Ein Amerikaner in Paris

Transkript

1 Klasse Ein Orchesterwerk handelnd kennenlernen Georg Biegholdt Um ein Musikwerk hörend zu verstehen, bedarf es nicht unbedingt kontemplativer Versenkung im Gegenteil: Hier wird aktiv gehört. Die SchülerInnen erhalten in fünf Gruppen verschiedene Aufträge als vorbereitende Hausaufgabe. Benötigt werden Informationen über die Pariser Boulevards, die Pariser Metro, Paris am Abend vom Eiffelturm aus, den Pariser Straßenverkehr, den Park Bois de Boulogne, die sich sicherlich am besten über das Internet finden lassen (siehe Linktipps). Inwieweit eine solche Aufgabe möglich ist, muss die Lehrkraft anhand der Klassensituation und der Ausstattung der Schule selbst entscheiden. Alternativ können diese Informationen auch durch die Lehrkraft erfolgen. Günstig wären auch Bilder, die man bei Google finden und ausdrucken oder mittels Beamer präsentieren kann. Einstimmung Der amerikanische Komponist George Gershwin kam 1928 nach Paris. Ihm gefiel die Stadt so gut, dass er ihr ein Musikstück widmete. Er nannte es. Der Name sagt unter anderem, dass sein Blick auf Paris der eines amerikanischen Musikers war. Die verschiedenen folgenden Kapitel sollten jeweils in unterschiedlichen Stunden bearbeitet werden, in denen auch noch andere musikalische Aktivitäten erfolgen. Nicht alle Kapitel sind in allen Klassen möglich es kommt z. B. auf Vorerfahrungen an, darauf, welche Umsetzungsformen schon bekannt sind oder auch darauf, wie selbstverständlich das Arbeiten in der kleinen Gruppe (auch ohne Lehrkraft) bereits ist. Einstieg Es werden fünf Gruppen gebildet. Diese Gruppen erhalten ihren Musikausschnitt und die Aufgabe, dessen Ablauf sprachlich darzustellen. Alle Gruppen sollten dies nach derselben Methode tun, die die Lehrkraft (oder die Klasse gemeinsam mit ihm) vorher festlegt. Folgende zwei Möglichkeiten stehen zur Auswahl: Beschreibung der Musik: 1 Es wird lauter, es kommen mehr Instrumente dazu. Jetzt wird es langsamer. Es spielt nur ein einzelnes Instrument Übersetzung in eine bildhafte Geschichte: Ein Mensch geht über einen leeren Platz. Da kommt ein Auto vorbei. Und plötzlich kommen aus allen Richtungen Kinder Das organisatorische Problem, wie man fünf Gruppen mit fünf CD-Playern in fünf Räumen unterbekommen soll, lässt sich so lösen: Die jeweilige Gruppe wird für zehn Minuten vom Musikunterricht beurlaubt, um sich im Nachbarzimmer (auf dem Flur, in einem Nebenraum) mit ihrem Musikstück zu beschäftigen. Die anderen machen derweil etwas ganz anderes (ein Lied lernen, ein Musizierstück üben, etc.). Weiterarbeit Es liegen nun fünf Darstellungen vor. Diese werden jetzt neu unter die Gruppen verteilt. Die Aufgabe hierzu lautet: Musiziert den Ausschnitt nach dieser Darstellung. Die Gruppen versuchen nun, mit Orff-Instrumenten (ggf. auch mit Körperinstrumenten) ein Musikstück zu improvisieren, welches möglichst dem vorgelegten Ablauf entspricht. Dies kann gleichzeitig im Musikraum geschehen; erfahrungsgemäß hören die Gruppen tatsächlich nur sich selbst und blenden die anderen Geräusche aus. Bedingung ist natürlich, dass keine Gruppe Hörbeispiele auf der CD: G. Gershwin: 42 In der Metrostation 43 An einer belebten Kreuzung 44 Spaziergang im Bois de Boulogne 45 Das geschäftige Treiben auf den Boulevards 46 Am Abend auf dem Eiffelturm Arbeitsblätter Aufgaben 1-2

2 44 THEMA MINI-KLASSIK Musik hören übertreibt. Diese Regel sollte vorher besprochen sein. Für diese Aufgabe benötigen die SchülerInnen ca. zehn Minuten. Man kann ihnen dies auch zur Vorgabe machen; in jeder Gruppe sollte dann ein Schüler dafür verantwortlich sein, auf die Zeit zu achten sodass am Ende der zehn Minuten auch etwas Vorführbares entstanden ist. Die Aufführung Zunächst werden alle fünf Musikstücke ohne Kommentare hintereinander weg gespielt. Aufgabe für die Gruppen ist, ihren ersten Musikausschnitt, den sie dargestellt haben, nun im Musizieren einer der anderen Gruppen wiederzuerkennen. Doch erst in einer zweiten Runde des Aufführens wird jeweils aufgelöst. Es sollte dabei auch darüber gesprochen werden, wie es gelungen ist, die jeweiligen Vorgaben umzusetzen. Schließlich hören alle zusammen die fünf Ausschnitte von der CD und versuchen nun den Ausschnitt herauszufinden, den sie selbst gerade musiziert haben. Das sollte ihnen gut gelingen, da sie ja gerade selbst versucht haben, Musik mit diesen Parametern zu produzieren. Erstellen einer grafischen Partitur Die Gruppen erhalten einen neuen Ausschnitt zugeteilt, den sie nun grafisch darstellen sollen. 2 Die Organisation kann wie beim Kapitel Einstieg erfolgen. Die Gruppen erhalten jeweils ein Stück Tapetenbahn oder ein Flipchartblatt (weiße Seite) und dicke Filz-Stifte (am besten die für das Flipchart). Außerdem bekommen sie den Hinweis, dass sie ihr Stück mehrere Male hören und ihre Partitur jedes Mal verfeinern können. Weiterarbeit Es liegen nun fünf Partituren vor. Diese werden jetzt wieder neu unter die Gruppen verteilt. Die Aufgabe hierzu lautet: Musiziert den Ausschnitt nach dieser Partitur. Wieder versuchen die Gruppen ein Musikstück zu improvisieren, welches möglichst dem vorgelegten Ablauf entspricht. (Weiteres Vorgehen wie bei der ersten Weiterverarbeitung.) Auch hier endet die Beschäftigung mit dem Ausschnitt mit dem gemeinsamen Hören aller fünf Ausschnitte und dem Versuch, das soeben selbst Musizierte wiederzuerkennen. Abschluss Die SchülerInnen hören noch einmal alle Ausschnitte. Jede Gruppe versucht den herauszufinden, mit dem sie sich noch nicht beschäftigt hat. Die Materialien werden zu einer Wandzeitung zusammengefügt (Beispiel siehe Kasten unten). Die Wandzeitung kann man fotografieren und für alle SchülerInnen ausdrucken: Dann hat man etwas für den Hefter und die Kinder erinnern sich beim Nachschlagen an ihre Beschäftigung mit Ein Amerikaner in Paris. Die SchülerInnen sind nun tätig und gezielt hörend mit der Musik bekannt geworden. Das ungeschnittene Originalwerk ist 18 Minuten lang. Alle Ausschnitte kommen allerdings in anderer Reihenfolge innerhalb der ersten acht Minuten vor und können von den Kindern im Zusammenhang wiedererkannt werden. Linktipps: Pariser Boulevards: artikel=1004&t=li, ing/clickart/paris.html Pariser Metro: Paris am Abend vom Eiffelturm aus: Test_ Pariser Straßenverkehr: Park Bois de Boulogne: Beispiel für eine Wandzeitung In der Metrostation An einer belebten Kreuzung Spaziergang im Bois de Boulogne Das geschäftige Treiben auf den Boulevards Am Abend auf dem Eiffelturm Beschreibung der Musik Die grafische Partitur

3 Klasse George Gershwin George Gershwin wurde 1898 in New York als Sohn russischer Einwanderer geboren. Mit 12 Jahren begann er Klavier zu spielen trat er eine Stelle in einem Musikverlag an und bereits 1916 veröffentlichte er einen ersten eigenen Song. Viele weitere Songs folgten (oft in ganz Amerika ein Hit), und gemeinsam mit seinem Bruder Ira brachte er erfolgreiche Musicals auf die Bühne. Sein in aller Welt immer wieder gespieltes Porgy and Bess gilt als die erste amerikanische Oper. entstand 1928 (wurde 1951 in einem danach benannten Film verwendet). Im Jahr 1937 starb George Gershwin an einem Gehirntumor. Das Orchesterstück entstand 1928 nach Gershwins großer Europa-Tournee, die ihn unter anderem auch nach Paris führte. Die pulsierende und viele Künstler anziehende Metropole faszinierte ihn wohl sehr. ist trotz des programmatischen Titels mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei. In einem Interview der Zeitschrift Musical America meinte Gershwin selbst: Wie in meinen anderen Orchesterwerken habe ich mich dabei nicht bemüht, irgend eine bestimmte Szene in Musik zu setzen. Die Rhapsodie ist nur in einem allgemein impressionistischen Sinne programmatisch, so dass jeder Hörer in die Musik hineindeuten kann, was ihm seine Einbildungskraft nur alles ausmalen mag. Rhapsodie Unter dem Begriff Rhapsodie versteht man ein Vokal- oder Instrumentalwerk, das an keine bestimmte Form in der Musik gebunden ist. Die musikalischen Themen der Rhapsodie sind meist lose miteinander verbunden. Rhapsodien wurden u. a. von Johannes Brahms, Maurice Ravel, George Gershwin und Franz Liszt komponiert. Ausschnitte hören Warum ist es empfehlenswert, die Teile bzw. Ausschnitte zunächst kommentarlos zu hören? Die verschiedenen Klangqualitäten (langsam oder schnell, langsamer oder schneller werden, laut oder leise, lauter oder leiser werden, Ruhe oder Bewegung usw.) werden im Vergleich viel besser deutlich. So ist z. B. erst nach vergleichendem Hören möglich, über schnell oder langsam zu entscheiden. Ein einzelner Ausschnitt kann von verschiedenen Personen unterschiedlich wahrgenommen werden als langsam, aber auch als schnell. Erst durch den Vergleich ist für alle eindeutig, was schnell und was langsam ist.

4 46 Arbeitsblatt 1) Beschreibung der Musik Unser Ausschnitt: Unsere Beschreibung: Beschrieben von: Musiziert von:

5 Arbeitsblatt 47 2) Die grafische Partitur Unser Ausschnitt: Unsere Partitur: Beschrieben von: Musiziert von: