 Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen Kaffeesatzlesen war gestern Aktuelles und Visionäres zum Biomonitoring Landesverband Südwest, DGUV Prof. Dr. Monika A. Rieger, Dr. Sibylle Hildenbrand Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen Hintergrund: Gefährdungsbeurteilung 5 ArbSchG: Beurteilung der Arbeitsbedingungen (3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch physikalische, chemische und biologische Einwirkungen 7 GefStoffV: Informationsbeschaffung & Gefährdungsbeurteilung (1) Gesichtspunkte für Beurteilung der Gefährdung 7. Arbeitsplatzgrenzwerte und biologische Grenzwerte (7) Gefährdungsbeurteilung durch fachkundige Personen Fachkundige Personen sind insbesondere der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. 3 ASiG: Aufgaben der Betriebsärzte (1) 1 g Beurteilung der Arbeitsbedingungen (1) 2 Untersuchung der Arbeitnehmer Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
8 4 Hintergrund: Gefährdungsbeurteilung Arbeitsplatzbezogene Beurteilung: typische Gefährdungen am Arbeitsplatz, unabhängig von den dort arbeitenden Personen z.b. arbeitsplatzbezogene Exposition: Gefahrstoffe, Lärm zunehmende Bedeutung Ambient Monitoring Tätigkeitsbezogene Beurteilung: gleichartige (stationäre) Tätigkeiten Übertragbarkeit auf andere Arbeitsplätze z.b. Bildschirmarbeit Personenbezogene Beurteilung: nicht ortsgebundene Tätigkeiten, z.b. Baustelle bestimmte exponierte Personengruppen z.b. Schwangere, Jugendliche, Leistungsgewandelte große Bedeutung der Arbeitshygiene, z.b. Gefahrstoffe zunehmende Bedeutung Biomonitoring nach Haßler et al., Handbuch der Arbeitsmedizin, 28. Erg. Lfg Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Biomonitoring in der Arbeitsmedizin Untersuchung biologischen Materials von Beschäftigten zur Bestimmung von - Gefahrstoffen - Metabolite der Gefahrstoffe - biochemischen oder biologischen Effektparametern Ziele: (individuelle) Belastung und Gesundheitsgefährdung erfassen Vergleich mit Grenzwerten bzw. Referenzwerten Maßnahmen zur Reduktion der Gesundheitsgefährdung Sekundärprävention! nach Schaller et al., Handbuch der Arbeitsmedizin, 35. Erg.Lfg., 3/04 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
9 5 Indikation zum Biomonitoring Tätigkeiten: - unmittelbarer Hautkontakt, dermale Resorption - oraler Aufnahmeweg - Gefahrstoffe mit langer biologische Halbwertszeit (Kumulation) - karzinogene, mutagene oder reproduktionstoxische Stoffe - schwere luftmesstechnische Erfassung der Exposition (z.b. Arbeit im Freien, Reparaturen) - Modifikation der inneren Belastung durch körperliche Arbeit (Atemminutenvolumen, Schweißbildung) - große Bedeutung der Arbeitshygiene nach Schaller et al., Handbuch der Arbeitsmedizin, 35. Erg.Lfg., 3/04 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Biomonitoring i.d.r. nicht geeignet Substanzen: - geringe Resorption der Gefahrstoffe (z.b. inerte Stäube, schwerlösliche Stoffe) - Ausschließlich irritative Wirkung (Haut, Schleimhäute) - sehr kurze biologische Halbwertszeit - Stoffe mit physiologisch hohen Konzentrationen im Körper (z.b. Hippursäure) - Gefahrstoffe / Gemische ohne wissenschaftlich begründbare Referenz- / Grenzwerte Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
10 6 Gesetzliche Grundlagen - ArbMedVV ArbMedVV - 6 Pflichten des Arztes oder der Ärztin (2) Biomonitoring ist Bestandteil der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, soweit dafür arbeitsmedizinisch anerkannte Analyseverfahren und geeignete Werte zur Beurteilung zur Verfügung stehen. (4) Der Arzt oder die Ärztin hat die Erkenntnisse arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen auszuwerten. Ergibt die Auswertung Anhaltspunkte für unzureichende Schutzmaßnahmen, so hat der Arzt oder die Ärztin dies dem Arbeitgeber mitzuteilen und Schutzmaßnahmen vorzuschlagen. Pflichtuntersuchungen Angebotsuntersuchungen Wunschuntersuchungen Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Gesetzliche Grundlagen - ArbMedVV Pflichtuntersuchungen - Listenstoffe (Anhang ArbMedVV) - AGW nicht eingehalten oder - Gesundheitsgefährdung durch direkten Hautkontakt - Schweißrauche > 3 mg/m 3 - Isocyanate (regelmäßige dermale Exposition / Luft > 0,5 mg/m 3 ) - unausgehärtete Epoxidharze - dermale / inhalative Exposition Angebotsuntersuchungen - Listenstoffe (Anhang ArbMedVV) (generell bei Exposition) - Schädlingsbekämpfung, Begasung - Stoffe gemäß (Abs. 2, 2c Lösungsmittel ) - Tätigkeit mit krebserzeugenden oder erbgutverändernden Stoffen oder Zubereitungen der Kategorie 1 oder 2 (GefStoffV) - Schweißrauche 3 mg/m 3 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
11 7 ArbMedVV - Schweigepflicht Pflichtuntersuchungen Mitteilung Untersuchungsergebnis Angebotsuntersuchungen Arbeitgeber keine Mitteilung Untersuchungsergebnis Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Expositionskenngrößen (GefStoffV) Arbeitsplatzgrenzwert - AGW Biologischer Grenzwert - BGW Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
12 8 Arbeitsplatzgrenzwert - AGW - Der AWG gibt an, bei welcher Konzentration eines Stoffes akute oder chronische schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit im Allgemeinen nicht zu erwarten sind : ca. 300 Stoffe mit AGW Ambient Monitoring Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Biologischer Grenzwert - BGW -... ist der Grenzwert für die toxikologischarbeitsmedizinisch abgeleitete Konzentration - eines Stoffes, - seines Metaboliten oder - eines Beanspruchungsindikators im entsprechenden biologischen Material (z. B. Blut, Urin oder Alveolarluft), bei dem im Allgemeinen die Gesundheit eines Beschäftigten nicht beeinträchtigt wird. - BGWs beruhen auf der Beziehung zwischen äußerer und innerer Exposition Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
13 9 Biologischer Grenzwert BGW (GefStoffV ab 2005) Biologischer Arbeitsstoff-Toleranz-Wert BAT-Wert (MAK- und BAT-Werte-Liste der DFG) 2009: 72 Stoffe bzw. Verbindungen haben einen BAT-Wert Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Zusammenhang: GefStoffV / TRGS MAK- und BAT-Werte-Liste (DFG) inhalative Exposition TRGS 900: Arbeitsplatzgrenzwert AGW TRGS 710 Regelungen zu Anwendungsbereich, Durchführung und Bewertung dermale Exposition im Vordergrund: TRGS 401 wenn in TRGS 903 kein passender BGW: zur Bewertung werden die in der TRGS 903 angegebenen BGW herangezogen Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
14 10 Überblick über Biomonitoring Kenngrößen Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Expositionsäquivalente für krebserzeugende Arbeitsstoffe EKA-Werte Gegenwärtig können für krebserzeugende Stoffe keine als biologisch unbedenklicher Werte angegeben werden, daher EKA-Werte (kein Schwellenwert). - Beziehungen zw. Stoffkonzentrationen in der Luft am Arbeitsplatz und Stoff- bzw. Metabolitenkonzentration im biologischen Material - gilt für krebserzeugende Stoffe Kategorie 1 und 2 und Kategorie 3 (wenn genotoxisch) - EKA-Werte beruhen auf Beziehung zwischen äußerer und innerer Exposition bei ausschließlich inhalativer Belastung : 22 Stoffe bzw. Verbindungen z.b. Arsentrioxid, Ethylen Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
15 11 Biologischer Leitwert - BLW Konzentration eines Stoffes, seines Metaboliten oder eines Beanspruchungsindikators, die als Anhalt für die zu treffenden Schutzmaßnahmen heranzuziehen ist. Bei krebserzeugenden Stoffen Kat. 1-3 und nichtkrebserzeugende Stoffe für die Daten für BAT nicht reichen BLWs beruhen nicht auf Beziehung zwischen äußerer und innerer Exposition 2009: 11 Stoffe bzw. Verbindungen z.b. Blei, Cadmium Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Biologische Arbeitsstoff-Referenzwerte - BAR Konzentration eines Stoffes oder seiner Metabolite zu einem bestimmten Zeitpunkt in Referenzpopulation, die nicht beruflich gegenüber diesem Stoff exponiert ist 95.Perzentil keine Aussage über gesundheitliche Effekte 2009: 8 Stoffe bzw. Verbindungen z.b. Nickel, Vinylchlorid Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
16 12 Biomonitoring ArbMedVV Pflichtuntersuchungen Untersuchungsanlässe aus ArbMedVV (Pflichtuntersuchung) Acrylnitril Alkylquecksilber Arsen und Arsenverbindungen Benzol Beryllium Blei und anorganische Bleiverbindungen Bleitetraethyl und Bleitetramethyl Cadmium, Cadmiumverbindungen Chrom-VI-Verbindungen Dimethylformamid Fluor und anorganische Fluorverbindungen Glycerintrinitrat und Glykoldinitrat (Nitroglycerin/Nitroglykol) Biomonitoring EKA, BAR EKA BLW EKA EKA, BAR BLW BGW, BAT BLW BAR BGW, BAT BGW, BAT BLW Berufsgenossenschaftliche Grundsätze G 40 G 9 G 16 G 8 G 40 G 2 G 3 G 32 G 15 G 19 G 34 G 5 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Biomonitoring ArbMedVV Pflichtuntersuchungen (Fortsetzung) Untersuchungsanlässe aus ArbMedVV (Pflichtuntersuchung) Kohlenstoffdisulfid Kohlenmonoxid Methanol Nickel und Nickelverbindungen Quecksilber und anorganische Quecksilberverbindungen Styrol Tetrachlorethen Toluol Trichlorethen Vinylchlorid Xylol Schweißrauche > 3mg/m 3 : Chrom VI, Fluor, Nickel Biomonitoring BGW, BAT BGW, BAT BGW, BAT BAR BGW, BAT BGW, BAT EKA BGW, BAT EKA EKA, BAR BGW, BAT EKA Berufsgenossenschaftliche Grundsätze G 6 G 7 G 10 G 38 G 9 G 45 G 17 G 29 G 14 G 36 G 29 G 15, G 34, G 38 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
17 13 Biomonitoring ArbMedVV Angebotsuntersuchungen Liste der Pflichtuntersuchungen (generell bei Exposition) plus z.b.: Untersuchungsanlässe aus ArbMedVV (Angebotsuntersuchung) Biomonitoring Berufsgenossenschaftliche Grundsätze n-hexan BGW n-heptan BAT in Diskuss. 2-Butanon BGW 2-Hexanon BGW Methanol BGW G 10 Ethanol 2-Methoxyethanol BAT Benzol EKA G 8 Toluol BGW G 29 Xylol BGW G 29 Styrol BGW G 45 Dichlormethan BGW G 14 1,1,1-Trichlorethan BGW G 14 Trichlorethen BGW G 14 Tetrachlorethen, BGW G 14 Krebserzeugenden / erbgutverändernde Stoffe oder Zubereitungen (Kategorie 1 oder 2 GefStoffV) EKA G 40 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Anforderungen und Ablauf des Biomonitoring Probenahme - richtiges Material Vollblut, Erythrozyten, Serum, Plasma Urin (i.d.r. Spontanurin) - richtige Probenahme Serum-Röhrchen, EDTA-Röhrchen, normale Kanülen (auch für Metallanalysen keine speziellen Kanülen erforderlich) luftdicht verschließbare Glasgefäße bei Lösemittel (schickt das Analyselabor) - Zeitpunkt der Probennahme z.b.: keine Beschränkung nach Expositionsende bzw. Schichtende nach mehreren vorausgegangenen Schichten - Halbwertszeiten beachten Analysen auf Qualität und spezielle Angebote des Labors achten! interne und externe Qualitätssicherung, Ringversuche Informationsquellen: - TRGS BGIA/IFA-Report - Labor Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
18 14 Beispiel: Cobalt-Metall (Stäube) Einstufung Cobalt-Metall (CAS: ) bioverfügbar, in Form atembarer Stäube/Aerosole Krebserzeugend, Kategorie 3 (lt. TRGS 905) Krebserzeugend, Kategorie 2 (lt. MAK- und BAT-Werte-Liste 2009) Halbwertszeit 2-phasiger Verlauf bei Ausscheidung im Urin größter Anteil innerhalb weniger Tage ausgeschieden Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Cobalt Grenz- und rientierungswerte Quelle: BGIA-Report 2009 Aus Liste der Gefahrstoffe aus Anhang 2: EKA-Werte Cobalt Mindestens einhaltbare Konzentration* Luftkonzentration bestimmt als Cobalt in µg/m 3 Vollblut Cobalt (µg/l) Urin Cobalt (µg/l) 50 2,5 30 -im Übrigen 100 E µg/m Herstellung von Cobaltpulver und Katalysatoren, Hartmetall- und Magnetherstellung (Pulveraufbereitung, Pressen und mechanische Bearbeitung nicht gesinterter Werkstücke) 500 E µg/m * frühere alte Schichtmittelwerte (TRK-Werte) Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
19 15 Cobaltkonzentration im Blut von Beschäftigten Beschäftigter 1 Beschäftigter 2 Beschäftigter 3 Beschäftigter 4 Beschäftigter 5 µg/l Datum Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Cobaltkonzentration im Blut von Beschäftigten Beschäftigter 1 Beschäftigter 2 Beschäftigter 3 Beschäftigter 4 Beschäftigter 5 µg/l Datum Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
20 16 Cobaltkonzentration im Blut von Beschäftigten Beschäftigter 1 Beschäftigter 2 Beschäftigter 3 Beschäftigter 4 Beschäftigter 5 µg/l Datum Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Bewertung der erhobenen Werte Messergebnis ärztliche Bewertung medizinischer Befund Hintergrundbelastung (ggf. BAR) Konkurrierende Expositionen (auch außerberuflich) (z.b. Rauchen, Nahrung) Vorerkrankungen, Prädisposition (z.b. Metabolismus, Ausscheidung) Arbeitsplatzhygiene (z.b. orale Exposition) dermale Exposition Schwere der körperlichen Arbeit (Atemminutenvolumen, Schweißbildung) Interaktion (z.b. Pharmaka) Konstitution der Beschäftigten nach Schaller et al., Handbuch der Arbeitsmedizin, 35. Erg.Lfg., 3/04 Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
21 17 Ziel von Biomonitoring Erfassen der effektiven Belastung Gefährdungsbeurteilung Schutzmaßnahmen Besichtigung Arbeitsplatz Anamnese Beschäftigte Kommunikation Beschäftigte Arbeitgeber Quelle der Abbildung: Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31 Informationsquellen BGIA / IFA-Report Gefahrstoffdatenbanken Themen von A bis Z Gefahrstoffe Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
22 18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Rieger / Hildenbrand Biomonitoring LV Südwest DGUV, Juli /31
23 19 Neues aus der Wissenschaft zum Biomonitoring und Ausblick in die Zukunft Referenten: Dr. rer. nat. Holger M. Koch Dr. rer. nat. Tobias Weiß Dr. rer. nat. Heiko Udo Käfferlein
24 20 Human Biomonitoring Neues aus der Wissenschaft und Ausblick Dr. rer. nat. Heiko U. Käfferlein Dr. rer. nat. Holger M. Koch Dr. rer. nat. Tobias Weiß Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung Institut der Ruhr-Universität-Bochum (IPA) Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, D Bochum Fortbildungsveranstaltung Biomonitoring Juli 2010 Übersicht Risikobeurteilung und Biomonitoring-Konzept Interpretation und Qualitätskontrolle Primärprävention (Beispiele) Biomonitoring der Exposition in der Allgemeinbevölkerung (Umweltmonitoring) Biomonitoring der Exposition am Arbeitsplatz (Arbeitsplatzmonitoring) Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Aromatische Amine Phthalate Nikotin (Tabakrauch) Ausblick und Zusammenfassung 2
25 21 Die Black Box zwischen Exposition und Erkrankung Lebensstil, Beruf Umwelt Genetische Prädisposition Black Box Erkrankung Wissenschaftliche Ergebnisse zur Expositions- und Risikobewertung sowie Risikomanagement 3 Fragestellungen, die gelöst werden müssen Nachweis einer Gefährdung Besteht eine Exposition gegenüber Gefahrstoffen? Wie lange und zu welchem Zeitpunkt besteht eine Exposition? Was ist der pathologisch-relevante Endpunkt? Wirkungsmechanismus Wie wirkt der Gefahrstoff? Gibt es Geschlechtsunterschiede? Ist der Wirkmechanismus relevant für den Menschen? Dosis-Wirkungs-Beziehungen Wie sieht die Dosis-Wirkungskurve aus? Beeinflussen sich Chemikalien wechselseitig in ihrer Wirkung? 4
26 22 Biomonitoring & Expositions-Erkrankungs-Kontinuum Biomarker der Suszeptibilität Lebensstil, Beruf, Umwelt Innere Dosis Effective Dosis Erste Biologische Effekte Veränderte Strukturen & Funktionen Erkrankung Genetische Prädisposition Gefahrstoffe, Metabolite in Blut Urin Gewebe Protein/DNA Addukte in Blut Urin Gewebe Gentoxizität oder Stoffwechselveränderungen DNA Schädigungen DNA Reparatur Apoptose Zellproliferation Mutationen in Genen Proteinen Permanente Änderungen Signaltransduktion DNA & Protein Expression Biomarker der Exposition Biomarker des Effekts 5 Spezifität vs. Biologische Relevanz Lebensstil, Beruf, Umwelt Innere Dosis Effektive Dosis Erste Biologische Effekte Veränderte Strukturen und Funktionen Genetische Prädisposition Spezifität Disease Biologische Relevanz 6
27 23 Primär- vs. Sekundärprävention Lebensstil, Beruf, Umwelt Innere Dosis Effektive Dosis Erste Biologische Effekte Veränderte Strukturen und Funktionen Genetische Prädisposition Primärprävention Disease Sekundärprävention 1 Nachweis und wenn notwendig Reduktion der Exposition 2 Früherkennung einer Erkrankung 7 Übersicht Risikobeurteilung und Biomonitoring-Konzept Interpretation und Qualitätskontrolle Primärprävention Biomonitoring der Exposition in der Allgemeinbevölkerung (Umweltmonitoring) Biomonitoring der Exposition am Arbeitsplatz (Arbeitsplatzmonitoring) Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Aromatische Amine Phthalate Nikotin (Tabakrauch) Ausblick und Zusammenfassung 8
28 24 Biomarker der Exposition Interpretation Relative Konzentration im Verhältnis zur aufgenommenen Dosis Gefahrstoffe/ Metabolite in Blut/ Urin Albumin Addukte 10-4 Hämoglobin Addukte DNA-Addukte Halbwertszeit [d] 9 Biomarker der Exposition Informationsquellen American Conference of Governmental Industrial Hygienists (ACGIH) BEI-Arbeitsgruppe (Threshold Limit Values in Biological Materials) Deutsche Forschungsgemeinschaft ( MAK Commission ) BAT-Arbeitsgruppe (Threshold Limits in Biological Materials) AiBM-Arbeitsgruppe (Biomonitoring Methoden, 12 Bücher mit insgesamt 150 analytischen Verfahren für ca. 350 Gefahrstoffe) 10
29 25 Externe Qualitätssicherung (FIH, DGAUM) 11 Übersicht Risikobeurteilung und Biomonitoring-Konzept Interpretation und Qualitätskontrolle Primärprävention (Beispiele) Biomonitoring der Exposition in der Allgemeinbevölkerung (Umweltmonitoring) Biomonitoring der Exposition am Arbeitsplatz (Arbeitsplatzmonitoring) Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Aromatische Amine Phthalate Nikotin (Tabakrauch) Ausblick und Zusammenfassung 12
30 26 Primärprävention 1. Schritt: Erfassung der Exposition (nach Möglichkeit mit Biomonitoring) 2. Schritt: Ergebnisvergleich wenn möglich mit Grenz- oder Beurteilungswerten bzw. mit Konzentrationen aus dem Tierversuch oder in-vitro 3. Schritt: Falls notwendig, Reduktion/Minimierung der Exposition Hautschutz Abzüge/Ventilationssysteme Änderung der Arbeitstätigkeit/-ablauf Substitution 4. Schritt: bjektivierung der getroffenen Schutzmaßnahmen 13 Blei im Blut der US-amerikanischen Bevölkerung Blei (µg/l) Blei im Blut Expositionserfassung Risikobeurteilung Risikomanagment [ ] Jahr Von: Larry L. Needham, Nationales Umweltgesundheitszentrum der USA, Amerikanische Gesundheitsbehörde (CDC) 14
31 27 Blei im Blut (Mutter/Kind-Paare) 30.0 Linear Regression y=0.4521x+4.28 P<0.0001***; r= fpb [µg/l] mpb [µg/l] 15 1-Hydroxypyrene im Urin der deutschen Bevölkerung Nichtraucher Hydroxypyrene (ng/l) st West Deutschland 0 st West Deutschland 16 Von: Jürgen Angerer, Humanbiomonitoring Kommission, Umweltbundesamt 16
32 28 Was ist der Sinn von Umwelt-Biomonitoring? Erfassung der Hintergrund-Exposition ( Unvermeidbar ) Metalle Polychlorierte Biphenyle, Dioxine & Furane Persistente & Nichtpersistente Pestizide Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Phthalate Phytoestrogene Nikotine (Tabakrauch) Flammschutzmittel Perfluorierte Verbindungen etc. etc. Generierung von Referenzwerten für die Allgemeinbevölkerung 17 Vergleich der Ergebnisse mit dem Arbeitsplatz...zur Differenzierung von arbeits- und umweltbedingten Expositionen (Exposition on top auf die Hintergrundbelastung)...zur Identifizierung von Arbeitsplätzen und tätigkeiten mit höheren Exposition Primärprävention (z.b. Expositionsreduktion)...zur Identifizierung von Hochrisikogruppen Sekundärprävention (z.b. Früherkennungsprogramme) 18
33 29 Übersicht Risikobeurteilung und Biomonitoring-Konzept Interpretation und Qualitätskontrolle Primärprävention (Beispiele) Biomonitoring der Exposition in der Allgemeinbevölkerung (Umweltmonitoring) Biomonitoring der Exposition am Arbeitsplatz (Arbeitsplatzmonitoring) Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Aromatische Amine Phthalate Nikotin (Tabakrauch) Ausblick und Zusammenfassung 19 PAK Exposition in der Industrie Koksofen Steinkohle Koksofenemissionen Koks Eisen- & Stahlindustrie Steinkohlenteer Fraktionierte Destillation Phenole Naphthalin Anthrazen Steinkohlenteerpech Chemische Industrie Kohlenstoffelektroden Feuerfeste Materialien 20
34 30 1-Hydroxypyrene in Urine Referenzwert [1-HP]: 0.12 Kontrollen (n=48) Restaurierung Feuerschäden (n=5) Median Bereich 1-HP [µg/g] Koksofenarbeiter (n=47) 3.82 Konverterarbeiter (Stahl) (n=6) Steinkohlenteer-Destillation (n=18) 1.51 Feuerfeste Materialien (n=96) 8.41 Kohlenstoffelektroden (n=71) Assoziation zwischen 1-HP vs. 3-H-B[a]P log c (3-HB[ a]p ) [ng/g Krea] Koksofen Kohlenstoffelektroden Feuerfeste Materialien P<0.001; r S =0.698 (n=63) log c (1-HP) [µg/g Krea] 22
35 31 PAK Wirkungsmechanismus Indirekt genotoxischer Mechanismus (z.b. xidative Schädigungen) Direkter genotoxischer Mechanismus (z.b. DNA-Addukt-Bildung) H A T A C G C T G H H H DNA-Strangbrüche Mutationen Krebs H B[a ]P-7,8-dihydro diol-9,10-epo xid 23 Interventions-Studie Neues Bindepech anti -BPDE/10 8 Nukleotide P <0.001 Median 0 Vorher (n=26) 3 Monate nachher (n=33) 24
36 32 Aromatische Amine (AA) Metabolismus NH 2 N H Excretion in Urine CH 3 N H H N H N S Hb-Adduct Hb N + H DNA-Adduct 25 Exposition in 47 Koksofenarbeitern ng/l Urin o-t vor o-t nach 2-NA vor 2-NA nach 4-ABP vor 4-ABP nach BZ vor BZ nach 26
37 33 Aromatische Amine und Rauchstatus ng/l Urin o-t NR o-t R 2-NA NR 2-NA R 4-ABP NR 4-ABP R 21 Nichtraucher 26 Raucher BZ NR BZ R 27 Verwendung von Di-o-tolyl-guanidine in der Gummiindustrie Adducts in Blood [ng/l] o-toluidin Hb-Addukte Allgemeinbevölkerung N=200 Mischen N=7 Zwischenfertigung N=3 Entgraden N=24 Inspektion N=4 28
38 34 Assoziation Luft vs. Urin 1,000,000 o-toluidin im Urin [ng/l] 100,000 10,000 1, R 2 = Enge Assoziation über mehrere Zehnerpotenzen Aufnahme vornehmlich inhalativ Hoher dermaler Beitrag im Einzelfall nicht ausgeschlossen o-toluidin in der Luft [ng/m 3 ] 29 MDA im Nasslaminat-Verfahren Problem: häufig wechselnde Tätigkeiten, MDA-Luftkonzentrationen < NWG (1 µg/m 3 ) MDA [µg/l] (Nachschicht) Urin Ausgangssituation hne Mit Spezielles Atemschutz Atemschutz Schutzkonzept 2. mit Atemschutz 3. ohne Atemschutz aber PSA (veralls, Handschuhe, Spritzschutz) 30
39 35 Assoziation Luft vs. Urin MDA in der Arbeitsplatzluft [µg/m 3 ] Assoziation Luft/Urin DFG 1993 Innere Belastung lag ca. 40fach höher als aus Luftmessungen zu erwarten war Hauptaufnahmeweg Haut Luftmessung an den Arbeitsplätzen Im Biomonitoring gemessener Wert (Median) MDA im Urin [µg/l] 31 Phthalate - Verwendung kurz lang DMP DEP DnBP DiBP BBzP DEHP DiNP DiDP/DPHP Einsatzgebiet (u.a. als Zusatzstoffe) Repellentien, Plastikmaterial Körperpflegeprodukte, Kosmetika, Medikamente Klebstoffe, Kosmetika, Medikamente, Lösungsmittel Klebstoffe, Kosmetika, Medikamente, Lösungsmittel Vinyl-Fussböden, Klebstoffe, Lösungsmittel Weich-PVC (Fussböden, Röhren, Spielzeug) wie DEHP wie DEHP 32
40 36 Nachweisverfahren Diagnostisch valides analytisches Verfahren zum Nachweis einer Exposition gegenüber 10 Phthalaten und 22 Metaboliten Langkettige Phthalate DEHP: DiNP: H-MINP H H 5oxo-MEHP H H H H 5H-MEHP oxo-minp H H H 5carboxy-MEPP carboxy-minp H 33 Anwendung auf betriebliche Kollektive 2 Phthalate DEHP DEHP, DiNP Firmen Elektro- + Netzwerk-Kabel Schläuche Unterbodenschutz 5 Firmen Produkte 6 Arbeitsplätze Mischen, Extrusion, Heiß-Schweißen, Heiß-Schneiden, Recycling Plastisol 41 Beschäftigte Exposition Ambient Monitoring: Biological Monitoring: 2hr Luft (personengetragen) Vor- und Nachschicht Urinprobe 34
41 37 Ergebnisse PVC-Arbeiten (DEHP) Plastisol-Arbeiten (DiNP) 1000 Beschäftigte im Bereich Unterbodenschutz Metabolite in Urin [µg/l] Metabolite in Urin [µg/l] Referenz Extrusion Schneiden Recycling Mischen Schweißen Plastisol 0 Vorschicht Urin Nachschicht Urin 35 Entwicklung pharmako-/toxikokinetischer Modelle Toxikokinetik von isotopenmarkierten DEHP nach oraler Aufnahme 12 Concentration in urine (mg/l urine) MEHP 5oxo-MEHP 5H-MEHP Toxikokinetische Grunddaten: Metabolit 1 (MEHP: t 1/2 ~5 h; 6%) Metabolit 2 (5H-MEHP: t 1/2 ~10 h; 23%) Metabolit 3 (5oxo-MEHP: t 1/2 ~10 h; 15%) Time after application (h) 36
42 38 Ergebnisse: Beitrag zur Risikoevaluierung...durch Berechnung der aufgenommenen Menge in mg/kg KG und Vergleich mit Toxizitäts-Studien aus Tierversuchen 37 Tägliche Aufnahme DEHP Erwachsene vs. Kinder 99.9 Relative Summenhäufigkeit [%] Erwachsene Kinder TDI (EU RAR) Neugeborene RfD (US EPA) Tägliche Aufnahme [µg/kg/tag] TDI (EU RAR)Erwachsene Allgemeinbevölkerung (n = 85) 7-63 Jahre Kinder (n = 254), 3-12 Jahre, Umweltbundesamt, Umwelt-Survey (GerES IV 2002) 38
43 39 Tägliche Aufnahme an DEHP in Deutschland Daily Intake [DI] [µg/kg KG/d] Jahr 39 Phthalate Produktionsanteile DEHP DINP / DIDP Phthalate [%] Jahr 40
44 40 Nikotin (Tabakrauch) Metabolismus Nikotin H N N CH 3 H H H N H N H N N CH 3 N CH 3 N CH 3 Nikotin Cotinin trans-3-hydroxycotinin Kurzzeitparameter (t elim. = ~2h) Kurzzeitparameter (t elim. = ~16-20h) Kurzzeitparameter (t elim. > 20h) 41 Nikotin: Luft vs. Urin nach der Schicht (Kneipenbeschäftigte, Nichtraucher) Nikotin in der Luft [µg/m 3 ; 5h Messung] y = 0,2522x + 5,2004 R² = 0,8331 Diskothek Nikotin im Urin [µg/l; Nachschicht] 42
45 41 Cotinin vs. 3-H-Cotinin im Urin (unterschiedliche Kollektive) Cut-ff NR/R 3H-Cotinin [µg/l Urin] ,01 0, ,10 0,01 Cotinin [µg/l Urin] Raucher (N=71) Nichtraucher und nicht Passivrauch-Exponierte (N=37) Nichtraucher (N=110) NR Gastronomie (N=37) 43 Übersicht Risikobeurteilung und Biomonitoring-Konzept Interpretation und Qualitätskontrolle Primärprävention Biomonitoring der Exposition in der Allgemeinbevölkerung (Umweltmonitoring) Biomonitoring der Exposition am Arbeitsplatz (Arbeitsplatzmonitoring) Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe Aromatische Amine Phthalate Nikotin (Tabakrauch) Ausblick und Zusammenfassung... 44
46 42...in Bezug auf Expositions-/Wirkungs-Kontinuum Lebensstil, Beruf, Umwelt Innere Dose Effektive Dose Erste Biologische Effekte Veränderte Strukturen und Funtionen Genetische Prädisposition Primärprävention Erkrankung Sekundärprävention 45...in Bezug auf Biomarker der Exposition Kanzerogene, mutagene und reproduktionstoxische Stoffe (CMR) Akzeptanz- (4:10.000) und Toleranzrisiko (4:1.000) des AGS werden zu teils sehr niedrigen AGW und damit assoziierten BGW führen Synergistische Wirkungen Teils neue hochempfindliche und spezifische Verfahren notwendig Kenntnis der aktuellen Hintergrundbelastung notwendig Multimarker-Panel kann auch komplexe Fragestellungen lösen 46
47 43 Zusammenfassung Biomonitoring... ist ein essentieller Baustein der Gefährdungs- und Risikobeurteilung alle Aufnahmewege werden berücksichtigt (insbesondere über die Haut) insbesondere bei... Expositionen gegenüber CMR-Substanzen Expositionen gegenüber Gefahrstoffen mit langen Halbwertszeiten unterschiedlich schweren Arbeitstätigkeiten ( Atemfrequenz) ist ein geeignetes Instrument zur bjektivierung von Schutzmaßnahmen liefert einen Beitrag zur Dosis-Wirkungsbeziehung von Gefahrstoffen zur Risikoevaluierung und Risikomanagement 47 Zusammenfassung Biomonitoring... ist ein essentieller Baustein der Gefährdungs- und Risikobeurteilung alle Aufnahmewege werden berücksichtigt (insbesondere über die Haut) insbesondere bei... Expositionen gegenüber CMR-Substanzen Expositionen gegenüber Gefahrstoffen mit langen Halbwertszeiten unterschiedlich schweren Arbeitstätigkeiten ( Atemfrequenz) ist ein geeignetes Instrument zur bjektivierung von Schutzmaßnahmen liefert einen Beitrag Verwenden Sie einen Biomonitoring-Ansatz wo nur immer möglich m Es zahlt sich aus! zur Dosis-Wirkungsbeziehung von Gefahrstoffen zur Risikoevaluierung und Risikomanagement 48
48 44 Biomonitoring im Betrieb - Erfahrungen und Nutzen Referent: Dr. rer. nat. Wolfgang Will
49 45 Biomonitoring im Betrieb Erfahrungen und Nutzen Dr. rer. nat. Wolfgang Will ccupational Medicine and Health Protection Was ist Biomonitoring? von chemischen Substanzen ccupational Medicine and Health Protection - 2 -
50 46 Chemische Einflüsse bjektivierung Äußere Äußere Exposition Exposition Ambient Ambient Monitoring Monitoring Magen- Magen- Darm- Darm- Trakt Trakt Lunge Lunge Innere Innere Exposition Exposition Biomonitoring Biomonitoring Haut Haut Gesundheitliche Gesundheitliche Auswirkungen Auswirkungen Vorsorgeuntersuchungen Vorsorgeuntersuchungen ccupational Medicine and Health Protection MAK Kommission ccupational Medicine and Health Protection - 4 -
51 47 Bekanntmachung zu Gefahrstoffen nnn=true& nnn=true ccupational Medicine and Health Protection Bekanntmachung zu Gefahrstoffen nnn=true& nnn=true ccupational Medicine and Health Protection - 6 -
52 48 BASF-interne Biomonitoring-Aktionswerte ccupational Medicine and Health Protection BASF-interne Biomonitoring-Aktionswerte Auswahl ccupational Medicine and Health Protection - 8 -
53 49 Quecksilber / Kreatinin ccupational Medicine and Health Protection Chloralkali-Elektrolyse Amalgamverfahren 2 Cl - Cl 2 + 2e - 2 Na e - 2 Na 2 Na + H Na H - + H 2 ccupational Medicine and Health Protection
54 50 Stand 2005 Arbeitsmedizinische e biologische Grenzwerte für r Quecksilber im Urin Biologischer Grenzwert (BGW) laut TRGS 903 BEI nach ACGIH BLV nach SCEL BAT (seit 2005) nach Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe 100 µg Hg / L Urin 35 µg Hg / g Kreatinin 30 µg Hg / g Kreatinin 30 µg Hg / L Urin ccupational Medicine and Health Protection Kreatinin Kreatinin entsteht im Muskelgewebe aus Kreatinphosphat. Da es nicht mehr in Kreatin umgewandelt werden kann, wird es in zeitlich weitgehend konstanten Mengen über die Nieren ausgeschieden. 1.6 kumulierte Kreatininausscheidung [g] :00 12:00 15:00 18:00 21:00 00:00 03:00 06:00 09:00 Probennahme aber: Kreatininkorrektur ist nur statthaft bei Stoffen, die dem Kreatinin vergleichbar ausgeschieden werden. ccupational Medicine and Health Protection
55 51 Welcher Bezug der Hg-Ausscheidung volumenbezogen oder kreatininkorrigiert gibt die tatsächliche Belastung besser wieder? Hypothese 1: Aufgrund der Biokinetik von Hg (Halbwertszeit im Urin ~40 Tage) können bei zeitlich engmaschiger Probennahme keine großen Veränderungen der Hg-Ausscheidungen im Urin auftreten Die Bezugsgröße ist vorzuziehen, unter der die Hg-Ausscheidung im zeitlichen Verlauf die geringeren Schwankungen aufweist. Hypothese 2: Die innere Exposition ist unabhängig von klinischen Parametern Die Bezugsgröße ist vorzuziehen, unter der die Hg-Ausscheidung die geringere Abhängigkeit vom Kreatininwert aufweist. ccupational Medicine and Health Protection Untersuchungskollektiv 4 langjährige Mitarbeiter in Wechselschicht (12 h Tagschicht, 12 h frei, 12 h Nachtschicht, 48 h frei) in einem Betrieb der Chloralkali-Elektrolyse nach dem Amalgamverfahren Probennahmen über 6 Wochen nach Möglichkeit in jeder Schicht, teilweise zweimal pro Schicht (Schichtanfang und -ende) Bestimmung von Quecksilber und Kreatinin im Urin ccupational Medicine and Health Protection
56 52 Hg-Ausscheidung eines Mitarbeiters über 6 Wochen im April / Mai 2004 alle Urinproben Quecksilber im Urin [µg/l bzw. µg/g Kreatinin] Hg volumenbezogen Hg kreatininkorrigiert Kreatinin Kreatinin im Urin [g/l] Zeit [Tage] ccupational Medicine and Health Protection Hg-Ausscheidung eines Mitarbeiters über 5 Wochen im April / Mai 2004 alle Urinproben Quecksilber im Urin [µg/l bzw. µg/g Kreatinin] Hg volumenbezogen Hg kreatininkorrigiert Kreatinin Kreatinin im Urin [g/l] Zeit [Tage] ccupational Medicine and Health Protection
57 53 Abhängigkeit von Kreatinin und Hg im Urin 45 Hg volumenbezogen Hg kreatininkorrigiert Kreatinin Quecksilber im Urin [µg/l bzw. µg/g Kreatinin] Kreatinin im Urin [g/l] ccupational Medicine and Health Protection BAT µg Hg / g Kreatinin Die Kreatininkorrektur der Hg-Ausscheidung führt zu einer wesentlich realistischeren Maßzahl der Hg-Belastung ccupational Medicine and Health Protection
58 54 o-toluidin ccupational Medicine and Health Protection Patient Notfallpatient ccupational Medicine and Health Protection
59 55 Arbeitsablauf Kesselwagenreinigung (1) 1. Absaugleitung anschließen, Tank entspannen 2. Domdeckel öffnen, Restmenge kontrollieren, Spritzkopf einführen 3. Ablaufschläuche anschließen, Auslauf- und Bodenventile öffnen, dann Reinigung starten 4. Domdeckel sowie ggf. Heizung und Steigrohr reinigen 5. Spritzkopf herausheben, Trocknung einführen und starten 6. Ablaufschläuche abflanschen, Trocknung herausheben ccupational Medicine and Health Protection Arbeitsablauf Kesselwagenreinigung (2) 7. frei messen 8. Tank befahren, um das Reinigungsergebnis zu begutachten und um ggf. Nacharbeiten durchzuführen 9. Abläufe reinigen und verschließen, Kennzeichnung entfernen ccupational Medicine and Health Protection
60 56 o-toluidin - Intoxikation bei Kesselwagenreinigung am o-toluidin im Urin [µg/g Kreatinin] t 1/2 = 3 h intensive messtechnische Begleitung künftiger Reinigungen von Kesselwagen Proband A mit letztem Ladegut o-toluidin(werte um (spezifische Bestimmungen in Proband Luft, B Spülwasser und Urin). t 1/2 = 15 h Zeit nach Exposition [h] ccupational Medicine and Health Protection o-toluidinwerte bei Kesselwagenreinigung am Tankatmosphäre vor der Reinigung nach der Reinigung nach der Trocknung 730 mg/m³ 3 mg/m³ 1 mg/m³ Vergleich ehemalige TRK 0,5 mg/m³ Letztes Spülwasser Ausscheidung im Urin Person, die eingestiegen ist weitere Personen 5,6 mg/l 36 µg/g Krea max. 5 µg/g Krea BASF Aktionswert 20 µg/g Krea ccupational Medicine and Health Protection
61 57 o-toluidinwerte bei Kesselwagenreinigungen am und am Tank aus Edelstahl... aus Eisen Tankatmosphäre vor der Reinigung 730 mg/m³ - nach der Reinigung 3mg/m³ - nach der Trocknung 1mg/m³ 110 mg/m³ nach nochmaliger Trocknung 10 mg/m³ nach 2 Tagen Standzeit 64 mg/m³ nach 18 Tagen Standzeit 130 mg/m³ Letztes Spülwasser 5,6 mg/l 1300 mg/l Ausscheidung im Urin Person, die eingestiegen ist 36 µg/g Krea 1163 µg/g Krea* weitere Personen max. 5 µg/g Krea max. 80 µg/g Krea * mit Frischluftmaske zukünftig Untersuchungen nach G33 (Meldung an DIN) ccupational Medicine and Health Protection Reinigung von Kesselwagen mit letztem Ladegut o o-toluidin Ziel der Reinigung sauberer Tank Tankatmosphäre <0,5 mg o-toluidin / m³ Luft Innere Belastung von Personen nach Tätigkeiten im Tank ohne Atemschutz <20 µg o-toluidin / g Kreatinin im Urin Edelstahltanks nach Verbesserungen des Reinigungsverfahrens werden die oben beschriebenen Werte sicher eingehalten Normalstahltanks können unter vertretbarem Aufwand nicht in einen Zustand versetzt werden, der ein Begehen ohne Vollschutz erlaubt und werden deshalb für o-toluidin nicht mehr eingesetzt ccupational Medicine and Health Protection
62 58 Fazit: Chemikalientransport mittelfristig nur noch in Kesselwagen mit Edelstahltanks ccupational Medicine and Health Protection Fazit Messen Sie nur, was Sie auch interpretieren können! Sorgen Sie dafür, dass aus den Ergebnissen die notwendigen Konsequenzen gezogen werden!
63 59 Referenten Herr Dr. rer. nat. Holger M. Koch / Herr Dr. rer. nat. Tobias Weiß Herr Dr. rer. nat. Heiko Udo Käfferlein Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) Bürkle-de-la-Camp-Platz Bochum Frau Prof. Dr. med. Monika A. Rieger / Frau Dr. rer. nat. Sibylle Hildenbrand Institut für Arbeits- und Sozialmedizin Universitätsklinikum Tübingen Wilhelmstr Tübingen Herr Dr. rer. nat. Wolfgang Will Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz der BASF SE Ludwigshafen Moderation Herr Dr. med. Matthias Kluckert Leiter des Fachbereichs Arbeitsmedizin Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) Kurfürsten-Anlage
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