Eine Turmhügelburg in Habbrügge
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- Karin Wagner
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1 Eine Turmhügelburg in Habbrügge Dirk E. Zoller Erschienen in : Die Bauerschaft Habbrügge, Rita Bande, 2005, ISBN : Im Umkreis von Delmenhorst und Ganderkesee gab es um 1200 mehrere Hügelburgen. Meistens waren sie an strategisch wichtigen Punkten an Straßen und Bächen angelegt. Sie dienten der Bevölkerung nicht als Fluchtort bei kriegerischen Handlungen. Diese suchte eher mit Ihrem Vieh Schutz in unwegsamem Gelände, soweit die Zeit dafür noch reichte. Die Hügelburgen bezeugten den Machtfaktor der Eigentümer,dienten zur Überwachung der Handelswege, und als Rückzugsmöglichkeit bei Übergriffen. Der Vorläufer der Hügelburg ist die Ringwallanlage, wie zum Beispiel der Heidenwall bei Dehlthun ( zwischen Bergedorf und Ganderkesee ). Die Hauptnutzungszeit der Hügelburgen diesen Typs, auch Motten genannt, war zwischen dem Jahrhundert. Sie waren in Nordeuropa recht verbreitet. Die wahrscheinlich ersten Darstellungen einer Motte ( La Motte, französisch, bedeutet kleiner Erdhügel), sind auf dem Teppich von Bayeux zu finden. Bild 1u.2 Turmhügelburgen auf dem Teppich von Bayeux 11.Jhrd. Nachzeichnung Dirk E. Zoller Am Anfang bestanden sie aus einer Hofanlage, in deren unmittelbarer Nähe sich der künstlich aufgeschüttete Hügel befand, gesichert durch eine Grabenanlage. Sie wurden oft in Bach- und Sumpfniederungen angelegt. Hierdurch wurde, zusätzlich durch das unwegsame Gelände, ein eventueller Angriff erschwert. Auf dem Hügel, durch Palisaden geschützt, stand ein turmähnliches Gebäude in Holzbauweise. Später wurden die Hügel größer und mit Wohntürmen ausgestattet. Desweiteren kamen geschützte Vorburgen hinzu, welche der Versorgung dienten. Die größte und am weitesten entwickelte Hügelburg in unserem Raum, befand sich am Zwischenahner Meer in Dreibergen. Die Burganlage Elmendorf2. Sie bestand aus 2 großen mit Türmen bebauten Hügeln und einem kleinen flachen befestigtem Hügel auf dem die Wirtschaftsgebäude standen. Bild 3 Burg Elmendorf Rekonstruktion Dr. Dieter Zoller 1
2 Die Burganlage Habbrügge wird urkundlich nirgendwo erwähnt. Dies mag wahrscheinlich auch daran liegen, das wohl fast jeder Ministerale, welcher außerhalb der Städte wohnte, eine Befestigung hatte. Wie zum Beispiel in Schlutter, Elmeloh, Hasbergen, Seehausen etc. Es mag auch daran liegen, dass Habbrügge strategisch nicht so wichtig war. Urkundlich wird der Ministerale Truchseß Henricus de Hachbruchen erwähnt. Danach wird Theodericus de Hacbrug 1203 als erzbischöflicher Truchseß aufgeführt 4. Bis 1243 ist die Familie zu Habbrügge nachzuweisen. In Urkunden werden immer wieder 2-3 Höfe aufgeführt 5, die diesen Truchsessen gehörten. Sie befinden sich im heutigen Ortsteil Orth. Orth wird wohl der ursprüngliche Ort Habbrügge sein. Der Hof Nehls wurde in der Bevölkerung auch als Herrenbau bezeichnet 6. Um das Jahr 1956 beging Chr. Mahlstedt das Gelände zwischen den Höfen und der Welse. Nach Befragung der Bevölkerung soll sich in der Welseniederung ( früherer Flurname Wallwiese ) ein Lehmhügel mit einem Durchmesser von ca. 28 m und einer Höhe von 6 8 m befunden haben. Dieser Hügel wurde 1908 abgetragen und in der Niederung ver- teilt. Mahlstedt beschreibt eine noch zum Teil erkennbare Anlage mit zwei Graften. Die erste Graft soll 8,00m breite haben die 2. Graft 40m 7. Das Gelände liegt zwischen der heutigen Hofanlage Welsestrasse 23 und der Welse. Auf der Vogteikarte ist noch ein Weg von Thienfelde nach Habbrügge eingezeichnet. Dieser durchgehende Weg existiert aber schon lange nicht mehr. Reste davon befinden sich noch rechts neben der Burgstelle ( von der Welse Richtung Norden geschaut). Südlich nicht weit entfernt in Thienfelde soll sich ein Go- Gericht befunden haben. Im Januar 2005 wurden zur Untersuchung des fraglichen Geländes, Luftaufnahmen gemacht. Hierbei zeigte sich deutlich in den Verfärbungen des Bewuchses die frühere Burgstelle. Bild 4 Luftaufnahme vom Foto : Rita Bande Auf der Luftaufnahme sind an den Verfärbungen folgende Bereiche zu erkennen : 1. Die Fläche des mittleren Hügels, 2. die erste Graft, 3. der Wall. Im Vordergrund die begradigte Welse. 2
3 Die Angabe von Mahlstedt, das es eine 2. Graft gegeben haben soll und diese 40m breit war, ist fraglich. Es handelt sich eher um eine natürliche anmoorige Niederung. Nach Überprüfung der Vogteikarte von 1790 ergab sich, das im gleichen Bereich ein Hügel eingetragen ist. Bild 5 Ausschnittsvergrößerung aus der Vogteikarte von 1790 Archiv Zoller Im Gegensatz zur Vogteikarte sind in späteren Karten, soweit bekannt, keine Einzeichnung mehr vorhanden. Bild 6 Rekonstruktionsversuch von CH.Mahlstedt Nov Nachzeichn.: Dirk E. Zoller In der Darstellung von Mahlstedt sind die Neigungswinkel des Hügels und der Wälle übertrieben dargestellt. Dies wiederspricht auch allen bisher bekannten ähnlichen Burgkonstruktionen der Zeit. Es wurde nun versucht, die Angaben Mahlstedts in eine realistische Konstruktion zu bringen, auf Grund der bisherigen Luftaufnahmen, ist aber die zweite Graftanlage bisher zweifelhaft. Ebenso deren Breite von 45 Metern. Wahrscheinlicher ist eine Anlage mit einer Graft, welche von einer Wallanlage umgeben ist. 3
4 Bild 7 Rekonstruktionsversuch Ob es eine Vorburg, also einen befestigten Wirtschaftshof direkt in unmittelbarer Nähe der Burg gegeben hat, ist zur Zeit noch nicht nachzuweisen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, das sich anstatt eines Turmes eine Art von Wohnspeicher auf dem Hügel befand. Bild 8 Rekonstruktion Schnitt mit Turmbebauung Bild 9 Rekonstruktion Schnitt mit Wohn-Speicher 4
5 Bild 10 Situation um 1790 mit Einzeichnung der Burganlage Nach den bisherigen Ergebnissen gehören wohl die Höfe Abel und Nehls zur Gesamtanlage. Ob der Ringgraben eine direkte Verbindung zur Welse gehabt hat, ist noch zu überprüfen. Die Zuwegung zur Burg erfolgte wahrscheinlich über einen Sandrücken vom Hof Nehls aus. Genauere Aussagen zur Anlage Habbrügge, kann nur eine archäologische Untersuchung bringen. Quellen und Literatur: 1. Wilson, David M., Der Teppich von Bayeux. London, Thames and Hudson Zoller Dieter, Burgen und Adelssitze im Ammerland, in Ringwall und Burg in der Archäologie West-Niedersachsens May 1933 Regesten der Erzbischöfe von Bremen (REB), Band 1 Nr.647 ; 4. REB Bd. 1 Nr ; 5. Oncken Hermann, Die ältesten Lehensregister der Grafen von Oldenburg und Oldenburg Bruchhausen 1893, S113, 6. Bultmann Fritz, Geschichte der Gemeinde Ganderkesee , S 192 ; 7. Mahlstedt Chr., Auffindung von Burgresten bei Falkenburg, Hus un Heimat 21. Nov Trüper Hans G., Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe : die Ministerialität des Erzstifts Bremen, Stade 2000 Anschrift des Autors : Architekt Dirk E. Zoller, Marienstr Rastede 5
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