Franz Xaver Richter ( ) Sinfonie Nr. 1 D-Dur 7 Allegro assai Andantino arioso Presto

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1 Mittwoch, 10. Dezember 2014, Uhr Bouxwiller, Salle des fêtes Simon Murphy Leitung Gudrun Sidonie Otto Sopran Franz Xaver Richter ( ) Sinfonie Nr. 1 D-Dur 7 Allegro assai Andantino arioso Presto Carl Friedrich Abel ( ) Sinfonie C-Dur, op. 14 Nr. 1 WK25 7 Schnell langsam schnell Ah lo previdi! Ah, t invola agl occhi miei, Konzertarie KV Johann Christian Bach ( ) Semplicetto, ancor non sai, aus der Oper Endimione WG15 4 Joseph Schmitt ( ) Sinfonie Es-Dur Die Drehleier 11 Allegro con spirito Andante Prestissimo Arie für Sopran Martern alle Arten, aus dem 2. Akt der Oper Die Entführung aus dem Serail KV Domenico Cimarosa ( ) Il matrimonio segreto, Ouvertüre 5 Giovanni Paisiello ( ) Nel cor più non mi sento, aus der Oper La Molinara 4 Partò, ma tu ben mio, aus der Oper La Clemenza di Tito KV Vorrei spiegarvi, oh dio, Konzertarie für Sopran und Orchester KV Sinfonine Nr. 35 D-Dur Haffner-Sinfonie KV Allegro con spirito Andante Menuetto Finale, presto

2 Franz Xaver Richter ( ) Sinfonie Nr. 1 D-Dur Franz Xaver Richter gehörte zu den Begründern der Mannheimer Schule. Die Mannheimer Hofkapelle, die Mitte des 18. Jahrhunderts dank der Unterstützung des Pfälzer Kurfürsten von dem Komponisten Johann Stamitz gegründet wurde, galt damals als das beste Orchester Europas. Unter seinen Musikern fanden sich einige der größten Virtuosen jener Zeit. Die Mannheimer Hofkapelle entwickelte sich sogar zu einem Schulungszentrum für Violinisten, Dirigenten und Komponisten. Der Kurfürst förderte maßgeblich die Entstehung neuer Werke am Übergang zwischen Klassik und Romantik. Richter wurde in Mähren geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung in Wien. Er war zeitweise Vizekapellmeister in Kempten im Allgäu und wurde durch seine über 80 Sinfonien bekannt, von denen einige in Paris erschienen. Als Mitglied der Mannheimer Hofkapelle unternahm er zahlreiche Konzerttourneen, bevor er zum Kapellmeister des Straßburger Münsters ernannt wurde. Mozart sprach in seinen Briefen mit einer gewissen Bewunderung von dem Komponisten wurde Ignaz Pleyel Richters Assistent. Zu Richters Schülern zählten Carl Stamitz und Joseph Martin Kraus. Seine Werke zeichnen sich durch ihre lebhafte und dynamische Kompositionsweise sowie die virtuose Beherrschung des Kontrapunkts aus. Die langsamen Sätze überraschen den Hörer mit Dissonanzen. Im Gegensatz zu vielen Kollegen verwendete Richter lange barocke Formen und mied den galanten Stil, der damals an den meisten europäischen Höfen in Mode war. Die Sinfonie D-Dur ist typisch für die Mannheimer Schule. Nach dem traditionellen Schema schnell langsam schnell entwickelt das Orchester hier große Virtuosität. Im Allegro unterstreichen italianisierende Elemente die Melodien der Streicher, die von den Holzbläsern mit fruchtigen Klängen unterstützt werden. Auf den leichten, schwungvollen Satz folgt das Andantino arioso. Es wird von den Streichern eingeleitet, die eine Art elegantes Menuett darbieten. Der Hörer wird an die langsamen Sätze der mittleren Sinfonien von Haydn erinnert. Das Finale, Presto, besticht durch das lebhafte Spiel aller Instrumentengruppen und besonders des Horns, das Melodie und Rhythmus geschickt untermalt. Carl Friedrich Abel ( ) Sinfonie C-Dur, op. 14 Nr. 1 WK25 Der deutsche Komponist und Gambenvirtuose Carl Friedrich Abel wurde in Köthen in eine Musikerfamilie hineingeboren. Er studierte in Leipzig, vermutlich bei Bach, durch dessen Empfehlung er Mitglied der Dresdner Hofkapelle unter Johann Adolph Hasse, wurde.1758 ließ er sich in London nieder, wo er einen Großteil seines weiteren Lebens verbrachte. Hier kam seine Karriere in Schwung. Als anerkannter Interpret und Komponist erhielt er 1760 das königliche Privileg, seine Partituren zu veröffentlichen. Er unternahm reisen nach Deutschland und Frankreich. Ab 1764 gab er in London gemeinsam mit Johann Christian Bach die ersten Abonnementskonzerte der englischen Geschichte begegneten die beiden Musiker in London Mozart damals noch ein Kind und freundeten sich mit ihm an. Bach und Abel traten mehrere Jahre lang regelmäßig gemeinsam auf und gründeten einen eigenen Salon. Nach Bachs Tod 1782 reiste Abel erneut durch Deutschland und Frankreich. Er starb Der äußerst talentierte Musiker wurde oft mit Mozart verglichen, und seine Sinfonie Nr. 3 Es-Dur (Teil einer Reihe von sechs Sinfonias aus dem Jahr 1778) wurde sogar fälschlich dem großen Österreicher zugeschrieben, der sie zu Studienzwecken in sein Notizbuch kopiert hatte. Die Sinfonias in drei Sätzen (schnell langsam

3 schnell) nach italienischem Vorbild zeichnen sich durch Einfallsreichtum, Anmut und Verve aus. Es ist bedauerlich, dass der Ruf von Abels rein unterhaltenden Stücken hinter dem der Werke von Mozart und Haydn zurücksteht. Ah lo previdi! Ah, t invola agl occhi miei, Konzertarie KV 272 Ah Io previdi! Ah, t invola agl occhi miei entstand im August 1777 und gilt als eine der ersten bedeutenden Konzertarien Mozarts. Er schrieb diese dramatische Szene für die Sopranistin Josepha Duschek, die so heißt es reizende Frau des böhmischen Komponisten Franz Xaver Duschek. Zum Inhalt der Arie: Eurystheus überbringt der Andromeda die Nachricht, dass ihr Geliebter Perseus sich umbringen wolle, weil sich ihr Vater Kepheus der Heirat der Liebenden widersetze. In einem Zornesausbruch wirft sie dem Überbringer der bösen Nachricht vor, er habe Perseus auf dem Gewissen, weil er den Selbstmord nicht verhindert habe. Der Text der Aria stammt aus dem Opernlibretto Andromeda von Vittorio Amedeo Cigna-Santi ( ). Der italienische Librettist schrieb auch den Text zu Mozarts Oper Mitridate, rè di Ponto aus dem Jahr Ah Io previdi! besteht aus Cavatinen. Die erste in Moll ist leidenschaftlich-dramatisch. Die zweite, Andantino, in B-Dur hat dagegen lyrischen Charakter. Oboe und Streicher begleiten die Stimme Andromedas, die fest entschlossen ist, ihrem Geliebten in den Tod zu folgen. Die Coda bietet ein ruhiges Ende und schließt piano. Johann Christian Bach ( ) Semplicetto, ancor non sai, aus der Oper Endimione WG15 Der Komponist und Organist Johann Christian Bach (der Londoner Bach ) war der elfte und letzte Sohn von Johann Sebastian Bach und seiner Frau Anna Magdalena. Seine musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater und später von seinem Halbbruder, Carl Philipp Emanuel Bach, der als Kammercembalist am Hof König Friedrichs II. tätig war. In der Folge reiste er nach Italien, wo er in die Dienste des Grafen Agostino Litta trat. Er studierte bei Padre Giovanni Battista Martini in Bologna und komponierte zunächst vor allem Kirchenmusik und daneben Instrumentalwerke. Nach seiner Konversion zum Katholizismus wurde er zweiter Organist am Mailänder Dom. Darüber hinaus schrieb er Opern, die in Turin und Neapel aufgeführt wurden ließ er sich in London nieder, wo die Gattin König Georgs III. ihn zu ihrem persönlichen Musiklehrer machte. Johann Christian Bach komponierte eine Reihe von Opern für englische und deutsche Bühnen. Trotz der Unterstützung der Königin starb er in sehr bescheidenen Verhältnissen. Die Oper Endimione wurde am 6. April 1772 im Londoner King s Theatre uraufgeführt; das Libretto verfasste Pietro Metastasio. Das Werk wurde damals als Serenata bezeichnet, d.h. als kleine Oper. Der Londoner Verleger gab an, es handele sich um eine große Sinfonia in drei Sätzen, der Ouvertüre und zwei Akten mit genauen Bühnenanweisungen, vier Solisten, einem Chor und einer Aufführungsdauer von zwei Stunden. Die Handlung ist recht einfach: Die Göttin Nice liebt Endimione, der ihre Gefühle jedoch nicht erwidert. Die Göttin Diana, die nur die Jagd im Sinn hat, verbietet Endimione, zu lieben. So beweisen beide, dass die Liebe sie nicht erreichen kann. Doch dann durchkreuzt Amor ihre Pläne und sorgt dafür, dass Endimione und Diana einander verfallen. Die Arie der Diana beginnt mit einer langen orchestralen Einleitung mit Soloflöte. In diesem heiteren Klima entfaltet sich die Melodie des Soprans. Die Begleitung durch die Streicher und die sehr präsente Flöte bereichert nach und nach die Musik.

4 Joseph Schmitt ( ) Sinfonie Es-Dur Die Drehleier Der deutsche Komponist Joseph Schmitt, auch der holländische Haydn genannt, hatte das Unglück, dass viele seiner Kompositionen bis in jüngere Zeit fälschlich Joseph Haydn zugschrieben wurden. Schmitt wollte zunächst Priester werden und trat in den Zisterzienserorden des Klosters Eberbach ein. Er studierte Musik bei Carl Friedrich Abel. Der Komponist wurde entscheidend von der Mannheimer Schule beeinflusst ließ er sich in Amsterdam nieder, wo er später einen eigenen Musikverlag gründete und so dazu beitrug, eine neue Musikergeneration bekannt zu machen, zu der auch Mozart gehörte. Darüber hinaus war er musikalischer Leiter des ersten Konzertsaals der Niederlande, Felix Meritis. Dank seiner vielfältigen Tätigkeit als Komponist und Dirigent, aber auch als Verleger und Lehrer, hatte Schmitt beträchtlichen Einfluss auf das musikalische Leben seiner Wahlheimat, der Niederlande. Die Sinfonie Es-Dur Die Drehleier stammt aus dem Jahr Das Allegro con spirito beginnt mit dem schnellen, brillanten Spiel der Streicher, ganz im Geiste Haydns. Der virtuose Satz besticht durch seinen kraftvollen, kompakten Klang. Mitunter tauchen Anklänge an italienische Barockmusik auf. Das Andante, das vom Echo des Cembalos getragen wird, stellt eine charmante Melodie vor, eine Art Ritornell. Im Finale, Prestissimo, sind die Streicher nicht weniger mitreißend als im ersten Satz. Die Bläser verleihen dem Schlusssatz einen heroischen Anstrich. Die Musik ist feurig-kraftvoll und rhythmisch. Die Sinfonie gipfelt in einem glanzvollen Schlusspunkt. Arie für Sopran Martern alle Arten, aus dem 2. Akt der Oper Die Entführung aus dem Serail KV 384 Das Singspiel in drei Akten nach Belmont und Konstanze von Christoph F. Bretzner wurde im Mai 1782 fertiggestellt und zwei Monate später am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Die deutschsprachige Oper ist die erste aus Mozarts Wiener Zeit. Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten, lieber Mozart, soll Kaiser Joseph II. dem Komponisten gegenüber erklärt haben. Dieser war nicht nur seiner unerträglichen Stellung in Salzburg enkommen, sondern auch der Beaufsichtigung durch seinen Vater Leopold. In Wien konnte der Musiker sich endlich entfalten. Sein Gefühl der Befreiung kommt symbolisch im Thema der Oper zum Ausdruck, die mit bemerkenswertem Sinn für Komik die Geschichte von der Gefangenschaft einer Christin im Serail eines Sultans erzählt. Der Herrscher ist in Konstanze verliebt. Die Eingesperrten können fliehen, werden dann aber erneut gefangen genommen. Der Sultan will sie bestrafen, lässt aber letztendlich Gnade walten. Die Arie Martern alle Arten mögen meiner warten, die von der Figur der Konstanze (Sopran) gesungen wird, erfordert eine kraftvolle Stimme, die Noten in extremen Tonlagen singen und halten kann. Eine lange orchestrale Einleitung, die fast einer konzertanten Sinfonie würdig ist, kündigt Konstanzes Erscheinen an. Angesichts der Drohungen Selims klagt die eingesperrte Sklavin nicht etwa, sondern lehnt sich auf. Sie fordert ihren Widersacher heraus und geht in raschem Tempo (Allegro Assai) bis an die Grenzen ihrer stimmlichen Möglichkeiten. Es handelt sich um eine der schwierigsten Arien in Mozarts gesamtem Opernschaffen. Bei der Uraufführung vertraute der Komponist die Partie Catarina Cavalieri an, die für ihre herausragende gesangliche Leistung bekannt war.

5 Domenico Cimarosa ( ) Il Matrimonio segreto, Ouvertüre Domenico Cimarosa, der aus armen Verhältnissen stammte, wuchs in Neapel auf, wo er in einer mit einem Kloster verbundenen Schule seinen ersten Musikunterricht erhielt. Anschließend studierte er elf Jahre lang am Konservatorium Santa Maria di Loreto und rundete dann bei dem Kastraten Giuseppe Aprile seine Ausbildung ab. Mit 23 Jahren schuf Cimarosa die Oper Le Stravaganze del Conte, die 1772 im Teatro dei Fiorentini in Neapel uraufgeführt wurde. Damit begründet er seinen Ruf in ganz Italien. In Rom und später in Florenz komponierte er zahlreiche komische und ernste Opern, aber auch religiöse Werke sowie eine Reihe von Cembalosonaten. Bald war er europaweit bekannt, und 1778 folgte er einer Einladung der russischen Zarin Katharina II. Cimarosa weilte vier Jahre an ihrem Hof in St. Petersburg. Er erwarb übrigens sowohl die russische als auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Am 7. Januar 1792 wurde Il Matrimonio segreto am Burgtheater Wien in Anwesenheit von Kaiser Leopold II. von Österreich aufgeführt. Der Erfolg war so riesig, dass der Kaiser darauf drang, die Oper noch am selben Tag in voller Länge zu wiederholen. Sie gilt als Cimarosas Meisterwerk. In der Folge kam sie allein in Neapel 110 Mal zur Aufführung. Bis zu den Siegeszügen von Rossinis Opern konnte kein italienischer Komponist vergleichbare Bühnenerfolge feiern. Cimarosa war bereits ein halbes Jahrhundert vor Verdi Republikaner und trat für die Einheit Italiens ein, was ihn gegenüber seinen Konkurrenten, die auf Seiten der Machthaber standen, erheblich benachteiligte. Paisiello war einer seiner ärgsten Rivalen. Cimarosa wurde aus Neapel verbannt. Er war zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich bereits sehr angegriffen und starb in Venedig, noch bevor er nach Russland zurückkehren konnte. Il Matrimonio segreto ist ein Dramma giocoso. Als Vorlage für das hervorragende Libretto von Giovanni Bertati, dem Nachfolger Da Pontes am Wiener Hof, diente die Komödie The Clandestine Marriage von George Colman und David Garrick. Diese typische Opera buffa besticht durch glänzende melodische Einfälle und ist hervorragend orchestriert. Die Geschichte ist einfach: Carolina und Paolino haben ihre Liebe auf den ersten Blick durch eine geheime Hochzeit besiegelt. Die pittoresken Gestalten im Umfeld des Paares ein geiziger Vater, ein Freier Carolinas, ihre in Paolino verliebte Tante und einige Ehrgeizlinge sorgen für zahlreiche Irrungen und Wirrungen, die sich schließlich in Wohlgefallen auflösen. Die Ouvertüre kündet von der folgenden turbulenten Handlung. Der Mozartsche Einfluss ist unverkennbar, und Charme und bissige Schärfe sind wohl dosiert. Die Bläser unterstreichen den energischen Rhythmus und versprechen eine launige Handlung. Giovanni Paisiello ( ) Nel cor più no mi sento, aus der Oper La Molinara Paisiello wurde in Tarent geboren, wo sein Vater Tierarzt war, und studierte bei Francesco Durante in Neapel Gesang und Komposition. Obgleich er hauptsächlich religiöse Musik schrieb, machte ihn die Opera buffa zum bekanntesten Komponisten Neapels folgte er dem Ruf der Zarin Katharina II. nach Russland und wurde dort Kapellmeister der italienischen Opern. In dieser Zeit komponierte er Il barbiere di Siviglia nach dem Barbier de Séville von Beaumarchais, geraume Zeit vor Rossini. Paisiellos Meisterwerk prägte Mozart nachhaltig, wie insbesondere an Figaros Hochzeit deutlich wird.

6 Vor der Rückkehr nach Italien hielt sich Paisiello einige Zeit in Wien auf, wo er zwölf Sinfonien und eine Oper, Il rè Teodoro, komponierte. Seine Werke wurden jetzt in ganz Europa aufgeführt. In Neapel leitete er die Hofkapelle König Ferdinands IV. Im Auftrag Napoleons, dessen Lieblingskomponist er war, schuf er mehrere Partituren. Der König von Neapel, Joseph Bonaparte, belohnte ihn mit einer Pension. Nach der Restauration der Bourbonenherrschaft verlor Paisiello seine Stellung und diverse Nebeneinkünfte. In Frankreich erfreute sich der italienische Komponist, der ein überaus talentierter Melodiker war, ganz besonderer Beliebtheit. Der Schriftsteller Stendhal, ein großer Opernliebhaber, schätzete neben Cimarosa vor allem Paisiello. La Molinara entstand 1788 und wurde im selben Jahr in Neapel unter dem Titel L Amor contrastato o sia La Molonarella uraufgeführt. Das Libretto stammt von Giuseppe Palomba. Die Oper enthält mehrere berühmte Arien. Die kurze Arie Nel cor più no mi sento kündigt bereits den Belcanto an. Die Sängerin klagt darüber, wie die Liebe an den Kräften des Liebenden zehrt. Diese Schwäche ist die Liebe selbst: Warum fühle ich keine Jugend mehr in meinem Herzen?, fragt die Sängerin. Liebe, du bist der Grund all meiner Qualen, es sticht und bedrängt mich. Die Liebe treibt mich in die Verzweiflung. Beethoven komponierte sechs Variationen (WoO 70) über diese damals sehr beliebte Arie. Partò, ma tu ben mio, aus der Oper La Clemenza di Tito KV 621 La Clemenza di Tito (Die Milde des Titus), ist eine Oper in zwei Akten nach einem Libretto von Caterino Mazzolà, der Metastasios Libretto nach Mozarts Wunsch überarbeitet hatte. Die böhmischen Stände gaben das Werk anlässlich der Krönung von Kaiser Leopold II. zum König von Böhmen in Prag in Auftrag. Es entstand zur gleichen Zeit wie die Zauberflöte. Die Partitur, die nach den Uraufführungen von Figaros Hochzeit und Don Giovanni in Auftrag gegeben wurde, war in nur drei Wochen fertiggestellt. Es fiel Mozart nicht leicht, zu dem damals nur noch selten verwendeten Stil der Opera seria zurückzukehren, was möglicherweise das bis heute relativ geringe Interesse an dieser Oper erklärt. Die Oper wurde am 6. September 1791, drei Monate vor Mozarts Tod, im Prager Ständetheater uraufgeführt. Die Arie Partò, ma tu ben mio ist aus der 8. Szene des 1. Aktes. In der Orchesterbegleitung spielt die Klarinette, ein von Mozart besonders geschätztes Instrument, eine große Rolle. Vorrei spiegarvi, oh dio, Konzertarie für Sopran und Orchester KV 418 Die Arbeit an dieser Arie erwähnt Mozart In einem Brief an seinen Vater vom 21. Juni Er spricht auch von der Aufführung einer italienischen Oper, Il Curioso indiscreto, des neapolitanischen Komponisten Pasquale Anfossi ( ), während der zwei seiner Arien sowie ein Rondo zum ersten Mal als Einlage gegeben wurden. Mozart schrieb sie für seine Schwägerin Aloysia Lange, geb. Weber, die den Schauspieler Lange geehelicht hatte. Mozart war zeitweilig in sie verliebt gewesen und widmete ihr mehrere Partituren. Nach der Aufführung von Anfossis Oper berichtete Mozart, wie großartig seine beiden Arien aufgenommen worden seien. Vorrei spiegarvi, oh dio musste sogar wiederholt werden. Das zauberhafte Werk überrascht den Hörer nicht zuletzt durch seine moderne Kompositionsweise, die bereits auf den Belcanto verweist.

7 Zur Pizzicato-Begleitung der Streicher spielt die erste Geige con sordino. Die Oboe antwortet der Singstimme wie ein Echo. Perlend erklingen die hohen Töne zum Text aus der Oper Il Curioso indiscreto. Mozart gibt seiner Interpretin reichlich Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Das Tempo beschleunigt sich zunächst unmerklich, nach und fällt das ganze Orchester ein, und plötzlich findet sich der Hörer mitten in einem glanzvollen Allegro wieder, das zwar weniger bewegend ist als der erste Teil, dafür aber technisch sehr anspruchsvoll. Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonine Nr. 35 D-Dur Haffner-Sinfonie KV 385 Im Juli 1782 bat Leopold Mozart seinen Sohn, anlässlich der Verleihung des Adelstitels an seinen Freund, Sigmund Haffner den Jüngeren, eine Sinfonie zu komponieren. Mozart antwortete seinem Vater: [ ] bis Sonntag acht tag muß meine Opera [Die Entführung aus dem Serail] auf die harmonie gesetzt seyn sonst kommt mir einer bevor und hat anstatt meiner den Profit davon; und soll nun eine Neue Sinphonie auch machen! wie wird das möglich seyn! Am 31. Juli hatte Mozart die Komposition noch nicht beendet und klagte erneut seinem Vater gegenüber: Sie sehen daß der Wille gut ist; allein wenn mann nicht kann, so kann man nicht! ich mag nichts hinschmiren. Ich kann ihnen also erst künftigen Postag die ganze Sinphonie schicken. ich hätte ihnen das lezte Stück schicken können, aber ich will lieber alles zusamm nehmen, so kostet es ein geld; [ ]. Mozart musste anschließend seinen Vater mehrmals bitten, ihm die Komposition zurückzusenden, da er sie erneut aufführen wollte. Er ließ den einleitenden Marsch weg und behielt nur die vier Sätze, die auch heute gespielt werden. Darüber hinaus änderte er einige Passagen und erweiterte die Instrumentierung um je zwei zusätzliche Flöten und Klarinetten. Das Erste Allegro muß recht feüerig gehen. das lezte so geschwind als es möglich ist, betonte Mozart in einem Brief an seinen Vater. Die fünf ersten Takte des Allegro con spirito sprudeln voll Energie hervor. Ein einziges Thema gibt Anlass zu erstaunlichen Variationen, deren Stil an Haydn erinnert. Letztendlich baut der gesamte Satz auf den Anfangsnoten auf. Das Andante lässt an eine Opernarie denken. Es kommt schelmisch bis ruhig und melancholisch daher und bietet einen Moment der Entspannung. Vielleicht dachte Mozart hier an seine bevorstehende Hochzeit mit Constanze? Das Menuetto ist schlicht und zart. Es handelt sich um einen eleganten Hoftanz, der auf einem rustikalen Ländler fußt. Das Finale, presto, ist von beeindruckender Virtuosität. Die Violinen tragen die gesamte rhythmische Spannung und Dynamik. Der Satz weist zahlreiche Modulationen und dynamische Kontraste auf. Mozart vergnügte sich hier nach Herzenslust, und es sind sogar Anklänge an die damals so beliebten exotischen Turqueries spürbar! Der Komponist schien noch die Arie des Osmin aus der Entführung aus dem Serail im Ohr zu haben. Die Sinfonie wurde am 23. März 1783 im Beisein des Kaisers im Wiener Burgtheater uraufgeführt. Sie kam so gut an, dass die Pariser Konzertgesellschaft Concerts spirituels sie für den 17. April desselben Jahres aufs Programm setzten. Diskografische Empfehlungen RICHTER Sinfonie London Musical Players, Leitung: Matthias BAMERT (Chandos) SCHMITT

8 Sinfonien Chamber Soloists of the New Dutch Academy, Leitung: Simon MURPHY (PentaTone) MOZART Konzertarien Ah Io previdi! Ah, t invola agl occhi miei Gesamtausgabe der Arien, Mozart Edition (Philips) Gundula JANOWITZ, Wiener Symphoniker, Leitung Wilfried BOETTCHER (Deutsche Grammophon) Martern alle Arten, aus der Oper Die Entführung auf dem Serail Dresdner Staatskapelle, Leitung Karl BÖHM (Deutsche Grammophon) The English Baroque Soloists, Leitung John Eliot GARDINER (Archiv Produktion) CIMAROSA Il Matrimonio segreto English Chamber Orchestra, Leitung Daniel BARENBOIM (Deutsche Grammophon) JOHANN-CHRISTIAN BACH Endimione Cappella Coloniensis, Leitung Bruno WEIL (Deutsche Harmonia Mundi) PAISIELLO Nel cor piu no mi sento Dame Joan SUTHERLAND, Rezital (Decca) MOZART Sinfonie Nr. 35 Cleveland Orchestra, Leitung Georg SZELL (Sony) Berliner Philharmoniker, Leitung Karl BÖHM (Deutsche Grammophon) Academy of St Martin in the Fields, Leitung Sir Neville MARRINER (Philips) Academy of Ancient Music, Leitung Christopher HOGWOOD (L Oiseau Lyre)