Hochwasserrisikomanagement in der Industrie: Von der Risikoanalyse zur Umsetzung
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- Clara Engel
- vor 8 Jahren
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1 Hochwasserrisikomanagement in der Industrie: Von der Risikoanalyse zur Umsetzung Dr.-Ing. Wolfgang. Winkelbauer Leiter Umwelt-und Arbeitsschutzmanagement Daimler AG Werk Rastatt
2 Agenda Ausgangslage - Geographische Lage und Geländeplan - Hydrogeologische Verhältnisse - Regionaler Hochwasserschutz - Hochwassergefahr - Rechtliche Situation - Hochwassergefahrenkarten Eintrittswahrscheinlichkeit - Situation im Umfeld und Werkgelände Abwehrmaßnahmen 1. Lokale Maßnahmen - Geländeschutz - Gebäudeschutz: Abdichtung für Produktionsanlauf wichtige Bauten 2. Übergeordnete Maßnahmen - Integriertes Rheinprogramm Risikoabschätzung - Bewertungsansatz Zusammenfassung 2
3 Ausgangslage - Geographische Lage und Geländeplan- 1. Karosserierohbau ( m²) 2. Neue Halle Karosserierohbau ( m²) 3. Karosserierohbau Oberfläche ( m²) 4. Montage ( m²) 5. Industrie-Park 6. Kundencenter 7. Einfahrbahn 8. Ausbildungs- und Technologiezentrum 9. Energiezentrale 10. Werkteil Gaggenau 3 Belegschaft: Mitarbeiter Werksgelände: 147 Hektar (Länge: ca m, Breite: ca m) Jahresproduktion: Fahrzeuge in 2012
4 Ausgangslage -Rechtliche Situation- Grundlage Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG; in Kraft seit Artikelgesetz mit Änderungen des Aktiengesetzes AktG und des Handelsgesetzbuches (HGB)) Verpflichtung für börsenrechtlich notierte AG n ( 91, Abs. 2 AktG) Einrichtung eines Risikomanagements (RM), Ziele: Risiken, erkennen Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeit bewerten Meldung an nächst höhere Berichtsebene Überwachung im Zeitablauf Ggf. Einleitung von Gegenmaßnahmen Auswirkungen auf Operating Profit angeben 4
5 Eintrittswahrscheinlichkeit - Situation im Umfeld und Werkgelände- Angenommenes Szenario Worst Case: Breschen in Rhein- bzw. Murgdamm Erkenntnisse Höchste Überflutung im nördlichen Abschnitt, verursacht durch Aufstau an Murgdamm; Werkgelände mit geringer Überflutung durch Rheinhochwasser Zufahrt über Südroute durch Reihhochwasser unkritisch Nord- oder Südroute werden durch Murghochwasser blockiert Keine Gefährdung des Werkgeländes durch Murghochwasser (50jähriger Hochwasserschutz) Höchste Hochwassergefährdung im Norden, geringste im Südwesten 5 Höchste Überflutung im Gebäude KBR mit ca.: Überflutungshöhe in übrigen Gebäuden: 1,5 Meter 0,25 bis 1 Meter
6 6 Lokale Abwehrmaßnahmen - Prämissen und Varianten - Prämissen: schneller Anlauf der Fabrik nach Ereignisfall niedrigste Kosten, höchste Sicherheit, geringste optische Auffälligkeit Legal Compliance (WHG, VAwS) Mögliche Varianten Einzelanlagen-/ Objektschutz - Konzentration auf produktionsrelevante Bereiche Gebäudeschutz Geländeschutz Geländeschutz als Linienverbau in Kombination aus mobilen und ortsfesten Einrichtungen. Mobile Systeme (z. B. Dammbalken) in kunden- und öffentlichkeitszugänglichen Bereichen geringe optischen Auffälligkeit Ortsfeste Systeme (z. B. Spundwände) in Grünstreifen integriert dort optisch unauffällig Voraussetzung: Eindringende Sickerwassermenge und Aktivierung des mobilen Systems sind beherrschbar!
7 -Geländeschutz Immenstadt (Frühjahr 1999)- 7
8 - Aktivierungsaufwand- Stationär: Spundwand = ca m Stationärer Teil Mobiler Teil Mobil: Dammbalken = ca. 800 m Aktivierung Aufwand für Errichtung von 10 lfd. Metern: (basierend auf Gesprächen mit Dammbalkenhersteller Wiegert & Bähr und Freiwillige Feurwehr Bad Friedrichshall) Bei Verbaulänge von 800 Metern Bei einer maximalen Einsatzzeit eines FW-MA von 4 h ergibt sich ein Personalbedarf: -- 3,5 Mannh Mannh Mann Linienverbau: 8 Mobil: Dammbalken = ca. 800 m Stationär: Spundwand = ca m F A Z I T: 20 h nach Dammbruch wird das Werkgelände überflutet. In dieser Zeit ist die Errichtung von 800 m Dammbalken gut realisierbar!
9 -Geländeschutz Gesamt Konzeption Das gesamte Werkgelände wird durch Linienverbau, bestehend aus mobilen Systemen (z. B. Dammbalken) und ortsfesten Systemen (z. B. Spundwände) gesichert. Abführung des Sickerwassers über 8 Pumpwerke in den Regenklärbecken und 32 Pumpen Vorteile Kompletter Schutz des Werkgeländes, Hochwasser überflutet Werkgelände nicht Schnelle Aktivierung / Deaktivierung im Ereignisfall Sofortiger Wiederanlauf nach Ende Hochwasser keine Wiederbeschaffung für Anlagen Betrieb, Unterhaltung u. Logistik kostengünstig Wenig Unsicherheiten durch Schnittstellen mit Versorgungsu. Entsorgungsleitungen Neuwagen bleiben weitestgehend auf Werkgelände Legende: Spundwand Dammbalken Prämisse Geringe optische Ausfälligkeit 9
10 -Gebäudeschutz- 10 Vorteile Die für die Produktion relevanten Gebäude werden durch die Kombination aus bestehenden Bauelementen, betonierter Wand und im Bereich der Tore und Zufahrten durch Dammbalken geschützt. Neuwagen müssen evakuiert werden: Ötigheim, Sportplatz und LOG-Fläche Speditionsfirmen Schutz aller produktionsrelevanten Anlagen Aktivierung / Deaktivierung im Ereignisfall innerhalb der Vorwarnzeit möglich Wiederanlauf Ende Hochwasser mit vertretbarem Zeitverzug möglich keine Wiederbeschaffung für Produktionsanlagen Betrieb, Unterhaltung u. Logistik kostengünstig Nachteile Hochwasserschäden / Wiederbeschaffungskosten werden erwartet für: KC, QM-Gebäude und Kopfbauten, Anlagenteile unterhalb 0,0 m (Fördertechnik) Abdichtung der Gebäude sehr komplex (Statik, Aufbau der Fassaden berücksichtigt kein Druckwasser) Heterogene, komplexe Systemlösung Nicht alle Neuwagen können evakuiert werden Aktivierung / Deaktivierung mit hohem manuellem Aufwand verbunden Sickerwasser dringt in Hallen ein und muss dort gefasst werden Großflächige Überflutung betriebsnotwendiger Flächen innerhalb und außerhalb der Gebäude
11 -Abdichtung für Produktionsanlauf wichtige Bauten- Schutzstrategie Die Abdichtung des Gebäudes konzentriert sich auf Produktionsanlagen und orientiert sich an Gebäude-konturen, an denen Hochwasserschutzeinrichtungen zwingend sein müssen und möglich sind. Türen, Tore und die West- und Ostfassade werden mittels Dammbalken abgedichtet. Entlang der Nordfassade wird ein Betonsockel eingebaut und entlang der Fahrstraße im Süden und südlich QRM werden absenkbare Schotts installiert. Betonsockel aus Ortbeton Absenkbare Schotts Dammbalken Aufwand: Aktivierung erfordert ca. 140 Mannstunden Ca. 40 l/s Sickerwasser müssen abgeleitet werden Hierfür 8 Pumpen erforderlich Schutz entfällt für: WSF-Leitstelle incl. Anlagenbereich TWS- u. Roboterwerkstatt Bürobereiche in Kopfbauten, an West- u. Südseite Teile des ATZ Risiken: Ca. 350 Stützen durchdringen die Bodenplatte 14 Schmutzwasserleitungen queren die Verbaulinie 11
12 -Gebäudeschutzsysteme-Ortbeton- Betonsockel aus Ortbeton in Bodenplatte verdübelt, Abdichtung zur Bodenplatte durch Epoxydharz, das über Fugenkompressionsschläuche in die Baufugen verpresst wird Vorteile: Keine Aktivierungszeit kein manueller Aufwand Nachteile: Platzverbrauch Muss regelmäßig kontrolliert werden 12
13 -Gebäudeschutzsysteme-Schotts- Absenkbare Schotts Innerhalb bzw. außerhalb der Fassade verankerte Dichtungselemente, die im Bedarfsfall abgesenkt werden Vorteile: Kurze Aktivierungszeit Geringer manueller Aufwand Nachteile: Hohe Kosten Installation beeinträchtigt ggf. GWD- Trassen und aufgehängte FT Deaktivierter Und Aktivierter Zustand 13
14 -Gebäudeschutzsysteme-Dammbalken- Dammbalken In seitlichen Führungsschienen verankerte Aluminiumelemente, die im Bedarfsfall montiert werden müssen. Dezentrale Aufbewahrung und Aktivierung / Deaktivierung erfolgt in Verantwortung der Center. Vorteile: Im deaktiviertem Zustand nicht sichtbar Erprobtes System Gute Erfahrungen Nachteile: Hoher manueller Aktivierungsaufwand: 706 Mannstunden Hohe Anforderungen an Lagerung und Lagerorganisation Kosten Ausbildung und intensive Einsatzübungen 14
15 -Gebäudeschutzsysteme-Sickerwasser-... dringt ein durch: Fugen an Stützen - ca Stützen durchdringen die Bodenplatten der Gebäude - ca. 0,08 m² / Stütze sind offen (Ausnahme KBO: Stützen aus Gewässerschutzgründen abgedichtet) Fugen und Risse an Betonbarrieren, Bodenplatten - Betonbauteile sind bautechnisch nicht 100 % dicht - Undichtigkeit mit 5 % angenommen Leitungsdurchbrüche und Leitungen, Kanaldeckel - Werden abgedichtet, jedoch keine 100%ige Sicherheit Wasserhöhe in Hallen: bis zu 3 cm Erwartete Sickerwassermenge* für alle Bauwerke: ca. 120 l/s Anzahl Pumpen (incl. Redundanz): 28 Stück * Sickerwasser wird abgeleitet: Fassung in Gruben und Schmutzwasserkanalisation Aufnahme durch mobile Pumpen (TP4/1: 21,5 kg; 400 l/min; 1,8 kw) Ableitung über Hochwasserschutzeinrichtung 15
16 -Techn. Strategie für den Hochwasserschutz- Prämissen: schneller Anlauf der Fabrik nach Ereignisfall niedrigste Kosten, höchste Sicherheit, geringste optische Auffälligkeit 16 Schutz des gesamten Werkgeländes Überflutung des Werkgeländes wird verhindert alle Werkhallen und Nebeneinrichtungen werden geschützt Abdichtung der Gebäude Werkgelände wird überflutet Werkhallen und Nebengebäude werden gesichert vollständige Evakuierung der Neuwagenabstellflächen Schutz wichtiger Anlagen Werkgelände und Hallen werden überflutet einzelne Anlagen, Anlagenteile oder Gebäudebereiche werden geschützt vollständige Evakuierung der Neuwagen- abstellflächen Komplexität & Kosten nehmen zu! Invest: 74% Sandarme fluviatile Sedimente führen zu verstärktem Sickerwasser zügiger Produktionsanlauf Invest: 88% Sickerwasser kann nur schwer gefasst und abgeleitet werden unterirdische Rohrleitungen Gebäudeschäden durch Auftrieb Invest: 100% Kapa für Aktivierung: 138,5 MT Produktionsausfall > 3 Monate
17 Risikoabschätzung -Bewertungsansatz- Elementarschäden Gebäude- u. Anlagenerneuerung Betriebsausfall Nicht erzeugte Wertschöpfung Versicherung gegen Elementarschäden * Versicherung gegen Betriebsunterbrechung* Eigenanteil Elementarschäden Eigenanteil Betriebsausfall *) Nach wurden Versicherungsverträge von den Versicherungsgesellschaften gekündigt und mussten mit veränderten Konditionen neu abgeschlossen werden! Es sind 2 Fälle möglich: Summe der Eigenanteile < als der Aufwand der Abwehrmaßnahmen => Keine Realisierung der Maßnahmen Summe der Eigenanteile > als der Aufwand der Abwehrmaßnahmen => Realisierung im Ermessen 17
18 Zusammenfassung Heute bei 100jährigem Hochwasser (Abfluss ca m³/s) besteht die 10%ige Wahrscheinlichkeit des Überspülens des Hochwasserdamms. Folgen: Überschwemmung des Werkgeländes nach ca. 20 h; max. Wasserstand 1,5 m Keine bzw. geringe Gefahr durch Murghochwasser. Zurückliegende Überflutungen - Oder, 1997 und Elbe, entsprachen 1.000jährigen Hochwasserereignissen. Diese sind auch in unserer Region nicht ausgeschlossen. Der 200-jährliche Hochwasserschutz unterhalb der Staustufe Iffezheim wurde mit den IRP- Räumen hergestellt. Aus schrittweiser Umsetzung des IRP resultiert bis 2020 ein 200jähriger Hochwasserschutz. Inbetriebnahme Polder Söllingen/Greffern und regionale Maßnahmen ermöglichen bereits jetzt jährigen (ca. 100 jährigen) Hochwasserschutz Abschätzung weist aus, dass die Investitionskosten zur Realisierung der Abwehrmaßnahmen geringer als die Summe der Eigenanteile beider Versicherungen sind. 18
19 - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! - Von der Risikoanalyse zur Umsetzung Dr.-Ing. Winkelbauer
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