Wie messe ich richtig?

Transkript

1 Wie messe ich richtig?

2 Das Blutzuckermessen zu Hause ist für Sie als Diabetespatient eine ganz wichtige Möglichkeit um festzustellen, ob Ihre Werte nicht aus dem Ruder laufen. Wenn Sie Insulin nehmen oder Medikamente, die Unterzuckerungen hervorrufen können, wenn Sie krank sind, auf eine neues Medikament eingestellt werden oder wenn Sie selbst gerne wissen möchten, ob Ihre Werte vor und nach dem Essen im Rahmen liegen mit Blutzuckermessgeräten können Sie selbst heute unabhängig vom Arzt jederzeit und überall Ihre Werte zuverlässig bestimmen. Welche Geräte sind für Sie richtig? Die heutzutage angebotenen Blutzuckermessgeräte sind zahlreich und ihre Eigenschaften können sehr verschieden sein. Es kommt in erster Linie darauf an, dass Sie ein Gerät finden, das für Sie am besten geeignet ist. Im Prinzip brauchen Sie zur Blutzuckerbestimmung zu Hause drei Dinge: Eine Stechhilfe, mit der Sie einen Tropfen Blut aus Ihrer Fingerkuppe gewinnen können ein Blutzuckermessgerät mit den dazugehörigen Teststreifen und Buch oder einen Computer, in dem Sie die gemessenen Werte sofort notieren können 2

3 Stechhilfen Das Stechen ist sicherlich der Teil des Blutzuckermessens, der am unangenehmsten ist und es kommt darauf an, dass Sie eine Stechhilfe finden, die Ihnen diesen Teil so leicht wie möglich macht. Es gibt hierzu Lanzetten, mit denen Sie selbst in die Fingerkuppe stechen. Und es gibt automatisierte Stechhilfen, bei denen die Lanzette in ein Füllerartiges Gerät eingesetzt ist, das man auf den Finger aufsetzt und den Lanzettenstich durch Knopfdruck automatisch auslöst. Das hat den Vorteil, dass Sie die Stechtiefe individuell einstellen können und der Stich schnell erfolgt. Es gibt auch automatische Stechhilfen, die direkt mit dem Blutzuckermessgerät verbunden sind. Wenn Sie eine Stechhilfe kaufen und noch keine Erfahrung haben, dann lassen Sie sich über die verschiedenen Möglichkeiten beraten, damit Sie besser entscheiden können, welche für Sie am besten geeignet ist. Besonders wenn Sie häufig messen müssen oder wollen, spielt es eine große Rolle, ob Ihnen das Stechen sehr unangenehm ist oder ob Sie es relativ gut ertragen können. Es kann durchaus sein, dass Sie sich für ein Blutzuckermessgerät eines Herstellers entscheiden aber eine Stechhilfe einer anderen Marke bevorzugen. Probieren Sie es am besten eine Weile aus, wie gut Sie damit zu Hause zurecht kommen. 3

4 Kommen wir zu den Blutzuckermessgeräten. Hier haben Sie die Qual der Wahl unter einer Vielzahl von Angeboten. Aber welches ist für Sie am besten geeignet? Schauen wir erst einmal, was an allen Geräten gleich ist. In der Regel brauchen Sie zum Messen mit einem Gerät die so genannten Teststreifen. Auf die Teststreifen geben Sie den Blutstropfen auf. Hier findet eine chemische Reaktion statt. Der Blutzucker in Ihrem Blut führt entweder zu einem Farbumschlag oder er verursacht einen elektrischen Strom. Das Gerät misst die Farbe bzw. den Strom und zeigt Ihnen in dem Sichtfenster nach einiger Zeit Ihren Blutzuckerwert an. Es gibt zwei verschiedene Einheiten, in denen diese Werte angezeigt werden können. Entweder in mmol/l oder in mg/dl. In Deutschland benutzt man in verschiedenen Bundesländern verschiedene Einheiten. Aus diesem Grund gibt es Geräte, die den Blutzuckerwert in mg/dl angeben und solche, die die Einheit mmol/l anzeigen. Wählen Sie hier ein Gerät, dass die Einheiten so angibt, wie Sie es gewohnt sind. Kalibrierung Ein weiterer Unterschied zwischen Geräten ist die so genannte Vollblut- oder Plasmakalibrierung. Was versteht man darunter? Wir haben schon erwähnt, dass Sie zu Hause Ihren Blutzuckergehalt aus Vollblut bestimmten. Im Labor des Arztes aber wird der Blutzuckerwert aus dem so genannten Blutplasma bestimmt. Plasma ist der flüssige Anteil des Blutes ohne die Zellen. Im Plasma ist der Blutzuckerwert höher als im Vollblut. Damit Sie die Werte, die Sie zu Hause messen mit denen beim Arzt vergleichen können ohne die Werte umständlich umrechnen zu müssen, geben die meisten Geräte, die Sie 4

5 benutzen, inzwischen den Wert an, den Sie beim Arzt im Plasma gemessen hätten. Das heißt, Ihr Gerät rechnet den Wert aus dem Vollblut automatisch um und zeigt Ihnen den Plasmawert an. Geräte, die den Blutzuckerwert anzeigen, den auch Ihr Arzt misst, nennt man plasmakalibriert Geräte, die den Wert aus dem Vollblut anzeigen, nennt man Vollblutkalibriert In Zukunft werden alle Hersteller auf eine Plasmakalibrierung umsteigen, so dass Sie dann nur noch solche Geräte erwerben können. Kodierung Die chemische Reaktion des Messvorgangs findet auf so genannten Teststreifen statt. Verschiedene Chargen von Teststreifen können durch den Herstellungsprozess in der Messung etwas voneinander abweichen. Damit Ihr Gerät wenn Sie eine neue Charge Teststreifen einlegen nicht anders misst als bisher, muss das Gerät für jede neue Charge von Teststreifen erneut kodiert werden. Und hier sind die Geräte unterschiedlich. Es gibt Geräte, die diese Kodierung automatisch vornehmen, ohne dass Sie etwas tun müssen. Andere Geräte wiederum erfordern, dass Sie bei jeder neuen Charge an Teststreifen eine Nummer eingeben oder einen Chip ins Gerät einlegen. Das dürfen Sie auf keinen Fall vergessen, denn sonst misst das Gerät unter Umständen bei jeder Teststreifenpackung anders. Hier müssen Sie sich fragen, ob Sie es lieber unkompliziert und sicher mögen oder ob es Ihnen nichts ausmacht, wenn Sie das Gerät selbst kodieren müssen. 5

6 Größe und Design Kommen wir einmal zur Größe und Design des Gerätes. Messen Sie überwiegend zu Hause oder haben Sie Schwierigkeiten kleine Zahlen vom Sichtfenster abzulesen? Dann kommt für Sie ein großes Gerät in Frage, das ein breites Sichtfenster mit gut erkennbaren Zahlen hat. Wenn Sie allerdings viel unterwegs sind und die Größe für Sie eher von Nachteil ist, entscheiden Sie sich für ein kleines handliches Gerät. In diesem Fall bevorzugen Sie vielleicht auch ein Gerät, das sehr schnell misst. Auch hier gibt es Unterschiede. Blutmenge Ein weiterer Unterschied betrifft die Blutmenge, die Sie zum Messen benötigen Manche brauchen nur noch sehr geringe Mengen an Blut. Besonders wenn Sie häufig messen müssen oder wenn Ihnen das Stechen sehr unangenehm ist, kann es ein Vorteil sein, wenn Sie nur sehr wenig Blut benötigen. Handhabung der Teststreifen Schauen Sie sich auch einmal an, wie die zum Gerät gehörigen Teststreifen verpackt sind. Können Sie diese einfach öffnen und die Verpackung wieder leicht und sicher schließen? Wenn Sie viel draußen unterwegs sind, ist es vielleicht wichtig, dass Sie ein Testsystem haben, bei dem die Teststreifen nicht extrem temperaturempfindlich sind. 6

7 Aufzeichnung der Blutzuckerwerte Kommen wir jetzt zur Aufzeichnung der Blutzuckerwerte. Manche Geräte speichern die Werte, manche können sie mit Hilfe eines Kabels oder kabellos auf den Computer übertragen. Wenn Sie gut und gerne mit dem Computer umgehen, ist das für Sie vielleicht eine gute Lösung. Andere Patienten wiederum schreiben sich die Werte lieber auf. Kosten Wenn Ihre Kasse die Kosten für die Blutzuckermesstreifen nicht ersetzt, sie aber in beistimmten Phasen Ihren Blutzuckergehalt trotzdem messen möchten, dann sind die Kosten der Teststreifen vielleicht für Sie wichtiger als andere Eigenschaften. Es gibt hier z.t. große Unterschiede. Machen Sie sich schlau, bevor Sie sich für ein Gerät entscheiden, wie viel die Messstreifen kosten, denn das teuerste an der Blutzuckermessung sind die Teststreifen nicht das Gerät. Fassen wir noch einmal zusammen: Sowohl Stechhilfen als auch Blutzuckermessgeräte sind sehr verschieden. Sie sollten sich gut beraten lassen und sorgfältig abwägen, welche Geräte für Sie am besten geeignet sind. Schließlich müssen Sie regelmäßig damit umgehen. Es ist wichtig, dass Ihnen das leicht fällt auch damit Sie richtig messen und sich auf Ihre Werte verlassen können. Wir haben unter der Rubrik Was Sie selbst tun können auf der Seite: Wie messe ich richtig? eine Checkliste zusammengestellt, auf der Sie ankreuzen können, welche Eigenschaften Ihnen wichtig sind und welche weniger wichtig. Füllen Sie diese Liste einmal in Ruhe aus und nehmen Sie diese in Ihre Apotheke mit. Sie können dann dort sehr viel gezielter beraten werden. 7

8 Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einen Überblick darüber geben, wie Sie beim Stechen und Messen vorgehen sollten und worauf Sie achten müssen: Richtig Messen Schritt für Schritt Waschen Sie sich die Hände mit warmem Wasser und Seife und trocknen Sie die Hände gut ab. Es ist nicht nötig, die Hände mit Alkohol zu desinfizieren. Wenn Sie es doch tun, warten Sie 2 Minuten ab bis der Alkohol verdunstet ist, bevor Sie stechen. Sonst kann der Messwert verfälscht werden. Entnehmen Sie einen Teststreifen. Fassen Sie die Teststreifen nur mit trockenen Fingern an. Halten Sie das Röhrchen mit den Teststreifen immer gut verschlossen, damit die Teststreifen nicht feucht werden. Die Teststreifen sollten Sie nicht im Kühlschrank aufbewahren und auch nicht bei Temperaturen über 30 Grad also z.b. nicht im Handschuhfach oder unter der Windschutzscheibe des Autos lagern! Wenn Sie die Streifen im Auto lassen müssen, ist der beste Platz unter den Vordersitzen oder im Kofferraum. Schütteln Sie die Hand nach unten aus oder massieren Sie diese leicht, damit Blut in die Finger fließt und stechen Sie mit der Lanzette in die Fingerkuppe. Am besten benutzen Sie die seitlichen Fingerkuppen, sie sind weniger schmerzempfindlich. Der Mittel-, Ringfinger und kleine Finger sind am besten geeignet, weil sie am wenigsten Hornhaut haben. 8

9 Verwenden Sie immer eine neue, unbenutzte Lanzette. Benutzte Lanzetten werden stumpf und verletzen den Finger mehr. Von der Stechtiefe der Lanzette hängt es ab, wie groß der Blutstropfen ist, den Sie gewinnen. Wenn Sie die Stechhilfe zum ersten Mal benutzen, dann probieren Sie verschiedene Stechtiefen aus: Die Lanzette sollte dabei tief genug in die Fingerkuppe eindringen, damit Sie einen Blutstropfen gewinnen können, ohne dass Sie den Finger zusammen pressen müssen. Auf der anderen Seite brauchen Sie die Stechtiefe nicht zu stark einzustellen, denn die meisten Geräte benötigen heute nur noch einen winzigen Blutstropfen. Halten Sie die Hand nach unten, streichen Sie sanft vom Handrücken zur Fingerspitze, bis sich ein Blutstropfen bildet und fangen Sie ihn mit dem Messstreifen auf. Sie sollten den Finger dabei nicht fest drücken, denn das kann die Ergebnisse verfälschen. Achten Sie darauf, dass das Testfeld auf dem Teststreifen ausreichend mit Blut bedeckt ist. Notieren Sie sich das Messergebnis. Gewöhnen Sie sich an, das Ergebnis sofort zu notieren, am besten direkt in Ihr Blutzuckertagebuch. 9