Beurteilung im Spannungsfeld von Individualisierung und kantonalem Zeugnis. Urs Vögeli-Mantovani, Amriswil, 8. September 2010
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- Franziska Klein
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1 Beurteilung im Spannungsfeld von Individualisierung und kantonalem Zeugnis Urs Vögeli-Mantovani, Amriswil, 8. September 2010
2 Übersicht Vorbemerkungen 1. Nach welchem Massstab beurteilen Lehrpersonen? 2. Zwei Beurteilungsziele eine notwendige Entscheidung 3. Ein intransparenter Beurteilungsmassstab irritiert (H1) 4. Individuelle Fortschritte zahlen sich nicht aus (H2) 5. Die Sehnsucht nach Homogenität (H3) 6. Passung von Beurteilungsaufgabe und Massstab 7. Fazit: Wir betreiben mehr Selektion als notwendig! Urs Vögeli, Amriswil,
3 Vorbemerkungen 1. SKBF: Bildungsbericht Schweiz 2010 u.a.m. 2. Wängi und Schollenholz/Frauenfeld im SIPRI-Projekt der Achzigerjahre 3. Spannungsfeld: Hindernisse für eine individualisierte Beurteilung und ihre Bearbeitung Urs Vögeli, Amriswil,
4 1. Nach welchem Massstab beurteilen Lehrpersonen? (1) Aus der Praxis der Leistungsbeurteilung im Kt. Aargau Umfrage 2008 bei Lehrpersonen 5. und 9. Klasse (N = 251): Vom Bezugssystem bzw. vom Beurteilungsmassstab hängt vieles ab. Urs Vögeli, Amriswil,
5 Massstäbe beim Beurteilen (1) Gruppenorientierung oder Soziale Bezugsnorm Ø Urs Vögeli, Amriswil,
6 Massstäbe beim Beurteilen (2) Lernzielorientierung oder Kriteriale Bezugsnorm Transparente, verbindliche Lernziele Urs Vögeli, Amriswil,
7 Massstäbe beim Beurteilen (3) Individuumsorientierung oder Individuelle Bezugsnorm Individueller Lernzuwachs t1 t2 Urs Vögeli, Amriswil,
8 Ergebnis aus dem Aargau 0% 20% 40% 60% 80% 100% Ich entwickle vor der Durchfhrung der Prfungen ein Kriterienraster. Klasse Ich entwickle vor der Durchfhrung der Prfungen ein Kriterienraster. Klasse In meiner Bewertung spielen die gesteckten Ziele die wesentliche Rolle. Klasse In meiner Bewertung spielen die gesteckten Ziele die wesentliche Rolle. Klasse Wenn die Leistungen der gesamten Klasse gut sind, bekommen alle eine berdurchschnittlich gute Note. Klasse Wenn die Leistungen der gesamten Klasse gut sind, bekommen alle eine berdurchschnittlich gute Note. Klasse Meine Schlerinnen und Schler wissen genau, an welchen Kriterien ihre Leistungen gemessen und bewertet werden. Klasse Meine Schlerinnen und Schler wissen genau, an welchen Kriterien ihre Leistungen gemessen und bewertet werden. Klasse immer nie Urs Vögeli, Amriswil,
9 1. Nach welchem Massstab beurteilen Lehrpersonen? (2) Fachstelle für Schulbeurteilung (FSB) Kt. Zürich Qualitätsanspruch: Das Schulteam sorgt für eine vergleichbare und nachvollzieh bare Beurteilung der Schülerleistungen und die Kriterien der Beurteilung sind im Schulteam abgesprochen Jahresbericht FSB 2008/09 (S. 10): Je gut 10 % der (126 evaluierten) Regelschulen wurden in diesem Qualitätsanspruch als ungenügend und als gut beurteilt. Der Rest der Schulen erfüllte die grundlegenden Anforderungen. Urs Vögeli, Amriswil,
10 1. Nach welchem Massstab beurteilen Lehrpersonen? (2) Frage in der FSB-Evaluation: Wie gut werden die Schüler/innen im voraus über die Bewertung der Prüfung informiert? Jahresbericht FSB 2008/09 (S. 10): Die Lehrpersonen glauben, den Anspruch ziemlich gut zu erfüllen (Ø 3.8, bei einer Skala von 1 bis 5). Die Schüler/innen sehen diese Anspruch weniger gut erfüllt (3.5). Die Evaluationsfachpersonen stellten fest, dass eher selten kriterienorientiert beurteilt wird und meist im Nachhinein die Sozialnorm (Klassendurchschnitt) den Massstab setzt. Urs Vögeli, Amriswil,
11 Urs Vögeli, Amriswil,
12 Urs Vögeli, Amriswil,
13 Urs Vögeli, Amriswil,
14 2. Zwei grundsätzliche Beurteilungsziele Fördern oder Auslesen Urs Vögeli, Amriswil,
15 Urs Vögeli, Amriswil,
16 Modell der förderorientierten Beurteilung Fördern Lernziele, Kriterien Beurteilen, Interpretieren Wahrnehmen, Beobachten Urs Vögeli, Amriswil,
17 Modell der ausleseorientierten Beurteilung Beurteilung einzelner Aspekte Gesamtbeurteilung Ausleseverfahren Laufbahnvarianten Urs Vögeli, Amriswil,
18 3. Ein intransparenter Beurteilungsmassstab irritiert (H1) Eine Mutter schreibt dem Tages-Anzeiger: In der ersten Sekundarschule mussten die Schülerinnen und Schüler in einer Überraschungsprüfung in einem französischen Text die 34 platzierten Fehler herausfinden. Unser Sohn fand 22 davon. Er erhielt dafür eine Eins. Kommentar überflüssig. Beatrice Kästli Meier, Zürich Urs Vögeli, Amriswil,
19 4. Individuelle Fortschritte zahlen sich nicht aus (H2) Urs Vögeli, Amriswil,
20 5. Die Sehnsucht nach Homogenität (1) Ums Jahr 1800: Was ist das Hauptproblem von Unterricht? Urs Vögeli, Amriswil,
21 5. Die Sehnsucht nach Homogenität (1) Ums Jahr 1800: Was ist das Hauptproblem von Unterricht? Die Verschiedenheit der Köpfe! Urs Vögeli, Amriswil,
22 5. Die Sehnsucht nach Homogenität (1) Ums Jahr 1800: Was ist das Hauptproblem von Unterricht? Die Verschiedenheit der Köpfe! Konsequenz: Den Unterricht auf die Mittelköpfe kalkulieren Urs Vögeli, Amriswil,
23 5. Die Sehnsucht nach Homogenität (2) Der 7-g-Unterricht: Alle gleichaltrigen Schüler haben zum gleichen Zeitpunkt beim gleichen Lehrer im gleichen Raum mit den gleichen Mitteln das gleiche Ziel gleich gut zu erreichen. Weigert Hans 1987, 188 Urs Vögeli, Amriswil,
24 Urs Vögeli, Amriswil,
25 5. Die Sehnsucht nach Homogenität (4) Urs Vögeli, Amriswil,
26 6. Passung von B aufgabe und Massstab (1) Eintrittsselektion/ Übertrittsselektion Lernprozesse unterstützen Lernergebnis feststellen / Lernziele überprüfen Über Promotion entscheiden Beurteilungs- und Fördergespräch Sozial norm Lernziel norm Individual norm Schlussprüfungen Diplom/Zertifikat Urs Vögeli, Amriswil,
27 6. Passung von B aufgabe und Massstab (2) Sozial norm Lernziel norm Individual norm Eintrittsselektion/ Übertrittsselektion X (x) (x) Lernprozesse unterstützen Lernergebnis feststellen / Lernziele überprüfen Über Promotion entscheiden Beurteilungs- und Fördergespräch Schlussprüfungen Diplom/Zertifikat Urs Vögeli, Amriswil,
28 6. Passung von B aufgabe und Massstab (3) Eintrittsselektion/ Übertrittsselektion Sozialnorm Lernzielnorm Individualnorm X (x) (x) Lernprozesse unterstützen X X Lernergebnis feststellen / Lernziele überprüfen X X Über Promotion entscheiden X X Beurteilungs- und Fördergespräch X X Schlussprüfungen Diplom/Zertifikat X Urs Vögeli, Amriswil,
29 7. Fazit: Wir betreiben mehr Selektion als notwendig Urs Vögeli, Amriswil,
30 7. Fazit: Wir betreiben mehr Selektion als notwendig "Ich scheue mich nicht zu sagen, dass in Deutschland Woche für Woche Millionen von Stunden wertvoller (= teurer) Lehrerlebens und arbeitszeit verschleudert werden, allein durch die Anforderung, hundert und mehr Klassenarbeiten "justiziabel" auf eine Endnote zu bringen." Anne-Marie Groeben, 2002 Urs Vögeli, Amriswil,
31 Urs Vögeli, Amriswil,
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