CAS Lerncoaching Modul 4: Mit Lernschwierigkeiten produktiv umgehen. Brugg, 11. / 12. April 2016 Franz Baeriswyl Irène Baeriswyl-Rouiller
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- Hildegard Bergmann
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1 CAS Lerncoaching Modul 4: Mit Lernschwierigkeiten produktiv umgehen Brugg, 11. / 12. April 2016 Franz Baeriswyl Irène Baeriswyl-Rouiller
2 Lernschwierigkeiten kennen und erfahren Was sind Lernschwierigkeiten? Was bedeuten sie für das Kind? Welche Hilfen möchte ich im Umgang mit LSchw. erhalten? Kann man LSchw. verhindern - verstärken? Als Coach Gefahren und Chancen erkennen.
3 Bemerkungen aus dem Vorwort von Lauth et al. 2014, S. 9 ff. Lernstörungen werden allzu oft al Betriebsunfall angesehen. Sie werden als schicksalhaft hingenommen. Sie werden eher verwaltet als kuriert. Übungsprogramme und Lerntherapien werden zu selten systematisch und gezielt angewendet. Das Prinzip wait to fail herrscht noch zu häufig vor. Selten wird mehr getan als wiederholt zu belehren.
4 Lernschwierigkeiten - Definitorisches Probleme der Informationsaneignung durch ein Individuum (Zielinski, 1996, 369) Leistungsrückstand erreicht ein nicht mehr zu tolerierendes Ausmass (Zielinski, 1996) Schulisch:...hinter den eigenen Möglichkeiten oder den Zielen der Institution zurückbleiben... Kretschmann, 2007, 4) Ähnliche Bezeichnungen: Schulversagen, Lernstörungen, Leistungshemmungen, Lernbehinderungen: Das Gemeinsame ist, ein deutliches Missverhältnis zwischen Leistungen und Leistungserwartungen (Z. 96) Lernstörungen bezeichnen Minderleistungen beim absichtsvollen Lernen (Lauth et al, 2004,13)
5 Worauf beziehen sich die Schwierigkeiten? Individuelle Bezugsnorm: Markante Unterschiede im Leistungsprofil; Besonderheiten im Verlauf der Leistungsentwicklung. Sachnorm: Die regulären Lernziele werden nicht oder verlangsamt erreicht. Sozialnorm: Markante Abweichung von der Klassennorm, insbesondere von der Altersnorm. Kompetenz-Norm: Standards des Könnens, im Vergleich zum Wissen, werden nicht erreicht.
6 Klassifikationskonzept Aus Lauth et al. (2014, 18)
7 Weitere Merkmale Generalisierte Lernstörungen: Rückstand in mehreren Fächern. Partielle Lernstörungen: Rückstand in einem Leistungsbereich, (bezüglich Lernprozess, Lernvorgang, in einem Sachgebiet). Leichte vs. schwere, ausserhalb des Streuungsbereichs (der Normalverteilung). Zeitliche Erstreckung: vorübergehende vs chronifizierte. Entstehungszeitpunkt: Lschw. entstehen beim Erlernen vs. bei komplexer Leistungsrealisierung, bei der Kompetenz rsp. Performanz (Z. 96, 370)
8 Bedingungen von Lernschwierigkeiten 4 interne Bedingungen: Fähigkeit, Instruktionen zu verstehen und zu verarbeiten Aufgabenspezifisch benötigte Lernzeit Aufgewendete Lernzeit Fähigkeit, den Lernprozess zu steuern und zu kontrollieren 2 externe Bedingungen: Von der Lehrperson zugestandene Lernzeit Von der Qualität des Unterrichts Stützfaktoren: Unterrichtsklima, Peer-Group-Beziehungen, Elternhaus (Z., 96, 371)
9 Lernstörungen lokalisieren... Nach Lauth et al., 2014, 20) Referenzpunkte schaffen: Von dem ausgehen, was gelernt werden soll: Das Ziel, den Lernprozess und das Lernprodukt, die Kompetenz beschreiben. Basisfertigkeiten: Instruktion verstehen, Information erkennen, aufnehmen, analysieren, verbinden und übertragen. Wissens- und Begriffssysteme: Ist Vorwissen und strategisches Wissen zum Lernen vorhanden? Metakognitive Fähigkeiten: Reflexion (kann das Kind reflektieren?), exekutive Kontrolle (Kann es sich korrigieren, etwas anders machen?). Motivation: Anstrengungsbereitschaft, Ausdauer und Volition, Selbstwirksamkeit. Umgebungsbedingungen mitberücksichtigen: Atmosphäre und Struktur - in welcher Unterrichtssituation muss das Kind arbeiten.
10 Beschreiben durch Kontrastieren: Lernstörungen durch mangelnde oder ungeeignete Lernaktivität Erfolgreich Lernende: Haben einen nachvollziehbaren Lernablauf. Haben entsprechendes Vorwissen, adäquate Lernvoraussetzungen. Haben Strategien zur Informationsentnahme und -verarbeitung. Sind metakognitiv aktiv (stellen sich Fragen...). Regulieren die Motivation und die Emotionen. Überprüfen ihre Zielerreichung.
11 Lernstörungen durch mangelnde oder ungeeignete Lernaktivität Nicht erfolgreich Lernende Verstehen oft die Aufgabe nicht und bemühen sich kaum darum. Haben das erforderliche Vorwissen nicht. Haben keine Lösungsperspektiven. Haben geringe Motivation und sind misserfolgsorientiert. Geben bei Schwierigkeiten sofort auf (Volition). Organisieren den Lernprozess ineffektiv und erleben selten Erfolge (Lauth et al, ).
12 Mangelndes Instruktionsverständnis (Zielinsky 1996, 371) Kinder mit Lernschwierigkeiten: haben Lernstrategiedefizite, stellen sich weniger Fragen, planen weniger regulieren das Informationsverarbeitungstempo schlecht sichern Zwischenergebnisse nicht übertragen erlernte Lernstrategien kaum reflektieren Fehler kaum (metakognitive Defizite)
13 Mangelnde Vorkenntnisse Kinder mit Lernschwierigkeiten: haben weniger inhaltsspezifische Vorkenntnisse haben defizitäre Kontrollprozesse bei der Aufnahme: z.b. weniger Lippenbewegungen, weniger Wiederholungsbemühungen sind zu Kontrollprozessen nur fähig, wenn sie dazu angeleitet werden sind gut lernfähig, in ihrem Expertenwissen haben einen Mangel an strukturierten Vorkenntnissen und an prozeduralem und metakognitivem Wissen
14 Mangelnde Lernmotivation und schlechtes Selbstkonzept Kinder mit Lernschwierigkeiten: bereiten sich nicht hinlänglich auf Prüfungen vor, wenn sie wenig Erfolg erwarten haben ein negatives Selbstkonzept bezüglich eigener Kompetenz, ein tiefes Selbstwertgefühl fühlen sich hilflos Nehmen an, der Schulerfolg liege ausserhalb ihres Einflussbereiches (alles Folgebeeinträchtigungen) => Das Selbstkonzept der eigenen Tüchtigkeit und der Leistung bedingen sich wechselseitig - wer sich nichts zutraut (mangelnde Selbstwirksamkeit) erfüllt meistens die Leistungsanforderungen nicht.
15 Verarbeitungsauftrag 1 Aktivieren Sie nun Erinnerungen an die beschriebene Schülerin oder an den Schüler: Welche Merkmale passen dazu, welche kommen noch dazu, die hier nicht genannt worden sind?
16 Mangelnde Unterrichtsqualität Klassen mit wenigen Lernschwierigkeiten: haben eine klare Klassenführung und wenige Störungen sind stark lernstofforientiert und nützen die Unterrichtszeit als Lernzeit werden in der Einzelarbeit eng kontrolliert und aktiv begleitet die SuS kennen Fehlerkorrekturen, Fehlerdiagnosen und Hilfen zu Fehlerbeseitigung
17 Ungünstiges soziales Umfeld Lernschwache SuS sind häufiger isoliert und werden von Mitschülern häufiger zurückgewiesen als leistungsunauffällige SuS, sie setzten ihre Fähigkeiten weniger in Schulleistungen um, je niedriger sie ihren sozialen Rang einschätzen (- unabhängig von soziometrischen Gegebenheiten) => Umfeldbedingungen beeinflussen das Selbstvertrauen und so die Motivation.
18 Ungünstiges familiäres Umfeld Soziale Benachteiligung reicht als Erklärung für Störungen nicht aus (Z., 380). Resilienz. Mangel an häuslicher Bildungsanregung. Tiefere Leistungserwartungen (der Mütter). Elterliche Strenge und fehlende Unterstützung - neg. Effekt auf Schulleistung. Kritische Ereignisse: Trennung, Scheidung, Tod...
19 Verursachungsbedingungen - Integrationsansätze Man muss von dynamischen Modellen mit gegenseitiger Beeinflussung und Rückkoppelungen ausgehen: Kumulationseffekte: Wahrnehmung, Sprache; Interaktion, soziale Aufmerksamkeit in der frühen individuellen Entwicklung. Fähigkeit - Aufmerksamkeit - Wissen - Anstrengung - Metakognition - Motivation - Volition - soziale Situation - individuelle Bewertung der Aufgabe.
20 Verarbeitungsauftrag - Übergang zur Partnerarbeit Ausgangssituation Sie haben nun in der Kurzeinführung in die Thematik weitere begriffsbildende Aspekte von Zielinski kennen gelernt. Zu dieser Thematik haben Sie Ihr persönliches Wissen und Verständnis und auch viel eigenes Erfahrungswissen. Setzen Sie all das nun reflektiert ein.
21 Partnerarbeit Geht die Ursache-Möglichkeiten nochmals durch. Ordnet nun eure Fälle (aus dem Partnerinterview 1) diesen möglichen Ursachen zu und beschreibt den Fall nun möglichst genauer. Vielleicht könnt ihr einige Hypothesen zu den Ursachen formulieren.
22 Vorstellen im Plenum Welche Erkenntnisse habt ihr über Lernschwierigkeiten dazu gewonnen? Welche Fragen sind aufgetaucht oder sind noch offen?
23 Literaturangabe Zielinsky, Werner, (1996). Lernschwierigkeiten. In Birbaumer et al. Hrsg. Enzyklopädie der Psychologie. Serie I, Pädagogische Psychologie, Band 2: Psychologie des Lernens und der Instruktion, S Göttingen: Hogrefe Lauth, G., W., Brunstein, J., C., Grünke, M. (2004/2014). Lernstörungen im Überblick: Arten, Klassifikation, Verbreitung. In Lauth et al. Lernstörungen im Überblick..., S Göttingen: Hogrefe Mandl, H., Friedrich, H.F., (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe. Walter, J., Wember, F., B. (Hrsg.) 2007.Sonderpädagogik des Lernens Band 2. Göttingen: Hogrefe Eschelmüller, M. (2007). Lerncoaching im Klassenzimmer. Bern: Schulverlag Rost, D. (2013). Handbuch Intelligenz. Weinheim, Basel: Beltz Schreblowski, St. (2004). Training von Lesekompetenz. Münster: Waxmann Stamm, M. (Hrsg.). (2014). Hanbuch Talententwicklung. Bern: Huber Hosenfeld, I. (2002). Kausalitätsüberzeugungen und Schulleistungen. Münster:Waxmann. Trautwein, U. (2003). Schule und Selbstwert. Münster. Waxmann.
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