Auf den Punkt gebracht

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Linda Becke
vor 6 Jahren
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1 Auf den Punkt gebracht Mit ferngesteuerten Futterbooten lassen sich Köder und Futter auch außerhalb der Wurfdistanz exakt platzieren. Doch nicht alle Modelle hielten in der Vergangenheit, was sie versprachen. Erfahrungen von Markus Lotz. Während meiner Zeit als Karpfenangler habe ich fast jeden Trend mitgemacht. Für neue technische Errungenschaften, die unser Angeln erleichtern sollten, habe ich mich ganz besonders interessiert. Es war die Neugierde, die mich trieb. Zu den angeblichen Wunderwaffen gehörten damals auch ferngesteuerte Futterboote. Deren Vorteile lagen auf der Hand, denn wie ein verlängerter Arm vergrößert ein solches Boot unsere Reichweite. Fast jeder Angelplatz scheint plötzlich erreichbar, vorausgesetzt es befindet sich genug Schnur auf der Rolle. Aber nicht nur das Fischen in Distanzen jenseits der maximalen Wurfweite war nun möglich. Auch die Genauigkeit, mit der man seine Köder platzieren konnte, war beeindruckend. Unter einem Baum, vor überhängenden Sträuchern oder direkt am Rand eines Seerosenfeldes überall konnte man seinen Köder nun punktgenau ablegen. Selbst wenn man diese Spots auch anwerfen hätte können: Das Abklappen der Futterluke war dezenter als das laute Einschlagen des Bleies. Auch zu weite oder zu kurze Würfe gehörten fortan der Vergangenheit an. Zudem wurde es mit dem Futterboot zum Kinderspiel, auch kleine Partikel oder Grundfutter zu füttern. Und das in direkter Nähe des Hakenköders. Lange Rede, kurzer Sinn: Ja, so ein Futterboot würde mich weiter bringen, davon war ich überzeugt. [ 66 ] Carp in Focus

2 [ Praxis ] Fotos: Markus Lotz Wie ein verlängerter Arm vergrößert ein ferngesteuertes Futterboot unsere Reichweite Carp in Focus [ 67 ]

[ Auf den Punkt gebracht ] musste ich das Boot mit einer Schwimmeinlage aus dem Kraut retten, dort hatte sich der ungeschützte Propeller verfangen. Erst acht Jahre später, 2007, fasste ich neuen Mut.

Mittlerweile, so dachte ich, sollte doch ein Futterboot auf dem Markt sein, das seiner Aufgabe gerecht wird. Wie man sich irren kann.

3 [ Auf den Punkt gebracht ] musste ich das Boot mit einer Schwimmeinlage aus dem Kraut retten, dort hatte sich der ungeschützte Propeller verfangen. Erst acht Jahre später, 2007, fasste ich neuen Mut. Motiviert von einem Futterboot-Test in einem Karpfenmagazin versuchte ich erneut mein Glück. Mittlerweile, so dachte ich, sollte doch ein Futterboot auf dem Markt sein, das seiner Aufgabe gerecht wird. Wie man sich irren kann. Die Symptome waren die altbekannten: Die Ladeluken öffneten ungewollt und die Funkverbindung zum Boot riss gänzlich ab. Damit ist das Thema Futterboot für mich endgültig vom Tisch, dachte ich. Oliver befüllte beide Futterluken, die sich unabhängig voneinander aufklappen ließen, mit Tigernüssen und Boilies Bedienung kinderleicht Kürzlich war ich mit Oliver fischen, dem 11-jährigen Sohn meines Freundes. Und Oliver sollte mir die Augen öffnen. Er kam mit einem Futterboot ans Gewässer, das ich freilich erst einmal aus sicherer Entfernung betrachtete. Doch bei genauerem Hinsehen machte die Verarbeitung des Bootes einen sehr guten Eindruck. Da hatte ich in der Vergangenheit viel Pfusch gesehen. Manchmal fehlten Schrauben, die Übergänge zwischen den Rumpfkomponenten hatten Spiel oder die Ladeklappen wackelten bedenklich. Doch nichts dergleichen bei diesem Boot. Oliver befüllte beide Futterluken, die sich unabhängig voneinander aufklappen ließen, jeweils mit Tigernüssen und einer Hand voll Boilies. Maximal kann das Boot vier Kilogramm Futter transportieren. Anschließend hängte er seinen Hakenköder in den Auslöse- Frust statt Lust Als ich mich zu Beginn der 90er Jahre zum ersten Mal intensiver mit Futterbooten beschäftigte, gab es noch keine Hersteller, bei denen man Futterboote von der Stange hätte kaufen können. Alle Boote waren Marke Eigenbau oder im Auftrag produzierte Modelle. Auch ich ließ mir bei einem ortsansässigen Modellbauer mein erstes Futterboot bauen. Dieses Modell brachte mir allerdings mehr Frust als Lust. Das Abladen von Hakenköder und Futter klappte nicht zuverlässig: Während der Fahrt ging plötzlich die Klappe auf und das Futter lag da, wo es nicht hin sollte. Schon nach wenigen Einsätzen hatte sich das Thema für mich erledigt. Noch vor der Jahrtausendwende kaufte ich mir erneut ein Futterboot. Doch die Freude darüber hielt ebenfalls nicht lange, denn bei diesem Modell brach während der Fahrt immer wieder der Funkkontakt ab, das Boot war manövrierunfähig. Da ich von der Idee eines Futterbootes immer noch überzeugt war, schaute ich mich nach einem teureren Modell um. Wenn man mehr investiert darf man auch mehr erwarten, dachte ich. Meine neueste Errungenschaft war mit Echolot ausgestattet. Das sollte die Orientierung im offenen Wasser erleichtern. Sie ahnen es, werte Leser: Auch Futterboot Nummer drei war ein Reinfall. Sobald ich das Boot beschleunigte, spielte das Echolot-Display verrückt. Schließlich Der Hakenköder wird in einen speziellen Halteclip eingehängt [ 68 ] Carp in Focus

[ Titel ] Das Boot wird in einem Rucksack geliefert, damit ist ein komfortabler Transport ans Wasser garantiert Clip ein und navigierte seinen ferngesteuerten Helfer mittels Echolot zielgenau über

Das Ablegen und Füttern funktionierte reibungslos und punktgenau. Nachdem Oliver seine zweite Rute in der Seemitte platziert hatte, konnte ich es kaum erwarten, dieses Gefährt selbst zu testen.

Ich machte eine ausgiebige Testfahrt über den gesamten See. Der Hersteller gibt eine Reichweite von 800 Metern an. Das sollte reichen.

Sowohl das Handling als auch die stabile Wasserlage des stromlinienförmigen Rumpfes, auch bei unruhigem Wasser, überzeugten mich sofort. Was soll ich sagen?

Neben einer serienmäßig installierten LED- Lichtanlage, die das Steuern auch bei Dunkelheit ermöglicht, verfügt dieses Boot im Heckbereich über eine Akkustandsanzeige, die es neuerdings auch in

4 [ Titel ] Das Boot wird in einem Rucksack geliefert, damit ist ein komfortabler Transport ans Wasser garantiert Clip ein und navigierte seinen ferngesteuerten Helfer mittels Echolot zielgenau über die kleine Kante. Da ich den See und seine Bodenstruktur sehr gut kenne, bestaunte ich die genauen Angaben auf seinem Echolot und das Fahrverhalten des Bootes. Das Ablegen und Füttern funktionierte reibungslos und punktgenau. Nachdem Oliver seine zweite Rute in der Seemitte platziert hatte, konnte ich es kaum erwarten, dieses Gefährt selbst zu testen. Oliver erklärte mir die Funktionen der Fernsteuerung und los ging meine erste Ausfahrt. Die Bedienung war kinderleicht, eigentlich selbsterklärend. Ich machte eine ausgiebige Testfahrt über den gesamten See. Der Hersteller gibt eine Reichweite von 800 Metern an. Das sollte reichen. Noch etwas: Sollte das Boot außerhalb der Reichweite geraten, dreht das Boot durch das eingebaute Fail-Free- System automatisch bei, bis es wieder durch die Fernbedienung steuerbar ist. Sowohl das Handling als auch die stabile Wasserlage des stromlinienförmigen Rumpfes, auch bei unruhigem Wasser, überzeugten mich sofort. Was soll ich sagen? So ein Boot hätte ich mir vor zehn Jahren gewünscht. Neben einer serienmäßig installierten LED- Lichtanlage, die das Steuern auch bei Dunkelheit ermöglicht, verfügt dieses Boot im Heckbereich über eine Akkustandsanzeige, die es neuerdings auch in digitaler Ausführung gibt. Der Doppelschraubenantrieb ist abgedeckt. So kann sich das Boot nicht mehr im Kraut verfangen, wie mir das mit meinem Futterboot Nummer drei passiert ist. Was mich zudem überzeugt hat, ist der modulare Aufbau des Bootes. Soll heißen: Das Boot kann mit vielen Features wie beispielsweise der digitalen Akkustandsanzeige oder einem GPS nachgerüstet werden. Das kann der Kunde selbst erledigen, er muss das Gefährt dazu nicht einschicken. Das Boot wird in einem Rucksack geliefert, damit ist ein komfortabler Transport ans Wasser garantiert. Solar macht unabhängig Am darauffolgenden Morgen war ich schon früh auf den Beinen und sah wo das ständige Platschen her kam, das wir schon am Vorabend gehört hatten. In etwa 180 Meter Entfernung drehten in regelmäßigen Abständen Karpfen an der Oberfläche. Schnell weckte ich Oliver auf, um ihm dieses Spektakel zu zeigen. Ich kurbelte sofort eine meiner Ruten ein, belud das Futterboot mit Ködern, zog einen neuen Boilie auf und schon war meine Montage unterwegs. Um den exakten Bereich der springenden Karpfen ausmachen zu können, steuerte ich das Boot zunächst in die ungefähre Richtung. Ich wollte warten bis der nächste Karpfen die Oberfläche durchbrach. Aber würde das Futterboot die Karpfen vielleicht erschrecken? Mitnichten. Schon kurze Zeit später ging das muntere Treiben weiter. Carp in Focus [ 69 ]

[ Auf den Punkt gebracht ] Das Echolot signalisierte eine Wassertiefe von 2,50 Metern, während es ringsherum deutlich tiefer war. Ein typischer Hotspot also.

Nur 40 Minuten später lief die Rolle ab und ich konnte meinen ersten Futterboot-Karpfen landen, einen sehr markanten Spiegelkarpfen.

Sehr praktisch: Als optionales Zubehör gibt es ein Solarpanel, mit dessen Hilfe der leere Akku am Wasser aufgeladen werden kann.

Hier wird er mit einem Gurt fixiert und verrutscht durch diese Sicherung selbst bei starkem Wellengang nicht. Nehmen Sie Rücksicht! Futterboote sind Fluch und Segen zugleich.

5 [ Auf den Punkt gebracht ] Das Echolot signalisierte eine Wassertiefe von 2,50 Metern, während es ringsherum deutlich tiefer war. Ein typischer Hotspot also. Sofort öffnete ich beide Futterluken und gab die Montage aus dem Release-Clip frei. Nur 40 Minuten später lief die Rolle ab und ich konnte meinen ersten Futterboot-Karpfen landen, einen sehr markanten Spiegelkarpfen. Nach knapp drei Stunden Fahrtzeit ließ die Leistung des 12V-Akkus im Boot merklich nach. Zum Glück hatte Oliver einen Ersatzakku dabei. Sehr praktisch: Als optionales Zubehör gibt es ein Solarpanel, mit dessen Hilfe der leere Akku am Wasser aufgeladen werden kann. Damit ist man selbst auf längeren Angeltouren von einer Stromquelle unabhängig. Im Boot wird der Akku im mittleren Teil des Trimaran-Rumpfes (drei Schwimmkörper) eingesetzt. Hier wird er mit einem Gurt fixiert und verrutscht durch diese Sicherung selbst bei starkem Wellengang nicht. Nehmen Sie Rücksicht! Futterboote sind Fluch und Segen zugleich. Bedenken Sie deshalb: Nicht immer ist ein Futterboot nötig. Karpfen schwimmen nicht Egal ob Boilies, Partikel oder Grundfutter alles ist möglich immer außerhalb unserer Wurfentfernung. abspannt, provoziert zusätzlichen Ärger. Außerdem sind Futterboote an einigen Gewässern verboten, weil Angler mit Futterboo- Oliver und ich fingen sieben Fische. Das Bei unserer Session lief alles reibungslos. ten Fische fingen, während die anderen Angler leer ausgingen. Das weckte deren Unmut, diese Fische hätten wir ohne Futterboot ver- Highlight war ein wunderschöner Koi. Alle bei der nächsten Vereinsversammlung wurde mutlich nicht gefangen. dann ein Verbot ausgesprochen. Zudem verleitet ein Futterboot zum Long-Distance- ma Futterboot trotz der vielen Reinfälle nicht Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich das The- Angeln. Doch wer dabei den gesamten See aufgegeben habe. Volldampf voraus Klar zur [ 70 nächsten ] Carp Ausfahrt in Focus Punktgenaues Ablegen von Hakenköder und Futter ist kein Problem

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