Institut für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien. Tätigkeitsbericht 2011
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- Alexander Bösch
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1 Institut für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien Tätigkeitsbericht 2011 o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Körtner Dezember 2011
2 Inhaltsverzeichnis 1. Forschung Abgeschlossene und laufende Projekte/Tätigkeiten Vorbereitete und geplante Projekte Publikationen Wissenschaftliche Tagungen und Forschungsgespräche Künftige Forschungsthemen Lehre Beratung, Training und Kooperation Seite 2
3 1. Forschung 1.1 Abgeschlossene und laufende Projekte/Tätigkeiten FWF Joint Seminar mit der Chang Gung University (Taiwan) Menschenbilder in der Medizin The Conception of the Human Being in Medicine: Projektkoordination: Univ.-Prof. Dr. Sigrid Müller, Dr. Lukas Kaelin Kooperationspartner: Prof. Hen-hong Chang Finanzierung: Gefördert durch den FWF und NSC Laufzeit: September 2011 Interdisziplinäre Tagung von rund je zehn Wissenschaftler aus Taiwan und Österreich aus den Feldern Philosophie, Theologie, medizinischer Ethnologie, Medizin, Traditioneller Chinesischer Medizin, Politikwissenschaft und Geschichte zum Thema "Menschenbilder in der Medizin". Das Joint Seminar ging der Frage nach den anthropologischen Hintergründen medizinischer Zugänge zur Analyse und Behandlung von Krankheiten nach. Angesichts der unterschiedlichen Verständnisse von Krankheit stellt sich die Frage nach dem Menschenbild, welches implizit den verschiedenen medizinischen Zugängen (vor allem der westlichen Medizin gegenüber der traditionellen chinesischen Medizin) zugrunde liegt. Schlüsselfragen für das Seminar waren: Was sind die grundlegenden Menschenbilder in der medizinischen Theorie und Praxis? Sind die anthropologischen Annahmen verschiedener medizinischer Ansätze kompatibel? Diese Fragen wurden in einem interdisziplinären und interkulturellen Kontext mit Wissenschaftlern aus der Medizin, der medizinischen Anthropologie, den Sozialwissenschaften, Philosophie und Theologie diskutiert. Ziel des Seminars war es, die Menschenbilder der Medizin explizit zu machen, auf ihre Kompatibilität zu prüfen und die Möglichkeit kombinierter medizinischer Zugänge in der therapeutischen Praxis zu erforschen. Die Tagungsvorträge sollen 2012 als Sammelband in der Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin veröffentlicht werden. Forschungsgruppe zum Thema Herausforderungen für Menschenbild und Menschenwürde durch neue Entwicklungen der Medizintechnik Vom 15. Oktober 2009 bis zum 15. September 2010 wurde am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld zu dem genannten Thema eine Forschungsgruppe eingerichtet. Die rasante Entwicklung biomedizinischer Techniken man denke an das sog. Enhancement, an das Klonen, an die Erzeugung neuer Zelltypen Seite 3
4 durch Chimärenbildung (Kombination von tierischen und menschlichen Zellen), aber auch an den medizinischen Einsatz von Nanotechnologie und Converging Technologies wirft eine Fülle von neuen ethischen Problemen auf, die bisher nur ansatzweise diskutiert, geschweige denn gelöst wären. Ziel der Forschungsgruppe war es, auf der Basis der überkommenen Konzepte von Menschenbild und Menschenwürde zu untersuchen, ob diese überhaupt auf die moderne medizintechnische Entwicklung übertragbar sind und ob diese Konzepte noch geeignet sind, unsere Antworten auf die damit zusammenhängenden ethischen Fragen zu steuern. Möglicherweise müssen andere, zusätzliche Konzepte hinzutreten, um überhaupt noch adäquate Beurteilungen auf diesem Gebiet zu ermöglichen. Im Rahmen des Projektes ist ein interdisziplinäres Handbuch Menschenwürde und Medizin entstanden, das 2012 im Verlag Duncker & Humblot (Berlin) erscheinen wird. Prof. Körtner war Mitglied der Projektgruppe und als Fellow vom Juli 2010 zu einem Forschungsaufenthalt an des ZiF eingeladen und Mitautor des Handbuchs. Die Abschlusstagung fand im Mai 2011 in Bielefeld statt. Link: Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld Folgeprojekt Patientenverfügung Selbstbestimmung im Alter Projektleitung: Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Körtner, Dr. Maria Kletecka-Pulker, Dr. Lukas Kaelin Geplante Laufzeit: Oktober 2011 August 2014 Finanzierung: Bundesministerium für Gesundheit Beim Projekt handelt es sich um eine Folgestudie des im Jahr 2009 abgeschlossenen Projekts Studie über die rechtlichen, ethischen und faktischen Erfahrungen nach In- Kraft-Treten des Patientenverfügungsgesetzes (PatVG). Der Fokus richtet sich auf die Gewährleistung der Autonomie und Selbstbestimmung des Patienten am Lebensende durch die Errichtung einer Patientenverfügung. Durch die Patientenverfügung haben Patienten die Möglichkeit, eine spezifische Behandlung oder Nicht-Behandlung am Lebensende festzulegen und dem Arzt dementsprechend Richtlinien für (Be- )handlungsweisen zu geben. Die Ergebnisse der ersten Studie zeigen, dass nur eine sehr geringe Zahl der Bevölkerung (etwa 4%) das Instrument Patientenverfügung nutzt. Das Folgeprojekt klärt auf Basis der Ergebnisse die Frage, welche Faktoren und Strukturen die Errichtung einer Patientenverfügung fördern und in welchen Bereichen bestehende Strukturen überdacht sowie neu- und weiterentwickelt werden können. Der empirischen Datenerhebung (qualitative Fallanalyse und Interviews, Fragebogenumfrage) und Analyse folgen disziplinübergreifende Beiträge. Seite 4
5 Projekt Gebündeltes Wissen gegen Gewalt: Die Arbeit von Kinderschutzgruppen Projektkoordination: Dr. Maria Kletečka-Pulker, Dr. Julia Inthorn, Carina Hauser MA, Sabine Parrag Hierbei handelt es sich um zwei explorative Studien zur Arbeit von Kinderschutzgruppen. Ausgangspunkt ist die Arbeit von Kinderschutzgruppen als multidisziplinäre Form der Entscheidungsfindung in einem normativen Raum zwischen Unterstützung, Meldung und Anzeige. Allgemeine Fragestellung: - Fälle in der Kinderschutzarbeit und ihr Verlauf - Multidisziplinäre Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung - Erfahrungswissen der beteiligten Experten (Rolle von Fachwissen, Erfahrung, kommunikativen Prozessen) - Schnittstellen mit anderen Institutionen (andere Krankenhäuser, Ämter, niedergelassene Ärzte etc.) Allgemeine Zielsetzung: Ziel der beiden explorativen Studien war es, den Arbeitsalltag einer Kinderschutzgruppe zu erfassen und darzustellen. Dies sollte auf drei Ebenen geschehen: Zunächst wurden die bearbeiteten Fälle der Kinderschutzgruppe an Hand der Fallakten analysiert, um ein Bild von in Kinderschutzgruppen aufscheinenden Formen von Gewalt entstehen zu lassen. Weiters wurden Formen des Umgangs mit den Fällen und dabei berücksichtigte Verfahren näher betrachtet. Zuletzt wurden Formen des Erfahrungswissens innerhalb der Kinderschutzgruppe und der dort tätigen Experten sichtbar gemacht. Da die Arbeit von Kinderschutzgruppen bislang in Österreich nicht Gegenstand von Studien gewesen ist, wurde ein exploratives und damit stärker qualitativ vorgehendes Studiendesign bevorzugt. Studie I: Teilnehmende Beobachtung Schwerpunkt: Multidisziplinäre Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung (Prozesse) Methode: Teilnehmende Beobachtung, Beobachtungsprotokolle in 4 Kinderschutzgruppen (à 10 Termine - je nach Häufigkeit der Treffen) Zeitplan: Februar 2009 März 2010 Finanzierung: Eigenmittel des IERM (1 StudAss) Studie II: Auswertung von Falldokumentationen und Studie III: Interviewdurchführung Schwerpunkte: 1) Entscheidungsfindung und Falldokumentation Seite 5
6 2) Best Practice der Kinderschutzgruppenarbeit Methode: 1) Statistische Analyse von Falldokumentationen (Befund, Verdacht, Verlauf, Meldung etc.). Wurde in allen Wiener Kinderschutzgruppen und einer niederösterreichischen durchgeführt. 2) Durchführung von sieben Experteninterviews mit jeweils dem Leiter oder der Leiterin der Kinderschutzgruppe in Wien. Zeitplan: 2010-Oktober 2011 Finanzierung: Gefördert durch die Stadt Wien ( EUR) In Kooperation mit ao. Prof. Dr. F. Horak, AKH Der Abschlussbericht liegt vor. Im Jänner 2012 ist eine Pressekonferenz geplant, bei der die Ergebnisse der Studien der Öffentlichkeit präsentiert werden. Projekt Marke Caritas Qualität in der Altenhilfe Projektkoordination: Dr. Stefan Dinges, Carina Hauser MA, Sabine Parrag Finanzierung: Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft der Dienste und Einrichtungen der Altenhilfe und Diözesancaritasverband im Bistum Essen Geplante Laufzeit: 2 Jahre Die Projektinitiative reagiert auf eine Einladung des Diözesancaritasverbandes Essen und knüpft auf vorangegangene Projekte in freier Trägerschaft an. In einem wissenschaftsbasierten Analyse-, Trainings- und Interventionskonzept werden die Perspektiven auf Führungskräfte, Mitarbeitern und auf Markenwerte gebündelt und gemeinsam mit 8 Trägerorganisationen weiterentwickelt. Als Projektergebnisse werden Instrumente, Prozesse und Konzeption einer internen Marken- und Qualitätsentwicklung beschrieben und erprobt. 1.2 Vorbereitete und geplante Projekte Projekt Zwischen Tür und Angel Entscheidungsdilemmata und Drehtüreffekte zwischen Pflegeheim und Akutspital zu Lasten alter und hochaltriger HeimbewohnerInnen Projektkoordination: Dr. Stefan Dinges, Carina Hauser MA, Sabine Parrag Projektwerber: Institut für Ethik und Recht in der Medizin Finanzierung: eingereicht bei der Geschäftsstelle der Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes Geplante Laufzeit: 6 Monate In Pflegeheimen wird von den Bewohnern immer wieder der Wunsch geäußert, nicht mehr ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Trotzdem kommt es entgegen diesem Seite 6
7 ausdrücklichen Wunsch zu Spitaleinweisungen. Meist wird der behandelnde Hausarzt nicht in die Entscheidungen zur Spitaleinweisung eingebunden und es fehlen mitunter ausreichende Pflegeunterlagen bzw. Patientenakten. Für die aufnehmenden Spitäler bedeutet das pflegeintensive Betreuung am Wochenende, wo tiefergehende Diagnosen und Behandlungen oftmals nicht möglich sind. Mit Methoden qualitativer Sozialforschung soll dieser herausfordernden Situation stichprobenförmig nachgegangen und gleichzeitig weiter- und tiefergehende Forschung vorbereitet werden. Kinderschutzgruppen: Kommunikations- und Koordinationsstrukturen am Weg von der Kinderschutzgruppe zum Gericht Projektkoordination: Dr. Maria Kletecka-Pulker, Carina Hauser MA, Sabine Parrag Projektwerber: Institut für Ethik und Recht in der Medizin Finanzierung: eingereicht beim Justizministerium Geplante Laufzeit: 12 Monate Das Projekt wird als Folgestudie des im Jahr 2011 abgeschlossenen Projekts Gebündeltes Wissen gegen Gewalt: Die Arbeit von Kinderschutzgruppen geführt. Aus den Ergebnissen der ersten Studie stellt sich die Frage nach dem Umgang mit einem Kinderschutzfall nachdem dieser innerhalb der Kinderschutzgruppe diskutiert und für meldepflichtig erachtet wurde, wobei hier der Fokus auf der Kommunikation und Koordination zwischen Kinderschutzgruppe, Jugendamt, Polizei/Staatsanwaltschaft und als letzte Instanz dem Gericht liegen wird. Ziel des Projekts ist somit, das weitere Geschehen und somit die strukturellen Gegebenheiten nach dem Besprechen eines Kinderschutzfalls zu erfassen und darzustellen, um eine verbesserte Zusammenarbeit der Instanzen Jugendamt, Polizei/Staatsanwaltschaft und Gericht mit der Kinderschutzgruppe zu ermöglichen, die in weiterer Folge zur Gewaltprävention und zum Schutz des Kindes wesentlich beiträgt. Die Erforschung der Strukturen erfolgt mit der Analyse von ca. 70 Fallakten der sieben Kinderschutzgruppen des Wiener Krankenanstaltenverbunds. WWTF Projekt Transcultural Doctor-Parent-Child Interaction Projektkoordination: Dr. Lukas Kaelin, Dr. Maria Kletecka-Pulker Kooperationspartner: Univ.-Prof. Dr. Franz Pöchhacker (Translationswissenschaften), Univ.-Prof. Dr. Bernhard Hadolt (Kultur- und Sozialanthropologie) Finanzierung: WWTF Kommunikationsbarrieren im klinischen Kontext können fatale Konsequenzen haben. Diese Barrieren zu überwinden ist besonders wichtig im pädiatrischen Setting, in welchem die Kommunikationsstruktur nicht nur binär, sondern triadisch ist, nämlich Seite 7
8 zwischen Arzt, Eltern und Kind. Obwohl die Stadt Wien eine lange multikulturelle und multilinguale Tradition hat, gibt es nur wenig institutionalisierte und umfassende Übersetzungsdienste in der medizinischen Praxis. Die deutsche Sprachkompetenz der Patienten ist häufig ungenügend und die Übersetzung wird häufig entweder Angehörigen oder Krankenhauspersonal mit Migrationshintergrund überlassen. Beides birgt erhebliche Risiken für Missverständnisse mit schwerwiegenden Konsequenzen. Gemäss informellen Befragungen haben bis zu 80% der Patienten in pädiatrischen Ambulanzen und bis zu 50% bei niedergelassenen Kinderärzten einen Migrationshintergrund. In etwa 10% der Fälle sind die Kommunikationsprobleme so schwerwiegend, das ein Austausch ohne Sprachmittler fast unmöglich ist. Diese Schätzungen weisen auf ein großes Risiko für falsche Diagnosen und Behandlungen hin und zeigen auf, dass hier Handlungsbedarf besteht. Das beantragte Forschungsprojekt wird die Sprachbarrieren sowohl quantitativ als auch qualitativ analysieren und so einerseits besser verstehen, wie die Kommunikation funktioniert und wie Probleme bestehen, womit der Grundstein für eine Qualitätsverbesserung der klinischen Kommunikation erreicht werden kann. FWF Joint Seminar mit der Osaka University (eingereicht September 2011) Medicine in the Public Sphere Medizin in der Öffentlichkeit Ein Vergleich der Struktur des medizinischen Diskurses zwischen Österreich und Japan Projektkoordination: Prof. Dr. Sigrid Müller, Dr. Lukas Kaelin Kooperationspartner: Prof. Dr. Hiroshi Yamanaka (Osaka University) Finanzierung: FWF und JSPS Das Joint Seminar ist an der Schnittstelle zwischen einem sowohl philosophischen als auch sozialwissenschaftlichen Diskurs über die Struktur der Öffentlichkeit und der Medizinkommunikation als Bereich der Medizinethik angesiedelt. Es geht in interkultureller Perspektive zwischen Japan und Österreich der grundlegenden Frage nach wie die öffentliche Auseinandersetzung über medizinische Themen stattfindet. Das Joint Seminar stellt auf deskriptiver Ebene die Frage, in welcher Form und Struktur in der Öffentlichkeit über medizinische Themen diskutiert und entschieden wird; auf normativer Ebene dienen Öffentlichkeitskonzepte der politischen Philosophie als Bewertungsrahmen für die medizinische Deliberation. Der durch die interkulturelle Perspektive erzielte Mehrwert besteht zum einen in einem Vergleich des öffentlichen Medizindiskurses in Österreich und Japan und zum anderen wird dieser Vergleich zur Entwicklung von normativen Kriterien für einen gerechten und inklusiven öffentlichen Medizindiskurs dienen. Seite 8
9 Joint Project mit der Chang Gung University Autonomy and Mutuality A Comparison of Medical Decision-Making in East and West (Taiwan and Austria) Projektkoordination: Dr. Lukas Kaelin Kooperationspartner: Dr. Ya-Ping Lin (Chang Gung University) Geplante Laufzeit: 3 Jahre Finanzierung: FWF und NSC Einreichfrist: 31. Januar 2012 Medizinische Entscheidungen stellen einen speziellen Typ von Entscheidungen dar. Das geplante Forschungsprojekt geht der Frage nach, welche Rolle Autonomie konkret in medizinischen Entscheidungen in den zwei untersuchten kulturellen Kontexten spielt. Dabei wird der Autonomiebegriff auf den Begriff der Wechselseitigkeit (mutuality) bezogen und zwar in dreifacher Hinsicht: Hinsichtlich des Arzt-Patienten Verhältnisses, hinsichtlich des Patienten in seinem sozialen und familiären Kontext und drittens hinsichtlich der Gesellschaft. Es geht darum zu untersuchen, wie sie sich medizinische Entscheidungen zwischen der sozialen Gruppe und dem Individuum abspielen. Projekt Lebensqualität für Alle MitarbeiterInnen- und BewohnerInnensicherheit gemeinsam organisieren und verantworten Altern in Würde und Sicherheit Projektkoordination: Dr. Maria Kletecka-Pulker, Dr. Stefan Dinges Eingereicht bei: BMASK (Bundesministerium für Arbeit, Soziales u. Konsumentenschutz) Geplante Laufzeit: 2 Jahre Die Projektinitiative verbindet drei Herausforderungen zu einem wissenschaftsbasierten, innovativen Analyse-, Trainings- und Interventionskonzept nämlich Patientensicherheit, Mitarbeitergesundheit und palliative Entscheidungskompetenz. Im Projekt kommt ein systemischer-multifaktorieller Evaluationsansatz zur Anwendung, d.h. neben den inhaltlichen Faktoren und Kriterien, die in Bewohnersicherheit, Mitarbeitergesundheit und Palliative Care schon zur Verfügung stehen, werden mit den Führungskräften und Mitarbeitern der geriatrischen Einrichtungen im Projekt gemeinsam Erfolgskriterien erarbeitet und in der Folge dann gemeinsam überprüft. Dieses Projekt zur Förderung der Patientensicherheit wurde im Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz eingereicht. Seite 9
10 Projekt Umsetzungsevaluierung des HeimAufG in der Praxis auf Internen Stationen der Wiener Spitälern des KAV Projektkoordination: Dr. Maria Kletecka-Pulker In Einreichung bei: Wiener Krankenanstaltenverbund Geplante Laufzeit: 6 Monate Das Heimaufenthaltsgesetz (HeimAufG) regelt detailliert die Zulassung von Freiheitsbeschränkungen und schreibt eindeutig vor, wer unter welchen Umständen eine Zwangsmaßnahme anordnen oder durchführen darf. Das Gesetz dient primär dem Schutz der Freiheitsrechte von Patienten und Bewohnern, darüber hinaus bietet es rechtlichen Schutz für Ärzte, Pflege- und Betreuungspersonal. Ziel des Projekts ist die Evaluierung von bekanntgegebenen, freiheitsbeschränkenden Maßnahmen auf internen Stationen aller Wiener Spitäler des KAV, die im Rahmen des HeimAufG 2005 gemeldet wurden. Dabei soll nachträglich geprüft werden, ob die Bestimmungen des HeimAufG in den jeweiligen Einzelfällen anwendbar sind, ob die formalen Kriterien dafür erfüllt worden sind und ob die Dokumentation formelle Mängel aufweist. Ziel ist es, die Angemessenheit der Freiheitsbeschränkung herauszuarbeiten. Projekt Kirchliche Positionen zur Reproduktionsmedizin im Bereich des europäischen Protestantismus Projektleitung Wien: o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Körtner Kooperationspartner: Prof. Dr. Reiner Anselm, Lehrstuhl für Ethik, Universität Göttingen; Dr. Julia Inthorn, Assistentin am Lehrstuhl für Kultur und Ethik der Biomedizin, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen; Dr. Stephan Schleissing, Institut Theologie Technik Naturwissenschaften, Universität München Mögliche Förderinstitutionen: FWF/DFG via DACH-Abkommen, EU 7. RP, GEKE (Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa) Geplante Laufzeit: 3 Jahre Kirchliche Stellungnahmen zur Reproduktionsmedizin spielen in den Debatten über IVF, Präimplantationsdiagnostik und Stammzellforschung eine wichtige Rolle. Die Kirchen melden sich nicht nur in den öffentlichen Debatten zu Wort, sondern sind teilweise auch in nationalen Bioethikkommissionen vertreten (z.b. Deutscher Ethikrat). Während die römisch-katholische Kirche ihre bioethischen Positionen lehramtlich verbindlich festgelegt hat, sind die Positionen innerhalb des europäischen Protestantismus uneinheitlich. Konkrete Positionen zur Stammzellforschung oder zur Präimplantationsdiagnostik, zur heterologen Eizell- oder Samenspende sowie zur Leihmutterschaft setzen stets eine grundsätzliche Positionierung gegenüber der modernen Reproduktionsmedizin, insbesondere gegenüber der IVF voraus. Gegenstand des geplanten Projekts ist eine Untersuchung der von den Mitgliedskirchen der GEKE als relevant eingeschätzten Dokumente zum Thema Reproduktion (von Seite 10
11 Familie über Abtreibung zu Reproduktionsmedizin) mittels eines qualitativhermeneutischen Verfahrens. Der erste Untersuchungsschritt ist ein vergleichender Zugang (Herausarbeiten von Überschneidungen und Differenzen in den Positionen und Argumenten). Im zweiten Schritt erfolgt eine genauere Analyse ausgewählter Dokumente einzelner Kirchen und deren Einordnung in den Diskurs (analog Feinstrukturanalyse). Dritter Schritt ist der Feldzugang über die Mitgliedskirchen selbst, ggf. ergänzend eigene Recherche. Die Sammlung relevanter Dokumente ist bereits erfolgt. Die weiteren Schritte zur Antragstellung sind in Arbeit. 1.3 Publikationen In der Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin sind 2011 folgende Bände erschienen: Inthorn/ M. Kletecka-Pulker, Kinderschutzgruppen in Österreich. Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin Band 7, Wien/New York 2011 (im Erscheinen) K. Polster, Gewebesicherheitsrecht. Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin Band 8, Wien/New York 2011 Zu den Publikationen der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vgl. die fortlaufenden Einträge auf der Website Wissenschaftliche Tagungen und Forschungsgespräche 28./ Tagung für Nachwuchswissenschaftler Arbeitskreis Medizin und Theologie zum Thema Autonomie. Ein Prinzip zwischen Rechtsnorm und Utopie Tagung zum Thema Patientenverwechslung schwer gemacht im AKH Linz Tagung Haupt- und Randthemen in der Zahnheilkunde Veranstaltung Mitarbeitersicherheit und Patientensicherheit Roundtable Spitalsentlastung durch Gruppenpraxen Chancen und Risiken für niedergelassene Ärzte Tagung The Conception of the Human Being in Medicine mit Wissenschaftler aus Taiwan Seite 11
12 Kongress Patientensicherheit quo vadis? Krankenhäuser zwischen Kostendruck und Qualität im AKH Tagung Braucht Qualität Haftung? im Festsaal des Obersten Gerichtshofs 10./ Tagung Wieviel Deutsch braucht man, um gesund zu sein? Migration, Übersetzung und Gesundheit im Festsaal und in Kooperation mit dem Bundesministerium für Gesundheit Vorschau (Auszug): 27./ Tagung für Nachwuchswissenschaftler Arbeitskreis Medizin und Theologie zum Thema Macht und Medizin 12./ Tagung zum Thema Bioethik in Österreich Stand, Aufgaben und Perspektiven Zu den Programmen und Informationen aller Veranstaltungen vgl. die fortlaufenden Einträge auf der Website Künftige Forschungsthemen Vertiefung des Forschungsschwerpunktes: Selbstbestimmung im Alter Aufbauend auf die Ergebnisse der Studie zum PatVG ist eine weitere Studie bzw. Schwerpunktsetzung im Bereich Selbstbestimmung im Alter geplant, wobei insbesondere auf die Themen Fürsorge versus Autonomie im Alter und die Rolle der Angehörigen fokussiert wird. Interkulturelle und interreligiöse Medizin- und Pflegeethik Aufbauend auf den bisherigen Forschungsergebnissen liegt der Fokus auf Interkulturalität und Interreligiosität im Krankenhaus ( Interkulturelle Kompetenz ). Patientensicherheit und Qualität im Gesundheitswesen Gesundheit und Migration/Umgang mit nicht deutschsprachigen Patienten, Mitarbeitersicherheit, Ökonomie von Patientensicherheit, Indikatoren Patientensicherheit, Sicherheit für geriatrische Patienten, Patient Empowerment, rechtliche Rahmenbedingungen zur Förderung von Patientensicherheit Gesundheit und Gerechtigkeit; Allokation im Gesundheitswesen Ökonomische Anreize bei medizinischen Leistungen und deren Grenzen; Transplantationsmedizin; Orphan Diseases und Off-label-use von Arzneimitteln Seite 12
13 Kinder in der Medizin Die Verbesserung der Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe zum Schutz von vernachlässigten oder misshandelnden Kindern steht im Zentrum der Forschungsarbeit. Nicht zuletzt sind die rechtlichen und ethischen Fragen im Umgang mit schwerstbehinderten neugeborenen Kindern ein wichtiges Thema. 2. Lehre Der zweite Durchlauf des Universitätslehrgangs für Patientensicherheit und Qualität im Gesundheitssystem startete im Wintersemester Veranstalter ist die interdisziplinäre Forschungsplattform für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien. Der Universitätslehrgang ist berufsbegleitend konzipiert und kann nach 4 Semestern Präsensphase mit einem Master of Science in Quality and Safety in Healthcare (MSc) abgeschlossen werden. (s.u.) Regelmäßige Vorlesungen im Rahmen des MCW (MedUni Wien): Studiengänge Humanmedizin und Zahnmedizin (Medizinethik und Medizinrecht) Regelmäßige Vorlesungen und Diplomandenbetreuung im Rahmen des Studiengangs Pflegewissenschaft (Uni Wien) Vorlesungen und Seminare zu Medizinethik, Bioethik und Medizinrecht (Uni Wien) Externe Lehrtätigkeiten: - Lehrauftrag Berufsethik an der Fachhochschule Wien, Lehrgang für Physiotherapie 2011, 2012 (Dinges) - Lehrauftrag Organisationsethik und Gesundheitsökonomie im Masterstudiengang Angewandte Ethik, Universität Graz (Dinges) Lehrtätigkeit im Rahmen der außeruniversitären Aus-, Fort- und Weiterbildung (z.b. Akademien für Fort- und Sonderausbildungen AKH Wien; Ärztekammer) 3. Beratung, Training und Kooperationen 3.1 Einrichtung des Zentrums für Patientensicherheit und Ethikberatung am IERM 2010 wurde am IERM das Zentrum für Patientensicherheit und Ethikberatung gegründet. Damit soll einem konkreten, praxisrelevanten und interprofessionellen Weiterbildungsund Beratungsbedarf Rechnung getragen werden. Im Arbeitsbereich Patientensicherheit hat Dr. Maria Kletecka-Pulker die wissenschaftliche Leitung übernommen; Mag. (FH) Silke Huber ist im November 2011 zum Team Seite 13
14 gekommen konnte der 2. Durchgang des postgradualen Masterstudiengang Patientensicherheit und Qualität im Gesundheitssystem mit 21 Teilnehmern gestartet werden; die Teilnehmer des 1. Durchgangs (19 Teilnehmer) werden 2012 ihr Studium beenden (Lehrgangsleitung: Dr. Maria Kletecka-Pulker, Dr. Stefan Dinges). Weiters wurden im Arbeitsbereich Patientensicherheit zahlreiche Veranstaltungen in Kooperation mit der österreichischen Plattform für Patientensicherheit durchgeführt (siehe Veranstaltungen weiter oben) und Empfehlungspapiere für Professionen im Gesundheitswesen ausgearbeitet. Im Arbeitsbereich Ethikberatung hat Dr. Stefan Dinges die wissenschaftliche Leitung. In diesem Bereich wurden ebenfalls mehrere Projekte und Aktivitäten gestartet (Auszug): - Trainingsprogramm für Ethikberatung, Moderation und Implementierung in Nürnberg (9 Tage 2011, in Kooperation mit der deutschen Gesellschaft für soziale Berufe und der Diakonie in Bayern) - Vortragstätigkeit im Rahmen des Symposiums Einrichtung von Interprofessionellen Fallbesprechungen in den Krankenanstalten der KAGes, in Graz - Mitarbeit an der Arbeitsgruppe Ethikberatung im Gesundheitswesen der Akademie für Ethik in der Medizin an der Universität Göttingen e.v. - Evaluation, Begleitung und Weiterbildung des Klinischen Ethikkomitees am Klinikum Garmisch-Partenkirchen - Training Ethikberatung im Pflegeheim Maria Stadler-Haus, Haar - Mitgliedschaft und Beratung des Ethikbeirats der Hilfe im Alter GmbH, München - Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Ethikberatung im Gesundheitswesen 3.2 Kooperationen - ÖPIA Österreichische Plattform für Interdisziplinäre Altersfragen - Österreichische Kinderliga - Institut für Pflegewissenschaft - ÖQMed (Risikomanagement und Kommunikationstrainings) - Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte - Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit Wien (Prof. Gisinger) - Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik (Universitäten Mannheim und Heidelberg; Prof. Dr. Jochen Taupitz) - Collaborating Partner im europäischen Projekt EuNetPAS (European Network for Patient Safety) Joint Action - Beratungen in Ethikkommissionen der Medizinischen Universität Wien sowie Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt Wien, 8. Dezember 2011 O. Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Ulrich Körtner, e.h. Institutsvorstand Seite 14
Vorwort. Wien, im Mai 2007 Ulrich H. J. Körtner Christian Kopetzki Maria Kletečka-Pulker
W Vorwort In der Debatte um ethische und rechtliche Probleme am Lebensende spielt die Frage von Patientenverfügungen eine wichtige Rolle. Sie gelten als ein Instrument, um die Autonomie von Patienten
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