Übersicht. Homepage Entstehung und Prävention von aggressiven Störungen in der frühkindlichen Entwicklung
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- Sarah Ackermann
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1 Entstehung und Prävention von aggressiven Störungen in der frühkindlichen Entwicklung Karl Heinz Brisch Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie Ludwig-Maximilians-Universität München Homepage Downloads Folien Brisch_Frankfurt Bindung Angst Trauma Aggression Prävention Übersicht 1
2 Bindung, Angst und Aggression Bindung genetisch, evolutionär angelegtes motivationales Bedürfnis Angst Basaler Affekt, bei Geburt vorhanden Aggression Entwickelt sich wann, wie, warum? Entstehung von Aggression Gene Trieb Interaktionelle Erfahrungen Sozial Aggressionstheorien Sigmund Freud Anna Freud Melanie Klein Winnicott Kohut Mahler Parens Bowlby 2
3 Bowlby Bowlby, J. (1944): Forty-four junvenile thieves: Their characters and home life. International Journal Psycho-Analysis, und Aggression und Delinquenz durch frühe familiäre Traumatisierungen Bindungstheorie John Bowlby Ein Säugling entwickelt im Laufe des ersten Lebensjahres eine spezifische emotionale Bindung an eine Hauptbindungsperson und nachgeordnete Bindungspersonen Die Bindungsperson ist der sichere emotionale Hafen für den Säugling Bindungstheorie I Durch Angst und Trennung wird das Bindungsbedürfnis aktiviert Durch körperliche Nähe zur Bindungsperson wird das Bindungsbedürfnis wieder beruhigt Bindung sichert das Überleben 3
4 Feinfühligkeit der Pflegeperson I Die Pflegeperson mit der größten Feinfühligkeit in der Interaktion wird die Hauptbindungsperson für den Säugling große Feinfühligkeit fördert eine sichere Bindungsentwicklung Feinfühligkeit der Pflegeperson II Verhalten in Interaktionen Sprache Rhythmus Blickkontakt Berührung Überlebenswichtige Bedürfnisse 1. Physiologische Bedürfnisse Bindung Exploration 6. Sensorische Stimulation Beziehung 5. Selbstwirksamkeit 4. Vermeidung von negativen Reizen 4
5 Stress-Toleranz-Fenster und Affekte Übererregung Sympathikus Dissoziation EINFRIEREN Panik Todesangst + Aktiviertes Bindungsbedürfnis - Übererregung Parasympathikus Dissoziation ERSCHLAFFUNG zptn-lutz-ulrich Besser Video-Beispiel Aggressionstheorie nach Henri Parens I Längsschnittstudie durch Beobachtung von Mutter-Kind-Interaktionen in Gruppen (5 Jahre) Typen von Aggressionen Nicht destruktive Aggressivität (ab Geburt) Sensomotorische Aktivität Nicht affektive Destruktivität Destruktiv, aber nicht feindselig (Essen, Erkundung) Feindselige Destruktivität (ab 9. Lebensmonat!!!) Negative feindselige Aggression gegen Andere 5
6 Aggressionstheorie nach Henri Parens II Ursachen der Feindseligkeit Massive Zurückweisung und Missachtung von basalen kindlichen Bedürfnissen durch Pflegepersonen Mangel an Einfühlung in Gedanken, Gefühle und Handlungen von Kindern Unsichere Bindungen Ursachen von Bindungsstörungen Multiple unverarbeitete Traumatisierungen von Kindern über einen längeren Zeitraum durch Bindungspersonen Massive Vernachlässigung Emotionale Gewalt Sexuelle Gewalt Körperliche Gewalt Verbale Gewalt Häufig wechselnde Bezugssysteme Multiple Verluste von Bezugspersonen Mit-Erleben von Gewalt durch Bindungspersonen Veränderungen des Gehirns nach Traumatisierungen in der Kindheit I Untersuchungen von Martin Teicher, Harvard Medical School Untersuchungen zu Spezifität von Art der Gewalterfahrungen Alter der Opfer Geschlechtsabhängige Effekte Quelle: Teicher, M. H., S. L. Andersen, A. Polcari, C. M. Anderson & C. P. Navalta (2002): Developmental neurobiology of childhood stress and trauma. Psychiatric Clinics of North America, 25, Teicher, M. H. (2000): Wounds that time won't heal: The neurobiology of child abuse. Cerebrum, 4,
7 Veränderungen des Gehirns nach Traumatisierungen in der Kindheit II Spezifische Effekte auf das Gehirn Verminderte Integration von rechter und linker Gehirnhälfte Verminderte Funktion des impliziten Gedächtnisses Jungen: Vernachlässigung und körperliche Gewalt Mädchen: sexueller Missbrauch Effekte steigen mit Dosis der Gewalterfahrung Alter des Kindes bei Traumatisierung I Besonders sensible Phasen im Alter Schwangerschaft - 4,5 Jahre und Alter Jahre Schädigung des Hippocampus Gedächtnis Schädigung des Corpus Callosum Zusammenarbeit der Gehirnhälften Alter des Kindes bei Traumatisierung II Schädigung des Frontalhirns Aufmerksamkeit exekutive Funktion Affektsteuerung Motivation Primärer und sekundärer visueller Kortex Erkennen und Verarbeitung von Gesichtern 7
8 Alter des Kindes bei Traumatisierung III Orbito-Frontal-Kortex Sensitivität für Belohnung und Bestrafung Area Precuneus Persönliche Identität Selbst und Nicht-Selbst-Erkennung Moralische Urteilsfähigkeit Empathiefähigkeit Erkennen von sozialen Zusammenhängen in Gruppen VERBALE Misshandlung des Kindes durch Eltern Verminderung der Verbindung zwischen motorischem Sprachzentrum (Brocca) und Zentrum für Spracherkennung und Verständnis (Wernicke) Niedrige Werte für verbalen IQ und Sprachverständnis Erkennen von sozialen Regeln und Verhaltensnormen Zeugenschaft von häuslicher Gewalt Verminderung der Verbindung zwischen visuellem Cortex und limbischem System Einfluss auf Soziales Lernen Emotionales Lernen Depression, Angststörungen, Somatisierung, Aggressivität 8
9 Körperliche Gewalt und Bestrafung Verminderung der neuronalen Vernetzung im Frontalhirn Präfrontaler Cortex Anteriorer Cingulus (16%) Risikofaktoren für Drogen und Alkoholabusus, Gewalttätigkeit Emotionale Gewalt Frühe emotionale und soziale Mangelversorgung ist ein großer Stress für die Gehirnentwicklung (sequentielle Traumatisierung) Stress durch "Bindungs-Mangel" Großer Stress hemmt neuronale Wachstumshormone Stresshormon Cortisol zerstört Nervenzellen Studien Frühdeprivation Symptome bei Deprivation Entwicklungsverzögerung in allen Bereichen Kleinwuchs Kleiner Kopfumfang Stereotypien und Selbststimulation Autismus ähnliche Symptome Bindungsstörungen Fremd- und Selbstaggressivität Psychosomatische Störungen Somatoforme Störungen Schwierigste Therapie wegen Chronifizierung 9
10 Pathologische Bindung des Kindes an einen Täter Bedrohung durch Täter Angst und Panik Abhängigkeit Kein Kampf und keine Flucht möglich Extreme Suche nach Bindungsperson Einzige verfügbare Bindungsperson ist Täter Täter wird zur angstbesetzten "Bindungsperson" Verspricht "Sicherheit" für Unterwerfung Besondere Schwierigkeit, wenn Täter Pflegeperson ist Erstarrung und Dissoziation von Gefühlen Unterwerfung Kooperation und "Liebe" Genetischer Schutz vor Folgen der Misshandlung? Gewalterfahrung der Eltern Misshandlung der eigenen Kinder dissoziale Störung der Kinder Gen-Expression für Monoamino-Oxidase A (MAO A) Hohe Expression geringe Gewaltbereitschaft Niedrige Expression dissoziale Verhaltensweisen, Gewalt, Kriminalität Caspi et al. 2002, Science Primaten-Forschung (Suomi) Rhesus-Affen in Gefangenschaft/Deprivation Verlust der mütterlichen feinfühligen Pflegefähigkeiten unsichere Bindungen Aggressiver Nachwuchs Höherer Alkoholkonsum Modifikation durch Gen-Variation Sozialer Ausschluss Geringere Fortpflanzung 10
11 Präventionsprogramm von Parens Ziele Empathiefähigkeit Verhinderung von Feindseligkeit Module für Schüler und Lehrer Vom Kindergarten bis Klasse 12 Signifikanter Rückgang von aggressiven Verhaltensweisen im Vergleich zu Kontrollgruppen Empathie-Lernen Feinfühligkeit für andere Gedanken Handlungen Motivationen Gefühle Selbstreflexive Fähigkeiten "ich denke/fühle, dass Du denkst/fühlst, dass ich denke/fühle". B.A.S.E. Babywatching Ein Präventionsprogramm zur Vorbeugung von aggressiven und ängstlichen Verhaltensstörungen in Kindergarten- und Schulalter 11
12 Programm Mutter/Vater-Baby-Beobachtung I Kindergruppe beobachtet einen Säugling in der Interaktion mit seiner Mutter Beginn nach der Geburt bis ca. zum Ende des 1. Lebensjahres Bis zum freien Laufen und ersten Worten Programm Mutter/Vater-Baby-Beobachtung II Anleitung der Beobachtung durch Erzieherinnen Eine Erzieherin führt die Gruppe, während eine Erzieherin die Beobachtung leitet Protokollführung Frequenz 1 x pro Woche Stuhlkreis Dauer ca Min. Ergebnisse I Verhaltenseinschätzungen der Kinder (N=50, Alter M=50 Monate) durch Erzieherinnen Eltern Test am Beginn und Ende der Intervention Vergleich zwischen Kontrollgruppe ohne Intervention und Interventionsgruppe 12
13 Ergebnisse II Verbesserungen in der Interventionsgruppe Nach Einschätzung der Erzieherinnen (CBCL) Jungen Weniger aggressives Verhalten Weniger oppositionelles Verhalten Mehr Aufmerksamkeit Weniger sozialer Rückzug Mehr emotionale Reaktivität Weniger ängstlich-depressiv Ergebnisse III Verbesserungen in der Interventionsgruppe Nach Einschätzung der Erzieherinnen (CBCL) Mädchen Weniger körperliche Beschwerden Mehr Aufmerksamkeit Weniger sozialer Rückzug Mehr emotionale Reaktivität Weniger ängstlich-depressiv Ergebnisse IV Verbesserungen in der Interventionsgruppe Nach Einschätzung der Eltern (CBCL) Jungen Weniger aggressives Verhalten Mehr Aufmerksamkeit Weniger sozialer Rückzug Mehr emotionale Reaktivität 13
14 Ergebnisse V Verbesserungen in der Interventionsgruppe Nach Einschätzung der Eltern (CBCL) Mädchen Weniger Schlafprobleme Mehr Aufmerksamkeit Weniger sozialer Rückzug Mehr emotionale Reaktivität Ergebnisse VI Weitere Verbesserungen in Interventionsgruppe nach Einschätzung der Erzieherinnen Bindungsverhaltensweisen Trost suchen bei Betreuer Generalisierung der Beobachtungsart und der Einfühlung auf Spielinteraktion untereinander Zusammenfassung Insgesamt positive Effekte bei Jungen und Mädchen Positive Veränderungen bei aggressiven und ängstlichen Störungen Ähnlich positive Einschätzungen bei Erzieherinnen und Eltern 14
15 Zusammenfassung II Für alle Beteiligten ein emotional positives Erlebnis Beobachtbare Generalisierung der Art der Baby-Beobachtung im Spiel miteinander Kostengünstige präventive Intervention Weiterentwicklungen Video-Beispiel SAFE SICHERE AUSBILDUNG FÜR ELTERN Modellprojekt zur Förderung einer sicheren Eltern-Kind- Bindung 15
16 SAFE - Mentor - Multiplikatoren Weiterbildung in SAFE für Menschen, die mit Schwangeren, Eltern und Säuglingen arbeiten Schwangerschaftsberaterinnen Hebammen und Stillberaterinnen Krankenschwestern Geburtshelfer Psychologen Kinderärzte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Pädagogen Sprachheilpädagogen und Sprachtherapeuten DVDs BASE-Kindergarten BASE-Schule SAFE-Eltern SAFE-Fachpublikum 16
17 Internationale Konferenz Oktober 2011 in München Bindungen und Sucht Information and Programm Karl-Heinz.Brisch@med.uni-muenchen.de 17
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