Des Kaisers neue Kleider Berliner Kirchen der Kaiserzeit erfinden sich neu. vom Umgang mit dem wilhelminischen Kirchbau-Erbe
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- Linda Armbruster
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1 Des Kaisers neue Kleider Berliner Kirchen der Kaiserzeit erfinden sich neu vom Umgang mit dem wilhelminischen Kirchbau-Erbe
2 Der Ausgangspunkt Die Lutherkirche in der Spandauer Neustadt ein typischer Fall für Berlin. Um die Jahrhundertwende herum erbaut, steht sie heute in einem Stadtteil, der von Migranten und Transferhilfe-Empfängern geprägt ist. Für wen und durch wen soll in dieser Lage ein denkmalgeschützter Sakralbau erhalten werden?
3 Historischer Hintergrund Der gewonnene Krieg gegen Frankreich und die explosive Industrialisierung sorgten für einen euphorischen Nationalismus, in dessen Rahmen die vergleichsweise junge deutsche Nation ihren Platz unter den europäischen Mächten suchte. Dazu gehörte auch der Bauboom der Gründerzeit, der Berlin eine Vielzahl von Kirchen bescherte, die im Stil des wilhelminischen Historismus erbaut wurden, der bewusst vergangene Großreiche zitiert.
4 Kirchbau im Kaiserreich In der Regierungszeit von Wilhelm Il und seiner stark kirchlich engagierten Gattin Auguste Viktoria im Volksmund Kirchenguste genannt wurde so vor allem in der Hauptstadt Berlin eine Vielzahl repräsentativer Kirchbauten errichtet nicht zuletzt in den schnell wachsenden Arbeiterbezirken.
5 Die Lösung der Lutherkirche Was macht man mit einer viel zu großen Kirche? Luther hat geteilt! Nur etwas mehr als ein Joch der dreijochig gebauten Kirche dient heute noch als Gottesdienstraum. Abgetrennt durch eine Zwischenwand befinden sich im Erdgeschoß des restlichen Teils der Kirche Gemeindebüro und Gruppenräume. Der Raum oberhalb der Büros wurde ausgebaut. Hier befinden sich heute Wohnungen.
6 Der Grundgedanke des Projekts Wie viele der Arbeiterbezirke, in denen unter Wilhelm II neue Kirchen erbaut wurden, ist auch die Spandauer Neustadt heute ein sozialer Brennpunkt mit einem hohen eher kirchenfernen Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund und Transfer-Leistungsempfängern. Die Lutherkirche hat sich dieser Situation nicht nur baulich gestellt. Sie engagiert sich seit langem im Bereich der sozialen und politischen Diakonie. Sozialprojekte - wie die Organisation der Berliner Tafel für die Spandauer Neustadt- und das Engagement im Rahmen des Quartiermanagements gehören heute zum Alltag der Gemeinde. Erarbeitet werden soll im Rahmen des Projektes, welche Bedeutung die denkmalgerechte Erhaltung der das Kiezbild prägenden Kirche für die Menschen haben kann, die heute vom sozialen Handeln der Gemeinde profitieren, oder dieses tragen.
7 Die teilnehmenden Schulen Partnerschule I: Die Wolfgang Borchert-Schule, Berlin-Spandau Leitschule: Das Hans Carossa- Gymnasium, Berlin-Kladow Partnerschule II: Die Staatliche Technikerschule, Berlin
8 Partner im Projekt Fachlicher Partner für alle drei beteiligten Schulen ist Maria von Fransecky, die Kirchenpädagogin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), die auch an der Konzeption des Gesamtprojekts beteiligt ist. Weitere Partner sind: die Evangelische Jugend Spandau, die an der Gestaltung des Nachmittagsbereichs der Borchert- Schule beteiligt ist der Architekt Dipl. Ing. Stefan Heine, Dozent für Denkmalpflege an der Beuth-Fachhochschule, der die Kunstgruppe des Carossa-Gymnasiums begleitet die Evangelische Berufsschularbeit der EKBO als außerschulischer Partner der Staatlichen Technikerschule Dr. Maria Deiters, die in der EKBO für die Inventarisierung von Kulturgütern zuständig ist
9 Die einzelnen Projektteile Drei Schulen von der Sekundarschule bis zur Technikerschule - beschäftigen sich in unserem Projekt nach jeweils ihren Möglichkeiten mit der denkmalgerechten Bewahrung historischer Kirchbauten. Der Kunstkurs des Carossa- Gymnasiums fragt nach der Erhaltungswürdigkeit wilhelminischer Kirchen. (Folie 10) Die Religionsschüler des Carossa- Gymnasiums befassen sich mit religiöser Alltagskultur in der wilhelminischen Zeit. (Folie 11) Die Schüler der Borchert-Schule spüren dem sozialen Engagement von Kirche einst und jetzt nach. (Folie 13) Die Schüler der Staatlichen Technikerschule entwickeln Vorschläge zur energetischen Sanierung der Reformationskirche. (Folie 14) Möglicherweise ist das Projekt ein Impuls zur Sanierung eines historischen Paravents. (Folie 12)
10 Der wilhelminische Historismus Er genießt (noch?) keinen besonders guten Ruf der eklektische Historismus, der verschiedene Baustile wild durcheinander wirft und so der Vorwurf nur wenig Eigenes hervor gebracht hat. Annegret Wagner vom Carossa- Gymnasium wird mit ihrem Kunstkurs versuchen herauszuarbeiten, was diesen Baustil einzigartig und erhaltenswert macht.
11 Religiöse Alltagskultur im Kaiserreich Kitsch und Kunst liegen oft sehr nahe beieinander. Wann kann das, was die Alltagskultur hervorgebracht hat, auch in die Kategorie des Bewahrenswerten fallen? Herr von Fransecky wird sich mit Schülern des Religionsunterrichts des Carossa-Gymnasiums mit dem Ausdruck christlicher Frömmigkeit im Kaiserreich beschäftigen. Anlass dafür ist ein Weihnachts-Paravent aus der Gründerzeit, den die Lutherkirche noch heute besitzt.
12 Der Weihnachts-Paravent Der Paravent der Lutherkirche befindet sich allerdings in einem dringend sanierungsbedürftigen Zustand. Die Religionsschüler des Carossa-Gymnasiums werden ihn mit Dr. Maria Deiters in Augenschein nehmen. Vielleicht kann das Projekt dazu beitragen, das seltene Stück zu restaurieren.
13 Soziale Verantwortung gestern und heute Hervorgegangen aus dem Sozialpraktikum des Ethik- und Religionsunterrichts gibt es an der Borchert-Schule seit vier Jahren im Nachmittagsbereich das Projekt Verantwortung, in dessen Rahmen Schüler auch in sozialen Projekten der Luther- Gemeinde mitarbeiten (z.b. bei Laib und Seele ). Pfarrer Steffen Köhler, Leiter des Nachmittagsbereichs, Ethik- und Klassenlehrerin Susanne Theel, sowie Religionslehrer Norbert von Fransecky werden die Schüler mit der Geschichte und Gegenwart des sozialen Engagements der Kirche vertraut machen. Dabei soll das im Zentrum des Kiezes stehende Kirchengebäude als erhaltenswertes Symbol einer zeitlosen Dimension menschlich sozialen Handelns erkennbar werden. Schülerinnen der Wolfgang Borchert- Schule engagieren sich im Rahmen des Sozialpraktikums bei Laib und Seele, einem Hilfsprojekt für Bedürftige.
14 Energetische Sanierung der Reformationskirche Dipl.-Ing. Peter Dederer von der Staatlichen Technikerschule Berlin erarbeitet mit der Klasse TBH3 Vorschläge zu Erhaltung, Umnutzung, Modernisierung und Ergänzung der vorhandenen Bausubstanz der wilhelminischen Reformationskirche in Berlin-Moabit. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die energetische Bestandsaufnahme und Sanierung im Zusammenklang mit der denkmalschutzgerechten Erhaltung gelegt.
15 Hans Carossa Gymnasium, 2013 Am Landschaftspark Gatow 40 / Berlin Norbert und Maria von Fransecky Fotos: Norbert von Franecky Folie 4: public domain / Wikipedia Folie 7, Bild 3: Staatliche Technikerschule Berlin Folie 14: Reformationskirche Layout: Norbert von Fransecky Layout (Rahmen): Deutsche Stiftung Denkmalschutz
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1 Eckdaten IX.3 Schule Staatl. Techniker-Schule, Berlin Straße PLZ Ort Bochumer Str. 8b 10555 Berlin Telefon / Fax dienstl. 030/390006-0 030/390006-82 URL / Internetadresse http://www.technikerschule-berlin.de/
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