Gute Noten für den IT-Standort Deutschland sehr gute Aussichten für Informatiker

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1 Gute Noten für den IT-Standort Deutschland sehr gute Aussichten für Informatiker Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp, Stellvertretender Leiter Technik und Wissenschaft im VDI Dr. Ina Kayser, Arbeitsmarktexpertin im VDI Statement zur CeBIT 2013, 04. März 2013, Hannover Messe, Convention Center (CC), Saal 11 Es gilt das gesprochene Wort. Als Querschnittstechnologie hat die Informationstechnik eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung fast aller anderen Branchen. Sie ist ein Wachstumsmotor und Innovationstreiber für Deutschland und wird voraussichtlich auch in diesem Jahr überdurchschnittlich wachsen. Die IT bestimmt aktuelle technische Entwicklungen sehr intensiv die Welten der Informatik, der Informationstechnik und der Ingenieure wachsen weiter zusammen. Beispiele dafür sind die Energienetze, die sogenannten smart grids oder auch das Projekt Industrie 4.0. Die Beispiele zeigen die intensive Nutzung der IT als vierte industrielle Revolution. Die IT- Branche kann daher recht optimistisch auf den Rest des Jahres 2013 schauen. Im Vorfeld der CeBIT haben wir rund 550 Experten nach ihren aktuellen Einschätzungen zum IT-Standort Deutschland befragt. Insgesamt erhält der Standort gute Noten rund 70 Prozent der Befragten schätzen die internationale Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standorts Deutschland als gut oder sehr gut ein. Große Veränderungen werden bis 2015 nicht erwartet. So gehen 20 Prozent der Experten davon aus, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit bis 2015 noch verbessern wird genauso viele glauben aber, dass sie sich verschlechtern wird. Von besonderer Wichtigkeit für die weitere Entwicklung des IT- Standorts ist und bleibt der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, den wir zur CeBIT wieder analysiert haben. Dr. Ina Kayser: die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Informatiker steigt seit Jahren an. Viele IT-Unternehmen konnten 2012 zum dritten Mal in Folge ein sattes Umsatzplus verzeichnen. Das schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Mit über sozialversicherungspflichtig beschäftigten Informatikern im Jahr

2 2011 haben wir ein Rekordniveau erreicht und ein Ende dieses kontinuierlichen Anstiegs ist nicht in Sicht. Für 2012 liegen leider noch keine Zahlen vor. Das heißt, dass der Bedarf wächst und er kann seit Jahren nicht gedeckt werden. Die Zahl der offenen Stellen für studierte Informatiker lag im Jahr 2012 permanent bei über und das trotz des konjunkturellen Abschwungs der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Das sind gute Aussichten für Informatiker! Die offenen Stellen in den Informatikerberufen verteilen sich naturgemäß nicht gleichmäßig auf alle Zielberufe. So entfallen die größten Anteile an den offenen Stellen mit 32 Prozent auf die Softwareentwicklung und die IT-Anwendungsberatung mit einem Anteil von 29 Prozent. Im Durchschnitt waren 3,7 offene Stellen je arbeitslosem Informatiker in den Zielberufen zu verzeichnen. Gravierend betroffen waren die IT-Anwendungsberatung und die Softwareentwicklung. Dort kamen rein rechnerisch auf jeden arbeitslosen Informatiker 10,6 offene Stellen, bei der Software- Entwicklung waren es im Durchschnitt 4,0 offene Stellen. Bei einem Blick auf das Verhältnis von offenen Stellen je arbeitslosem Informatiker sticht die IT-Systemanalyse mit einer Engpassrelation von 24,6 zunächst ins Auge. Um jedoch hier Fehlinterpretationen auszuschließen, muss diese Zahl in Verbindung mit der Verteilung der offenen Stellen in der Informatik insgesamt betrachtet werden. Hier liegt nämlich der prozentuale Anteil, der auf die IT- Systemanalyse entfällt, bei nur 2 Prozent, gemessen an allen offenen Stellen für studierte Informatiker in den Zielberufen. Wie bereits gesagt: Die IT-Anwendungsberatung kommt hier auf einen Anteil von 29 Prozent, die Softwareentwicklung auf 32 Prozent. Somit ist den Engpässen in diesen Zielberufen eine deutlich höhere Bedeutung beizumessen. Unsere Umfrage im Vorfeld der CeBIT hat dies bestätigt: Gesucht werden vor allem Fachkräfte in der Software-Entwicklung und im IT-Projektmanagement. In Beratung und Consulting, Service und Support sowie bei der Entwicklung von Online-Diensten wird der Bedarf an IT-Experten ebenfalls überdurchschnittlich hoch gesehen. Das Tätigkeitsfeld, das im Ranking jedoch im vergangenen Jahr den größten Sprung nach oben gemacht hat, ist die IT-Sicherheit. Über 40 Prozent der Befragten sehen hier mittlerweile einen hohen Bedarf an Spezialisten. Eine weitere wichtige Botschaft unserer Umfrage ist, dass sich der Wettbewerb um die Fachkräfte in der IT-Branche weiter verschärfen wird: Nur ein Viertel unserer Befragten meint, dass die Verfügbarkeit von IT-Spezialisten aktuell noch gut oder gar sehr gut ist. Über 22 Prozent sprechen explizit von einer schlechten 2

3 Verfügbarkeit hauptsächlich aufgrund der nicht ausreichenden Anzahl an Bewerbern. Knapp 70 Prozent gehen zudem davon aus, dass der Bedarf bis 2015 weiter steigen wird. da stellt sich die Frage, welche Strategien die einzelnen Unternehmen bei dieser Bewerberlage umsetzen. Das Verhalten ist hier signifikant unterschiedlich: Großunternehmen setzen mit 53 Prozent der Nennungen auf Outsourcing von Dienstleistungen. Über 40 Prozent der Befragten aus Großunternehmen geben sogar an, deswegen die Verlagerung von Bereichen ins Ausland zu forcieren. Das ist sicherlich keine positive Entwicklung, denn dann geht Wertschöpfung für den Standort Deutschland verloren. Die Entwicklung in diesem Punkt hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr leider noch verstärkt. Anders ist die Situation bei KMUs: Kleinere und mittlere Unternehmen setzen vermehrt auf die Weiterbildung des vorhandenen Personals, so 46 Prozent der Befragten dieser Gruppe. Outsourcing und Verlagerungen ins Ausland sind für KMUs eher kein Thema. Generell setzen KMUs vermehrt auf attraktive bzw. flexible Arbeits- und Beschäftigungsmodelle. Dr. Ina Kayser: Eigentlich sind unsere Fachkräfte das große Plus unseres Technikstandorts. Für Unternehmen, die in Deutschland IT-Produkte entwickeln und produzieren, ist neben einer guten Infrastruktur die gute Ausbildung der Fachkräfte ein enorm wichtiger Faktor. Daher ist ein Blick auf die Zahlen der nachrückenden Informatikergenerationen sehr wichtig. Aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge in den Bundesländern und der Aussetzung der Wehrpflicht ist die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik erfreulicherweise in 2011 im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf gestiegen. Im Jahr 2010 waren es nur Studienanfänger. Diese Sondereffekte sind aber von kurzfristiger Dauer hier darf man sich nicht täuschen lassen. Auch die Erstabschlüsse haben sich seit 2001 beständig erhöht lag die Zahl bei Die in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegene Zahl der Erstabschlüsse hat nicht, wie einige befürchtet haben, zu einer Überschwemmung im IT-Arbeitsmarkt geführt. Das Gegenteil ist der Fall: Die Absolventen wurden regelrecht vom Markt aufgesogen. So haben etwa 75% der Absolventen 6 Monate nach ihrem Abschluss einen festen Job. Nach einem Jahr sind es über 90%. Die Junginformatiker können sich zudem über ein sehr erfreuliches Bruttojahreseinkommen nach ihrem Einstieg ins Berufsleben freuen. So verdient ein Diplom-Informatiker mit Universitätsabschluss nach einem Jahr im Durchschnitt über Euro, ein Diplom- 3

4 Informatiker von der Fachhochschule kommt auf bis Euro. Bachelorabsolventen liegen mit einem Durchschnittseinkommen von über Euro im direkten Vergleich dicht dahinter. IT-Sicherheit als übergreifende Herausforderung Wachstumspotenziale in der IT sehen unsere befragten Experten besonders in den Bereichen Cloud Computing, Embedded Systems und im Ausbau von Smart Grids. Stand im vergangenen Jahr noch das Thema Cloud Computing an erster Stelle, so hat auch hier die IT-Sicherheit die Spitzenposition übernommen. IT-Sicherheit ist damit das zentrale Thema der Informationstechnologie geworden. Der Erfolg des weiteren Einsatzes der Cloud, der smart grids oder auch der Informatisierung der Gesellschaft und der Industrie unter dem Stichwort Industrie 4.0 hängt an der IT-Sicherheit. Um Bedrohungen aus dem Cyberraum in Zukunft effektiv begegnen zu können, müssen wir bereits heute mit der Erforschung und Entwicklung geeigneter Lösungen beginnen. Basis für diese Aktivitäten ist gesellschaftliche Entwicklungen und Probleme vorausschauend zu erkennen. Eine langfristig angelegte und nachhaltige Forschungsförderung im Bereich IT-Sicherheit muss daher im Fokus stehen, um die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland sowie den Schutz der Daten und der Privatsphäre aller Bürger zu gewährleisten. Die CeBIT steht in diesem Jahr unter dem Thema Shareconomy und liegt damit sehr nah am Cloud Computing. Daher haben wir auch in diesem Jahr wieder nach der aktuellen Nutzung von Cloud Computing gefragt. Bereits über 44 Prozent der Teilnehmer nutzen Cloud Computing in ihrem beruflichen Umfeld oder arbeiten in Unternehmen, die die Nutzung vorbereiten. Im privaten Umfeld fällt die Nutzung bzw. Nutzungsabsicht mit 52 Prozent sogar noch höher aus. Die Nutzung ist dabei leicht gestiegen. Die Zahl derer, die noch keine Absicht hegen, die Cloud zu nutzen, ist fast konstant geblieben. Cloud- Dienste werden von den Befragten noch vorwiegend für mehr Speicherplatz und Rechenleistung (Infrastructure-as-a-Service) oder zur Nutzung von Applikationen und Software (Software-as-a- Service) verwendet. Nach Fortschritten in der IT-Sicherheit befragt, sehen die Teilnehmer weiterhin die größten Potenziale in einer erhöhten Sensibilisierung der Nutzer für Sicherheitsthemen sowohl im beruflichen wie im privaten Bereich dies sagen 71 Prozent. 52 Prozent meinen zudem, dass zusätzliche technische 4

5 Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, was einen Anstieg von immerhin knapp 9 Prozent bedeutet. Fazit zusammengefasst bedeutet dies: 1. Die Aussichten für Absolventen sind sehr gut auf der anderen Seite bleibt der Fachkräfteengpass einer der größten Hemmschuhe der IT-Branche. Die von den Hochschulen kommenden Absolventen reichen nicht aus, um den weiter steigenden Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften zu decken. 2. Know-how, das am IT-Standort Deutschland nicht vorhanden ist, wird woanders gesucht. Hier droht ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, wenn speziell bei Großunternehmen der Trend zur Verlagerung einzelner Bereiche ins Ausland einsetzt. 3. IT-Sicherheit ist der Schlüssel für den Einsatz von Cloud Computing, Internet der Dinge, Smart Grids und für die weitere Informatisierung. Die Sensibilisierung und der Bedarf hierfür wachsen. Die Chancen für den Standort Deutschland sind sehr gut, wenn in diesem Punkt die richtigen Maßnahmen eingeleitet werden und damit das Vertrauen in die Möglichkeiten der IT vorhanden bleibt. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 5