Handbuch. Handbuch für nachhaltige Regionalentwicklung. Erfahrungen aus INTERREG IIIB // Nordwesteuropa

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Handbuch. Handbuch für nachhaltige Regionalentwicklung. Erfahrungen aus INTERREG IIIB // Nordwesteuropa"

Transkript

1 Frank Bothmann Rudolf Kerndlmaier Albert Koffeman Klaus Mandel Ruben Scheller Sarah Wallbank Handbuch Artery Flusslandschaften der Zukunft Handbuch für nachhaltige Regionalentwicklung Erfahrungen aus INTERREG IIIB // Nordwesteuropa

2 2 Handbuch

3 Handbuch Artery Flusslandschaften der Zukunft Handbuch zur nachhaltigen Regionalentwicklung Erfahrungen aus INTERREG IIIB // Nordwesteuropa Flusslandschaften der Zukunft 1

4 2 Handbuch

5 Impressum Herausgeber Regionalverband Ruhr (RVR) Frank Bothmann Kronprinzenstraße Essen Telefon Fax Autoren Frank Bothmann; Rudolf Kerndlmaier; Albert Koffeman; Klaus Mandel; Ruben Scheller; Sarah Wallbank Projektkoordination, Redaktion, Layout und Grafik Die PR-BERATER GmbH, Agentur für Kommunikation, Köln Karten GeoKarta GbR, Stuttgart Diese Publikation wurde kofinaziert mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative INTERREG IIIB Nordwesteuropa Flusslandschaften der Zukunft 3

6 Inhaltsverzeichnis 7 Vorwort Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 8 Artery Die Idee Hinterlassenschaften des Postindustriellen Zeitalters und verwahrloste Flusslandschaften diesen Herausforderungen stellten sich die Artery-Partner gemeinsam an den Flüssen Mersey, Ruhr, Neckar und Hollandsche IJssel 28 Artery Die Projekte Attraktive Naherholungsmöglichkeiten, wiederentdeckte historische Orte und wertvolle Grünflächen im Fokus der zehn Artery-Projekte standen die Bedürfnisse der Anwohner und auch der Natur 50 Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer Vier Kernthemen ermöglichen den intensiven Austausch zwischen den Artery- Partnern und stellen Zusammenarbeit und Wissenstransfer in den Mittelpunkt der praxisorientierten Arbeit 62 Public Participation Die öffentliche Meinung ist den Projektpartnern sehr wichtig: Die aktive Beteiligung der Bevölkerung schafft ein Verantwortungsgefühl und trägt zur Nachhaltigkeit der Projekte bei 4 Handbuch

7 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 90 Public Awareness Nachhaltigkeit beruht auf kontinuierlichem Engagement. Durch Bildungsund Informationsmaßnahmen gewinnt man die Unterstützung sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern und schafft ein Bewusstsein für aktuelle und zukünftige Entwicklungen von Flusslandschaften 110 Public-Private Partnership Die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem privatwirtschaftlichen Sektor setzt zusätzliche Ressourcen frei: Fachwissen, Sachleistungen, Dienstleistungen, finanzielle Mittel sind unverzichtbare Faktoren bei der erfolgreichen Realisierung von Projekten 140 Regional Strategies Eine vergleichende Betrachtung von strategischen Entwicklungsansätzen zur Regenerierung postindustrieller Flusslandschaften mit Handlungsempfehlungen 160 Artery Resümee und Ausblick Eine Zusammenfassung der gesammelten Erfahrungen und ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen von Flusslandschaften in der Zukunft 168 Anhang Artery-Projektpartner, Literaturverzeichnis, Bildnachweis und Index Flusslandschaften der Zukunft 5

8 6 Handbuch

9 Vorwort Es ist mir eine Ehre, Ihnen das vorliegende Handbuch vorstellen zu dürfen. Die im Rahmen der Artery- Partnerschaft erzielten Ergebnisse und erbrachten Leistungen finden Sie hier dokumentiert. Das Artery- Projekt ist Teil des INTERREG IIIB-Programms für Nordwesteuropa, das sich auf die Regenerierung von Flusslandschaften in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien konzentriert. Das Handbuch zeigt auf, dass Flusslandschaften über Jahrhunderte das Rückgrad wirtschaftlicher Ent wicklung waren. Beim Artery-Projekt arbeiten fünf Metro polregionen zusammen: das Ruhrgebiet, die Regi on Rhein-Neckar und die Region Stuttgart-Neckar in Deutschland, das Mersey Becken im Nordwesten Englands und die Region Hollandsche IJssel in den Niederlanden. Bei allen involvierten Flusslandschaften handelt es sich um ehemalige Industrieregionen, die unter den industriellen Hinterlassenschaften erheblich leiden, was ihre Revitalisierung maßgeblich behindert. Mit dem Rückgang der großen Industriezweige, wie Kohle, Stahl und Schiffbau, verwahrlosten zunehmend auch die Flussgebiete und wurden meist unzugänglich. Im Verlauf der Artery-Projekt-Partnerschaft erwies sich, dass dies kein unumkehrbarer Trend sein muss. In dem Maße, wie Metropolregionen sich entwickeln, ist es wichtiger denn je, die sich ausbreiten den Städte zu begrenzen und Flusslandschaften zu regene rieren. Uferbereiche stehen zunehmend im Mittelpunkt von Regenerierungsprogrammen: Am Wasser gele gene Orte sind hervorragende Standorte für Unter nehmen und Wohnsiedlungen und bieten darüber hinaus großzügige Grünflächen zur Naherholung. Die zehn Pilotprojekte die während des Artery- Programms umgesetzt wurden, verbesserten spürbar die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung und waren Auslöser für die Generierung weiterer Mittel: insgesamt über 13 Millionen Euro. Mithilfe seines gro ßen Erfahrungsschatzes und gemeinsam entwickelten Methoden gelang es Artery, eine rege Bürgerbeteiligung in den Flusslandschaften zu erzielen, aus der sich ein Gefühl der Mitverantwortung und der regio nalen Identifikation bei der Bevölkerung ergab. Das vorliegende Handbuch gibt Planern und Ent scheidungsträgern wichtige Einblicke in den Bereich der so genannten Public-Private Partnerships und erläutert, wie diese breiter genutzt werden können. Ein tieferes Verständnis von Best-Practice ist ein wichtiges Instrument zur intelligenten Stadt entwick lung. Durch einen intensiven Austausch von Erkennt nissen und Erfahrungen erwarben die Artery- Partner ein umfangreiches Wissen zum Thema Regene rierung von Flusslandschaften und setzten neue Maßstäbe. Sie sind richtungweisend für die nächste Programmphase, da sie die Attraktivität europäischer Städte und Regionen fördern und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Ich hoffe, das vorliegende Handbuch inspiriert Regio nalplaner und Entscheidungsträger zu neuen Ideen und bietet ihnen Anregungen für die erfolgreiche Umwand lung regionaler Flusslandschaften unter der Prä misse einer nachhaltigen Zukunft. Danken möchte ich allen an diesem Projekt beteiligten Partnern für ihr Engagement, ihre Anstrengungen und ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit, des Weiteren aber auch den Programmverantwortlichen für ihre Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Ideen. Danuta Hübner EU-Kommissarin für Regionalpolitik Flusslandschaften der Zukunft 7

10 Artery Die Idee Text: Frank Bothmann Artery Die Idee 8 Handbuch

11 Historisches Wittener Kraftwerk: Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert finden sich häufig entlang der Ruhr // Artery möchte einen nachhaltigen Effekt erzielen, nicht nur in Stein gemeißelt Die Bedeutung der Flusslandschaften für Europa Flüsse sind die Lebensadern Europas. Seit Jahr tausenden bieten die Gewässer und ihre Ufer bereiche Lebensraum für Mensch und Tier und haben in unterschiedlichster Weise entscheidend zur kulturellen Entwicklung des Menschen beigetragen. Kurz: Flüsse sind eng mit der Entwicklung der menschlichen Zivilisation verbunden. Fast alle frühen Siedlungen gründeten sich am Flussufer oder in unmittelbarer Nähe davon. Flüsse versorg ten den Menschen mit dem lebensnotwendigen Wasser und boten meistens ein reichliches Angebot an nahrhaftem Fisch. Die Nähe zum Fluss garantierte den Bauern ausreichend Wasser für ihre Tiere und zum Bewirtschaften ihrer Felder. Trotz alledem hielten die frühen Siedler respektvollen Abstand zum Ufer. Einerseits bot ihnen die Distanz Schutz bei Hochwasser, andererseits wechselten Flüsse damals häufig ihr Flussbett und bahnten sich neue Wege durch unberührte Uferlandschaften. Für Jahrhunderte sicherten Europas Gewässer die Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung. Sie dienten als Transportwege oder zur Energiegewinnung. Früheste Transportmittel waren Flöße und Boote, auf denen sich Güter am einfachsten transportieren ließen, da es kaum Straßen gab oder wenn doch diese zumeist in schlechtem Zustand waren. Die Strömung garantierte damals die schnellste Transportmöglichkeit, auch wenn flussaufwärts Pferde oder Menschen helfen mussten, die Lasten zu ziehen. Insbesondere Müller nutzten Wasserkraft zum Mahlen und den Fluss als Transportmittel. Im Zeitalter der Industrialisierung wurden die Flüsse auf einmal intensiv zur Produktion von Gütern und zu deren Transport genutzt. Die Industrielle Revolution begann Ende des 18. Jahrhunderts in Großbritannien und setzte von dort aus ihren Siegeszug durch Europa fort. Neue Technologien führten zu effektiveren Produktionsmethoden und einem rasanten ökonomischen Wachstum vorausgesetzt, dass Kapital, eine ausreichende Infrastruktur und wach - sende Absatzmärkte einerseits sowie Rohstoffe und genügend Arbeitskräfte andererseits vorhanden waren. Insbesondere die Flussregionen erfüllten diese Anforderungen an die Produktionsstätten in hohem Maße. Zudem gab es hier Wasser, ein überaus wichtiger Produktionsfaktor. Für die Herstellung der meisten Produkte spielte Wasser eine wesentliche Rolle. Die Naturkraft der Flüsse lieferte die Energie für die industrielle Produktion. Flusswasser wurde beispielsweise zur Kühlung in der Stahlproduktion oder zur Reinigung und Färbung von Textilien genutzt. Und: Flüsse lieferten Trinkwasser für die Arbeitskräfte. Außerdem entsorgten Industrie und Privathaushalte ihre Abfälle in die Flüsse. Hatten schon die Handelsnationen des 17. Jahrhunderts verstärkt die Flüsse als Transportwege genutzt, so erlebte die Binnenschifffahrt im 18. und 19. Jahrhundert einen enormen Aufschwung, denn die aufstrebenden Industrieregionen transportierten nun große Lasten zu Absatz- und von Beschaffungsmärkten. Solange Europa noch über kein ausgebautes Schienennetz verfügte und die Straßen noch immer in schlechtem Zustand waren, boten die Wasserwege den optimalsten Transportweg. Die Erfindung der Dampfschiffe ermöglichte es zudem, größere Lasten schneller zu transportieren. Im Laufe dieser Ent wick lung Flusslandschaften der Zukunft 9

12 Artery Die Idee mussten allerdings viele europäische Flüsse kanalisiert und begradigt werden, um zu flache oder zu enge Flussabschnitte für Dampfschiffe schiffbar zu machen. Die Industrialisierung leitete einen Prozess ein, in dessen Verlauf die Agrar- zur Industriegesellschaft wurde. Letztere konzentrierte ihre Kräfte auf Bergbau, Baugewerbe und vor allem die industrielle Fertigung. Die Industriewirtschaft zog Tausende Arbeiter und deren Familien an. Die Menschen siedelten nun verstärkt von den ländlichen Regionen in die städtischen Produktionsorte über, wo sie sich ein besseres Leben erhofften. Der Prozess der Urbanisierung begann. Bauflächen wurden in den städtischen Regionen fort - an knapper, Wohnhäuser und Produktionsanlagen rückten näher an die Flussufer. Der sichere Abstand zum Fluss schwand. Um die drohende Überflutung der neu gewonnenen Wohn- und Gewerbegebiete zu vermeiden, mussten die Flüsse kontrolliert werden. Es wurden die Flussläufe begradigt und die Ufer befestigt, um die Strömung zu bändigen. So konnten die Uferstreifen letztendlich bebaut werden. In einigen Regionen verlief die Urbanisierung so rasant, dass die Flussgebiete der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich waren. Straßen, Eisenbahnschienen und Häuser versperrten den Zugang zum und die Sicht auf den Fluss. Folglich spielte der Fluss als Freizeit- und Er holungsort kaum noch eine Rolle, seine Bedeutung als sozialer Treffpunkt für die Stadtbevölkerung sank enorm. Im Selbstverständnis der betroffenen Städte und Regionen wurde der Fluss mehr und mehr bedeutungslos. Das Zeitalter der Industrialisierung hat letztendlich das Antlitz der städtischen Flussufer geformt. Aus wirkungen dieser Epoche sind heute noch deutlich sichtbar. Industriebrachen prägen das Bild vieler postindustrieller Regionen. So wie diese stillgelegte Zeche im Ruhrtal 10 Handbuch

13 The Idea Europäische Flusslandschaften im Postindustriellen Zeitalter Technologischer Fortschritt und eine sich wandelnde Energieversorgung von der Kohle zu Öl und Gas sorgten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern für einen dramatischen Strukturwandel. Das so genannte Postindustrielle Zeit alter hatte begonnen. In vielen Regionen setzte ein Prozess der De-Industrialisierung ein. Die Ge sell schaftsund Wirtschaftsstruktur Europas entwickelte sich von der Industriegesellschaft hin zu einer Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. Auch Flüsse und Flussufer wurden nun anders genutzt. Der Gütertransport verlagerte sich auf Schiene und Straße. Viele Umschlagplätze, Kais und Lade - stationen am Flussufer verfielen. Die Flächen entwickelten sich zu illegalen Müllhalden, verwilderten, wurden immer unzugänglicher. Da es keine Pläne zur Ent wicklung dieser städtischen Industriebrachen gab, wandten sich Unternehmen und Einwohner anderen Vierteln zu. Ganze Stadtteile verwahrlosten und verfielen. Neue Zentren und Stadtteile entstanden, anstatt alte Industrieflächen wiederzubeleben. Flusslandschaften der Zukunft Regionale Entwicklungskonzepte sollten den Ab - wanderungsprozess in die Vorstädte und in andere Wirtschaftsstandorte stoppen. Es galt, neue Nutzungsangebote für die brachliegenden Flächen zu entwickeln sowie die wirtschaftlichen Rahmen bedingungen und die Lebensqualität in der Region zu verbessern, um Unternehmen und Einwohner anzulocken. Gerade im letzten Jahrzehnt ist man sich der Notwendigkeit eines solchen Strukturwandels immer bewusster geworden. Zunehmend erkannten staatliche und private Akteure, welch wichtiger Baustein gerade die Erneuerung der Flussufer für die zukünftige regionale Entwicklung sein könnte. Die Bedeutung von Flusslandschaftsentwicklung für Europa Die Erneuerung der urbanen Flusslandschaften in Europa ist eine wichtige Aufgabe des 21. Jahrhunderts. Die Notwendigkeit für diese Neugestaltung beruht Auch heute sind noch immer viele Verladestationen entlang des Neckars in Betrieb 11

14 12 Handbuch

15 Artery Die Idee Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ~ Die WRRL ist eine allumfassende Richtlinie, die das Ziel verfolgt, die europäischen Binnengewässer zu schützen. ~ Die WRRL macht die klare Vorgabe, dass alle europäischen Gewässer bis 2015 eine gute Wasserqualität erlangt haben müssen. ~ Die WRRL will die Ressource Wasser für die zukünftigen Generationen bewahren. ~ Sie setzt auf die nachhaltige Nutzung von Wasser europaweit. ~ Das Gesetz entstand in Beratungen mit allen wichtigen Parteien, Agrarwirtschaft und Industrie sowie Umweltorganisationen und lokalen und nationalen Behörden. ~ Die WRRL betont die Einbeziehung der Öffentlichkeit bei der Umsetzung der Maßnahmen, damit die Ziele auch wirklich erreicht werden. sowohl auf sozialen und wirtschaftlichen als auch auf ökologischen Faktoren. Städteplaner und Wirtschaftsförderer mussten feststellen, dass die industriellen Brachflächen und die schwer zugänglichen und oft verwahrlosten Ufer regionen die erfolgreiche Restrukturierung und Ver marktung der Region behinderten. Gesellschaftlich stiegen die Anforderungen der Bevölkerung an ihr Umfeld. Seit den Anfängen der Industrialisierung vor über 200 Jahren hat sich das Pro- Kopf-Einkommen in Nordwesteuropa verzwölffacht. Mit zunehmendem Wohlstand stiegen auch der Lebensstandard und das Bildungsniveau. Gleichzeitig verringerten sich durch den fortschreitenden Automatisierungsprozess die durchschnittlichen Arbeitszeiten. Der Großteil der Bevölkerung hatte nun mehr Freizeit, und weiche Standortfaktoren wie das kulturelle Erbe und eine natürliche Umwelt erfuhren eine stärkere Wertschätzung in der Bevölkerung. Dabei hatten die Industrialisierung und die damit einhergehende Umweltverschmutzung die Ressource Umwelt zu einem knappen Gut werden lassen. Mit der Erneuerung der ehemaligen Industriebrachen und der Integration dieser Flussufer in den öffentlichen Raum möchten die Städte und Ballungsgebiete die Attraktivität ihrer Standorte verbessern. Die regenerierten Flusslandschaften sollen in Naturschutzgebiete umgewandelt werden oder für Freizeit und Nah - er holung, für neuen hochwertigen Wohnraum oder auch für neue Gewerbeflächen genutzt werden. Der Umweltschutz ist ein weiterer wesentlicher Faktor, an dem sich ablesen lässt, wie bedeutsam die Ent wicklung der Flusslandschaften in Europa ist. Jahrhundertelanges Zurückdrängen der Natur und die Zerstörung der natürlichen Umwelt haben die Arten vielfalt in Europa deutlich dezimiert. Gerade die Rena turie rung der Flusslandschaften und eine verbesserte Wasserqualität bieten hier die besondere Chance, die Arten - vielfalt in Europa zu sichern und teilweise wieder auszuweiten. Wasserqualität und -verfügbarkeit haben einen entscheidenden Einfluss auf Mensch und Tier. Nur 2,5 Prozent des weltweiten Wasservorkommens finden sich in Gewässern wie Flüssen, Seen oder Staubecken. Die restlichen Vorkommen sind entweder im Untergrund, im Eis oder in Gletschern eingeschlossen. Mit der be - schränkten Ressource Gewässer muss daher äußerst sorgsam umgegangen werden. Europas Gewässer haben bislang noch keinen zufrieden stellenden Zustand erreicht. Gemäß einer Studie der Europäischen Kommission sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch immer rund 20 Prozent der Binnengewässer schwer verunreinigt. Die besondere Rolle, die Flusslandschaften für Mensch und Natur spielen, erkennen heute alle staatlichen Institutionen an, insbesondere die Europäische Union. Schutz und Renaturierung der Inlandsgewässer Illegale Müllentsorgung verursacht entlang dem Mersey immer noch gravierende Umweltschäden Flusslandschaften der Zukunft 13

16 Artery Die Idee haben Eingang in die Gesetzgebung der EU gefunden. Dazu zählen so wichtige Erlasse wie die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie und das Europäische Raum entwicklungskonzept (EUREK). Es ist nun Aufgabe der nationalen und lokalen Behörden und Bürgergruppen, diese Richtlinien in die Tat umzusetzen. Artery: Gemeinsam für ein optimales Ergebnis Artery: zehn Projekte, fünf Regionen, drei Nationen und eine Aufgabe. Im Jahr 2003 fanden sich 16 europäische Partner zusammen, um einen neuen Maßstab in der Flusslandschaftsentwicklung zu setzen. Über einen Zeitraum von drei Jahren und mit einem Budget von 12,5 Millionen Euro wollten sie einen wichtigen Impuls dafür geben, Flusslandschaften in fünf europäischen Regionen zu erneuern: von den deutschen Flussregionen Stuttgart-Neckar, Rhein-Neckar und Ruhrtal über die Hollandsche IJssel bis zum Mündungsbecken des Mersey im Nordwesten Englands. Diese Regionen haben alle unter den Auswirkungen von Industrialisierung und Postindustrialisierung gelitten. Eine wichtige Aufgabe der Artery-Partner in allen fünf Regionen war es, die Flüsse der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Im Ruhrtal und im Mersey Becken verursachte der Strukturwandel Probleme im sozialen, ökonomischen und ökologischen Bereich. Der Niedergang der traditionellen Industrien im Ruhrgebiet Kohle und Stahl, an dem Mersey die Schiffs- und Transportindustrie sorgten für einen starken Verlust von Arbeitsplätzen. Zurück blieben heruntergekommene, verseuchte Flächen, die lange ungenutzt blieben. Beide Regionen haben es sich zum Ziel gesetzt, unberührte Naturlandschaften und Naherholungsräume zu schaffen. An der Hollandsche IJssel waren ähnlich wie in England soziale und ökologische Probleme bestimmend für die Entwicklung zur Flusslandschaft. Für beide Regionen war es wichtig, die Erreichbarkeit der Flüsse und deren ökologische Qualität zu verbessern. Während das Wasser des Mersey stark verschmutzt war, war in Holland die Erde von Flussbett und Deichen extrem verseucht. In der Region Rhein-Neckar zwischen Mannheim und Heidelberg sollten durch eine nachhaltige Uferaufwer tung attraktive Naherholungsgebiete am Fluss ent stehen. Die Region Stuttgart-Neckar legte ihren Schwer punkt auf die ökologische Erneuerung des Neckars. Ziel aller fünf Partnerregionen war es, den Menschen in der Region die Flüsse wieder ins Bewusstsein zu rufen. Flüsse, die vor gar nicht allzu langer Zeit die Lebensadern dieser Regionen gewesen waren. Mit Hilfe von Artery wollten die lokalen Initiativen die erfolgreiche Entwicklung ihrer Regionen vorantreiben; die regionalen Flusslandschaften sollten nachhaltig erneuert werden. In ihren Gemeinden und Regionen sollten sich die Menschen wieder dem Fluss zuwenden. Gemeinsame Strategien für eine europaweite Zusammenarbeit Die lokalen Organisationen und Verbände der fünf Partnerregionen hatten erkannt, dass die Flusslandschaftsentwicklung ein Kernthema regionaler Entwicklung ist. Viele ehrgeizige Projekte wurden ins Leben gerufen. Zahlreiche Organisationen entwickelten in den jeweiligen Ländern verschiedenste Strategien. Um die Erfahrungen und erzielten Erfolge zu nutzen, beschlossen die Artery-Partner, ihre unterschiedlichen Ansätze auf europäischer Ebene zusammenzuführen. Vier strategische Ansätze sollten den zehn Pilotprojekten zugrunde liegen: Public Participation, Public-Private Partnership, Public Awareness und Regional Strategies. Diese vier Kernthemen bildeten die Plattform für einen regen transnationalen Austausch und sorgten für eine lebhafte Kooperation zwischen den Regionen. Mit Hilfe der strategischen Ansätze wollte Artery allen Projekten ein gemeinsames methodisches Gerüst geben. So sollten beispielsweise im Bereich Public Participation Instrumente geschaffen werden, die es ermöglichten, die lokale und regionale Bevölkerung sinnvoll in den Entscheidungsprozess mit einzubinden. Im Rahmen von Public-Private Partnership sollten neue Modelle der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren im Bereich der Flusslandschaftsentwicklung entstehen. Das gemeinsame methodische Vorgehen sollte sicherstellen, dass sich die Artery-Projekte nachhaltig entwickeln würden. Der Leitgedanke der vier strategischen Ansätze verdeutlicht den Charakter des Artery-Programms: Die Der begradigte Neckar in Mannheim bot bislang nur wenige attraktive Naherholungsmöglichkeiten 14 Handbuch

17 The Idea Flusslandschaften der Zukunft 15

18 The Idea Handbuch

19 Artery Die Idee Partner-Regionen verstanden sich selbst als lernende Regionen. Von den fünf Regionen waren vier jeweils für eines der Themen zuständig. Aufgrund ihrer vergleichsweise größeren Erfahrung in dem jeweiligen Themenkomplex wurden die Experten innerhalb des Projektes so genannte Leadpartner, also die führenden Köpfe. In den anderen Themenfeldern sahen sie sich entsprechend als Lernende, die von dem Wissen und den Erfahrungen der anderen profitieren konnten. Persönliche Treffen, Workshops und Dokumentationen garantierten den regen Austausch zwischen den Partnern. Die der Arbeit zugrunde liegenden gemeinsamen Kernthemen erleichterten den Wissenstransfer zwischen den Regionen. Der stetige Austausch ließ darüber hinaus ein überregionales Netzwerk entstehen, das wesentlich zum Erfolg der zehn europäischen Projekte beitrug. Zukünftige regionale Entwicklungsprojekte können von den im Rahmen des Artery-Programms gemachten Erfahrungen profitieren. Mit dem erfolgreichen Abschluss der zehn Pilotprojekte belegt Artery, dass sich Flusslandschaftsentwicklung bezahlt macht. Wichtige Räume der Städte und Ballungsgebiete wieder zu beleben, Lebensräume für Tier und Mensch zu renaturieren, neue Freizeit- und Erholungsangebote zu schaffen, kann wieder mehr Lebensqualität und einen neuen positiven Geist in eine ganze Region bringen und Arbeitsplätze schaffen. Artery: Ein europäisches Projekt Unter dem Motto der erfolgreichen Flusslandschaftsentwicklung hat Artery regionale Initiativen aus drei Ländern zusammengebracht. Im Mittelpunkt des Programms stand daher insbesondere die transnationale Zusammenarbeit. Einerseits sollten langfristige transnationale Kontakte geschaffen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Andererseits wollte das Artery- Projekt einen Beitrag zur neuen Planungskultur der Europäischen Kommission leisten, die durch das EUREK verlangt wird. Der Austausch zwischen den Partnern und gemeinsame Arbeitsmethoden führten bei Artery zu konkreten positiven Ergebnissen. Eine Zusammenarbeit wie im Fall von Artery kann lokalen Initiativen helfen, ihre Region weiterzuentwickeln. Gleichzeitig können sie dadurch einen Beitrag zu einem zusammenwachsenden Europa leisten. INTERREG IIIB Nordwesteuropa (NWE) ~ EU-Gemeinschaftsinitiative in der Programmperiode von 2000 bis 2006 ~ Förderung des transnationalen Austau sches zwischen den Ländern Nordwest eu ro pas, gefördert mit den Mitteln des EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) ~ Unterstützte vor allem Projekte, die zur nachhaltigen Entwicklung im Nordwesten Europas beitragen ~ NWE verfügte über einen Etat von 330 Millionen Euro Das europäische Programm INTERREG IIIB Nord westeuropa, Teil der INTERREG Gemeinschaftsinitiative, befürwortete das innovative Konzept von Artery und förderte es mit insgesamt 5,4 Millionen Euro. Artery: Der organisatorische Aufbau Planern und lokalen Initiativen stellt sich grundsätzlich die Frage, wie ein gemeinsames Projekt mit so vielen verschiedenen Akteuren funktionieren kann. Wie kann eine Kooperation erfolgreich sein, bei der die Partner allein geografisch schon so weit auseinanderliegen? Wie können die Finanzen sinnvoll verwaltet werden? Wie kann der Wissenstransfer erfolgen, trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede? Um ein so vielschichtiges und transnationales Projekt wie Artery erfolgreich zu organisieren, bedarf es neben einer klaren Struktur Koordinatoren, die die Arbeit der regionalen Partner verantworten und deren Erfahrungen bündeln. Klare Kommunikationsregeln müssen von Anfang an festgelegt sein. Jeder Teilnehmer muss seine Feldexkursionen wie hier an der Ruhr unterstützen den transnationalen Praxisaustausch Flusslandschaften der Zukunft 17

20 The Idea Pflichten genau kennen. Aufgaben müssen so verteilt, Verantwortung so delegiert sein, dass keine wichtigen Informationen verloren gehen oder Ressourcen verschwendet werden, weil verschiedene Akteure sich gleichzeitig um dieselbe Aufgabe kümmern. Arterys Organisationsstruktur bietet einen solchen klaren Rahmen. Der so genannte thematische Leadpartner, der Experte in einem Thema, ist verantwortlich für Ausarbeitung und Dokumentation des jeweiligen gemeinsamen strategischen Ansatzes, für den seine Region verantwortlich ist. Lokale Initiativen, Organisationen und/oder Be hörden die Pilotprojekt-Partner entwickeln die Artery- Pilotprojekte und führen sie durch. Da in einer Region mehrere Projekte angesiedelt sind, koordiniert der regionale Leadpartner diese und berichtet über die hier gemachten Erfahrungen und über Fortschritte auf EU- Ebene. Alle fünf Partnerregionen stehen auf derselben hierarchischen Ebene und sind daher gleichberechtigt. Dem Regionalverband Ruhr, dem regionalen Leadpartner für das Ruhrtal, obliegt auch die Aufgabe als Gesamtprojektleiter. Er koordiniert die Arbeit der regionalen und thematischen Leadpartner und ist dem INTERREG IIIB NWE Programm-Sekretariat im französischen Lille gegenüber berichtspflichtig. Die Projektgruppe unterstützt den Gesamtprojektleiter auf operativer Ebene. Sie trifft sich regelmäßig und stellt sicher, dass die Implementierung der regionalen Projekte erfolgreich verläuft. Der Artery-Beirat soll den direkten Kontakt zu Vertretern der regionalen politischen Institutionen herstellen. Politiker aus jeder der fünf Partnerregionen bilden den Beirat. Artery wollte mit seiner Einrichtung sicherstellen, dass das Projekt einerseits ausreichende politische Unterstützung in der Region erhält, andererseits auf die Erfahrungen regionaler Politiker zurückgreifen kann. Ein Budget von 12,5 Millionen Euro zu verwalten, erfordert ein solides Finanzmanagement. Finanz- Controlling-Instrumente und ein eindeutiges Berichtswesen haben sich hier als entscheidende Elemente bewährt Flussbad in Wetter, die Flussbad-Kultur hat eine lange Tradition an der Ruhr 18 Handbuch

21 Artery Die Idee Das Ruhrtal Das Ruhrtal liegt im Herzen des Ruhrgebietes. In dieser dicht besiedelten Industrieregion leben rund 2,5 Millionen Menschen. Die Ruhr ist die Lebensader der Region. Sie war entscheidender Faktor für die Entstehung der regionalen Bergbau- und Stahlindustrie. Heute liefert sie 75 Prozent des Trinkwassers der Region. Die Entwicklung des Kohlebergbaus begann in dieser Region schon im Mittelalter. Mit der Erfindung der Dampfmaschine im 19. Jahrhundert nahm der Kohlebergbau im Ruhrtal eine rasante Entwicklung. In den folgenden 150 Jahren prägten Kohle- und Stahlindustrie die regionale Entwicklung. Im Ruhrtal war alles auf diesen Industriesektor ausgerichtet. Nach dem Ausbau der Ruhr mit Stauseen und Wehren entstanden Industriebetriebe und Fabriken auf ehemaligen Flussauen. Selbst heute dominieren Kraftwerke, Versorgungs- und Entsorgungsanlagen sowie Strommasten das Bild der ehemals ländlichen Region. Andernorts wurde das Flussbett verlagert, um die Ruhr durchgängig schiffbar zu machen. Neue Schienenstrecken entlang dem Ufer sorgten dafür, dass Rohmaterialien angeliefert und verarbeitete Güter abtransportiert werden konnten. Die Fabriken, Lager und Verladestationen am Ruhr ufer schoben sich damals meist wie ein Riegel auf die hochwasserfreien Flächen vor die Stadtzentren und Wohnsiedlungen und beschnitten den Zugang zum Fluss. Da heute einige dieser Flächen Brachland sind, besteht die Chance, dass eine Rückgewinnung dieser Areale den Menschen den Zugang zur Ruhr wieder eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Ruhrgebiet Motor des Wiederaufbaus in Deutschland, lieferte Energie und Stahl. Die Region leistete einen ganz wesentlichen Beitrag zum deutschen Wirtschaftswunder der 1950er Jahre. Allerdings begann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Niedergang der Kohle- und Stah l- industrie. Verlassene Produktionsstätten und der Verlust von Arbeitsplätzen in ganzen Sektoren führten zu starken ökonomischen und sozialen Problemen in der Region. Bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 war das Ruhrgebiet von der höchsten Arbeitslosenquote im damaligen Westdeutschland betroffen. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts förderte die regionale Entwicklungspolitik den Strukturwandel in der Die Ruhr ~ 214 km langer rechter Nebenfluss des Rheins, mit einem Wassereinzugsgebiet von 4,434 km 2 ~ Entspringt im Sauerland und fließt bei Duisburg in den Rhein ~ Mit fünf Stauseen und vielen Wehren ist es die wichtigste Trinkwasserquelle des ganzen Ruhrgebietes ~ Schiffbar für Motorschiffe über Schleusen, von der Flussmündung bis zum Baldeneysee in Essen ~ Seit den 1970er Jahren als Naherholungsgebiet für Anwohner und Touristen entwickelt und beworben ~ Das Ruhrtal erstreckt sich über 40 km. An seinen Ufern hat sich eine gleichnamige informelle Partnerschaft zur Regionalentwicklung zwischen den sechs Städten Bochum, Hagen, Hattingen, Herdecke, Wetter und Witten entwickelt Region. Ziel war es, den tertiären Sektor auszubauen. Lokale Behörden und der Regionalverband Ruhr (RVR) entwickelten Strategien, um den Dienstleistungssektor in der Region zu stärken. Es galt neue Wirtschaftszweige in die Region zu locken, die Abwanderung der Menschen und den weiteren wirtschaftlichen Niedergang der Region zu stoppen. Man unterstützte die Ansiedlung von Unternehmen der Informationstechnologie, der Medienwirtschaft und der Logistikbranche. Wissen schaftszentren und Forschungseinrichtungen konnten erfolgreich angesiedelt werden. Darüber hinaus entwickelte sich das Ruhrtal zu einer attraktiven Naherholungsregion. Auch wenn die Verantwortlichen in der Region bis heute schon viel erreicht haben, so gibt es noch einige Aufgaben zu bewältigen: Dies gilt insbesondere für Flusslandschaften der Zukunft 19

22 The Idea 20 Handbuch

23 Artery Die Idee Der Mersey ~ Länge: 111 km, 26 km breite Flussmündung, Flussgebiet mit Seitenarmen umfasst 4,680 km 2 mit einer Bevölkerung von über fünf Millionen Menschen. ~ Der Mersey beginnt am Zusammenfluss der Flüsse Tame und Goyt in Stockport. Von dort fließt der Fluss dann in westlicher Richtung nach Liverpool, wo er eine breite Flussmündung mit einer Fläche von 75 km 2 bildet, bevor er in die Irische See mündet. ~ Bis zur Höhe von Howley Weir at Warrington unterliegt der Mersey den Gezeiten mit einem Höhenunterschied von bis zu zehn Metern. ~ Der Mersey wurde an vielen Stellen bis Warrington kanalisiert, um ihn schiffbar zu machen. ~ In den 1980er Jahren galt das Mersey Becken als schmutzigste Flussmündung Europas inzwischen gilt es als am besten regeneriertes Mündungsgebiet. ~ Das Mündungsgebiet des Mersey ist ein so genanntes RAMSAR-Gebiet zum Schutz der Feuchtgebiete und wegen seiner Artenvielfalt als SPA-Schutzgebiet (Special Protection Area) ausgewiesen. die Uferlandschaften der Ruhr. Flusslandschaftsentwicklung ist daher ein wichtiges Element der regionalen Entwicklungsplanung schlossen sich sechs Ruhrstädte zu einer informellen Partnerschaft zusammen, um die Potenziale der Naturlandschaften zu entwickeln und das kulturelle Erbe in der Region zu fördern. Ziel ist es, neue Freizeit- und Tourismusangebote in der Region zu ermöglichen. Dank der Bemühungen des RVR und der finanziellen Unterstützung des Europäischen Strukturfonds konnten sich das Ruhrtal und das gesamte Ruhrgebiet wieder zu einer viel versprechenden Region mit Zukunftsvisionen entwickeln. Denn trotz des Niederganges der Schwerindustrie an der Ruhr ist das Ruhrgebiet noch immer der bedeutendste Industriestandort Europas. Der fortschreitende Strukturwandel verändert zunehmend das Antlitz der Region ein moderner Standort mit hoher Lebensqualität entsteht. Das Mersey Becken Das Mersey Becken im Nordwesten Englands ist eine der dicht besiedeltsten Regionen Großbritan niens. Hier liegen auch die Städte Liverpool und Manchester. Der Fluss Mersey verhalf nicht nur der Region zu ihrem Namen, vielmehr boten seine Uferflächen der Region nach der Eröffnung der ersten Liverpooler Hafenanlage im Jahr 1715 das notwendige Areal für ein expansives wirtschaftliches Wachstum. Mit dem Bau von vier weiteren Docks in den darauf folgenden Jahren überholte der Liverpooler Seehafen seinen Londoner Konkurrenten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Hafen zu einem bedeutenden Passagier- und Güterhafen und machte Liverpool zu einem wichtigen Handelszentrum des Britischen Empire. Schienenwege und Kanäle wie beispielsweise der Manchester Ship Canal entstanden, um Güter von den Industriegebieten durch ganz Großbritannien zu transportieren. Im selben Jahrhundert nahm die industrielle Revolution mit mechanischen Spinn- und Webanlagen ihren Anfang. Mühlen entstanden entlang dem Fluss, um die neuen Maschinen mit Wasserkraft betreiben zu können. Die Textilindustrie war geboren ; sie sollte eine wesentliche Rolle bei der industriellen Entwicklung der Region spielen. Die Textilbranche wuchs, und es siedelten sich Betriebe der Färbe- und Ausrüstungsindustrie sowie der chemischen Industrie an. Weitere Standbeine Tom Workman, Präsident des Liverpool Sailing Clubs, besichtigt die ausgebrannte Ruine des ehemaligen Clubhauses, das durch einen Brandanschlag zerstört wurde Flusslandschaften der Zukunft 21

24 Artery Die Idee Die Region Rhein-Neckar Die Region Rhein-Neckar ist ein bedeutender wirtschaftlicher Ballungsraum rund um den Zusammenfluss von Rhein und Neckar. In ihrem Kern liegen Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Mit 2,4 Millionen Einwohnern und einer Fläche von km 2 ist sie Deutschlands siebtgrößte Wirtschaftsregion. Das Gebiet ist fast identisch mit der historischen Region Kurpfalz. Daher bestehen hier enge soziokulturelle Bindungen und eine starke regionale Identität, obwohl sich die Region auf drei deutsche Bundesländer erstreckt. Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland- Pfalz haben einen Staatsvertrag geschlossen, um die Kooperationen in der Region zu intensivieren und um gemeinsam wirtschaftliche Projekte anzustoßen und eine gemeinsame Regionalplanung zu ermöglichen. Der Staatsvertrag unterstreicht den Status der Region als europäische Metropolregion. Die wirtschaftlich boomende Region Rhein-Neckar verfügt über eine gesunde Wirtschaftsstruktur mit Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Ihren wirtschaftlichen Wohlstand verdankt die Region vor allem ihrer günstigen Lage in der Nähe von zwei wichtigen Wasserstraßen, dem Rhein und dem Neckar. Der Hafen Mannheim/Ludwigshafen ist der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands und wichtiger Umschlagplatz für Waren aus aller Welt. Mit Beginn des industriellen Zeitalters entwickelte sich in der Region eine starke verarbeitende Industrie. Viele weltweit agierende Unternehmen der Chemieund Technologiebranche sind seit über 200 Jahren in der Gegend ansässig, so Pharmazeutische Industrie, Maschinenbau, Elektronikbranche, Druck- und Lebensindustrieller Entwicklung waren der Schiffsbau und die Transport- und Logistikbranche. Die Industrie nutzte den Fluss als Transportweg und entsorgte in seinen Wassern ihren Müll. Jahrzehntelang wurden hochgiftige Substanzen wie beispielsweise Quecksilber in den Fluss geleitet. Mit dem Niedergang des Britischen Empire nach dem Zweiten Weltkrieg büßte der Liverpooler Hafen seine Bedeutung ein, und in den folgenden Jahrzehnten zerfiel auch stetig die industrielle Basis der Region. Zurück blieben riesige Industriebrachen und der am stärksten verschmutzte Fluss Europas. Bis heute stehen Politik und Verwaltung in der Mersey Bucht vor der Aufgabe, diese Schäden beseitigen, die industrielle Verschmutzung des Mersey zu beheben, neue Wirtschaftsstrukturen zu schaffen und die hohe Arbeitslosigkeit in der Region zu bekämpfen. Der Beseitigung der Umweltschäden in der Region kam von vorneherein eine hohe Bedeutung zu. Dies war ein entscheidender Grund, warum die Mersey Basin Campaign (MBC) 1985 ins Leben gerufen wurde. Michael Heseltine, damals Umweltminister der konservativen Regierung unter Margaret Thatcher, war die treibende Kraft für die Gründung von MBC. Er bezeichnete den Zustand des Mersey seinerzeit als eine Schande für eine zivilisierte Gesellschaft. So setzte in den 1980er Jahren der Regenerierungsprozess des Mersey Beckens ein, der in den zurückliegenden 20 Jahren zu beachtlichen Erfolgen geführt hat. Inzwischen hat sich eine aktive Partnerschaft gebildet von am Fluss ansässigen Unternehmen, Behörden, Regierungseinrichtungen und Gemeinden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Strukturwandel in Englands Nordwesten gemeinsam voranzubringen. Industriebrachen werden neu genutzt, die Flächen entwickelt und häufig wieder als öffentlicher Raum erschlossen. Die Planer wollen über diese zurückgewonnenen Areale neue Investoren und Unternehmen anlocken, damit diese in der Region neue Arbeitsplätze schaffen. Mit Unterstützung der Bevölkerung werden breit angelegte Säuberungsaktionen von Flächen durchgeführt, die von ökologischer Bedeutung sind. Die MBC hofft über diese Aktionen ein Verantwortungsbewusstsein für den Fluss bei der ansässigen Bevölkerung zu entwickeln. Die Arbeit der Mersey Basin Campaign und anderer Organisationen wie beispielsweise der North West Development Agency (NWDA) werden sowohl von den regionalen Behörden als auch von der Europäischen Union unterstützt. Projekte wie Artery haben für Englands Nordwesten wichtige Impulse zur Erneuerung der Region gegeben. Der Mannheimer Neckarhafen 1925: Der Neckar und seine Ufer waren lebenswichtig für die Entwicklung der Industrien in der Region // Der Neckar zwischen Seckenheim und Ilvesheim: Auch hier wurden Regenerierungsmaßnahmen durchgeführt 22 Handbuch

25 The Idea Flusslandschaften der Zukunft 23

26 Artery Die Idee mittelindustrie. Die beiden Flüsse waren ein entscheidender Faktor für diese Entwicklung. Sie lieferten ausreichend Trink- und Brauchwasser, dienten als Verkehrs weg und der Abwasser- und Müllentsorgung. Allerdings verlor die Region im Zuge dieser erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung ihre Naherholungsräume. Die Ballungsgebiete und insbesondere ihre Stadtzentren verfügen über keine größeren miteinander verbundenen Grünflächen. So schneidet der Straßenverlauf die Innenstadt von Mannheim völlig vom Neckarufer ab. Steile steinige Uferbefestigungen verhindern, dass Spaziergänger das Wasser erreichen können. Obwohl es große Wiesenflächen an den Flussufern gibt, existieren dort keine Spielwiesen oder Liegewiesen zum Sonnenbaden. Daher sind sich auch nur wenige Einwohner der Flüsse vor ihrer Haustür bewusst. Wie viele Ballungsgebiete, so befindet sich auch die Region Rhein-Neckar im Standort wett bewerb mit den übrigen europäischen Metropolen. Im Rahmen ihrer Regionalstrategie setzt die Region besonders auf die Fluss landschaftsentwicklung, um ihre Attraktivität zu steigern. Die Städte und Gemeinden entlang des Neckars verfolgen schon seit 1996 den Plan, Naherholungsgebiete und zusammenhängende Grünflächen entlang des Neckars zu schaffen. Das interkommunale Kooperationsprojekt mit dem Namen Lebendiger Neck ar wird vom Nachbarschaftsverband Heidelberg- Mannheim koordiniert und vom Verband Region Rhein- Neckar wirksam unterstützt. Beide Organisationen arbeiten in Artery als Partner erfolgreich zusammen. Die Region Stuttgart-Neckar Wie der Name schon erahnen lässt, erstreckt sich die Region Stuttgart-Neckar um die Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg und entlang dem Fluss Neckar. Mit 2,6 Millionen Menschen auf einer Fläche von km 2 handelt es sich um eine der am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands und Europas. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe im Dienstleistungsbereich und industrielle Großunternehmen prägen die Wirtschaft der Region. Im tertiären Bereich liegt der Fokus auf dem Finanzbereich und Versorgungsdienstleistungen für den öffentlichen und privaten Sektor. In der Industrie dominieren vor allem die Automobilindustrie und der Maschinenbau. Gerade diese Mischung aus Industrie und Dienstleistungswirtschaft sowie die mittelständische Struktur sind wahrscheinlich verantwortlich dafür, dass die Region sich wirtschaftlich erfolgreich entwickelt hat, während andere Industrieregionen mit dem Strukturwandel zu kämpfen haben. Die positive Bilanz ist auch da rauf zurückzuführen, dass die Industrialisierung in der Region deutlich später und mit weniger Dominanz eingesetzt hat. Daher finden sich auch entlang dem Neckar vergleichsweise wenige Industriebrachen. ~ Der Neckar ist eine der wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Der Neckar ~ Der 367 km lange rechte Seitenarm des Rheins umfasst ein Einzugsgebiet von km 2. ~ Der Neckar entspringt im Schwarzwald nahe Schwennigen und fließt bei Mannheim in den Rhein. ~ Er ist schiffbar auf einer kanalisierten Strecke von 203 km, von Plochingen bis zur Flussmündung in Mannheim. Entlang der Strecke gibt es 27 Staustufen und einen Höhenunterschied von 160,7 m. ~ Das Flusswasser wird als Produktionsmittel, aber auch zur Stromgewinnung genutzt. ~ Starke Eingriffe wie Kanalisierungen und Begradigungen haben das Ökosystem des Flusses schwer belastet. 24 Handbuch

27 Für die lokalen Behörden stehen deshalb vor allem soziale und ökologische Aufgabenstellungen im Vordergrund weniger der ökonomische Strukturwandel. Wie in der Region Rhein-Neckar waren auch hier die Flussufer der Öffentlichkeit oft nicht mehr zu gänglich, Straßen- und Schienenbau sowie Industrieflächen versperrten den Zugang zum Fluss. Der Verband Region Stuttgart entwickelte daher einen übergreifenden Regenerationsplan, das Konzept des Landschafts parks Neckar: Am Neckar sollten Grünflächen entstehen, um so neue Naherholungsregionen zu schaffen. Während der Industrialisierung war auch der Neckar stark verändert worden: Sein Flussbett wurde verlegt, er wurde kanalisiert. Der Bau von Dämmen hatte ihn durchgängig schiffbar gemacht. Kehrseite der Medaille war unter anderem, dass Pflanzen und Tiere durch den geänderten Neckarverlauf ihren natürlichen Lebensraum verloren. Durch die Kanalisierung hatte sich die Fließgeschwindigkeit erhöht. Der schnellere Strom erschwerte einerseits das Laichen der Fische, andererseits blockierte nun vermehrt mitgeführtes erodiertes Sedimentmaterial regelmäßig den Hafeneingang. Eine weitere Konsequenz der Umgestaltung des Neckars war, dass die im Rahmen des Hochwasserschutzes verstärkten Ufer für den Menschen unzugänglich geworden waren. Der Regionalverband entschloss sich daher, Maßnahmen in Angriff zu nehmen, um die Nutzbarkeit des Flusses für die Menschen wiederherzustellen. Ziel war es, das ökologische Gleichgewicht wieder zu erreichen, die Basis für die neuen Naherholungsräume zu schaffen und somit die Attraktivität der Region zu verbessern. Die Region Hollandsche IJssel Die Hollandsche IJssel passiert auf ihrem Verlauf sowohl die Randstad, das dicht bevölkerte Ballungsgebiet im Westen der Niederlande, als auch die ländlichen Regionen des so genannten Grünen Herzens Hollands im Zentrum der Randstad. Kanalisierter Neckar bei Altbach. Staustufen verhindern hier Fischwanderungen stromaufwärts Flusslandschaften der Zukunft 25

28 26 Handbuch

29 Artery Die Idee Die Hollandsche IJssel ~ Aufgrund der offenen Verbindung mit der Nordsee ist die Hollandsche IJssel bis zur Schleuse bei Gouda vom Wechsel der Gezeiten geprägt. ~ Die Gezeiten führen zu einem Tidenhub von rund zwei Metern. ~ Die Hollandsche IJssel speist sich heute nicht mehr aus dem Rhein, sondern bezieht ihr Wasser aus dem kontinuierlich abgepumpten Niederschlagswasser der Marschregion. Daher spielt der Fluss eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt der Region. Der Fluss war Motor für eine rasche Entwicklung von Gewerbe und Handel in der Region; typische Industriezweige folgten zügig. Schiffbauindustrie und ihre Zulieferer ließen sich ab dem 17. Jahrhundert an der Hollandsche IJssel nieder. Zahlreiche Ziegelfabriken entstanden in Ufernähe, da der Fluss den Ton lieferte. Trotz dieser wirtschaftlichen Entwicklungen genoss die Hollandsche IJssel lange Zeit sowohl in der Öffentlich - keit als auch in der Verwaltung nur wenig Auf merksamkeit. Obwohl der Fluss die Anrainergemeinden mit ihren Handelspartnern verband, galt die Hollandsche IJssel stets als Barriere, nicht als verbindendes Element. Noch bis in die 1950er Jahre gab es kaum eine Hand voll Fähren und nur eine einzige Brücke bei Gouda. Erst 1954 kam eine zweite hinzu, die Algera-Brücke zwischen Capelle und Krimpen. Daher entwickelte sich das dem Ballungsgebiet gegenüberliegende Flussufer merklich langsamer. Das Marschland am südlichen Ufer war lange landwirtschaftlich genutzt und nur dünn besiedelt; es lag isoliert zwischen den Flussarmen der Rheinmündung. Mit der Eröffnung der zweiten Brücke konnte man nun Krimpen aan den IJssel von Rotterdam aus problemlos erreichen. Das enorme Bevölkerungswachstum in der Randstad machte eine schnelle Erschließung der Region nun dringend notwendig. Wohnungsbau und Naherholungsangebote veränderten die ehemals ländliche Region. Krimpen aan den IJssel wurde zur Pendlerstadt der Randstad. Die Städte am nördlichen Ufer schon immer über das Straßen-, Schienen- und Wasserstraßennetz eng mit Rotterdam und Gouda verbunden sahen sich im 20. Jahrhundert mit einer ganz anderen Entwicklung konfrontiert. Während die Unternehmen sich in früheren Jahrhunderten am Fluss niedergelassen hatten, bevorzugten sie nun Standorte an der Autobahn oder siedelten sich direkt im Rotterdamer Hafen an. Die Region verlor mehr und mehr ihre wirtschaftliche Basis. Da sie aber an das Rotterdamer Nahverkehrssystem angebunden war, entwickelte sich auch Capelle aan den IJssel zu einer Pendlerstadt. Der Region an der Hollandsche IJssel stellte sich darüber hinaus ein besonderes Problem: Industrielle Altlasten verseuchten große Partien der Uferregionen und des Flusses. Nach dem Zweiten Weltkrieg füllte man die Uferstreifen mit Erdmasse auf, um neue Flächen zur weiteren Bebauung zu gewinnen. Es war kostengünstiger, den bei Ebbe freiliegenden Uferstreifen aufzuschütten und somit den Deich zu erhöhen und zu verbreitern, als den weichen Torfboden des Marschlandes zu stabilisieren. Nach dem Niedergang der regionalen Industrie wurden diese Flächen in Wohngebiete umgewandelt. Hierbei stellte sich heraus, dass das zur Deicherweiterung genutzte Erdmaterial schwer schadstoffbelastet war. Der Boden musste dringend saniert werden. Die Hollandsche IJssel galt nun als verdrecktester niederländischer Fluss und bedurfte dringender Hilfe. Das Projektteam Hollandsche IJssel wurde 1996 gegründet, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Die nachhaltige Entwicklung der Region konzentriert sich nun auf vier Felder: Wohnraum, Arbeit, Naherholung und Natur. Die Verschmutzung des Flusses und die Notwendigkeit seiner Regenerierung führten letztendlich zu einer anderen Wahrnehmung der Hollandsche IJssel. Dank der Initiative engagieren sich Anwohner und Firmen in der Region heute für den Fluss. Die lange vernachlässigte Lebensader der Region erwacht langsam zu neuem Leben. Die Schiffswerft Vuyk 1940: Über Generationen dominierte die Werft die Uferlandschaft in Capelle aan den IJssel // Brache der ehemaligen Schiffswerft kurz vor der Fertigstellung zu einem Uferpark Flusslandschaften der Zukunft 27

30 28 Handbuch

31 Artery Die Projekte Artery Die Projekte Flusslandschaften der Zukunft 29

32 GB // Speke and Garston Coastal Reserve Ein ehemaliger Flugplatz bietet der lokalen Bevölkerung ein neues Naherholungsgebiet und der Tierwelt neuen Lebensraum. Und das neue hochmoderne Clubhaus macht den Liverpool Sailing Club zu einer führenden Wassersportanlage, die allen Anwohnern offen steht. Der Liverpool Sailing Club bekam durch Artery ein hochmodernes Clubhaus, das Zeichen setzt // Im Dialog mit Jugendlichen, um deren Unterstützung für die Sanierung der Mersey Mündung zu gewinnen // Alter Flugplatz weicht Natur und Naherholung 30 Handbuch

33 Artery Die Projekte Großbritannien Nordwest England Speke und Garston Mersey Angrenzend an den neuen, betriebsamen Liverpool John Lennon Airport, bis zum Terrain des alten Flughafens und zu den Ufern des berühmten Flusses Mersey erstreckte sich einst städtisches Ödland. Ausgebrannte Autos verdarben den Blick auf das ökologisch sensible Mündungsgebiet des Mersey. Hier am Fluss war illegal Schrott und Müll abgeladen worden. Aggressive Jugendbanden machten die Gegend unsicher. Einen geschützten Raum für Mensch und Tier zu schaffen das hatten sich die Mersey Basin Campaign (MBC) und Peel Holdings für das vernachlässigte Land an der beeindruckenden Mündung des Mersey zum Ziel gesetzt. Das Mündungsgebiet ist eine international bedeutsame Schutzzone (Special Protection Area SPA) für Zugvögel. Es ist von großer ökologischer Bedeutung. Daher war klar, dass wir eine geschützte Umgebung für den Menschen und eine gesunde, natürliche Umwelt schaffen mussten, erklärt MBC- Projektentwickler Iain Taylor. Bis vor kurzem war das Land, das heute das Speke and Garston Coastal Reserve ist, eine Gegend, in die man sich lieber nicht verirrte, erläutert Louise Morrissey, Leiterin für Grundbesitz und Planung bei Peel Holdings, der das Land gehört. Nachdem der Flughafen den neuen Standort bezogen hatte, begann hier alles zu verfallen. Eine illegale Müllhalde entstand, aber auch sonst passierten jede Menge anderer unsozialer Sachen in diesem Gebiet. Der Liverpool Sailing Club, der hier seit fast 50 Jahren ansässig ist, wurde regelmäßig Opfer von Vandalismus. Im Jahr 2000 wurde er bei einem Brandanschlag dann völlig zerstört. Um das eine Million Pfund teure Projekt finanzieren zu können, bemühte sich die MBC um die Hilfe von Öffentlich-Privaten Partnerschaften. Peel Holdings stellte Land zur Verfügung, sagte aber auch juristischen Rat und Hilfe für das Management zu. Um die Instandhaltung des Küstenschutzgebietes zu gewährleisten und um sicherzustellen, dass die Verbesserungen nicht nur von kurzer Dauer sein würden, gründete man ein Unternehmen, die Speke and Garston Coastal Reserve Management Company. Ziel dieser innovativen Organisation ist es, lokale Unternehmen bei der Regenerierung des Gebietes und beim Langzeitmanagement mit einzubeziehen. Die Uferbereiche zu säubern und das Land zu renaturieren, diese Aufgaben waren sowohl für die Tierwelt als auch für die Gemeinden Speke und Garston selbst wichtig. Die am meisten benachteilgten Gemeinden profitieren von dem neuen Küstenschutzgebiet in vielerlei Hinsicht. Die Gegend ist heute sicher, sie bietet den Menschen eine grüne Oase und einen einzigartigen Zugang zum Mersey. Der Rückgang der Übergriffe hat auch zur Entwicklung des benachbarten Businessparks beigetragen. Das neue Clubhaus des Segelvereins, ebenfalls Teil des Artery-Programms, steht jedem offen und bietet die Möglichkeit, alles übers Segeln und über andere Wassersportarten zu lernen. Hier, in dieser natürlichen Umgebung, können die Menschen, vor allem junge Leute, ihre Umwelt neu entdecken, erklärt Tom Workman, Präsident des Liverpool Sailing Clubs. Schon bevor das neue Clubhaus eröffnete, fanden an Land Segelaktivitäten mit so genannten Blokarts (kleine Landyachten) statt. Diese konnten sowohl Kinder als auch Menschen mit Behinderungen nutzen. In enger Partnerschaft mit Peel Holdings, der Mersey Waterfront, Liverpool City Council, der Northwest Development Agency und Artery hat die MBC erfolgreich ein riesiges Ödland in eine blühende Flusslandschaft und ein ausgebranntes Gebäude in einen Treffpunkt für Jung und Alt verwandelt. Flusslandschaften der Zukunft 31

34 Artery Die Projekte GB // Mersey Vale Nature Park Die viel befahrene Autobahn M60 durch Stockport bot den Autofahrern bisher ein trostloses Bild: verfallene Industriebrachen, die sich an die Ufer des Flusses Mersey drängten. Heute ist die Aussicht eine ganz andere eine grüne Oase am Wasser bietet ein Eldorado für Tiere und Menschen. Ehemalige Rangiergleisfläche verbindet heute das Wohngebiet Heaton Mersey mit dem Fluss // Renaturierte Uferregion wird Teil des landesweiten Trans Pennine Trails 32 Handbuch

35 Großbritannien Nordwest England Stockport Mersey Fast auf seiner gesamten Länge war der Mersey einst stark industrialisiert. So auch in der Gegend des Mersey-Tals in Stockport. Die ruinösen Flügelmauern einer aufgegebenen Eisenbahnbrücke symbolisieren die Geschichte dieses Gebietes. Lokale Industrieunternehmen, einschließlich eines Bleichwerkes und alter Klärbecken eines geschlossenen Ab - wasserwerkes, strapazierten das Land extrem und verseuchten die Umwelt. Nachdem die örtlichen Industrien zurückgingen und das Gebiet brachlag, zerstörten illegale Müllhalden und Vandalismus weiter die ohnehin schon geschädigte Umwelt. Mit der Hilfe von Artery und der Mersey Basin Campaign erkannten wir das Potenzial dieser brachliegenden Plätze, erklärt Simon Papprill vom Metropolitan Borough Council (Stadtverwaltung). Wir beabsichtigten, diese Orte in einem Projekt unter einem Thema zusammenzufassen: Es sollten ein Gemeindepark und ein Naturschutzgebiet entstehen. Das Mersey-Tal umfasst ein großes Gebiet auf beiden Seiten des Flusses und wirkt wie ein grüner Puffer zwischen der Innenstadt von Stockport und dem ex pandierenden Wohngebiet Heaton Mersey. Einst bezeichnete man die Gegend als eine der grünen Lungen von Stockport, und trotz ihrer schmutzigen Geschichte hat die Natur das Land zurückerobert. Neue Wälder, Wiesen und Feuchtbiotope entstehen inmitten der Trümmer. Dennoch nutzten bislang nur einzelne Hundegänger, Reiter und Jogger das Gebiet. In einer ausführlichen Befragung der Bevölkerung stellte die Mersey Basin Campaign den Anwohnern daher zwei Schlüsselfragen: Was sie zu diesem Zeitpunkt von der Gegend hielten, und was in Zukunft mit dem Land passieren sollte. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Menschen empfanden das Mersey-Tal als entlegen, ungastlich, unsicher und schlicht stark vernachlässigt. Auch die Wünsche für die Zukunft waren klar formuliert: Es galt, den Verfall zu stoppen, die natürliche Schönheit des Ortes zu bewahren und zu verbessern und sein Freizeitpotenzial zu erweitern. Während des dreijährigen Artery-Projektes arbeitete die Stadt Stockport eng mit den örtlichen Landbesitzern und Unternehmen zusammen, um das Land für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wichtige Stakeholder aus der Umgebung leisteten unschätzbare Hilfe bei der Umsetzung des Projektes und stellten sicher, dass die Stimmen der Bürger einen integralen Teil des Projektprozesses bildeten. Heute spielen Kinder auf den Wiesen am Eingang des Mersey Vale Nature Parks, den sie in mehreren Workshops mitgestaltet haben. Ihre Eltern sitzen ins Gespräch vertieft auf den Bänken und genießen den Ausblick auf den Fluss. Der Trans Pennine Trail, ein international bekannter Radwanderweg, der sich in Nordengland von Küste zu Küste erstreckt, ist nun leichter zu erreichen und zieht mehr Wanderer, Fahrradfahrer und Reiter an, die kommen, um die Gegend zu genießen. Sarah Wallbank, Projektleiterin der Mersey Basin Campaign, fasst alle Leistungen zusammen: Den Mersey Vale Nature Park zu schaffen, war ein interaktiver und umfassender Prozess, der viel Spaß gemacht hat. Durch das Miteinbeziehen der Bevölkerung während des gesamten Projektes und dadurch, dass wir das große natürliche Potenzial der Gegend erkannt haben, haben wir einen attraktiven und nachhaltigen Park geschaffen, den die Bevölkerung schätzen und schützen wird heute und in der Zukunft. Flusslandschaften der Zukunft 33

36 NL // Vuykyard Ein neuer Park auf der ehemaligen Vuyk-Schiffswerft bringt Capelle zurück an die Hollandsche IJssel. Artery hilft den Bürgern bei der Rückkehr ans Wasser und unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen. Die Bevölkerung feiert die Eröffnung des neu angelegten Gemeindeparks Vuykyard // Der neue Flusszugang erinnert an die frühere Helling der Werft // Die stillgelegte Schiffswerft wartet auf Erneuerung 34 Handbuch

37 Artery Die Projekte Niederlande Süd-Holland Capelle aan den IJssel Hollandsche IJssel Die Hollandsche IJssel ist seit jeher eine Schlagader für das Hinterland von Rotterdam. Ihren Puls kann man bis Gouda spüren, denn die Hollandsche IJssel ist ein Fluss mit Gezeiten. Das liegt am offenen Zugang zum Rotterdamer Hafen und damit zur Nordsee. Der offene Blick über den geschäftigen Fluss ist eine willkommene Abwechslung in der ansonsten so dicht bevölkerten Region. Dieser Ort ist besonders wertvoll, denn wie so oft entlang der IJssel war auch in Capelle das Flussufer unzugänglich. Wo heute ein attraktiver Park liegt, in dem Kinder spielen und Spaziergänger verweilen können, wurden über drei Generationen Schiffe auf der Vuykwerft gebaut. Die Form der neuen Uferpromenade erinnert an die alten Hellingen, auf denen die Schiffe hier zu Wasser gelassen wurden. Die meisten Güter werden heute per Lkw transportiert, und die verbliebene Flussschifffahrt findet auf Schiffen statt, die zu groß sind, um auf einer kleinen Werft wie Vuyk gebaut zu werden, erklärt E.D. Vuyk, ehemaliger Eigentümer der Werft. Als sich abzeichnete, dass der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich zu führen war, entschloss er sich, die Werft zu schließen und das Gelände an die Gemeinde Capelle zu verkaufen. Das Areal verwaiste, und obwohl es kein sehr ansehnlicher Weg war, nutzten die Bürger diese Möglichkeit gerne, um an ihren Fluss zu gelangen. Es bestand jedoch kein Zweifel, dass hier auf lange Sicht Wohnungen entstehen würden. Von den Dimensionen der neuen Pläne waren die Anwohner dann doch überrascht 123 Wohnungen auf so engem Raum! Die Gelegenheit, hier einen attraktiven Zugang zum Fluss einzurichten, drohte zu verstreichen. Leen Keij vom Stadtteilrat spitzte die Frage zu: Bleibt von Capelle aan den IJssel nur noch Capelle? Besorgte Bürger aus dem Stadtteilrat gründeten das Petit Comité Vuyk und begannen, sich in ihrer Stadt umzuhören. Sie starteten eine Umfrage, trugen die Ideen und Vorschläge von mehr als 300 Anwohnern zusammen und fanden nach intensiver Lobbyarbeit in der örtlichen Politik Gehör bei der Stadtverwaltung. In Diskussionsrunden wurde der Wohnraumbedarf junger Familien ausgelotet, wurden vorsichtig die Vorteile einer Grünfläche zur Naherholung angesprochen. Schließlich änderte der Gemeinderat den Flächennutzungsplan von Wohnraum auf Grünfläche. Doch das Geld war knapp, und was ein schöner Park werden sollte, ähnelte immer mehr einer profanen Rasenfläche. Die Anwohner fürchteten, dass zur Finanzierung des bescheidenen Planes doch noch Häuser gebaut werden müssten. René Kandel von der Gemeinde Capelle erinnert an den entscheidenden Kontakt zu Artery: Schon die Aussicht auf Unterstützung durch ein europäisches Netzwerk ermutigte die Stadt, das Projekt anzugehen. Die Bürger feierten den Durchbruch erst, als das Bauschild mit EU-Flagge und Artery-Logo endlich stand. Jetzt gab es kein Zurück mehr Artery koordinierte die weitere Beteiligung der Bürger und ermöglichte die Umsetzung vieler Ideen; die Pläne für einen attraktiven Park konnten gedeihen. Die Bürger verdanken es ihrem eigenen Einsatz, dass sie die Aussicht auf den Fluss jetzt genießen können. Uferpromenade und Spielgeräte ziehen die Nachbarn an und beleben den hübschen Park. Schon bald wird dieser um eine Attraktion reicher sein: Wenn das Grand Café Fuiks die Tore öffnet, kann man bei jedem Wetter die Schiffe an sich vorbeiziehen lassen. Vielleicht ist ja eines dabei, das hier vor Jahren vom Stapel lief Flusslandschaften der Zukunft 35

38 Artery Die Projekte NL // Baai van Krimpen/ Loswal III Die Hollandsche IJssel galt lange als der verschmutzteste Fluss der Niederlande. Nach der Sanierung des Flussbettes verleihen die Anwohner ihrem Fluss ein neues Antlitz und entscheiden über die Zukunft eines histo rischen Ortes. Die Bucht bei Krimpen bot bislang wenig Anreiz zum Verweilen // Die Flusswindung bei der Baai van Krimpen war zwar als Grünfläche ausgewiesen, wurde aber kaum als solche genutzt // Die ehemals verwahrloste Uferregion des Dukdalf -Denkmals 36 Handbuch

39 Niederlande Süd-Holland Krimpen / Capelle aan den IJssel Hollandsche IJssel In einer markanten Biegung der Hollandsche IJssel steht eine eigenwillige Konstruktion aus schweren Holzbalken am Ufer. Ein Dukdalf, ein hölzerner Hafenpoller, zieht die Blicke auf sich. Das Denkmal steht auf dem Loswal etwa an der Stelle, an der Wilhelm von Oranien 1574 den Deich durchstechen ließ und die Polder flutete. Eine mutige Entscheidung mit Reichweite: Sie beendete die Belagerung Leidens. Mehr als vier Jahrhunderte später funktionieren die Deiche längst wieder. Nach Jahren der Vernachlässigung aber sind am Flussufer zwischen Krimpen und Capelle aan den IJssel erneut weit reichende Maßnahmen notwendig diesmal zur Regeneration der Hollandsche IJssel. Über Jahre nutzte man die Zelling, aufgeschüttetes Deichvorland, als Depot für ausgebaggerten Schlamm. Eingeklemmt zwischen städtischer Kläranlage und einer Reihe Neubauwohnungen war diese unaufgeräumte Ecke als Grünfläche ausgewiesen. Das gegenüberliegende Ufer der Bucht bei Krimpen ist nur wenig bebaut und bot einen seltenen Weitblick auf die dahinter liegende offene Polderlandschaft aber nur wenig Anreiz zum Verweilen. Es bestand offensichtlich Handlungsbedarf. In Zu - sammenarbeit mit dem Projekt Hollandsche IJssel wurde die Sanierung des stark belasteten Flussbettes in Angriff genommen, neue Möglichkeiten bei der Ufergestaltung ergaben sich. Artery ermöglichte die umfangreiche Beteiligung der Bürger am Planungs prozess. Auf Mitdenk-Sitzungen sollten sie ihre Ideen und Vorstellungen zur Gestaltung des Flussufers einbringen. Schnell stellte sich heraus, dass die Anwohner den freien Blick über die Flussschleife sehr schätzen und diesen unbedingt erhalten wollen. Landschaftsplaner setzten die Anregungen der Bürger in verschiedenen Entwürfen um und schufen damit eine ansprechende Diskussionsgrundlage. In der Bucht von Krimpen diskutierten die Bürger mit großem Interesse die Gestaltung des Picknickplatzes an der Hollandsche IJssel, während in Capelle das Denkmal und ein neuer Fuß weg im Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit standen. Diese ausgedehnte Beteiligung der Öffentlichkeit war verfahrenstechnisch nicht zwingend nötig, dennoch schien es von Beginn an unerlässlich, die Bürger in den Entscheidungsprozess zu integrieren. Wilco Melenberg von der Gemeinde Krimpen erklärt: Wir wollten den größtmöglichen Rückhalt für unsere Pläne bei der Bevölkerung und ihr nicht bloß gut gemeinte Konzepte aufzwingen. Denn dass das schief gehen kann, haben wir bei früheren Projekten schmerzlich erfahren müssen. Doch die aktive Mitarbeit der Bürger erhöhten Akzeptanz und Nachhaltigkeit der Entscheidungen. Dies ist vermutlich das Projekt, bei dem wir am meisten gelernt haben, stellt Albert Koffeman vom Projektteam Hollandsche IJssel fest. Das Wichtigste ist eine gute Vorbereitung, räumt er ein, Wir haben dafür gesorgt, dass alle beteiligten Behörden, von Gemeinden und Provinz bis hin zu den Deichverbänden und dem Ministerium für Wasserwirtschaft, die verschiedenen Varianten auf ihre Machbarkeit hin geprüft haben. Wilco Melenberg fügt an: Denn in dem Moment, in dem Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt werden, muss sichergestellt sein, dass diese auch umsetzbar sind. Ein offener Planungsprozess birgt so manches Risiko. Doch die umfassende Beteiligung der Bürger hat viele Möglichkeiten zur nachhaltigen Gestaltung der Hollandsche IJssel aufgezeigt. Flusslandschaften der Zukunft 37

40 NL // Windlust Das industrielle Erbe an der Hollandsche IJssel war lange in Vergessenheit geraten und mit ihm die Mühle bei Nieuwerkerk. Heute drehen sich die Flügel der Windlust wieder im Wind. Und es geht hier nicht nostalgisch zu, es wird gearbeitet! 13. Mai 2006 Nationaler Windmühlentag: Die sanierte Windlust mit ihren Nebengebäuden ist wieder ein charakteristisches Wahrzeichen der Region // Das frisch gemahlene Mehl wird direkt in der Behindertenwerkstatt, dem neuen Nutzer der Anlage, verarbeitet // Die Ruinen der Windlust vor der Restauration 38 Handbuch

41 Artery Die Projekte Niederlande Süd-Holland Nieuwerkerk aan den IJssel Hollandsche IJssel Die Hollandsche IJssel garantierte den günstigen Transport übers Wasser seit jeher die beste Voraussetzung für eine Ansiedlung. Die Windmühlen an ihrem Ufer zeugten über Generationen vom regen Unternehmertum in der Region. Doch der Einzug von Dampf maschinen und die zunehmende Elektrifi zierung bedeuteten das Aus für die Mühlen, die Industrialisierung war nicht aufzuhalten. Auch die aus dem Jahre 1741 stammende Windlust war fast gänzlich abgetragen, nur ihr Rumpf überdauerte als Futtersilo. Spät erkannte man das Potenzial dieses einmaligen Objektes, es sollte wieder Gewinn bringend genutzt werden als Aufzugschacht in einem Bürokomplex. Ein Bürogebäude ist hier nicht entstanden, engagierte Bürger konnten dies verhindern. Als der bisherige Besitzer verschreckt von drohenden Denk malauflagen die Mühle zum Kauf anbot, nahmen die Gründer der Stiftung Molen Kortenoord die Gelegenheit wahr und investierten mit privaten Mitteln. Mit dem Ankauf des Grundstückes war der Grundstein zu einem beeindruckenden Projekt gelegt. Das Ziel stand fest. Die Windlust sollte wiederaufgebaut werden und den Menschen erneut Zugang zum Fluss gewähren. Die Stiftung sammelte Geld, wo immer es ging: vom Erlös der Pfandmarken im Supermarkt bis hin zum symbolischen Verkauf der mühsam aus Abbruchgebäuden geborgenen IJsselsteine, dem traditionellen Baumaterial der Mühle. Regionale Firmen sponserten ganze Bauteile. Doch zum Wiederaufbau reichte das noch lange nicht. Inzwischen hatte die Stiftung viel erreicht, was jedoch fehlte, war ein Partner für die langfristige Finanzierung und den weiteren Unterhalt. Eine Öffentlich-Private Partnerschaft wurde angestrebt, um die Zukunft der Windlust langfristig zu sichern. Der Durchbruch kam mit Artery. Es hat unserem Projekt zu ganz neuem Ansehen verholfen, sagte Marten Molenaar, Gründer der Bürgerinitiative. Wir konnten mit Artery ein professionelles Konzept für die Windmühle ausarbeiten, mit langfristigen Nutzungsperspektiven sowie einem Instandhaltungsund Finanzierungsplan. Das überzeugte und so konnten sie die bereits laufenden Verhandlungen mit der Wohnungsbaugesellschaft Ons Huis schnell zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Diese ist jetzt zu 90 Prozent Eigentümerin der Windlust. Heute drehen sich die Flügel der Windlust wieder im Wind und treiben das bis ins Detail rekonstruierte Mahlwerk an. Die neuen Bewohner der Mühle sorgen dafür, dass es am Ufer der IJssel betriebsam bleibt: Der Pflegedienstleister ASVZ bietet Menschen mit geistiger Behinderung in seinen Werkstätten, einer Bäckerei und einem Laden vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Bewohner laden Besucher der Windmühle auf einen Tee in die gemütlichen Räume mit Blick auf den Fluss ein und haben unter ihnen gute Kunden für ihr selbstgebackenes Brot gefunden. Aus der Idee eifriger Freiwilliger wurde ein Projekt, das Wirkung zeitigte. Die Mühle an der Hollandsche IJssel zieht Anwohner und Besucher wieder an den Fluss, und ein neuer Anleger macht sie zum festen Anlaufpunkt der Helena. Der liebevoll restaurierte Flusssegler nutzt die neuen Möglichkeiten und knüpft an das erfolgreiche Projekt an. Flusslandschaften der Zukunft 39

42 Artery Die Projekte D // Barrierefreie Tourismusangebote im Ruhrtal Für Familien mit Kleinkindern, körperbehinderte Menschen und Senioren endet ein Ausflug oft schon nach wenigen Metern. Stufen oder zu enge Durchgänge stellen unüberwindliche Hindernisse dar. Nicht so im Ruhrtal. Hier hat sich die Gemeinschaftsinitiative,Das Ruhrtal barrierefreien Nahtourismus auf die Fahnen geschrieben. Spezielle Fahrräder bieten Menschen mit Behinderung neue Freizeitmöglichkeiten // Die RuhrtalFähre schließt eine Lücke im RuhrRadweg // Das neue Informationszentrum am Harkortsee 40 Handbuch

43 Deutschland Ruhrtal Hattingen - Wetter an der Ruhr Ruhr Das Ruhrtal war einst der Ausgangspunkt Europas größter Industrieregion. Doch findet man hier kaum noch Bergbau und Großindustrie; stattdessen idyllische Stauseen und bewaldete Talauen. Die Initiative Das Ruhrtal, ein Zusammenschluss der im mittleren Ruhrtal liegenden Städte und des Ennepe- Ruhr-Kreises, will die Region daher zu einem Zentrum für Naherholung ausbauen. Damit die Region im Tourismuswettbewerb bestehen kann, muss man be - sondere Angebote für spezielle Zielgruppen schaffen. Im Rahmen von Artery entwickelte die Wittener Gesellschaft für Arbeits- und Beschäftigungsförderung (WABE) deshalb in Zusammenarbeit mit der regionalen Initiative ein ganz besonderes Naherholungsangebot. Gerade körperbehinderte Menschen haben es besonders schwer, sowohl passende Freizeitangebote als auch geeignete Arbeitsplätze zu finden. Deshalb wollten wir die Aspekte Naherholung und Beschäftigung für Behinderte miteinander verbinden, erläutert Mona Cartano, Projektleiterin der WABE. Das Pilotprojekt umfasst mehrere Teilbereiche. Die RuhrtalFähre verbindet die Burgruine Hardenstein mit der Schleuse Witten-Herbede. Die mit umweltfreundlicher Solar- und Wasserstromenergie betriebene Fähre schließt somit eine Lücke im RuhrtalRadweg. Radwanderer sollen zukünftig die Ruhr von der Quelle bis zur Mündung erkunden können. Die Radstation in Witten verleiht unter dem Namen RuhrtalVelo Spezialräder an Behinderte. Außerdem informiert RuhrtalVelo über geeignete Strecken und attraktive Haltepunkte. Auch für den Transport der Fahrräder ist gesorgt. RuhrtalMobil bringt Räder, Kanus, Sportgeräte und wenn gewünscht auch eine warme Mahlzeit zu Start- und Endpunkten einer Tour oder zu einem Rastplatz. Am Standort Baukey am Harkortsee, einem der drei Stauseen der Ruhr, entstand in Kooperation mit dem Yacht-Club Harkortsee und der Stadt Hagen ein Service- und Informationszentrum für Naherholungsangebote im Ruhrtal. Eigens hierzu ließ man ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus restaurieren und ein behindertengerechtes Bootshaus errichten. Touristen finden hier eine Außenstelle von RuhrtalVelo und RuhrtalMobil. Auch der Wassersport kommt nicht zu kurz. Der Yacht-Club Harkortsee ist der größte Segelsportanbieter der Region. Wir fördern vor allem den Segelsport bei Kindern und Jugendlichen sowie das Handicap-Segeln für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Durch Artery besitzen wir nun eine geeignete Infrastruktur, erklärt Hans-Joachim König, Vorsitzender des Yacht-Clubs. Die RuhrtalService Gesellschaft betreibt die einzelnen Projekte. Ihre Mitarbeiter kommen zur Hälfte aus benachteiligten Gruppen des Arbeitsmarktes. So schuf Artery 20 neue Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderung sowie Jugendliche ohne Schulausbildung. Durch dieses Projekt erwarten wir im Ruhrtal deutlich mehr Touristen. Das schafft wirtschaftliches Wachstum und damit auch Arbeitsplätze, freut sich Thomas Strauch, Geschäftsführer der WABE. Flusslandschaften der Zukunft 41

44 D // Naturbad Ruhrtal in Wetter Von einem Sprungfelsen ins kühle Nass springen. Sich im Strandbereich in der Sonne räkeln. Mit dem Naturbad Ruhrtal in Wetter möchte man an die alte Tradition der Flussbadeanstalten an der Ruhr anknüpfen. Das neue Naturbad Ruhrtal kurz vor der Eröffnung. Das großzügige Schwimmbad bietet Raum für Spiel und Spaß direkt an der Ruhr // Das Badewasser des Naturbades wird auf rein biologische und physikalische Weise gereinigt gut für Badequalität und Wirtschaftlichkeit des Schwimmbades // Die alten Anlagen des Ruhrbades brauchten dringend eine Sanierung 42 Handbuch

45 Artery Die Projekte Deutschland Ruhrtal Wetter an der Ruhr Ruhr Nur einige Jahre zuvor sah es hier noch ganz anders aus. Das 1963 erbaute Freibad am See in Wetter (Ruhr) war in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig. Das Kleinkinderbecken von Beton umgeben und von der Liegewiese aus nicht einsehbar. Die Sicht auf den Ruhrstausee Harkortsee obwohl nur einige Meter entfernt versperrt. Die Chloranlage des Bades unzeitgemäß und Wasser belastend. An den Spielelementen, dem Fünf-Meter-Sprungturm und der Doppelrutsche nagte spürbar der Zahn der Zeit. Doch fehlte dem Träger des Freibades, der Stadt Wetter, das Geld für die notwendigen Renovierungen und Modernisierungen. Für die Badesaison 2004 kündigte die Stadt alle Wartungsverträge, was die Schließung des Bades zur Folge gehabt hätte. Nach intensiven politischen Diskussionen über die Zukunft des Bades und einer Unterschriftenaktion, in der sich Bürger in und um Wetter für den Erhalt des Freibades aussprachen, suchte die Stadt Wetter einen neuen Träger für das Ruhrbad. Eigens hierzu gründeten 18 Wetteraner Bürger Ende 2003 den Verein Unser Freibad am See e.v.. Anfang 2004 übergab die Stadt das Bad schließlich für 25 Jahre an ebendiesen neuen Trägerverein. Nun stellte sich die Frage nach der dringend erforderlichen Modernisierung des Bades. Der Trägerverein entwickelte die Pläne und kümmert sich um die Umsetzung der Renovierung in einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft mit dem Regionalverband Ruhr und der Stadt Wetter im Rahmen des Artery- Projektes. Aus dem Chlor-Freibad sollte ein Naturbad an der Ruhr entstehen. Mit dem Naturbad Ruhrtal am Standort Wetter wollen wir die Tradition der Flussbadeanstalten entlang der Ruhr zeitgemäß wiederbeleben, erklärt Thorsten Göse, Präsident des Trägervereines. Flussbadeanstalten waren bis Anfang der 1960er Jahre entlang der Ruhr weit verbreitet. Hierzu gehörte auch das Ruhrbad in Wetter. Mit der zunehmenden Wasserverschmutzung wendete sich die Badekultur vom Fluss ab. Es entstanden geschlossene Freibäder mit Chlorreinigung. So auch in Wetter. Durch ein Naturbad mit unmittelbarem Blickkontakt zur Ruhr wollen wir erreichen, dass sich die Bürger dem Fluss wieder zuwenden und ihn als Teil ihres Lebens und ihrer Heimat betrachten, erläutert Frank Bothmann, Projektleiter beim Regionalverband Ruhr. Die Reinigung des Badewassers in einem Naturbad geschieht auf rein biologische und physikalische Weise, ohne Einsatz chemischer Mittel wie etwa Chlor. So wird nicht nur ein natürlicher Badegenuss gewährleistet, auch die Betriebskosten des Bades können erheblich gesenkt werden. In Wetter gewährleistet ein so genannter Neptunfilter mit einer Fläche von m² die Reinigung des Wassers Besuchern bietet das Naturbad Platz zur Erholung. Doch nicht nur die naturnahe Wasseraufbereitung soll den Besuchern das Gefühl vermitteln, in einer natürlichen Umgebung zu baden. Eine neue Terrasse an der Uferpromenade gibt nun den Blick auf den Harkortsee frei. Ein Wasserfall speist das Großbecken mit gereinigtem Wasser. Im Nichtschwimmerbereich des Großbeckens gelangt man durch einen Strömungskanal zu einer naturgetreu gestalteten Felsgrotte. Anstelle des Sprungturmes steht nun ein Sprungfelsen. Von einem Sandstrand aus können Eltern im Strandkorb liegend ihre Kinder im Planschbecken oder dort auf dem Wasserspielplatz beobachten. Flusslandschaften der Zukunft 43

46 Artery Die Projekte D // Museumsschiff Was(s)erleben Entdecke den Neckar Können Fische pupsen? Bekommen Enten im Winter kalte Füße? Schlafen Fische in Betten? Und wie schaffen sie es eigentlich, unter Wasser zu bleiben? Auf solche Fragen bekommen Besucher des in Mannheim vor Anker liegenden Museumsschiffs ausführliche Antworten. Kinder lernen über den Lebensraum Neckar und die Flussschifffahrt // Der historische Schaufelraddampfer beherbergt inzwischen eine interaktive Ausstellung 44 Handbuch

47 Deutschland Metropolregion Rhein-Neckar Mannheim Neckar Mitten im Zentrum Mannheims ankert seit 1986 ein historischer Schaufelraddampfer. Seit 1990 gehört das Schiff dem baden-württembergischen Landesmuseum für Technik und Arbeit (LTA). Die Dauerausstellung gibt mit eigenen Räumen wie Maschinenraum und Brücke und mit originalgetreuen Schiffsmodellen einen Einblick in die Geschichte der Binnenschifffahrt. Darüber hinaus beschäftigen sich Sonderausstellungen vor allem mit Naturthemen. Gemeinsam mit dem Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim entstand die Idee, auf dem Museumsschiff im Rahmen des Artery-Projektes eine Ausstellung rund um den Neckar zu organisieren. Was(s)erleben setzt Impulse für eine ökologische Bewusstseinsbildung. Der Neckar soll für Naturerleben, Spiel und Freizeit neu entdeckt werden. In den letzten Jahrzehnten hatte die Bevölkerung sich vom Fluss abgewandt. Unser Ziel ist es, die Anwohner wieder für den Neckar und sein Ökosystem zu sensibilisieren, so Ruben Scheller, Projektleiter des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim. Das Museumsschiff ist als außerschulischer Lernort konzipiert. So richtet sich die Ausstellung vor allem an Schulklassen in den Altersgruppen zwischen 6 und 14 Jahren. Auf Entdeckerinseln erforschen die Kinder mit der Lupe die Fauna und Flora im und am Neckar. Im nächsten Raum erleben sie den Fluss im Wandel der Zeiten: von einem wild strömenden hin zu einem kanalisierten Gewässer. Anfassen und Beobachten sind hier die entscheidenden Kriterien. In Fühlboxen lassen sich unterschiedlichste Gesteinsarten des Flusses ertasten. Strömungsmodelle aus Wind und Sand oder Wasser veranschaulichen so komplexe Themen wie Erosion und Akkumulation, Gleit- und Prallhänge. Ein Guckrohr stellt den Bezug zu einem weiteren Artery-Projekt her: Der Besucher schaut auf das Stück Neckarufer auf der anderen Seite des Flusses. In diesem Teil des Schiffes steht das Thema Flusslandschaften im Mittelpunkt. Weiter achtern im Schiff geht es um das Leben im Wasser. Ein kartesischer Taucher erklärt den Kindern, wieso Fische im Wasser sinken und steigen können. Verschiedene DVD-Animationen zeigen Beiträge zu Süßwasserfischen und Wasservögeln. An der Keinedummen-Fragen-Wand stehen Fragen wie: Können Fische pupsen? oder: Bekommen Enten im Winter kalte Füße?. Die Antwort gibt ein Plastikfisch, den die Kinder aus einem Bottich angeln. An Deck erfahren die Besucher Wissenswertes zum Thema Schifffahrt und Technik. Hier kann man Knoten testen und selbst Brücken bauen und direkt auf ihre Stabilität überprüfen. Als Highlight entpuppt sich schließlich das vier Meter lange Modell einer Schleuse. Die Schüler lassen selbst gebastelte Schiffe zu Wasser und schleusen sie eigenhändig durch die zwei Becken. Ein Tutor hilft bei Fragen zur Ausstellung und den einzelnen Exponaten jederzeit weiter. Doch die Schüler können sich dem Fluss nicht nur spielerisch, sondern auch wissenschaftlich nähern. Im Neckarlabor stehen zwölf Mikroskope und ein Zoom-Mikroskop mit eingebauter Videokamera zur Verfügung. Durch Fluss-Pädagogik versuchen wir den Kindern und damit der zukünftigen Generation den Neckar als Lebensraum näher zu bringen, erklärt Josephina Kaiser-Heinstein vom baden-württembergischen Landesmuseum für Technik und Arbeit. Flusslandschaften der Zukunft 45

48 D // Agendapark Lebendiger Neckar Zwischen Mannheim und Heidelberg hat eine interkommunale Kooperation wichtige Veränderungen in der Flusslandschaft bewirkt. Artery unterstützte die Bestrebungen des Nachbarschaftsverbands, ein grünes Band am Neckar zu schaffen. Menschen und Tiere profitieren von den Verbesserungen. Der Verband Region Rhein-Neckar unterstützt dieses Vorhaben tatkräftig. Auf dem neuen Spielplatz können Kinder das Element Wasser erleben // Kunstvoll gestaltete Anlegestelle am neuen Stadteingang von Ladenburg lockt Besucher an den Fluss // Dieses eintönige Ufer in Mannheim erhält eine attraktive Flachwasserzone 46 Handbuch

49 Artery Die Projekte Deutschland Metropolregion Rhein-Neckar Mannheim-Heidelberg Neckar In den letzten Jahren gewannen Naherholungsgebiete sehr an Bedeutung. Solch ein Gebiet zu finden, kann in stark bevölkerten Gegenden allerdings eine Herausforderung darstellen. Im Rahmen von Artery haben der Nachbarschaftsverband Heidelberg- Mannheim (NV), ein Zusammenschluss von 18 Städten und Gemeinden, und der Verband Region Rhein- Neckar ihre Kräfte gebündelt, um sich dieses Problems anzunehmen. Mit dem Agendapark Lebendiger Neckar beabsichtigten sie, Flussabschnitte zu renaturieren und neue Freizeitmöglichkeiten zu schaffen. Die pulsierende Region Rhein-Neckar ist der Standort von internationalen Unternehmen, Industrie, Kultur und Wissenschaft. Sie grenzt an die schöne Pfalz und den Odenwald. Aber es gibt kaum örtliche Grünflächen, die die Bevölkerung nutzen kann, obwohl der Fluss direkt vor ihrer Haustüre fließt, erklärt Regionalplaner Klaus Mandel. An der 20 Kilometer langen Strecke von Mannheim nach Heidelberg verbergen hohe Flussbettbefestigungen und verwilderte Uferböschungen den Fluss und machen ihn für Menschen unzugänglich. Hauptanliegen war daher stets, den Zugang zum Fluss zu verbessern. So wird in Mannheim eine etwa 100 Meter lange Flachwasserzone geschaffen. Anwohner und Spaziergänger können dann leicht ans Wasser herankommen, am Ufer sitzen oder im Wasser waten. In der Stadt Ladenburg sah es ähnlich aus. Steile, zu - ge wachsene Böschungen erschwerten es den Bewohnern an den Fluss zu kommen. Durch städte bau liche Maßnahmen wurde die alte Römerstadt wieder zum Fluss hin geöffnet. Sanfte Grasflächen und eine Promennade führen ans Wasser und laden zum Verweilen ein. Schönere Zugänge zum Fluss wurden auch in Edingen-Neckarhausen und Dossenheim geschaffen. Um das grüne Band entlang des Neckars als regionales Naherholungsgebiet bekannt zu machen, wurde eine landschaftlich besonders reizvolle Radwegeverbindung entlang des Ufers von Heidelberg bis Mannheim als sogenannte Biberroute ausgeschildert. Es war sehr wichtig, das Bewusstsein der Bevölkerung für den Neckar zu stärken, denn sowohl industrielle Infrastrukturen als auch städtische Baumaßnahmen hatten die Menschen vom Fluss abgeschnitten. So war ihnen sowohl der physische Kontakt als auch der emotionale Bezug zum Fluss verloren gegangen. In Zusammenarbeit mit der WBW Fortbildungsgesellschaft wurden flusspädagogische Veranstaltungen entwickelt. Eine Flusspädagogin bietet jetzt unterschiedlichste, stets spannende Veranstaltungen zu Kultur und Natur am Neckar an. Weiterbildungen für Lehrer versprechen nachhaltige Veränderungen. Ein Wasserspielplatz in Heidel berg trägt dazu bei, dass Kinder sich intensiver mit dem Thema Wasser auseinandersetzen. Diese Maßnahmen werden sowohl das Freizeitverhalten der Bevölkerung verändern, als auch ihr Umweltbewusstsein steigern. Die Kanalisierung des Neckars hatte einen Teil der lokalen Tierwelt verdrängt, natürliche Lebensräume zerstört oder für Tiere unerreichbar gemacht. Artery unterstützte die Schaffung von Flachwasserzonen und Auenwäldern, damit sich hier wieder einst heimische Tierarten wie der Europäische Biber (Castor fiber) ansiedeln können. Viele verschiedene Partner haben zum Erfolg des Projektes Agendapark Lebendiger Neckar beigetragen. Die Kombination aus Maßnahmen zur Fluss ufe r- aufwertung und öffentlicher Bewusstseinsbildung ist ein ganz besonderer Ansatz, erklärt Ruben Scheller, Projektmanager des NVs. Diese Kombination garantiert die Nachhaltigkeit des Neckar-Projektes. Flusslandschaften der Zukunft 47

50 Artery Die Projekte D // Landschaftspark Wernau Die Wiederanbindung eines Teils des ehemaligen Flussbettes ist ein wertvoller Beitrag zum Naturschutzgebiet am Südufer des Neckars in Wernau. Weitere Projekte sind darauf ausgerichtet, den ökologisch schwer beeinträchtigten Fluss zu renaturieren und neue Naherholungsgebiete zu schaffen. Dieser kleine Bachlauf soll zu einem Fischpass umgebaut werden // Mit dem Öffnen des Neckar-Deiches wird der Erblehensee wieder mit dem Fluss verbunden // Durch die Verbindung mit dem Neckar wird aus dem ehemaligen See ein Fließgewässer 48 Handbuch

51 Deutschland Region Stuttgart-Neckar Altbach and Wernau Neckar Die Menschen sind mit dem Neckar in der Region Stuttgart wenig umweltschonend umgegangen. In der Blütezeit von Verstädterung und Industrialisierung diente der Fluss praktisch als Gebrauchsgegenstand, den man je nach Bedarf nutzte und auch veränderte. Die größte Veränderung erfuhr der natürliche Neckarverlauf in den 1960er Jahren. Zum Schutz vor Hochwasser wurde der Fluss begradigt, ein Deich entstand. Alte Seitenarme trennte man ab, und das neue Flussbett wurde verstärkt. Dieser Aus- und Umbau hatte schwer wiegende Auswirkungen auf den natürlichen Lebensraum der Flusslandschaft. 40 Jahre später unterstützte das Artery-Programm bereits bestehende regionale Initiativen, um Teile des örtlichen Flussufers zu renaturieren. Die Städte und Gemeinden Wernau, Plochingen, Altbach und Deizisau hatten ein übergreifendes Konzept entwickelt, die Grüninitiative Neckarknie, um den Zustand der Flusslandschaft wieder zu verbessern. Das Projekt Erblehensee sieht vor, den Neckar mit einem Teil des alten Flussbettes zu verbinden. Der Erblehensee war ein Überbleibsel der Kanalisierung des Neckars in der Nähe der Stadt Wernau und ist ein wichtiges Naturschutzgebiet. Im Rahmen des Artery- Programms wurde der Neckar-Deich hier abgetragen und an zwei Stellen unterbrochen. Heute fließt ständig frisches Flusswasser durch das ehemalige Standgewässer. Es ist unser Ziel, den natürlichen Ursprungszustand des Neckars in einigen Teilen wiederherzustellen und Teile der vorausgegangenen Zerstörungen rückgängig zu machen, erklärt Dieter Bayer vom Regierungspräsidium Stuttgart und Projektmanager der Arbeitsgruppe Erblehensee. Das hat enorme ökologische Vorteile. Der neu ge - schaffene Seitenarm bietet der Wasserfauna vor allem bei Hochwasser Rückzugsmöglichkeiten von dem schnell fließenden Strom; zudem dient er den Fischen als Kinderstube. Die Wiederanbindung des Erblehen sees wertet das sensible Naturschutzgebiet enorm auf und ist ein Schritt auf dem Weg zu einer natürlichen Flusslandschaft am Neckarknie. Mit der Beteiligung bei Artery war es möglich, die Regeneration der Flusslandschaft in den Vordergrund der regionalen Strategien zu stellen, lobt Konrad Störk vom Regierungspräsidium, zuständig für den Bereich Wasserhaushalt. Artery war Anstoß dafür, endlich loszulegen. Artery ist auch an den beiden Folgeprojekten beteiligt. In Altbach hat man so erfolgreich eine Machbarkeitsstudie durchführen können. Eine zu hohe Staustufe zwischen Altbach und dem gegenüberliegenden Deizisau hindert die Fische daran, stromaufwärts zu wandern. Daher erreichen viele Tiere ihre Laichplätze nicht, und die Artenvielfalt ist gefährdet. Die Lösung des Problems wäre ein Fischpass. Kurz vor Altbach führt ein alter Nebenarm des Neckars um das EnBW Kraftwerk herum in den Heinrich-Maier- Park. Hinter der Staustufe fließt ein Kühlkanal in den Fluss. Durch einen Bachlauf, der den alten Seitenarm mit dem Kühlkanal verbindet, könnten alle Fische das unüberwindliche Hindernis im Fluss umgehen. Die Umsetzung des Fischpasses erhöht sowohl den ökologischen Wert der Flusslandschaft als auch die Attraktivität des Heinrich-Maier-Parks. Gemeinsam mit Artery wurden Pläne entwickelt, den Park mit den Grünflächen in Deizisau zu verbinden. Diese sehen eine sanft geschwungene Fußgängerbrücke vor, die sich über den Neckar spannt. Diese besonders konstruierte Brücke große Steigungen werden vermieden erlaubt es Fahrrad- und Rollstuhlfahrern sicher zum anderen Ufer zu gelangen. Flusslandschaften der Zukunft 49

52 Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer Text: Rudolf Kerndlmaier Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer 50 Handbuch

53 Die Artery-Partner feiern das erste Projektgruppen-Treffen in Gouda Einleitung Der Nordwesten Europas ist eine prosperierende, in weiten Teilen von Wachstum und Wohlstand gekennzeichnete Zone, deren Regionen verbunden sind durch ähnliche soziale und ökonomische Herausforderungen. Wo Globalisierung und fortschreitende europäische Inte gration die größeren Zusammenhänge veranschau lichen, verlangen ökonomische Kräfte nach mehr Wettbewerbsfähigkeit. Der Ausbau bereits be ste hen der Ver bin dungen auf verschiedensten Ebenen ge winnt in diesem Wirtschaftsraum immer mehr an Be deu tung. Ein zentraler Aspekt der europäischen Kohä si ons po litik ist die Zusammenarbeit, auf der auch das INTER - REG IIIB-Programm beruht. Das aus unter schied lichen Einzelprojekten bestehende Pro gramm basiert auf der Idee eines europäischen Kom pe tenz netz werkes, das sowohl persönliche als auch institutionelle Beziehungen ermöglicht, die die Anreicherung neuen Wissens sowie dessen Austausch fördern. Die Zusammenarbeit von Städten und Regionen auf europäischer Ebene fördert die Entwicklung aller beteiligter Partner. Verstärkte Kooperation führt zu einer ausgewogenen, nachhaltigen Entwicklung und zu stärkerer territorialer Integration. In einem sektorüber greifenden Ansatz können Wissen und Erfah run g- en in unterschiedlichsten Bereichen ausgetauscht wer den. Europa wird in diesen grenzüberschreitenden Erfahrungen greifbar, Kontakte intensivieren sich, Vorteile vervielfältigen sich. Artery ist ein Teilprojekt des INTERREG IIIB-Programms und bringt 16 Partner in 5 Regionen zu sammen. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neu er Stan d ards für die Regenerierung von Flusslandschaften und die Schaffung nachhaltiger Lebensräume in Gebieten, die stark von den Auswirkungen des post - industriellen Zeitalters betroffen waren. Der INTER REG- Ansatz der interregionalen Kooperation birgt ganz neue Möglichkeiten in sich, da es sowohl den charakter istischen Unterschieden der Regionen als auch deren Gemeinsamkeiten Rechnung trägt. Alle Artery-Partner hatten bereits langfristige Entwick lungsstrategien definiert, um ihre Proble me vor Ort zu bewältigen. Unterschiedliche Heran ge hens weisen in den Bereichen Raumplanung, Pro zess struk tur, Ziel grup penbeteiligung sowie lokale Kooper ationen führ ten zu spezifischen Erkenntnissen. So wur den die Part ner zu Wissensträgern in den jeweiligen Gebieten. Der Idee der lernenden Regionen folgend, schafft Artery eine Platt form, auf der die Experten- Regi onen ihre metho di schen Stärken vermitteln können. Die Part ner profitieren von den unterschiedlichen Erfah rungs hori zonten im täglichen Miteinander. Artery nutzte die me tho di schen Ansätze des INTERREG- Programms, um den inter re gio nalen Austausch zu organisieren, und intensi vier te so den Wissenstransfer. Strategien zur Verbes se r ung der Projekte wurden folglich gemeinsam entwickelt. Diese gemeinsamen Strategien fasst Artery in den folgenden Common Themes zusammen: Public Parti ci - pation oder Bürgerbeteiligung, Regional Strate gies oder Regionalentwicklung, Public Awareness oder öffentliche Bewusstseinsbildung sowie Public-Private Part - ner ships, Partnerschaften zwischen öffentlicher Insti- Flusslandschaften der Zukunft 51

54 Vorteile von transnationalem Austausch in Arbeitsgemeinschaften: ~ Problemlösungen jenseits nationaler Grenzen ~ Entwicklung übertragbarer Modelle für verschiedene Regionen ~ Beschleunigter Ablauf aller Teilprojekte durch einen gemeinsamen Zeitplan ~ Erkenntnisse und Entwicklungskosten können von allen geteilt werden ~ Neue Anknüpfungspunkte im europäischen Netzwerk ~ Kompetenzgewinn für Organisationen und Personal ~ Lokale Projekte bekommen eine europäische Dimension ~ Kooperation steigert die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen Das Artery-Organigramm 52 Handbuch

55 tution und privatem Sektor. Diese vier The men wur den so gestaltet, dass sie Austausch und Zusam menarbeit ermöglichen und das bestehende Wissen vertiefen. Durch den Wissenstransfer und die Methoden des Best-Practice konnten die Vorzüge der einzelnen Pilotprojekte stärker hervorgehoben werden. Wissenstransfer Wissen kann definiert werden als die Kombination von Informationen, Kompetenzen und Fertigkeiten zur Lösung von Problemen. Es ist mehr als die bloße Anhäufung von Daten und Fakten. Wissen kann nur durch die individuelle Bewertung von Daten generiert werden. Es ist ein Prozess, bei dem neues Wissen ergänzend zu bereits bestehendem Wissen entsteht. Die sich daraus entwickelnden Kompetenznetzwerke sind geprägt von offener Diskussion und gemeinsamer Entscheidungsfindung. Wissen und Kompetenz sind wichtige Ressourcen für jedes Projekt. Meistens sind diese jedoch fest in einem einzelnen Projekt gebunden. Beim Artery- Programm wird dieses Potenzial freigesetzt und den anderen Partnern zugänglich gemacht. Die vier Common Themes sind eine Methode, um den interre gio - nalen und transnationalen Wissenstransfer zu verein fachen Artery wird zu einer lernenden Partner schaft. Jede Organisation ist reich an Wissen. Aber um die ses Wissen freisetzen zu können, muss festgestellt werden, in welcher Form es vorliegt. Es kann als implizites oder explizites Wissen vorhanden sein. Implizites Wissen (tacit knowledge) ist personengebunden, setzt sich aus den persönlichen Erfahrungen und Fertigkeiten eines Einzelnen zusammen. Es ist internalisiert und daher den Wissensträgern selbst oft nicht bewusst. Implizites Wissen ist schwer vermittelbar, da es kaum verbalisiert wird. Explizites oder dokumentiertes Wissen dagegen bezeichnet bereits ausgedrückte und verbalisierte Kenntnisse und ist in Form von Daten leicht transferierbar. Um von wertvol- Flusslandschaften der Zukunft 53

56 Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer Kompetenznetzwerke Kompetenznetzwerke funktionieren nach drei einfachen Regeln: ~ Transfer von Informationen zwischen Partnern ~ Gleichberechtigung bei der Kommunikation und der Verteilung von Ressourcen ~ Gemeinsame Aktivitäten zur Entwicklung zuverlässiger persönlicher Beziehungen unter den Beteiligten len Erfahrungswerten profitieren zu können, ist es also notwendig, implizites Wissen in explizites zu wandeln. Der persönliche Kontakt von Wissensträgern im Rah men des Artery-Projektes schuf die Motivation und die Gelegenheit, verborgene Erkenntnisse zu artikulieren. Im gegenseitigen Austausch wird das individuelle Wissen sichtbar, wenn andere Erfahrungen und Meinungen aufeinander treffen. Ein wichtiger Aspekt erfolgreichen Wissenstransfers ist Kommunikation. Um sie zu vereinfachen, bedarf es der genauen Festlegung eines gemeinsamen Grundkonzeptes, insbesondere wenn ein Projekt Menschen mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund zusammenbringt. Wissen zu vermitteln beginnt damit, Sach verhalte zu benennen. Zu Beginn eines Projektes sollte daher das Erstellen eines Glossars stehen. Experten in einer Partnerschaft lernender Regionen Die Artery-Partner verstehen sich als Gemeinschaft lernender Regionen. Aufgrund vergleichsweise größerer Erfahrungen in den Bereichen der Common Themes entwickelten sich vier der Artery-Partner zu Experten in einem der vier Themenkomplexe. Als so genannte Leadpartner zeichnen sie verantwortlich für die Förderung und Verbreitung ihres Wissens, sowohl auf regionaler als auch auf interregionaler, europäischer Ebene. Während sie Artery in ihrer Region vertreten, repräsentieren sie ihre Region Wissenstransfer Wissensvermittlung beginnt mit dem gemeinsamen Verständnis eines Themas. Daher sind folgende Punkte zu beachten: ~ Common Themes identifizieren Gemein samkeiten und übertragbares Wissen. ~ Wissensträger müssen innerhalb der Partnerorganisationen identifiziert werden. ~ Wissensträger müssen motiviert werden, ihr Wissen in einem transnationalen Netzwerk zu vermitteln. ~ Effektive Methoden zum Transfer von Wissen müssen entwickelt werden, darunter Kom munikationsstrategien, Workshops, regelmäßige Treffen oder leicht zugängliche, webbasierte Datenbanken. ~ Ein verbindlicher Zeitplan unterstützt die Umsetzung des Wissenstransfers. ~ Erfolgreicher Wissenstransfer ist messbar regelmäßige Berichte aus den einzelnen Pilot projekten dokumentieren die gemach ten Erfahrungen. ~ Die Erkenntnisse anderer müssen genutzt werden, um eigene neue Erfahrungen machen zu können. und ihre Pilotprojekte im Artery-Programm; damit sind sie die entscheidende Schnittstelle bei der internationalen Zusammenarbeit der lokalen Initiativen. Das dabei angewandte Prinzip der Subsidiarität gewährleistet, dass Entscheidungen unmittelbar auf Projektebene getroffen werden können, während die Zusammenarbeit der Leadpartner diese zu Kristallisationspunkten im Wissenstransfer macht. Um die Kommunikation zwischen den Partnern anzu- 54 Handbuch

57 Mangelnde Übertragbarkeit Im Bereich der Public-Private Partnerships hofften die Artery-Partner, von den regionalen Netzwerken der jeweils anderen profitieren zu können. Internationale Verbindungen örtlicher Unternehmen rückten damit ins Blickfeld. Bald stellte sich jedoch heraus, dass Partnerschaften stark vom persönlichen Kontakt der Beteiligten abhängen. Nur die Methoden zur Entwicklung tragfähiger regionaler Netzwerke konnten übertragen werden, die bestehenden persönlichen Kontakte konnten jedoch die eigene Akquise der anderen Partner nicht ersetzen. regen und zu erleichtern, nutzte Artery verschiedene Instrumente, unter anderem Workshops, Statusberichte und regelmäßige Treffen. Thematische Leadpartner Die thematischen Leadpartner bereiten ihre jeweiligen Kernthemen für den Wissenstransfer auf, indem sie die vorhandenen Erfahrungen als explizites Wis sen zusammentragen. Die vor Ort gewonnenen Erkenntnisse können so auch an Pilotprojekte anderer Partner weitergegeben werden. Mit diesem metho dischen Ansatz entwickeln sie aus den relevanten Erfahrungen eine theoretische Basis für die Umsetzung der Kernthemen. Während die in Berichten und Seminaren vermittelte Theorie sehr positiv aufgenommen wurde, fanden die Partner die praktischen Beispiele aus den Projekten noch viel lehrreicher. Die guten Erfahrungen der Mersey Basin Campaign im Bereich der Public-Private Partnerships beispielsweise motivierten die deut- Transnationale Verbindungen: Die Partner gießen Wasser der Hollandsche IJssel, der Ruhr und des Neckars in den Mersey Flusslandschaften der Zukunft 55

58 Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer schen und niederländischen Partner, neue Modelle für ihr Projektmanagement zu entwickeln. Projektgruppen-Meetings Die Partner-Regionen trafen sich regelmäßig, da sie gemeinsam als Projektgruppe das koordinierende Organ von Artery bildeten. Die regionalen Leadpartner waren in der Pro jekt grup pe rechenschaftspflichtig und leiteten die Dis kus sion über ihr jeweiliges Kernthema. In Protokollen wur de der Fortschritt der Projektumsetzung dokumentiert und die jeweiligen Entwicklungen wurden sichtbar. Die erfolgreiche Umsetzung des Windlust-Pilot projektes stand bei den Gruppentreffen oft im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Rekonstruktion der historischen Windmühle und der Bau neuer Nebengebäude als Tagesstätte für Behinderte inspirierten die Partner an der Ruhr, neue Möglichkeiten innerhalb ihrer Projekte auszuprobieren. Austausch zwischen den Pilotprojekten Die Pilotprojekte standen im Zentrum des Artery- Programms. Bei der Umsetzung der Common Themes wurden hier praktische Erfahrungen gesammelt. Denn wo theoretische Ansätze in die Realität umgesetzt werden, müssen diese oft an die örtlichen Begebenheiten angepasst werden. Im Rücklauf durch die Leadpartner boten diese Änderungen wiederum wertvolle Informationen zur Verbesserung der anderen Projekte. Besuche bei den anderen Partnern mit Blick auf die Pilotprojekte lassen die Wertschätzung für das Erreich te wachsen und fördern neue Ansätze. Die Initiatoren des Naturbades an der Ruhr besuchten die Projekte an der Hollandsche IJssel, und zusammen mit den Windlust-Partnern erörterten sie erfolgreich 56 Handbuch

59 die Möglichkeiten von Public-Private Partnerships und Öffentlichkeitsarbeit für ihre Projekte. Workshops Informationen zu den unterschiedlichsten Gesichtspunkten der Kernthemen wurden während des Artery- Projektes auf Workshops ausgetauscht. Der jeweilige thematischer Leadpartner organisierte diese und ermöglichte den Teilnehmern so, ihr Wissen zu aktualisieren. Zu dem erhielt die Diskussion eines gemeinsamen Kon zeptes hier den nötigen Raum. Im Nachgang des Workshops zum Thema Public Participation profitierte die Region Stuttgart von den Erfahrungen der niederländischen Partner und sah sich motiviert nach weiterer Unterstützung für ihr Neckar Projekt um. Daraus hervor ging die Gründung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, zur Unterstützung des Wernau-Landschafts parks, bestehend aus Ver tre tern von Verwaltung und Wirtschaft sowie Bürgern. Die beteiligten Anwohner thematisierten in dieser Arbeits gruppe die mangelhafte Erschließung des Geländes, der mit Hilfe überarbeiteter Pläne abgeholfen werden konnte. Bericht über die Common Themes Die Berichte über die Common Themes verfassten die jeweiligen Leadpartner. Sie bündeln das Know-how der Partner und fassen die praktischen Erkenntnisse aus den Pilotprojekten zusammen. Die Berichte dienten als Leitfaden und Diskussionsgrundlage für die Arbeit an den gemeinsamen Kernthemen. Die gut dokumentierten Erfahrungen der Mersey Basin Campaign, wie Unternehmen für die Regenerierung der Flusslandschaften zu gewinnen sind, ermutigte die niederländischen Partner nach ähnlichen Lösungen für den langfristigen und nachhaltigen Bestand ihrer Projekte zu suchen. Die soziale und ökologische Verantwortung stand bei der Suche nach einem Investor für das neue Café auf der ehemaligen Vuykwerft im Vordergrund. Die Vereinbarung mit Fuyk s über die Instandhaltung schloss diesen Prozess erfolgreich ab. Status-Berichte Diese standardisierten Berichte wurden genutzt, um vergleichbare Informationen aus den verschiedenen Pilotprojekten abzufragen. Ausgehend von dem Einige Beispiele: Wo liegen die Störfaktoren beim Wissenstransfer? ~ Entfernung zwischen Partnern und damit verbunden ein Mangel an gemeinsamer Identität ~ Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede ~ Unterschiedliche Fachgebiete bedingen eine nur kleine gemeinsame Wissensbasis ~ Interne Konflikte der Partner über Zuständigkeiten ~ Verdeckte oder intuitive Fähigkeiten (tacit knowledge) bleiben verborgen ~ Eine visuelle Darstellung vereinfacht den Wissenstransfer, ist aber nicht immer möglich ~ Missverständnisse durch fehlerhafte oder missverständliche Information ~ Motivationsprobleme thematischen Leadpartner wurde die Umsetzung des jeweiligen Common Theme abgefragt. Dies erlaubte eine kritische Auswertung des Fortganges, die aufzeigte, wo zusätzlich Unterstützung benötigt würde. Übertragbarkeit Die richtige Einschätzung, ob Wissen übertragbar ist, ist in der transnationalen Zusammenarbeit von großer Bedeutung. Erkenntnisse können für andere Die Artery-Partner beim Awareness-Workshop in Wetter Flusslandschaften der Zukunft 57

60 Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer Erfolgsgeschichte: Ruhrtafel Jedes Jahr loben die Mersey Basin Campaign (MBC) und die Entwicklungs gesellschaft Northwest Regional Development Agency den Northwest-Business- Environment-Umweltpreis aus. Die umweltfreundlichsten Unternehmen der Region werden im Rahmen eines Festaktes in Manchester ausgezeichnet. Zu dieser Gala waren auch die Artery-Partner der MBC von Neckar, Ruhr und Hollandsche IJssel eingeladen. Fasziniert von der gediegenen Atmosphäre, erkannten die Partner von der Ruhr das Potenzial eines solchen Events für die Förderung von Public-Private Partnerships im Ruhrtal. Es sollte die Initialzündung für die Entwicklung eines Netzwerkes regionaler Unternehmer sein. Von der Alltäglichkeit der Zusammenarbeit zwischen privatem und öffentlichem Sektor in der Mersey Basin Campaign angeregt, gelang es den Initiatoren im Ruhrtal, die örtlichen Unter nehmen zu einer informellen Ruhrtafel zusammenzubringen. Resultat dieses zwanglosen Treffens war die zusätzliche finanzielle Unterstützung für Freizeitaktivitäten im Ruhrtal. So konnte unter anderem das Kinderzeltlager Ruhrtal-Camp 2005 stattfinden, das junge Menschen den Fluss neu erfahren lässt. Projekte nur dann von Vorteil sein, wenn sie von den spezifischen Erfahrungen zu trennen sind. Beim Themenkomplex Public Awareness lagen große Erwartungen auf dem Museumsschiff am Neckar, dessen Flussausstellung auch anderen Artery- Regionen zur Verfügung gestellt werden sollte. Obwohl übertragbar in ihrer generellen Konzeption, wurde sie nie als Wanderausstellung auf den Weg geschickt, da die Inhalte zu sehr auf die Besonderheiten des Neckars abgestimmt waren. Den zugrunde liegenden Ansatz, Schulkinder für ihre Flüsse zu begeistern, griffen andere Partner jedoch gerne auf. Die Initiatoren der Windlust haben basierend auf diesen Anregungen ein Unterrichtsprogramm erstellt, das über Tradition und Technik historischer Windmühlen aufklärt. Der gemeinsame Zeitplan Das Prinzip der Subsidiarität erlaubt den Pilotprojekten weitgehende Unabhängigkeit bei der Umset zung. Dennoch erfordert das INTERREG IIIB- Programm die Einhaltung eines gemeinsamen Zeitplanes. Der daraus resultierende Zeitdruck beschleu- Folgende Aspekte sind für eine erfolgreiche Zusammenarbeit unabdingbar: Organisation ~ Eine transparente Organisationsstruktur, mit der alle vertraut sind. ~ Die Verantwortlichkeiten müssen klar geregelt sein. ~ Der Fortgang des Projektes muss in verschiedenen Phasen kontrolliert werden. ~ Eine angemessene Bereitstellung von Personal durch alle Partner. 58 Handbuch

61 Erfolgsgeschichte: Flexibilität Der interregionale Aus tausch war ein wichtiger Erfolgs - faktor von Artery. Die Statuten des INTERREG- Programms lassen eine Umverteilung der finanziellen Mittel innerhalb des Gesamt projektes zu. Damit war es den Artery-Partnern erlaubt, Budgets zu verschieben und andere Pilotprojekte auszuweiten. Bei der Realisierung des Naturbades an der Ruhr konnten erhebliche Einsparungen gemacht werden. Andere Projekte profitierten von der nun folgenden Umverteilung der Mittel, so die Pilotprojekte Barrierefreie Touris musangebote, Windlust und der Wiederaufbau des Liverpool Sailing Clubs. nigt die Entscheidungsprozesse vor Ort. Dieser Ansatz einer gemeinsamen Umsetzung ist keine vereinheitlichende Standardlösung, sondern ein Schritt in Richtung wirklicher Arbeitsgemeinschaft. Ein wichtiger Pfeiler hierfür ist eine vertragliche Vereinbarung, die Joint Convention. Sie legt die Pflichten der einzelnen Partner gegenüber dem Gesamtprojekt fest und bildet so die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Sie ist eine der Vorgaben des Ge mein schaftssekretariats für die Erstattung der Mittel. Die Projektverantwortlichen müssen dem Sekretariat über den Fortgang berichten. Mit Hilfe des Zeitplanes und über diese Berichtspflicht lassen sich Verzögerungen eindämmen. Dieses Verfahren ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen, da eine Autorität von außen die Zuverlässigkeit der Partner fördert. Finanzierung Artery ermöglichte kleinen und mittleren Projekten, sich um Finanzmittel aus dem INTERREG IIIB- Programm zu bewerben, die ihnen als Einzelprojekten nicht offen gestanden hätten. Der organisatorische Aufbau des Rhein-Neckar-Projektes kann als Vorbild dafür dienen, wie verschiedene lokale Partner in ein solches Projekt integriert werden können. ~ Jedes Projekt muss eine eigene Buchführung besitzen. Controlling ~ Spezialisierte Dienstleister unterstützen Projektmanager. ~ Die Einrichtung eines finanziellen Controllingsystems ist notwendig. ~ Feststehende Fertigstellungstermine bestimmen die weiteren Aktivitäten. ~ Verwendete Geldmittel müssen sich in angemessenem Verhältnis zum dokumentierten Fortschritt befinden. ~ Umsetzung und Zahlungen sind im Zeitplan eng miteinander zu verknüpfen. Die Finanzierung durch Artery ermöglichte oft erst den ersten Schritt zur Verwirklichung eines Projektes. Sie diente auch als Katalysator, denn einmal angelaufen, erhielten die Projekte oft weitere Mittel. Durch die Flexibilität in der Zuweisung der Mittel innerhalb des Artery-Rahmens konnte das gesamte Programm deutlich verbessert werden. Öffentlichkeitsarbeit Eine angemessene Kommunikation ist von größter Bedeutung, um einem europäischen Projekt seine spezifische Identität zu verleihen. Artery umfasst zehn Teilprojekte in fünf Regionen es bedarf eines gewissen Aufwandes, um ein Gefühl von Solidarität und Ein heit entstehen zu lassen. Eine aufeinander abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit mit wiedererkennbarem Logo auf allen Medien, Newslettern und Berichten aus den Partnerregionen fördert das Entstehen einer gemeinsamen Identität. Zu Beginn eines Projektes dienen die Kommunika tionsstrategien dazu, Aufmerksamkeit und öffentliches Bewusstsein zu erzielen. Die Tatsache, dass Flusslandschaften der Zukunft 59

62 60 Handbuch

63 Transnationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer Spin-Off durch Wissen Der Wissenstransfer im Rahmen der transnationalen Zusammenarbeit beim Artery- Programm verhalf den Partnern zu Qualifika tionen, die sie für zukünftige europäische Projekte nutzen können. Die Beteiligung am INTERREG-Projekt verhalf der Wittener Arbeitsund Beschäftigungsgesellschaft WABE zu Kontakten mit anderen EU-Programmen, wodurch zusätzlich Euro für das Projekt gewonnen werden konnten. regio nale Projekte Teil einer größeren europäischen Unternehmung ausmachen, war vielerorts neu und damit eine interessante Nachricht. Eine ausführliche Berichterstattung ließ die gemeinsame Basis für die Regeneration von Flusslandschaften wachsen und förderte die Beteiligung der Bürger. Die Beispiele aus den Kernthemen Public Participation und Awareness machen deutlich, wie stark dies den Erfolg und die Nachhaltigkeit der Projekte bestimmen kann. Für jedes Projekt wurde eine spezielle Kommunika tionsstrategie entwickelt. Die Artery-Website gibt Informationen zu den individuellen Partnern und ihren Vorhaben, die Bedeutung der Common Themes wird hier noch einmal ausdrücklich gewürdigt. In einem regelmäßigen Newsletter wurden die einzelnen Projekte im Detail vorgestellt, im Folgenden wurde über ihren Fortschritt berichtet. Die europäische Dimen sion des Artery-Programmes wurde auch in den nationalen Publikationen thematisiert, wie in Het Peil an der Hollandsche IJssel oder in The Source am Mersey. Pressemitteilungen benannten immer auch den transnationalen Aspekt, um die lokalen Medien dafür zu interessieren. Zeitungen brachten regelmäßig Artikel über das europäische Projekt und stärkten so dessen Ansehen in der Region. Grundlagen der Zusammenarbeit ~ Gemeinsame Kernthemen und ein festge le g- tes Glossar vereinfachen die Kommunikation. ~ Kompetenznetzwerke sind abhängig vom zeitlichen und finanziellen Engagement der Partner. ~ Offenheit ist eine Grundvoraussetzung, um voneinander lernen zu können. ~ Ziel ist eine lernende Partnerschaft mit situativem Wissenstransfer. Eine gedankenlose Umsetzung generalisierter Methoden ist kontraproduktiv. Vorteile transnationaler Zusammenarbeit Eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit ist größer als die Summe ihrer Teile. Im Rahmen des Artery-Programms hat der gezielte Blick auf Gemeinsamkeiten die Ergebnisse der einzelnen Projekte nach haltig verändern können. Obwohl der transnationale Austausch zu Beginn auf Projektebene nur eine untergeordnete Rolle spielte, setzte er doch wichtige Impulse. Netzwerke wuchsen mit dem zunehmenden Vertrauen der Partner untereinander; sie werden auch in Zukunft transnationale Projekte stimulieren. Der Artery-Effekt war über die Projekte hinaus spürbar und regte weitere Programme und Initiativen an. Gleichzeitig fördert der interregionale Transfer auch die bestehenden Kompetenznetzwerke und Partnerschaften vor Ort. Als direkte Folge davon konnten insgesamt 13 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln für die Projekte eingefahren werden. Der intensive Austausch und die neuen Kontakte haben sich da durch bezahlt gemacht. Die Zusammenarbeit im Artery-Programm als stra - te gischem Netzwerk war die grundlegende Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der zehn Pilotprojekte und bewährte sich in der nachhaltigen Regenerierung von Flusslandschaften. Bei der Auftaktveranstaltung von Artery in 2004 trafen sich die Artery- Partner in Hattingen Flusslandschaften der Zukunft 61

64 Public Participation Text: Albert Koffeman Public Participation 62 Handbuch

65 Die Eröffnung des Vuykparks: Höhepunkt der Bürgerbeteiligung in Capelle // Frühe Planungsphase in Stockport Einleitung Flüsse und Flusslandschaften werden heute als integrale Bestandteile einer Region und ihrer Landschaft angesehen. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung stehen sie heute im Fokus der Öffentlichkeit, nicht zuletzt deshalb, weil man ihren sozialen wie ökonomischen Wert erkannt hat. Sie gelten verstärkt als Kapital einer Region, und ihre Regenerierung wird zunehmend ein zentraler Bestandteil regionaler Entwick lungsprogramme. Um die Bevölkerung je doch wieder mit ihren wertvollen, aber lange vernachläs sig - ten Flüssen vertraut zu machen, müssen die ver ant - wortlichen Projektentwickler auf die Bedürf nisse und Erwartungen der Öffentlichkeit eingehen. So manch ehrgeiziges Projekt ist daran gescheitert, dass die lokale Bevölkerung es vehement abgelehnt oder ignoriert hat. Ein mangelndes Verständnis für die Identität einer Region führt immer wieder zur Vernach lässigung lokalspezifischer Erfordernisse. Setzt man bei der Entwicklung von öffentlichem Raum nur auf ein hierarchisches Top-down-Entscheidungsver fahren, führt dies zu unhaltbaren Ergebnissen. Öffent licher Raum ist ein lebenswichtiger Bestandteil des menschlichen Alltags, dessen Gestaltung oft Kritik hervorruft und daher unbedingt der öffentlichen Überprüfung bedarf. Wenn die Öffentlichkeit befragt wird und ihre Be dürfnisse berücksichtigt werden, entwickelt sich bei den Bür gern ein deutlich höheres Maß an Interesse und Ak zep tanz. Wird die Meinung der Bürger hingegen vernachlässigt, kann es zu einem Verfall des öffentlichen Raumes oder gar zu seiner Vandalisierung führen. Die beim Artery-Projekt gewonnenen Einblicke be - legen die Vorteile einer Bürgerbeteiligung, so genannter Public Participation. Im Folgenden sollen die Vorteile erläutert und die Instrumente vorgestellt werden, mit denen nachhaltigere Ergebnisse erzielt werden können. Was ist Public Participation? Die Öffentlichkeit muss aktiv an politischen Entschei dungen und Projektplanungen teilhaben. Im Rahmen dieses Prozesses soll die Bevölkerung informiert werden und ihre Interessen äußern können. Dies versetzt Projektmanager und Raumplaner in die Lage, verstärkt auf die Interessen Betroffener eingehen und gegebenenfalls Alternativen entwickeln zu können, die die Nachhaltigkeit des jeweiligen Projektes sichern. Public Participation, oder Bürgerbeteiligung, beschreibt einen Lernprozess, der die Bereitschaft voraussetzt, Steuerung und Verantwortung mit anderen zu teilen. Er erlaubt der breiten Öffentlichkeit, sich auf verschiedenen Ebenen eines Planungs pro zes ses einzubringen von der grundsätzlichen Infor ma tionswahrnehmung bis zu einer mitbestim menden, aktiven Rolle. Dieses wertvolle Planungs instrument hilft, mögliche Bedenken Betroffener rechtzeitig zu erkennen. Gleichzeitig erreicht man mit seiner Hilfe, dass Menschen sich für ein Projekt verantwortlich fühlen, es als das ihre wahrnehmen und wert schätzen. Flusslandschaften der Zukunft 63

66 Public Participation Die Rolle der Public Participation bei den Artery-Projekten Im Rahmen einer Projektentwicklung stellt Public Participation also eine sinnvolle Methode dar. Daher ist es auch einer der vier gemeinsamen strategischen Ansätze innerhalb des Artery-Programms. Diese Form der Bürgerbeteiligung soll zu einer breiten Unterstüt zung der Projekte führen und das Verant wort ungsge fühl der Bevölkerung für den zu entwickelnden öffentlichen Raum stärken. Die unterschiedlichen Erfahrungswerte der Artery-Partner legten den Austausch nahe und machten einen Wissenstransfer wünschenswert. Aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen beim Sanierungsplan der Hollandsche IJssel wurde das Projekt team Hollandsche IJssel zum Public Par ti cipation Leadpartner ernannt. Mit Hilfe von Erfah rungsberichten und Workshops vermittelte das Projektteam seinen britischen und deutschen Learning Partners das Wis sen und die Techniken zur Durchführung von Public Participation-Maßnahmen. Das Projekt mit dem Motto schoner, mooier, holland scher ( sauberer, schöner, holländischer ) ver folgt das Ziel, die Hollandsche IJssel auf einer Länge von mehr als 20 Kilometern zwischen Gouda und Rot terdam sowohl ökologisch als auch ästhetisch und kultu- Public Participation aus europäischer Perspektive In den letzten Jahrzehnten hat die Öffentlichkeitsbeteiligung enorm an Einfluss auf die internationale Gesetzgebung gewonnen. ~ Rio 1992: Die Deklaration von Rio und die Agen da 21 der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) befürworten eine gemeinsame Strategie zur nachhaltigen Entwicklung, mit Blick auf die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren eines Entwicklungsprozesses. Grundsatz 10 der Deklaration von Rio betont die Not wendigkeit, Anwohnern bei Umweltaspekten ein Mitspracherecht einzuräumen. ~ Aalborg 1994 und Lissabon 1996: Die Charta der Europäischen Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Zukunftsbeständigkeit wurde 1994 in Aalborg von 80 Gemeinden unterzeichnet, die im Zuge der Herausforderungen der Agenda 21 miteinander kooperieren wollen. Mit der Unterzeichnung der Lissabon-Strategie zwei Jahre später legte sich diese Gruppe auf die Lokale Agenda 21 fest. ~ Aarhus-Konvention 1998: Dieses Abkom -men zwischen der UN-Wirtschaftskommission für Europa und der Europäischen Union ist eine Umsetzungsmaßnahme im Rahmen der Deklaration von Rio. Es stellt sicher, dass Anwohner beim Entscheidungsprozess in Umweltfragen das Recht auf Information und Mitbestimmung haben. Es gilt als entscheidender Schritt zu einer umweltorientierten Demokratie. ~ EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) 2000: Die Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 legt klare Bestimmungen fest, um die Qualität sämtlicher Wasservorkommen zu sichern. Die Mitglieder der Europäischen Union müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes strenge Standards erfüllen. Dabei wurde besonders viel Wert darauf gelegt, die Bevölkerung bei diesen Zielvorgaben mit einzubinden und dies rechtsverbindlich festzulegen. 64 Handbuch

67 The Idea rell zu erneuern. 13 lokale Behörden, unter anderem ver schie dene Gemeinden, das niederländische Mini - ste rium für Transport, staatliche Bauvorhaben und Was - sermanagement sowie die Provinz Süd-Holland sind an seiner Umsetzung beteiligt. Der Start schuss fiel 1996; seither konnte das Projektteam bei vielen Mit bestim mungsprozessen Erfahrungen sammeln. Es ermutig te die Anwohner, sich an den Verbesserungs maßnah men für die Hollandsche IJssel zu beteiligen. So genannte Bürger-Referenzgruppen konnten ihre Sor gen und Wünsche äußern, Tipps und Anregungen geben. Die Artery-Partner konnten dank des niederländischen Projektteams von den Langzeiterfahrungen mit Public Participation profitieren. In den Nieder landen hatte 1980 alles mit einem Gesetz zur Veröffent lich - ungs pflicht von Regierungsdokumenten begonnen. Regie rungsstellen waren aufgefordert, der Bevöl kerung die Mehrzahl ihrer Dokumente offen zu legen. Dies ermöglichte interessierten Bürgern, administrative Vorgänge einzusehen. Mit dem Gesetz zur Bewertung von Umwelteinflüssen (Milieu Effectrapportage M.E.R.) wurde 1987 die Basis für eine aktive Teilnahme an politischen und administrativen Prozessen gelegt. Mögliche Umwelteinflüsse von Projekten müssen seither im Vor feld erfasst werden, was den Anwohnern ermöglicht, ihre Sorgen bezüglich eines geplanten Pro jektes zu äußern. Jeder Bürger muss angehört, seine Vorbehalte müssen in einem Abschlussbericht zur weiteren Beurteilung durch die jeweilige Behörde erfasst werden. Dabei handelt es sich um ein zwingend vorgeschriebenes Verfahren, an das sich sowohl der öffent liche als auch der private Sektor halten muss. Die niederländische Regierung förderte den öffentlichen Mitbestimmungsprozess auch außerhalb der Gesetzgebung. So veröffentlichte sie 1998 eine Erklärung, in der sie die Notwendigkeit einer größeren Betei ligung der Anwohner an politischen Entscheidungen betonte. Diese Deklaration erreichte mehr als jeder rechtliche Rahmen. So beauftragte das Innen ministerium beispielsweise das Niederländische Institut für Politische Partizipation (IPP), alle vorhan- Jugendforum berät vor Ort über die Zukunft des Speke and Garston Coastal Reserve Flusslandschaften der Zukunft 65

68 Public Participation denen Partizipationsprozesse im Land zu untersuchen. Die Ergebnisse der 2002 veröffentlichten Studie setzten Maßstäbe für zukünftige Entwicklungen. Und der Mitbestimmungsprozess wurde mittlerweile nicht mehr nur als rechtlich notwendiges Verfahren, sondern als sinnvolles Planungsinstrument erachtet. Bei den Artery-Projekten machten die unterschiedlichen Ansätze eine Vielzahl an Public Participation- Methoden notwendig sei es die Mitbestimmung von Jugendlichen in Speke and Garston, der öffentliche Designwettbewerb rund um den Neckar in Stuttgart oder die Brainstorming-Sitzung der örtlichen Gemeinde für das Baai van Krimpen- und das Loswal III Projekt. Grundsätzliche Elemente von Public Participation Public Participation unterscheidet sich im Bereich der Raumplanung deutlich von früheren sehr formellen Verfahren der Mitbestimmung. Es handelt sich vielmehr um einen informellen und offenen Prozess, der über das standardisierte rechtliche Verfahren hinaus ein effektives Planungsinstrument darstellt. Die allgemein gehaltene Definition von Public Participation hat zu einer ganzen Reihe an Mitbestimmungsprozessen geführt. Nichtsdestotrotz lassen sich grundsätzliche Elemente für einen Leitfaden festlegen. Abhängig vom Grad der öffentlichen Beteiligung kann die Beziehung zwischen Bevölkerung und Projektverantwortlichen wie folgt charakterisiert und in Beziehung gesetzt werden: Information Konsultation Partizipation Es ist von grundlegender Bedeutung, die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen Begriffen zu benennen. 66 Handbuch

69 Information Information ist die Grundlage jeglicher Parti zi pation der Öffentlichkeit. Projektplaner nut zen diese Art der Einbahnstraßen- Kommunikation, um Informationen an betrof fene Bürger weiterzugeben. Sorgfältig ausgewählte Informationen wecken in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit, sind bewusstseinsbildend und somit der erste Schritt in Richtung Bürgerbeteiligung. Dieser Aspekt ist gekennzeichnet durch > Mit-Wissen. Konsultation In der Phase der Konsultation befragen Projektplaner betroffene Bürger. Sie tragen Informationen und spezifisches Wissen zusammen, um Bedenken und Vorschläge der örtlichen Bevölkerung berücksichtigen zu können. Hieraus kann sich eine fruchtbare Arbeitsbeziehung zwischen Projektplanern und Nachbarschaft entwickeln, die in der Umsetzungsphase durch den Aspekt > Mit-Denken gekennzeichnet ist. Information ist der Grundstein für jegliche Bür ger - be teiligung. Die Aufgabe bei allen Artery-Projekten ist die Erneuerung der Flusslandschaften. Infor ma tions - defizite, kombiniert mit eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten zu diesen Landschaften, haben in vielen Regionen zu Vernachlässigung und Verwüstung geführt. Alle Projekte brauchen die breite Unterstützung der Öffentlichkeit, die jedoch zwingend auf der Vermittlung von Wissen basiert. Wissenstransfer ist also das A und O, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf eine bestimmte Landschaft, Region etc. zu lenken. Allen Artery-Projekten gemein ist daher die kontinuierliche Weitergabe von Wissen an die Öffentlichkeit. So berichteten die britischen Partner regelmäßig von den Treffen der Referenzgruppe und informierten auf die sem Wege sowohl Teilnehmer als auch die Öffentlichkeit vom Fortschritt der Projekte. Der umfassende Inter netauftritt der Mersey Basin Campaign erlaubte zu - dem die Einordnung des Projektes in einen regionalen Kontext. Die niederländischen Partner gaben einen monat lichen Newsletter heraus, der als Beilage in der örtli chen Presse erschien. Interessierte Bürger konnten so die aktuellen Entwicklungen an der Hollandsche IJssel verfolgen und waren gleichzeitig über die Projekte der europäischen Artery-Partner informiert. Information ist auch ein wesentliches Element bei der Schaffung öffentlichen Bewusstseins. Information ermög licht schlussendlich Partizipation sie verhilft zu größerer Akzeptanz in der Bevölkerung und trägt zur nachhaltigen Umgestaltung des öffentlichen Raumes bei. Der nächste Schritt in einem Beteiligungsprozess ist die Konsultation der Öffentlichkeit einer bestimmten Region. Planer können im Austausch mit den Bürgern deren Wünsche und Bedürfnisse erfassen und vom orts spezifischen Wissen der Anwohner profitieren. Und die Anwohner nehmen einen umgestalteten Ort viel eher als ihren eigenen Raum an, wenn sie ihre Erwar tungen aufgegriffen und umgesetzt sehen. Die Nachhaltigkeit eines Projektes steigt mit der Breite der Beteiligung der Öffentlichkeit und dem daraus erwachsenden Verständnis von Eigen tü merschaft. Dieser Aspekt der Konsultation ist bei Projekten ausgesprochen wichtig, bei deren Planung die Bedürfnisse zukünftiger Nutzer in besonderem Maße berücksichtigt werden müssen. So sollten mit dem Ruhrtal-Projekt neue touristische Besucher ange sprochen werden. Die Wittener Gesellschaft für Arbeitsund Beschäftigungsförderung (WABE) reagierte auf diese Anforderung, indem sie barrierefreie Tourismus angebote für Familien mit Kleinkindern, körperbehinderte Menschen und Senioren entwickelte. Die besonderen Bedürfnisse der Zielgruppen machten die Befragung der Öffentlichkeit zum unabdingbaren Planungsinstrument. Gleichzeitig trug das Wissen örtlicher Initiativen und Interessensverbände wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung der Projekte bei. Im Rahmen einer öffentliche Anhörung im Rathaus von Capelle wurden die Bürger über die Grundzüge der neuen Pläne informiert Flusslandschaften der Zukunft 67

70 Public Participation Partizipation Partizipation meint die aktive Beteiligung der Be völkerung bei der Projektplanung. Die Kooperation mit den Bürgern beeinflusst das Projekt nachhaltig. Potenzielle Konflikte zwischen Projektumsetzung und Umfeld können frühzeitig erkannt, langfristige Unterhaltungskosten mini - miert werden. Partizipation beschreibt einen dynamischen, dialogischen Prozess, der zu gemeins amer Entscheidungsfindung und geteilter Verantwortung führen kann. Er beruht auf Selbstbestimmung und Miteigentümerschaft. In dieser Phase der Public Participation wird aus einem Plan ein gemeinsames Unter nehmen durch > Mit-Arbeit. Die aktive Partizipation der Menschen vor Ort ist ein wesentlicher Bestandteil der Bürgerbeteiligung. In der Umsetzungsphase des Projektes ist das Zusammenarbeiten zwischen Regionalentwicklern oder Projektplanern und der Bevölkerung von essentieller Bedeutung. Das Engagement der Wetteraner Bürger im Verein Unser Freibad am See e.v. beispielsweise trug maßgeblich zum Erhalt des Schwimmbades am Ufer der Ruhr bei. Der Unterhalt von öffentlichem Raum oder von Einrichtungen wie Schwimmbädern ist aufwendig daher sind viele Projekte nur schwer finanzierbar. Die finanzielle Belastung kann jedoch merklich verringert werden, sobald die Bürger verstärkt Verantwortung für ihr direktes Lebensumfeld übernehmen. Eine solche Kooperation setzt aber Kleinere Gruppen ermöglichten während der Partizipation in Capelle einen intensiven Austausch The pilot partners of the Vuykyard meet to discuss the outcome of public consultation // In small groups citizens participate actively in the decision making process in Capelle aan den Ijssel 68 Handbuch

71 einen ergebnisoffenen Planungsprozess voraus. Als in Wetter die Schließung des Freibades öffentlich diskutiert wurde, sammelten engagierte Bürger Unterschriften. Dieser Ausdruck der Unterstützung legte den Grundstein für den Trägerverein. Das Projekt nahm eine gänzlich andere Form an, als es mit Hilfe des Regionalverbands Ruhr (RVR) mit den bereits bestehenden Plänen für ein Naturbad zusammengelegt wurde. Heute betreibt der Trägerverein in Kooperation mit der Stadt Wetter das neue Naturbad an der Ruhr. Art der Beteiligung Für jedes einzelne Projekt muss die richtige Form der Public Participation gefunden werden die Erfahrungen aus den Artery-Pilotprojekten sind sehr ermutigend. Eine Annäherung an die Bürgerbeteiligung Damit Public Participation erfolgreich sein kann, bedarf es einer sorgfältigen Vorbereitung und eines flexiblen und offenen Planungsprozesses. Voraussetzung ist eine genaue Projektanalyse. Nutzen und Umfang der Bürgerbeteiligung müssen abgewogen, der Zeitaufwand, benötigte Gelder und der Personalbedarf von Anfang an berücksichtigt werden. Möglichkeiten, aber auch Verantwortlichkeiten innerhalb einer solchen Zusammenarbeit müssen von vornherein klar kommuniziert werden, nicht zuletzt, um Enttäuschungen zu vermeiden. Die Artery-Projekte zeigen unterschiedlichste Methoden auf, wie erfolgreich Öffentlichkeitsbeteiligung sein kann. Flusslandschaften der Zukunft 69

72 The Idea Partner im Rahmen von Public Participation Bürgerbeteiligung wird meist als Versuch einer öffentlichen Verwaltung gesehen, Bürger in Entscheidungsprozesse einzubinden. Dieses verkürzte Verständ nis schränkt die Möglichkeiten von Pubic Parti cipation jedoch massiv ein. Denn auch andere öffent liche Körperschaften, Organisationen, Unter neh - men, Gesellschaften, Plattformen oder Vereine, die sich ganz unterschiedlich in der so genannten Bürger- Projekt-Beziehung positionieren, können selbst verständ lich eine Bürgerbeteiligung initiieren. Planer suchen Unterstützung Da öffentliche Verwaltungen in der Regel die Projekte von großem öffentlichen Interesse anstoßen, sind die meisten Initiativen zur Partizipation ebenfalls hier zu finden. Die Bürgerbeteiligung ist zunehmend Bestandteil lokaler Politik. Im Projekt Baai van Krim pen und Loswal III ermutigte das Projektteam Hollandsche IJssel die Stadtverwaltungen von Krimpen und Capelle aan den IJssel dazu, die Bürger an der Planung zu beteiligen, obwohl sie dazu nicht ver- pflichtet waren. Anwohner konnten in öffentlichen Sitzungen Ideen einbringen und trugen maßgeblich zur Gestaltung der Flussufer bei, noch bevor ein Landschaftsarchitekt auch nur die ersten Pläne gezeichnet hatte. Das Ergebnis dieser aktiven Bürgerbeteiligung waren niedrigere Kosten durch eine einfache und angemessene Aufwertung des Ufers. Zudem entwic kelten die Bürger ein besseres Verständnis von Eigentümerschaft an öffentlichem Raum. Die Bürgerbeteiligung ist oft auch ein wichtiges Element bei Joint Ventures von Verwaltungen und privaten Unternehmen. Letztere handeln nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten und sind daher dem effizienten Einsatz der verfügbaren Mittel verpflichtet. Die Mersey Basin Campaign, öffentlich unterstützt und in Teilen privat finanziert, setzt auf eine Beteiligung der Bürger, um Projekte zur Regeneration des Mersey Beckens auf ihre lokale Bedeutung zu prüfen. In Stockport waren die dringend sanierungsbedürftigen Ufer In Stockport unterstützen detaillierte Pläne und Modelle die Diskussion zwischen Bürgern und Experten 70 Handbuch

73 Public Participation Capelle Versetzung Denkmal Anlage neuer Fußweg Deich Anlage neuer Fußweg Park Anlage neue Aufenthaltsfläche Krimpen Ersetzen Leitplanke durch Mauer Ausgleich Höhenunterschied Picknickplatz durch Mauer des Mersey anhaltendem Vandalismus ausgesetzt, der besondere Berücksichtigung in der Planung erforderte. Dank der Beteiligung der Bürger konnte das Projekt im Detail auf die spezifischen Bedürfnisse vor Ort abgestimmt und daher kostengünstiger realisiert werden. Mit Hilfe eines Verfahrens der öffentlichen Evaluation (Participatory Appraisal) konnte die soziale Komponente des Mersey Vale Nature Parks schon vor Beginn der Arbeiten einge schätzt und seine Akzeptanz in der Bevölkerung gesichert werden eine gute Voraussetzung um Van dalismus den Garaus zu machen. Anwohner wollen Mitspracherecht Eine private Bürgerinitiative wie bei den Projekten Vuykyard und Ruhrbad kann ebenfalls Grund für eine umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung sein. Während der Sanierung der ehemaligen Schiffswerft suchten Bürger aktiv nach Mitsprache bei der Entwicklung der Pläne, da sie um den Erhalt der Grünfläche direkt an der IJssel fürchteten. Aus dem Ortsbeirat entstand das Petit Comité Vuyk, das den Fortgang der Planungen beobachtete. Obwohl kein Entscheidungsträger im formalen Verfahren, wurde das Bürgerkomitee eine feste Referenzgruppe der Stadtverwaltung. Die regelmäßigen Treffen des Petit Comité wurden öffentlich bekannt gegeben und ermöglichten die Teilnahme weiterer interessierter Bürger am Planungsprozess. Die aktive Mitarbeit der Anwohner nahm grundlegenden Einfluss auf die Pläne zur Neugestaltung des Werftgeländes, der geplante Wohnungsbau wurde zugunsten eines attraktiven Parks aufgegeben. Selten kommt es zu einer Bürgerbeteiligung bei Planungen privater Unternehmen wenn doch, dann nur bei Fir men, die ohnehin ein starkes soziales Engagement zeigen. Bei großen Projekten lässt sich mit Hilfe der Bürger ein positives Bild in der Öffentlichkeit zeichnen und der nötige Rückhalt in der Politik erlangen. Die bereits genannte Wittener Gesellschaft für Arbeits- und Beschäftigungsförderung (WABE) ist zwar Im Rahmen der Bürgerbeteiligung verbesserten sich die Pläne für die Baai van Krimpen stetig, bis es einen passenden Entwurf gab Flusslandschaften der Zukunft 71

74 72 Handbuch

75 Public Participation keine privat geführte Firma, dennoch soll sie als Beispiel dafür dienen, wie Public Participation im priva ten Sektor genutzt werden kann. Teilhaber des gemeinnützigen Unternehmens sind neben der Stadt Witten und dem Ennepe-Ruhr-Kreis auch diverse andere gesellschaftliche Institutionen. Die Gesellschaft wurde gegründet, um Langzeitarbeitslosen den Wieder einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Da WABE finanziell selbsttragend ist, hat sie großes Interesse daran, die Bevölkerung aktiv in die Projektplanung einzubeziehen, um so ihre Palette barrierefreier Touris musangebote genau an die Zielgruppe anpassen zu können. Denn ein zweckorientiertes, hochwertiges Angebot spricht mehr Besucher an und verbessert damit die ökonomische Basis der Initiative. Potenzielle Partner Verschiedenste Interessen müssen im Verlauf eines Projektes berücksichtigt werden. Schon ganz zu Beginn muss jedoch eine wichtige Entscheidung gefällt werden: Wer sind die dem Projekt jeweils angemessenen Partner? Eine Stakeholder-Analyse zeigt mögliche Partner auf und analysiert zugleich das soziale Umfeld, in dem ein Projekt realisiert werden soll. Die Untersuchung schlüsselt die Beteiligten entsprechend ihrer Funktion auf und trennt dabei Entscheidungsträger, Nut zer, Ausführende und Experten. Das Ergebnis einer sol chen Analyse setzt die angemessene Form einer Beteiligung fest, wobei sich die Rolle eines Stakeholders in den verschiedenen Phasen eines Projektes ändern kann. Die Stakeholder-Analyse ist durch folgende drei Schritte gekennzeichnet: Identifizieren Entscheiden Einbinden Um eine praktikable und effiziente Bürgerbeteiligung zu gewährleisten, ist es mitunter notwendig, eine Aus - wahl zu treffen. Nicht immer können alle am Ent scheidungsprozess teilnehmen. Allerdings verlangt die Glaub würdigkeit Transparenz bei den Auswahl kri terien. Der Neckar rückt wieder in den Blick seiner Anrainer Stakeholder Als Stakeholder (Interessenvertreter) werden all jene Personen, Gruppen oder Institutionen bezeichnet, die entweder durch ein Projekt beeinflusst werden oder es ihrerseits sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Häufig verfügen sie über Wissen, Ressourcen oder Informationen, die sinnvoll bei der Projektumsetzung genutzt werden können. Die Stakeholder müssen also vor Projektbeginn bereits feststehen, Informationen über ihre Motive und Hintergründe während des Prozesses aktualisiert werden. Das Projektteam muss abwägen, ob die ausgesuchten Stakeholder repräsentativ sind und wo die Gruppe der Befragten eventuell zu erweitern ist. Die Beteiligung der betroffenen Bevölkerung sollte etwa bei zehn Prozent liegen, um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten. Partner einladen Grundsätzlich gibt es nur zwei Möglichkeiten, mit Menschen Informationen auszutauschen: Entweder man lädt sie zu einem Gespräch ein oder geht aktiv mit Fragen auf sie zu. Da sich Stakeholder in ihrer Beziehung zu einem Projekt stark unterscheiden, empfiehlt sich eine systematische Kommunikationsstruktur. Die spezifischen Voraussetzungen der einzelnen Interessengruppen bestimmen letztlich die Kommunikation. So ist eine Interessenvertretung behinderter Menschen eine thematisch organisierte Zielgruppe, Kin der hingegen bilden eine spezifizierbare, nicht organisierte Gesellschaftsgruppe. Nachbarn und gelegentliche Nutzer sind aufgrund ihrer oft unterschiedlichen Interessen als nicht organisierte, individuelle Bürger zu betrachten. Persönliche Einladungen verstärken die Wirkung bei Vertretern organisierter Stakeholder, während Informationen in lokalen Medien auch nichtorganisierte Interessenten erreichen die unterschiedliche Reichweite der Kommunikationsmittel ist offensichtlich. Flusslandschaften der Zukunft 73

76 Public Participation Die Artery-Partner sind unterschiedliche Wege gegangen, um Stakeholder für ihre Projekte zu erreichen. Die Integration unterrepräsentierter Gruppen war dabei von besonderer Bedeutung und wurde in Kooperation mit lokalen Partnern erreicht. Sport vereine beispielsweise sind Orte, an denen sich junge Erwach sene treffen und so gewannen die Artery- Partner in Speke and Garston Mitglieder des örtlichen Segel clubs für das Stakeholder-Forum. Eine andere Gruppe konnte durch die Zu sammenarbeit mit Schulen erreicht werden. Hier ergaben sich neben den gewünschten Kontakten zur Zielgruppe auch neue Methoden für die Befragung der Kinder. Der Mersey Vale Nature Park in Stockport profitierte so von den Ideen 14- bis 17-jähriger Schüler, die als regelmäßige Nutzer sonst den Umfragen entgangen wären. Die Projektentwickler luden die Jugendlichen zu einer Erkundung des zu entwickelnden Geländes ein und fragten sie detailliert nach ihren Eindrücken. Die Schüler sollten sich in die Lage verschiedener möglicher Nutzer versetzen und diese unterschiedlichen Perspektiven anschließend bewerten und zusam menfassen. Einzelne, nicht organisierte Bürger erreichte man auf öffentlichen Veranstaltungen; die ausführliche Berichterstattung in den lokalen Medien verhalf ebenfalls zu Kontakten zu dieser Gruppe. Das öffentliche Grillfest in Capelle aan den IJssel zog neue Besucher auf das Gelände der Werft das Projekt erfuhr so erhöhte Aufmerksamkeit. Der Abstand zwischen Projekt pla nern und Bürgern schwand auf dem Fest, und es eröff nete den Partnern an der Hollandsche IJssel neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Die große Akzep tanz der Bevölkerung ist ein wesentlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit des neuen Bürgerparks am Fluss. 74 Handbuch

77 Erfolgsgeschichte: Freundliche Übernahme In Wetter drohte die Schließung des städtischen Freibades. Ein Verein zum Erhalt des Bades gründete sich und erreichte bei der Stadt die Übernahme als neue Betreibergesellschaft. Ein wachsendes Umwelt- und Sozialbewusstsein sowie die gesteigerte Verantwortung für eigene Bedürfnisse führten hier zu bürgerlicher Selbstbestimmung. Der Trägerverein Unser Freibad am See e.v. ist jetzt verantwortlich für den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit des Naturbades. Der Verein stimmt das Angebot des Naturbades auf die Bedürfnisse der Nutzer ab und kann so die von der Stadt vertraglich vereinbarte Einsparung der operativen Kosten erreichen. Stakeholder-Analyse Bei der gründlichen Analyse aller Interessen sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: ~ Das wesentliche Ziel eines Projektes und die Phasen, die einer Beteiligung offen stehen, sollten klar definiert werden. ~ Erste Stakeholder (wie das Projektteam oder die, die den Prozess der Beteiligung anregen) sollten nach möglichst unterschiedlichen Partnern suchen. ~ Von eher allgemein und vage definierten Interessengruppen entwickelt sich die Analyse in Richtung konkrete Personen, um Kontaktinformationen zu erhalten. ~ Die Stakeholder werden nach Funktion und Ausmaß der Beteiligung ausgewählt; bestehende Interessen, Konflikte und Beziehungen müssen verifiziert werden. Leitfragen in diesem Kontext sind: Wo liegen Erwartungshaltungen? Wie profitieren Stakeholder? Auf welche Ressourcen kann zurückgegriffen werden? Wo liegen eventuelle Konflikte? ~ Die Ergebnisse der Analyse ermöglichen eine gezielte Kontaktaufnahme und weisen den einzelnen Partnern ihre spezifische Rolle zu. Das alte Freibad in Wetter brauchte mehr als nur neue Farbe Flusslandschaften der Zukunft 75

78 Schwer erreichbare Stakeholder Folgende demografische Gruppen sind im Rahmen einer Public Participation nur schwer erreichbar: ~ Kinder (die Kommunikation ist oftmals nicht angemessen) ~ Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren (die Herangehensweisen sind für diese Altersgruppe nicht attraktiv) ~ Männer zwischen 25 und 50 Jahren (haben wenig Zeit und Interesse) ~ Senioren über 70 Jahre (ihre Mobilität ist eingeschränkt, sie haben kaum öffentliche Treffpunkte) ~ Migranten (Sprachbarrieren erschweren den Kontakt) ~ Nutzer aus der Region (sind nicht Teil der lokalen Gemeinschaft) Vorhandene Strukturen erschweren diesen Gruppen den Zugang zu vielen Projekten. Um diese dennoch erreichen zu können, wurden die Verfahren zur Bürgerbeteiligung in den Artery-Projekten angepasst. 76 Handbuch

79 Erwartungs management Public Participation lebt vom Engagement der Betei ligten. Großer Einsatz kann jedoch auch zu übersteigerten Erwartungen führen, die letztlich das Ergebnis der Bürgerbeteiligung beeinträchtigen. Eine realistische Perspektive kann gewahrt werden, wenn die Rolle, die Partizipation bei einem Projekt spielen soll, deutlich vermittelt wird. Ele mente der Planung, die bis ins Detail zur Dis kus sion stehen, müssen klar von den Rahmen be din gungen getrennt werden, die das Projekt technisch, finanziell oder gesetzlich beschränken. Eine gute Koordination der verschiedenen Erwar tungshaltungen minimiert Enttäuschungen und ist ein Grundstein für eine erfolgreiche Beteiligung der Öffentlichkeit. In Stockport fand Public Participation auf der Straße statt und motivierte die Bürger zur Beteiligung am Entscheidungsprozess // Das Projektteam der Mersey Basin Campaign plant die weiteren Schritte der Bürgerbeteiligung Flusslandschaften der Zukunft 77

80 Public Participation Partizipatorische Evaluation Diese Methode der Konsultation der Öffentlich keit ermöglicht es, detaillierte Meinungen größerer Gruppen in ein Projekt einzubringen. Die einfache und spielerische Handhabung richtet sich gänzlich auf den unkomplizierten Kontakt zum Bürger aus. In bunten Kreis- und Liniendiagrammen konnte ein breites Publikum seine Interessen gleich zeitig formulieren, bewerten und nach Prior itäten einordnen, womit den Projektentwicklern sowohl quantifizierbare als auch qualifizierte Daten zur Verfügung standen. Entscheidungsfindung unter Beteiligung der Öffentlichkeit Informationen sammeln Information ist, wie bereits erwähnt, einer von drei wichtigen Aspekten bei der Bürgerbeteiligung. Nach dem die Stakeholder-Analyse die potenziellen Partner für ein Projekt benannt hat, steht nun das Zusammentragen der richtigen Informationen im Vordergrund. Partizipatorische Evaluation Die Mersey Basin Campaign nutzte dieses Instrument der Evaluierung durch die Öffentlichkeit, um ein breites Publikum an der Planung des neuen Mersey Vale Nature Parks zu beteiligen. Besucher fühlten sich In Stockport konnten mit neuen Methoden auch Kinder erreicht werden 78 Handbuch

81 Die Eröffnungsfeier des Vuykparks in Capelle Erfolgsgeschichte: Wunschpark Vuykyard In Capelle aan den IJssel waren Bedenken über die Pläne zur Sanierung des Werftgeländes weit verbreitetet. Eine Gruppe betroffener Anwohner setzte daraufhin einen Prozess zur Beteiligung der Öffentlichkeit in Gang. In 300 Fragebögen trugen sie Bedenken und Ideen der Bürger zusammen, die ihre Äußerungen nach ihren persönlichen Prioritäten ordneten. Die Antworten erlaubten die Ausarbeitung einer ersten detaillierten Skizze des zu entwickelnden Geländes. Eine deutliche Mehrheit sprach sich für den ungehinderten Zugang zur Hollandsche IJssel und die Einrichtung von Spielgelegenheiten für Kinder und gegen eine Wohnbebauung aus. Die gesammelten Daten erleichterten die Diskussion mit örtlichen Politikern und waren die Basis für die Änderungen des Nutzungskonzeptes, da jedes neue Detail direkt mit den dokumentierten Wünschen der Bürger verglichen werden konnte. Zusätzlich konnte auf die Unterstützung des ehemaligen Eigentümers der Vuykwerft zurückgegriffen werden, dessen umfangreiches Wissen über das Gelände äußerst hilfreich war. auf dem alten Gelände nicht sicher und waren vom verwahrlosten Zustand des Flussufers abgeschreckt, wodurch das Potenzial als Erholungsgebiet in Stockport unterentwickelt blieb. Die Stadtplaner versuchten herauszufinden, welche Anforderungen die lokale Bevölkerung an die Gestaltung des Geländes als Naherholungs- und Naturschutzgebiet stellte. Wichtige Informationen sammelte das Projektteam bei Menschen, die in der Nähe des Parks wohnen und arbeiten. Die ausgewählten Interessengruppen wurden daraufhin in ihrer alltäglichen Umgebung auf das Pro jekt angesprochen. Die Erfahrungen in Stockport zeigen, dass sich Partizipatorische Evaluation an den unter schiedlichsten Orten einsetzen lässt. So wurde es unter anderem in Schulen, Sportvereinen, Ein- kaufs zentren, Bibliotheken und Bürokomplexen in der nähe ren Umgebung als auch auf dem Gelände selbst ange wen det insgesamt 23 mal. Seine einfache und unter halt same Anwendung ließ bestehende Hür den zwi schen Pro jekt und Bürger schwinden mit dem Resul tat, dass deutlich mehr Personen am Ent scheidungs fin dungs pro zess beteiligt waren als in übli chen Verfahren. Partizipatorische Evaluation beginnt mit generellen, nicht leitenden Fragen, um die grundlegende Situation zu erörtern. Die Beteiligten waren aufgefordert, ihre Antworten zu notieren und sie auf einem Liniendia gramm zwischen Ja und Nein anzuordnen oder in kon zentrischen Kreisen in zentrale und marginale The men zu gliedern. Flusslandschaften der Zukunft 79

82 Public Participation Was sind die drei größten Probleme am Flussufer in Heaton Mersey? Welche drei Verbesserungen würden Sie gerne am Flussufer in Heaton Mersey sehen? Stimmen Müll Hundekot keine Sitzgelegenheit Verkehrslärm unsicher keine Parkmöglichkeit Geruchsbelästigung Motorräder matschig verwahrlost unbekannt keine Essgelegenheiten abgelegen Stimmen Naturschutzgebiete Fahrradwege Spielplätze größere Sicherheit bessere Gehwege Picknickplätze Sitzgelegenheiten Anglerzone Frauen Männer (Befragte insgesamt=48) Frauen Männer (Befragte insgesamt=79) Die Konsultation in Heaton Mersey lieferte ausführliche Informationen über die gewünschten Veränderungen // Partizipatorische Evaluation in der Stadtbücherei von Stockport // Ein System bunter Farbkodes macht partizipatorische Evaluation zu einem einfachen, aber effektiven Mittel zur Datenerhebung 80 Handbuch

83 Die Teilnehmer hefteten zu jeder ihrer Äußerungen einen einfachen kodierten Aufkleber. Anhand eines leicht nachvollziehbaren Farben- und Symbolschlüssels konnten sie anonym Angaben über Geschlecht, Alter, Wohn- und Arbeitsort sowie Hundebesitz machen. Diese statistischen Angaben wurden anschließend mit den Ergebnissen der letzten Volkszählung verglichen, um festzustellen, wie repräsentativ sie waren. Das Ergebnis zeigte deutlich, mit welchen gegenläufigen Interessen man es zu tun hatte. Auf der einen Sei te standen die Aktivsportler, die Mountainbiking oder Motocross bevorzugen, auf der anderen Seite ruhigere Naherholungssuchende wie Ornithologen und Spaziergänger. Eine Referenzgruppe diskutierte die gesammelten Daten, was in der weiteren Planung zur Trennung der unterschiedlichen Aktivitäten führte. Das genaue Erfassen der unterschiedlichen Inter essen im Rahmen der öffentlichen Evaluierung Was Bürger wollen Picknickplätze Spielplätze Weniger Müll Bänke Fahrradwege Zugänglichkeit Sicherheit Keine Motorräder Hundeklos Keine Änderung Anderes Naturschutz Flusslandschaften der Zukunft 81

84 verbes serte das lokale Angebot diesbezüglich und stärkte zudem das Bewusstsein für den Nature Park in der ört lichen Gemeinschaft. Öffentlicher Wettbewerb Eine weitere effektive Maßnahme, Informationen und Ideen von Bürgern zu sammeln, ist ein öffentlicher Wettbewerb. So geschehen beim Pilotprojekt Stuttgart-Neckar. Die größte Schwierigkeit bei der Rege nerierung des Neckars zwischen Wernau und Alt bach bestand in dem engen Flusstal, denn hier teilt sich der Fluss den begrenzten Raum mit Bundesstraße und Eisen bahntrasse sowie ausgedehnten Indus trie ge bie ten. Die Neugestaltung erforderte daher eine sorgfältige Planung der kostbaren Flächen, um den diversen Ansprüchen gerecht zu werden und potenzielle Konflikte zu minimieren. Die Projektinitiatoren organisierten daher einen Fotowettbewerb, bei dem die Bürger aufgefordert waren, sowohl ihren Lieblingsort als auch den am we nigs ten beliebten Ort auf dem Gelände zu fotografieren. Die Ausschreibung ermöglichte dem Projektteam, das zu entwickelnde Gebiet aus der Perspektive der Nutzer zu betrachten und gab verlässlich Auskunft über die übliche Nutzung und bestehende Probleme. Die Bür ger diskutierten in einer Agendagruppe die Ergeb nisse und leisteten so einen direkten Beitrag zur Ent wick lung der Flussufer. Die Beteiligung der Bürger kann nur erfolgreich sein, wenn Maßnahmen ergriffen werden, Ideen und Anregungen der Bürger umzuset zen. Nur so kann nach haltige Unterstützung für ein Projekt gesichert und öffentlicher Raum dauerhaft aufgewertet werden. Ein internationaler Wettbewerb für Studenten der Raumplanung ergänzte den Fotowettbewerb. Die Studenten der Universitäten Stuttgart, Dortmund, Karlsruhe und Rotterdam erarbeiteten ein Raumkonzept für das pro ble ma tische Gelände. Während die zukünftigen Regio nal planer ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten, profitierte das Projekt von ihrem unverstell ten Blick. Der Studenten-Designwettbewerb Studenten nehmen an einem Designwettbewerb für den Wernau Landschaftspark teil 82 Handbuch

85 förderte neue Ideen und bot kreative Ansätze zur Gestal tung des Flusstales. Öffentliches Brainstorming Bei dem niederländischen Projekt Baai van Krimpen und Loswal III hatte ein breites Publikum die Möglichkeit, seine Ideen und Bedenken in einem öffentlichen Brainstorming-Prozess frei zu äußern. Die Sanierung des schwer kontaminierten Flussabschnittes bot die Gelegenheit, die Flussufer neu zu gestalten. Unterschiedlichste Ansprüche wurden an die Gestaltung der Ufer gestellt, da dieser Flussabschnitt beide Charak teristika der Hollandsche IJssel aufweist: die offene Polderlandschaft zur einen und die dicht besiedelten Ausläufer der Randstad zur anderen Seite. Die an der Gestaltung der Ufer beteiligten Bürger trugen sowohl dem Naherholungsanspruch als auch Plänen zum Erhalt der offenen Landschaft Rechnung. Dieser Entscheidungsfindungsprozess war bewusst offen gestaltet und nicht auf festgelegte Stakeholder beschränkt. Die Gemeindeverwaltung lud die Anwohner in persönlichen Anschreiben zu den Ver sammlungen ein, während durch Zeitungsartikel zusätzliche Interessenten erreicht wurden. Die Bürger betonten die Zu sam mengehörigkeit der beiden gegenüberliegenden Flussufer, die als gemeinsamer Lebensraum wahrgenommen werden. Der Charakter der Bürgerbeteiligung änderte sich im Verlauf der Entscheidungsfindung. Während die ersten Infor mationsabende stark von assoziativem Brain storming geprägt waren, entwickelten sie sich später zu Arbeitskonferenzen über Detailfragen. Die ersten Treffen folgten kurz hintereinander, und die dort angewandten Methoden der partizipatorischen Evaluation setzten die Ideen frei, die ein Land schaftsarchitekt in drei ersten Entwürfen umsetzte. In späteren Arbeitskonferenzen erörterten die Betei ligten anhand dieser Diskussionsgrundlagen die Details, die in Absprache mit einem beigeordneten Exper tengre mium geändert werden konnten. Das Ergebnis war überraschend einfach. Da der offene Charakter der Landschaft gewahrt bleiben sollte, lehnten die Bür ger eine aufwendige Bepflanzung ab. Auch wurden nur wenige Elemente zur Naherholung reali- Flusslandschaften der Zukunft 83

86 Public Participation Experten-Laien- Dilemma Ein Hindernis bei der Bürgerbeteiligung kann das Experten-Laien-Dilemma darstellen. Es bezeichnet die Missverständnisse zwischen Sachverständigen und beteiligten Bürgern. Das erste Treffen für das Baai van Krimpen und Loswal III Projekt war geprägt von ähnlichen Schwierigkeiten, da es sowohl zu Missverständnissen zwischen Experten und Laien als auch zwischen den Vertretern verschiedener Fachbereiche kam. Oft hängt dieses Problem mit dem Gebrauch von Fachbegriffen oder mit der Unvereinbarkeit systematischer und assoziativer Herangehensweisen zusammen. siert, denn die Anwohner fürchteten einen zu großen Andrang auf den kleinen Flussabschnitt. Im Rahmen von Public Participation-Maßnahmen wurden unnötige Maßnahmen als solche gekennzeichnet, zudem sensibilisierte man die Verwaltung für vorher in der Planung unberücksichtigte Schwierigkeiten. So werden in Krimpen jetzt neue Lösungen für die unzureichen de Ver kehrs sicherheit auf dem Deich bei Loswall III gesucht. Der Erfolg dieser Art von Public Participation hängt stark von der Glaubwürdigkeit der beteiligten Experten ab. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn Diskussionen im Expertengremium verhindert werden können, da diese den Prozess erheblich erschweren. Darüber hinaus erwies sich ein unabhängiger Moderator als hilfreich, wenn dieser bei der Diskussion zu sachlicher und verständlicher Argumentation zwischen Experten und Bürgern anhält. Die Zielgruppen-Methode Eine weitere Methode, um nützliche Informationen und Hinweise für ein Projekt zu sammeln, ist der direkte Kontakt zur möglichen Zielgruppe. Wenn die Stakeholder-Analyse besondere Gesell schafts gruppen mit spezifischem Bezug zu einem Projekt identifiziert hat, können diese von Projektplanern direkt in Interviews angesprochen oder in Bürgerforen integriert werden. Die Visualisierungen verschiedener Gestaltungsvarianten erleichtern die Diskussion 84 Handbuch

87 Jugendliche bei der Begehung des Coastal Reserve Erfolgsgeschichte: Mitverantwortung statt Vandalismus im Coastal Reserve In Speke and Garston reiften die Pläne für ein neues Küstenreservat im Mersey-Mündungsgebiet. Das Gebiet litt bisher sehr unter Vandalismus und entwickelte sich zusehends zu einem Raum, in dem sich niemand mehr sicher fühlte. Die Bedürfnisse und Ängste der zukünftigen Nutzer durch Verfahren der Bürgerbeteiligung kennen zu lernen, war daher von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des Geländes. Die Stakeholder-Analyse identifizierte Jungendliche als maßgebliche Zielgruppe der geplanten Maßnahmen. Ein größeres Verständnis für ihre Bedürfnisse könnte zu einer verbesserten Nachhaltigkeit führen und sogar den Vandalismus eindämmen, ein stärkeres Gefühl der Mitverantwortung war daher anzustreben. Ein Meinungsforschungsinstitut befragte die Schüler zu ihren Vorstellungen zur Erneuerung des Küstenstreifens und organisierte sie wie ein Bürgerforum, dem die Ergebnisse aus vorangegangenen Konsultationen zur Bewertung vorgelegt wurden. Dieses Verfahren vermittelte den Jugendlichen einen Einblick in die komplexen Anforderungen an das Gelände. Die neuen Pläne sehen nun auch eine Ecke vor, wo man ungestört lärmen kann ohne zu stören. Das WABE-Projekt für barrierefreie Touris mus an gebote beteiligt zwei Zielgruppen maßgeblich: Jugend - liche und körperbehinderte Menschen. Beide Gruppen erreichte das Projektteam über die entsprechenden Organisationen. Sowohl Jugend par la mente als auch Behin der ten ver bände besitzen umfangreiche Netzwerke im Ruhr gebiet, die lokale Ini tia tiven im regiona len Kon text verbinden. Vertreter dieser Orga ni satio nen nahmen am Entscheidungsverfahren teil und gaben wertvolle Hinweise für die Entwicklung und Umsetzung neuer Tourismusangebote. Sie orga ni - sierten besondere Veranstaltungen wie eine Fahr rad - rallye, um ein öffentliches Bewusstsein für die Notwen digkeit durchgehend zugänglicher Radwege zu schaf fen. Die Umsetzung der Anregungen, wie zum Bei spiel der öffent liche Zeltplatz für Jugendliche, steigern das Anse hen des Projektes in den Zielgruppen und schaffen so eine verstärkte Identifizierung und Miteigen tümer schaft. Dauerhafte Beteiligung Die oben genannten Verfahren der Bürgerbeteiligung haben unterschiedlichste Ideen und Anregungen hervorgebracht. Der nächste Schritt ist deren Umsetzung sowie die Kontrolle des weiteren Ablaufs. Die Betei ligung der Bürger verläuft in verschiedenen Phasen, um alle Daten verwerten zu können und die Integration Interessierter in der Rea li sie rung eines Projektes zu ermöglichen. Voraussetzung hierfür ist eine angemessene Kommunikationsstruktur. So ist in der Phase des Mit-Wissens ein breiter Kom mu ni ka tions - kanal, wie ihn Massenmedien bieten, vonnöten. Veröf fent lich ungen in örtlichen Zeitungen versorgen die Interessenten mit Informationen. Die Pha se des Mit- Flusslandschaften der Zukunft 85

88 Denkens baut auf einer interaktiven Kom mu ni ka tion wie der der partizipatorischen Evaluation, von Interviews oder Diskussionsrunden auf, um von den Ideen der Bürger profitieren zu können. Mit-Arbeit und aktive Kooperation in einem Projekt bedürfen wiederum einer anderen Form des Austausches. Hier bieten sich kleine, nicht hierarchisch strukturierte Gruppen an, deren Mitglieder über ein ähnliches Hintergrundwissen verfügen, so dass eine offene Arbeitsatmosphäre und direkte Kom munikation unterstützt werden. In Stockport bestand die größte Herausforderung darin, das Gelände wieder aufzuwerten und zugänglich zu machen. Die Stadtplaner setzten über 18 Monate ein umfassendes Programm der Bür ger beteiligung um, um das Projekt bei möglichst vielen Menschen bekannt zu machen. Ein kleiner Flyer mit einem kurzen Fragenkatalog machte den Anfang. Insgesamt wurden 103 Stakeholder identifiziert und nach ihrer Meinung gefragt. Die partizipatorische Evaluation in 23 Verfahren rund um und auf dem Gelände des Nature Parks diente der Komplettierung der gesam melten Daten. Das Projekt hat so nachhaltigen Anklang in der örtlichen Bevölkerung gewinnen können. Eine Bürgerbeteiligung ist sinnlos, wenn die gewonnenen Erkenntnisse nicht umgesetzt werden und zu angepassten Projekten führen. Für die Kontrolle der Umsetzung der Pläne mussten Bürger effektiver in das Verfahren eingebunden werden. Die britischen Partner integrierten 18 Stakeholder in eine weiterführende Referenzgruppe, die explizit Feedback gab und deren spezifisches Wissen bei verschiedensten Aspekten des Projektes hilfreich war. So wurde das volle Potenzial der Bürgerbeteiligung ausgeschöpft und die öffentliche Meinung über diesen Ort änderte sich bleibend. Die Beteiligung am Vuykyard-Projekt initiierte die Bürgerschaft selbst. Für den weiteren Prozess musste daher eine neue Form der Zusammenarbeit gefunden werden. Die interessierten Anwohner gründeten das Petit Comité Vuyk. Als Referenzgruppe organi siert, 86 Handbuch

89 konnten sie aktiv und bis ins Detail an der Entwicklung des Geländes teilhaben und erwiesen sich als zuverlässiges Element im Entscheidungsprozess. In enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren der Stadtverwaltung gestaltete das Komitee das Werft gelände und koordinierte die Abstimmung mit den Inter essen der übrigen Bürger. Organisierte Stakeholder verfügen oft über ein spezifisches, für ein Projekt relevantes Wissen. Die Partner der Region Stuttgart-Neckar griffen auf Arbeitsgruppen zurück, um den Beteiligungsprozess zu vertie fen und das vorhandene Wissen für das Projekt nutzen zu können. In dieser Form beteiligten sich sowohl die Umweltschutzorganisation NABU als auch der örtliche Anglerverein. Beide arbeiteten an der erfolgreichen Verwirklichung des Projektes mit. Vorteile und Herausforderungen Bürgerbeteiligung ist eine Herausforderung. Sie fordert allen Beteiligten Zeit und Geld ab. Bei einer sorgfältig geplanten öffentlichen Konsultation entstehen große Daten mengen. Obwohl es sich meistens um nütz liche Informationen handelt, können sie zur Last werden und führen manchmal auch nur zu geringfügigen Änderungen im Projekt. Die Artery-Projekte zeigen, dass vermeintliche Schwä chen partizipatorische Verfahren sich ins Positive verkehren können. Die bescheidenen, aber maßgeschneiderten Pläne für die Flussufer von Baai van Krimpen und Loswall III hielten die Gemeinden von unnötigen Investitionen ab. Jedes Projekt profi tiert von einer Bürgerbeteiligung, denn mit dem Ein be ziehen des vor Ort vorhandenen Wissens können dauerhaft passende Lösungen entwickelt werden, wie die Erfahrungen der Mersey Basin Campaign zeigen. Hindernisse waren schnell gefunden während der Fahrradrallye für barrierefreie Tourismusangebote an der Ruhr // In Stockport begleiten Referenzgruppen den partizipatorischen Prozess durch alle Phasen Flusslandschaften der Zukunft 87

90 Public Participation Erfolgsgeschichte: Bürgerbeteiligung macht Lust auf mehr Die rekonstruierte Windlust an der Hollandsche IJssel ist ein Beispiel dafür, wie die traditionelle Verteilung der Verantwortlichkeiten von oben nach unten verlagert werden kann. Engagierte Bürger, besorgt über den Zustand des kulturellen Erbes in der Region, handelten in einer gemeinsamen Aktion zum Erhalt der historischen Windmühle. Um dieses ambitionierte Projekt realisieren zu können, initiierten sie die Mitbestimmung der Bürger und verkehrten die übliche bürokratische Herangehensweise Entscheidungen in der Hierarchie von oben nach unten anzugehen ins Gegenteil. Quasi von unten suchte ihre Initiative Zugang zu öffentlichen Institutionen, um für ihr Projekt Unterstützung zu gewinnen. Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit einzelner Bürger werden im Rahmen einer Bürgerbeteiligung gestärkt. Und nicht zuletzt der große Erfolg der Windlust ermutigt zu eigenen Initiativen. Ein gutes Projektmanagement macht aus einem partizipatorischen Ansatz ein Zeit sparendes Verfahren, das im Verlauf eines Projektes die zusätzlichen Kos ten und Mühen der Anfangsphase ausgleicht. Men schen werden ein Projekt seltener verhindern wollen, wenn sie von Anfang an eine Möglichkeit zur Mit be stimmung haben. Obwohl die Bür ger be tei li gung die normalen Einspruchsmöglichkeiten der Plan fest stel lungsver fah ren nicht ersetzen kann, kann ausführ liches Informieren doch zu einem beschleunigten Geneh migungs ver fah ren führen und somit vor allem bei Großpro jekten Kosten senkend wirken. Ein unbezahlbarer Neben effekt ist jedoch der Image gewinn sowohl für das Pro jekt als auch für die Pro jekt ent wickler, die sich der öffent lichen Kri tik stellen und die Mit ar beit der Bürger suchen. Eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung hat auch über ein Projekt hinaus Auswirkungen auf eine Gesellschaft. Unternehmen, Behörden und die Politik können ihre Beziehungen zum Bürger ausbauen und aufwerten und eventuell bestehende Konflikte abbauen. Eine gleich berechtigte Kommunikation auf Augen höhe för dert das soziale Kapital einer Gesellschaft. Die Metho den der Bürgerbeteiligung lenken das öffentliche Inter esse auf Planungsverfahren und unterstützen die Ansät ze zu mehr Eigenverantwortung für eine bessere Umwelt. Diese positiven Erfahrungen sollen Anregung sein für zukünftige Projekte. 88 Handbuch

91 Folgende Punkte machen einen erfolgreichen partizipatorischen Prozess aus: ~ Öffentlich zugängliche Informationen über den aktuellen Planungsstand im Detail ~ Ein solides Verständnis der Ideen und Befürchtungen der betroffenen Bürger durch Bürgerbefragungen ~ Die Motivation der Bürger, sich an Planung und Umsetzung eines Projektes zu beteiligen ~ Die Identifizierung aller Interessenvertreter in einer Stakeholder-Analyse ~ Einigkeit über mögliche Partner und die Festlegung ihrer Rolle im Projekt ~ Vergrößern des Wissens der Stakeholder und damit der Ressourcen für das Projekt durch kontinuierliche Information ~ Eine klar definierte zeitliche, finanzielle und technische Begrenzung des Projektes ~ Management der Erwartungshaltungen beteiligter Bürger ~ Ein klarer und wo möglich flexibler Ablauf ~ Bürgerbeteiligung braucht Resultate! Eine Bürgerbeteiligung hilft soziale Belange zu wahren und stärkt ein ökologisches Engagement. Ihr sollte schon zu Beginn eines Projektes Priorität eingeräumt werden. Flusslandschaften der Zukunft 89

92 Public Awareness Text: Klaus Mandel // Ruben Scheller Public Awareness 90 Handbuch

93 Am Rand des neuen Stadteingangs in Ladenburg können Kinder nun am Neckar spielen und den Fluss erleben // Schüler in Stockport entwickeln Ideen für das geplante Kunstwerk im Eingangsbereich des Mersey Vale Nature Park Einleitung Ökonomische Sicherheit, soziale Gerechtigkeit und ökologisches Gleichgewicht sind Kernelemente einer nachhaltigen Entwicklung. Dass sie in wechselseitigem Zusammenhang stehen, bestätigen inzwischen sowohl die Vereinten Nationen als auch die Regierungen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahrzehnten in ganz Europa stark an Bedeutung gewonnen hat. Zu - gleich haben die Regierungen erkannt, wie wichtig die Beteiligung der Öffentlichkeit (Public Participation) an Entscheidungsfindungsprozessen und an der Projektumsetzung ist. Diese ist der Motor für eine nachhaltige regionale und globale Entwicklung. Um ein sinnvolles Engagement der Bevölkerung zu erzielen, ist eine Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit eine zwingende Voraussetzung. Denn Wissen und Erfahrungen sind die Basis für rationale und angemessene Entscheidungen. Um ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen, ist es notwendig, die Öffentlichkeit mit Informationen zu versorgen, die sie auf emotionaler Ebene berühren. So werden Wahrnehmung und Einstellungen beeinflusst, nachhaltige Verhaltensveränderungen sowie eine aktive öffentliche Beteiligung in Gang gesetzt. Hierbei handelt es sich um die eigentlichen Ziele öffentlicher Bewusstseinsbildung. Folgt man im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens der Devise,Think global; act local (global denken, lokal handeln), ist es wichtig, die Bewohner einer Region direkt anzusprechen. Bei regionaler Bewusstseinsbildung tragen sowohl faktische Informationen als auch die richtige Erziehung dazu bei, dass sich die Bürger zunehmend wieder mit ihrer Region identifizieren und sich ihrer Umwelt bewusst werden. Aus diesem regionalen Bewusstsein heraus entstehen schließlich Engagement und Verantwortungsgefühl. Für die Artery-Projekte war die Strategie der Public Awareness von grundlegender Bedeutung. Denn für die Planer war es wichtig, dass die örtliche Bevölkerung, die zu großen Teilen eine neutrale Beziehung zu ihrer Umwelt hatte, ihre Umgebung wieder zu schätzen lernen würde. Die Beziehung zwischen der Öffentlichkeit, ihrem kulturellen Erbe und den regionalen Flusslandschaften sollte wiederhergestellt werden. Mit der Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung wurden zwei Ziele verfolgt. Durch eine Kampagne zur Förderung des öffentlichen Bewusstseins hofften die Artery-Partner, die indifferente Einstellung in eine Wertschätzung zu verwandeln und so aktive Beteiligung zu initiieren. In der Regel gibt es allerdings eine Minderheit, die sich eher destruktiv verhält. Vandalismus ist ein Ausdruck dieser Gefühle. Daher war es Arterys zweites Ziel, diese negative Haltung in Respekt zu verwandeln und so auch die Nachhaltigkeit der Projekte zu gewährleisten. Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf generelle Fragestellungen oder bestimmte regionale Aktivitäten zu lenken, können verschiedene Mittel angewandt werden. Beispiele aus den Artery-Projekten zeigen, welche Methoden nützlich sind, um öffentliches Bewusstsein zu fördern. Flusslandschaften der Zukunft 91

94 Awareness Was ist öffentliches Bewusstsein? Sich über etwas bewusst zu sein heißt, über einen bestimmten Sachverhalt Bescheid zu wissen und sich damit auseinander zu setzen. Es impliziert Wissen, das durch die eigene Perspektive, durch formelles und nicht-formelles Lernen sowie eigene Erfahrungen geformt ist. Das Bewusstsein kann aber auch durch die Handlungen und Überzeugungen anderer von außen beeinflusst werden. Es ermöglicht dem Menschen, Entscheidungen zu treffen und ist so Handlungsgrundlage. Öffentliche Bewusstseinsbildung ist der Prozess, in dem die Bevölkerung informiert und über bestimmte Sachverhalte aufgeklärt wird. Meistens beinhaltet dies Ratschläge und Anleitungen, wie man sich in speziellen Situationen verhalten soll. Es ist sinnvoll, diese Informationen auf spannende und unterhaltsame Art zu präsentieren. Öffentliche Veranstaltungen und Ausstellungen sind oft genutzte Methoden. Die Programme zur Regionalentwicklung nutzen häufig auch pädagogische Ansätze. Der nächste Schritt, und integraler Bestandteil des Bewusstseinsbildungsprozesses, besteht darin, die Verantwortung für eine Sache mehr und mehr auf die Bevölkerung zu übertragen. Durch einzelne Projekte werden Interesse, Akzeptanz und die Wertschätzung für die Region spürbar gestärkt. Die Projekte machen die Region für ihre Bewohner attraktiver, was wiederum für größere regionale Verbundenheit und stärkere öffentliche Beteiligung sorgt. Regionales Bewusstsein und Umweltbewusstsein gehen oft miteinander einher. Umweltbewusstsein ist die Anerkennung ökologischer Probleme und Werte. Ökonomische, soziale, berufliche, kulturelle und schulische Hintergründe spielen hier eine große Rolle und müssen berücksichtigt werden, wenn Umweltbewusstsein gestärkt werden soll. Spielendes Kind am Neckar. Der Nachbarschaftsverband Heidelberg- Mannheim legt Wert auf solche Erfahrungen, um das regionale und ökologische Bewusstsein der Kinder zu stärken // Kanufahrten auf dem Neckar boten Kindern und Erwachsenen wertvolle neue Erkenntnisse über den Fluss und seine Ufer 92 Handbuch

95 Public Awareness Warum die Bildung von öffentlichem Bewusstsein wichtig ist Regionales Bewusstsein Der Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft in den letzten 40 Jahren hatte große Auswirkungen auf viele europäische Regionen. Die Regenerierung industrieller Brachflächen wird diese Regionen bis weit ins 21. Jahrhundert begleiten. Um für eine nachhaltige Zukunft dieser postindustriellen Regionen zu sorgen, müssen Regionalplaner der Bevölkerung auch diese Orte näher bringen. Um eine regenerierte Flusslandschaft schätzen zu lernen, müssen die Menschen zunächst ihren Wert erkennen. Das heißt, man muss die Bevölkerung zurück zu ihrem Fluss bringen, damit sie verstehen kann, wie eine gesunde Flusslandschaft ihre Lebensqualität erhöht. Außerdem: Nur wer seine kulturellen Wurzeln kennt, kann deren Bedeutung begreifen. Bewusstsein für die regionale Identität lässt die Menschen aktiv werden. Durch Wissen und Erfahrungen, die sie durch bewusstseinsbildende Maßnahmen erwerben können, entwickeln sie eigene Meinungen und beteiligen sich vermehrt an öffentlichen Entscheidungsprozessen. Sie setzen sich für die angestrebten Entwicklungen in ihrer Region ein und stehen fest hinter ihren Überzeugungen. Durch den postindustriellen Strukturwandel hat sich der Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen und qualifizierten Arbeitskräften unter den Regionen verstärkt. Angesichts dessen müssen die einzelnen Regionen einerseits verhindern, dass die lokale Bevölkerung abwandert. Andererseits müssen Anreize geschaffen werden, um Menschen aus anderen Regionen, mit ihrerseits neuem Input, anzulocken. Beides kann durch die Förderung der regionalen Identität erreicht werden. Flusslandschaften der Zukunft 93

96 Durch die Stärkung des öffentlichen Bewusstseins kann man zudem eine breite Unterstützung für einzelne Projekte generieren. In Zeiten, in denen öffentliche Gelder immer knapper werden, steht die örtliche Bevölkerung Ausgaben oft kritisch gegenüber, in denen sie keinen direkten Nutzen erkennt. Es ist daher sinnvoll, die Öffentlichkeit systematisch zu informieren und ihren Wissensstand über bereits durchgeführte wie geplante Maßnahmen zu erhöhen. Umweltbewusstsein Ein öffentliches Bewusstsein für ökologische Probleme entwickelte sich in Europa etwa gleichzeitig mit dem einsetzenden Strukturwandel, nämlich in den späten 1960er Jahren. Die Auswirkungen jahrhundertelanger Ausbeutung der Natur wurden nun sichtbar. Man bemerkte, dass große Industriegebiete die Bevölkerung oft von der Natur abgeschnitten hatten. Dies wiederum hatte zur Folge, dass auch das Bewusstsein für die regionale Umwelt aus den Köpfen der Menschen verschwunden war. Waldsterben und verschmutzte Flüsse, in denen keine Fische mehr leben konnten, machten die Notwendigkeit zu handeln deutlich. Die Aktivitäten der einzelnen europäischen Länder hinsichtlich der eingesetzten Mittel und des Engagements waren recht unterschiedlich. Ein langsam vonstatten gehender Prozess setzte ein, der hauptsächlich von neuen nationalen Gesetzgebungen geprägt war. Die Bevölkerung wurde kaum in die Überlegungsund Entscheidungsprozesse miteinbezogen. In den letzten 40 Jahren wurde allerdings immer offensichtlicher, dass eine nachhaltige Entwicklung nur mit Unterstützung der Öffentlichkeit erreicht werden kann. Im Postindustriellen Zeitalter, in dem mehr und mehr umweltfreundliche Technologien entwickelt werden, bedroht nun das konsumorientierte Verhalten der Menschen das ökologische Gleichgewicht. Deshalb ist es wichtig, nicht nur die aus der Industrialisierung entstandenen Probleme anzugehen, sondern auch die prekären Auswirkungen moderner Konsumgesellschaften. Landyachten mitten in Liverpool: Der Liverpool Sailing Club verschafft seinem neuen Clubgebäude mit dieser Aktion Aufmerksamkeit 94 Handbuch

97 Public Awareness So wurde es umso dringlicher, die Öffentlichkeit über die Auswirkungen ihres Verhaltens auf die örtliche Umwelt aufzuklären; ihnen die Zusammenhänge zwischen ökonomischem Wohlstand, sozialer Gerechtigkeit und ökologischem Gleichgewicht zu verdeutlichen. Das öffentliche Bewusstsein über diese wechselseitige Beziehung ist eine wichtige Voraussetzung für regionale und letztendlich globale Nachhaltigkeit. Nur wenn die Menschen die Konsequenzen ihres Verhaltens verstehen, nämlich dass sie durch Umweltzerstörung ihren eigenen Wohlstand gefährden, nur dann werden sie ihre Einstellung und ihr Verhalten ändern. Zu demselben Schluss kamen im Jahr 1992 beim Weltgipfel, der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, mehr als 175 Nationen. Die Vereinten Nationen definieren nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, welche den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Um diesem Ziel gerecht zu werden, unterzeichneten die 175 Länder die so genannte Agenda 21, ein vielschichtiges Leitprinzip zur Umsetzung einer nachhaltigen globalen Entwicklung. Die Agenda 21 sieht Bildung als ein unerlässliches Mittel, um die nötigen Veränderungen zur Nachhaltigkeit einzuleiten. In einem allumfassenden Ansatz soll Umwelterziehung das Bewusstsein der Öffentlichkeit stärken, um grundlegende Verhaltensänderungen herbeizuführen. Seit diesem Beschluss arbeiten viele örtliche Agenda-Büros daran, die Agenda 21 auf regionaler Ebene umzusetzen. Des Weiteren tragen viele andere Programme dazu bei, die Menschen über ökologische Themen aufzuklären, da diese nicht nur globale Konsequenzen, sondern ganz konkrete Auswirkungen auf die örtliche Bevölkerung haben. Regionales Umweltbewusstsein zu fördern, ist besonders wichtig, da nur Menschen, die ihre Umgebung kennen, in der Lage sind, diese zu schützen. Und nur eine umweltbewusste Gesellschaft wird die ökologischen Herausforderungen der Zukunft meistern können. Die Relevanz von Public Awareness in Artery Artery hatte sich zum Ziel gesetzt postindustrielle, verwahrloste und teilweise schwer verschmutzte Flusslandschaften zu regenerieren. Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung wurden ergriffen, die Auswirkungen früherer Eingriffe ausglichen. Heute sind diese regenerierten Gelände wieder attraktive, der Öffentlichkeit zugängliche Orte. Ob auf öffentlichem oder privatem Raum Entwicklungen wie die zehn Artery-Projekte wirken sich immer auf ihre Umgebung aus. Um die örtliche Akzeptanz der Projekte zu stärken, wurde die Bevölkerung von Anfang an über die Vorgänge informiert. Dem Projektteam Hollandsche IJssel war es ein wichtiges Anliegen, den örtlichen Schulkindern die historische Bedeutung von Windmühlen näher zu bringen. Indem sie die restaurierte Windmühle Windlust besuchten und vor Ort die Geschichte der Windmühlen in den Niederlanden kennen lernten, sollte die Wertschätzung der Kinder für ihr kulturelles Erbe steigen. Sie sollten so grundsätzlich für Kulturstätten und deren Instandhaltung sensibilisiert werden. Außerdem würden sie so zu dem zukünftigen Erhalt der Windlust beitragen, da es zu erwarten war, dass viele Schüler mit ihren Eltern und Freunden wiederkommen würden. Mit verschiedenen Aktionen machte der Liverpool Sailing Club junge Menschen auf die Faszination des Segelsports aufmerksam. Ziel war es, die Jugendlichen zurück an den Fluss zu bringen und ihr Interesse für die Naturlandschaft des Mersey Beckens und für den örtlichen Segelclub zu wecken. Durch den Sport lernten die Teilnehmer den Wert des sensiblen Ökosystems kennen und erlebten die Flusslandschaft als attraktives Naherholungsgebiet. Durch diese Aktivitäten sollte außerdem die Zahl der Clubmitglieder, die aktiv an der Instandhaltung der Flusslandschaft mitarbeiten, gesteigert werden. In einigen Fällen führten bei Artery die Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung zur aktiven Beteiligung der Öffentlichkeit an der Planung und Umsetzung der Projekte. In anderen Fällen veranlasste das neu gewonnene öffentliche Bewusstsein die aktive Unterstützung des Betriebs und die Instandhaltung der Projekte. Der Neckar ist eine der wichtigsten Bundeswasserstraßen in Deutschland und ein Hauptmerkmal der Region. Dennoch können die Menschen ihn wegen der hohen Uferverstärkungen, die durch die Flussbegradigungen notwendig wurden, sowie durch infrastrukturelle Maßnahmen wie den Bau von Haupt- Flusslandschaften der Zukunft 95

98 straßen oder Eisenbahnen an vielen Stellen kaum erreichen. Dadurch war der Neckar aus dem Bewusstsein der regionalen Bevölkerung fast verschwunden. Ein Hauptanliegen der Planer im Raum Rhein-Neckar ist es daher, die Menschen zurück an ihren Fluss zu bringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, eine lebendige Flusslandschaft zu erleben. Der Artery-Projektpartner Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim hatte deshalb schon 1996 ein Landschaftsentwicklungsprojekt Lebendiger Neckar gestartet, das Investitionen zur Uferaufwertungen und erlebnisorientierte Veranstaltungen und Projekte am Fluss eng miteinander verband. Durchgeführt wurde etwa das Projekt Schulen für einen lebendigen Neckar, an dem mehr als 1200 Grundschüler teilgenommen hatten. Aufgrund dieser Erfahrungen des Nachbarschaftsverbands wurde die Region Rhein- Neckar thematischer Leadpartner für Arterys gemeinsame Strategie Public Awareness. Unterstützung erfuhr die nachhaltige Regionalentwicklung durch das Projekt Agendapark Lebendiger Neckar und flusspädagogisches Fachpersonal. Der methodische Hauptansatz lag hier auf erlebnisorientierten Bildungsprogrammen und Veranstaltungen. Der thematische Leadpartner wusste, dass regionales Umweltbewusstsein der Schlüssel zu öffentlichem Engagement ist und gliederte den individuellen baulichen Maßnahmen zur Regenerierung der Flusslandschaft spezielle Bildungs- und Erlebnisangebote an. In erster Linie sollten emotionale und praktische Erfahrungen Kindern und Erwachsenen implizites und explizites Wissen über ihre Umwelt vermitteln. Ein praktischer Bildungsansatz ist notwendig, um die Menschen wieder an ihren Fluss zu bringen. Sie erfahren so unmittelbar mit eigenen Sinnen, wie wichtig eine gesunde Flusslandschaft für ihre Lebensqualität ist. Deshalb haben die Artery-Partner mit der Unterstützung von pädagogischen Fachkräften verschiede Methoden entwickelt, um ein nachhaltiges regionales Bewusstsein zu schaffen. Schüler freuen sich über den praktischen Unterricht im Neckarlabor auf dem Museumsschiff in Mannheim 96 Handbuch

99 Public Awareness Public Awareness in der Praxis Um ein nachhaltiges Bewusstsein und Engagement für regionale Belange zu schaffen, muss eine Kam pagne zur Stärkung des öffentlichen Bewusstseins gut geplant sein und einen systematisch strukturierten Ansatz zur Wissensvermittlung enthalten. Es ist sinnvoll, verschiedene Kommunikationsmittel einzusetzen. Um die richtigen Methoden auszuwählen und diese richtig einzusetzen, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Die Ziele der Bewusstseinskampagne festlegen Bevor die Planung beginnen kann, müssen erst die Ziele der Kampagne festgelegt werden. Hier ist es wichtig, dass diese Ziele zum einen erreichbar und zum anderen messbar sind. Bei sehr weitgesteckten Zielen ist es sinnvoll, diese in kleinere Einheiten zu unterteilen. Solche Teilziele sind meist schneller sichtbar, was zur Motivation der Beteiligten beiträgt. Für die Region Rhein-Neckar war das übergeordnete Ziel eine nachhaltige regionale Entwicklung. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Unterstützung von Behörden, Politikern, privatwirtschaftlichen Unternehmen, Schulen und anderen Bildungsinstituten, Sportvereinen, Umweltorganisationen und der breiten Öffentlichkeit. Ein Aspekt nachhaltiger Regionalentwicklung besteht darin, die soziale und ökologische Bedeutung von Flusslandschaften hervorzuheben. Der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim (NV) und der Verband Region Rhein-Neckar erklärten deshalb Bewusstseinsbildung für Fluss und Flusslandschaft zu einem Teilziel der Gesamtstrategie. Die Artery-Projekte Flusserlebnisstation und Agendapark Lebendiger Neckar mit seinem wichtigen Teilprojekt Menschen an den Fluss waren zeitgebundene Initiativen. Mit verschiedenen Aktionen, die der Aufklärung der Öffentlichkeit dienten, haben sie einen wichtigen Teil zu dem Gesamtziel beigetragen. Die einzelnen Aktionen innerhalb dieser Projekte verfolgten ihre eigenen Ziele. Das Neckarlabor auf der Flusserlebnisstation verdeutlicht Kindern den Zusammenhang zwischen den Erfahrungen, die sie auf dem interaktiven Museumsschiff machen, und der echten Flusslandschaft. Die Kinder lernen außerdem, aktuelle Entwicklungen für eine nachhaltige Entwicklung in der Region wahrzunehmen und kritisch zu analysieren. In Stockport hoffte das britische Artery-Team über ein Bewusstseinsbildungsprogramm ein Gefühl der Mitverantwortung für den neuen Mersey Vale Nature Park zu generieren. Hiervon versprach man sich, dass der neue Park nicht wieder Vandalismus zum Opfer fallen würde und die Anwohner stolz auf ihre Umgebung wären. Schlüsselbotschaften formulieren Zu den Zielen einer Bewusstseinsbildungskampagne müssen entsprechende Botschaften vermittelt werden. Diese Botschaften können explizit formuliert werden, wie zum Beispiel der Wert von natürlichen Lebensräumen oder von umgesetzten Regenerierungsprojekten. In diesen Fällen ist die Intention der Nachricht klar. Allerdings können die eigentlichen Inhalte der Kampagne in anderen Botschaften versteckt werden. So kann die Botschaft die Regenerierung von Flusslandschaften ist sinnvoll in der Information Radfahren am Fluss verbessert die Gesundheit enthalten sein. Die Botschaft Investitionen in eine nachhaltige Regionalentwicklung tragen zu der gesamten Lebensqualität der örtlichen Bevölkerung bei kann in der Aussage Der neue Gemeindepark bietet genug Platz für viele verschiedene Aktivitäten für die ganze Familie verborgen werden. Direkte Aussagen sind leichter zu verstehen, aber bei komplexen und abstrakten Inhalten, wie Regenerierung von Flusslandschaften und nachhaltige Entwicklung, ist der indirekte Weg oftmals effektiver. Der Umweg über eine leicht verständliche Botschaft transportiert den versteckten Inhalt, ohne dass die Menschen es bemerken. Die Erkenntnis der eigentlichen Botschaft kommt dann durch eine veränderte Wahrnehmung. Bei der Wahl der Schlüsselbotschaften ist es demnach wichtig, genau zu überlegen, was mit der Nachricht transportiert werden soll. Zielgruppen bestimmen Wenn Ziele und Kernaussagen festgelegt wurden, muss überlegt werden, wen diese Botschaften erreichen sollen. Wer ist die Hauptzielgruppe und wer sollte noch als Zielgruppe miteinbezogen werden? Flusslandschaften der Zukunft 97

100 Public Awareness Die Wahl der Zielgruppen hängt von den Intentionen der Kampagne ab. Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu analysieren und festzulegen, wer höchstwahrscheinlich Interesse an den Zielen der Kampagne hat und wen es zu überzeugen gilt. Weiter sollte überlegt werden, welche Teile der Bevölkerung durch die angesprochenen Themen betroffen sein könnten und ob es Interessenverbände gibt, die angesprochen werden sollten. Strategisch wichtig ist auch zu bedenken, wer möglicherweise gegen diese Kampagne sein könnte. Hier sollte überlegt werden, ob dies potenzielle Zielgruppen für die Kampagne sein könnten, die es zu überzeugen gilt. Wenn man die Bedürfnisse und Einstellungen der einzelnen Gruppen versteht, kann man die Botschaften entsprechend modifizieren und Kommunikationsmethoden auswählen. Auswahl und Durchführung von Strategien zur Bewusstseinsbildung Damit eine Kampagne erfolgreich verläuft, ist es von elementarer Bedeutung, dass es gelingt, die breite Öffentlichkeit zu fesseln. Da Regionen in sozialer und demographischer Hinsicht sehr heterogen sind, kann es dabei keine Einheitslösung geben. Die ausgewähl ten Methoden müssen daher auf die gruppenspezifischen Bedürfnisse abgestimmt werden und die Bandbreite der Fähigkeiten, den Wissensstand und die Interessen der Öffentlichkeit berücksichtigen. So müssen Kinder bei spiels weise anders angesprochen werden als Erwachsene. Es ist ratsam, für die einzelnen Aktionen einer Kampagne einen Ablaufplan zu erstellen. Dieser Plan umreißt die individuellen Arbeitsschritte oder Phasen aller Aktionen. Außerdem sollten hier die Verantwortlichkeiten sowie der Zeitplan festgehalten werden. Ein solcher Ablaufplan vereinfacht sowohl die Kontrolle der Durchführung als auch die spätere Evaluation der gesamten Kampagne. Um das öffentliche Regional- und Umweltbewusstsein zu stärken, um Informationen und Wissen wirkungsvoll zu vermitteln, bedarf es einer Langzeitkampagne. Diese kann durch einmalige Aktionen unterstützt werden, doch der nachhaltige Effekt wird durch kontinuierliche Maßnahmen erzielt. In Kooperation mit flusspädagogischem Fachpersonal verfolgten die Artery-Partner in der Region Rhein- Neckar einen multifunktionalen Ansatz, der verschiedene Methoden beinhaltete, um die Öffentlichkeit mit ihrem recht unterschiedlichen Wissensstand und diversen Interessen zu aktivieren. Im Projekt Menschen an den Fluss wurden verschiedene Module eingesetzt, um sowohl Kindern als auch Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, die verschiedenen Facetten des Flusses wieder zu entdecken. Darüber hinaus vermittelten Events und Bildungsprogramme Wissenswertes über die Natur, die Geschichte, aber auch über die Wirtschaft und Kultur am Neckar. Voraussetzung: externe Unterstützung Plant man eine Langzeitkampagne, sollte man nach Unterstützung in der Region suchen. Unternehmen und Institutionen aus dem privatwirtschaftlichen und dem öffentlichen Sektor unterstützen die geplanten Maß nah men oft gerne mit Fachwissen, Arbeitskraft und -material. Ein Zusammenschluss dieser Partner in einem themengebundenen Netzwerk garantiert bis zu einem gewissen Grad, dass die Kampagne nicht im Sande verläuft. Um die einzelnen Bildungsprogramme über längere Zeit anbieten zu können, initiierten die Artery-Partner in der Region Rhein-Neckar ein regionales Neckar- Netzwerk, an dem sich Umweltorganisationen, Behörden, Institutionen sowie Einzelpersonen mit Fachkenntnissen beteiligen. Die Neckar-Aktivisten vereinfachten durch ihren Einsatz die Arbeitsabläufe der einzelnen Module vor Ort. Die Vielzahl der Bildungsevents kam nicht zuletzt durch die Bandbreite der Fachbereiche der beteiligten Akteure zustande. Die Angebote im Projekt Menschen an den Fluss umfassten spezielle Naturführungen und Kunst kurse am Fluss, aber auch Aktionen, die die Ökologie des Flusses veranschaulichten. Veran staltungen zu Fachthemen fanden nicht nur am, sondern auch auf dem Fluss statt. Solche Aktionen waren nur durch das Neckar-Netzwerk möglich. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Kanuclubs und der Agendagruppe Edingen- Neckarhausen boten Flussexperten Führungen auf dem Neckar an. Der Blick vom Wasser eröffnete den Teil neh mern eine ganz neue Perspektive auf den Fluss und seine Ufer. Im Gegenzug für ihre Unterstützung konnten die Netzwerkbeteiligten ihre Arbeit der Öffentlichkeit bei verschiedenen Gelegenheiten vorstellen. 98 Handbuch

101 Awareness Umwelterziehung Das übergeordnete Ziel von Umwelterziehung besteht darin, die Menschen für eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren und die aktive Beteiligung der Öffentlichkeit zu fördern. Dahinter steckt der Gedanke, dass Menschen, die ein fundiertes Wissen über ökologische Zusammenhänge besitzen, zunehmend gewillt und in der Lage sind, sich umweltadäquat zu verhalten. Umwelterziehung ist deshalb ein wichtiger Ansatz, um das öffentliche Bewusstsein zu schulen. Seit der Unterzeichnung der Agenda 21 verstehen die Mitgliedsstaaten Umwelterziehung als eine wichtige Methode, um ein starkes Umweltbewusstsein zu vermitteln und öffentliches Engagement anzuregen. Bei der internationalen Konferenz über Umwelt und Gesellschaft: Bildung und öffentliches Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit, die 1997 in Thessaloniki stattfand, wurde die Definition von Umwelterziehung zur Erziehung für Umwelt und Nachhaltigkeit erweitert. Die Ziele der Agenda 21 sind nämlich ohne weiteres auf die Problematik der Nachhaltigkeit übertragbar. Erziehung für Umwelt und Nachhaltigkeit ist daher zu einem wichtigen Bestandteil der Lehrpläne geworden. Kinder als zukünftige Entscheidungsträger müssen wissen, wie regionale Ökosysteme funktio - nieren und müssen für Umweltbelange sensibilisiert werden. Die Artery-Partner der Region Rhein-Neckar betrachteten deshalb Umwelterziehung für Kinder als eine Investition in die Zukunft, mit der zugleich Eltern, Freunde und Verwandte erreicht werden sollten. Außerhalb der Schule gab es zudem speziell für Erwachsene entwickelte öffent liche Bildungsprogramme. Umwelterziehung und Heimatkunde spielten vor diesem Hintergrund auch im Artery-Projekt eine große Rolle. Regionale umweltrelevante Themen sollten in interdisziplinären Programmen von der Grundschule bis in die Erwachsenenbildung und auch im außerschulischen Bereich vermittelt werden. Emotionale und praktische Ansätze ergänzten formelle Unterrichtseinheiten. Partner des Neckar-Netzwerkes auf Exkursion am Neckar Flusslandschaften der Zukunft 99

102 Awareness Schulen für Bewusstseinsbildung Wenn es darum geht, Bewusstsein für ein spezielles Thema zu schaffen und darüber Wissen zu vermitteln, sind Schulen die besten Multiplikatoren. Deshalb sollte in einer Kampagne zur Bewusstseinsbildung ein Fokus auf Schulen und Lehrer gerichtet werden. In der Region Rhein-Neckar konnten Materialien für Schüler und Lehrer auf der Grundlage des vorangegangenen Projektes Schulen für einen lebendigen Neckar aufgebaut und für das Programm Menschen an den Fluss erweitert werden. Aktionstage in Schulen Eine Möglichkeit, Kindern Umweltbewusstsein zu vermitteln, sind Aktionstage für Schulklassen. Die Organisation verschiedener Events, an denen regionale Schulen über mehrere Tage hinweg teilnehmen können, bietet nicht nur die Möglichkeit, mit den Schulen in Kontakt zu treten, sondern auch den konkreten Bedarf der Schulen für solche Maßnahmen sichtbar zu machen. Diese Aktionstage sollten immer durch Fachpersonal vor Ort, aber in der Nähe der Schule durchge- führt werden. Die Schulnähe ist wichtig, damit den Kindern bewusst wird, dass ihr Klassenzimmer im Freien Teil ihrer alltäglichen Umgebung ist. Die verschiedenen Aktivitäten, die im Rahmen der Aktionstage Schulen an den Fluss im Raum Heidelberg und Mannheim durchgeführt wurden, fanden alle unter der Leitung von Experten statt. Dreimal konnten die Aktionstage im Zeitraum von Artery veranstaltet werden. Für jeweils 5 Tage konnten die Klassen örtlicher Grundschulen an 50 erlebnisorientierten Veranstaltungen zum Thema Neckar teilnehmen. Bei der Flusserlebnisreise am Neckar konnten die Kinder den Lebensraum Fluss mit allen Sinnen erleben. Bei einer Wasserexpedition lernten sie die ökologische Rolle von Kleinstlebewesen im Fluss kennen. Aber auch die Kreativität der Schüler wurde gefördert. Aus ans Ufer getriebenem Schwemmgut bauten die Kinder Kunstwerke nach dem Prinzip von Land-Art. Die Veranstal- Beim Aktionstag Lebendiger Neckar untersuchen Kinder und Erwachsene Neckarwasser auf Wassertiere und -pflanzen // Kinder bauen so genannte Land-Art-Kunstwerke als Teil der Aktionstage Schulen an den Fluss im Gebiet Mannheim und Heidelberg 100 Handbuch

103 Public Awareness tungen waren so aufgebaut, dass jedes Kind genug Zeit und Raum hatte, eigene Erfahrungen und Entdeckungen in der Natur zu machen. Zum einen vermittelten die Events die ökologische Relevanz des Flusses und seiner Ufer. Zum anderen zeigten sie den Kindern, welchen Spaß es machen kann, seine Zeit in der freien Natur zu verbringen. Spezielle Unterrichtseinheiten Eine weitere Möglichkeit, Schulen in die Kampagne für öffentliches Regional- und Umweltbewusstsein mit einzubeziehen, besteht in der Entwicklung spezieller Unterrichtseinheiten. In den meisten europäischen Ländern ist Umwelterziehung und Heimatkunde in den Unterrichtsplan integriert. Oft kann man diesen Unterricht von außen unterstützen. In der Region Rhein-Neckar weiß man aus Erfahrung, dass die meisten Lehrer bei der Einführung neuer Ermittlung von Vorkenntnissen Um attraktive Bildungsprogramme zu erstellen, muss der vorhandene Wissensstand ermittelt werden. Ansonsten läuft man Gefahr, dass die Teilnehmer über- oder unterfordert werden. Vor allem bei Kindern muss hierauf geachtet werden, damit sie nicht das Interesse am Thema verlieren. Flusslandschaften der Zukunft 101

104 Awareness 102 Handbuch

105 Public Awareness Themengebiete gerne die Unterstützung von Naturpädagogen in Anspruch nehmen, vor allem wenn es darum geht, mit den Klassen in die freie Natur zu gehen. Im Zuge der Bildungsreform 2004 hat beispielsweise das Bundesland Baden-Württemberg ein neues interdisziplinäres Unterrichtsfach ins Leben gerufen: Mensch, Natur und Kultur, kurz MeNuK. Mit diesem Fach möchte man die kindliche Faszination an natur wis senschaftlichen Phänomenen und technischen Zusammenhängen, aber auch die kreative Freude an Kunst und Musik wecken. MeNuK soll die Kinder systematisch an ihr kulturelles Erbe und ihre Umwelt heranführen. Der fächerübergreifende Ansatz eröffnet neue Möglichkeiten für kreativen, aktiven, praxis- und prob lemorientierten Unterricht. Bestimmte Themen eignen sich besonders gut, in freier Natur vermittelt zu werden. Obwohl es bereits Unterrichtsmaterialien für das neue Fach gab, zögerten die Lehrer damals trotzdem, mit ihren Schülern hinaus an den Neckar zu gehen. In Zu sam - menarbeit mit dem Neckar-Netzwerk wollte das Artery- Projektteam die Umsetzung des neuen Unterrichts - faches an den örtlichen Grundschulen unterstützen. Das flusspädagogische Fachpersonal der WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewässerentwicklung mbh ein vom Wasserwirtschaftsverband Baden Württemberg gegründeter und im Auftrag des Umweltministeriums des Landes Baden-Württemberg tätiger Bildungsträger und Initiator des Neckar-Netzwerkes leitete mehrere Unterrichtseinheiten in den Klassen der Grundschule Neckarhausen. Diese speziell ausgearbeiteten und von Experten durchgeführten Unterrichtseinheiten für die Jahrgangsstufen zwei bis vier sollen den Kindern den Neckar als Lebensraum näher bringen und den Lehrern als Anleitung dienen. Nach dieser Weiterbildung fühlen sich die Lehrer sicher genug, um mit den Schülern das natürliche Klassenzimmer am Fluss zu nutzen. Die Unterrichtseinheiten wurden auf der Grundlage des MeNuK-Lehrplanes erstellt und beinhalten verschiedene regionale und umweltbezogene Themen. Die Lehrer nahmen sowohl die Fortbildung als auch das Begleitmaterial begeistert an. Die Schulung der Lehrer war ein entscheidendes Instrument, um das Bewusstsein für Region und Umwelt zu fördern. Die Kombination von faktischen Informationen und didaktischen Instruktionen gibt den Lehrern eine neue Methode der Wissens- und Erfahrungsvermittlung an die Hand und stärkt zudem das Bewusstsein der Lehrer. Bewusstseinsbildung in Bildungs- und Kultureinrichtungen Neben Schulen, den Hauptmultiplikatoren für Bewusstseinsbildung, können Bildungsprogramme Kindern und Jugendlichen auch außerhalb des Unterrichtes zugänglich gemacht werden. Hier können auch Erwachsene als Zielgruppe mit einbezogen werden. Öffentliche Bildungsprogramme Öffentlichen Bildungseinrichtungen haben eine Fülle unterschiedlicher Freizeit- und Weiterbildungskurse für Groß und Klein im Programm. Daher bot es sich an, gemeinsam mit ihnen Kurse zur Bildung von Regionalund Umweltbewusstsein einzurichten. In Zusammenarbeit mit dem Neckar-Netzwerk konnten die Artery-Partner ein großes Spektrum an Kursen für Jung und Alt entwickeln. Das Projekt Menschen an den Fluss fand Eingang in die Programme der Volkshochschule Heidelberg und der Abendakademie Mannheim. So wurden zum Beispiel Touren mit dem Schwerpunkt Geschichte des Neckars angeboten sowie Veranstaltungen zum Thema Hochwasserschutz und kreative Kunstkurse an den Ufern des Neckars, in denen Kunstwerke aus Treibgut geschaffen wurden. Durch die Vielfalt des Angebotes konnten die unterschiedlichsten Zielgruppen angesprochen werden, was wiederum sicherstellte, dass die breite Öffentlichkeit erreicht wurde. Museen Auch Museen eignen sich hervorragend als Orte für Aktionen zur Umwelt- und Regionalerziehung. Deshalb ist es ratsam, regionale Museen in die Bewusstseinskampagnen mit einzubeziehen. In Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim wollten die Artery- Partner die Öffentlichkeit vor Ort für den Neckar sensibilisieren. Die Flusserlebnisstation mit ihrer Ausstellung Was(s)erleben Entdecke den Neckar bietet Kindern eine ideale Möglichkeit, den Fluss sowohl als Auch Erwachsene gewannen neue Perspektiven der Flusslandschaft in der Region Heidelberg-Neckar durch eine Spiegeltour im Rahmen des Volkshochschulkurses Menschen an den Fluss Flusslandschaften der Zukunft 103

106 Awareness 104 Handbuch

107 Public Awareness Lebensraum als auch als Wasserstraße zu entdecken. Die günstige Lage des Museumsschiffes ermöglicht es den Kindern, ihr neu gewonnenes Wissen aus der interaktiven Ausstellung auf die reale Natur vor dem Fenster zu übertragen. Die Ausstellung mit wechselndem Be - gleit programm lädt die Kinder ein, die Flusserlebnisstation immer wieder zu besuchen und neu zu entdecken. Pädagogische Begleitmaßnahmen zu Regenerierungsprojekten Schulen und andere Bildungseinrichtungen sind wichtige Multiplikatoren für Bewusstseinsbildung von Kindern und Erwachsenen. Projekte zur Regionalentwicklung bieten zudem eine gute Gelegenheit, die Bevölkerung direkt vor Ort über regionale umwelttechnische Probleme zu informieren. Um das Verständnis für einzelne bauliche Maßnahmen zu steigern, müssen die eingesetzten Instrumente genau auf jedes Projekt abgestimmt werden. Die Aktivitäten sind von der Art der Projekte abhängig. Einmalige Events dienen dazu, die regenerierten Orte bekannter zu machen. In manchen Projekten bieten sich aber auch kontinuierliche Maßnahmen an. Um die Aufmerksamkeit der Menschen auf bestimmte Orte zu lenken, können vor allem öffentlichkeitswirksame Aktionen oder Events durchgeführt werden. Hierzu gehören Ausstellungen, Führungen oder Rallyes für Kinder, die sich durch pädagogische Elemente verstärken lassen. Der Vorteil dieser Art der Bewusstseinsbildung für bestimmte Projekte liegt darin, dass die Ergebnisse weit über die Phasen der einzelnen Baumaßnahmen hinausreichen. Denn Projekte zur Regionalentwicklung tragen zur regionalen Identitätsstiftung bei, welche ihrerseits die Identifikation der Bevölkerung mit der Region stärkt. Hat man das Interesse der Bürger für ein bestimmtes Anliegen in der Region geweckt, kann man davon ausgehen, dass die Menschen für ähnliche Themen ebenfalls sensibler sind. Pädagogische Programme für einzelne Orte Um das Bewusstsein der Bevölkerung für das regionale kulturelle Erbe zu schärfen, entwickelten die niederländischen Artery-Partner ein besonderes Bildungsprogramm zum Projekt der restaurierten Windlust. Zielgruppe waren die Schüler der vier weiterführenden Schulen in Nieuwerkerk aan den IJssel. Um das Lehrmaterial leichter anwendbar zu machen, wurde auch eine spezielle Broschüre für Lehrer entwickelt. Seit die Restauration der Windlust fertig gestellt ist, konnten die Unterrichtseinheiten vor Ort in der Windmühle gehalten werden. Das Unterrichtsmaterial zur Windlust enthielt auch Informationen über andere Windmühlen und deren allgemeine historische Bedeutung. Die Tatsache, dass die Schüler vor Ort unterrichtet wurden, hat die Unterstützung der lokalen Bevölkerung für die Sanierung der Windmühle weiter verstärkt. Außerdem wuchs so das Bewusstsein für die Bedeutsamkeit dieser historischen Orte. Die Eltern und das weitere Umfeld der Kinder wiederum vergrößerten den Kreis derjenigen, die durch solche Vor-Ort-Maßnahmen erreicht wurden. An mehreren Tagen der Woche bot die Stiftung Molen Kortenoord Initiatoren des Projektes und Artery-Projektpartner Führungen durch die Mühle an. Zusätzliche Informationen erhält der Besucher durch eine Ausstellung über historische Mühlen sowie ein Informationsblatt. Auch die Erfragung der öffentlichen Meinung zu bestimmten Themen ist ein wirkungsvolles Instrument, um das regionale Verständnis zu stärken. Die intensive Auseinandersetzung bewirkt ein stärkeres Gefühl der Mitverantwortung für öffentliche Plätze. Für den Eingang des Mersey Vale Nature Park gaben die Projektpartner MBC und der Bezirksrat von Stockport ein Kunstwerk in Auftrag. Um das Bewusstsein der Kinder aus der Umgebung für den neuen Park zu schärfen, führte ein Künstler mit einer Gruppe neun- bis zehnjähriger Grundschüler mehrere Tagesworkshops durch. Während dieser Workshops besuchten sie den Naturpark und sammelten Ideen und Materialien. Die Kinder setzten ihre eigenen Ideen dann um, indem sie verschiedene künstlerische Methoden ausprobierten. Zum Schluss erstellten sie großformatige Zeich nungen mit ihrem persönlichen Entwurf eines Kunstwerkes. Anwohner, die schon sehr lange in der Umgebung lebten, erzählten den Kindern Geschichten und klärten Durch ein Teleskop können Kinder die Ausstellungsstücke auf dem Museumsschiff mit der echten Flusslandschaft direkt vor dem Fenster vergleichen // Als Teil des Projektes MeNuK am Neckar fingen Schüler Fische, um etwas über deren Anatomie zu lernen und diese entsprechend zu kategorisieren Flusslandschaften der Zukunft 105

108 Awareness sie über die historischen Hintergründe der Region auf. Weil die Kinder mit in den Gestaltungsprozess eingebunden waren, stieg ihr Bewusstsein für ihre Umgebung und den Naturpark. Außerdem fühlen sich die Schüler heute verantwortlich für das Kunstwerk, das auf ihren Entwürfen basiert. Ermunterung des öffentlichen Dialoges Methoden, die die Menschen dazu ermuntern, sich mit ihrer Umwelt kritisch auseinander zu setzen, sind sehr wichtig, um regionales Bewusstsein zu schaffen. Die Artery-Partner in der Region Stuttgart haben deshalb einen Fotowettbewerb ausgeschrieben. Über die Presse wurden die Bürger dazu aufgerufen, sich Stellen am Neckar auszugucken, die sie besonders attraktiv oder eben besonders unattraktiv fanden und die dringend regeneriert werden sollten. Die besten Fotos wurden im Anschluss prämiert. Arterys thematischer Leadpartner in der Strategie Public Awareness veranstaltete zu den Regenerierungsprojekten verschiedene attraktive pädagogische Aktionen. So wurde beispielsweise die Flachwasserzone in Ilvesheim mit einer Naturexpedition am Fluss eröffnet. In Schlierbach fand aus Anlass der offiziellen Einweihung des Geländes ein hochkarätiger Event statt, an dem viele Menschen aus der Umgebung, aber auch Klassen der örtlichen Schulen teilnahmen. Solche Veranstaltungen machten die neu entwickelten Gelände in der Bevölkerung bekannt und erhöhten die öffentliche Identifikation mit der Region. Die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um Bewusstsein für die einzelnen Projekte zu schaffen, trugen außerdem dazu bei, dass die Menschen nachvollziehen konnten, warum Investitionen in Regenerierung notwendig sind. Öffentliches Bewusstsein durch Publicity Bewusstsein für bestimmte Themen oder Entwicklungen lässt sich auch durch Publicity schaffen. Je mehr die Menschen über die jeweiligen Belange wissen, desto wirksamer wird eine Kampagne verlaufen. Kinder einer Grundschule in Stockport entwarfen das Design für das Kunstwerk am Eingang des Mersey Vale Nature Park. Durch diese Beteiligung sollen ihr Bewusstsein und ihr Gefühl von Mitverantwortung für den Park nachhaltig gestärkt werden 106 Handbuch

109 Public Awareness Publicity ist ein wichtiges Instrument, um Bewusstsein zu fördern und folglich Verhaltensveränderungen auszulösen. Zudem trägt es wesentlich zum Erfolg der anderen Methoden zur Förderung des Bewusstseins bei. Wenn ein Volkshochschulprogramm nicht bekannt gemacht wird, kann es die Menschen nicht erreichen. Deshalb sollten in jeder Kampagne, die das Be - wusstsein der Bevölkerung stärken will, verschiedene öffentlichkeitswirksame Instrumente eingesetzt werden. Öffentlichkeitsarbeit Zeitungen, Radio und Fernsehen erreichen jeden Tag tausende Menschen in einer Region. Die starke Präsenz einer Kampagne in diesen Medien garantiert, dass die Schlüsselbotschaften die breite Öffentlichkeit erreichen. Die Artery-Partner sorgten deshalb für regelmäßige Medienbeiträge über die zehn Pilotprojekte, einschließlich der Angebote durch die Flusspädagogin. Um über die Fortschritte der Projekte während der Umsetzungsphase zu berichten, wurden in den fünf Regionen regelmäßig Pressemeldungen an die regionalen Medien geschickt. Zusätzlich wurden die Journalisten mit Hintergrundberichten über die Projekte und ihre regionale Bedeutung versorgt sowie regelmäßig zu Gesprächen mit den Projektpartnern eingeladen. Gute Kontakte zur Presse sorgen für ein Maximum an Medienpräsenz. Um sicherzustellen, dass die Menschen über das Bildungsprogramm Menschen an den Fluss und die Veranstaltungen zu den Pilotprojekten informiert wurden, gaben die Projektpartner in der Region Rhein-Neckar früh zeitig relevante Inhalte und Termine an die regionalen Medien weiter. Zusätzlich wurden Informationsblätter und Broschüren an strategisch wichtigen Orten verteilt, um gezielt auf die Aktionen aufmerksam zu machen. Internet Um die Publicity für eine Kampagne zu stärken, ist es sinnvoll, zusätzlich im Internet präsent zu sein. Die 16 Artery-Projektpartner stellten sicher, dass ihre Pilotprojekte auf den Websites der jeweiligen Organisationen vorgestellt wurden. Artery richtete auch eine gemeinsame Internetseite ein, auf der die zehn Pilotprojekte, aber auch die transnationale Zusammenarbeit bekannt gemacht wurden. Die Website bewies sich als ein wichtiges Mittel für Publicity sowohl auf regionaler als auch auf europäischer Ebene. Veranstaltungen, Ausstellungen und Messen Veranstaltungen sind ein sehr beliebtes Mittel, um Bewusstsein zu schaffen. Sie garantieren eine hohe Medienpräsenz und locken viele Menschen an. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man Events nutzen kann, um eine Kampagne bekannt zu machen: entweder man knüpft an bereits bestehende Events an oder man kreiert neue. Nutzt man existierende Veranstaltungen, hat das den Vorteil, dass diese in der Bevölkerung bereits bekannt sind. Allerdings ist es schwierig, die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zu ziehen, wenn sich zugleich viele andere Organisationen präsentieren und zahlreiche Aktivitäten stattfinden. Ruft man selbst ein Event ins Leben, muss man genug Vorlaufzeit einplanen. In Capelle aan den IJssel initiierten die Artery-Partner ein Barbecue an der ehemaligen Schiffswerft, um die Regenerierung des Geländes zu einem Gemeindepark bekannt zu machen. Drei Jahre später, nach Vollendung des Umbaus, wurde der Park mit einem großen Event eröffnet. Diese Veranstaltung erhöhte wiederum das öffentliche Bewusstsein für den neuen Park und seinen Beitrag zur Lebensqualität der Anwohner. Der Höhepunkt der Eröffnung war das gemeinschaftliche Banksitzen. Alle Besucher wurden dazu auf gefordert, sich auf die kniehohe Mauer entlang dem Boulevard zu setzen: Mehr als 300 Menschen fanden auf der längsten Bank der Welt Platz. Für diese Aktion erhielt Capelle aan den IJssel einen Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde. Jeder Banksitzer bekam ein Foto von dem Event, das das Ergebnis der öffentlichen Beteiligung symbolisiert. Die Veranstaltung hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Menschen; sie lernten dadurch den Park zu schätzen und werden sich für seine zukünftige Instandhaltung einsetzen. Die Projektpartner des Artery-Projektes Barrierefreie Touristenattraktionen im Ruhrtal wählten eine ganz andere Methode, um das öffentliche Bewusstsein für die neu eingesetzte RuhrtalFähre zu fördern. Sie boten der örtlichen Bevölkerung an, den Führerschein für die Fähre zu machen und gelegentlich Schichten als ehrenamtlicher Fährmann zu übernehmen. Diese Attraktion zog die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die RuhrtalFähre und trägt so zur Nachhaltigkeit des Projektes bei, da zum einen jetzt mehr Menschen die Fähre benutzen und zum anderen genügend freiwillige Fährmänner den Betrieb garantieren. Flusslandschaften der Zukunft 107

110 Erfolgsgeschichte: Regionales Bewusstsein stellt Umsetzung von Projekt sicher Eine der vielen Veranstaltungen der einzelnen Pilotprojekte war das transnationale Event Wasserzeichen in der Region Rhein-Neckar. Es war die Abschlussveranstaltung des Projektes Menschen an den Fluss. In diesem Rahmen gestalteten die Kinder der örtlichen Grundschulen Kunstwerke für eine Flussausstellung. Auf einem Solarkatamaran unternahmen die europäische Artery-Delegation, die öffentlichen und privatwirtschaftlichen Partner des Rhein-Neckar Projektes, einige regionale Politiker sowie die an der Ausstellung beteiligten Schulkinder eine Schiffstour auf dem Neckar, die an den Projekten entlangführte, die im Rahmen von Artery durch den Agendapark Lebendiger Neckar umgesetzt worden waren. Die Publicity, die dieses Event, sein Rahmenprogramm und die Kunstausstellung der Kinder bewirken würden, versprach das regionale öffentliche Bewusstsein weiter zu stärken. Daher stellten die Projektpartner sicher, dass in der Vorlaufzeit die einzelnen Projekte, aber auch der Event überall bekannt gemacht wurden. Dies garantierte letztendlich, dass alle Partner und Behörden ihren Zeitplan einhielten und alle Projekte in vollem Umfang umgesetzt wurden. 108 Handbuch

111 Public Awareness Evaluation der Kampagne Der letzte Schritt in einer Kampagne zur Bewusstseinsförderung ist die Evaluierung der Ergebnisse. Dies ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen muss festgestellt werden, ob die Ziele der Kampagne erreicht wurden, zum anderen ist es wichtig, die Nützlichkeit der einzelnen Maßnahmen zu prüfen. Bewusstsein ist ein psychologischer Faktor und nicht ohne weiteres messbar. Wenn Bewusstsein für ein bestimmtes Projekt geschaffen werden soll, kann die Wirksamkeit der Kampagne durch Besucherzahlen evaluiert werden. Ein weiterer Indikator ist die Art, wie die Menschen mit dem Projekt umgehen. Die Kampagne hat gewirkt, wenn vormals vandalisierte Orte nach der Regenerierung respektvoll behandelt werden; wenn die Bevölkerung sie schätzt und darauf achtet, dass sie gut instand gehalten werden. Wenn man öffentliches Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung schaffen will, ist die Auswertung der Kampagne schwieriger. Wie lässt sich messen, ob sich die Haltung der Menschen gegenüber der Natur verändert hat? Wie kann man messen, ob die Bevölkerung durch die Bildungsprogramme jetzt mehr über den Fluss als natürlichen Lebensraum und Naherholungsgebiet weiß? In gewisser Weise können diese Aspekte ähnlich evaluiert werden wie einzelne Projekte. Ein Indikator für ein gestiegenes öffentliches Bewusstsein ist die vermehrte öffentliche Beteiligung. Die pädagogischen Instrumente der Kampagne waren erfolgreich, wenn sie den Respekt und das Verantwortungsgefühl der Bevölkerung für das Hauptelement der Region erhöht haben, egal ob es sich dabei um Landschaften oder kulturelle Stätten handelt. Das gestiegene Gefühl von Mitverantwortung ist Voraussetzung für ein verstärktes Engagement. Ob die einzelnen Methoden zur Steigerung öffent lichen Bewusstseins erfolgreich waren, lässt sich auch daran messen, inwieweit diese Aktivitäten von der Öffentlichkeit angenommen wurden. Im Fall von Events, Ausstellungen und Bildungsangeboten sind Besucherbeziehungsweise Teilnehmerzahlen entscheidend. Wenn Programme nicht regelmäßig besucht werden, obwohl sie durch die Medien bekannt gemacht wurden, ist es unwahrscheinlich, dass sie die Haltung der Menschen beeinflusst haben. Öffentliches Bewusstsein steigern ~ Als Erstes ist es wichtig, Ziele festzulegen. Damit die Kampagne später ausgewertet werden kann, braucht man Indikatoren, um den Erfolg zu messen. ~ Die Zielgruppen festlegen: Man muss bestimmen, wer erreicht werden muss. ~ Schlüsselbotschaften formulieren: Die zu vermittelnden Botschaften müssen an die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst werden. ~ Man muss Methoden auswählen, die der Zielgruppe und den Schlüsselbotschaften entsprechen. ~ Um die verschiedenen Instrumente umzusetzen, ist es hilfreich, sich externe Unterstützung zu suchen. Außerdem sollte man immer den Ablaufplan im Blick haben. ~ Es ist wichtig, die Ergebnisse zu evaluieren, um den Erfolg einer Kampagne messen zu können. Man sollte sich Zeit nehmen zu analysieren, welche Mittel mehr und welche weniger effizient waren. Mit dem Bildungsprogramm Menschen an den Fluss, den Aktionstagen Schulen an den Fluss und Mensch, Natur und Kultur am Neckar, aber auch mit den begleitenden Maßnahmen zu den einzelnen Regenerierungsprojekten, gelang es Arterys thematischem Leadpartner, mehr als Menschen an den Neckar zu bringen. Bis Mai 2006 gingen mehr als Besucher an Bord des Museumsschiffes. Es ist sehr wahrscheinlich, dass viele dieser Menschen heute die Lebensader ihrer Region, den Neckar, mit anderen Augen sehen. Eine große Eröffnungsveranstaltung und ein Eintrag in das Guinness buch der Rekorde brachten dem neuen Vuykyard-Gemeindepark eine Menge Publicity Flusslandschaften der Zukunft 109

112 Public-Private Partnership Text: Sarah Wallbank Public- Private Partnership 110 Handbuch

113 Die Windmühle Windlust und das Speke and Garston Coastal Reserve: zwei der Paradebeispiele von Artery für Public-Private Partnerships Einleitung Unter Public-Private Partnerships versteht man Partner schaften zwischen öffentlichen Institutionen und pri vatwirtschaftlichen Unternehmen oder Institutionen des privaten Sektors, die zusammen Projekte für die öffent liche Hand, also für das Gemeinwohl umsetzen. Solche Public-Private Partnerships haben sich in den letzten 20 Jahren zunehmend sowohl auf kommu na ler als auch auf nationaler Ebene in ganz Europa durchgesetzt. Wenn sich ein Unternehmen mit einem öffentlichen Projekt identifizieren kann, dann führt dies in der Regel zu einer breiten Unterstützung des Projektes, ob nun durch Sachleistungen oder finanzielle Mittel. Diese Zusammenarbeit erhöht die Erfolgschancen und eig net sich insbesondere für ein langfristiges Enga - ge ment, mit dem öffentliche Ein rich tungen betrieben oder unterhalten werden können. In einer Public- Private Part ner ship teilen die Partner die Risiken und die Ver ant wor tung für eine erfolgreiche und nach haltige Umset zung des Projektes. Oft entstehen dabei Syn ergien, die deutlich über die Summe der Einzel akti vi täten hinausgehen. Die unterschiedlichsten Public-Private Partnership- Modelle haben sich in einer Vielzahl von Sektoren heraus gebildet, ob nun in den Bereichen Infrastruktur, Stadt entwicklung, Gesundheitsversorgung oder im Bil - dungs sektor. Diese zahlreichen Beispiele einer gelun - genen Zusammenarbeit von öffentlichem und pri vatem Sektor haben auch die fünf Partner-Regionen von Artery zu diesem erfolgreichen Instrument greifen lassen. Was ist eine Public-Private Partnership? In Public-Private Partnerships arbeiten nationale, regi o nale oder kommunale öffentliche Institutionen mit Unter nehmen zusammen, um die Bedürfnisse der Bevöl kerung zu erfüllen. Die Bandbreite von pri vat wirt schaftlichem Engagement im öffentlichen Sektor ist dabei sehr groß sie reicht vom einfachen Sponsoring bis hin zur Planung und Umsetzung ganzer Dienstleistungspakete. Vorteile von Public-Private Partnerships für den Partner der öffentlichen Hand ~ Unternehmen bringen ihr Know-how ein. Das macht Arbeitsabläufe effektiver und beschleunigt die Umsetzung des Projektes. ~ Ressourcen wie Arbeitsmaterial, finanzielle Mittel oder auch Arbeitskraft können eingespart und für andere Investitionen innerhalb des Projektes verwendet werden. ~ Es entstehen Synergieeffekte, die weit über die Möglichkeiten der einzelnen Partner hinausgehen. Flusslandschaften der Zukunft 111

114 Public-Private Partnership Zur Umsetzung der meisten Pilotprojekte von Artery haben Public-Private Partnerships beigetragen. So hat ein Fahrradhändler dem Projekt Barrierefreie Tou rismus angebote Sonderpreise für die benötigten Spezial fahrräder gewährt. Bei der Windmühle Wind lust übernahmen verschiedene Unternehmen die Kos ten für unterschiedlichste Bauteile der Mühle. Pri vat wirtschaf tliches Engagement kann aber auch durch Management- und Wartungsverträge oder durch Handelsund Dienstleistungsabkommen erfolgen. Für das Küsten schutzgebiet Speke and Garston Coastal Reserve gründeten die Projektpartner Mersey Basin Campaign (MBC) und Peel Holdings ein Unternehmen, das für die weitere Entwicklung und Erhaltung des Gebietes verantwortlich zeichnet. Im Ruhrtal riefen mehrere privat - wirtschaftliche Partner den Trägerverein Unser Frei bad am See e. V. ins Leben. Dieser Verein kümmert sich heute um den Betrieb und Erhalt des Natur bades. Normalerweise definiert ein schriftlicher Vertrag oder ein informelles Abkommen (häufig ebenfalls schriftlich fixiert) die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten der einzelnen Partner einer Public-Private Partnership. Bei einigen Artery-Pilotprojekten entstanden jedoch sogar Partnerschaften, die völlig auf schriftliche Abma chungen verzichteten: Alle beteiligten Partner standen so fest hinter dem jeweiligen Projekt und waren von dessen Erfolg so überzeugt, dass es keiner schriftlichen oder gar juristischen Absicherung bedurfte. Public-Private Partnerships folgen häufig einer eigenen Dynamik und die ursprünglichen Ziele werden zuwei len sogar noch übertrumpft. Nichtsdestotrotz muss allen Betei ligten klar sein, dass es Zeit und Enga gement beider Seiten erfordert, eine vertrauensvolle Partner schaft aufzubauen. Nicht zuletzt müssen alle zu gleichen Tei len von der Partnerschaft profitieren: Eine Win-Win-Situation ist immer eine solide Basis für Erfolg. Public-Private Partnership und Artery Seit ihrer Gründung vor 20 Jahren hat die Mersey Basin Campaign (MBC) sehr viele Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor gesammelt. In dieser Zeit haben ganz unterschiedliche Formen von Public-Private Partnerships die Umsetzung von Projekten unterstützt. 112 Handbuch

115 The Idea Durch diese früheren Erfahrungen bestärkt, setzten auch die Artery-Partner auf solche Zusammenschlüsse, um ihre Pilotprojekte zur Entwicklung von Fluss - landschaf ten in den fünf Partnerregionen umzusetzen. Und in der Tat: Auf regionaler und lokaler Ebene entstand eine große Bandbreite von Kooperationen von der Zusam menarbeit zwischen Institutionen des öffentlichen Sektors über klassische öffentlich-privatwirtschaftliche Partnerschaften bis hin zu Ver bin dungen des öffentlichen Sektors mit Inter essen grup pen und -verbänden. Public-Private Partnerships machen einen ganz heit - lichen Ansatz nötig und möglich. Denn sie führen unter - schiedliche Sicht- und Arbeitsweisen aus den ver schiedensten Sektoren zusammen. Dieser Ansatz bildete die entscheidende Voraussetzung die Haupt ziele von Artery zu erreichen, nämlich neue wirtschaftliche und soziale Chancen in einer ökologisch gesun den Umge - bung zu schaffen. Die fünf Regi onen beschlossen des - halb, für Part ner schaften zu werben und Interessenvertreter, Unter nehmen und Entscheidungsträger so früh wie möglich in die Projekte mit einzubeziehen. Vorteile von Public- Private Partnerships für den Partner aus der Wirtschaft ~ Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten ~ Zugang zum öffentlichen Sektor ~ Gute Arbeitsbeziehungen mit der öffentlichen Hand ~ Positives Image und Publicity Durch eine Kooperation zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand findet der Liverpool Sailing Club ein neues Zuhause in einem hochmodernen Gebäude // Der Wasserspielplatz in Heidelberg im Bau. Nur dank privatwirtschaftlicher Unterstützung konnte er fertig gestellt werden Flusslandschaften der Zukunft 113

116 Public-Private Partnership Partnerschaften zwischen Akteuren der öffentlichen Hand und der Wirtschaft sind, ökonomisch betrachtet, eine große Chance für die Artery-Regionen. Sie kön nen sowohl die ökologische Erneuerung der städt i schen Fluss ge biete fördern als auch in der Anfangs phase der Projekte Geschäftschancen für die Unter nehmen vor Ort generieren. Außerdem haben sie Aus sicht auf langfristiges Engagement, da die renaturier ten Flussland schaften weiter gepflegt und instand gehal ten wer den müssen. Zudem bleiben die positiven öko no mi schen Aus wir kungen des Projektes nicht auf den Ort be schränkt sie wirken sich auf die gesam te Region aus. Arterys Kernbotschaft für die Entwicklung für Public- Private Partnership lautete daher: Unternehmen und Flusslandschaften florieren gleichermaßen, wenn sich die richtigen Partner zusammenschließen. Und: Eine Investition in Europas Flüsse ist nicht nur eine Investition in eine wirtschaftlich sichere, sondern auch in eine ökologisch sichere Zukunft. Artery von den anderen lernen Auch wenn die Zahl der Behörden und Unternehmen, die das Potenzial von Public-Private Partnerships erken nen, stetig ansteigt, wird diese Methode in Europa noch nicht überall gleich eingesetzt. Deshalb waren die fünf Partner-Regionen von Artery, was ihren Erfahrungsschatz anbelangte, zu Beginn des Pro gramms sehr unterschiedlich aufgestellt. Die meisten Erfahrungen mit Public-Private Partnerships hat man in Großbritannien, wo diese Koopera ti ons form entwickelt wurde. Andere europäische Län der wie die Niederlande und Irland nahmen die Idee schnell auf und starteten ihre eigenen Versuche. Deutsch land hatte bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur wenige Erfahrungen mit diesem Ansatz gesammelt. Deshalb wurden staatliche PPP Task-Forces eingerichtet und inzwischen auch die ersten großen Projekte erfolgreich abgeschlossen. Heute werden in Großbritannien bereits über 20 Prozent aller staatlichen Projekte mit privatwirtschaftlicher Unterstützung umgesetzt. Eine der ersten, immer noch bestehenden Public-Private Partnerships war die Mersey Basin Campaign (MBC). Im Rahmen von Artery übernahm MBC die Rolle des so genannten thematischen Leadpartners zum Thema Public-Private Part nerships. Die MBC wurde 1985 zur Unterstützung eines Regenerierungsprogramms für den Nordwesten Englands ins Leben gerufen. Die Gründung war eine direkte Folge der großen Krawalle, die bereits vier Jahre zuvor in Liverpool begonnen hatten. In einem gemeinschaftlichen Aktionsbündnis machten sich Regierung, privatwirtschaftlicher und ehrenamtlichfreiwilliger Sektor daran, die Wasserqualität und die verschmutzten Uferregionen des Mersey und seiner Nebenflüsse zu renaturieren. Es war eine der ersten gemeinsamen Unternehmungen von öffentlicher Hand und Wirtschaft, die ökonomischen Wohlstand und Qualität der Umwelt als voneinander abhängig betrachtete. Die wechselseitige Abhängigkeit spiegelt sich in den drei Hauptzielen der MBC wider. Seit ihrer Gründung hat sich die MBC von einer regie rungs unterstützten Initiative mit unabhängi gem Vorstand zu ihrer jetzigen partnerschaftlichen Orga nisa tionsform entwickelt. Ihre Partner aus der Industrie wie Shell und Unilever werden dazu ermuntert, gesellschaftliche Ziele mit ihrem Tagesgeschäft und ihren Geschäftspraktiken zu vereinbaren. In diesem Part nerschaft smodell bringt die MBC verschiedenste Parteien Die drei Hauptziele der Mersey Basin Campaign (MBC) ~ Die Verbesserung der Wasserqualität aller Flüsse und Gewässer im Einzugsbereich des Mersey und des Ribble, sodass im Jahr 2010 wieder Fische in den Flüssen leben können ~ Die Regenerierung der Flusslandschaften rund um das Einzugsgebiets des Mersey ~ Aktive Einbeziehung von öffentlichem Sektor, Bevölkerung und Ehrenamtlichen 114 Handbuch

117 und Sektoren an einen Tisch, um Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Durch die Arbeit mit verschieden großen Partnern hat MBC inzwischen zahlreiche Erfahrungen gewinnen können. Deshalb haben die anderen Artery- Regionen die britische Organisation als den so genannten thematischen Leadpartner für die gemeinsame Strategie Public-Private Partnership gewählt. Bei den regelmäßig stattfindenden Treffen und Workshops teilt MBC ihr Wissen mit den übrigen Artery-Partnern. Public-Private Partnerships in der Praxis Die von den öffentlichen Institutionen gewonnenen Erfahrungen in Public-Private Partnerships beruhen meistens auf größeren Projekten, bei denen die Infrastruktur verbessert wurde. Die daraus entwickelten Definitionen und Leitfäden können aber sowohl auf kleinere Projekte wie auch auf andere Sektoren zuge schnitten werden. Anhand der Kooperationen zwischen Wirtschaft und öffentlichem Sektor, die in den Artery-Projekten entwickelt wurden, lässt sich sehr gut ableiten, was nötig ist, um erfolgreiche Arbeitsbeziehungen zu etablieren. Grundlagen einer Public-Private Partnership Potenzielle beteiligte Partner Öffentliche Partner: ~ Städte und Gemeinden ~ Legislative (Gerichte, Politiker) ~ Exekutive (Regierungen, Verwaltungen, Behörden) ~ Sonstige öffentliche Einrichtungen Privatwirtschaftliche Partner: ~ Unternehmen ~ Wirtschaftsverbände ~ Gewerkschaften ~ Handelskammern ~ Interessengruppen ~ Privatpersonen ~ Vereine und Verbände, Bürgerinitiativen Welche Partner eignen sich für eine Public-Private Partnership? Bevor Partner des öffentlichen oder privaten Sektors in die Umsetzung eines Projektes mit einbezogen werden, müssen die Ziele des Projektes klar definiert sein. Die Planungsphase ist besonders wichtig für die Konzeption von Public-Private Partnerships. In die ser Phase ist es sinnvoll, darüber nachzuden ken, wie Akteu re des öffentlichen und privaten Sektors das Pro jekt unterstützen können. Besonders häufig sind finan ziel le Investitionen und Beratungsleistungen gefragt. Für andere Projekte ist die Unterstützung in Form von Sachleistungen sehr hilfreich. Wieder andere benötigen das Fachwissen des Partners, um ein Pro jekt entwickeln oder betreiben zu können. Da jede Pro jekt kon stel lation anders ist, sollten die besonderen Bedürfnisse und Ansprüche des geplanten Vor ha bens im Vorfeld festgelegt werden. Sobald klar ist, welche Form oder Formen der Unter stützung für ein Projekt notwendig sind, sollte man sehr gezielt nach möglichen Partnern suchen. Das Artery-Team hat sich dabei auf vier Aspekte geeinigt. Um geeignete Unternehmen zu finden, müssen Projektinitiatoren in ihrer Umgebung nach möglichen Partnern aus der Wirtschaft suchen und herausfinden, wer sowohl die passenden Ressourcen als auch persönliches Interesse an der Umsetzung eines Projektes haben könnte. Unternehmen, die einen wirtschaftlichen Nutzen in einem Projekt sehen, sind eher bereit zu investieren. Dasselbe gilt für Firmen, deren Interessen sich mit den Zielen eines Projektes de cken. So könnten Unternehmen beispielsweise von einer geplanten Grundstücksentwicklung profitieren. Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf suchten die Artery-Partner aus der Region Rhein-Neckar nach Partnern, die daran interessiert waren, in den geplanten Wasserspielplatz am Neckarufer in Heidelberg zu investieren. Für die Region Rhein-Neckar thematischer Leadpart ner der gemeinsamen Strategie Public Awareness war der Bau des Wasserspielplatzes ein wesentlicher Bestandteil des Projektes Agendapark Lebendiger Neckar. Denn das Spielen mit Wasser sollte bei den Flusslandschaften der Zukunft 115

118 Public-Private Partnership Vier Aspekte zum Aufbau einer Public-Private Partnership ~ Wer sind die richtigen Zielpersonen (z. B. Eigentümer von Grund und Boden)? ~ Wer passt zum Projekt (z. B. Bau- oder Dienstleistungsunternehmen)? ~ Welche Unternehmen existieren in der näheren Umgebung? ~ Wer würde von einem Engagement im Projekt profitieren (z. B. lokale Unter nehmen, Vereine, Interessenverbände)? Kindern ein Verständnis für die physikalischen Gesetze und auch für den Naturraum Fluss erzeugen. Die Spielplatzanlage war nach dem Vorbild eines Fließ gewäs sers entworfen worden. Das Wasser sollte von einem mit Grundwasser gespeisten Brunnen kommen. Als die tatsächlichen Baukosten aber weitaus höher lagen als angenommen, war das gesamte Projekt gefährdet. Finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft war dringend nötig. Wer konnte Interesse an der Umsetzung eines solchen Projektes haben? Schnell wurde klar, dass man Unternehmen ansprechen musste, die eng mit dem Thema Wasser verbunden sind. Die Projektpartner am Neckar fanden in den Stadtwerken Heidelberg AG einen passenden Partner. Der regionale Wasserver sorger war von der Idee des Wasserspielplatzes begeistert, da die neuen Spielgeräte dazu beitragen würden, das öffentliche Bewusstsein für die Wasserversorgung vor Ort zu stärken. Daher steuerten die Stadtwerke die fehlenden Euro zum Spielplatz bei. Eine ähnliche Situation ergab sich in der zweiten süddeutschen Artery-Region. Die Projektpartner im Raum Stuttgart-Neckar suchten Partner, die Interesse an der Regeneration lokaler Flusslandschaften hatten. Da das Pilotprojekt Wernau-Neckar Landschaftspark vor allem ökologische Ziele verfolgte, suchte man nach Partnern, die diese Interessen teilten. Im Detail ging es um folgendes Problem: Die Staustufe im Neckar in der Nähe der Gemeinde Altbach ist ein unüberwindbares Hindernis für stromaufwärts wandernde Fische. Ein Seitenarm um die Staustufe herum böte der sensiblen Fischwelt eine ökologische Alternative. Im Rahmen von Artery wurde in einer Machbarkeitsstudie untersucht, ob ein solcher Fisch pass in Altbach angelegt werden könnte. Ein solch neu angelegter Bachlauf könnte einen alten Seitenarm des Neckars mit einem Kühl kanal des dort ansässigen Kraftwerkes der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) verbinden. Auf diese Weise würden eine Umge hung um das Wasserkraftwerk und die Staustufe entstehen. Um diese Machbarkeitsstudie umsetzen zu können, benötigte der lokale Artery-Partner, der Ver band Region Stuttgart, Partner aus der Wirtschaft, die mit Fachwissen zur Seite stehen und Land für die Projektumsetzung zur Verfügung stellen würden. Energiekonzerne arbeiten ständig an ihrem Image, denn sie sind dafür bekannt, dass sie eine Menge Ressourcen benötigen, um Strom zu erzeugen. Deshalb ist es für Energieversorgungsunternehmen besonders wichtig, sich für ökologische Belange einzusetzen. Insbesondere lokale Kraftwerke bemühen sich darum, ein positives Image in der Bevölkerung aufzubauen und ihr Engagement für die Region kundzutun. Denn sie wollen verhindern, dass ihre Kunden zu anderen Unternehmen wechseln. Aus diesem Grund nahmen die Artery-Partner an, dass EnBW daran intere ssiert sein könnte, sich an einem grünen Projekt auf ihrem Grund und Boden zu beteiligen. Eine solche Zusammenarbeit würde das Ansehen des Konzernes in der Bevölkerung nachhaltig stärken. Und tatsächlich: Der Energieversorger unterstützte die Machbarkeitsstudie durch das Fachwissen und die Mitarbeit zweier Umweltexperten aus dem Unter nehmen. Diese berieten die Arbeitsgruppe in Fragen des geplanten Fischpasses und seiner Aus wirkungen auf den Kraftwerksbetrieb. Sollte die Machbar keitsstudie zu einem positiven Ergebnis kommen, dann würde die EnBW auch das Land für diesen Fischpass zur Verfügung stellen. Den Kontakt zu Unternehmen frühzeitig suchen Wenn zusätzliche privatwirtschaftliche Mittel in einer frühen Projektphase gesichert werden können, ist es 116 Handbuch

119 The Idea Die Wahl des richtigen Partners ~ Was haben die einzelnen Partner zu bieten? ~ Sind die Partner in der Lage, ihre projektbezogene Verantwortung zu tragen? Nicht eingehaltene Zusagen können das gesamte Projekt verzögern oder sogar gefährden. ~ Welche Gründe hat eine Institution oder ein Unternehmen, das Projekt zu unterstützen? ~ Stimmen Firmenpolitik und Geschäftsgebaren der Partner (großenteils) mit den eigenen Interessen überein? Wenn Vorstellungen darüber zu sehr auseinander driften, können sie das Projekt zum Scheitern bringen (mangelhafte öffentliche Akzeptanz eines Projektes kann zum Rückzug eines wichtigen Partners führen und dessen Austritt das ganze Projekt gefährden). ~ Nicht vergessen: Die Wahl des falschen Partners erschwert nicht nur die Partnerschaft selbst, sondern auch die Umsetzung des Projektes. Deshalb sind intensive Gespräche im Vorfeld nötig, um negative Überraschungen zu vermeiden! Wasserspielplatz Heidelberg: Die Anwohner profitieren von der öffentlichprivaten Zusammenarbeit Flusslandschaften der Zukunft 117

120 The Idea 118 Handbuch

121 Public-Private Partnership möglich, diese im Projektentwurf zu berücksich tigen. Frei werdende Ressourcen können dann ent sprechend anderweitig eingesetzt werden. Daher ist es sinnvoll, Partner aus dem privaten Sektor bereits in die Planungsphase mit einzubeziehen. Beim Pilotprojekt Speke and Garston Coastal Reserve am Mündungsbecken des Mersey trat die MBC bereits ganz zu Anfang der Projektplanung an die Peel Holding heran. Denn diese war Eigentümerin des Küstenstreifens und ohne ihre Zustimmung hätte das Projekt an dieser Stelle nicht umgesetzt werden können. Die Peel Holding konnte als Kooperationspartner gewon nen werden: Sie stellte nicht nur Rechts- und Man agementberater zur Verfügung, sondern sie finanzier - te den Bau des Kreisverkehrs am Eingang des Coas tal Reserve sowie die dort aufgestellten Kunst werke. Die Peel Holding als Grundstückseigentümerin profitierte ihrerseits von dem aufgewerteten Küstenge biet. Zwei für die Peel Holding wichtige Aktiva grenzen an das Küstengebiet: der Liverpool John Lennon Airport und der neu entwickelte Businesspark. Der direkte Blick auf das völlig verwahrloste Land hatte es bis her erschwert, Unternehmer davon zu überzeugen, hier Land zu pachten und am Standort zu investieren. Nun macht das sanierte Coastal Reserve das Gebiet attraktiver für Unternehmen und Anwohner. Letztendlich ermöglichte das aufgewertete Land höhere Mietpreise am Markt durchzusetzen. Ein weiterer Bonus für die Peel Holding ist, dass ihre Beteiligung an der Entwick lung eines öffentlichen Parks auf ihrem Land ihr Image in der Bevölkerung verbessert hat. Durch die früh zeitige Partnerschaft zwischen MBC und Peel Hol ding ganz zu Beginn der Projektplanung konnten beide Seiten die Vorteile der Partnerschaft voll ausschöpf en. Die Arbeit der Artery-Partner zeigt, dass Unternehmen nicht immer nur durch die Resultate eines Pro jektes motiviert werden, eine Public-Private Partnership anzu streben. Manchmal ist die Planungsphase eines Projektes für einen Betrieb wichtiger als die Phase der Umsetzung oder der Inbetriebnahme. Privatbesitz des örtlichen Energieversorgers in Altbach: Auf diesem Land wird ein ökologisches Regenerierungsprojekt umgesetzt // Verwahrlostes Gelände des Coastal Reserve am Liverpool Sailing Club. Vor der Umsetzung des öffentlich-privaten Projektes war dieses Land ein Hindernis für die Entwicklung des angrenzenden Gewerbeparks Bei der Planung des Mersey Vale Nature Park in Stockport profitierte die Emery Farm Holding von der engen Arbeitsbeziehung mit dem Stadtrat von Stock port. Die Holding ist Eigentümerin des Brachge ländes, auf dem früher Bleichwerke standen. Die Artery-Partner, darunter die MBC und der Stadtrat von Stock port, wollten das Land nun gerne in den Mersey Vale Nature Park integrieren. Emery Farm Holding beteiligte sich an den Pla - nungs sitzungen des Stadtrates für den neuen Naturund Gemeindepark. Im Rahmen der Zusammenarbeit kamen sich die beiden Parteien in ihren jeweiligen Inter essen entgegen: Emery stellte das Land als Teil des Naturparks zur Verfügung. Im Gegenzug wurde der Holding erlaubt, abgetragenes Erdreich anderer Bau stellen auf dem Gelände zu verteilen und so zu einer Kos ten einsparung beim Bau des Nature Parks bei zutragen. Diese Public-Private Partnership wäre nie entstanden, wenn die Planung des Projektes schon abgeschlossen gewesen wäre. Um die Unterstützung von Partnern des privaten Sektors zu gewinnen, ist es deshalb wichtig, diesen alle Vorteile einer aktiven Rolle schon bei der Projektplanung aufzuzeigen. Partner aus der Privatwirtschaft gewinnen Ist der potenzielle Partner für ein Projekt ausfindig gemacht, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. Kontaktaufnahme durch bereits bestehende Partnerschaften Am einfachsten lässt sich Kontakt zu einem potenziellen Partner aufnehmen, wenn schon durch frühere Projekte eine Partnerschaft aufgebaut worden ist. Beide Parteien wissen, mit wem sie es zu tun haben: Sie kennen die Ansprechpartner, Pri or itäten, Interessen und Arbeitsmethoden des jeweiligen Partners. Vor allem gibt es bereits eine aus reich ende Vertrauensbasis. Das alles beschleunigt die Kontaktaufnahme und ermuntert das Unternehmen, sich an einem weiteren Projekt zu beteiligen. Bei Artery konnten die Projektpartner des Mersey Vale Nature Park aus solch einer bestehenden Partnerschaft Nutzen ziehen. Die MBC arbeitet schon seit einigen Jahren mit dem Versorgungsunternehmen United Flusslandschaften der Zukunft 119

122 Utilities zusammen. Nun wurde auch für das Artery- Projekt der Kontakt eines strategischen Beraters der MBC genutzt, der für United Utilities tätig ist. Der geplante Mersey Vale Nature Park besteht aus mehreren Teilflächen einige davon sind ehe malige Klärbecken der Firma United Utilities. Auf grund der Kooperation entschloss sich das Ver sor gungs unternehmen, die Klärbecken weiterhin außer Betrieb zu lassen und das Flächenmanagement an die MBC zu übertragen. Sollte das Unternehmen zukünftig Flächen in diesem Gebiet benötigen, würde die MBC ihnen benachbartes Land zur Verfügung stellen. Auf eine solche Vereinbarung hätte sich dieser Partner niemals eingelassen, wenn es nicht bereits eine vertrauensvolle Basis gegeben hätte. Kontaktaufnahme durch öffentliche Personen Gerade wenn man größere Unternehmen anspricht, ist es wichtig, die Seriosität des Projektes heraus zustellen. Häufig gelingt dies, wenn man eine bekannte öffentliche Person für sein Projekt gewinnen kann. Eine solche Person steigert nicht nur die Wahrnehmung des Projektes, sondern es steigen auch die Chancen, gleich an die richtigen Ansprechpartner im Unternehmen vermittelt zu werden. Um für den Fischpass in Altbach Unterstützung beim Energiekonzern EnBW zu finden, wandte sich das Stutt garter Artery-Team an den Bürgermeister des Ortes, dessen Gemeinde ein wichtiger Kunde des Ener gie konzernes ist. Die Fürsprache des Bür germeis ters bei der EnBW für das ökologisch und sozial wertvolle Projekt trug dazu bei, dass deren Ent scheidungs träger den Fischpass unterstützten. Seit dem ersten Gespräch mit dem Bürgermeister war das Ener gie unternehmen aktiv an der Machbarkeitsstudie zum Fischpass auf dem Gelände des Altbacher Kraftwerkes beteiligt. Gelände des ehemaligen Bleichwerkes in Stockport: Durch die frühe Beteiligung des Grundbesitzers an den Planungen, konnte es in den Mersey Vale Nature Park integriert werden 120 Handbuch

123 Public-Private Partnership Kontaktaufnahme durch unkonventionelle Mittel Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit von Unternehmen hat es sich bewährt, zu ungewöhnlichen Mitteln zu greifen besonders dann, wenn es noch keinerlei Kontakte zum potenziellen Partner gibt. Diesen Weg beschritten die Artery-Partner im Ruhrtal. Um mit Unternehmen in der Region in Kontakt zu treten, luden die WABE (Wittener Gesellschaft für Arbeits- und Beschäftigungsförderung) und der Ennepe-Ruhr-Kreis zu einem großen Gala-Diner ein. Aus diesem Festbankett ging die so genannte Ruhrtafel hervor mit regelmäßigen Veranstaltungen, bei denen sich Vertreter wichtiger Unternehmen und öffentlicher Behörden sowie Politiker aus der Region treffen. Für das Ruhrtal war dies ein ganz neuer Weg, poten zielle Partner und Sponsoren anzusprechen: Denn während dieses Events konnten sich die Repräsentanten der Unternehmen ganz zwanglos kennen lernen und im Gespräch gemeinsame Ziele ausloten. Seitdem haben sich mehrere Partnerschaften gebildet. Der WABE gelang es, die örtlichen Stadtwerke für ein Projekt zu gewinnen: Diese liefern nun kostenlos den Strom, der für den Betrieb der RuhrtalFähre nötig Erfolgsgeschichte: Ruhrtal-Camp Inspiriert durch den thematischen Leadpartner in Großbritannien initiierten die Artery-Partner an der Ruhr das erste Ruhrtafel-Treffen. Dieses Gala-Diner war äußerst erfolgreich. Und um die entstandenen Synergieeffekte weiter zu stärken, wurde die Veranstaltung wiederholt auch diesmal wieder an einem ungewöhnlichen Ort, um den Unternehmern etwas Besonderes zu bieten. Seit die Ruhrtafel ins Leben gerufen wurde, ist der Austausch zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor intensiver geworden. Zudem sind neue Public-Private Partnerships entstanden, die über den Rahmen von Artery hinausgehen. Im Jahr 2004 entwickelte die WABE zusammen mit der Ruhrtal-Initiative ein Konzept für das Ruhrtal-Camp. Dieses Abenteuerzeltlager für Kinder aus der Region sollte an den Ufern des Harkortsees, einem der größten Stauseen der Ruhr, stattfinden. Für ein solches Projekt war hoher organisatorischer und finanzieller Aufwand nötig, und die Kosten wären für die Teilneh - mer definitiv zu hoch geworden, wenn sich die Initiatoren des Sommercamps nicht nach Projektpartnern umgesehen hätten. Das erste Ruhrtal-Camp fand im Jahr 2005 statt, dank einer Public-Private Partnership, die sich aus Organisationen und Unternehmen der Ruhrtafel rekrutierte. Die Kinder erhielten jeden Tag eine gesunde Mahlzeit vom ansässigen Catering- und Event-Unternehmen Schultenhof. Der Malteser Hilfsdienst kümmerte sich um die Wasserversorgung der Sanitäranlagen, und der örtliche Stromversorger Mark E übernahm die Kosten für die Installation der Stromversorgung und für den Stromverbrauch. Da die Kosten für Organisation und Unterhalt des Camps nun weit niedriger ausfielen, konnten die Teilnahmegebühren für die Kinder auf ein Minimum gesenkt werden. Die innovative Idee, mit der Ruhrtafel eine Plattform für den Austausch mit der Privatwirtschaft zu schaffen und diese Firmen und Betriebe auf öffentliche Projekte im Ruhrtal aufmerksam zu machen, ist der Artery-Partnerschaft zu verdanken. Artery hat mit der Public-Private Partnership eine Methode ins Spiel gebracht, die bei öffentlichen und privaten Institutionen bisher wenig bekannt war, sich in der Region aber zu einer gern angewandten Strategie entwickelt hat. Flusslandschaften der Zukunft 121

124 Public-Private Partnership Kontaktaufnahme zu Unternehmen ~ Durch bereits bestehende Partnerschaften Vorteil: Man kennt die Firmenpolitik des Unternehmens und weiß, wie der Partner arbeitet. ~ Durch einen Politiker/öffentliche Personen Vorteil: Das Engagement öffentlicher Personen erhöht die Glaubwürdigkeit des Projektes ~ Durch Öffentlichkeitsarbeit Vorteil: Interessierte Unternehmen stre ben ihrerseits eine Partnerschaft an. ~ Durch unkonventionelle Mittel: Hier ist Kreativität gefragt! Vorteil: Wenn noch keine Beziehungen zu Unter nehmen vor Ort geknüpft wurden, sind die Chancen sehr hoch, auf diese Weise einen geeig neten Partner zu finden! ist. Die RuhrtalFähre ist ein wichtiger Bestandteil des Artery-Projektes Barrierefreie Tourismusangebote im Ruhrtal. Kreative, unkonventionelle Aktionen haben den Zusatz effekt, dass sie Publicity schaffen. Dadurch treten häufig Unternehmen oder andere Organisationen mit eigenen Ideen an Projektentwickler heran. Bei solchen Partnerschaften werden häufig ungewöhnliche Wege beschritten, um einem Projekt zum Erfolg zu ver helfen. Motivierung von Partnern aus der Privatwirtschaft Win-Win-Situationen sind für den Erfolg einer Public-Private Partnership wesentlich. Deshalb sollten mögliche Partner auf alle Vorteile einer Kooperation hingewiesen werden. Kein Unternehmen wird ein Projekt unterstützen, in dem es keinen Nutzen sieht. Die Erfahrungen der MBC haben gezeigt, dass es durchaus von Vorteil ist, ein Projektprofil (Business Case) zu erstellen, das Anforderungen und Vorteile klar erläutert. Partner des öffentlichen wie des privaten Sektors wissen dann, was sie voneinander erwarten können. Das ist eine gute Basis, um Vertrauen in eine Part nerschaft aufzubauen. Im Rahmen der Artery-Projekte wurden die grundsätzlichen Anreize zur Beteiligung an einer Public- Private Partnership erkannt. Kennt man diese Vor tei le, kann man seine Partnersuche systematisch danach ausrichten. Wer genau weiß, welche Anreize ein Projekt zur Regenerierung einer Flusslandschaft einem bestimmten Partner bietet und welche Vorteile diesem am wichtigsten sind, kann seine Partnersuche wesentlich effizienter gestalten. Wirtschaftlicher Gewinn In den meisten Fällen bringen finanzielle Vorteile Unter nehmen dazu, ein Projekt zu unterstützen. Eindeu tige finanzielle Win-Win-Situationen gibt es normaler weise bei infrastrukturbezogenen Projekten. Die Projekt aufgaben sowie Verantwortlichkeiten und Risiken werden in einem Vertrag klar definiert und aufgeteilt. Die Risiken sollten stets so aufgeteilt werden, dass es in der Kompetenz der einzelnen Partner liegt, sie zu bewältigen. Wenn etwa ein Bauunternehmen eine Anla ge baut und betreibt, wird es seine Gewinne durch die zukünftigen Nutzer erwirtschaften. Also wird die Firma beim Bau auf gute Verarbeitung achten, um spätere Instandhaltungskosten so niedrig wie möglich zu halten. Bei Projekten zur Regenerierung von Fluss landschaf ten entstehen finanzielle Gewinne für Partner des privaten Sektors hauptsächlich in der Freizeit-, Tourismus- und Immobilienbranche. So war es zum Beispiel beim Yacht Club Hartkortsee (YCH), einem Artery-Partner im Ruhrtal. In einer Public-Private Partnership mit der Wittener Gesellschaft für Arbeitsund Beschäftigungsförderung (WABE) und der Stadt Hagen stellte der Yacht Club sein Gelände für die Errich tung eines Informations- und Servicecenters für Tourismus und Naherholung im Ruhrtal zur Ver fü- 122 Handbuch

125 gung. Der RuhrtalService ist ein wesentlicher Bestandteil des Artery-Pilotprojektes Barrierefreie Tou ris musan gebote an der Ruhr. Im Rahmen des Projektes erweiterte der YCH seine Angebote zu Behindertensport und Wassersport für Schulen. Die Sanierung des Bootshauses und die Aufwertung des gesamten Geländes war der Hauptanreiz für den YCH, an dem Artery-Projekt teilzunehmen. Außerdem würde die neue Angebotspalette neue Mitglieder anziehen. Der Yacht Club muss im Gegenzug allerdings dafür sorgen, dass die aufgewerteten Einrichtungen instand gehalten werden und die Sportund Freizeitangebote stattfinden, damit der Profit durch neue Mitglieder auch tatsächlich eingefahren werden kann. Auch beim Speke and Garston Coastal Reserve spielte die Aussicht auf wirtschaftlichen Gewinn eine wesentliche Rolle. Die Erwartung, dass durch die aufgewertete Flusslandschaft höhere Grundstückspreise erzielt würden, motivierte die Grundstücks ent wicklungs gesellschaft Peel Holding die Entwicklung der Coastal Reserve tat kräftig zu unterstützen. Schon nach kurzer Zeit wurde klar, dass sich diese Strategie bezahlt machen würde. Die Regenerierung des verwahrlosten Geländes beschert Peel mittlerweile erhöhte Mieteinnahmen von Unter nehmen, die sich im benachbarten Businesspark ange siedelt haben. Bei der Regenerierung von Flusslandschaften und grüner Stadtentwicklung sind finanzielle Gewinne oft nur auf den zweiten Blick erkennbar. Manchmal setzen sie erst nach der Fertigstellung des Projektes ein. Es ist wichtig, potenzielle Partner darauf aufmerksam zu machen. Im Ruhrtal erkannte der Eigentümer einer Wohnungs baugesellschaft (und Teilnehmer der Ruhrtafel) das Potenzial der Ruhrtal-Initiative für die gesam te Region. Daher entschied er sich, verschiedene Auf wertungs projekte zu fördern. Mit steigender Attraktivität der Region, so seine Hoffnung, würden sich hier auch mehr Menschen und Unternehmen niederlassen. Diese Menschen bräuchten dann Wohnungen und Häuser, welche die Wohnungsbaugesellschaft Eröffnungszeremonie der neuen Touristeninformation RuhrtalService Flusslandschaften der Zukunft 123

126 ihnen dann vermieten oder verkaufen würde. Als privater Partner wird er so auf lange Sicht finanziell von den verwirklichten Projekten profitieren. Verbessertes Ansehen in der Bevölkerung Wenn sich ein Unternehmen in einer Public-Private Partnership für ein Projekt engagiert, steigert dies sein positives Image in der Bevölkerung. Deshalb sollten potenzielle Partner unbedingt auf die Bedeutung des Projektes für die Menschen in der Umgebung aufmerksam gemacht werden. So konnte der Wasserversorger United Utilities durch die Beteiligung am Mersey Vale Nature Park in Stockport sein Image in der Öffentlichkeit verbessern. United Utilities betreibt in der Nähe des Wohngebietes Heaton Mersey eine Kläranlage. Austretende Gase, die bei der Abwasserbehandlung entstehen, verursachen eine starke Geruchsbelästigung und beeinträchtigen die Lebensqualität der Anwohner. Das schadet dem Ansehen des Unternehmens. Durch das Engagement im Artery-Projekt trägt United Utilities nun dazu bei, dass ein wichtiges Natur schutzgebiet an den alten Klärbecken bewahrt wird. Das hilft dem Unternehmen das Vertrauen der Anwohner zurückzugewinnen; zeigt seine Beteiligung an einem sozial und ökologisch bedeutsamen Projekt doch, dass sich das Unternehmen um seine Nachbarschaft sorgt und das Wohl der Region im Auge hat. Die Energiegesellschaft EnBW in Altbach argumentierte ähnlich. Die Beziehung zur Nachbarschaft hat für sie einen hohen Stellenwert. Der Energieversorger stellte deshalb schon früh soziale und ökologische Leitmotive auf, um die Unternehmensphilosophie zu unterstreichen. Diese Leitmotive stehen außerhalb aller wirtschaftlichen Interessen. Das Engagement in Artery half der EnBW diese Leitmotive in die Tat umzusetzen. In der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Pilotprojekt Landschaftspark Wernau- Neckar stärkt der Betreiber des Kraftwerkes sein Image als umweltbewusstes Unternehmen. Der privatwirtschaftliche Partner Peel Holdings wirbt für den Businesspark am Coastal Reserve 124 Handbuch

127 Public-Private Partnership Die Wahrnehmung eines Projektes durch Unternehmen und die örtliche Bevölkerung ~ Da Projekte mit einem erkennbar hohen Wert für das Allgemeinwohl in der Öffentlich keit besonders positiv wahr ge nommen werden, ist es leichter aus der Privatwirtschaft Unter stüt zung für Renommee pro jekte zu finden als für weniger auffallende Aufga ben stellungen. ~ Daher sollte der Wert eines Projektes sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei poten ziellen Partnern herausgestellt werden. Wird ein Projekt von der Bevölkerung als wich tig eingeschätzt, erhöht dies auch das Image der beteiligten Unternehmen und Insti tutionen. Gesetzliche Auflagen erfüllen Anders als zum Beispiel die Kraftwerksgesell schaft im baden-württembergischen Altbach, die frei willig sozi ale Unternehmensleitmotive aufgestellt hat, sind Unter neh men in manchen Ländern per Gesetz dazu ver pflich tet, bestimmte Auflagen zu erfüllen. Das kann Unter nehmen dazu ermutigen, Public-Private Partnerships einzugehen, um diese Verpflichtungen zu erfüllen. Die niederländischen Artery-Partner konnten die Woningstichting Ons Huis (Wohnungsbaugesellschaft Unser Haus) für die Restaurierung der Windmühle Wind lust gewinnen, weil in den Niederlanden solche Gesell schaften gesetzliche Auflagen haben, günstigen Wohn raum zu schaffen und sich an Projekten zu beteili gen, die der Öffentlichkeit dienen. Durch ihr Engagement bei der Sanierung der Windlust kam die Woningstichting Ons Huis diesen Aufla gen nach. Sie beriet das Projektteam Hollandsche IJssel in Steuerfragen und bei der Baukoordination. Außerdem übernahm die Wohnungsbaugesellschaft einen Großteil der Sanierungskosten, vor allem aber die Baukosten der Windmühlen-Nebengebäude. Diese beherbergen heute eine Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung, die von der Algemene Stichting Voor Zorg en dienstverlening ASVZ (Allgemeine Stiftung für Pfle gedienstleistungen, ASVZ) geleitet wird. Positive Auswirkungen auf Dritte Stadtentwicklungsprojekte haben oft Auswirkungen auf Dritte, die nicht direkt an der Umsetzung des Projektes beteiligt sind. Kennt man diese Effekte, kann man sie dazu nutzen, weitere Partner für das Projekt zu gewinnen. Dieser Strategie folgend, analysierten die Artery- Partner, welche Auswirkungen die Pilotprojekte auf andere Unternehmen, Organisationen und Institutionen haben würden. Danach nahmen sie Kontakt mit diesen Einrichtungen auf. Auch wenn daraus nicht immer Public-Private Partnerships entstanden sind, wurden dennoch nützliche Kontakte für die Zukunft geknüpft. Für die Regenerierung des Speke and Garston Coas tal Reserve luden die britischen Leadpartner die gemein nützige Organisation National Trust ein, an den Sit zungen der Lenkungsgruppe teilzunehmen. Natio nal Trust setzt sich für den Schutz und Erhalt der Umwelt und von Kulturstätten ein und ist der Besitzer von Speke Hall, einem Herrenhaus, das direkt an das Coas tal Reserve angrenzt. Da die National Trust sich sehr um den historischen Charakter des Gebietes sorgte, war ihr sehr wichtig, dass die Schönheit des Coastal Reserve wiederhergestellt werden würde. Des halb nahm sie von der ersten Einladung an regelmäßig an den Projektbesprechungen teil. Im zweiten Artery-Projekt in England verfolgte die Mersey Basin Campaign (MBC) eine ähnliche Strategie. Um Partner für den Mersey Vale Nature Park zu gewinnen, sprach die MBC ansässige Unternehmen an, die von dem großen Uferpark profitieren würden. So wurde etwa die Firma Innov8 Technology dazu moti viert, das Projekt zu unterstützen, weil ihre Mitar bei ter den Park in der Mittagspause nutzen. Das Unter nehmen unterstützte das Projekt, da sich das Arbeits umfeld der Mitarbeiter dadurch verbessern würde. Außer dem eröffnet der Park Möglich keiten, den Zusam menhalt der Mitarbeiter zu stärken, zum Bei spiel durch gemeinsame Baumpflanzaktionen. Flusslandschaften der Zukunft 125

128 Public-Private Partnership Publicity Ein weiterer Anreiz, eine Public-Private Partnership ein zugehen und sich für ein Projekt zu engagie ren, ist die positive Publicity, die mit angesehenen Pro jekten einhergeht. Neben den Projekten werden auch die Organisationen gewürdigt, die dahinter stehen. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Pres se erhöhen den Bekanntheitsgrad der beteiligten Unternehmen. Beispielsweise stellte das niederländische Artery- Team eine große Tafel mit den Namen und den Logos aller Partner, die den Umbau der histori schen Windmühle Windlust ermöglicht hatten, im Foyer der Mühle auf. An dieser prominenten Stelle wird die Tafel nun von den Besuchern wahrgenommen und fördert so den Bekanntheitsgrad der beteiligten Partner. Unter diesen Sponsoren sind auch die Woh nungs baugesell schaft Vestia und die Pflegegesellschaft ASVZ, deren Patienten jetzt in der Windmühle arbeiten. Als Teil des Projektes Barrierefreie Tourismus an gebote verleiht der Service RuhrtalVelo Fahrräder für Menschen mit Behinderungen und stellt Informationen über geeignete Fahrradrouten entlang der Ruhr bereit. Um diesen neuen Service bekannter zu machen, organisierte der Artery-Partner Wittener Gesellschaft für Arbeits- und Beschäftigungsförderung (WABE) eine Aus stel lung, auf der diese speziellen Fahrräder vor gestellt wurden. Die Besucher erfuhren mehr über das Ruhrtal Velo und konnten die unterschiedlichen Fahr räder ausprobieren. Dies war nur möglich, weil die Fahrrad hersteller Trimobil und Judimed verschiedene Fahrräder für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hatten. Die Veranstaltung hat die neuen Angebote im Ruhrtal und zugleich die Fahrradhersteller in der Region und bei Behindertenverbänden bekannt gemacht. Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen Ent - wick lungs projekte in der Region unterstützen. Meistens ist es nicht nur ein einzelner Vorteil, der Unternehmen davon überzeugt, mit einem öffentlichen Träger eine Kooperation einzugehen. Deshalb ist es wichtig, zu Beginn eines Projektes alle zu erwartenden Vorteile auf zulisten und sie potenziellen Partnern zu vermitteln. 126 Handbuch

129 Hauptvorteile für Partner aus der Wirtschaft ~ Wirtschaftlicher Gewinn ~ Verbessertes Ansehen in der Öffentlichkeit ~ Gesetzliche Auflagen können erfüllt werden ~ Positive externe Effekte ~ Publicity Um die verschiedenen Sponsoren bekannt zu machen, weisen großformatige Schilder in der Windlust in Nieuwerkerk auf die einzelnen Beiträge der Partner hin // Spezialfahrräder sind die Attraktion des RuhrtalVelos Beiträge der Privatwirtschaft zu Entwicklungs projekten in der Region Wer durch Public-Private Partnerships eine Projektunterstützung erreichen will, sollte klare Vorstellungen über die gewünschten Leistungen haben. Der private Sektor kann auf verschiedene Weise zum Erfolg von regionalen Entwicklungsprojekten beitragen. Bei Artery gab es sehr unterschiedliche und zum Teil einzigartige Formen der öffentlich-privaten Zusammenarbeit. In einigen Fällen gingen die Partnerschaften sogar über die eigentliche Projektumsetzung hinaus. Finanzielle Leistungen Für die Umsetzung von Projekten sind meist größe re Investitionen notwendig. Diese Kosten verringern sich, wenn es gelingt, Unternehmen oder private Ins ti tu tionen an der Finanzierung des Projektes zu betei ligen. Diese Beiträge können entweder für das gesam te Projekt oder zweckgebunden eingesetzt werden. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich die Partner stärker mit einem Projekt identifizieren, wenn sie genau wissen, wofür ihr Geld verwendet Flusslandschaften der Zukunft 127

130 Public-Private Partnership Grundregeln für die erfolgreiche Gründung einer Public-Private Partnership ~ Ein starkes Projektprofil erarbeiten! Sich Zeit nehmen und das Projekt genau analysie ren, Möglichkeiten für eine Public-Private Part nership gemeinsam erarbeiten. Durch gemeinsames Brainstorming ist es möglich das Pro jekt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dies kann sehr hilfreich sein! ~ Das Projekt in überschaubare Teile gliedern. Dadurch wird es einfacher, potenzielle Part ner und gemeinsame Vorteile zu finden. Und es zeigt sich, welche Teile des Projektes mehr und welche weniger für eine Public-Private Partnership geeignet sind. ~ Eine Gebrauchsanleitung für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zusammenstellen. Einen Katalog der Vorteile für Public-Private Partner ships erstellen. ~ Geeignete Personen finden, die in der Lage sind, potenzielle Kooperationspartner anzusprechen. ~ Vertrauen zwischen den beteiligten Partnern aufbauen! Zuverlässig sein! wird. Deshalb sollte man potenziellen Sponsoren und Partnern entweder direkt mitteilen, wohin ihr Geld fließt oder ihnen sogar ein Mitspracherecht beim Verwen dungszweck des Geldes einräumen. Für die Windlust spendeten Partner des privaten Sektors sowohl gezielt für bestimmte Bauteile als auch generell für die Sanierung der Windmühle. 25 Unter nehmen übernahmen die Kosten für Eingangs tür, Müh len segel und andere Bauteile. Die Namen der Spon soren und ihre Beiträge sind auf der Internetseite der Mühle aufgelistet ( nl). Andere öffentliche und private Institutionen, aber auch einzelne Pri vat leute haben symbolisch einen Klinkerstein für die Wand der Windmühle gesponsert als Gegenleistung wur de ihr Name in den Stein eingraviert. Durch das Sponsoring der Bauteile und der Steine kam eine Summe von über Euro zusammen. Diese Mittel machten die Sanierung der Mühle im geplan ten Umfang möglich. Geringere Beträge zum Projekt beisteuern zu können, machte es auch kleineren Unter nehmen, Organisationen und Privatpersonen möglich, sich an dem Projekt zu beteiligen. Ihre Unterstützung zeigte sichtbare Resultate und weckt ein Verantwortungsgefühl in den Partnern auch zukünftig zum Erhalt der Mühle beizutragen. Die Restaurierung der Windlust hat gezeigt, dass es für manche Pro jekte sinnvoller sein kann, bei mehreren Partnern um kleinere Beiträge zu werben, als auf den Gewinn einiger weniger Großinvestoren zu setzen. Die Investition des Grundstücksentwicklers Peel Hol ding mehr als Euro in das Speke and Garston Coastal Reserve zeigt, dass finanziel le Unterstützung nicht auf Baumaterial beschränkt sein muss. So übernahm Peel Holding alle Kosten, die durch Rechtsberatungen und Leistungen eines externen Notars sowie eines Rechtsanwaltes entstanden waren. Notar und Rechtsanwalt hatten die Verträge für die Gründung der Coastal Reserve Management Company aufgesetzt und diese überhaupt erst auf den Weg gebracht. Die Finanzierung von Dienstleistungen mag nicht direkt sichtbare Ergebnisse produzieren, aber sie füh rt zum gleichen Endresultat: Die zusätzlichen Gelder machen die Umsetzung des Projektes erst möglich oder beschleunigen sie. Privatwirtschaft liche Partner, die großen Wert darauf legen, etwas Sichtbares zu fi - nanzieren, können fast immer mit dem Argu ment überzeugt werden, dass die durch sie einge sparten Mit tel in reale Dinge investiert werden und sie so letzt end lich auch zu einem sichtbaren Ergebnis beitragen. Arbeitsmaterial, Sachleistungen Bei dieser Art von Investitionen geht es häufig um Baumaterial oder Betriebsausrüstung sie variiert aber stark von Projekt zu Projekt. 128 Handbuch

131 ~ Finanzielle Mittel Mögliche Beiträge des privaten Partners ~ Arbeitsmaterial, Sachleistungen ~ Fachwissen und Personal ~ Bereitstellung von Grundstücken Für das Artery-Projekt Barrierefreie Touris mus ange bote bot der Fahrradhändler Trimobil Son der kon ditionen für die Anschaffung der Fahr rä der. So konnte RuhrtalVelo mit dem eingeplanten Budget eine größere Anzahl unterschiedlicher Spe zial fahrräder kaufen und dadurch mehr Men schen mit Behinderungen den Fahrradservice anbieten. Außerdem stimmte Trimobil günstigeren Grup pen ta ri fen zu. Dies ist ein besonde rer Service für Behin dertensportgruppen, die die bar rierefreien Rad fahr wege an der Ruhr nutzen möchten. Im selben Projekt kam es zu einer Partnerschaft mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Zeit ungen erreichen jeden Tag Tausende von Menschen und sind deshalb ein exzellentes Medium, um Ent wick lungs projekte in der Region bekannt zu machen. Anzeigen in Zeitungen zu schalten, ist sehr kost spielig. Die WAZ stellte den Ruhrtal-Partnern kosten freie Anzeigenseiten zur Verfügung und war damit ein wichtiger Partner für die Projekte. Als langfristigen Vorteil erhoffte sich die Zeitung eine positive Entwicklung der Region. Diese beiden Partnerschaften zeigen, wie unterschiedlich Unterstützungen für ein Projekt aussehen können. Häufig ergeben sich Wege, die anfangs noch Klinkersteine mit den eingravierten Namen der Sponsoren. Viele nutzten die Gelegenheit, um mit kleineren Beträgen die Restauration der Windlust zu unterstützen Flusslandschaften der Zukunft 129

132 Public-Private Partnership Finanzielle Unterstützung anzunehmen heißt nicht, sich selbst zu verkaufen! ~ Wenn Wirtschaftsunternehmen ein öffentliches Projekt finanziell unterstützen, muss ihnen klar sein, dass sie das Projekt nicht kaufen. ~ Wenn ein Partner in der Umsetzung des Projektes dominiert, können andere Beteiligte sich zurückgesetzt fühlen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem Rückzug vom Projekt und zu seinem Scheitern führen. ~ Klar formulierte Verträge verhindern ungerechtfertigte Ansprüche und Forderungen! ~ Das Projektmanagement und die Ent - schei dungsgewalt sollten zum größten Teil bei den Projektleitern liegen und nicht gänzlich auf einen privaten Partner übertragen werden. ~ Die Projektleitung sollte nicht von einem finanziellen Wohltäter abhängig sein. gar nicht abzusehen waren. Daher ist es wichtig, während des gesamten Projektes immer offen für neue Mög lichkeiten zu sein. Fachwissen und Fachpersonal Mit Fachwissen und -personal kann sich der private Sektor sehr gut in ein Projekt zur Entwicklung einer Flusslandschaft einbringen. Für ein Unternehmen ist dies eine der aktivsten Formen einer Partnerschaft. Beim Mersey Vale Nature Park profitierte die Mersey Basin Campaign zum Beispiel von ihrem Partner United Utilities, der über einen großen Erfahrungsschatz auf dem Gebiet der Erneuerung von natürlichen Lebensräumen verfügt. Das ehemalige Industriegebiet, auf dem Teile des Parks liegen, benötigte eine spezielle Auf bereitung, damit die früher heimischen Pflanzen und Tiere wieder angesiedelt werden können. Da dies aber nicht das erste Renaturierungsprojekt des Was serversorgungsunternehmens United Utilities war, kannte es sich mit der umweltge rech ten Sanierung von Kläranlagen-Brachflächen aus. Beim gemeinsamen Besuch von Gebieten im Nord wes ten Englands, die auf ähnliche Art und Weise rena tu riert worden waren, konnten Probleme und Pro blem lö sun gen diskutiert werden. Die Erfahrungen aus die sen Industriebrachen konnten auf das Gelände des ehe maligen Klärbeckens im Mersey Vale Nature Park über - tragen werden. Das Unternehmen hat sich außerdem bereit erklärt, allen Beteiligten bei der Rena tu rie rung und der Instandhaltung des Gebietes mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Während bei manchen Projekten Fachwissen gefragt ist, geht es bei anderen mehr um praktische Unter stützung. Hier können Unternehmen helfen, indem sie bestimmte Leistungen oder Arbeiten ausführen. Je nach Projekt können auch Privatpersonen diese Auf ga ben übernehmen. Der Betrieb des Naturbades Ruhr in Wetter war solch ein Fall. Als das Freibad dem Trägerverein übergeben wurde, setzte man auf die Hilfe von Vereinen, Unternehmen und Privatpersonen, einerseits um den eigentlichen Betrieb des Bades zu gewährleisten, andererseits um mit seiner notwendigen Sanierung zu beginnen. Mitglieder des Kanu Clubs Wetter, der Deut schen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.v. (DLRG) und des Technischen Hilfswerkes (THW) kümmerten sich um die technischen Belange des Freibades. Weitere Part ner hielten die Anlagen sauber oder setzten sich an die Kasse, wenn das Bad geöffnet war. Denn es war klar, dass das Freibad nur überleben konnte, wenn die Betriebskosten reduziert wurden. Der Erhalt des Bades war für die Bevölkerung von großer Bedeutung. Deshalb kamen viele verschiedene Menschen und Organisationen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusam men, um zu helfen. Die Unterstützung durch Leistung und Fachwissen hat einen besonderen Vorteil. Der Kooperationspartner 130 Handbuch

133 weiß, dass sein Engagement von besonderer Bedeutung ist, weil er sich sehr aktiv und sehr persönlich am Projekt beteiligt. Genau seine Leistung ist nötig und bindet ihn in besonderem Maße in die Umsetzung des Projektes ein. Bei dieser Form der Public- Private Partnership sind Vertrauen und Ver ant wortungs gefühl oft viel größer als bei anderen Formen der Zusammenarbeit. Bereitstellung von Grundstücken für die öffentliche Nutzung In Großbritannien sind viele Ufergrundstücke in Privat besitz und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. In den Niederlanden und in Deutschland gehören vor mals industriell genutzte Brachflächen oft ebenfalls Unternehmen, die entweder an andere Standorte gewech selt sind oder die Flächen einfach aufgegeben haben. Dieses Niemandsland ist über die Jahre oft verfallen und nicht mehr zugänglich. Damit solche Flächen in öffentliche Entwicklungsprojekte mit ein be zogen werden können, muss der Eigentümer zustim men. Daher stellen die Übereignung oder die Nut zungs übertragung von Flächen oft einen wesentli chen Bei trag für die Regenerierung von Flusslandschaf ten dar. Wenn es darum geht, mit Grundstückseigentümern eine Regelung zu finden, ist das Modell der Public- Private Partnership eine sehr nützliche Strategie. Da es sich meist um vernachlässigte und brachliegende Flä chen handelt, sind die Besitzer in der Regel an einer Zusam menarbeit interessiert, besonders wenn sie eige ne Vorteile darin sehen. Grundstücksvereinbarungen können sehr unterschiedlich aussehen, von der Zugangs- oder Nutzungs er laub nis über den Pachtvertrag bis hin zur Schen kung oder den Ver kauf eines Grund stückes. Für das Speke and Garston Coastal Reserve verpachtete der Eigen tümer Peel Holding das gesamte Terrain zum Null tarif an die neu gegründete Speke and Garston Coastal Reserve Management Company. Der geschätzte Wert des Grundstückes liegt bei etwa einer Das alte Freibad in Wetter wartet auf Sanierung durch privatwirtschaftliche Unterstützung Flusslandschaften der Zukunft 131

134 Public-Private Partnership Spin-off -Erfolge von Public-Private Partnerships in Projekten zur Regionalentwicklung ~ Das Engagement des privaten Sektors löst oft Spin-off -Erfolge aus, die nicht vorausgesehen werden konnten, als die Partnerschaft entstand. > Die positiven Auswirkungen der Public-Private Partnership werden von den privatwirtschaftlichen Partnern häufig unter schätzt. Deshalb ist es wichtig, solche Folgeerscheinungen bekannt zu machen. Million Euro. Die Vorteile für das Unternehmen wurden bereits dargelegt. Trotzdem wäre die Entwicklung des Küstenschutzgebietes für die öffentliche Nutzung ohne deren Unterstützung nicht möglich gewesen. Die Möglichkeit, Flächen in Privatbesitz für ein öffentliches Projekt durch eine Public-Private Partnership zu nut zen, wird immer noch unterschätzt. Größtes Pro b- lem ist, dass viele den Kauf oder Verkauf von Grundstücken als einzig mögliche Option sehen. Meist sind die Besitzer aber nicht bereit, ihr Eigentum zu veräußern. Wertvolle Projekte werden daher oft nicht verwirklicht, weil eine öffentlich-private Zusammenarbeit entweder nicht in Betracht gezogen wird oder vor ihr zurückgeschreckt wurde. Hier liegt ein großes Potenzial brach, das gerade auf dem Gebiet der Stadt entwicklung und der Renaturierung von Land schaftsgebieten aktiver gefördert werden sollte. Betrieb und Instandhaltung durch Public-Private Partnerships Die komplexesten Public-Private Partnerships werden gebildet, wenn es um Betrieb und Instandhaltung eines Projektes geht. Dabei handelt es sich um Langzeitkooperationen, die ein kontinuierliches Enga gement aller Beteiligten erfordern. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstehen meist intensive und vertrauensvolle Beziehungen, von denen alle Partner und das Projekt profitieren. Bei Artery waren sich alle Partner darüber im Klaren, dass die Regenerierung von Flusslandschaften nur sinnvoll sein würde, wenn sie nachhaltig wäre. Und so sollte durch Public-Private Partnerships sichergestellt werden, dass die neu geschaffenen öffentlichen Flächen nicht wieder verfallen würden. Diese Kooperationen ziel ten auf langfristigen Erhalt und Betrieb der Flächen. Die im Rahmen von Artery erzielten Partnerschaften las sen sich in vier Kategorien einteilen. Instandhaltung durch einzelne privatwirtschaftliche Partner Eine Möglichkeit ein Projekt nachhaltig zu sichern, ist Partner zu suchen, die die Verantwortung teilen und bestimmte Arbeiten übernehmen. Dies können zum einen Betriebe sein, die im Bereich der Instandhaltung arbeiten, zum Beispiel Landschaftsgärtner oder Reinigungsunternehmen sie haben ein professionelles Interesse daran, in ein Projekt mit einzusteigen zum anderen aber auch Unternehmen, die bereits mit dem Projekt in Verbindung stehen. Letzteres war beim niederländischen Artery- Projekt Vuykyard der Fall, bei dem eine ehemalige Schiffswerft zu einem Gemeindepark umgestaltet wurde. Das Restaurant Fuik s Eten & Drinken, das am Rand des neuen Parkes an der Hollandsche IJssel gebaut wurde, übernahm die Pflege des angrenzenden Kinderspielplatzes. Die Partnerschaft zwischen dem Restaurantbetreiber und der Gemeinde Capelle aan den IJssel, dem lokalen Projektpartner, erwies sich für beide Seiten als profitabel. Auf der einen Seite senken die Instandhaltungsarbeiten durch das Restaurant die Kosten für die Stadt erheblich. Auf der anderen Seite zieht eine saubere und sichere Umge bung für Kinder mehr Menschen in den Park. Dies wiederum bedeutet mehr Kunden und Umsatz für das Restaurant. Öffentlicher und privater Partner ergänzen sich also. Wenn man ein öffentliches Projekt umsetzt, ist es deshalb wichtig, begleitende Geschäftsmöglichkeiten zu bedenken und möglichen Partnern nahe zu bringen. 132 Handbuch

135 Wenn die Instandhaltung eines Projektes durch einen oder mehrere öffentlich-private Partner gewährleistet wird, bleiben Besitz und Hauptverantwortung bei den Projektträgern. Das hat den Vorteil für den öffentlichen Partner, dass er seine Kosten reduziert, ohne die Entscheidungsgewalt über das Projekt zu verlieren. Der private Partner trägt trotz eigener Gewinne nur einen bestimmten Teil der Verantwortung. Betrieb und Instandhaltung durch mehrere Eigentümer Instandhaltung und nachhaltige Nutzung einer Anlage oder eines Geländes können auch garantiert werden, indem Teile des Projektes an einen Partner verkauft werden. Bei einem solchen Modell wird ein größerer Teil der Verantwortung und Entscheidungsgewalt an einen oder mehrere Partner abgetreten. Das Betriebsmodell mit mehreren Eigentümern kam im Rahmen von Artery beim Pilotprojekt Windlust zum Tragen. Nach der erfolgreichen Restaurierung der Mühle verkauften die Projektträger und Eigner, die Windmühlenstiftung Molen Kortenoord, den Haupt anteil an die Wohnungsbaugesellschaft Ons Huis. Da die Stiftung nur einen kleinen Anteil zurückbehielt, verminderte sie einerseits ihr eigenes Risiko, aber andererseits auch ihren Einfluss auf Entscheidungsprozesse, die Betrieb und Instandhaltung der Mühle betrafen. Immerhin: Der verbliebene Anteil räumt der Stiftung trotzdem noch ein Mitspracherecht ein. Seit dem Kauf des Hauptanteiles trägt überwiegend die Wohnungsbaugesellschaft die Verantwortung für den Betrieb sowohl der restaurierten als auch der neuen Gebäude der Mühle. Um ihr eigenes Risiko zu vermindern, vermietete sie die Nebengebäude der Mühle an die Pflegeorganisation Algemene Stichting Voor Zorg en dienstverlening (ASVZ). Die Mieteinnahmen decken einen großen Teil der Instandhaltungskosten. Weitere Mittel werden durch verschiedene Aktivitäten wie den Verkauf von frisch gemahlenem Mehl oder durch Fundraising erbracht. Der privatwirtschaftliche Investor Fuik s Eten & Drinken Restaurant soll Besucher in den Gemeindepark Vuykyard locken Flusslandschaften der Zukunft 133

136 Public-Private Partnership Der Zeit- und Bürokratiefaktor ~ Bei der Suche nach privater Unterstützung und der Bewerbung für öffentliche Gelder müssen mögliche Partner erst ausfindig gemacht und kontaktiert werden. ~ Bewerbungsformalitäten und Vertragsregelungen sollte man genau kennen. Bei größeren Unternehmen müssen längere bürokratische Wege eingeplant werden. > Beides braucht Vorlaufzeit, sowohl auf Sei ten der öffentlichen Hand als auch des privaten Sektors. Deshalb sollte mit der Suche so früh wie möglich begonnen werden. ~ Partnerschaften aufzubauen braucht Zeit. Egal, ob die Zusammenarbeit vertraglich geregelt ist oder nicht um Arbeitsabläufe zu entwickeln und Vertrauen zwischen den Parteien aufzubauen, sollte man unbedingt Zeit einplanen. Auf diese Weise gelang es der Stiftung Molen Kortenoord, den Betrieb der Windlust nach Auslaufen von Artery auf ein sicheres finanzielles Fundament zu stellen. Dieses Modell der Public-Private Partnership hat den großen Vorteil, dass der öffentliche Partner nicht mehr das alleinige Risiko trägt. Verantwortlich keiten werden an andere Partner abgetreten. Ein möglicher Nachteil dieser Teilprivatisierung ist der Verlust der Entscheidungsgewalt. Es ist deshalb notwendig, klare Abmachungen zu treffen, um Streitigkeiten über Zuständigkeiten zu vermeiden. Betrieb durch einen Trägerverein Das dritte Betriebsmodell, um Projekte, die im Rahmen von Flusslandschaftsentwicklung entstanden sind, nachhaltig zu sichern, ist der Trägerverein. Bei der Zusam menarbeit mit einem solchen Verein vermindert der öffent liche Partner sein eigenes Risiko, bleibt aber weiter hin Eigentümer. Stattdessen über nimmt der Träger verein die gesamte Ver ant wort ung für den Betrieb und die Instandhaltung des jeweiligen Pro jek tes. Die Stadt Wetter, Artery-Projektpartner des Naturbades Ruhr, ging mit dem Verein Unser Freibad am See e.v. eine öffentlich-private Partnerschaft ein. Der Verein war aus einer Anwohnerinitiative entstanden, die entschlossen war, das alte Freibad zu erhalten. Um das Bad sanieren und betreiben zu können, gab sich die Bürgerinitiative die rechtliche Form eines eingetragenen Vereines. Die Stadt Wetter übertrug die Verantwortung für den Betrieb und Erhalt des Bades dem Trägerverein mit der Auflage, die Betriebskosten zu senken und die heruntergekommene Anlage zu sanieren. Der Verein Unser Freibad am See e.v. ist nun mindestens bis zum Jahr 2029 Träger des Freibades. Bis dahin ist die Stadt verpflichtet, jedes Jahr einen Anteil der Betriebskosten zu übernehmen. Bei dem Modell Trägerverein werden alle erwirtschafteten Gewinne wieder in das Projekt inves tiert. Die Privatpersonen, die den eingetragenen Verein betrei ben, haften nicht mit ihrem eigenen Besitz, sollte der Verein die Risiken nicht länger tragen können. Vor allem deshalb entschied sich die Bürgerinitiative für diese rechtliche Form, als es darum ging, das Naturbad weiter zu betreiben. Die Gründung eines Trägervereines ist ein erfolgversprechender Ansatz, um den Betrieb einer Anlage sicherzustellen. Ein Betreibermodell wie Unser Freibad am See e.v. hat große Vorteile für private wie öffentliche Partner. Während die öffentliche Institution die Hauptverantwortung für den Erhalt der Anlage an ande re abgibt, bleibt sie dennoch Besitzer der Anlage und des Geländes. Der Partner des privaten Sektors hin ge gen kann Entscheidungen treffen und haftet trotzdem nicht mit seinem Privatvermögen, sollte er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Nachhaltigkeit durch ein eigens gegründetes Managementunternehmen sichern In Anlehnung an das Modell der Windlust entwic kelten die britischen Artery-Partner ein eigenes Konzept für den erfolgreichen und nachhaltigen Erhalt des Speke and Garston Coastal Reserve. 134 Handbuch

137 Gewinn und Haftung in einem eingetragenen Verein ~ Ein eingetragener Verein ist eine juristische Person. ~ Seine Mitglieder arbeiten meist ehrenamtlich. ~ Alle erwirtschafteten Gewinne gehören dem Verein und nicht seinen Mitgliedern. ~ Sollte ein Verein insolvent sein, haften die Mitglieder nicht mit ihrem persönlichen Besitz. ~ Der Vorstand des Vereines ist persönlich haftbar, wenn ihm grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen werden kann. Während der Umsetzung wurde das Projekt von einer Lenkungsgruppe geleitet, die aus mehreren Partnern bestand. Diese Partner waren Repräsentanten von Peel Holdings, der Mersey Basin Campaign (MBC), des Liverpool City Council, des National Trust, der Mersey Waterfront, von Randall Thorp und der Northwest Development Agency (NWDA). Allerdings ist eine solche Lenkungsgruppe keine angemessene Institution, um ein öffentlich genutztes Privatgelände zu managen. Sie hat weder die rechtlichen Möglichkeiten noch das Personal, das für ein solches Unterfangen nötig ist. Dieses Problem lösten Grundbesitzer Peel und die MBC, indem sie eigens ein Unternehmen gründeten: die Speke and Garston Coastal Reserve Management Company. Das Unternehmen Peel und die öffentliche Organisation MBC bilden als zwei gleichberechtigte Shareholder das organisatorische und entschei dungstragende Organ. Sie teilen das gesamte Risiko und die Patient der ASVZ; die Pflegeorganisation ist Mieter der Gebäude der Windlust Flusslandschaften der Zukunft 135

138 Drei Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Public-Private Partnerships ~ Engagement: Es ist wichtig, dass alle Betei ligten hinter dem Projekt stehen, sowohl die Partner der öffentlichen Hand als auch die des privaten Sektors! ~ Kommunikation: Ein intensiver Austausch unter den Projektpartnern ist wichtig, um Missver ständnisse zu vermeiden. Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um die Bevölkerung über das Projekt und auch die Partnerschaften zu infor mie ren. Transparenz verhindert, dass sich die Bür ger gegen die Arbeitsmethoden im Projekt stellen. ~ Koordinierung: Alle Partner der öffentlichen Hand und des privaten Sektors tragen Risiken und Verantwortung für das Projekt. Um die Arbeitsabläufe nicht zu behindern, ist eine zentrale Koordination unerlässlich. Verantwortung für die nachhaltige Entwicklung des Coastal Reserve. Peel und MBC zahlen eine Mit gliedschaftsgebühr an die Management Company und leisten beide materielle und personelle Unter stüt zung. Zusätzliche finanzielle Mittel für den weiteren Ausbau des Küstenstreifens gewann die Management Com pany durch die Gründung eines Fördervereines. Inter essierte Organisationen können so Partner werden und zum Erfolg des Naherholungs- und Naturschutz gebietes beitragen. 136 Handbuch

139 Public-Private Partnership Struktur Vorher Nachher Stakeholder-Forum (Interessenvertreter) Stakeholder-Forum (Interessenvertreter) Lenkungsgruppe Lenkungsgruppe Förderverein Management Company Der Förderverein ist kein rechtliches Organ der Manage ment Company. Er hat sich jedoch zum Ziel gesetzt, die Entwicklung des Coastal Reserve zu för dern und die Management Company in ihren Bestre bungen zu unterstützen. Für die weiteren privatwirtschaftlichen Unternehmen wie den potenziellen Partner River side Housing Company, eine lokale Wohnungs bau gesell schaft, hat dieses Modell den Vorteil, dass sie nicht haftbar sind und so keine Risiken tragen, falls das Projekt nicht erfolgreich sein sollte. Als Mit glie der des Fördervereines unterstützen sie das Projekt mit finanziellen, personellen oder materiellen Mitteln. Außer dem haben sie beratende Funktion bei der Ent wick lung des Coastal Reserve. Für die beiden Teil ha ber der Manage ment Company, Peel und MBC, hat diese weitere Public-Private Partnership mit dem För der verein den Vorteil, dass sie die Kontrolle über das Projekt behalten. Die Kombination aus Management Company und Förderverein ist eine spannende neue Methode, weitere Partner des privaten Sektors in ein Projekt einzubinden und zusätzliche Sponsoren zu akquirieren. Im Gegensatz zur Lenkungsgruppe kann ein Unternehmen weitere private Partner engagieren und einen Instandhaltungsfonds verwalten. Außerdem darf eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung im Gegensatz zu einem gemeinnützigen Verein Gewinne erwirtschaften. Mit den Ressourcen der beiden Orga nisationen im Rücken kann die Management Com pany auch alle bürokratischen Notwendigkeiten wie Versicher ungen oder die Pacht für Land bestreiten. Nur so kann man die Qualität eines so großen Gebietes wie des Coastal Reserve erhalten. Die Speke and Garston Coastal Reserve Management Company wurde von den beiden Teilhabern für einen Zeitraum von 25 Jahren gegründet. So sind die beiden Partner, MBC und Peel Holdings, in der einzigartigen Position die Qualität und Nachhaltigkeit des Speke and Garston Coastal Reserve für mindestens ein Vierteljahrhundert zu garantieren. Hauptgeschäftsstelle der Peel Holdings, privatwirtschaftlicher Partner der Speke and Garston Coastal Reserve Management Company // Organisationsstruktur der Speke and Garston Coastal Reserve Management Company Flusslandschaften der Zukunft 137

140 138 Handbuch

141 Public-Private Partnership Erfahrungen aus Artery Zahlreiche praktische Beispiele aus den Artery-Pilotprojekten haben gezeigt, wie Public-Private Partnerships genutzt werden können, um Projekte zur Entwicklung von Flusslandschaften umzusetzen und diese anschließend instand zu halten. Sie sind flexibel zu handhaben und können zu vielen Zwecken eingegangen werden. Deshalb bieten die Erfahrungen der Artery-Partner wichtige Anregungen und Einsichten für zukünftige Projekte. Folgende Aspekte sind für die Bildung einer erfolgreichen Public-Private Partnership zu berücksichtigen ~ Alle Möglichkeiten, wie der private Sektor für das Projekt zu gewinnen ist, müssen sondiert werden. ~ Formen der Unterstützung, die die Partner des privaten Sektors leisten können, müssen analysiert werden. ~ Wer passt zu dem Projekt und wer könnte Interesse daran haben, es zu unterstützen? ~ Potenzielle Partner sollten so früh wie möglich angesprochen werden. ~ Verschiedene Möglichkeiten, mit Organisationen in Kontakt zu treten, sollten in Betracht gezogen werden. ~ Ein Projekt-Profil sollte erstellt und das Projekt aktiv beworben werden. ~ Alle möglichen Vorteile, die potenzielle Unternehmen motivieren, müssen beworben werden. Win-Win-Situationen, bei denen alle Beteiligten profitieren, sind notwendig für eine Public-Private Partnership. ~ Stadtentwicklungsprojekte haben immer positive externe Effekte. Diese sollten dem Projekt zugute kommen. ~ Public-Private Partnerships sollten flexibel gestaltet und je nach Projekterfordernissen ausgerichtet werden. Dabei ist zu beachten, dass privatwirtschaftliche Unternehmen ihre eigenen Strukturen und Zeitpläne haben, die berücksichtigt werden müssen. ~ Fast kein Projekt endet nach seiner Umsetzung es muss weiter betrieben oder instand gehalten werden. Daher ist es wichtig zu wissen, wie Public-Private Partnerships für diese Zwecke einsetzbar sind. Die Organisationsformen dieser Partnerschaften können sehr unterschiedlich sein. Es empfiehlt sich, kreativ zu sein und rechtliche Strukturen zu bilden, die zu dem Projekt passen. Coastal Reserve und Businesspark: Eine extra gegründete Management Company sorgt für die Instandhaltung und Weiterentwicklung des Geländes Flusslandschaften der Zukunft 139

142 Regionale Entwicklungsstrategien Text: Frank Bothmann Regionale Entwicklungsstrategien 140 Handbuch

143 Hollandsche IJssel: Freizeit und Natur sind zwei wichtige Handlungsfelder, um attraktive Standortbedingungen für die Region zu schaffen Einleitung Flüsse und ihre Landschaften sind für die Stadtund Regionalentwicklung von herausragen der Bedeutung, da sie einen attraktiven Siedlungsraum mit vielfäl tigen ökonomischen, kulturellen und ökolo gi schen Potenzialen darstellen. Dabei machen Fluss land schaften naturgemäß nicht Halt vor administra ti ven Grenzen: Flüsse fließen über Gemeinde-, Provinz- und Landesgrenzen hinweg. Fluss land schaf ten decken sich also nicht mit den formal festgelegten Planungsräumen. Für regionale Strategie- und Entwicklungskonzepte, die sich an Flusslandschaften orientieren, sind daher informelle Instrumente und Herangehensweisen notwen dig. Sie unterliegen wie der Name schon sagt keinen formalen Vorgaben in der Ausgestaltung. Daraus ergibt sich für die verschiedenen Akteure, die ihre Fluss land schaften im regionalen Kontext entwickeln wollen, die Schwierigkeit, eine effek tive und nachhaltige Herangehensweise zu finden. Daher war es von Anfang das Ziel von Artery, unter schiedliche Ansätze und Erfahrungen aus der Regional entwick lung von Flusslandschaften zu sammeln, die ses Wis sen auszutauschen und Erfolgs faktoren für die Aus gestal tung einer regionalen Entwick lungs stra te gie für Fluss land schaften abzuleiten. Da die Aus ge staltung im entschei denden Maße von den regionsspe zi fischen Ge ge ben heiten und Ent wick lungs pers pek tiven abhängt, kann es allerdings keine allgemein gül tige Stra te gie für eine regionale Fluss land schafts entwicklung geben. Regionale Entwicklungsstrategien Regionale Entwicklungsstrategien sind langfristige Ent würfe für eine Region. Sie gestalten Leitlinien für die zukünftige Entwicklung einer Region. Sie definieren gemeinsame Ziele für verschiedene Handlungsfelder und schließen deren Implementierung ein. Sie sollen hand lungsorientiert sein und anhand dieser konkre ten Zie le Maßnahmen und Projekte fördern. Regio nale Ent - wick lungs strategien bieten einen Koope ra tions rah men, der die Zusammenarbeit zwischen verschiede nen Akteu ren und Institutionen auf einer höheren räum li chen Maßstabsebene vereinfacht oder auch erst ermöglicht. Die Notwendigkeit für regionale Entwicklungsstrategien ist angesichts der zunehmenden Globali sierung im letzten Jahrhundert enorm gestiegen. Produktionsfaktoren wie Arbeit und Kapital sind in der heutigen Welt sehr flexibel. Die gestiegene Mobilität und neue technische Entwicklungen ermöglichen es Produktionsfaktoren schnell zu verlagern. Administrative Grenzen bilden kaum noch kulturelle, geografische oder rechtliche Barrieren. So hat sich der Wettbewerb zwischen den Regionen, ob nun als Wohn-, Produktion-, Vertriebs-, Erholungs- oder Investitionsstandort, verschärft. Regionen sind einem zunehmenden Wettbewerb auf globaler, nationaler und interregionaler Ebene ausgesetzt. Dazu kommt die demographische Entwicklung, die insbesondere strukturschwachen Regionen zusätzlich Einwohner entzieht. Regionen müssen sich deshalb stärker profilieren und ihren besonderen Mehrwert gegenüber Konkurrenten herausstellen, um langfristig bestehen zu können. Flusslandschaften der Zukunft 141

144 Regionale Entwicklungsstrategien Regionale Entwicklungsstrategien Regionale Entwicklungsstrategien sind kommunale Grenzen überschreitende, integrierte Konzepte für die kooperative Entwicklung einer Region. Obwohl gerade bei der regionalen Entwicklung von Flusslandschaften meist informell und rechtlich nicht bindend, entwickeln sie durch die dialogorientierte freiwillige Bindung aller relevanten Akteure langfristige, handlungsorientierte Ansätze zur nachhaltigen Entwicklung einer Region. Regionale Entwicklungsstrategien für Flusslandschaften Schon der Blick in die Geschichte zeigt: Flüsse haben stets eine bedeutende Rolle für die Entwicklung einer Region gespielt. Sie waren von jeher wichtige Bestandteile des wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Raumes. Gerade Flussregionen besitzen im Zuge des zunehmenden Wettbewerbs zwischen den Regionen gute Chancen. Denn mit dem erklärten Ziel der zunehmenden Kohäsion wirtschaftlicher Rahmenund Lebensbedingungen in der Europäischen Union gleichen sich harte Standortfaktoren wie Infrastruktur, Steuern, Arbeitskosten, Bildungsniveau potenzieller Arbeitskräfte, Absatzpotenziale und andere immer mehr an. Im Rahmen von regionalen Strategien spielen daher neben den so genannten harten Standortfaktoren ver stärkt weiche Faktoren eine Rolle bei der Wahl des Wohn orts oder bei der Standortentscheidung von Unter nehmen, Institutionen, oder von Groß veran stal tun gen. Dazu zählen etwa gute Umwelt bedingun gen und gute Wasserqualität, aber auch attraktive Nah erholungsmöglichkeiten sowie ansprechende Kultur- und Freizeitangebote. Durch die nachhaltige Entwicklung von Flusslandschaften können eben diese Faktoren ausgebaut werden mit dem Ziel, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung der Region nach haltig zu lenken. Europäisches Raum ent wicklungs - konzept EUREK Das EUREK strebt schrittweise eine nachhaltige und regional ausgewogene Entwicklung auf dem Territorium der Europäischen Union an. Es verfolgt drei Hauptziele: ~ Wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt innerhalb der EU ~ Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturellen Erbes ~ Ausgeglichene Wettbewerbsfähigkeit des Europäischen Raumes Regionale Entwicklungsstrategien in Artery Die Auseinandersetzung mit den regional unterschiedlich verfolgten Ansätzen zur Flusslandschaftsentwicklung in den Partnerregionen war eines von vier Kernthemen in der Artery-Partnerschaft. Beim Ver gleich der verschiedenen Herangehensweisen der fünf Artery-Regionen konnten Gemeinsamkeiten erar bei tet werden, die die Schlüsselaspekte einer regio na len Strategie zur Entwicklung von Fluss landschaf ten herausstellen. Die gewonnenen Erfahr ungen zeigen Planern zudem kreative und innova tive Ansätze zur Umsetzung des Europäischen Raum entwick lungskonzepts (EUREK) sowie der Europäischen Was ser rah men richt linie. Unter der Führung des Regionalverbands Ruhr (RVR) als thematischer Leadpartner wurde erkundet, welche Faktoren den Erfolg von Flussentwicklungsstrategien bedingen. Der RVR mit seinen Vorgängerinstitutionen verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen in der Regionalplanung und -entwicklung und war bereits an 142 Handbuch

145 der Ausarbeitung verschiedener Regionalstrategien maßgeblich beteiligt. Seit einer Umstrukturierung 1979 steht die regionale Freiraumentwicklung als Kern kompe tenz im Vordergrund. Beispielhaft dafür stehen das Regionale Freiraumsystem Ruhrgebiet, der Natur- und Freizeitverbund Niederrhein oder der Emscher Landschaftspark. Mit der Initiative Das Ruhrtal schuf der RVR zusammen mit anderen regionalen und kommunalen Partnern eine neue Entwicklungsstrategie für eine Flusslandschaft entlang der Ruhr. Konzeption einer regionalen Flusslandschaftsentwicklung Ein gesamträumliches Entwicklungskonzept auf regionaler Ebene kann als inhaltlicher Rahmen einer kooperativen Flusslandschaftsentwicklung fungieren, indem es die Zielsetzungen und Handlungsfelder zwischen den beteiligten Akteuren vereinbart und für die zukünftige Entwicklung der Region darlegt. Dies kann die Koordination der einzelnen Teilprojekte untereinander und die Abstimmung im Gesamtprojekt erleichtern. Ebenso erweisen sich klare räumliche Gren zen als nützlich, da sie deutlich zeigen, welche Gebiete, administrative Körperschaften und andere Akteure an der Zusammenarbeit beteiligt sind. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass diese Grenzen nicht zu eng gefasst sind, da sie sonst die Kooperation zu sehr einschränken könnten. Ziele und Zielgruppen Konzepte einer regionalen Flusslandschaftsentwicklung und ihre Zielsetzungen sollten gemeinsam mit allen beteiligten Kooperationspartnern auf Basis der regionspezifischen Probleme, Potenziale und Entwicklungsperspektiven entwickelt werden. Je nach Ausgangs situation können sich so ganz unterschiedliche Richtungen einer nachhaltigen Entwicklung von Flussland schaften ergeben. Wie sehr die Entwicklung von Regionalstrategien von den spezifischen Umständen geprägt ist, zeigt eine Blick von der Kanzel in Hattingen-Blankenstein auf die Ruhr: Unerwartet grün entspricht das Ruhrtal gar nicht den gängigen Vorstellungen des Ruhrgebietes. Eine nachhaltige Regionalentwicklung unterstützt diesen Imagewechsel Flusslandschaften der Zukunft 143

146 Ausgangssituation und Zielsetzung Region Ausgangssituation Zielsetzung Ruhrtal Wirtschaftlicher Strukturwandel mit seinen sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen brachliegende Flächen Verlust von Arbeitsplätzen Potenziale für Freizeit- und Tourismusangebote schlechtes Image der Region Förderung von Freizeit- und Tourismusangeboten Aufwertung des regionalen Image Schaffung von Arbeitsplätzen, neuen Einrichtungen und wirtschaftlichen Möglichkeiten Städte und Menschen zurück an den Fluss bringen Mersey Becken Wirtschaftlicher Strukturwandel mit seinen sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen Gewässerbelastung kontaminierte und brachliegende Flächen schlechtes Image der Region Entwicklung eines regionalen Parks entlang des Flusses Aufwertung des regionalen Image nachhaltige Entwicklung des Merseybeckens Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung Beteiligung der Bevölkerung Schaffung von Naherholungsangeboten Verbesserung der Wassergüte Hollandsche IJssel kontaminierte Flussufer Umsetzung des nationalen Planes zur Sicherung von Grün- und Freiflächen in der Region schlechtes Image der Region bedrohtes industrielles Erbe integrierte Entwicklung der Flussufer Sanierung der Flussufer und anderen kontaminierten Flächen Schaffung von neuen Freizeitangeboten Schutz des industriellen Erbes Rhein-Neckar Entwicklung eines regionalen Landschaftsparks zwischen Pfälzer Wald und Odenwald Umsetzung des Flächennutzungs- und Landschaftsplans durch das Kooperationsprojekt Lebendiger Neckar integrierte und nachhaltige Entwicklung der Flussufer und Schaffung einer Grünachse für Naherholung und Naturschutz Bewusstseinsbildung Schaffung von Freizeitangeboten Stuttgart-Neckar Entwicklung eines regionalen Landschaftsparks, der geprägt ist durch die Land- und Forstwirtschaft, ein integriertes Habitatsystem für Flora und Fauna integriertes System von Wegen zur Erschließung von Erholungsflächen und landschaftlich wertvollen Gebieten Ökologischer Hochwasserschutz größere Biodiversität Schaffung von lokalen Naherholungsangeboten Stadterneuerung kombiniert mit zusammenhängend zugänglichen Grünflächen entlang des Neckars vergleichende Darstellung der Ausgangssituationen und Zielsetzungen der Entwicklungskonzepte in den Artery-Partnerregionen. Übergeordnete Zielsetzung aller ist, die Attraktivität der Region zu steigern. Im Ruhrtal und im Mersey Becken spielt der Strukturwandel mit seinen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Problemstellungen eine wesent liche Rolle bei der Flusslandschafts ent wicklung und -erneuerung. Um sich als überregionale Naherholungs- und Tourismusregion zu etablieren, zielt das Ruhrtal darauf ab, seine Landschaftsräume und Naherholungsangebote zu verbessern und auszubauen, mit der Ruhr als verbindendes Element. Diese Entwicklung soll die Standortfaktoren für den Wohn- und Wirtschaftsstandort Ruhr stärken. Die Maß nahmen am Mersey fokussieren sich zudem auf die ökologische Erneuerung des Flusses und seiner Flussufer, um so die Qualität des Wohn- und Wirtschafts standortes zu erhöhen. Sowohl für diese Regionen als auch für die Hollandsche IJssel soll die Flussregenerierung auch das Image der Region verbessern. Der Fluss und sein Umland galten lange als der Hinterhof der Region, als dreckigster Fluss Hollands. Durch eine integrierte Sanierung der kontaminierten Flussufer und -böden soll die Attraktivität der Flusslandschaft nachhaltig erhöht und das regionale Image aufgewertet werden. Die Flusslandschafts ent wicklung in der Region Stuttgart-Neckar und in der Region Rhein-Neckar soll jeweils eine attrak tive Nah erholungslandschaft schaffen, um die Stand ort qualität zu verbessern, und dadurch vermehrt Unter neh men und Einwohner für die Region zu gewinnen. Ausgehend von den übergeordneten Ziel setzungen für die zukünftige Entwicklung der Fluss landschaft empfiehlt es sich, konkrete Ziel grup pen auszuwählen, um effektiv und zielgenau agieren zu können. Eine der Hauptzielgruppen der Ent wick lungs strategien in den Artery-Partnerregionen sind die Bewohner der jeweiligen Region. Nur in der Mersey Region wurden die Maß nah men spezifisch auf die Anwoh ner ausgerichtet, die direkt am Ufer leben. Für die nachhaltige Entwicklung ist es sinnvoll insbesondere Schulen, Bildungseinrichtungen und Insti tu tionen, die einen 144 Handbuch

147 Regionale Entwicklungsstrategien Bezug zum Fluss haben, gezielt anzusprechen und als Partner für eine nachhaltige Bewusstseinsbildung zu gewinnen, wie dies in der Region Rhein-Neckar gelungen ist. Eine weitere wesentliche Zielgruppe sind die in der Region tätigen Unternehmen. Sie können einerseits für den ökologischen Umgang mit dem Fluss sensibilisiert werden, andererseits Partner innerhalb von Public-Private Partnerschaften werden. Dies wird insbesondere von der Mersey Basin Campaign (MBC) offensiv verfolgt. Leitbild Als Überbau der angestrebten Zielsetzungen und als inhaltlicher Rahmen für den Entwicklungsprozess können Leitbilder fungieren. Sie beinhalten eine kurze, allgemein verständliche Beschreibung der regionalen Entwicklungsstrategie und ihrer Zielsetzungen. Damit stellen sie Kriterien für die Auswahl von Teilprojekten zur Verfügung und sind zudem hilfreich für die Gewinnung von politischer und öffentlicher Unterstützung. Leit bilder bieten sowohl Entscheidungsträgern als auch der Öffentlichkeit eine Orientierung in dem komplexen Prozess der Flusslandschaftsentwicklung. Handlungsfelder und Maßnahmen Art und Umfang von Regenerierungsmaßnahmen sind abhängig von den spezifischen Gegebenheiten einer Region und den angestrebten Zielen der regionalen Partnerschaft. Um weiche Standortfaktoren Handlungsprogramm der Ruhrtal-Initiative Handlunsfelder Das Ruhrtal erfahren Freizeit und Tourismus im Ruhrtal Landschafts- und Stadtplanungsoffensive Städte an die Ruhr Regionalmarketing Ruhrtal Maßnahmen Historische RuhrtalBahn Ruhrschifffahrt Wasserwanderweg Ruhr RuhrtalRadweg Historisches Erbe und Industriekultur Neue Freizeitangebote und Ökologie Städtebauliche Planung und Umsetzung Öffentliche Bewusstseinsbildung durch PR-Maßnahmen und (Kultur-) Events Themen und Handlungsfelder Die Entscheidung über die Anzahl der The men und Handlungsfelder sowie der involvier ten Akteure bei der Konzeption und Umsetzung einer Regionalstrategie ist eine Gratwanderung. Wie viele Themen können besetzt werden? Wer wird alles eingebunden? Werden zu viele Themen besetzt und zu viele Akteure eingebunden, sind regionale Initiativen oft nur schwer handlungsfähig. Werden zu wenige Themen besetzt und zu wenige Akteure eingebunden, hat eine Initiative keinen nachhaltigen Effekt. nachhaltig verbessern zu können, empfiehlt es sich, Maßnahmen zur Aufwertung der regionalen Identität und der Lebensqualität der Bevölkerung, aber auch zur Stärkung der Wirtschaft zu integrieren. An der Ruhr und dem Mersey konzentrieren sich die Maßnahmen zur Flusslandschaftsentwicklung auf die Bereiche Naherholung, Freizeitangebote, Tourismus, Kultur- und Industrieerbe, Wohnen und Arbeiten am Fluss. Durch diese Maßnahmen sollen sich die Städte wieder dem Fluss zuwenden, um die speziellen Qualitäten der Flusslandschaften zu nutzen. Die Zugänge zum Fluss und seiner umgebenden Landschaft sollen wo möglich geöffnet und im Interesse der angestrebten Nutzer gestaltet werden. Am Mersey werden diese Maß nahmen ergänzt um die dringend notwendige Verbes serung der Wasserqualität. An der Hollandsche IJssel erfolgt die Sanierung der kontaminierten Flächen mit einer klaren Ausrichtung auf die angestrebte Nutzung der jeweiligen Flusszone. Dabei wird für einige Abschnitte die derzeitige Nutzung beibehalten, während anderen neue Funktionen zugeschrieben werden wie Natur, Erholung, Wohnen und Arbeiten. Bei der Entwicklung einer Regionalstrategie für die Flusslandschaften am Neckar steht die Bewusst seinsbildung und Beteiligung der örtlichen Bevölkerung im Vordergrund. In der Region Rhein-Neckar beruht die Flusslandschaften der Zukunft 145

148 Entwicklung des Flussufers als zusammenhängende Grünachse auf den Handlungsfeldern Naturschutz und Naherholung. Die Maßnahmen des Verbandes Region Stuttgart umfassen die koordinierte Entwicklung von Siedlungsflächen, Verkehr, Freiflächen für Natur und Erholung. Die Handlungsfelder beziehen sich auf den ökologischen Hochwasserschutz, die Vernetzung von Biotopen, Schutz der Kulturlandschaft und die Wiederherstellung eines zugänglichen Flussufers. Einbindung in formale Planungen Regionale Entwicklungsstrategien für Flusslandschaf ten sind aufgrund ihres kooperativen Charakters meist informell. Trotzdem brauchen sie, insbesondere wenn es um die Umsetzung der einzelnen Rege ne rationsprojekte geht, formale und planungsrecht li che Instrumente. Eine Einbindung in formale Pla nun gen An Flusslandschaften wie hier an der Hollandsche IJssel, wo beispielsweise private und gewerbliche Nutzung eng beieinander liegen, werden die unterschiedlichsten Ansprüche gestellt. Eine regionale Entwick lungsstrategie versucht die verschiedenen Interessen aufeinander abzustimmen ist unbedingt nötig. Die Entwicklung von Fluss landschaf ten kann sowohl mit Hilfe von formalen Plänen und Strategien gestärkt werden als auch zu deren Umsetzung beitragen. In den Artery-Partnerregionen sind entsprechend der raumordnerischen Gegebenheiten durchaus Unter schiede festzumachen. Während einige über eine formelle Regionalplanung verfügen, existieren in anderen Regionen keine verbindlichen übergeordneten Pläne und Strategien. In den Regionen Stuttgart-Neckar und Rhein-Neckar dient die Flusslandschafts entwicklung der Umsetzung der vorhandenen Regional-, Flächennutzungspläne und Landschaftspläne. Im Partnerraum Mersey muss sich die räumliche Planung der Kommunen ebenfalls an verbindliche übergeordnete Entwicklungsstrategien aus richten. In der Region Hollandsche IJssel stellt sich die Situation dagegen umgekehrt dar. Die Partner des Projekts Hollandsche IJssel sind verpflichtet, die räumlichen Ziele der Flusslandschaftsentwicklung in ihre Regional- und Flächennutzungspläne zu integrieren. 146 Handbuch

149 Regionale Entwicklungsstrategien Planungshorizont Kooperationen auf regionaler Ebene allgemein und die Entwicklung von Flusslandschaften im speziellen sind komplexe, vielschichtige Prozesse, die je nach Ausgangssituation einen entsprechend langen Planungs horizont erfordern. Das Aktionsprogramm des Projekts Hollandsche IJssel ist beispielsweise auf 12 Jahre angelegt. Die Ruhrtal Initiative hat einen Planungshorizont von 10 Jahren und die Flusslandschaftsentwicklung der Mersey Basin Campaign (MBC) geht von 25 bis 30 Jahren aus. Dabei befinden sich die Artery-Partnerregionen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Während der Prozess in Stuttgart-Neckar und Rhein- Neckar derzeit noch am Anfang steht, verfügen die anderen Regionen bereits über eine jahrelange Erfahrung. Die Initiativen an der Hollandsche IJssel und im Ruhrtal starteten beide Ende der 1990er Jahre, MBC hat bereits 1985 mit ihrer Arbeit begonnen. Akteure und Organisation Um eine Region als Ganzes zu entwickeln und die unterschiedlichen Interessen entlang des Flusses zum Zweck einer nachhaltigen Entwicklung zusammenzubringen, bilden regionale Kooperationen und Partnerschaften das Rückgrat einer jeden Flusslandschaftsentwicklung. Kooperationen leben von den Akteuren, die in den Prozess involviert werden und für ihn gemeinsam Verantwortung übernehmen. Initiatoren Regionalstrategien für Flusslandschaften können auf unterschiedlichen Ebenen initiiert werden. Häufig werden solche Prozesse von mehreren Akteuren gleich zeitig angestoßen, die später in einem Projekt zusam mengeführt werden. Diese sind in der Regel Teil der lokalen und regionalen Verwaltung. Für die erfolg reiche Initiierung einer regionalen Strategie kann es von Vorteil sein, wenn eine bekannte Persönlichkeit die Idee einer regionalen Flusslandschaftsent wick lung anderen wichtigen Entscheidungsträgern und Insti tutio nen nahe bringt. Vor dem Hintergrund des langen Planungshorizontes einer Flusslandschaftsentwicklung kann zudem festgehalten werden, dass sich eine öffentliche Einrich tung als Initiator und Organisator des Ent wicklungsprozesses empfiehlt. Eine regionale Verwal tungseinheit, die in der Lage ist die notwendigen politischen und finanziellen Entscheidungen zu treffen, wäre sinn voll. Im Ruhrtal initiierten Städte, Gemeinden, der Ennepe-Ruhr-Kreis und der Regionalverband Ruhr die Ruhrtal Initiative und gründeten ein Netzwerk zur Entwicklung gemeinsamer Potenziale des Ruhrtals. An der Hollandsche IJssel wandten sich die Städte an die Provinzregierung der Provinz Südholland, um dem Problem des kontaminierten Bodens entlang des Flusses Herr zu werden. Die Provinz re gie rung ist gesetzlich verantwortlich, die notwendigen Bodensanierungsprogramme aufzustellen und entsprechende Fördermittel zu beantragen. Aus diesem konkre ten Anlass und auf Grund ihrer administrativen Auf ga ben und ihrer Handlungsmöglichkeiten war die Pro vinz in der Lage mit insgesamt 13 beteiligten Kom mu nen und Institutionen gemeinsame regionale Ziel setz ungen für die Flusslandschaftsentwicklung aufzustellen. Im Einzugsgebiet des Mersey war die Gewäs ser belastung so gravierend, dass grundlegende Maßnahmen unausweichlich waren. Dieser Pro zess wurde angestoßen von einer Vielzahl von Orga ni sa tio nen und Gruppen sowie vom damaligen britischen Umweltminister Michael Heseltine. In der Flussregion Rhein-Neckar wurde die Landschaftsentwicklung am Neckar zwischen Heidelberg und Mannheim im Rahmen der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung initiiert (vorbereitende Bauleitplanung nach den Vorgaben des Baugesetzbuchs). In der Region Stuttgart-Neckar bemühen sich derzeit die übergeordneten Regionalakteure, wie der Verband Region Stuttgart eine umsetzungsorientierte Strategie zur Landschaftsentwicklung mit einem Schwerpunkt Flusslandschaft auf den Weg zu bringen. Akteursgruppen Je nach regionaler Ausgangssituation kann die Einbindung ganz unterschiedlicher Akteursgruppen sinnvoll sein. Gemäß der Europäischen Wasser rahmen richt linie, die eine wesentliche Bedeutung für die Konzeption und Umsetzung von Flussland schaftsent wicklungen hat, gilt es alle diejenigen daran zu beteiligen, die ein Interesse an der Entwicklung einer Fluss landschaft haben. In welchem Grad dies sinn- Flusslandschaften der Zukunft 147

150 Regionale Entwicklungsstrategien Regionale Flusslandschaftsentwicklung und die Wasserrahmenrichtlinie ~ Zukünftige Projekte zur Regenerierung von Flusslandschaften werden die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nicht außer Acht lassen können. Im Jahr 2000 trat sie in Kraft und fordert bis 2015 den guten ökologischen Zustand für alle Gewässer der Europäischen Union. Die Richtlinie bietet erstmalig einen ganzheitlichen und integrativen Ansatz zum nachhaltigen Gewässermanagement auf der Ebene des gesamten Flusseinzugsgebietes. ~ Eine nachhaltige Flusslandschaftsentwicklung kann dazu beitragen, die Ziele der WRRL zu erfüllen. Im Gegenzug unterstützt eine bessere Wasserqualität die Rege nerie rung der Flusslandschaften, welche wie der um die Wirtschaft und die regionale Ent wick lung stimuliert. Gute Wasser- und Umwelt qualität gehören zu den wichtigsten weichen Standortfaktoren für wirtschaftliche Aktivitäten und Standortentscheidungen. Die WRRL kann daher als ein Instrument zur Förderung der Regenerierung von Flusslandschaften und einer nachhaltige regionalen Entwicklung fungieren. voll ist, hängt sowohl vom Entwicklungsstand des Gesamt projektes ab als auch von der räumlichen Ebene der jeweiligen Maßnahmen. Die lokale Ebene eignet sich am besten zur Einbindung Dritter, da diese hier direkt in ihrer näheren Umgebung betroffen sind. Darüber hinaus ist diese Ebene geeignet, die Zielgruppenorientierung der Maßnahmen zu gewährleisten. Die regionale Ebene scheint oftmals für die lokale Bevölkerung zu abstrakt. Zur Förderung der Flusslandschafts ent wicklung ist es hilfreich, den Industrie- und Tourismussektor mit einzubeziehen. Ebenso sollten Wasser behörden, Grund stücks besitzer, die Stadt- und Gemein deverwaltungen, Fach planer und potenzielle Sponsoren von Anfang an mitwirken. Um diese und andere relevanten Akteure für die Erarbeitung eines gemeinsamen Konzeptes zu gewinnen, muss ihr Interesse an der Regenerierung von Flusslandschaften geweckt werden. Dies kann zum Beispiel mit Workshops und besonderen Veranstaltungen erreicht werden. Die Aussicht auf öffentliche Fördermittel kann ebenfalls eine regionale Zusammenarbeit anregen. Generell ist es wichtig, die Vorteile einer regionalen Kooperation für die betreffenden Akteursgruppen hervor zuheben. Um politische Unterstützung für den Entwick lungsprozess zu gewinnen, ist es vorteilhaft, schnell Ergebnisse vorweisen zu können, die den Erfolg des regionalen Ansatzes bestätigen. Denn Resul tate einer erfolgreichen regionalen Kooperation werden von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen und sichern politische Unterstützung. Die in den Entwicklungsstrategien der Artery- Partnerregionen eingebundenen Akteursgruppen unter schei den sich sowohl im Grad ihrer aktiven Teil nah me, als auch in ihrer Entscheidungsbefugnis. Die opera ti ve Verantwortung für die Konzeption und Imple men tier ung dieser Strategien ist zum Teil sehr unterschiedlich strukturiert. Verwaltung und Politik Im Ruhrtal und an der Hollandsche IJssel wirken die Städte und Gemeinden aktiv an den Ent wicklungs maßnahmen mit. Sie sind auf der Ebene des Gesamtprojekts auch stimmberechtigt und durch politische Vertreter in der Steuerungsebene ver tre ten. Da lokale Projekte in Verantwortung der Städte umgesetzt werden, wird deren Umsetzung und Finan zierung in den kommunalen Parlamenten bera ten. Das Projekt Hollandsche IJssel ist eines von neun nationa len Projekten des Grünes Herzen Hol lands, eines raum ordnerischen Vorranggebietes zum Erhalt von Grün- und Naturschutzflächen im Bal lungszentrum der Randstad. Daher hat das Projekt strukturpolitische Bedeutung und gewinnt Unterstützung auf allen Ebenen. 148 Handbuch

151 In der Region Stuttgart-Neckar ist der Verband Regi on Stuttgart Initiator und bei der Umsetzung ein wesentlicher Akteur in der regionalen Flusslandschaftsentwicklung. Die Städte und Gemeinden sind hier auf Projektebene eingebunden und zusätzlich über ihren politischen Vertreter in der Regionalversammlung vertreten. Alle geplanten Maßnahmen und Konzepte müssen diesem Gremium vorgelegt und von ihm verabschiedet werden. Seit November 2004 ist der Verband per Gesetz nicht nur für die Planung, sondern auch für die Umsetzung eines Landschaftsparks verantwortlich, dessen fester Bestandteil der Neckar- Landschaftspark ist. Der Verband kann jetzt als Trä ger einer Maßnahme direkt bei der Umsetzung des Landschaftsparks tätig werden. In der Mersey Region wird die Flusslandschaftsentwicklung von der britischen Regierung unterstützt und das Regierungsbüro North West nimmt an den Sitzungen der Mersey Basin Campaign (MBC) als Beobachter teil. Auf lokaler Ebene vernetzt die staatliche Umweltbehörde (Environment Agency) als beobachtendes Mitglied die lokalen Umweltschutzaktivitäten mit den Aktionen der MBC. Lokale Vertreter, manchmal Ratsmitglieder, aber vor allem Mitarbeiter der Städte und Gemeinden sind lokal eingebunden auf Ebene der einzelnen River Valley Initiatives in den Fluss ein zugs gebieten. In der Region Rhein-Neckar agiert der Nach barschafts verband Heidelberg-Mannheim in Kooperation mit dem Verband Region Rhein-Neckar als Koordinator und Förderer für die Flusslandschaftsentwicklung. Die Verantwortung für die Umsetzung der Teilprojekte liegt bei den Kommunen. Bürger und Interessengruppen Am Mersey, der Hollandsche IJssel und der Region Rhein-Neckar spielt die Öffentlichkeit bei Ent schei dungen und Umsetzung von Maßnahmen eine große Rolle. In allen Fluss- und Bachtälern des Mersey-Einzuggebietes können sich unter ande- Idyllische Neckarlandschaft. Im Landschaftspark zwischen Heidelberg und Mannheim werden Naturschutz und Naherholung sinnvoll miteinander verbunden Flusslandschaften der Zukunft 149

152 Regionale Entwicklungsstrategien Der richtige Grad an politischer Unterstützung ~ Das Entwicklungskonzept sollte klare Ziele und Maßnahmen beinhalten. ~ Die Maßnahmen sollten zügig wahrnehmbare Ergebnisse zeigen. ~ Die Politik sollte kontinuierlich über den Verlauf und die Ergebnisse des Entwicklungsprozesses informiert werden. Hilfreich ist hierbei eine intensive Kooperation mit der lokalen Presse. ~ Politiker sollten aktiv beteiligt werden, zum Beispiel. als Schirmherr oder bei Eröffnungen, Projektpräsentationen oder Veranstaltungen. ~ Namhafte Politiker sollten als Initiatoren und Unterstützer gewonnen werden, um die Idee der regionalen Flusslandschaftsentwicklung anderen hochrangigen Schlüsselakteuren nahe zu bringen. ~ Alle Maßnahmen sollten Partei übergreifend stattfinden, um einer möglichen Instrumentalisierung oder Polarisierung vorzubeugen. rem lokale Bürgergruppen, Wohlfahrtsverbände und Vereine an bestehenden Aktions part ner schaften beteiligen. An der Hollandschen IJssel sind verschie dene Interessengruppen nicht nur bei den Maß nah men umsetzungen vor Ort, sondern auch schon beratend im Planungsprozess involviert. In der Rhein-Neckar-Region spielte Public Awareness, die öffent liche Bewusstseinsbildung, für die Flusslandschafts ent wicklung eine wesentliche Rolle bei der nach haltigen Implementierung der Maßnahmen. Dort werden Schulen und andere Bildungseinrichtungen an dem Entwicklungsprozess beteiligt. Im Ruhrtal und in der Region Stuttgart Neckar wird die Bevölkerung zu speziellen Anlässen und Veranstaltungen angesprochen. Wirtschaft In der Ruhrtal Initiative und an der Hollandsche IJssel haben darüber hinaus auch lokale und regionale Wirtschaftsvertreter eine beratende Funktion. Auch an der Projektumsetzung sind sie dort beteiligt. Am Mersey wurde sogar ein Förderverein gegründet, der den Kontakt zur regionalen Wirtschaft hält und ihr die Möglichkeit gibt, die regionale Entwicklung zu unterstützen. Mitglieder dieses Fördervereins haben auch ein Stimmrecht bei Entscheidungen, die auf regionaler Ebene getroffen werden. Durch eine offensive Einbindung können diese einerseits für den ökologischen Umgang mit dem Fluss sensibilisiert werden und andererseits werden auf die se Weise Möglichkeiten für Public-Private Part nerschaften geschaffen. Organisationsstrukturen Für eine erfolgreiche Arbeit sind Strukturen nötig, die Kommunikationswege, Arbeits teilung, Verantwortlichkeiten und Entschei dungs fähig keiten regeln. Die Partnerregionen haben ent sprech end ihrer rechtlichen und planerischen Rahmen bedin gun gen und der jeweiligen Ausgangs situation unterschiedliche Organisations modelle angewendet. Da die Flusslandschaftsentwicklung einen langfristigen Planungshorizont erfordert, ist eine persönliche und organisatorische Kontinuität Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. Wissen und persönliche Kontakte in einem funktionierenden Netzwerk sind nur schwer übertragbar. Der Wechsel von Mitarbeitern kann zu einem Verlust von Informationen führen und das Engagement für den kooperativen Prozess schmälern. Eine überschaubare Gruppe von Akteuren sollte deshalb die Prozesssteuerung übernehmen und einen beständigen Kern in der Zusammenarbeit bilden. Das Projekt Hollandsche IJssel, die Mersey Basin Campaign und die Ruhrtal Initiative verfügen jeweils über eine Lenkungsgruppe, die den Ent wick lungsprozess ihrer Flussregionen steuert. Je nach Aus- 150 Handbuch

153 gangs situation unterscheidet sich diese aber in ihrem Ver ant wortungsbereich und den eingebundenen Akteurs gruppen. Im Fall der Ruhrtal Initiative entscheidet die Lenkungs gruppe über Grundsatzfragen und Projekte, die in ein gemeinsames Handlungsprogramm aufgenom men werden. Die Lenkungsgruppe besteht aus poli ti schen Vertretern der lokalen und regionalen Gebiets körperschaften, sowie Vertretern der regionalen Wirtschaft und der Landesministerien. Wie die Lenkungsgruppe in Holland, in der neben den genannten Akteuren auch Vertreter der Wasserbehörden sitzen, hat sie die Aufgabe die politische Unterstützung zu sichern. An der Hollandsche IJssel verantwortet die Lenkungsgruppe außerdem die übergeordnete Projektkoordination und pflegt die Kontakte zu den relevanten Interessengruppen. Sie trifft programmatische Ent schei dungen, zur Organisation, Pla nung und Umsetzung von Maßnahmen und ist für das Berichtswesen verantwortlich. Der Verant wort ungs bereich der Lenkungsgruppe der MBC ist ähnlich. Hier entscheidet der Campaign Council über wichtige strategische Fragen sowie über einen Jahresaktionsplan. In ihm sitzen neben den Vertretern der regionalen Partner, auch Repräsentanten der regionalen Wirt schaft, des Forums für ehrenamtliche Tätigkeiten und der North West University. Viele der operativen Aufgaben, die an der Mersey und der Hollandsche IJssel von der Lenkungsgruppe übernommen werden, nimmt an der Ruhr eine regi o- nale Arbeitsgruppe wahr. Dieser Arbeitskreis besteht aus den Bau- und Planungsdezernenten der Pro- Die Organisationsstrukturen der Artery-Partner an Hollandsche IJssel (oben), Mersey (mitte) und Ruhr (unten) Flusslandschaften der Zukunft 151

154 Regionale Entwicklungsstrategien Kommunikations - struktur Etablieren Sie klare Kommunikations- und Entscheidungswege zwischen den Entscheidungsebenen, den Koordinations ebenen und den operativen Ebenen. Sorgen Sie dafür, dass hier alle Ebenen die Mög lichkeit haben gleichberechtigt ihre Anliegen zu äußern und zu vertreten. Beides stärkt das Engagement der Beteiligten und führt in der Regel zu zusätzlicher Unterstützung Außerdem kann dadurch die notwendige Unterstützung der politischen Entscheidungsebene gesichert werden. Erfolgsgeschichte: Bürgerbeteiligung auf regionaler Ebene In der Organisationsstruktur des Projektes Hollandsche IJssel werden die Interessen der Bürger dauerhaft repräsentiert. Die Beteiligung an der sogenannten Klankboard-Referenzgruppe gewährleistet den Bürgern den Zugang zu Informationen über den Fortgang des Projektes und ermöglicht die Teilnahme an wichtigen Diskussionen. Es ist die konsequente Umsetzung des Prinzips der Partizipation auf einer strategischen Ebene. Die Referenzgruppe besteht aus Vertretern unterschiedlichster Interessengruppen wird von einem Mitglied der Lenkungsgruppe geleitet berät und bewertet die Tagesordnung der Lenkungsgruppe kann eigene Themen einbringen wird zu Grundsatzfragen gehört hat kein Stimmrecht jekt partner und deren Vertreter. Er setzt die strategischen Vorgaben der Lenkungsgruppe in konkrete Maß nah men um und steuert die Umsetzung des Gesamt pro jektes Das Ruhrtal. Er berät und trifft Entschei dungen über die Ausführung der Teilprojekte und benennt Verantwortliche. Außerdem bereitet er die Entschei dungs grundlagen für die Steuerungsgruppe vor. Beim Projekt Hollandsche IJssel übernimmt eine Koordinierungsgruppe die Steuerung der Teil pro jekte. In dieser Gruppe sind alle Beteiligten mit einem Projektkoordinator vertreten. Sie stellt den Man agementlevel der Teilprojekte dar und ist verant wortlich für das Monitoring und die inhaltliche Verbindung zwi schen dem Gesamtprojekt und seiner Teilprojekte. Mit Hilfe der Koordinierungsgruppe und der personellen Unterstützung des Projektteams Hollandsche IJssel, dem ausführenden Organ auf der Ebene des Gesamtprojektes, begleitet und unterstützt die Lenkungs gruppe die gesamte Umsetzung des Pro jektes. Sowohl an der Hollandschen IJssel als auch im Ruhr tal werden die unterschiedlichen Organi sa tionseinheiten noch durch externe Dienstleister unter stützt, die Aufgaben wie Administration, Projekt ko or di nation, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Projekt implemen tie rung übernehmen. Im Fall von MBC werden diese und ähnliche Aufgaben durch so genannte Advisory Groups übernommen. Diese Advisory Groups sind automatisch auch vollwertige Mitglieder der Len kungsgruppe. An der Hollandsche IJssel und der Ruhr werden diese Experten nur bei Bedarf hinzugezogen. Im Projekt Hollandsche IJssel stehen verschiedenste Bürger- und Interessengruppen im Rahmen der so genannten Referenzgruppe der Lenkungsgruppe beratend und kommentierend zur Seite. Diese Referenz gruppe kann auch eigene Ansätze entwick eln und einbringen. Sie ist fester Bestandteil der Orga ni sa tionsstruktur des Hollandsche IJssel Pro jek tes. Über diese dauerhaften Organisationsstrukturen hinaus veranstalten MBC und die Ruhrtal Initiative Work shops, Wettbewerbe und Aktionen mit verschiedensten privaten und öffentlichen Akteuren, um zusätzliche Projektideen zu generieren. 152 Handbuch

155 Im Bau befindliche Treppe für Kanu ten an dem Mersey: Verbes serte Zugänge zum Fluss eröffnen neue Möglichkeiten und sind daher ein wichtiges Element in der nachhaltigen Flussland schaftsentwicklung Erfolgsgeschichte: River Valley Initiatives Die Entwicklung der Flusslandschaft im Mersey Becken umfasst auch dessen zahlreiche Nebenflüsse. Zur Erreichung ihrer übergeordneten Zielsetzungen verfolgt die Mersey Basin Campaign den Ansatz von lokalen Flusstal-Initiativen, so genannten River Valley Initiatives (RVI). Diese 19 Einzelinitiativen bilden den operativen Kern der Kampagne. Sie übernehmen vor Ort die strategische Führung und tragen direkt zur Wiederherstellung der Gewässerqualität, der Regenerierung der Flussufer, sowie zur öffentlichen Bewusstseinsbildung bei. In dieser Hinsicht nehmen sie eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der regionalen Strategie ein. Die River Valley Initiatives leisten ihren Beitrag auf folgenden Gebieten: Qualität des Flussbeckens: jede RVI hat strikte Vorgaben zur Abfallbeseitigung und organisiert regelmäßige Säuberungsaktionen Uferregenerierung: größere Projekte in der Region werden bei Planung, Finanzierung und Bürgerbeteiligung durch die RVI unterstützt Beteiligung von Gemeinschaften, Individuen und Unternehmen: die RVI arbeiten vor Ort mit Schulen und Unternehmen zusammen, sie begleiten Projekte von Studenten, schreiben Artikel für die Lokalpresse, Newsletter und die MBC Webseite und organisieren Spaziergänge Organisationsformen Regionale Strategien setzen in der Regel eine enge Kooperation und Partnerschaft zwischen verschiedenen Akteuren voraus. Wer soll den Prozess anstoßen? Welche Partner sollten für diese Netzwerke gewonnen werden? Wer sollte und wer kann dabei sein? Wie soll das Netzwerk organisiert sein? Welche rechtlichen Rahmen bedarf es? Bei der Bildung dieser notwendigen Netzwerk-Partnerschaften bieten sich vielseitige Möglichkeiten an von der losen Vereinbarungen, über schriftliche Absichtserklärungen und Kommuniqués bis hin zu Verträgen. Diese Fragen gilt es möglichst in der Anfangsphase einer Entwicklungsstrategie zu beantworten. Die Implementierung der Entwicklungsstrategien erfolgt in den Artery- Partnerregionen in der Regel auf freiwilliger Basis. Nur im Fall des Hollandsche IJssel Projektes sind die beteiligten Partner durch einen Durchführungsvertrag gebunden, Verantwortung für die Erreichung der gemeinsam gesetzten Ziele mit zu übernehmen. Dieser Vertrag regelt unter anderem die Organisationsstruktur und die Verteilung der Finanzmittel. Das Aktionsprogramm ( Werkboek ) ist der dynamische Teil des Vertrages. Es wird entsprechend des Projektfortschrittes jeweils angepasst und in ihm wird für jedes Einzelprojekt ein fester Projektverantwortlicher festgelegt. Flusslandschaften der Zukunft 153

156 Regionale Entwicklungsstrategien Phasen einer Regionalentwicklungs strategie ~ Vorbereitungsphase Phase 1: Bestandsaufnahme und -analyse Phase 2: Entwicklung übergeordneter Ziele und Aufbau von Organisationsstrukturen ~ Konzeptionsphase Phase 3: Auswahl der Handlungsfelder und Bestimmung der Zielgruppen Phase 4: Entwicklung von konkreten Maßnahmen und Projekten ~ Umsetzungsphase Phase 5: Finanzierung und Realisierung von Teilprojekten, laufende Konzeptanpassung und Ergebniskontrolle Umsetzung und Finanzierung Phasen der Regionalentwicklung Die Entwicklung von Flusslandschaften ist ein langfristiger Prozess von großer Komplexität. Um erfolgreich zu sein, bedarf der Prozess einer Programmatik. Auch wenn es auf Grund der verschiedenen Rahmenbedingungen keine allgemeingültige Regionalstrategie geben kann, so gibt es doch eine Annäherung an eine idealtypische Vorgehensweise zur Entwicklung einer solchen Strategie. Die oben abgebildete Übersicht strukturiert die Konzeption einer Regionalstrategie nach ihren verschiedenen Elementen. Sie stellt keinen verbindlichen chronologischen Ablauf dar, sondern dient bei unterschiedlichen Vorgehensweisen vielmehr der Orientierung. Die einzelnen Phasen sollten fließend ineinander übergehen, um über den gesamten Planungs zeitraum flexibel zu sein und auf veränderte Rahmen bedingungen angemessen reagieren zu können. Die klassischen Elemente Vorbereitung, Konzeption, Umsetzung einer Regionalentwicklungsstrategie gliedern sich in fünf grundsätzliche Phasen. Vorgeschaltet ist diesen das generelle Leitbild. Als Perspektive für die Zukunft leitet es die erste Phase der konkreten Strategiefindung ein. Vorbereitungsphase In Phase 1 sollte die bestehende Situation einer Region analysiert werden durch unterschiedliche Methoden wie statistische Untersuchungen, Mei nungsbefragungen und Stärken-und-Schwächen-Analysen (SWOT). Außerdem gilt es, alle wichtigen Akteure einer Region zu sammeln, um gemeinsam die nächsten Schritte zu erarbeiten. In Phase 2 sollte daraus eine Zukunftsvision für die Region entwickelt und Ziele formuliert werden. Im Anschluss gilt es eine Strategie zu entwickeln, wie die Vision erreicht werden kann. Hierbei wird ein Ansatz von unten als wichtig und unerlässlich für eine erfolgreiche Regionalentwicklung angesehen. In diesem Fall wird das regionale Ent wicklungskonzept von den Betroffenen gemeinsam erarbeitet. Dies stärkt die Identifikation mit dem Gesamtprojekt und fördert die Umsetzung der lokalen und regio nalen Teilprojekte. An der Hollandsche IJssel bestand die vorbereitende Phase hauptsächlich darin, die initiierenden Partner durch die Bildung einer Steuerungsgruppe zu organisieren und eine grundsätzliche Analyse der Ist-Situation sowie eine Kostenkalkulation vorzunehmen. Die angestrebten Nutzungen für die Flussufer wurden in einer Studie erhoben. Im Ruhrtal hatten die initiierenden Akteure schon vorher im Rahmen einer Bewerbung für ein regionales Förderprogramm zur Regionalentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen gearbeitet. Die erste Phase begann mit der Weiterentwicklung des damals entwickelten Konzeptes. Dabei wurde ein Diskussionsprozess angestoßen, um Zukunftsvisionen und Entwicklungsideen für die Region zu generieren. Das Ergebnis dieses Prozesses war ein politisch akzeptiertes Memorandum, das erste Züge der Ruhrtal- Strategie und ihres Entwicklungskonzeptes widerspiegelte. Erste Machbarkeitsstudien wurden in Auftrag gegeben. Im Verdichtungsraum Rhein-Neckar haben sich die Städte Heidelberg, Mannheim sowie 16 weitere Städte und Gemeinde im Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen Flächennutzungs- und Landschaftsplan aufzustellen. Im Rahmen seiner Zu 154 Handbuch

157 ständigkeit für die Landschaftsplanung beschloss der Nachbarschaftsverband 1996 ein Landschaftsentwicklungsprojekt Lebendiger Neckar. In der Region Stuttgart-Neckar entwickelte man in dieser Phase das Konzept eines regionalen Landschaftsparks, basierend auf einer Analyse der Freiflächensituation in der Region. Als Teil dieses Parks entwickelte der Verband Region Stuttgart die Idee des Neckar- Landschaftsparks. In einem weiteren Schritt wurde das Konzept des Neckar-Landschaftsparks mit den relevanten Interessengruppen diskutiert und festgelegt, dass die weitere Entwicklung von einer Steuerungsgruppe betreut wird, die sich aus Vertretern dieser Interessensgruppen zusammensetzt. Konzeptionsphase Der Vorbereitungsphase folgt meist die Konzeptionsphase. In Phase 3 und 4 werden hier anhand der Ergebnisse der Bestandsaufnahme und -analyse, basierend auf den übergeordneten Zielsetzungen, die Hand lungsfelder ausgewählt und die Zielgruppen bestimmt. Aus diesen Erkenntnissen werden dann problemspezifi sche Maßnahmen entwickelt. Parallel dazu gilt es eine handlungsfähige Organisationsstruktur aufzubauen. Während der Konzeptionsphase entwickelten die Regionen Hollandsche IJssel und Ruhrtal ein regionales Aktionsprogramm. Im Ruhrtal wurde die Tourismusentwicklung als wichtiges Ziel und Handlungsfeld herausgearbeitet. In der Region Rhein- Neckar entwickelte der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim 1996 das Leitbild Lebendiger Neckar als offenen Planungsprozess für Gemeinden, Fachbehörden und Verbände und mit neuen Formen der Einbeziehung der Öffentlichkeit. In der Region Stuttgart-Neckar wurden verschiedene Projektkonzepte auf lokaler Ebene ausgearbeitet. Umsetzungsphase In der abschließenden Phase 5 werden Maßnahmen zur Finanzierung und Realisierung einzelner Teil pro jek te einer integrierten Regionalentwicklung Das regenerierte Speke and Garston Coastal Reserve aus der Luft: Ein weiterer Baustein in der Entwicklung des Mersey Beckens Flusslandschaften der Zukunft 155

158 ergrif fen, sowie deren Umsetzung kontrolliert und evaluiert. An der Hollandsche IJssel und im Ruhrtal ist diese Phase durch die Gleichzeitigkeit von Idee-, Planungs- und Umsetzungsphase gekennzeichnet. Wäh rend die Umsetzung der Teilprojekte in diesen Regionen erst gestartet wurde, nachdem ein regi o nales Entwicklungskonzept entwickelt worden war, sorgte die Implementierung der Projekte in den Regionen Stuttgart-Neckar und Rhein-Neckar für eine Initialzündung, um die Flusslandschaftsentwicklung in diesen Regionen auf einer nachhaltigen Basis zu etablie ren. Mit den hier stattfindenden Kontroll- und Überprü f ungs maß nahmen gilt es die Strategie- und Ins trument en festlegung aus den Phasen 3 und 4 zu überprüfen. Dies macht deutlich, dass es sich hier um kein einmaliges Phasenmodell handelt. Insbesondere die letzten drei Phasen wiederholen sich mehrmals über die Lauf zeit einer Regionalentwicklungsstrategie. Historischer Flusssegler vor Loswall III: Die regenerierten Flusslandschaften bieten Raum für neue Geschäftsmöglichkeiten Evaluation Regionale Entwicklungskonzepte sind sehr dynamische Instrumente. Die Evaluierung des Ent wicklungskonzeptes ist daher unentbehrlich für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung. Das Projekt Holland sche IJssel und die Ruhrtal Initiative aktualisieren und bestätigen ihre Aktionsprogramme jährlich neu, um über den gesamten Planungszeitraum flexibel zu bleiben. So können sie sich an neue Gegeben heiten anpassen, neue Möglichkeiten und Projekte integrie ren. Als Input für die Überarbeitung des Aktionsprogrammes an der Hollandsche IJssel wird der Abgleich zwischen Plan und Entwicklungsstatus an die Partnerorganisationen und die Steuerungsgruppe zurückgespiegelt. Finanzierung Die Möglichkeiten der Finanzierung bestimmen Geschwin digkeit und Umfang der Realisierung. Dabei gilt: eine gute Projektidee ist das beste Mittel, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Wenn ein solches Projekt auch die Unterstützung der Politik erhält, wird 156 Handbuch

159 Regionale Entwicklungsstrategien der Zugang zu öffentlichen Mitteln nochmals erleichtert. Dennoch fallen Projekte oft durch die Finanzierungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand, weil sie nicht in die administrativen Förderkategorien passen. Regionale Kooperation gewinnt unter Finanzierungsgesichtspunkten zunehmend an Bedeutung, da die Fördergeber verstärkt die Koordination des regionalen Bedarfs fordern. Durch regionale Kooperation gliedern sich einzelne Projekte und Maßnahmen in einen grö ßeren Gesamtzusammenhang ein. Sie gewinnen dadurch an Bedeutung und ihre kritische Masse wächst. Es sollte auch schon frühzeitig auf andere Finan zierungsmöglichkeiten geachtet werden. Um nicht nur auf knappe Fördergelder angewiesen zu sein, lohnt sich die Suche nach Partnern, die letztlich in einer Public-Private Partnership münden könnte. Dabei könnten besonders jene motiviert werden sich mit finanziellen Mitteln oder anderweitiger Unterstützung zu beteiligen, die direkt von einer Aufwertung der Fluss landschaft profitieren würden. Bei der Beschaffung von Fördermitteln ist eine gemeinsame Sprache mit potentiellen Partnern notwendig. Eine Win-Win-Situation sollte geschaffen und den unterstützenden Körperschaften und Sponsoren die Vorteile der Zusammenarbeit näher gebracht werden. Dabei können europäische Fördermittel den nötigen Anschub für die Gewinnung zusätzlicher öffentlicher oder privatwirtschaftlicher Mittel leisten. Die Regionalentwicklungsstrategien und Maß nahmen zur nachhaltigen Regenerierung von Fluss landschaften in den Artery-Partnerregionen werden aber überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert. Im Ruhrtal werden die Aktivitäten durch projektbezogene Fördermittel des Bundeslandes Nordrhein- Westfalen, der Bundesregierung und durch Mittel aus den Europäischen Strukturprogrammen INTERREG IIIB und Ziel-2 finanziert. Zusätzlich zu diesen Fördermitteln fließen Mitteln aus Public-Private Partnership- Vereinbarungen sowie von kommunalen und regiona len Verwaltungen, Behörden und Verbänden in die Entwicklung. Gemeinsam umgesetzte regionale Projekte werden auf Basis eines fest vereinbarten Vertei lungs schlüssels von den Mitgliedern der Ruhrtal Initiative finanziert. Projekte auf lokaler Ebene tragen die zuständigen Kommunen oder Projektträger. Erfolgsgeschichte: Kooperative Finan zierung Die Finanzierung der Entwick lungs strategie im Ruhrtal ist unter den Partnern aufgeteilt. Der Schlüssel stellt sich nach Ein woh nern und Leistungskraft der Kommunen wie folgt dar: Ruhrtal Finanzierungsschlüssel Bochum Hagen Hattingen Herdecke Wetter Witten Ennepe-Ruhr Kreis RVR 25% 20% 7,5% 3,75% 3,75% 10% 15% 15% Die Ruhrtal Initiative einigt sich auf eine gemeinsame Finanzierung solcher Projekte, die aufgrund ihrer Art für die gesamte Part ner schaft von Bedeutung sind oder die Gebie te mehrerer Kommunen umfassen. Dafür wurde ein Schlüssel erstellt, der aus der Ein woh ner zahl innerhalb eines festgelegten Areals gewichtet abgeleitet wird. Mit diesem Modell wird zum Beispiel die Ruhrtal-Geschäftsstelle finanziert. Genauer: Das benö tigte Budget wird zum Großteil vom Land NRW gestellt, während die übrigen 20% nach diesem Schlüssel auf die Gemeinden umgelegt werden. Ähnliches gilt für die Anlage des Was ser wan der weges zur Entwicklung neuer Tou ris musangebote. Hierzu wurden Bau- und Pla nungs kosten von Bootsanlegern gemeinsam getragen. Diese Vereinbarung verpflichtet die Partner und bündelt ihre Initiativen. Daraus ergeben sich wie der um neue Möglichkeiten für die nachhaltige Umgestaltung der Region. Flusslandschaften der Zukunft 157

160 Regionale Entwicklungsstrategien Die Planung des Neckar-Landschaftsparks: Heute kann der Verband Region Stuttgart die Kommunen bei der Umsetzung dieses regionalen Vorhabens auch finanziell unterstützen Erfolgsgeschichte: Stärkung einer regionalen Gebietskörperschaft Der Verband Region Stuttgart (VRS) erstellt für eine Region mit 179 Städten und Gemeinden die Regionalplanung und den Landschaftspark Region Stuttgart. Um der Bedeutung dieser Aufgabe Rechnung zu tragen, besitzt der VRS ein eigenständiges Regionalparlament, welches direkt von der Bevölkerung gewählt wird. Kernelement der Planung ist ein regiona ler Land schaftspark, aus dem der Neckar-Land schaftspark abgeleitet wurde. In der Vergan gen heit hatte der VRS trotz des politi schen Gewichtes jedoch kaum Möglichkeiten den Neckar Landschaftspark umzuset zen. Er war hierbei auf die kooperative Unter stütz ung der Kommunen angewiesen, da nur diese Investitionsleistungen für den Neckar- Land schaftspark übernehmen konnten. Viele poten tielle Maßnahmen scheiterten daran, dass keine ausreichende Finanzierung oder kein Grund eigentum zur Verfügung gestellt werden konnte. Seit Beginn 2004 wurde der VRS in seinem Vorhaben entscheidend gestärkt, da er nun selbst als Umsetzer des Neckar-Land schafts parkes agieren kann. Dies wurde durch eine Gesetzesänderung erreicht, nach der der VRS nun Maßnahmen zur Umsetzung des Neckar Landschaftsparks mit 50% kofinanzieren kann. Die andere Hälfte muss von einer Kommune aufgebracht werden. Die Umsetzung des Artery Pilotprojektes hat von dieser Neuregelung profitieren können. 158 Handbuch

161 Regionale Entwicklungsstrategie ~ Werden die wesentlichen strukturellen Probleme der Flussregion angesprochen? ~ Wurde dabei ein Kernproblem heraus gegriffen und dafür ernstzunehmende Lösungsstrategien und Maßnahmen festgelegt? ~ Sind die angestrebten Ziele, Visionen und Projekte realistisch? ~ Kann die Strategie tatsächlich die Wettbewerbsfähigkeit der Region verbessern? ~ Werden tatsächlich auch alle Möglichkeiten und Ressourcen der (Fluss-)Region genutzt? ~ Gibt es Vernetzungs-, Verbindungs möglichkeiten auf regionaler, nationaler oder europäischer Ebene? Das Projektteam Hollandsche IJssel erhält projektbezogene Fördermittel von der niederländischen Regierung sowie sektorale Fördermittel für die Bodensanierung, die auf einem mehrjährigen Programm zur Bodensanierung basiert. Diese Mittel werden von der Provinzregierung Süd-Holland beantragt und verwaltet. Bei der Festlegung der Höhe der För dersummen wurde der erwartete Gewinn, der sich aus der zukünftigen Nutzung der sanierten Uferbereiche ergibt, mitberücksichtigt, um die Verwendung öffentlicher Mittel gering zu halten. Zusätzlich werden die Pro jekte der Flusslandschaftsentwicklung finanziert durch private Investitionen, die Unterstützung lokaler und regionaler Behörden und Fördermittel aus dem EU-Programm INTERREG IIIB. Die Mersey Basin Campaign wird durch jährliche Finanzzuweisungen der britischen Regierung unterstützt. Die Mittelzuweisungen basieren auf einem Kooperationsplan, der die jährlichen Ziele der Kampag ne und der Aktionspartnerschaften der einzelnen Fluss gebiete beinhaltet. Diese Gelder werden ergänzt durch INTERREG IIIB, lokale Mittel, die durch Aktionspartnerschaften gewonnen werden, und durch Geldoder Sachleistungen der Privatwirtschaft. Die Maßnahmen in der Region Stuttgart werden durch private und öffentliche Mittel finanziert. Seit 2004 unterstützt der Verband Region Stuttgart kommunale Aktivitäten zur Umsetzung des regionalen Landschaftsparks mit 50 Prozent der Investitionskosten. Die anderen 50 Pro zent tragen die jeweiligen Gemeinden. Die Maßnahmen in der Region Rhein-Neckar wurden bisher auf der kommunalen Ebene finanziert, sei es aus eigenen Mitteln, als Ausgleichsmaßnahmen für Bebauungspläne (Ökokonto) oder kofinanziert durch Förderprogramme des Landes oder Artery. Darüber hinaus sind mit der Gründung des Verbandes Region Rhein-Neckar zum 1. Januar 2006 und seiner Trägerschaftsaufgabe regionaler Landschaftspark nun eigene Finanzie rungsmöglichkeiten aufgetan. Wie in Stuttgart-Neckar stehen keine Bundesmittel zur Verfügung. Allerdings dürfen auch die regionalen Behörden solche Investitionen nicht unterstützen. Derzeit werden die Projekte zur Hälfte aus INTERREG IIIB Mitteln und Geldern der jeweiligen Gemeinde finanziert, wo sich das Projekt befindet. Flusslandschaften der Zukunft 159

162 Resümee und Ausblick Text: Frank Bothmann Resümee und Ausblick 160 Handbuch

163 Das Neckarufer in Ladenburg war vor der Regenerierung durch Umgestaltung schwer zugänglich und wenig einladend // Ein altes, ausgebranntes Auto der Küstenstreifen des Speke and Garston Coastal Reserve wurde unter anderem als Müllhalde missbraucht Flusslandschaften: Potenzial und Herausforderung Verwahrloste Flusslandschaften und Städte, die dem Fluss den Rücken zukehren, sind in vielen Regionen Europas die Hinterlassenschaften eines zu Ende gegangenen Industriezeitalters. Oftmals gingen in diesen Regionen mit dem Zerfall ganzer Industriezweige Tausende Arbeitsplätze verloren, die bis heute nicht ersetzt werden konnten. Der ansässigen Bevölke rung ist häufig gar nicht bewusst, welchen ökologischen und sozialen Wert die Ufergebiete in ihrer Stadt haben könnten und welches Potenzial solche Fluss landschaften bieten. Die wirtschaftlich-technischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts nahmen dem Fluss viele seiner früheren Funktionen. Waren der Gütertransport zu Was ser, die Trinkwasserversorgung, aber auch die Grün dung von Industriestandorten an Flüssen einst Schlüs sel faktoren für das Entstehen von Städten, haben diese Faktoren im 20. Jahrhundert an Bedeutung verloren. Dort, wo einst Industriebetriebe Waren produ zierten, blieben belastete Ufer und Flüsse zurück. Man che Uferbereiche verkamen zu Müllhalden, ungenutzten Industriebrachen, unzugänglichen Ufer landschaf ten und zerstörten Lebensräumen. Irgendwann wurden sie schließlich zu Niemandsland. Regionale Entwicklungskonzepte haben dazu beigetragen, dass sich die Situation in vielen betroffenen Regionen wieder deutlich verbessert hat. Euro pä ische Planungs- und Politikinstrumente wie die Was ser rahmenrichtlinie (WRRL) und das Europä ische Raumentwicklungskonzept (EUREK) boten neue Möglichkeiten zur Regenerierung von Fluss landschaften. Allerdings stellen die neuen europäischen Standards für einige Regionen in Europa, unter anderem für die neuen osteuropäischen Mitgliedsstaaten, auch eine Herausforderung dar. Die Flusslandschaftsentwicklung bietet einer Region vielfältige Möglichkeiten. Die Nutzung der Ufer gebiete mit ihrem weit reichenden Potenzial trägt zum Ent stehen von attraktiven und ökonomisch prospe rierenden Metropolregionen bei: Attraktive Orte für Touristen und Naherholungssuchende, Orte mit hohem Potenzial für neue wirtschaftliche Ent wick lun gen, multi funktionelle Stadtgebiete und wertvolle Natur schutzgebiete werden geschaffen. Gemeinsam können solche Ver än der ungen zur Wettbewerbsfähigkeit einer Stadt oder einer Region beitragen. Die Mobilisierung dieses Potenzials setzt meist eine größere Umwandlung der Flusslandschaften voraus. Verschiedenste Maßnahmen, wie zum Beispiel die verbesserte Zugänglichkeit der Flussufer, die Sanierung verseuchten Bodens und die Rena tu rierung von natürlichen Lebensräumen, sind hier zu notwen dig. Naherholungs-, Freizeit-, Sport- und Ent spannungs mög lich keiten, wie beispielsweise Angebote zum Kanufahren, Radfahren oder Wandern, müssen ebenso geschaffen werden, wie neue attraktive Geschäfts bereiche. Vorhandenes Industrie- und Kultur erbe sollte als Touristenattraktion genutzt werden. Flusslandschaften der Zukunft 161

164 Resümee und Ausblick Rückblick Während der mehr als drei Jahre währenden transna tionalen Zusammenarbeit ( ) haben die Artery-Partner bauliche Maßnahmen in postindustriell gepräg ten Flusslandschaften entlang von Ruhr und Neckar (Deutschland), Hollandsche IJssel (Nie der lan de) und Mersey (Großbritannien) umgesetzt. Mit finanzieller Unterstützung durch das europäische INTERREG IIIB- Programm Nordwesteuropa realisier ten die fünf regionalen Leadpartner und ihre lokalen Projektpartner zehn Pilotprojekte, die alle einen neu en Maßstab für die nachhaltige Regenerierung von Fluss landschaften setzten. Die verschiedenen Maßnah men waren von den jeweils für die Region spe zi fi schen Umständen abhängig und aktivierten verbor ge ne Poten ziale für die städtische und regionale Ent wicklung, indem sie die Umweltsituation sowie die Lebens be din gungen für die Bevölkerung und die ansäs sigen Wirt schaftsunternehmen verbesserten. Von nicht zu unter schätzender Bedeutung ist auch der Umstand, dass die Projekte diverse ergänzende Investitionen durch andere lokale Partner nach sich zogen. Dadurch konnten eine Reihe weiterer zusammenhän- Zusätzlich gewonnene Finanzmittel für Artery (in Millionen Euro) ~ Mersey Basin Region ~ Region Hollandsche IJssel ~ Region Rhein-Neckar ~ Ruhrtal ~ Region Stuttgart-Neckar Insgesamt 1,770 10,190 0,200 0,410 0,870 13,440 gen der Maß nahmen umgesetzt und die regi onale Ent wicklung kräftig forciert werden. Das Artery-Projekt hat hierdurch mehr als 13 Millionen Euro zusätzlich generiert mehr als die Summe des ursprünglichen Gesamtbudgets! 162 Handbuch

165 Arbeitsplätze, die durch Artery entstanden sind oder gesichert wurden ~ Mersey Basin Region (gesichert) ~ Region Hollandsche IJssel (entstanden) ~ Region Rhein-Neckar ~ Ruhrtal (entstanden) ~ Region Stuttgart-Neckar Summe entstanden Summe gesichert Das regenerierte Speke and Garston Coastal Reserve ist ein ökologisch wertvolles Gebiet, das die Bevölkerung heute zur Erholung nutzt Die Hebelwirkung (Leverage-Effect), die das Artery- Projekt hervorgerufen hat, umfasst Sachleistungen von privatwirtschaftlichen und öffentlichen Partnern, zusätzliche Fördergelder oder die direkte finanzielle Unterstützung der Pilotprojekte, die kostenfreie Überlassung von Grundstücken sowie neue Inves ti tio nen in Dienstleistungen oder Gebäuden, die die Artery- Projekte direkt unterstützten. Artery hat somit neue wirtschaftliche Möglichkeiten, neue Grünflächen und neue Freizeitmöglichkeiten geschaf fen, die alle darauf abzielen, die Städte und Gemeinden zu unterstützen, sich wieder ihren Flüssen zuzuwenden. Schlüssel zum Erfolg Der Erfolg von Artery basierte auf zwei Prinzipien. Zum einen war den Projektplanern ein Engagement möglichst vieler Interessenvertreter sehr wichtig. Zum anderen verwendeten die Partner während der Projektumsetzung gemeinsam entwickelte Methoden. Hier profitierten sie durch den transnationalen Wissensaustausch. Flusslandschaften der Zukunft 163

166 Bereits im Frühstadium wurde der örtlichen Bevölker ung die Gelegenheit gegeben, sich am Pla nungspro zess zu beteiligen. Breite Aktionen zur öffentlichen Bewusst seinsbildung richteten sich an Erwachsene wie Schul kinder. Ansässige Unternehmen sowie große Konzerne beteiligten sich in Form von Public-Private Part nerships. Eine der Hauptschlussfolgerungen ist, dass viele verschiedene Akteure zur Regenerierung von Fluss landschaften beitragen können. Dies können private oder öffentliche Grundstückseigentümer, Städte und Ge - mein den, lokale und regionale Entwicklungsgesell schaften oder auch Anwohner sein. Unternehmen, die von den verbesserten Standortbedingungen profi tie ren und neue Arbeitsplätze schaffen, aber auch Umwelt schutz - orga nisationen sind wichtige Stake hol der. Die Betei ligung dieser unterschiedlichen Inter es sen vertreter zu einem frü hen Zeitpunkt, an dem die Plan ungen noch ver - ändert werden konnten, erwies sich als unabdingbar. Die Kombination von lokalen Investitionen und transnationalen Entwicklungsmethoden trug erheblich zum Erfolg von Artery bei. Durch den Wissensaustausch der Partner konnten neue Maßnahmen zur Beteiligung von Bürgern sowie privatwirtschaftlichen und öffentlichen Institutionen entwickelt werden. Im Verlauf von Artery haben Bürgergruppen die Verantwortung für die Projektumsetzung übernommen, Unternehmen haben sich mit Geld und Sachleistungen an weiteren baulichen Maßnahmen beteiligt und verschiedene öffentliche Organisationen haben unerwartete Unterstützung geleis tet. Dieses hohe Maß an Beteiligung unterstützte die Nachhaltigkeit der Projekte, da den verschiedenen Akteuren durch die geteilte Verantwortung ein Gefühl der Eigentümerschaft vermittelt wird. Die unterschiedlichen methodischen Ansätze in den fünf Regionen und den drei Ländern bereicherten die Ent wicklung der zehn Projekte. Die vier gemeinsamen Kernthemen Public Participation, Public Aware ness, Public-Private Partnership und Regional Strate gies fun gierten als Motor für eine transnationale Methoden entwicklung. Ohne die Unterstützung durch INTERREG, Kom muni kations- und Informationsstrategien sowie regionales Entwicklungsmanagement hätte dies nicht erreicht werden können. 164 Handbuch

167 Schwerpunktthemen der Zukunft Nach der erfolgreichen Umsetzung von Artery zwischen 2003 und 2006 werden die Artery-Partner ihre Maßnahmen zur Regenerierung von Flusslandschaften in Metropolregionen unter Berücksichtigung der entwickelten Ansätze fortsetzen. Schwerpunkt der zukünftigen Entwicklungsprojekte wird der Ausbau von Naherholungs-, Freizeit- und Tourismusangeboten sein. Dies bietet neue Mög lichkei ten für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region, was wiederum die Lebensqualität der städtischen Bevöl ke rungen erhöhen und sie wieder mit ihren Flüssen verbinden wird. Methodisch werden die Partner auf die Stärken und Erfahrungen aus der ersten Phase aufbauen. Einzelne Pilotprojekte können durch die Beteiligung verschiedenster Akteure wie Bürgergruppen, privatwirtschaftliche Unternehmen und öffentliche Institutionen erneut Auslöser für eine breitere regionale Entwicklung werden. Die nachhaltige wirtschaftliche Erneuerung und die Schaffung von Arbeitsplätzen spielten bereits bei Artery eine Rolle. Künftig werden diese Aspekte jedoch Neuer Fokus Zukünftige methodische Schwerpunkte: ~ nachhaltige regionalwirtschaftliche Erneuerung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ~ nachhaltiges Management und Betrieb umgestalteter Flächen und neuer oder modernisierter Einrichtungen Jugendforum in Speke and Garston: Die Beteiligung der Öffentlichkeit war ein unverzichtbares Element innerhalb der Artery-Projektarbeit // Neu geschaffene Neckarschlut in Dossenheim bei Heidelberg: Kinder können den Fluss hier jetzt hautnah erleben Flusslandschaften der Zukunft 165

168 im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen, um Metho den zu entwickeln, die Lissabon- und die Göteborg- Strategien der Europäischen Union auf regionaler und lokaler Ebene umzusetzen. So sollen die Wettbewerbsfähigkeit, die nachhaltige Entwicklung und das Innovationspotenzial gestärkt werden. Damit die einzelnen Maßnahmen solche Langzeiteffekte schaffen können, müssen sie nachhaltig gestaltet und profes sionell betrieben werden. Aus Artery hat man gelernt, dass es wichtig ist, schon früh für die nachhaltige Sicherung eines Projektes zu sorgen. Deshalb sol len Möglichkeiten entwickelt werden, um ein nachhaltiges Management für die neuen Investitionen zu garantieren. Die Umsetzung von Umweltverordnungen wie der Wasserrahmenrichtlinie wird ebenfalls ein zentraler Punkt sein. Artery Von Erfahrung profitieren Die Erfahrungen, die während des Artery- Projektes gesammelt wurden, können von anderen Regionalentwicklern für ihre Projekte genutzt werden, unabhängig davon, ob dies Projekte zur Flusslandschaftsentwicklung oder andere Regionalentwicklungs programme sind. Es ist der methodische Ansatz von Artery, der es Projektplanern erlaubt, nachhaltige Erneuerungen zu entwickeln. Andere Regionen, die ihre Flusslandschaften entwi ckeln wollen, werden in den Erfahrungen von Artery eine nützliche Anleitung zur Planung und Entwicklung ihrer Programme finden. Die Artery- Partner haben sehr von dem interregionalen und transnationalen Austausch profitiert. Im vorliegenden Handbuch konzentrieren die Auto ren das während der Projektumsetzung gesammelte Know-how und die Best-Practice -Beispiele. Auch weiterhin sind alle Partner an einem Dialog zum The ma Regenerierung von Flusslandschaften und dem aktiven Austausch mit anderen europäischen Regi o nen interessiert. 166 Handbuch

169 Artery II Die Artery-Partnerschaft profitierte von wachsendem gegenseitigen Vertrauen, den Erfahrungen mit der Verwaltung europäischer Förderprogramme, konstruktiven Diskussionen und dem Potenzial, über Lan des grenzen hinweg voneinander zu lernen. Da das Auf bauen von Beziehungen ein zeit in ten si ver Prozess ist, konnte das wahre Potenzial dieser interregionalen Beziehungen noch nicht voll aus geschöpft werden. Deshalb bemühen sich die Part ner um eine Fortführung der Zusammenarbeit im Rahmen eines neuen europäischen Kooperationsprojekt (Arte ry II) unter dem zukünftigen Strukturfonds Ziel 3 Terri toriale Kooperation. Dies würde auch die gemeinsame Ent wick lung von neuen Ansätzen für die zuvor erläuterten Schwer punkt the men unterstützen: die Stärkung von nachhaltiger regio nal wirt schaft licher Erneuerung und der Wett be werbs fähigkeit sowie das nachhaltige Man age ment und den Betrieb von aufgewerteten Flächen und neuen, modernisierten Einrichtungen. Eine selektive Erweiterung der Partnerschaft soll den interregionalen Wissensaustausch erhöhen und gibt anderen Regionen die Gelegenheit, von den in Artery I gesammelten Erfahrungen zu profitieren. Mög li che neue Partner könnten aus den neuen Mitglieds staaten der Europäischen Union, von aktuellen Bei tritts kan di daten oder auch aus anderen Regionen Nord west europas kommen. Gelungener Abschluss des Projektes Menschen an den Fluss : Gemeinsam feiern die Artery-Partner in Mannheim Flusslandschaften der Zukunft 167

170 Artery-Projektpartner INTERREG IIIB North West Europe NWE Secrétariat Les Caryatides 24, Boulevard Carnot F Lille Region Ruhrtal Regionaler Leadpartner/ Thematischer Leadpartner Regional Strategies Regionalverband Ruhr Kronprinzenstraße 35 D Essen Region Rhein-Neckar Regionaler Leadpartner/ Thematischer Leadpartner Public Awareness Verband Region Rhein-Neckar P7, (Planken) D Mannheim Pilotprojektpartner Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim Collinistraße 1 D Mannheim Pilotprojektpartner Ennepe-Ruhr-Kreis Hauptstraße 92 D Schwelm Trägerverein Unser Freibad am See Wetter (Ruhr) e.v. Gustav-Vorsteher-Straße 36 D Wetter (Ruhr) Region Stuttgart-Neckar Regionaler Leadpartner Verband Region Stuttgart Kronenstraße 25 D Stuttgart Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung mbh Breitestraße 74 D Witten Handbuch

171 Region Hollandsche IJssel Regionaler Leadpartner/ Thematischer Leadpartner Public Participation Provincie Zuid-Holland Postbus NL LP Den Haag Region Mersey Basin Regionaler Leadpartner/ Thematischer Leadpartner Public-Private Partnership Mersey Basin Campaign Fourways House, 57 Hilton Street UK - M1 2EJ, Manchester Pilotprojektpartner Gemeente Capelle aan den IJssel Postbus 70 NL AB Capelle aan den IJssel Gemeente Krimpen aan den IJssel Postbus 200 NL AE Krimpen aan den IJssel Pilotprojektpartner Liverpool Sailing Club 12, Buttermere Road, Court Hey UK - L16 2NN, Liverpool Stockport Metropolitan Borough Council Hygarth House, 103, Wellington Road UK - SK1 3TT, Stockport Gemeente Nieuwerkerk aan den IJssel Raadhuisplein 1 NL KM Nieuwerkerk aan den IJssel Ministerie van Verkeer en Waterstaat Postbus 556 NL AN Rotterdam Stichting Molen Kortenoord Postbus 193 NL AD Nieuwerkerk aan den IJssel Flusslandschaften der Zukunft 169

172 Literaturverzeichnis Alden J, Boland P (1996) Regional Development Strategies: A European Perspective. Regional Studies Association, Routledge Taylor & Francis Group, London New York Allen W, Kilvington M, Horn C (2002) Using participatory and learning-based approaches for environmental management to help achieve constructive behaviour change. Landcare Research Contract Report LC0102/057. Landcare Research, Lincoln Argote L, Ingram P (2000) Knowledge transfer. A Basis for Competitive Advantage in Firms. Organizational Behavior and Human Decision Processes 82(1): Arnaud JL (2001) Crossborder and Transnational Cooperation, the new Europe is inventing itself in its Margins. Unioncamere & Notre Europe, Brussels Baker M (1998) Planning for the English regions: a review of the Secretary of States regional planning guidance. Planning Practice and Research 13(2): Bischoff A, Selle K, Sinning H (1996) Informieren, Beteiligen, Kooperieren. Kommunikation in Planungsprozessen; eine Übersicht zu Formen, Verfahren, Methoden und Techniken. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund Coenen F (1995) Participation and the quality of environmental decision making. Kluwer, Dordrecht Commission of the European Communities (2000) Directive 2000/60/EC of the European Parliament and of the Council of 23 October 2000 European Waterframework Directive. European Communities, Brussels Commission of the European Communities (2002) Water Framework Directive. Annex I. Public Participation Techniques. European Communities, Brussels Commission of the European Communities (2003) Directive 2003/35/EC of the European Parliament and of the Council of 26 May 2003 providing public participation in respect of the drawing up of certain plans and programmes relating to the environment and amending with regard to public participation and access to justice Council Directives 85/337/EEC and 96/61/EC. European Communities, Brussels Commission of the European Communities (2004) Green Paper on Public-Private Partnerships and Community Law on Public Contracts and Concessions. European Communities, Brussels Deutsches Institut für Urbanistik (ed) (2005) Public Private Partnership Projekte: eine aktuelle Bestandsaufnahme in Bund, Ländern und Kommunen. Berlin Europäische Kommission (ed) (1999) EUREK Europäisches Raumentwicklungskonzept. Auf dem Weg zu einer räumlich ausgewogenen und nachhaltigen Entwicklung der Europäischen Union. Potsdam European Union (ed) (2000) Water Framework Directive. European Union, Brussels European Community Initiative INTERREG IIIB (2000) Spatial Vision for North-West Europe. European Community, Brussels Gasteyer T (2003) Prozessleitfaden Public Private Partnership. In: Bertelsmann Stiftung, Clifford Chance Pünder and Initiative D21 (eds) PPP für die Praxis. Clifford Chance Pünder, Frankfurt am Main Gramberger MR (2001) Citizens as Partners. OECD Handbook on Information, Consultation and Public Participation in Policy Making. OECD, Paris De Haan G (2004) Politische Bildung für Nachhaltigkeit. Das Parlament: Politik und Zeitgeschichte 7 8, Bonn 170 Handbuch

173 Hachmann V (2004) Learning in Transnational Networks: the Case of the Community Initiative INTERREG IIC/IIIB. Diplomarbeit Fachbereich Raumplanung an der Universität Dortmund Her Majesty s Stationery Office (ed) (2000) Public Private Partnerships: The Government s Approach. Norwich Hildreth P, Kimble C (2004) Knowledge Net works. Innovation through Communities of Practice. Hershey, London Kersting N (2004) Die Zukunft der lokalen Demokratie. Modernisierungs- und Reform - modelle. Campus, Frankfurt Kollmann G, Leuthold M, Pfefferkorn W, Schrefel Ch (2003) Partizipation. Ein Reiseführer für Grenzüberschreitungen in Wissenschaft und Planung. In: Kollmann G et al. (eds) Schriftenreihe Integrativer Tourismus & Entwicklung, vol 6. Profil- Verlag, München Wien McCloskey D (1994) : A Survey. In: Floud R, McCloskey D (eds) The Economic History of Britain since 1700, vol 1. University Press, Cambridge Netherlands Ministry of Finance (2001) PPP Procurement Guide. Ministry of Finance PPP Knowledge Centre, The Hague Schaffer F (ed) (1993) Innovative Regionalent wicklung. Von der Planungsphilosophie zur Umsetzung. Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeographie, Universität Augsburg, Augsburg Schmidt E (et al.) (2002) Management Guide for Regional Co-operation. Umweltbundesamt, Berlin The Regional Environmental Center for Central and Eastern Europe (2002) Developing Skills of NGOs, Public Education to Raise Environmental Awareness. Szentendre UN Department of Economic and Social Affairs (ed) (1992) Agenda 21: Chapter 36 Promoting Education, Public Awareness and Training. United Nations, New York United Nations Human Settlements Programme (2001) Focal Point Toolkit. Urban Governance Campaign. UN-HABITAT, Nairobi Wolters C (2005) How to effectively design regional Development Strategies for Riverside Regeneration? Documentation of the Artery workshop on November 17, 2005 in Essen. Regionalverband Ruhr, Essen Wolters C (et al.) (2005) Regional Development Strategies. Interim Report. Regionalverband Ruhr, Essen Nonaka I, Takeuchi H (1995) The knowledgecreating company. University Press, New York Oxford Potter P (2004) Transnational Learning in Urban Regeneration. Methodologies of Knowledge Transfer in EU Thematic Networks. University of Cambridge, Cambridge Sanoff H (2000) Community Participation Methods in Design and Planning. Wiley, New York Flusslandschaften der Zukunft 171

174 Bildnachweis Verwiesen wird, wenn nicht anders angegeben, jeweils auf die fortlaufenden Seitenzahlen. Seite 4/5 von links nach rechts Landesmuseum für Technik und Arbeit, Mannheim // Ruben Scheller, Nachbarschaftsverband Heidelberg- Mannheim (NV) // Die PR-BERATER GmbH, Agentur für Kommunikation, Köln // WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewässer entwicklung // Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim (NV) // Nachbarschafts verband Heidelberg-Mannheim (NV) Seite 7 European Commission, Directoriate-General for Regional Policy Seite 8, 9 rechts, 26 unten, 29, 36 unten, 48 oben, 48 mitte, 50, 62, 79, 90, 108, 110, 111 links, 118 oben, 129, 140,156, 160 Die PR-BERATER GmbH, Agentur für Kommunikation, Köln Seite 10, 151 unten Regionalverband Ruhr Seite 12, 20, 32 unten, 55, 63 rechts, 65, 70, 76 78, 80, 81, 85, 87, 94, 106, 111 rechts, 118 unten, 151 mitte, 164 Mersey Basin Campaign Seite 16 oben, 40 oben, 60 Guido Frebel Seite 16 unten, 40 mitte, 40 unten, 42, 56, 74, 123, 127, 131 Fotografie Ralf Breer, Hattingen; Rainer Scholz, Hagen Seite 15, 23 unten, 166, 167 Verband Region Rhein-Neckar Seite 23 oben Stadtarchiv Mannheim Seite 25 Gemeinde Altbach Seite 26 oben Avidrome Luchtfotografie, Lelystad Seite 30, 112 Mealeys Liverpool, Mersey Basin Campaign Seite 32 oben, 120 Stockport Borough Council Seite 34 oben, 63 links, 66, 68, 69 Peter Molkenboer Seite 34 mitte René Kandel Seite 34 unten Leendert Keij Seite 36 oben, 36 mitte Gemeente Krimpen aan den IJssel Seite 38 oben Elly van Gelderen Seite 38 mitte, 135, 141 Henk van Veen Seite 38 unten Dick Groenendal Seite 44, 96, 104 oben Landesmuseum für Technik und Arbeit, Mannheim Seite 46 oben, 113 Foto Alex, Heidelberg Seite 46 mitte, 46 unten, 72, 92, 117 Ruben Scheller, Nachbarschaftsverband Heidelberg- Mannheim Seite 48 unten Roland Appl 172 Handbuch

175 Seite 51, 88, 126, 133, 143, 146 Frank Bothmann, Regionalverband Ruhr Seite 71, 84 Bureau Alle Hosper, Landschaftsarchitektur und Städtebau Seite 82, 83 Johannes Kappler Seite 86 Wittener Gesellschaft für Arbeits- und Beschäftigungsförderung Seite 91 links, 93, , 104 unten WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewässerentwicklung Seite 91 rechts Michael Johnston, Mersey Basin Campaign Seite 165 Institut für Umweltstudien (IUS), Heidelberg Umschlagabbildung vorne Peter Molkenboer Umschlagabbildungen hinten Fotografie Breer; Scholz // Die PR-BERATER GmbH // Stockport Borough Council // Ruben Scheller, Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim // Foto Alex // WBW // Nachbarschafts ver band Heidelberg-Mannheim // Mersey Basin Campaign Trotz intensiver Bemühungen konnten leider nicht alle Rechteinhaber der Fotos ermittelt werden. Berechtigte Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten. Seite 124, 136, 138 Peel Holdings Ltd. Seite 149 Gemeinde Edingen-Neckarhausen Seite 151 oben Projectteam Hollandsche IJssel Seite 153 Sarah Wallbank, Mersey Basin Campaign Seite 155 Colin McPhearson, Mersey Basin Campaign Seite 158 Verband Region Stuttgart Seite 161 links LUZ Landschaftsarchitektur, Stuttgart Seite 161 rechts, 162, 163 Randall Thorp Flusslandschaften der Zukunft 173

176 Index Aarhus-Konvention 64 Agendapark Lebendiger Neckar 46, 47, 96, 97, 108, 115 Agenda 21 64, 95, 99 Altbach 25, 49, 82, 116, 119, 120, 124, 125 Arbeitsplätze 17, 22, 41, 161, 163, 164 Baai van Krimpen 36, 66, 70, 71, 83, 84, 87 Barrierefreie Tourismusangebote 40, 59, 112, 122, 123, 126, 129 Beteiligung der Öffentlichkeit 37, 67, 77, 78, 79, 91, 95, 99, 165 Betriebsmodell 133, 134 bewusstseinsbildende Maßnahmen 93 Bewusstseinsbildung 45, 47, 51, 91, 92, 95, 97, 98, 100, 103, 105, 144, 145, 150, 153, 164 Bewusstseinskampagne 97 Bildungsprogramme 98, 99, 101, 103, 109 Brainstorming 66, 83, 128 Bürgerbeteiligung 7, 51, 63, 64, 67, 68, 69, 70, 71, 73, 74, 76, 77, 78, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 152, 153 Capelle aan den IJssel 27, 35, 37, 70, 74, 79, 107, 132 Common Themes 51, 53, 54, 56, 57, 61 Deizisau 49 Dienstleistungsgesellschaft 11, 93 Eigentümerschaft 67, 70, 164 Entscheidungsprozesse 58, 70, 94, 133 Erwachsenenbildung 99 Erwartungsmanagement 77 EUREK 14, 17, 142, 161 Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 17 Evaluation 71, 78, 79, 80, 83, 86, 98, 109, 156 Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) 14 Finanzielle Leistungen 127 Finanzierung 35, 39, 59, 127, 128, 148, 153, 154, 155, 156, 157, 158 Flusserlebnisstation 97, 103, 105 Flusslandschaftsentwicklung 11, 14, 17, 21, 24, 134, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 153, 156, 159, 161, 166 flusspädagogisches Fachpersonal 96 Förderverein 137, 150 Freizeitangebote 41, 123, 142, 145 Grundstücksvereinbarungen 131 Hagen 19, 41, 122, 157 Hattingen 19, 41, 143, 157 Heidelberg 14, 22, 24, 45, 46, 47, 92, 96, 97, 100, 103, 113, 115, 116, 117, 147, 149, 154, 155, 165 Hollandsche IJssel 4, 7, 14, 25, 27, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 55, 56, 58, 61, 64, 65, 67, 70, 74, 79, 83, 88, 95, 125, 132, 141, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 159, 162, 163 Industrialisierung 9, 10, 11, 13, 14, 24, 25, 39, 49, 94 Industriegesellschaft 10, 11 Information 57, 64, 66, 67, 78, 89, 97 Instandhaltung 31, 57, 95, 107, 130, 132, 133, 134, 139 Interessensgruppen 155 INTERREG 1, 3, 7, 17, 18, 51, 58, 59, 61, 157, 159, 162, 164 Kernthemen 4, 14, 17, 55, 57, 61, 142, 164 Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) 64, 95 Konsultation 66, 67, 78, 80, 87 Krimpen aan den IJssel 27 Ladenburg 46, 47, 91, 161 Landschaftspark Wernau-Neckar 124 Langzeitkooperationen 132 Lebendiger Neckar 24, 46, 47, 96, 97, 100, 108, 115, 155 Lenkungsgruppe 125, 135, 137, 150, 151, 152 Lissabon-Strategie 64 Liverpool 21, 30, 31, 59, 94, 95, 113, 114, 119, 135 Liverpool Sailing Club 30, 31, 94, 95, 113, 119 Mannheim 14, 22, 24, 44, 45, 46, 47, 92, 96, 97, 100, 103, 147, 149, 154, 155, 167 Mersey 4, 7, 13, 14, 21, 22, 30, 31, 32, 33, 55, 57, 58, 61, 67, 70, 71, 74, 77, 78, 80, 85, 87, 91, 95, 97, 105, 106, 112, 114, 119, 120, 124, 125, 130, 135, 144, 145, 146, 147, 149, 150, 151, 153, 155, 159, 162, 163 Mersey Basin Campaign (MBC) 22, 31, 33, 55, 58, 67, 70, 77, 78, 87, 105, 112, 114, 115, 119, 120, 122, 125, 130, 135, 136, 137, 145, 147, 149, 150, 151, 152, 153, 159 Mersey Becken 7, 21, 144, 153 Mersey Vale Nature Park 32, 33, 74, 91, 97, 105, 106, 119, 120, 124, 125, Handbuch

177 Mitbestimmungsprozess 65, 66 Museumsschiff 44, 45, 58, 96, 97, 105 Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim 24, 45, 47, 92, 96, 97, 149, 154, 155 Nachhaltigkeit 4, 5, 37, 47, 61, 63, 67, 74, 85, 91, 95, 99, 107, 134, 137, 164 Naherholung 7, 27, 30, 35, 41, 83, 122, 144, 145, 146, 149 Naherholungsgebiet 19, 30, 47, 95, 109 Neckar 4, 7, 14, 22, 24, 25, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 58, 59, 66, 73, 82, 87, 91, 92, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 103, 105, 106, 107, 108, 109, 115, 116, 124, 144, 145, 146, 147, 149, 150, 154, 155, 156, 158, 159, 162, 163 Netzwerk 17, 35, 52, 54, 61, 98, 103, 147, 150, 153 Nieuwerkerk aan den IJssel 39, 105 Öffentlich-Private Partnerschaft 39 öffentliches Bewusstsein 59, 85, 91, 92, 94, 99, 109 Öffentlichkeit 10, 13, 14, 25, 33, 37, 63, 67, 71, 77, 78, 79, 91, 94, 95, 97, 98, 99, 103, 107, 109, 124, 125, 126, 127, 131, 145, 148, 149, 155, 165 Öffentlichkeitsarbeit 56, 59, 107, 122, 128, 136, 152 Öffentlichkeitsbeteiligung 64, 69, 71 Pädagogische Begleitmaßnahmen 105 Partizipation 65, 66, 67, 68, 70, 77, 152 Plochingen 24, 49 postindustriell 162 privatwirtschaftliche Partner 124, 132 Projektteam Hollandsche IJssel 27, 37, 64, 70, 95, 125, 159 Public-Private Partnership 5, 14, 110, 111, 112, 114, 115, 116, 119, 121, 122, 124, 125, 126, 128, 130, 131, 132, 134, 137, 139, 157, 164 Public Awareness 5, 14, 51, 58, 90, 91, 93, 95, 96, 97, 98, 101, 103, 105, 106, 107, 109, 115, 150, 164 Randstad 25, 27, 83, 148 Referenzgruppe 67, 71, 81, 86, 152 Regenerierung 5, 7, 27, 31, 51, 57, 61, 63, 82, 93, 96, 97, 106, 107, 109, 114, 122, 123, 125, 131, 132, 148, 153, 157, 161, 162, 164, 165, 166 Regionalentwicklung 1, 3, 51, 92, 96, 97, 105, 132, 141, 143, 154, 155 Regionales Bewusstsein 92, 93, 96, 106, 108 regionale Identität 22, 93 Regionale Strategien 153 Regionalplanung 22, 142, 146 Regionalverband Ruhr (RVR) 3, 18, 19, 21, 43, 69, 142, 143, 147, 157 Region Rhein-Neckar 7, 14, 22, 24, 25, 46, 47, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 107, 108, 115, 144, 145, 149, 155, 159, 162, 163 Region Stuttgart-Neckar 7, 14, 24, 49, 87, 144, 147, 149, 155, 162, 163 Ruhr 3, 4, 9, 17, 18, 19, 21, 41, 42, 43, 55, 56, 58, 59, 68, 69, 73, 87, 121, 123, 126, 129, 130, 134, 142, 143, 144, 145, 147, 151, 152, 157, 162 Ruhrtal 10, 14, 18, 19, 21, 40, 41, 42, 43, 58, 67, 107, 112, 121, 122, 123, 126, 129, 143, 144, 145, 147, 148, 150, 151, 152, 154, 155, 156, 157, 162, 163 Sachleistungen 5, 111, 115, 128, 129, 159, 163, 164 Schiffswerft 27, 34, 71, 107, 132 Speke and Garston Coastal Reserve 30, 31, 65, 111, 112, 123, 125, 128, 131, 134, 135, 137, 155, 161, 163 Speke and Garston Coastal Reserve Management Company 31, 131, 135, 137 Sponsoring 111, 128 Stadtentwicklung 7, 111, 123, 132 Stakeholder 33, 73, 74, 75, 76, 78, 83, 84, 85, 86, 87, 89, 164 Stakeholder-Analyse 73, 75, 78, 84, 85, 89 Standortfaktoren 13, 142, 144, 145, 148 Status-Berichte 57 Steuerungsgruppe 152, 154, 155, 156 Stiftung Molen Kortenoord 134 Stockport 21, 32, 33, 63, 70, 74, 77, 78, 79, 80, 86, 87, 91, 97, 105, 106, 119, 120, 124 Strukturwandel 11, 14, 19, 21, 22, 24, 25, 93, 94, 144 Synergieeffekte 111, 121 thematischer Leadpartner 57, 96, 106, 115, 142 Tourismus 122, 145 Trägerverein 43, 69, 75, 112, 130, 134 Transnationale Zusammenarbeit 17, 50, 107 Übertragbarkeit 55, 57 Umweltbewusstsein 47, 92, 94, 95, 96, 98, 99, 100, 101, 103 Umwelterziehung 95, 99, 101 Flusslandschaften der Zukunft 175

178 Index Unterrichtseinheiten 99, 101, 103, 105 Urbanisierung 10 Verband Region Rhein-Neckar 24, 46, 97, 149 Verband Region Stuttgart 25, 116, 147, 149, 155, 158, 159 Vuykyard 34, 68, 71, 79, 86, 109, 132, 133 Wasserqualität 13, 114, 142, 145, 148 Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) 13, 14, 64, 142, 147, 148, 161, 166 Wernau 48, 49, 57, 82, 116, 124 Wettbewerb 82, 93, 121, 141 Wetter 18, 19, 35, 42, 43, 57, 69, 75, 130, 131, 134, 157 Win-Win-Situation 112, 157 Windmühle Windlust 95, 111, 125 Wirtschaft 24, 57, 98, 113, 114, 115, 116, 127, 145, 148, 150, 151 Wissen, explizites 53, 55, 96 Wissen, implizites 53 Wissenstransfer 4, 17, 50, 51, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 61, 64, 67 Wissensvermittlung 54, 97 Witten 19, 41, 73, 157 Wittener Gesellschaft für Arbeitsund Beschäftigungsförderung (WABE) 41, 61, 67, 71, 73, 85, 121, 122, 126, Zielgruppe 73, 74, 84, 85, 97, 103, 105, 109, Handbuch

179 2 Handbuch

180 Dieses Projekt wurde kofinanziert mit Mitteln des Europäischen Fond für Regionalentwicklung im Rahmen der Gemeinschafts intitiative INTERREG IIIB Nordwesteuropa

Werne an der Lippe. Neue Ansiedlungsmöglichkeit für Unternehmen. Der Wirtschaftsstandort an der A 1. Werne an der Lippe (NRW)

Werne an der Lippe. Neue Ansiedlungsmöglichkeit für Unternehmen. Der Wirtschaftsstandort an der A 1. Werne an der Lippe (NRW) Der Wirtschaftsstandort an der A 1 Neue Ansiedlungsmöglichkeit für Unternehmen (NRW) Werne liegt mit einer Gesamtgröße von 7.607 ha zwischen Dortmund und Münster am Rande des Ruhrgebiets eingebettet in

Mehr

Deklaration Biologische Vielfalt in Kommunen. Veröffentlicht am Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai 2010

Deklaration Biologische Vielfalt in Kommunen. Veröffentlicht am Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai 2010 Deklaration Veröffentlicht am Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai 2010 Die biologische Vielfalt ist bedroht Die biologische Vielfalt, d. h. die Vielfalt innerhalb der Arten, zwischen den Arten

Mehr

Naturschutz, Tourismus und Großschutzgebiete

Naturschutz, Tourismus und Großschutzgebiete Naturschutz, Tourismus und Großschutzgebiete Die Europäische Charta als Bindeglied für nachhaltige Entwicklung Prof. Dr. H. Vogtmann Usedom, 03.06.2003 Ziele der CBD Auftrag für das BfN Ziel 1: Erhaltung

Mehr

INDUTEC Reine Perfektion!

INDUTEC Reine Perfektion! INDUTEC Reine Perfektion! Unsere Vision und unsere Werte Indutec Umwelttechnik GmbH & Co. KG Zeißstraße 22-24 D-50171 Kerpen / Erft Telefon: +49 (0) 22 37 / 56 16 0 Telefax: +49 (0) 22 37 / 56 16 70 E-Mail:

Mehr

Wasser und Energie für alle

Wasser und Energie für alle Wasser und Energie für alle Jeder 6. Mensch auf der Welt hat keinen Zugang zu Strom. Jeder 4. Mensch auf der Welt hat kein sauberes Trinkwasser. Das ist eine große Gefahr für die Gesundheit. Vor allem

Mehr

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Pharmaindustrie 12.03.2015 Lesezeit 3 Min Auf Wachstumskurs Sie gehört zu den innovativsten Branchen Deutschlands und bietet mehr als 110.000

Mehr

INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT (IKEK) OBER-RAMSTADT

INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT (IKEK) OBER-RAMSTADT INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT (IKEK) OBER-RAMSTADT Leitbild-Visionen zum IKEK Ober-Ramstadt Vorwort Im Rahmen des Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzeptes (IKEK) wurde gemeinsam mit

Mehr

Am Sandtorpark 2 6 Hamburg. coffee plaza

Am Sandtorpark 2 6 Hamburg. coffee plaza Am Sandtorpark 2 6 Hamburg coffee plaza Ein guter Nährboden für Geschäfte Die HafenCity ist Europas größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt. In dem früheren Hafen- und Industriegebiet wächst

Mehr

Presseinformation Seite 1 von 5

Presseinformation Seite 1 von 5 Seite 1 von 5 23. August 2017 Öko-Damm für die Donau bei Offingen fertiggestellt: Bayerische Elektrizitätswerke haben Damm auf schonende und ökologische Art saniert Pilotprojekt hat europaweiten Vorbild-Charakter

Mehr

Attraktive Grundstücke im Gewerbe- und Industriegebiet Jungholz Standort- und Grundstücksinformationen

Attraktive Grundstücke im Gewerbe- und Industriegebiet Jungholz Standort- und Grundstücksinformationen Attraktive Grundstücke im Standort- und Grundstücksinformationen Die Gemeinde Plankstadt ist aufgrund der Lage in der Mitte der Metropolregion Rhein-Neckar ein interessanter Wohn- und Gewerbestandort.

Mehr

Vision. Inhalt. «Es ist unser Ziel, in Birr eine hohe Lebensqualität zu schaffen und zu erhalten.»

Vision. Inhalt. «Es ist unser Ziel, in Birr eine hohe Lebensqualität zu schaffen und zu erhalten.» Leitbild Inhalt Vision 3 Vision 3 Verwaltung und Behörde 4 Ordnung und Sicherheit 5 Bildung 6 Kultur, Sport und Freizeit 7 Gesundheit 8 Soziales 9 Verkehr 10 Raumordnung und Umweltschutz 11 Volkswirtschaft

Mehr

Beste Aussichten in Mitteldeutschland

Beste Aussichten in Mitteldeutschland Page 1 of 6 Beste Aussichten in Mitteldeutschland Wirtschaftsregion Dynamisches Wachstum in der Wirtschaftsregion Leipzig: Schweizer Unternehmen profitieren von den Investitionschancen. Die Region Leipzig

Mehr

Presseinformation Seite 1 von 5

Presseinformation Seite 1 von 5 Seite 1 von 5 20. Juli 2016 Hochwasserschutz und Ökologie verbinden Bayerische Elektrizitätswerke starten EU-weites Pilotprojekt zur ökologischen Sanierung von Dämmen an der Donau Effiziente Dammsanierung

Mehr

Klimafolgenanpassung an Gewässern

Klimafolgenanpassung an Gewässern Klimafolgenanpassung an Gewässern. Ruhr-Renaturierung Stadt Arnsberg 02 Quartiere entwickeln Eine von vier Themenwelten der KlimaExpo.NRW Durch seine charakteristische Kombination von hochverdichteten

Mehr

Pressemitteilung: Sportverein 2020 wieder gestartet

Pressemitteilung: Sportverein 2020 wieder gestartet Initiative SPORTVEREIN 2020 Nielsen Sports Scheidtweilerstraße 17 50933 Köln Pressemitteilung: Sportverein 2020 wieder gestartet Seit dem 17. August können sich die Sportvereine der Metropolregion Rhein-Neckar

Mehr

Herausforderung Nachhaltigkeitsstrategie Bestandsaufnahme in den Kommunen

Herausforderung Nachhaltigkeitsstrategie Bestandsaufnahme in den Kommunen Herausforderung Nachhaltigkeitsstrategie Bestandsaufnahme in den Kommunen Albrecht W. Hoffmann Bonn Symposium 2015 Bilder von Stadt 2 Bonn Symposium 2015, AG Bestandsaufnahme Bilder von Stadt 3 Bonn Symposium

Mehr

Praxisorientierte Fallstudie S1: Leitbild Leipzig-West Prof. B. Pahl / Dipl-Ing. U.R.Richter

Praxisorientierte Fallstudie S1: Leitbild Leipzig-West Prof. B. Pahl / Dipl-Ing. U.R.Richter Rückmarsdorf Alt-Lindenau Dölzig Industriegebiet West Praxisorientierte Fallstudie S1: Leitbild Leipzig-West LUFTIG LÄNDLICH LEBENDIG Ländliche Gegend, Nähe zum Kanal Zersiedelung Urbanes Zentrum Leitbild

Mehr

Das Düsseldorfer Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf Wachstum fördern, Zukunft gestalten

Das Düsseldorfer Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf Wachstum fördern, Zukunft gestalten Das Düsseldorfer Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf 2020 + Wachstum fördern, Zukunft gestalten 1. Anlass Am 29. November 2006 beauftragte der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung die Verwaltung

Mehr

Die Chemieindustrie in Deutschland

Die Chemieindustrie in Deutschland Die Chemieindustrie in Deutschland Die Chemische Industrie ist ein Wirtschaftszweig, die sich mit der Herstellung chemischer Produkte beschäftigt. Deutschland ist nach wie vor einer der wichtigsten Chemieproduzenten

Mehr

Mönchengladbach Der Standort für Ihren Erfolg

Mönchengladbach Der Standort für Ihren Erfolg Mönchengladbach Der Standort für Ihren Erfolg Mit rund 263.000 Einwohnern ist Mönchengladbach die größte Stadt am Niederrhein. Das Einzugsgebiet erreicht bei einem Radius von 100 Kilometern rund 15 Millionen

Mehr

Warum die Industrielle Revolution zuerst in Großbritannien erfolgte

Warum die Industrielle Revolution zuerst in Großbritannien erfolgte Geschichte Joe Majerus Warum die Industrielle Revolution zuerst in Großbritannien erfolgte Studienarbeit Université du Luxembourg FLSHASE BCE - Histoire Semestre d'été 2009/2010 Cours: Vom Alten Europa

Mehr

URBACT III Nationaler Infotag Deutschland. Essen, 15. September 2014

URBACT III Nationaler Infotag Deutschland. Essen, 15. September 2014 URBACT III Nationaler Infotag Deutschland Essen, 15. September 2014 URBACT III Nach URBACT I (2002-2006) und URBACT II (2007-2013) Europäisches Programm der territorialen Zusammenarbeit 2014-2020 Finanziert

Mehr

AG JONEN AKTIV, ATTRAKTIV, LEBENDIG. Jonen

AG JONEN AKTIV, ATTRAKTIV, LEBENDIG. Jonen JONEN AKTIV, ATTRAKTIV, LEBENDIG Eine Gemeinde in die Zukunft zu führen, bedarf der Mitarbeit aller. Das Leitbild der Gemeinde Jonen dient als Fundament für die weitere Entwicklung des Dorfes. Es setzt

Mehr

So lebten die Menschen während der Industrialisierung

So lebten die Menschen während der Industrialisierung So lebten die Menschen während der Industrialisierung Aus: Fairclough, Oliver and Emmeline Leary, Textiles by William Morris and Morris & Co. 1861-1940, Birmingham Museums and Art Gallery, 1981, Photo

Mehr

Einwanderungsland Liechtenstein Bedeutung der Migration

Einwanderungsland Liechtenstein Bedeutung der Migration Es gilt das gesprochene Wort Einwanderungsland Liechtenstein Bedeutung der Migration Begrüssung und Einführung von Regierungschef Dr. Klaus Tschütscher anlässlich der 1. Liechtensteiner Integrationskonferenz

Mehr

Leitsätze unserer Gemeinde

Leitsätze unserer Gemeinde DREI GEMEINDEN EINE REGION Leitsätze unserer Gemeinde Sorge tragen zu einer lebenswerten Zukunft Morschach gibt sich Leitsätze, die mit der Regionalentwicklung übereinstimmen. Vorwort Illgau, Muotathal

Mehr

Einführung zur Neckar-Schatzsuche

Einführung zur Neckar-Schatzsuche Einführung zur Neckar-Schatzsuche CACHE ME IF YOU CAN! 1. Hintergrund Die Plattform Unser Neckar wurde im Jahr 2007 eingerichtet, um Ideen, Ergebnisse und Impulse aus den unterschiedlichen Regionen des

Mehr

Mensch und Technik. Grundlegendes, Status quo, Grenzen, Chancen, Zukunft...

Mensch und Technik. Grundlegendes, Status quo, Grenzen, Chancen, Zukunft... 1 Grundlegendes, Status quo, Grenzen, Chancen, Zukunft... Erste Fragestellungen PartnerInnen-Interview: Was verstehen Sie unter Technik? Wie viel Technik gibt es in Ihrem Alltag? Ihre Erwartungen an das

Mehr

Die EU vernachlässigt den Mittelstand

Die EU vernachlässigt den Mittelstand Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Europäische Union 01.06.2017 Lesezeit 4 Min. Die EU vernachlässigt den Mittelstand In den 28 EU-Mitgliedsländern gibt es insgesamt fast 23 Millionen

Mehr

Deutsch-Französische Erklärung anlässlich der Vereinbarung einer strategischen Kooperation zwischen Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Systems

Deutsch-Französische Erklärung anlässlich der Vereinbarung einer strategischen Kooperation zwischen Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Systems Deutsch-Französische Erklärung anlässlich der Vereinbarung einer strategischen Kooperation zwischen Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Systems Seit Jahrzehnten ermöglicht die deutsch-französische Freundschaft

Mehr

6 THESEN ZUR ZUKUNFT DER ERNÄHRUNG

6 THESEN ZUR ZUKUNFT DER ERNÄHRUNG 6 THESEN ZUR ZUKUNFT DER ERNÄHRUNG 1. Die Herausforderung Der Wunsch von uns allen ist ein gesundes und langes Leben. Dazu bedarf es in der Zukunft grundlegender Veränderungen in der Ernährung: Die gesunde

Mehr

Wirtschaftsstandort Rödertal. - Entwicklung, Status, Perspektiven -

Wirtschaftsstandort Rödertal. - Entwicklung, Status, Perspektiven - Wirtschaftsstandort Rödertal - Entwicklung, Status, Perspektiven - Inhaltsverzeichnis 1. Das Rödertal Begriffsbestimmung 2. Bandweberei Das wirtschaftliche Erbe 3. Wandlung zum vielfältigen Wirtschaftsstandort

Mehr

Wertschöpfung in ländlichen Räumen schaffen: xxxxxxxxx Mit investiver Förderung Wertschöpfung generieren

Wertschöpfung in ländlichen Räumen schaffen: xxxxxxxxx Mit investiver Förderung Wertschöpfung generieren Wertschöpfung in ländlichen Räumen schaffen: xxxxxxxxx Mit investiver Förderung Wertschöpfung generieren Grüne Woche Zukunftsforum ländliche Entwicklung, Berlin, 23.01.2014 Übersicht Regionalförderung

Mehr

Berlin Partner for Business and Technology

Berlin Partner for Business and Technology Was bedeutet Smart City für Berlin? 1 Wachsende Stadt Berlin Berlin wächst. 2030 werden voraussichtlich 250.000 Menschen mehr in der Stadt leben als heute. Damit steigt der Bedarf an Wohnraum ebenso wie

Mehr

Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme

Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme Regierung von Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme Dr. U. Schmedtje Regierung von Rosenheim, den 14. Juni 2007 Inhalt Einführung Leitbild und Ziele Denken

Mehr

Kurzfassung. Operationelles Programm für den Einsatz des Europäischen Sozialfonds im Freistaat Thüringen in den Jahren 2007 bis 2013

Kurzfassung. Operationelles Programm für den Einsatz des Europäischen Sozialfonds im Freistaat Thüringen in den Jahren 2007 bis 2013 Kurzfassung Operationelles Programm für den Einsatz des Europäischen Sozialfonds im Freistaat Thüringen in den Jahren 2007 bis 2013 Stand: 26. September 2007 EUROPÄISCHE UNION Europäischer Sozialfonds

Mehr

Nationalparks in Island und ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit aus sozioökonomischer und informationstechnologischer Sicht

Nationalparks in Island und ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit aus sozioökonomischer und informationstechnologischer Sicht Nationalparks in Island und ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit aus sozioökonomischer und informationstechnologischer Sicht Inhaltsverzeichnis 1. Nationalparks in Island Allgemein 2. Þingvellir-Nationalpark

Mehr

Im Fokus Das URBACT II Projekt HerO - Heritage as Opportunity

Im Fokus Das URBACT II Projekt HerO - Heritage as Opportunity Im Fokus Das URBACT II Projekt HerO - Heritage as Opportunity HerO Heritage as Opportunity (Kulturerbe als Chance): Förderung von Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit historischer Stadtlandschaften in

Mehr

Wolfsburg AG. Engagiert für Beschäftigung und Lebensqualität. Die Herausforderung

Wolfsburg AG. Engagiert für Beschäftigung und Lebensqualität. Die Herausforderung Wolfsburg AG Engagiert für Beschäftigung und Lebensqualität Die Herausforderung Kaum eine Stadt ist so eng mit einem Automobilunternehmen verbunden wie Wolfsburg mit Volkswagen. Das ist eine Stärke, wenn

Mehr

Informelle Ministerkonferenz zum Thema "Europa vermitteln"

Informelle Ministerkonferenz zum Thema Europa vermitteln Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss Informelle Ministerkonferenz zum Thema "Europa vermitteln" Rede von Roger BRIESCH Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses 7./8. April

Mehr

1. Mit Solarzellen auf dem Dach kann man Energie sparen. Mit Solarzellen auf dem Dach

1. Mit Solarzellen auf dem Dach kann man Energie sparen. Mit Solarzellen auf dem Dach 1 Wortschatz: Umweltschutz. Welches Verb passt zu welchem Nomen? 1 Emissionen a sparen 2 Abfall b entsorgen 3 Energie c verseuchen 4 Trinkwasser d messen 5 Verhaltensregeln e aufhalten 6 die Klimaerwärmung

Mehr

Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg Weltklasse-Fahrzeuge, innovative Technologien, intelligente Mobilitätslösungen Baden-Württemberg ist ein

Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg Weltklasse-Fahrzeuge, innovative Technologien, intelligente Mobilitätslösungen Baden-Württemberg ist ein Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg Weltklasse-Fahrzeuge, innovative Technologien, intelligente Mobilitätslösungen Baden-Württemberg ist ein internationaler Top-Standort der Automobilbranche Zahlen

Mehr

Kommunaler Wissenstransfer Maghreb-Deutschland. Überblick und Details zu den Projektvorschlägen. Stadt Einwohnerzahl Projekttitel Seite Sakiet Sidi

Kommunaler Wissenstransfer Maghreb-Deutschland. Überblick und Details zu den Projektvorschlägen. Stadt Einwohnerzahl Projekttitel Seite Sakiet Sidi Kommunaler Wissenstransfer Maghreb-Deutschland Überblick und Details zu den Projektvorschlägen Tunesien Themenbereich: Abfallwirtschaft Stadt Projekttitel Seite Sakiet Sidi 6.400 Trennung und Recycling

Mehr

PRESSEMITTEILUNG Mai, 2013 IV. AQUA-FORUM in Sofia, Bulgarien Tagung DES AQUA-ADD PROJEKTS in Sofia, Bulgarien

PRESSEMITTEILUNG Mai, 2013 IV. AQUA-FORUM in Sofia, Bulgarien Tagung DES AQUA-ADD PROJEKTS in Sofia, Bulgarien PRESSEMITTEILUNG Mai, 2013 IV. AQUA-FORUM in Sofia, Bulgarien Tagung DES AQUA-ADD PROJEKTS in Sofia, Bulgarien Im April tagte das Interreg IVC Projekt Aqua-Add, an dem auch die Stadt Bremerhaven beteiligt

Mehr

Presseinformation Seite 1 von 5

Presseinformation Seite 1 von 5 Seite 1 von 5 15. Februar 2017 Kies für die Iller: Umweltministerin Scharf startet Pilotprojekt mit europaweitem Vorbildcharakter Bayerische Elektrizitätswerke erproben gemeinsam mit Partnern neue Verfahren

Mehr

Knotenpunkt im Westen der Republik

Knotenpunkt im Westen der Republik DEUTSCHLAND PROLOGIS PARK KREFELD Knotenpunkt im Westen der Republik www.prologis.com PROLOGIS PARK KREFELD Direkt vor den toren der metropolregion Düsseldorf und in unmittelbarer nähe zu belgien und den

Mehr

Der Kanton Thurgau im Überblick

Der Kanton Thurgau im Überblick Seite 1/9 Der Kanton Thurgau im Überblick Der Kanton Thurgau überzeugt mit der idealen Mischung verschiedenster Faktoren, sei es die zentrale Lage innerhalb Europas, der spannende Firmen-Mix, die innovative

Mehr

Wirtschaft. Industriegebiet Alitzheimer Straße in Gerolzhofen

Wirtschaft. Industriegebiet Alitzheimer Straße in Gerolzhofen Wirtschaft Industriegebiet Alitzheimer Straße in Gerolzhofen 38 und Verkehr 39 Mit 27 Industriebeschäftigten pro 1 000 Einwohner weist der Landkreis Schweinfurt eine geringe Industriedichte auf und unterscheidet

Mehr

Grundwissen Geschichte an der RsaJ

Grundwissen Geschichte an der RsaJ Grundwissen Geschichte an der RsaJ Die bezeichnet die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Umwälzungen, die im 19. Jahrhundert durch Mechanisierung und Rationalisierung der Produktion ausgelöst

Mehr

Das Stadterscheinungsbild von Kommunen als Standortfaktor. Hans Schmid Bürgermeister Ludwigsburg

Das Stadterscheinungsbild von Kommunen als Standortfaktor. Hans Schmid Bürgermeister Ludwigsburg Das Stadterscheinungsbild von Kommunen als Standortfaktor Hans Schmid Bürgermeister Ludwigsburg 28.10.2010 2 3 4 Stadterscheinungsbild - Ausgangssituation Wichtiger weicher Standortfaktor Mit

Mehr

Die bremische Dienstleistungswirtschaft

Die bremische Dienstleistungswirtschaft 1 16 Die bremische Dienstleistungswirtschaft Dr. Matthias Fonger Hauptgeschäftsführer und I. Syndicus Handelskammer Bremen IHK für Bremen und Bremerhaven 2 16 Wirtschaftsstruktur und Strukturwandel im

Mehr

Wolfsburg AG Engagiert für Arbeitsplätze und Lebensqualität. Wolfsburg AG Seite 1

Wolfsburg AG Engagiert für Arbeitsplätze und Lebensqualität. Wolfsburg AG Seite 1 Wolfsburg AG Engagiert für Arbeitsplätze und Lebensqualität Wolfsburg AG 28.01.2015 Seite 1 Wirtschaftsstandort mit attraktivem Lebensumfeld: Wolfsburg Wolfsburg ist heute einer der führenden Wirtschaftsstandorte

Mehr

Gute Infrastrukturen der Schlüssel zum Erfolg! ThEGA Forum Weimar, 20.April 2014

Gute Infrastrukturen der Schlüssel zum Erfolg! ThEGA Forum Weimar, 20.April 2014 Gute Infrastrukturen der Schlüssel zum Erfolg! ThEGA Forum Weimar, 20.April 2014 Wer so mit Energie umgeht www.laenderservice.de der braucht eine leistungsfähige Energieinfrastruktur! Was gehört zur Energieinfrastruktur?

Mehr

Kinderarmut in Deutschland

Kinderarmut in Deutschland Geisteswissenschaft Rebecca Brohm Kinderarmut in Deutschland Die Zeit der Industrialisierung im Vergleich zu heute Studienarbeit Kinderarmut in Deutschland Die Zeit der Industrialisierung im Vergleich

Mehr

Deutschland-Tag des Nahverkehrs

Deutschland-Tag des Nahverkehrs Seite 1 von 5 Deutschland-Tag des Nahverkehrs Verkehrsbetriebe beklagen fehlende Unterstützung von Bund und Länder. Deutschlands Infrastruktur bröckelt: Auch bei Bussen und Bahnen hat die Sanierung von

Mehr

Ziele und Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie

Ziele und Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Ziele und Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Robert Karl Regierung von Ansbach, den 24. Mai 2007 Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments

Mehr

Wo Unternehmen im Licht stehen

Wo Unternehmen im Licht stehen Sonnenuhr Halde Schwerin, Bildhauer: Jan Bormann Gewerbepark Graf Schwerin 1 2 Wo Unternehmen im Licht stehen Fläche des Gewerbeparks Graf Schwerin 1 2, Castrop-Rauxel Gewerbepark Graf Schwerin 1 2 Zeichen

Mehr

Deutsch-niederländische Grenzregion

Deutsch-niederländische Grenzregion Deutsch-niederländische Grenzregion 1 Rabobank Groep Deutsch-niederländische Grenzregion Inhalt Demografie Dynamik, Jugend-/Altenquotient, erwerbstätige Bevölkerung, Einkommen, Migration Beschäftigung

Mehr

Ecofys Pressemappe. Ecofys Experts in Energy. Allgemeines

Ecofys Pressemappe. Ecofys Experts in Energy. Allgemeines Ecofys Pressemappe Ecofys Experts in Energy Allgemeines Ecofys ist als internationales Beratungsunternehmen für Energie und Klima und seit 25 Jahren Vorreiter in Energie- und Klimafragen. Ecofys will eine

Mehr

Begrüßung. Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz 11. Mai Professor Dr. Konrad Wolf Präsident der Hochschule Kaiserslautern

Begrüßung. Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz 11. Mai Professor Dr. Konrad Wolf Präsident der Hochschule Kaiserslautern Begrüßung Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz 11. Mai 2015 Professor Dr. Konrad Wolf Präsident der Hochschule Kaiserslautern - Es gilt das gesprochene Wort - 53175 Bonn, Ahrstraße 39 Telefon:

Mehr

Indikatorenentwicklung

Indikatorenentwicklung Indikatorenentwicklung Erfahrungen in Esslingen am Neckar Bonn Symposium 2015 Globale Ziele für nachhaltige Entwicklung lokal umsetzen Strategien und Instrumente 18.11. 2015 2015 Stadt Esslingen am Neckar

Mehr

Wir haben klare strategische Prioritäten definiert und uns ehr geizige Ziele für unser Unternehmen gesetzt.

Wir haben klare strategische Prioritäten definiert und uns ehr geizige Ziele für unser Unternehmen gesetzt. Vision und Werte 2 Vorwort Wir haben klare strategische Prioritäten definiert und uns ehr geizige Ziele für unser Unternehmen gesetzt. Wir sind dabei, in unserem Unternehmen eine Winning Culture zu etablieren.

Mehr

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001)

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001) Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001) Diese Erklärung wurde vom ENBGF auf dem Netzwerktreffen am 16. Juni 2001 verabschiedet und auf der anschließenden

Mehr

Geschichte des Elsass

Geschichte des Elsass Urban-Taschenbücher Bd 719 Geschichte des Elsass Bearbeitet von Prof. Dr. Bernard Vogler 1. Auflage 2012. Taschenbuch. 228 S. Paperback ISBN 978 3 17 022329 5 Format (B x L): 11,5 x 18,5 cm Gewicht: 200

Mehr

Masterplan Wirtschaft für Duisburg. Stärkungsinitiative Industrie für Mülheim an der Ruhr

Masterplan Wirtschaft für Duisburg. Stärkungsinitiative Industrie für Mülheim an der Ruhr Masterplan Wirtschaft für Duisburg Stärkungsinitiative Industrie für Mülheim an der Ruhr Masterplan Wirtschaft für Duisburg Ausgangslage Duisburg: Arbeitslosigkeit über 12 Prozent große Investitionsschwäche

Mehr

Wasser marsch! Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Wasser marsch! Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Wasser marsch! Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen www.demokratiewebstatt.at Mehr Information auf: www.demokratiewebstatt.at Wasser in Österreich Woher kommt unser Wasser?

Mehr

Seite Betrachtungsgebiet

Seite Betrachtungsgebiet europan 9 Stadt Standort Bevölkerung Betrachtungsgebiet Projektgebiet Wien Neu Stadlau 1.600.000 24 ha 3,5 ha THEMA Das Wettbewerbsgebiet ist in den nächsten Jahren mit einer außerordentlichen Entwicklung

Mehr

Presseinformation Nr. 1/2017

Presseinformation Nr. 1/2017 Presseinformation Nr. 1/2017 Deutsch-Französische Allianz für innovative Mobilitätstechnologien gestartet (AllFraTech) Rund 60 Teilnehmer aus Frankreich und Deutschland arbeiten an einer gemeinsamen E-Mobilitätsstrategie

Mehr

Ökonomie für die Gegenwart, Ökologie für die Zukunft?

Ökonomie für die Gegenwart, Ökologie für die Zukunft? Zusammenfassung der Befragungsergebnisse der 3. Umfrage Ökonomie für die Gegenwart, Ökologie für die Zukunft? Während für den Erhalt eines sicheren Lebensumfeldes und des sozialen Friedens besonders ökonomische

Mehr

Gemeinsam Energie erleben

Gemeinsam Energie erleben Gemeinsam Energie erleben Naheliegendes Mannheim: Eine Stadt mit Ideen, die die Welt verändern Wussten Sie, dass so manche wegweisende technische Erfindung ihren Ursprung in Mannheim hat? Wir alle profitieren

Mehr

solvay industriepark Ein attraktiver Standort mit Zukunft. Auch für Sie. Die Vorteile auf einen Blick

solvay industriepark Ein attraktiver Standort mit Zukunft. Auch für Sie. Die Vorteile auf einen Blick solvay industriepark Ein attraktiver Standort mit Zukunft. Auch für Sie. Der Solvay Industriepark Zurzach ist ein attraktiver und innovativer Standort für Chemie-, Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen.

Mehr

Referat für Integration Duisburg Internationale und weltoffene Hafenstadt an Rhein und Ruhr

Referat für Integration Duisburg Internationale und weltoffene Hafenstadt an Rhein und Ruhr Duisburg Internationale und weltoffene Hafenstadt an Rhein und Ruhr Stellv. Leiter des Referates für Integration Marijo Terzic (Stellv. Integrationsbeauftragter) Gutenbergstraße 24 47051 Duisburg Telefon:

Mehr

Die Industrialisierung. Von Alex Gries

Die Industrialisierung. Von Alex Gries Die Industrialisierung Von ihren Ursprüngen in Großbritannien bis zu den Auswirkungen auf Deutschland Von Alex Gries Inhaltsübersicht 1. Industrielle Revolution Begriffsklärung 2. Ursachen und Voraussetzungen

Mehr

Der Balanceakt. Nachhaltige Landwirtschaft. Nahrungs sicherung ( Ernährungs sicherheit ) Schutz von Tierund Pflanzenarten ( biologische Vielfalt )

Der Balanceakt. Nachhaltige Landwirtschaft. Nahrungs sicherung ( Ernährungs sicherheit ) Schutz von Tierund Pflanzenarten ( biologische Vielfalt ) Der Balanceakt Schutz von Tierund Pflanzenarten ( biologische Vielfalt ) Nahrungs sicherung ( Ernährungs sicherheit ) lebens- und wettbewerbs fähige Höfe Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen Nachhaltige

Mehr

Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme

Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme Regierung von Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme Dr. U. Schmedtje Regierung von Ingolstadt, den 15. Mai 2007 Inhalt Einführung Leitbild und Ziele Denken

Mehr

Leitbild 2020 Leitbild 2020 Seite 1

Leitbild 2020 Leitbild 2020 Seite 1 Landwirtschaft beider Basel Leitbild 2020 Leitbild 2020 Seite 1 Landwirtschaftsbetriebe beider Basel: unternehmerisch und vielfältig Wir haben eine vielfältige Landwirtschaft. Wir anerkennen und fördern

Mehr

Verlauf Material LEK Glossar Mediothek. Voransicht. Landschaftspark Duisburg-Nord

Verlauf Material LEK Glossar Mediothek. Voransicht. Landschaftspark Duisburg-Nord S 1 Duisburg Montanstadt im Strukturwandel Dr. Henning Schöpke, Nienburg/Weser Landschaftspark Duisburg-Nord Foto: H. Schöpke Inhaltsübersicht Begründung des Reihenthemas Fachwissenschaftliche Orientierung

Mehr

Deutschland, Juli 2016

Deutschland, Juli 2016 Internationale Fokusgruppe Deutscher Markt TURISMO DE PORTUGAL, I.P. Deutschland, 11. + 12. Juli 2016 1. ET 27: Was ist das? 2. Welche Herausforderungen? 3. Vorrangige Handlungsstrategien und richtlinien

Mehr

EnergieEffizienz- Zentrum Bochum. Büros und Werkstätten Tür an Tür

EnergieEffizienz- Zentrum Bochum. Büros und Werkstätten Tür an Tür EnergieEffizienz- Zentrum Bochum Büros und Werkstätten Tür an Tür 2 EnergieEffizienzZentrum Bochum Mit dem EnergieEffizienzZentrum Bochum (EEZ) fördert die Bochum Wirtschaftsentwicklung Unternehmen und

Mehr

OBERWART SÜD OBERWART

OBERWART SÜD OBERWART OBERWART SÜD OBERWART DER WIRTSCHAFTSSTANDORT OBERWART Oberwart liegt im südlichen Burgenland und ist Bezirksvorort des gleichnamigen Bezirkes mit ca. 54.000 Einwohnern. Das Gemeindegebiet von Oberwart

Mehr

Gewerbestandort Bruchsal

Gewerbestandort Bruchsal Gewerbestandort Bruchsal Der Wirtschaftsstandort Dank der verkehrsgünstigen Lage ist Bruchsal über Schienen und Straßen aus jeder Richtung schnell und bequem zu erreichen. Die Flughäfen Frankfurt am Main,

Mehr

Metropolregion Rhein-Neckar - Strukturwandel und Wissensökonomie. Anne Otto & Matthias Rau. IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Metropolregion Rhein-Neckar - Strukturwandel und Wissensökonomie. Anne Otto & Matthias Rau. IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Metropolregion Rhein-Neckar - Strukturwandel und Wissensökonomie Anne Otto & Matthias Rau IAB regional, Rheinland-Pfalz-Saarland Folie 2 Metropolregion

Mehr

Battery LabFactory Braunschweig

Battery LabFactory Braunschweig Battery LabFactory Braunschweig Wie eine Batterie die Welt verändern kann www.europa-fuer-niedersachsen.de Mit der Battery LabFactory hat das Land Niedersachsen aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale

Mehr

Logistik 2.0: Das Wissen ums Wie

Logistik 2.0: Das Wissen ums Wie Logistik 2.0: Das Wissen ums Wie Logistik schafft Effizienz Logistik baut keine Autos, aber ohne die Logistik gäbe es keine Autoproduktion, die tausende individuell gefertigter Teile für ein Fahrzeug benötigt.

Mehr

Lokale Politik für behinderte Menschen in Bulgarien. Praktische Erfahrungen und Herausforderungen für die Zukunft

Lokale Politik für behinderte Menschen in Bulgarien. Praktische Erfahrungen und Herausforderungen für die Zukunft Nationale Vereinigung der Gemeinden in der Republik Bulgarien Lokale Politik für behinderte Menschen in Bulgarien. Praktische Erfahrungen und Herausforderungen für die Zukunft BG-1111 Sofia, Golasch Str.

Mehr

Grußwort. Svenja Schulze Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen

Grußwort. Svenja Schulze Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Grußwort Svenja Schulze Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen 2. Jahrestreffen des am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) angesiedelten Regionalen Innovationsnetzwerks

Mehr

Erklärung für die Jahrestagung des Gouverneursrats der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 2016

Erklärung für die Jahrestagung des Gouverneursrats der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 2016 CHINA AM011g-X 1 Erklärung für die Jahrestagung des Gouverneursrats der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 2016 YI Gang, Stellvertretender Gouverneur für China Zunächst möchte ich unserem

Mehr

Bedeutung des EU-Korridors 24:

Bedeutung des EU-Korridors 24: Bedeutung des EU-Korridors 24: Wichtigste Nord-Süd-Verbindung Europas, auch nach neuer EU-Politik einer von zehn Kernnetz-Korridoren Einzugsbereich ca. 70 Millionen Menschen 700 Millionen Tonnen Fracht

Mehr

1900 zählte die Schweiz 1,6 Millionen Erwerbstätige, davon arbeiteten 0,7 Millionen in der Industrie und im Gewerbe über 40 Prozent der

1900 zählte die Schweiz 1,6 Millionen Erwerbstätige, davon arbeiteten 0,7 Millionen in der Industrie und im Gewerbe über 40 Prozent der 1900 zählte die Schweiz 1,6 Millionen Erwerbstätige, davon arbeiteten 0,7 Millionen in der Industrie und im Gewerbe über 40 Prozent der Beschäftigten. 1960 betrug die Zahl der Erwerbstätigen dann insgesamt

Mehr

Kontor am kai. das Büro- und Geschäftsgebäude im urbanen Zentrum des PHOENIX Sees. PHOENIX See Dortmund

Kontor am kai. das Büro- und Geschäftsgebäude im urbanen Zentrum des PHOENIX Sees. PHOENIX See Dortmund das Büro- und Geschäftsgebäude im urbanen Zentrum des PHOENIX Sees PHOENIX See Dortmund Der Phoenix See wird Realität Auf einem ehemaligen Industrieareal entsteht ein See, der mit seiner Wasserfläche von

Mehr

Nachhaltige Unternehmen Zukunftsfähige Unternehmen? Corporate Responsibility bei der AUDI AG

Nachhaltige Unternehmen Zukunftsfähige Unternehmen? Corporate Responsibility bei der AUDI AG Nachhaltige Unternehmen Zukunftsfähige Unternehmen? Corporate Responsibility bei der AUDI AG Dr. Peter F. Tropschuh 16. November 2013 1. Was ist Corporate Responsibility? Grundlagen unternehmerischer Nachhaltigkeit

Mehr

SZENARIO ENERGIEREGION NORD

SZENARIO ENERGIEREGION NORD SZENARIO ENERGIEREGION NORD In Reaktion auf die wachsende Unzufriedenheit mit denen da oben und zunehmendem Populismus erfindet sich die EU neu: Der New Regional Deal stärkt die Subsidiarität der europäischen

Mehr

#ODD16 #OGMNRW 1/5

#ODD16 #OGMNRW 1/5 Wir plädieren für ein offenes NRW Wir sind Akteure aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur und setzen uns dafür ein, den Prozess der Offenheit, Zusammenarbeit und

Mehr

Heike Zellmer Regionalmanagerin Prignitz

Heike Zellmer Regionalmanagerin Prignitz Heike Zellmer Regionalmanagerin Prignitz Lage des Landkreises Prignitz im Land Brandenburg: LAG Storchenland Prignitz deckungsgleich mit dem Landkreis Abgrenzung der Region:Die Region bewarb sich in ihren

Mehr

Beitrag der SPD-Kreistagsfraktion zu TOP 18.1 der Kreistagssitzung am

Beitrag der SPD-Kreistagsfraktion zu TOP 18.1 der Kreistagssitzung am Beitrag der SPD-Kreistagsfraktion zu TOP 18.1 der Kreistagssitzung am 21.12.2011 Perspektiven für den Rhein-Kreis Neuss Auf dem Weg zur Metropolregion 1. Regionale Zusammenarbeit ist ein internationaler

Mehr

Workshop: Regionale Stärken der Kohleregion Ibbenbüren Dokumentation der Workshop-Ergebnisse

Workshop: Regionale Stärken der Kohleregion Ibbenbüren Dokumentation der Workshop-Ergebnisse Workshop: Regionale Stärken der Kohleregion Ibbenbüren Dokumentation der Workshop-Ergebnisse Potenzialanalyse Kohleregion Ibbenbüren 27.08.2014, Rathaus Recke Präsentation zum Thema Wirtschaftsstandort

Mehr

MIT ENERGIE ZUM ERFOLG

MIT ENERGIE ZUM ERFOLG Ein Objekt der Ein Unternehmen der EnBW Senergi Immobilien GmbH Durlacher Allee 93, 76131 Karlsruhe Telefon 07 21/6 31 45 16 e-mail: info@senergi.com München Stand 09/02 Die dargestellten Illustrationen

Mehr

VOM MEKKA DER FOSSILEN ENERGIETRÄGER ZUR RESSOURCENEFFIZIENZREGION NR. 1 ZWISCHENKONFERENZ ENERGIEWENDE RUHR 17. JUNI 2015

VOM MEKKA DER FOSSILEN ENERGIETRÄGER ZUR RESSOURCENEFFIZIENZREGION NR. 1 ZWISCHENKONFERENZ ENERGIEWENDE RUHR 17. JUNI 2015 VOM MEKKA DER FOSSILEN ENERGIETRÄGER ZUR RESSOURCENEFFIZIENZREGION NR. 1 ZWISCHENKONFERENZ ENERGIEWENDE RUHR 17. JUNI 2015 VOM HOCHOFEN ZUR HOCHSCHULE STRUKTURWANDEL ENTSTEHUNG DER MONTANINDUSTRIE Stahlerzeugung

Mehr

Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat.

Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat. Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat. Wahlaufruf des Bundesvorstands der CDU Deutschlands anlässlich der Kommunalwahlen in zehn Bundesländern am 25. Mai 2014. Für starke

Mehr