Fraud Prevention Aktuelle Studienergebnisse und Best Practice
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- Willi Möller
- vor 8 Jahren
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1 Fraud Prevention Aktuelle Studienergebnisse und Best Practice
2 In jeder Geschäftsbeziehung besteht die Möglichkeit, dass Zahlungen ausfallen. Insbesondere im Distanzhandel, bei dem Geschäftsbeziehungen über räumliche Entfernung sowie mit zeitlicher Verzögerung der Bestell-, Liefer- und Zahlungsprozesse stattfinden, stellt die Minimierung von Zahlungsausfällen zunehmend eine besondere Herausforderung dar. Aktuelle Studienergebnisse des E-Commerce-Center Handel bestätigen: Der Anteil der Unternehmen, die Zahlungsausfälle von mehr als drei Prozent des Online-Umsatzes zu verzeichnen haben, ist seit 2009 erstmals gestiegen (vgl. Abb. 1). Zahlungsausfälle in dieser Größenordnung schmälern die Gewinnmarge deutlich und können existenzbedrohend sein. Daher ist es für Online-Händler von größter Wichtigkeit, sich mit verschiedenen Maßnahmen des Risikomanagements auseinanderzusetzen, wenn sie sich effektiv und effizient vor Zahlungsausfällen schützen wollen. Die Ergebnisse der Studie Internetzahlungsverfahren aus Sicht der Händler (IZH 6) zeigen, dass von den meisten Unternehmen bislang vor allem einfach zu integrierende Instrumente wie beispielsweise eine Lieferung (in bestimmten Fällen) nur gegen Nachnahme oder Vorkasse oder eine Zahlungsgarantie durch den Betreiber des ausgewählten Zahlungsverfahrens eingesetzt werden. Weitere Instrumente, die von mehr als einem Drittel der Online-Händler genutzt werden, sind eine Plausibilitätsprüfung von Kontoverbindung oder Kartennummer, die interne Sperrlistenabfrage und eine Adressprüfung bzw. -verifizierung. Komplexere Verfahren wie die Integration externer Daten oder die Implementierung eines eigenen Scorings zur Risikobewertung werden dagegen seltener und tendenziell eher von größeren Unternehmen eingesetzt. INFO Die Studie Internetzahlungsverfahren aus Sicht der Händler Ergebnisse der Umfrage IZH 6 kann über den Shop des ECC Handel unter bezogen werden. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass die Möglichkeiten des Risikomanagements sowohl von kleinen als auch von großen Unternehmen nach wie vor nicht ausgeschöpft werden, die sich mit verhältnismäßig geringem Aufwand implementieren ließen, wie bspw. ein Betragslimit bei Neukunden (vgl. Abb. 2). Insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Bedeutung von Zahlungsausfällen sollte kein Unternehmen leichtfertig auf ein umfassendes Risikomanagement verzichten. Online-Händler sollten daher regelmäßig überprüfen, ob ihre Maßnahmen bereits greifen oder ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, um Zahlungsausfälle in der Zukunft zu vermeiden., rät Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer der IfH Institut für Handelsforschung GmbH. Einige Instrumente des Risikomanagements sind bei verschiedenen Zahlungsverfahren bereits integriert. So sind Plausibilitätsprüfung von Kontoverbindung und Kartennummer, IP-Adressen-Prüfung oder eine Adressverifizierung sowie die Bonitätsprüfung des Kunden beispielsweise eng mit der Akzeptanz einer Kreditkarte verknüpft. Zudem bieten immer mehr Betreiber von Zahlungsverfahren eine Zahlungsgarantie an. Die Motivation für den Einsatz weiterer Sicherheitsmaßnahmen ist nicht nur, das Zahlungssystem insgesamt sicherer zu gestalten, sondern die Wirtschaftlichkeit des eigenen Unternehmens zu garantieren. 2
3 73,6 % 70,2 % Abb. 1: Zahlungsausfälle im Zeitvergleich, 140 n 369. Fragetext: Wie hoch ist in Ihrem Unternehmen pro Jahr der Anteil der Online-Bestellungen, bei denen es zu Schwierigkeiten bei der Zahlungsabwicklung kommt? Anteil des Online-Umsatzes, der tatsächlich ausfällt 17,1 % 15,4 % Lesebeispiel: Im Jahr 2011 hatten 70,2 Prozent der befragten Unternehmen Zahlungsausfälle von weniger als 1 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2009 waren es noch 73,6 Prozent der Unternehmen. 8,1 % 6,2 % 5,0 % 4,3 % IZH 6 (2011) IZH 5 (2009) 0,0 % bis 1,0 % 1,1 % bis 3,0 % 3,1 % bis 5,0 % mehr als 5 % Abb. 2: Einsatz von Instrumenten des Risikomanagements, 419 n 437. Fragetext: Welche Instrumente des Risikomanagements setzt Ihr Unternehmen ein? Lieferung in bestimmten Fällen nur gegen Nachnahme/Vorkasse 68,4 % 23,3 % 8,2 % Zahlungsgarantie durch den Betreiber eines Zahlungsverfahrens 46,3 % 42,3 % 11,4 % Plausibilitätsprüfung von Kontoverbindung oder Kartennummer 37,9 % 45,7 % 16,4 % Interne Sperrlistenabfrage 35,8 % 50,4 % 13,9 % Adressprüfung/-verifizierung 34,6 % 53,3 % 12,0 % Authentifikation des Kunden durch ein Kreditinstitut 29,6 % 52,7 % 17,6 % Bonitätsprüfung mittels externer Daten/Auskunfteien 29,1 % 57,2 % 13,7 % Risikoabhängiges Angebot von Zahlungsverfahren 25,3 % 60,0 % 14,7 % Betragslimit bei Bestellungen durch Neukunden 20,9 % 68,7 % 10,4 % Eigenes Scoring zur Risikobewertung 18,4 % 66,7 % 14,9 % Betrugsmusterprüfung 18,4 % 63,1 % 18,6 % Ähnlichkeitsprüfung 16,4 % 65,1 % 18,5 % Gesonderte Versicherung gegen Zahlungsausfälle 4,5 % 80,9 % 14,6 % Ja Nein Weiß nicht 3
4 Praxisbeispiel ALTERNATE und Postbank P.O.S. Transact GmbH Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie effizient Händler und Zahlungsverkehrsdienstleister gemeinsam Zahlungsausfällen und Missbrauch begegnen können. Die ALTERNATE GmbH im hessischen Linden ist einer der führenden Online-Anbieter für Hardware, Software, Heim- und Haushaltselektronik. Zudem bietet das Unternehmen mit ALTERNATE B2B einen umfangreichen Business Service für gewerbliche Verbraucher sowie Anstalten des öffentlichen Rechts an. Täglich verlassen bis zu Pakete das Unternehmen. Im Online-Shop können die Kunden unter anderem mit ihrer Visa- oder MasterCard bezahlen. Den Vertrag für die Kartenakzeptanz hat ALTERNATE mit der Postbank P.O.S. Transact abgeschlossen. Unser Business steht im Fokus der organisierten Betrugskriminalität, erklärt Björn Momberger, Vertriebsleiter B2B bei ALTERNATE. Bestimmte Produktgruppen eignen sich einfach besser für den Weiterverkauf. Computerhardware belegt einen der vordersten Plätze. Betrüger reagieren schnell auf neue Sicherheitsmaßnahmen und passen ihre Betrugsmuster an. Wir arbeiten präventiv, damit es gar nicht erst zu einem Zahlungsausfall kommt. Postbank P.O.S. Transact ist für uns hier der ideale Partner. Momberger und seine Kollegen gehen ins Detail, prüfen Aufträge nach Bestellmustern, verifizieren Lieferadressen und legen schon im Vorfeld fest, bei welchen Bedingungen nicht geliefert wird. Alarmiert sind wir beispielsweise bei abweichenden Lieferadressen zu Rechnungsadressen. Eine effiziente Missbrauchsprävention muss Trends der Betrüger schnell erkennen und handeln, erklärt Manfred Welter, Sicherheitsexperte und Senior Risk-Manager bei der Postbank P.O.S. Transact GmbH. Nicht viele Unternehmen investieren bereits inhouse genügend Ressourcen, um kontinuierlich den Missbrauch im Zahlungsverkehr zu minimieren, beobachtet Welter. Die von ALTERNATE intern zur Verfügung gestellten Ressourcen werden durch Sicherheitstools der Postbank P.O.S. Transact GmbH ergänzt. Gemeinsam werden monatlich durch die neu entwickelten Features fünfstellige EURO-Beträge vor betrügerischen Aktivitäten geschützt. Das Fraud-Prevention-System der Postbank P.O.S. Transact ermöglicht unter anderem das Monitoring von Autorisierungen in Echtzeit. Das bedeutet, eingestellte Regeln greifen schon während der Prüfung für die Genehmigung der Zahlungstransaktion. Registriert das System Regelverstöße, beispielsweise die Überschreitung von Bestellbeträgen, den Einsatz von Karten aus bestimmten Ländern oder den zeitlichen Einsatz der Karte, wird das Fraud Investigation Team alarmiert. 4
5 Eine automatische Fallanlage, die mit diesen Regeln gespeist wird, generiert mögliche Missbrauchsfälle. Bei einem Verdacht wird der Händler über die missbrauchsverdächtigen Transaktionen informiert. Anschließend ruft das Team unter größten Datenschutzauflagen das Kreditinstitut des Karteninhabers mit der Bitte an, den tatsächlichen Karteninhaber zu kontaktieren. Das Kreditinstitut soll auf diesem Wege feststellen, ob der Karteninhaber die Transaktion auch wirklich getätigt hat beziehungsweise prüfen, ob es sich um eine betrügerische Transaktion handelt. Verneint der Karteninhaber die Transaktion, meldet sich die Bank mit dieser Information wieder zurück bei dem Fraud Investigation Team. Dies geschieht auch dann, wenn die Transaktion vom Karteninhaber getätigt wurde. Diese Information ist ebenfalls sehr wichtig, um die Erkennung der Missbrauchsmuster stetig zu verbessern. Das Team leitet nach Erhalt die Information sofort an den Händler weiter und dieser veranlasst eine entsprechende Gutschrift ohne die Ware auszuliefern. So entsteht kein Chargeback, die Ware ist nicht verloren und dem Händler sowie dem regulären Karteninhaber entstehen kein Schaden, so Welter. Die Kartennummer wird für den Fall eines weiteren missbräuchlichen Einsatzes auf eine Sperrliste gesetzt. Auf Basis der Erfahrung erkennt der Fraud Analyst eventuelle neue Missbrauchsmuster und setzt dazu neue Regeln auf, die in das Realtime Fraud-Prevention-System integriert werden. Die Simulation neuer Regeln bedeutet eine entscheidende Hilfe. Durch zu hohe Reglementierung, weiß Björn Momberger vom ALTERNATE Business Service, kann auch Umsatz verhindert werden, der mit Missbrauch nichts zu tun hat. Das wollen wir natürlich vermeiden. Und auch darin sieht Manfred Welter den Vorteil des Systems: Es gibt keine vollautomatischen Sicherheitssysteme, die die Anforderungen der Händler erfüllen. Letztendlich sind das Know-how und die Erfahrung des Teams ausschlaggebend. Es muss die Interessen des Händlers im Auge behalten und dennoch höchste Sicherheitskriterien anlegen. Die vor Missbrauch geschützten Umsatzzahlen unserer Kunden zeigen den Erfolg dieser Sicherheitsstrategie, erklärt Welter. 5
6 Kontakt E-Commerce-Center Handel c/o IfH Institut für Handelsforschung GmbH Dürener Str. 401 b Köln T +49 (0) F +49 (0) info@ecc-handel.de Postbank P.O.S. Transact GmbH Frankfurter Straße Eschborn T +49 (0)
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