ORTUGAL REISEKARTE MIT GROSSER
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1 BAEDEKER WISSEN PORTWEIN Exportschlager aus dem Norden KOLONIEN Weltmacht Portugal SEEMACHT Entdeckungsfahrten der Portugiesen FELSZEICHNUNGEN Freiluftgalerie aus der Steinzeit MIT GROSSER REISEKARTE ORTUGAL
2 18 HINTERGRUND Natur und Umwelt Felsen und weiter Sandstrand im Südwesten Portugals Mündungsgebiet von Douro, Tejo und Guadiana an der sogenannten Sandalgarve ist das Sedimentgestein allmählich zu Dünen- und Haffküsten geworden. Fast ein Drittel der Küste Portugals ist von Erosion stark bedroht. Seit 1940 wurde an der Küste südlich von Lissabon Landmasse von 420 m Breite weggespült, an der Algarveküste sind die Felswände zum Küstenschutz teilweise ausbetoniert worden. VEGETATION UND TIERWELT Wälder Nadelbäume Portugal war ursprünglich von lichten Wäldern bedeckt. Heute sind die Waldbestände durch jahrhundertelange rücksichtslose Kultivierungsmaßnahmen stark dezimiert, und nur in den schwer zugänglichen Gebirgsregionen findet man noch ursprüngliche Waldungen. Um eine Versteppung zu verhindern, werden Wiederaufforstungen durchgeführt, in jüngster Zeit vor allem in den Dünengebieten und Gebirgszonen im Norden. In Nordportugal gibt es in erster Linie sommergrüne Laubwälder, in höheren Lagen auch Nadelwälder. Im Süden überwiegen immergrüne Laubbaumarten. Nordische Kiefern bede cken die Dünenwälle an der Küste. Aus Portugals Landschaftsbild sind Schirmpinien (Pinus pinea), die ihren Namen der schirmförmig ausgebreiteten Krone verdanken, nicht wegzudenken. Schirmpinien stehen einzeln, in Gruppen oder seltener in kleinen Waldungen. Die Samen der großen runden Zapfen sind essbar und haben einen haselnussartigen Geschmack. Während Schirmpinien relativ hohe Ansprüche an ihren Standort stellen,
3 Natur und Umwelt HINTERGRUND 19 wachsen Seestrandkiefern oder auch Sternkiefern (Pinus pinaster) selbst auf trockenen und nährstoffarmen Böden. Die jungen Kiefern wachsen recht schnell und werden hauptsächlich zur Harzgewinnung genutzt; aus kleinen Einschnitten in der Rinde tropft das Harz in darunter angebrachte Gefäße. Zu den charakteristischen Pflanzen Portugals gehören auch Zypressen (Cupressus sempervirens). Ihren Beinamen»sempervirens«(immer lebend) tragen sie, weil sie bis zu 2000 Jahre alt werden können. Im raueren Norden sieht man häufig Edelkastanien, Linden, Ahorn, Pappeln und Buchen. Weiter südlich sind in Portugal ebenso wie im mediterranen Raum Öl- oder Olivenbäume (Olea europea) weit verbreitet. Ideale Gegebenheiten finden sie im Alentejo, aber auch im Norden des Landes gibt es Olivenbäume. Zur Ausreifung der Früchte braucht der Baum eine lange sommerliche Trockenzeit und relativ niedrige Wintertemperaturen. Im Mai/Juni bildet er unscheinbare weißgelbe Blüten. Die Olivenernte beginnt im November und dauert bis März. Je nach Reifegrad wechseln die Früchte ihre Farbe von Grün zu Schwarz. Portugal ist der größte Korkproduzent der Welt ( Wirtschaft und Baedeker Wissen S. 212), daher sieht man in Süd- und Mittelportugal viele Korkeichen (Quercus suber). Dieser Baum bildet aus abgestorbenen Zellen eine Korkschicht, die Temperaturschwankungen ausgleicht und einen Wasserverlust verhindert. Beim Schälen der Schicht darf nie die lebensnotwendige Bast- und Rindenschicht, die den Saftstrom leitet, verletzt werden. Nach einer Schälung ist der Stamm zunächst rosagelb, später rotbraun. Insbesondere im Peneda- Gerês-Nationalpark gibt es größere Bestände an Steineichen (Quercus ilex). Diese immergrüne Eichenart hat dunkelgrüne ledrige Blätter, die auf der Unterseite weißlich filzig sind. Erst vor einigen Jahrzehnten wurden Eukalyptusbäume (Eucalyptus globulus) in Portugal eingeführt. Eukalyptusbäume wachsen außerordentlich schnell und sind daher ein wesentlicher Faktor für die Forstwirtschaft. Allerdings benötigen sie extrem viel Wasser ( Umweltprobleme). Die jungen Bäume und nachwachsende Triebe haben rundliche Blätter, die älteren haben leicht gebogene und schmale lanzettförmige Blätter. Um sich vor einer zu starken Lichteinstrahlung zu schützen, können Eukalyptusbäume ihre Blätter in Nord- Süd-Richtung aufstellen, sodass die Sonnenstrahlen nur die schmale Blattkante direkt bescheinen. Auffallend ist, dass sie ihre Rinde oft in langen Streifen abwerfen; sichtbar wird dann ein glatter, grünlich schimmernder Stamm. Bisweilen wird kritisiert, dass Palmen als nichtheimische Pflanzen die einheimischen zunehmend verdrängen. Als einheimische Palmen kommen in Portugal nur Zwergpalmen (Chamaerops humilis) Laubbäume Palmen
4 20 HINTERGRUND Natur und Umwelt Sträucher, Kräuter vor, und zwar meistens in stammloser, Sprossen treibender Form. Daneben sieht man heute vor allem in Gärten und Parkanlagen Kanarische Dattelpalmen (Phoenix canariensis), die eng verwandt mit der nordafrikanisch-arabischen Dattelpalme sind; ihr Stamm ist aber gedrungener, und sie tragen eine dekorativere, vollere Krone. Ein Palmensterben, verursacht durch den aus Asien kommenden Rüsselkäfer, dezimierte in den letzten Jahren die Bestände in ganz Portugal. Erst allmählich werden Gegenmittel wirksam. Im Unterholz des feuchten Nordwestens wachsen Stechginster und Calluna-Heiden; im Süden und Osten ist eine Macchia aus aromatischen Kräutern und Halbsträuchern, u. a. Ginster, Zistrosen, Rosmarin, Thymian, Lavendel und Zwiebelgewächsen, verbreitet. Gärten und Parks sind im Frühling und Sommer von einer wahren Blütenpracht darunter Oleander, Kamelien und Hibiscus überzogen. Tierwelt Die Tierwelt ähnelt der in Mitteleuropa. Im nördlichen waldreichen Bergland leben neben Rehen, Gämsen und Füchsen u. a. noch Luchse, Wildpferde und Auerwild, und auch Wölfe gibt es, ihre Zahl wird auf 100 bis 200 Tiere geschätzt. Seltene Tierarten genießen im Peneda-Gerês-Nationalpark vollkommenen Jagdschutz, dennoch ist der Bestand mancher Tierarten in Portugal akut gefährdet. Kleinwild ist überall verbreitet und wird stark bejagt. Die Küstenlagunen sind bevorzugtes Revier zahlreicher Wasservögel, u. a. auch von Flamingos. Im Frühjahr sieht man viele Störche, die zum Nestbau bis in die Städte hineinkommen. Die vielen Flussläufe und Stauseen sind überaus reich an Forellen, Hechten, Lachsen, Karpfen sowie Aalen. Geschützte Gebiete Umweltprobleme NATURSCHUTZ UMWELTPROBLEME Außer dem Peneda-Gerês-Nationalpark und dem Buçaco-Nationalpark gibt es in Portugal zwölf Naturparks. Zu den größten gehören der Parque Montesinho im äußersten Nordosten und die Serra da Estrela. Darüber hinaus gibt es neun Naturschutzgebiete und drei Landschaftsschutzgebiete. Etwa 6,3 % des portugiesischen Festlandes stehen auf diese Weise unter Naturschutz. Fortschreitende Industrialisierung, der Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft und die weitreichenden Folgen des Tourismus an der Südküste sind Probleme, mit denen das Land zu tun hat, alljährliche Waldbrände und ein zunehmender Wassermangel im Süden sind ernsthafte Bedrohungen. In den südlichen Landesteilen sind in den letzten Jahren die Winterregen oft ausgeblieben, die Folge ist eine akute Wasserknappheit. In den Sommer- und Herbstmonaten wird der Wassermangel überall deutlich sichtbar. Zu einer Austrocknung
5 Natur und Umwelt HINTERGRUND 21 Die Küstenlagunen sind wichtige Rückzugsgebiete für Wasservögel. der Böden trägt auch die Anpflanzung von Eukalyptus-Monokulturen bei. Der aus Australien importierte Eukalyptus entzieht dem Boden erheblich mehr Wasser als andere Bäume. Da er jedoch zur Papierherstellung genutzt wird und sein Anbau zu den ertragreichsten Sparten der Landwirtschaft gehört, entstehen nach wie vor viele neue Eukalyptus-Pflanzungen. Über die Folgen des absinkenden Grundwasserspiegels wird heftig debattiert. In ganz Portugal kommt es in den Sommer- und Herbstmonaten regelmäßig zu ausufernden Wald- und Flächenbränden. Neben einem völligen Austrocknen der Böden durch fehlende Niederschläge und ungesicherter Müllverbrennung erhöht auch der Anbau von Monokulturen in erster Linie von Eukalyptus und Pinien die Waldbrandgefahr. Zudem werden oft vorsätzlich Brände gelegt, um freie Flächen für Eukalyptus-Anpflanzungen zu erhalten oder neue Weideflächen zu schaffen. Die Brände dauern oft mehrere Wochen. Man versucht sie mit Löschflugzeugen einzudämmen. Erst zwei Jahre nach einem Brand wächst auf den betroffenen Flächen wieder Buschwerk. Ein außerordentlich großes Problem stellen vor allem in der Algarve die Auswirkungen des Tourismus dar. Noch in den 1950er-Jahren war die Küste so gut wie unbebaut. In den folgenden Jahrzehnten sind weite Teile des Küstenstreifens bebaut worden, womit der natürliche Lebensraum zahlreicher Pflanzen- und Tierarten zerstört wurde und sich das Landschaftsbild innerhalb kürzester Zeit verändert hat. Der alljährliche Urlauberansturm bringt eine enorme saisonale Belastung für die Umwelt und den Wasserhaushalt mit sich.
6 22 HINTERGRUND Natur und Umwelt
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