Wissen, Einstellungen und Verhalten zu HIV/ Aids und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen von Jugendlichen in der Jugendarrestanstalt Berlin

Transkript

1 Wissen, Einstellungen und Verhalten zu HIV/ Aids und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen von Jugendlichen in der Jugendarrestanstalt Berlin Eine Kooperationsstudie der Berliner Aids-Hilfe e.v. und der Jugendarrestanstalt Berlin mit Unterstützung der Deutschen AIDS-Hilfe e.v. Autoren: Thomas Wilke (Berliner Aids-Hilfe e.v.) Prof. Dr. Phil C. Langer (Goethe-Universität Frankfurt am Main) Jochen Drewes (Freie Universität Berlin) Uwe Koppe (Berliner Aids-Hilfe e.v.) DÖAK 2013

2 Hintergründe der Befragung Ø Ø Ø Seit 2006 führt die BAH Präventionsworkshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Jugendarrest Berlin durch. Die zweistündigen Workshops finden alle 2 Wochen im Rahmen des Modularen Kompetenztrainings (MKTs) statt. An den Workshops der BAH nehmen i. d. R. sechs, mehrheitlich männliche, Jugendliche zwischen 14 und 23 Jahren teil.

3 Ziele der Befragung Ø Empirische Grundlage zur Weiterentwicklung der Präventionsarbeit der BAH im Jugendarrest. Ø Beitrag zum Verständnis gesundheitsbezogener Vulnerabilität bei Jugendlichen durch Erfassung des Wissens, der Einstellungen und des Verhaltens zu HIV/STIs der Jugendlichen im Arrest.

4 Durchführung Ø Vorstudie mit Durchführung von 8 explorativen Interviews mit Arrestanten und dem Leiter der Jugendarrestanstalt, Konstruktion und Pre-Testung des Fragebogens: 2008/2009. Ø Untersuchungszeitraum: Ø Teilnahme war anonym und freiwillig. Ø Rücklauf: 102 Fragebögen è nach Datenbereinigung: 86 Fragebögen als Analysegrundlage. Ø Restriktion: Nicht repräsentativ.

5 Soziodemografische Merkmale Ø Stichprobe: N=86 JAA 2010: Jugendliche Davon: männl.: 85%, weibl.: 15% Ø Geschlecht: Männlich: 64 (=74%); weiblich: 22 (=26%). Ø Altersdurchschnitt: Männlich: 18,5 Jahre; weiblich: 17,7 Jahre. Ø Migrationshintergrund: 45 (52%) 12 (14%) zugewandert; 33 (38%) hier geboren. Ø Angestrebter oder abgeschlossener Schulabschluss: Abitur 13 (17%), Realschule 19 (24%), Hauptschule 29 (37%) und keinen Schulabschluss 18 (23%).

6 Sexualverhalten Alter beim ersten Geschlechtsverkehr nach Geschlecht (kumuliert) Frage: Wie alt warst Du beim,ersten Mal? Anzahl Jugendlicher in % JAA männl. (N=58) JAA weibl. (N=21) BZgA männl. (N=1.000) BZgA weibl. (N=1.500) Alter in Jahren N = 86; Missing = 7. Quelle: BZgA (2006): Jugendsexualität. S. 80.

7 Sexualverhalten Geschlechtsspezifisches Verhütungsverhalten beim ersten Geschlechtsverkehr Frage: Hast Du oder dein/e Partner/in beim,ersten Mal verhütet? JAA männl. (N=58) JAA weibl. (N=21) BZgA männl. (N=1.000) BZgA weibl. (N=1.500) Nein Ja, Kondom Ja, andere Verhütungsmittel Weiß nicht mehr N = 86; Missing = 7; Mehrfachantworten waren möglich. Quelle: BZgA (2006): Jugendsexualität. S. 102f.

8 Sexualverhalten Häufigkeit Sex im Leben nach Geschlecht Frage: Wie oft hattest Du in Deinem Leben Sex? 75 Anzahl Arrestanten in % männlich weiblich Mal 2 bis 10 Mal 11 bis 50 Mal > 50 Häufigkeit von Sex N = 86; Missing = 11

9 Verhütungsverhalten Verhütungsverhalten nach Geschlecht Frage: Verhütest Du normalerweise beim Sex? Männlich (N=65) Weiblich (N=21) Gesamt (N=86) Ja, dafür sorge ich selbst/mein Partner Manchmal/Meistens nicht Nein, nie N =86; Missing = 0.

10 Weitere Ergebnisse Elternschaft Ø 10 Befragte (11%) haben bereits mindestens ein Kind. Ø Bei den Eltern handelt es fast ausschließlich um Jugendliche ohne Migrationshintergrund mit niedrigem Bildungsniveau. Sexuell übertragbare Infektionen Ø 28 Arrestanten (31%) haben in den in letzten zwei Jahren einen STI-Test durchführen lassen. Von diesen waren sieben positiv. Ø Fast alle Diagnosen entfallen auf männliche Arrestanten mit Migrationshintergrund.

11 Fazit Ø Auf Grund ihres hohen Risikoverhaltens sind die Arrestanten besonders vulnerabel für STIs und Frühschwangerschaft. Ø Die Vulnerabilität entsteht in den teilweise prekären Lebenssituationen der Jugendlichen. Ø Es bedarf einer integrativen sexualpädagogischen Aufklärung und Prävention. Ø Die Projekte im MKT müssen besser untereinander vernetzt werden, damit das Potential des MKTs voll ausgenutzt wird.

12 Vielen Dank......für die Teilnahme an der Befragung: die Jugendlichen im Arrest....für die Kooperation: Jugendarrestanstalt Berlin....für die finanzielle Unterstützung:...insbesondere: Bärbel Knorr und Holger Sweers. Die Studie ist online abrufbar auf