I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Landesrat Rudi Anschober und Dr. Georg Rathwallner, Abt. Konsument/innenschutz AK OÖ 20. Mai 2014 zum Thema "Instantfertiggerichte im Test: Schnell, praktisch, zwischendurch (un)gesund? Die geforderte Ampelkennzeichnung bei Nährwerten zeigt auch Rot"

2 LR Anschober + Dr. Rathwallner Seite 1 "Instantfertiggerichte im Test: Schnell, praktisch, zwischendurch (un)gesund? Die geforderte Ampelkennzeichnung bei Nährwerten zeigt auch Rot" Kochen mit der Schere nimmt zu besonders Instantfertiggerichte werden seit einigen Jahren stärker gekauft. Aber was ist drinnen und wie (un)gesund sind sie wirklich? Der Konsumentenschutz der AK OÖ hat in Kooperation mit LR Anschober - Instantfertiggerichte genauer unter die Lupe genommen und ist zu einem sehr kritischen Ergebnis gekommen. Bei einer Stichprobe von insgesamt 15 Produkten wiesen 27 % keine ausreichenden Angaben zu Nährwerten aus, die restlichen Produkte fielen vor allem durch eine hohe Zugabe an Säuerungsmitteln, Stabilisatoren, Verdickungsmitteln, Emulgatoren und Aromastoffen auf; der Großteil wäre außerdem mit einem gelben oder roten Ampelpunkt hinsichtlich des Salz- sowie Fett-Gehalts gekennzeichnet. Konsument/innenschutz-Landesrat und AK fordern auch als Konsequenz aus diesem Ergebnis die europaweite Einführung einer Ampelkennzeichnung, nach dem Vorbild Großbritanniens. In Großbritannien können Konsument/innen seit 2004 auf einen Blick und leicht vergleichbar erkennen, wie (un-) gesund die Produkte sind mittels der Farben Grün für einen niedrigen, Gelb für einen mittleren und Rot für einen hohen Gehalt an Fett, Zucker und Salz, werden die Produkte nach ihrem Nährwert pro 100 Gramm eingeteilt. So können sich die Verbraucher/innen ganz bewusst gegen Produkte mit rot markierten Angaben entscheiden, speziell dann, wenn sie gesundheitlich schon vorbelastet sind. Eine klare Kennzeichnung könnte auch ein Anstoß für die Lebensmittelindustrie sein, Produktrezepturen zu überdenken und beispielsweise den Zuckergehalt von Frühstückszerealien oder Süßigkeiten drastisch zu reduzieren, ohne dass der Geschmack leidet.

3 LR Anschober + Dr. Rathwallner Seite 2 Eine Ampelkennzeichnung sollte zusätzlich zur derzeitigen Auflistung der Inhaltsstoffe als einfach verständliche und in der Einkaufshektik sofort erkennbare Kennzeichnung dienen. Die 2016 in Kraft tretende Regelung der EU zur Lebensmittel- Kennzeichnung enthält erneut nur Zahlen-Angaben und ist somit keine echte Kaufhilfe, denn sie lässt auf den ersten Blick keine Einordnung für die Verbraucher/innen zu. Convenience-Produkte sind Fertiggerichte, bei denen man sich je nach Bearbeitungsgrad die Vorbereitung oder gleich die komplette Zubereitung inklusive Abschmecken erspart. Dies reicht bis hin zu Instantprodukten im Plastikbecher mit abreißbaren Deckel aus stabiler Alufolie. Man benötigt nur noch einen Wasserkocher und einen Löffel. Nach Aufgießen mit heißem Wasser und anschließendem umrühren, kann man schon sein fertiges Gericht genießen. Doch wie gesund sind solche Produkte? Für den AK-Test wurde eine Stichprobe von insgesamt 15 im Einzelhandel erhältlichen Instantfertiggerichten im Plastikbecher eingekauft und anhand ihrer Inhaltsstoffe beurteilt. Bei Vorhandensein einer entsprechenden Nährwertkennzeichnung auf den Packungen, wurden die Produkte zusätzlich nach dem Ampelsystem der britischen Lebensmittelbehörde Food Standards Agency (FSA) bewertet. Neuer Trend: Werbung mit Selbstverständlichkeiten und Clean Labeling - der englische Begriff für saubere Etikettierung Vertraut man der Werbung auf den Produkten, so vermittelt einem ein Drittel der Fertiggerichte im Test, dass es sich um regelrechte Naturprodukte handelt. Clean Labeling nennt sich der neue Trend in

4 LR Anschober + Dr. Rathwallner Seite 3 der Ernährungsindustrie und bedeutet, dass bei einem Produkt gezielt mit den Worten "Laut Gesetz ohne...", "ohne...", "ohne Zusatz von..." auf den Verzicht von Zusatzstoffen und Zusatzstoffklassen hingewiesen wird. Besonders irreführend für die Konsument/innen sind hier vor allem die Werbungen mit Selbstverständlichkeiten. Der Hinweis etwa "lt. Gesetz ohne Konservierungsstoffe" bedeutet, dass das Produkt ohne Konservierungsstoffe hergestellt wurde, diese aber laut Gesetz auch gar nicht enthalten sein dürfen. Das heißt, der/die Käufer/in kann die beworbene Eigenschaft für einen besonderen Vorteil des Produktes halten und dadurch getäuscht werden. Häufig umgehen die Hersteller auch die Deklarationspflicht für die bei den Konsument/innen wenig beliebten E-Nummern ohne jedoch unbedingt auf den Wirkstoff zu verzichten. So wird beispielsweise Natriumglutamat (E- Nummern der 600er Reihe) durch Hefeextrakt ersetzt. Hefeextrakt enthält von Natur aus viel Natriumglutamat, gilt aber rein rechtlich nicht als Geschmacksverstärker. Besonders dreist ist die Werbung mit Starköchen wie Alfons Schuhbeck, die mit ihren Namen und einem Qualitätsgebot für sogenannte Gourmetsuppen werben, die ebenso wie die herkömmlichen Produkte im Test zugesetzte Aromen und als Hefeextrakt getarnten Geschmacksverstärker enthalten. Als grobe Faustregel gilt: Je stärker verarbeitet das Lebensmittel, desto mehr Zusatz- und Aromastoffe Mit heißem Wasser aufgießen, umrühren, und schon ist das Essen fertig - das funktioniert nur, wenn Food-Designer, Chemiker und Lebensmitteltechnologen durch diverse Lebensmittelzusatzstoffe für den Eindruck einer echten Mahlzeit sorgen. So fanden sich laut Zutatenliste in 13 von 15 getesteten Instantprodukten Säuerungsmittel, Stabilisatoren, Verdickungsmittel oder

5 LR Anschober + Dr. Rathwallner Seite 4 Emulgatoren, die helfen, Wasser und Öl zu verbinden. Geschmacksverstärker fanden sich in acht Produkten und sieben Produkte halfen mit Hefeextrakt beim Geschmack nach. Auch Zutaten auf Sojasaucenbasis waren in neun Instantgerichten als geschmacksverstärkende Beimischung enthalten. Ebenso fanden sich im Großteil der Produkte natürliche oder auch künstliche Aromastoffe. Hersteller sparen häufig bei der Fettqualität Für die Konsument/innen sind ein Vergleich der verschiedenen Lebensmittel und deren Auswahl nach individuellen Bedürfnissen derzeit schwierig, da die verpflichtende Angabe von Nährwerten bei verpackten Lebensmitteln erst ab 2016 in Kraft tritt. So enthielten beispielsweise 4 der 15 Fertiggerichte im Test (27 %) keine ausreichend informativen Nährwertangaben und konnten daher nicht nach dem Ampelsystem bewertet werden. Die Bewertung der restlichen elf Instantprodukte zeigte besonders beim Fettgehalt große Unterschiede. Vielfach verwenden die Hersteller gesättigte Fette, die vergleichsweise ungesund sind. Laut Ampelsystem wären fünf der getesteten Produkte mit einem gelben und drei sogar mit einem roten Ampelpunkt zu versehen. Lediglich drei Proben lagen im grünen Bereich. Gesättigte Fette stehen im Verdacht, in größeren Mengen das Krebsrisiko zu erhöhen sowie Herzattacken und Schlaganfälle zu begünstigen. Die gesunden ungesättigten Fette, wie sie in Raps- und Walnussöl vorkommen und auch im Fisch reichlich vorhanden sind, werden dagegen selten in Fertiggerichten verarbeitet. Zum einen werden sie beim Erhitzen zerstört und eigenen sich daher nicht für die stark verarbeiteten Mahlzeiten. Zum anderen neigen sie zu einem schnelleren Verderb und sind darüber hinaus noch teurer, sodass die Hersteller gerne darauf verzichten.

6 LR Anschober + Dr. Rathwallner Seite 5 Fertiggerichte sind mit zu viel Salz auf standardisierten Geschmack getrimmt Kritik ernteten die getesteten Fertiggerichte auch für zu viel Salz. Von allen Ernährungsfaktoren steht die Kochsalz bzw. Natriumzufuhr seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der Diskussion um Bluthochdruck. Hoher Blutdruck kann zu Gefäßschäden und Erkrankungen am Herzen und folglich zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Sechs Gramm Salz (ca. 1 Teelöffel) pro Tag werden von den Ernährungsfachgesellschaften empfohlen. Keines der bewerteten Fertiggerichte hatte einen empfehlenswerten Salzgehalt. Der Großteil der Produkte war mit 0,7-1,2 Gramm Salz je 100 Gramm im mittleren Bereich anzusiedeln. Drei Produkte wurden mit einem roten Punkt bewertet, da hier eine Portion beinahe die gesamte Tagesdosis an Salz abdecken würde. Konsument/innenschutz-LR Rudi Anschober: Je weniger Lebensmittel verarbeitet werden, desto sicherer können Konsumentinnen und Konsumenten sein, welche Qualität sie zu sich nehmen. Die aktuellen Tests haben ganz eindeutig gezeigt, dass bei Fertiggerichten vielfach zu wenig Transparenz und vielfach zu viel Salz ein ernsthaftes Problem darstellen können. Ampelkennzeichnung Für Konsumenten/innen ist es derzeit schwierig festzustellen, wie viel Zucker, Fett oder Salz in einem Produkt stecken. Als gesund beworbene Kinderdrinks oder Fitness-Produkte sind beispielsweise oft wahre Zuckerbomben, deren Nährstoffgehalt nur schwer erkennbar ist. Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt sind mögliche Folgen von falscher Ernährung. AK

7 LR Anschober + Dr. Rathwallner Seite 6 und LR Anschober fordern daher die verpflichtende Ampelkennzeichnung für Fertiggerichte in der EU. Bei der Ampelkennzeichnung wird der Gehalt an Fett, Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren farblich ausgewiesen. Grün steht für einen niedrigen, Gelb für einen mittleren und Rot für einen hohen Gehalt. Die Vorteile der Ampelkennzeichnung sind von Seiten der Ernährungswissenschaft durch zahlreiche Studien belegt, so zum Beispiel durch die britische Lebensmittelbehörde Food Standard Agency (FSA). Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kommt zu dem Schluss, dass die sogenannte Nährwertampel durch ihre einfache Verständlichkeit die Verbraucher/innen am besten erreicht.