Information und Angstvermeidung
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- Gerrit Winter
- vor 6 Jahren
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1 Information und Angstvermeidung Psychologische Strategien Vortrag am bei der KV Berlin Urs Münch, Psychoonkologe, DRK Kliniken Berlin Westend Angst vermeiden? Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 2
2 Ohne Angst...? Angst ist für uns Menschen überlebenswichtig aber sie wirkt sich auf Kommunikation aus und auch auf die Compliance Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 3 Angst und Informationsverarbeitung Unter Angst werden nur max. 30% eines Gesprächsinhalts behalten Logisches Denken ist dahingehend verzerrt, Angst eher größer als kleiner werden zu lassen (Schutzfunktion der Angst) Angst = hohes Schutz- und Sicherheitsbedürfnis Welche Konsequenzen hat das für Gespräche zur Aufklärung und Informationsvermittlung? Wie dann mit dem Patienten kommunizieren? Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 4
3 Stellen Sie sich vor, Sie sind als Patient neu in einer Strahlenambulanz, haben kein Vorwissen, die Diagnose haben Sie vor 10 Tagen erhalten. Nun kommen Sie zum ersten Gespräch. Wie soll Ihr Arzt das Gespräch mit Ihnen führen? Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 5 Stellen sie sich vor. Sie haben keine Erfahrung mit Aktien und suchen eine Bankberaterin das erste mal auf. Wie soll diese das Gespräch mit Ihnen führen? Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 6
4 Stellen sie sich vor. Sie haben keine Erfahrung mit Aktien und suchen eine Bankberaterin das erste mal auf. Wie soll diese das Gespräch mit Ihnen führen? Mich als Person ernst nehmen Vorwissen erfragen Verständlich sprechen, Fremdwörter vermeiden Blickkontakt halten Nachfragen, was ich verstanden habe Mich transparent über Chancen und Risiken aufklären Sich mir als Gesprächspartnerin bei weiteren Fragen zur Verfügung stellen Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 7 Patienten + Begleitperson als Person ernst nehmen ausreichend Zeit nehmen für ein Gespräch (ca. 20 Min.) Blickkontakt suchen und halten Verständlich sprechen, Fremdwörter vermeiden Telefon in der Zeit aus oder leise nicht zwischendurch angerufen bzw. von anderen unterbrochen werden aktiv kommunizieren, dass jetzt Zeit da ist Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 8
5 Vorwissen erfragen kann Patienten und Begleitperson dadurch dort abholen, wo sie stehen bekomme einen Eindruck über Art des Kommunikationsstils, ggf. Idee über Bildungsgrad kann mich dadurch besser auf mein Gegenüber einstellen hier wäre eine mögliche Stelle, wo Patienten Ängste nennen können Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 9 Aufklärung Chancen und Möglichkeiten nennen Risiken / Grenzen nennen viele Patienten trauen sich nicht, ihre Ängste von sich aus zu nennen Deshalb: Vorwegnehmen, von sich aus ansprechen und umfassend aufklären Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 10
6 Prognosen Überlebenszeit bitte vorsichtig mit Zahlen Wunsch des Patienten nachvollziehbar Wie dem Begegnen? Verständnis zeigen nur das sagen, was Sie wirklich WISSEN Statistik auch als solche kommunizieren, das individuelle Schicksal kann anders sein hoch palliativ: Empfehlung, wichtige Dinge zu regeln, wenn das noch nicht passiert ist Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 11 Gespräch zum Ende bringen Patienten Raum für emotionale Reaktionen (die bitte einfach aushalten und Verständnis zeigen) lassen Raum für Fragen geben (hier wieder Äußerung von Ängsten möglich, dann bitte noch einmal darauf eingehen) Gespräch zusammenfassen Weitere Gesprächstermine anbieten Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 12
7 Bedenken Sie bitte. wenn ein Patient sich schlecht behandelt / sich unzureichend aufgeklärt fühlt, meldet er Ihnen das selten zurück, trägt das aber in sein Umfeld weiter Niedrigere Compliance, wenn Patient sich überredet fühlt Patient sich schlecht aufgeklärt fühlt Patient sich nicht angenommen fühlt (z.b. sich auf die zu bestrahlende Stelle reduziert und nicht als ganzer Mensch angenommen) Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 13 Angst lässt sich deutlich reduzieren, wenn ein Patient das Gefühl hat, transparent aufgeklärt worden zu sein Ängste angesprochen werden können, bzw. seitens der behandelnden Ärztin signalisiert wird, dass Ängste Thema sein dürfen Patienten sich als Mensch in ihrer Situation ernst genommen fühlen Patienten erleben, dass sie in der auf sie zukommenden Zeit eine zuverlässige Begleitung haben Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 14
8 Was tun, um Angst zu reduzieren? Kurz-, mittel- und langfristig: Förderung der Selbstfürsorge: Ressourcenorientiertes Arbeiten Was gibt Kraft? Was kann ich tun, um aufzutanken? Gibt es in dieser Situation Dinge, die ich an meinem Verhalten ändern kann? Psychoonkologisch: Selbstbewusstsein des Betroffenen stärken Kurzfristig: Übungen Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 15 Kurzfristig Angst reduzieren: Übungen Imaginationsübungen: Beispiel Baum-Übung zum Entspannen und Auftanken (nach Isermann/Diegelmann 2007) angstreduzierendes Bild kann induziert werden Symbol/Bild des Wohlbefindens erarbeiten und das gegen das Symbol/Bild der Angst setzen (Intervention von max Minuten Dauer) Angstreduzierende Körperübung (vorgestellt von Dr. C. Schmauser) Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 16
9 Angst reduzieren, um Sicherheit zu erlangen Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 17 Danke für Ihre Aufmerksamkeit Haben sie noch Fragen? Urs Münch Psychoonkologie Darmzentrum Westend, Klinik f. Allgemeinchirurgie 18
Ich fühle mich nicht respektiert
Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht haben Sie auch schon einmal eine Situation in der Arztpraxis erlebt, bei der Sie unsicher waren, wie Sie sich am besten im Kontakt mit Ihrem Arzt verhalten sollten.
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