Sendung: Mittwoch, 04. Februar Uhr

Transkript

1 SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde New York: Stadt aus Musik Carnegie Hall und Upper East Side (3) Von Gesine Heinrich Sendung: Mittwoch, 04. Februar Uhr Redaktion: Ulla Zierau Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/ Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.jetzt anmelden unter 07221/ oder swr2.de

2 2 SWR2 Musikstunde Mittwoch New York: Stadt aus Musik. 3. Carnegie Hall und Upper East Side Von Gesine Heinrich Ansage New York: Stadt aus Musik. Herzlich willkommen zu Folge 3: Carnegie Hall und Upper East Side. Von und mit Gesine Heinrich. Titelmusik Als ich 2007 zum ersten Mal in New York war, gab es den Laden noch: Patelson Music. Das legendäre Notengeschäft an der Carnegie Hall mit seiner angenehm antiquierten Atmosphäre. Patelson Music schloss seine Pforten Ein weiteres Opfer des Internetzeitalters. Hier kauften Isaac Stern, Aaron Copland und Kurt Masur ebenso wie Michael Jackson, Frank Sinatra und Paul McCartney. Einmal hatten wir hier Woody Allen, Mia Farrow und Diane Keaton zur selben Zeit, erzählt Philip Mealey, der ab 1962 hier arbeitete. Und mit Maria Callas habe ich mich oft unterhalten. Die wurde 1923 als Tochter griechischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Washington Heights geboren da, wo man auch heute noch ein Zimmer zum Spottpreis von 600$ bekommt. Erst mit 14 Jahren zieht Maria mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Jackie nach Athen um kehrt sie als die Callas in ihre Geburtsstadt New York zurück. Für ihr Debüt an der Carnegie Hall, das sie in Vincenzo Bellinis Oper Il Pirata Der Pirat gibt. Mit ihrer Interpretation der Imogene entreißt sie Bellinis Oper, die in den 1820er/30er Jahren zum Hit geworden und Bellinis internationalen Durchbruch bedeutet hatte, einer fast 100 Jahre andauernden Vergessenheit. Maria Callas singt: Qual suono ferale und Oh, sole! Ti vela di tenebre oscure: MUSIK 1 4'12 Maria Callas: Qual suono ferale und Oh, sole! ti vela di tenebre oscure - Caballeta der Imogene aus Vincenzo Bellini: Il pirata Aufnahme: Philharmonia Orchestra London unter Nicola Rescigno. Studio-Produktion. Labelcode : EMI CLASSICS Bestellnummer : Die Anfänge der Carnegie Hall lesen sich wie eine typische New York-Geschichte. Jemand setzt großes Vertrauen in jemand anderen. Und heraus kommt etwas Wunderbares. Im Mai 1891 wird die Carnegie Hall an der 57. Straße, Ecke 7. Avenue eröffnet. Ein außergewöhnlich großes Gebäude in einer damals noch ruhigen Gegend.

3 3 Denn Midtown, das war Ende des 19. Jahrhunderts noch Union Square, also die 14. Straße. Der Architekt der Carnegie Hall war der erst 34jährige William Burnett Tuthill, der noch nie in seinem Leben eine Konzerthalle entworfen hatte. Mr. Andrew Carnegie, der den Bau fianzierte, gab ihm eine Riesenchance. Und Tuthill nutzte sie. Die Carnegie Hall wurde zu einem der beliebtesten Veranstaltungsorte der Welt für Klassik-, Jazz- und Popkonzerte. Die Dirigenten des Eröffnungskonzerts, dem auch Mr. Rockefeller beiwohnte, sind der bereits hochberühmte Peter Tschaikowsky und Walter Damrosch. Auf dem Programm steht unter anderem Tschaikowskys Marche Solennelle: MUSIK 2 Tschaikowsky: Marche Solennelle 5'02 Slovac Philharmonic Orchestra Naxos DDD 1988 Bestellnummer: Dem Geiger Isaac Stern haben wir es zu verdanken, dass die Carnegie Hall heute noch steht. Denn Mr. Carnegies Witwe hatte das Gebäude 1924 an den Grundstücksmakler Robert E. Simon verkauft. Und mit dem Umzug der New Yorker Philharmoniker 1960 ins Lincoln Center erwog man das Gebäude abzureißen und dafür ein Bürogebäude zu errichten. Ja, geht s noch? Stern gründete eine Initiative und schaffte es, die Stadt New York zum Kauf der Carnegie Hall zu bewegen. Für 5 Millionen Dollar wechselte sie den Besitzer. Und steht glücklicherweise seit 1964 unter Denkmalschutz. Auch für die Restaurierung des Großen Saals, die 2800 Zuschauern auf fünf Ebenen Platz bietet, setzte sich Isaac Stern ein. Weshalb die ehemals Main Hall 1986 in Isaac Stern Auditorium umbenannt wurde. Stern, der in seiner über 60-jährigen Laufbahn auf allen internationalen Konzertpodien gastierte und bis zu 200 Konzerte im Jahr gab, erwies sich nicht nur als Retter der Carnegie Hall, sondern auch als Förderer zweier rising stars - wie man in New York zu sagen pflegt - der damals aufstrebenden Nachwuchsgeiger Pinchas Zukerman und Ithzak Perlman. Die folgende Aufnahme aus dem Jahr 1980 mit den New York Philharmonic vereint die drei Meister Stern, Zukerman und Perlman. Wir hören den 3. Satz aus Antonio Vivaldis Konzert für 3 Violinen, Streicher und Basso Continuo in F-Dur. Zubin Metha dirigiert: MUSIK 3 Antonio Vivaldi: Konzert für 3 Violinen, Streicher und Basso Continuo in F-Dur. 3 Satz: Allegro 3'33 New York Philharmonic Orchestra unter Zubin Metha. Avery Fisher Hall Isaac Stern, Pinchas Zukerman, Itzhak Perlman. Labelcode : Sony Classical Bestellnummer: SM2K

4 4 Der Kammermusiksaal im dritten Stock der Carnegie Hall umfasst 270 Sitzplätze und trägt seit 1986 den Namen Joan and Sanford L. Weill Recital Hall. Hier wurde am 5. April 1946 die 3. Symphonie von Charles Ives uraufgeführt. Der 1874 in Connecticut geborene Komponist kam mit 14 Jahren zur Orgel und nahm sechs Jahre später seine Kompositionsstudien an der Yale-Universität auf. Hier wurde er zunächst stark vom Liedstil Schumanns und Brahms geprägt. Um sich absolute Freiheit in seinem kompositorischen Schaffen zu bewahren, nahm er nach Abschluss seiner vierjährigen Studien einen Brotberuf bei einer Versicherungsgesellschaft an. Außerdem war Ives parallel als Organist tätig heiratete er die Krankenschwester Harmony Twitchell, zog mit ihr nach New York und gründete dort die Versicherungsgesellschaft Ives & Myrick. Hier ist die 3. Sinfonie The Camp Meeting für kleines Orchester von Charles Ives. Das Königliche Concertgebouw Orchester Amsterdam spielt unter der Leitung von Michael Tilson Thomas den 1. Satz Old Folks Gatherin. MUSIK 4 Charles Ives: Symphonie Nr. 3 The Camp meeting, 1. Satz: Old Folks Gatherin, Andante maestoso 8`04 Königliches Concertgebouw Orchester Amsterdam unter Michael Tilson Thomas 1985Labelcode : CBS Bestellnummer: Von der Carnegie Hall laufen wir jetzt die 57. Straße ostwärts. Die East Side war und ist eine beliebte Kulisse der Filmindustrie: Amerikanische Fernsehserien wie Sex and the City und Die Nanny wurden zu großen Teilen hier gedreht. So auch der Filmklassiker Frühstück bei Tiffany, der 1961 in der Radio City Music Hall Premiere hatte. Das berühmt gewordene Schmuckgeschäft Tiffany befindet sich an der 57. Straße Ecke 5. Avenue. Der Film basiert auf einer Erzählung von Truman Capote. Der Plot: Wie angelt man sich als arme Katze einen Millionär? Indem man sich aufhübscht und auf unwiderstehlich macht. Daran hat sich bis heute zumal in New York nichts geändert. Audrey Hepburn, die britisch-niederländischer Herkunft war, und damals in der Schweiz lebte, zog für die Dreharbeiten vorübergehend in die USA. In ihrer wohl berühmtesten Rolle verkörperte sie die lebenshungrige Holly Golightly und erhielt dafür ihre vierte Oscar-Nominierung. Henry Mancini komponierte die Musik zum Film und sagte über die Hauptdarstellerin: Das Lied Moon River wurde für sie geschrieben. Niemand sonst hat es je so gut verstanden. Es gibt mehr als tausend Versionen davon, aber ihre ist zweifellos die beste. Moon river brachte Mancini und Texter Johnny Mercer einen Oscar für den besten Song ein. Die von Audrey Hepburn gesungene Version des Liedes wurde nicht in den Original- Soundtrack des Filmes übernommen. Stattdessen nahm Mancini eine Albumversion auf, die später zum Charthit wurde. Sie erreichte Platz 11 der US-Charts und war dort Mancinis zweiterfolgreichste Aufnahme. Auch in Großbritannien und Deutschland kam

5 5 das Original in die Charts. Ich habe mich immer gefragt, was ein Huckleberry friend ist. Jetzt erfuhr ich, dass Texter Johnny Mercer in seiner Kindheit immer am Fluss nach Heidelbeeren suchte... MUSIK 5 Audrey Hepburn: Moon river. Text: Johnny Mercer, Musik: Henry Mancini CD: Music from the Films of Audrey Hepburn Track 11 2'03 Label: Big Screen Music WB, Release 1993 Wir laufen die 57. Straße zwei Blocks nach Norden, bis wir den Central Park erreichen. Hier beginnt die elegante Upper East Side. Sie erstreckt sich vom Plaza-Hotel in der 59. Straße bis zum Ende der Museumsmeile in der 96. Die Upper East Side wurde ihrer reichen Bevölkerung wegen auch Silk Stocking District - Seidenstrümpfe-Stadtteil - genannt. Und da es in New York weniges gibt, woraus kein Musical gemacht wird, gibt es auch eines mit dem Titel Silk Stockings. Von keinem geringeren als Cole Porter. Der hatte Hildegard Knef in dem Film Schnee am Kilimandscharo seinen Song You do something to me singen hören und war begeistert. Und so darf die Knef 1955 am Broadway die Rolle der Ninotschka spielen, in der Musicalfassung der Lubitsch-Komödie Silk Stockings. Da hilft es auch nichts, dass sie beteuert, nicht singen zu können. Auch ihr Produzent Erich Pommer warnt die Knef: Müssen Sie ein Stück wählen, das Sie dem Garbo-Vergleich aussetzt? Und müssen Sie als erste Deutsche in New York spielen? Ich glaube, in Israel würden Sie weniger Ressentiments antreffen als in New York. Aber Porter gewinnt. Und die Neff - wie sie in den USA genannt wird - erhält jeden Tag vier Stunden Gesangsunterricht. Cole Porter ist reich ist erfolgreich, porträtiert die Knef ihn später in ihren Memoiren Der geschenkte Gaul - Aber: Er zeigt ihn nicht vor, er legt ihn nicht dar, weder den Reichtum noch den Erfolg. Er unterwirft sich den um vieles jüngeren Produzenten, ihren Forderungen, ihren Ansprüchen. Er arbeitet, als stünde täglich aufs neue seine Existenz auf dem Spiel, als müsse er sich beweisen als Komponist, als Textdichter, als zuverlässiger Mitarbeiter. Nichts deutet darauf hin, dass Silk Stockings seine 25. Broadway-Show und jedes seiner Lieder ein Welterfolg ist. Es wurde Porters Abschied vom Broadway. Das Musical wurde ein Hit, das Original Broadway Cast Album mit Hildegard Neff landete sogar in den Billboards Top Ten. Wir hören den Song: It s a chemical reaction, that s all Die Liebe - nichts weiter als eine chemische Reaktion. Hildegard Neff und das Orchester Herbert Greene. MUSIK 6 Hildegard Knef singt Cole Porter, aus dem Musical Silk Stockings: It s a chemical reaction, that s all 22 1'54 LC Telefunken-Decca

6 6 Wir spazieren die Museumsmeile an der Fifth Avenue entlang, der Ostseite von Central Park, vorbei an dem Metropolitan Museum of Art an der 82. Straße, bis wir das Guggenheim Museum für Moderne Kunst an der 88. Straße erreichen. Das Museumsgebäude wurde von Frank Lloyd Wright errichtet und nur ein paar Jahre nach Porters Silk Stockings, nämlich 1959 eröffnet. Der Industrielle Solomon R. Guggenheim hatte es, damals noch in der 24. Straße, 1939 gegründet. Auch Solomons Nichte Peggy, inzwischen in Europa, sammelte moderne Kunst. Im Juli 1941 flüchtete sie mit ihrem Freund Max Ernst vor den Nazis zurück in die USA begegneten die beiden inzwischen Verheirateten John Cage, der an der Chicago School of Design experimentelle Musik lehrte. Und luden ihn zu sich nach New York ein. Ein Jahr später zogen Cage und seine Frau bei den beiden ein. Ein Percussion-Konzert, das Cage am 7. März 1943 im Museum of Modern Art, dem Moma, gibt, macht ihn in New Yorker Avantgarde-Kreisen bekannt trifft Cage die indische Musikerin Gita Sarabhai Er lernt durch sie viel über indische Musik und Philosophie und sie von ihm Kontrapunkt und zeitgenössische westliche Musik. Und es entstehen in den nächsten drei Jahren seine Sonaten und Interludes für Präpariertes Klavier. Ich komponierte diese, indem ich auf dem Klavier improvisierte, auf die Unterschiede hörte und eine Wahl traf - wie ein Muschelsammler, der einen Strand entlangspaziert... Wir hören die zweite Sonate. Es sammelt Joshua Pierce: MUSIK 7 John Cage: Sonata II for prepared Piano aus: Sonatas and Interludes for Prepared Piano 1'58 Joshua Pierce 1975, White Plains, NY Labelcode : Wergo Bestellnummer : Wer nach New York reist, trifft glücklicherweise noch an jeder Ecke auf jüdische Kultur. Ihr gewidmet ist das Jüdische Museum, das ebenfalls auf der Museumsmeile liegt, gleich um die Ecke an der 92. Straße. Jiddisch war mehr als 900 Jahre eine lebendige Sprache, eine Sprache mit einer reichhaltigen Literatur, von der gerade mal 0,5 Prozent ins Englische übersetzt worden sind. Die Werke jiddischer Lyriker und Essayisten sind praktisch unbekannt nahm die Sängerin und Liedermacherin Chava Alberstein, die in ihrer Heimat Israel ein Star ist, zusammen mit der New Yorker Band The Klezmatics eine CD mit dem Titel The Well auf, Der Brunnen. Für diese CD wählte sie 15 Gedichte verschiedener jiddischer Autoren aus, die sie selbst vertonte. Ikh stey unter a bokserboym, ist eines von ihnen. Geschrieben hat es Zhame Telesin, der 1996 im Alter von 89 Jahren starb.

7 7 Ich stehe unter einem Johannisbrotbaum, Ich habe ihn kaum erreichen können, Ich sitze unter einem Feigenbaum, Um ihn herum ist es grün und geräumig. Ich liege unter einem Mandelbaum Er ist bei mir gewesen, im Traum. Ein Johannisbrotbaum, ein Feigenbaum, ein Mandelbaum, die Träne im Auge halt ich kaum. MUSIK 9 Chava Alberstein and The Klezmatics, The Well: Ikh stey unter a bokserboym 2 3'52 Text: Zhame Telesin, Musik: Chava Alberstein LC 03719, Rounder Zeit für eine Kaffeepause. Dazu bietet sich das gemütlich-stilvolle Café Sabarsky in der Neuen Galerie an, nur zwei Blocks von hier in der 86. Straße. Hier steht ein Flügel und im Frühjahr und Herbst finden hier Konzertserien mit Weimar Cabaret Songs statt. So bezeichnen die Amerikaner die Berliner und Wiener Kabarett-Chansons der 1920er/30er Jahre. Benannt ist das Café Sabarsky nämlich nach dem Wiener Kunsthändler Serge, gebürtig Siegfried Sabarsky, der nach seiner Emigration 1939 in New York lebte. Vorherige Eigentümerin war Grace Wilson Vanderbilt, die in eine der wohlhabendsten Familien der amerikanischen Geschichte eingeheiratet hatte. Eisenbahnmogul Cornelius Vanderbilt hatte im 19. Jahrhundert New York Citys Hauptbahnhof Grand Central gebaut. Die Vanderbilt Avenue, die von der 42. bis zur 47. Straße zwischen Park und Madison Avenue reicht, erinnert daran. Der Reichtum der Vanderbilts ist nicht nur sprichwörtlich, sondern auch liedförmig geworden. So in dem Chanson Leben ohne Liebe von Textdichter Robert Gilbert und Komponist Mischa Spoliansky. Auch der erste Millionär Amerikas fand Eingang in ein Lied. Geboren 1839 in Richford im Bundesstaat New York - in seinen Adern fließt deutsches Blut - zieht er in den 1880er Jahren mit seiner Familie in den Big Apple, wo er sich eine Villa am Central Park baut. Die seine Enkel später dem Metropolitan Museum stiften werden.

8 8 MUSIK 10 My song for you, Disc 2, Track 8 Max Hansen: Ich bin vom Rockefeller gerad das Gegenteil 1932 ab 1'30 3'13 (=1 43) Text: Max Colpet, Musik: Mischa Spoliansky LC 2820 edel TLR Max Colpet reimte, Mischa Spoliansky vertonte diese großartigen, durch John D. Rockefeller inspirierten Zeilen im Jahr 1932; es sang der wunderbare Schauspieler Max Hansen. In der Hauptstadt des Geldes ist es ganz gut, sich zwischendurch immer mal wieder klar zu machen, dass man sich mit Geld zwar vieles kaufen und erschleichen kann, aber vor Unbill nicht geschützt ist. Der in Russland geborene Mischa Spoliansky war übrigens nicht nur ein ausgezeichneter Komponist für die Bühne, sondern auch ein hervorragender Pianist. Seine Aufnahmen der Rhapsodie in Blue fanden bei George Gershwin höchste Anerkennung emigrierte er aus seiner Wirkstätte Berlin nach London, wo er für den Film komponierte. In New York erst habe ich so richtig verstanden, warum Amerikaner meistens Turnschuhe tragen. New Yorker allemal. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes nicht anders. Schließlich will man noch mit 90 kniefit über den Beton joggen. Die feinen Schuhe hat besonders frau in einem Säckchen dabei. Egal ob sie morgens ins Büro unterwegs ist oder wie wir jetzt in ein Konzert gehen. Bitte laufen Sie also mit mir einmal quer über die Upper East Side bis kurz vor den East River, da wo der Wahninnsverkehr auf dem FDR-Drive von Süden nach Norden rollt. Auf der Upper East Side gibt es nämlich nicht nur Museen, sondern auch Lehrinstitute. Wie die Rockefeller Universität zwischen der 62. und 86. Straße. Hier gastierte letztes Jahr im Juni eines der besten Streichquartette der Welt, das Juillard String Quartet. Gegründet wurde es 1946 durch den New Yorker Komponisten William Schuman. Das bisher erarbeitete Repertoire umfasst ca. 500 Werke, darunter mehr als 60 Uraufführungen amerikanischer Komponisten. Dass seit dem Ausscheiden von Robert Mann im Jahr 1997 kein Gründungsmitglied mehr vorhanden ist, schmälert seine Klasse nicht. Ein Konzertereignis der Extraklasse in einer biomedizinischen Universität? Für den deutschen Konzertbesucher ein eher ungewöhnlicher Auftrittsort eines Streichquartetts von Weltrang, für New Yorker ganz normal. Im kommenden Juni kommt das Juillard String Quartet für fünf Konzerte nach Deutschland. Zum Schluss der SWR2 Musikstunde spielt es jetzt erstmal das Finale aus Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett G-Dur KV 387. Morgen spazieren wir die 14. Straße entlang. Vom Union Square zum Village. Bis dahin sagt Gesine Heinrich.

9 9 MUSIK 11 Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett G-Dur KV 387, Finale 5'11 Juillard String Quartet: WDR-Archiv