mit den Schriften von Charles S. Peirce, insbesondere mit seiner Semiotik. Der an Peirce orientierte philosophische, genauer: semiotische
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- Mina Bauer
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1 Mechtild Keiner GEDANKEN ÜBER BEITRÄGE VON ZUR SEMIOTIK HANNA BUCZYNSKA-GAREWICZ Unter der Schirmherrschaft des World Institute for Advanced Phenomenological Research and Learning mit Sitz in Belmont MA/USA erscheint seit einiger Zeit eine Schrift unter dem Titel "Phenomenology Information Bulletin", an der Hanna Buczynska-Garewicz, als geschäftsführende Herausgeberin und Autorin mitarbeitet. Der mir vorliegende Band V dieses Bulletins, vom Oktober 1981, enthält drei Aufsätze von ihr sowie die Kurzbesprechung ihres in polnischer Sprache herausgegebenen Buches Uczucia i rozum w swiecie wartosci: Z historii filozofii wartosci (Empfindungen und Verstand in der Welt der Werte: Untersuchungen zur Philosophiegeschichte der Werte), Warschau Die Autorin beschäftigt sich seit vielen Jahren auc~ mit den Schriften von Charles S. Peirce, insbesondere mit seiner Semiotik. Der an Peirce orientierte philosophische, genauer: semiotische Standort, den dieselbe einnimmt, kennzeichnet auch ihre Arbeiten, mit denen wir durch ihre Veröffentlichungen in der Zeitschrift Semiosis bekannt geworden sind. Zwei ihrer Aufsätze im Phenomenology Information Bulletin sind für die Semiotik von besonderem Interesse. Ihnen widme ich im Nachfolgenden meine kurze Betrachtung. Der erste Beitrag gilt Kazimierz Twardowskis Hauptwerk ~Zur vom Inhalt und Gegenstand der Vorstellungen", Wien 1894, das 83 Lehre Jahre nach seinem ersten Erscheinen in deutscher Sprache nun auch in englischer Übersetzung vorliegt: "On the Content and Object of Presentation", Den Haag Der Aufsatz ist eine Kurzfassung der in Semiosis 7, 1977 veröffentlichten Abhandlung "Twardowskis Bedeutungslehre". Er bietet einen Überblick über die gesamte Bedeutungslehre dieses polnischen Philosophen, indem er ein weiteres Buch "0 Czynmosciach i Wytworch" (Actions and Products) aus dem Jahre 1912 in die Betrachtung einbezieht. Mit großer Genauigkeit arbeitet H.B.Garewi ~ z hierin die Berührungsp~nkte mit dem Denkmodell von Peirce heraus. Sie zeigt, daß Twardowski versucht, sich aus der psychologistischen Tradition, der er als Schüler Brentanos und Zeitgenosse Husserls noch weitgehend verhaftet war, zu lösen. 50
2 Dies geschieht vor allem dadurch, daß er die Konzeption des Intentionalen Aktes und den Bedeutungsbegriff nach Strukturen untersucht. Dabei findet er, daß nicht nur das Objekt einer Vorstellung von der Vorstellung selbst unterschieden werden muß, wie das bereits Brentano erkann~ hatte, sondern daß es außerdem einen Inhalt im Bewußtsein geben muß, auf den sich das Objekt als Korrelat bezieht. Der kognitive Akt involviert demnach nicht nur das externe Objekt, auf das sich das Bewußtsein im Intentionalen Akt richtet, sondern auch den Inhalt als immanentes Objekt und Vorbedingung für die Transzendenz des Bewußtseins. Auf diese Weise kommt Twardowski auf eine triadische Beziehung: Inhalt, Objekt und Bewußtseinsakt, durch den das Objekt erfaßt wird. Das Objekt ist daher Korrelat sowohl des kognitiven Aktes als auch eines 'psychischen Bildes ' des Objekts, dem Inhalt, da das Bewußtsein im psychischen Akt "seinen Gegenstand nur vermittels des auf den Gegenstand bezogenen Inhalts" erfassen kann. 1 H.B.Garewicz nennt den Inhalt ein Mittel, das das Bewußtsein befähigt, ein Objekt zu erfassen: "The content is a mean which enables consciousness to grasp an object in cognitive acts." 2 Nach Twardowski: "The content is a sign for an object; it is a psychical picture of an object." 3 Die Struktur des Intentionalen Aktes, wie Twardowski sie sieht, erinnert meiner Meinung nach deutlich an die Einteilung von Peirce in seinem fundamentalen Aufsatz "On A New List of Categories" aus dem Jahre 1867 (CP ): "Being Quality (reference to a ground) Relation (reference to a correlate) Representation (reference to an interpretant) Substance" (CP 1.555). Peirce hatte den kognitiven Akt, der die 'Substanz' dem 'Sein' vermittelt, durch eine triadische Relation charakterisiert, in der sich das Korrelat, oder das Andere, sowohl auf einen Grund als auch auf einen Interpretanten bezieht und der Interpretant das Korrelat und den Grund involviert. Wie bei Twardowski die Kategorie des Inhalts die Voraussetzung für das Erfassen eines Gegenstandes im intentionalen Akt bildet, so ist für Peirce die Beziehung zu einem Grund die Voraussetzung dafür, daß sich ein Interpretant auf ein Korrelat beziehen kann. Fast dreißig Jahre vor Twardowski war diese geniale Konzeption bei 51
3 Peirce allerdings schon voll ausgereift, insbesondere konsequent logisch fundiert, und schon deshalb mit der Strukturanalyse Twardowskis vergleichbar. Wohl deshalb hat H.B.Garewicz in ihren Arbeiten über Twardowski nie ausdrücklich auf Peirce Bezug genommen. Sie hat vielmehr das Werk des polnischen Gelehrten so transparent gemacht, daß Berührungspunkte mit der Semiotik, aber auch Gegensätzliches greifbar werden. Dies gilt auch für Twardowskis Bedeutungsbegriff, dem sie Verwandschaft mit dem semiotischen Idealismus beimißt, obgleich sich Twardowski in diesem Zusammenhang explizit auf Husserls Kategorie der 'idealen Bedeutung' und auf Bolzanos Begriff vom 'Satz an sich' beruft. 4 Als "Controversial Matters", erläutert H.B.Garewicz dagegen die philosophischen Positionen von "Husserl and Pei.rce". Mit dieser Gegenüberstellung setzt sie die entscheidenden Vertreter verschiedener erkenntnistheoretischer Richtungen, Phänomenologie und Semiotik, in Beziehung. Nach ihren Worten vertritt Husserl eine Philosophie der Erfahrung, Selbstevidenz und unmittelbaren Intuition; Peirce dagegen eine Philosophie der (totalen) Vermittlung und (indirekten) Interpretation 5, um nur die auffälligsten Gegensätze zu nennen. Die Verschiedenheit ihrer Denkweise impliziert eine Verschiedenheit der Methoden: Die Phänomenologie will ihr Erkenntnisziel, die Evidenz, durch die Epoche, die Einklammerung des natürlichen Standpunktes und Reduktion auf das transzendentale 'ego cogito' erreichen. Die Semiotik beruft sich bei der Erkenntnisgewinnung auf.die Gesamtheit des triadischen Zeichensystems, in dem jedes Zeichen durch ein anderes Zeichen interpretiert wird. Husserl geht von einem absoluten Anfang der Erkenntnis im transzendentalen Ego als apodiktisch gewissen Urteilsboden aus. Für Peirce ist die Erkenntnis in der Kontinuität begründet, die weder Anfang noch Ende kennt. Worin besteht also nach Meinung von H.B.Garewicz die Divergenz der beiden Erkenntnismodelle? Beide, Husserl wie Peirce, setzen sich mit Descartes auseinander. Husserl, der der kontinental-europäischen Tradition entstammt, akzeptiert des cartesische Mödell. Mehr noch, er beruft sich darauf und erhebt es zum Prototyp philosophischen Denkens; "Cartesische Meditationen" nennt er sein Hauptwerk. Auch Peirce befaßt sich intensiv mit Descartes. Als Philosoph der Neuen Welt mit eher englischer Tradition ist er ihm gegenüber 52
4 jedoch frei von jeder traditionellen Bindung. Er kritisiert Cartesius, weist ihn zurück und polemisiert heftig gegen ihn. In dieser gegensätzlichen Einstellung zu Descartes sieht H.B.G arewicz eine wesentliche Begründung für die oppositionellen Theorien von Husserl und Peirce. In diesem Zusammenhang sind zwei ihrer früheren Abhandlungen von Bedeutung, die als Vorbereitung zum vorliegenden Artikel über Husserl und Peirce betrachtet werden können. Hierzu gehört der Aufsatz "Peirce' Criticism of Cartesian Epistemology", in Semiosis 11, Die Autorin behandelt hier u.a. eingehend die Zurückweisung des methodischen Zweifels durch Peirce. Für Peirce kann der Zweifel niemals Ausgangspunkt allen Denkens sein, da sich Zweifel immer auf schon bestehendes Wissen bezieht und dieses nur einschränkt, nicht aufhebt, wie Descartes glaubt, der sein Wissen durch den Zweifel auf sein denkendes Ich reduziert sieht. Für Peirce ist der Zweifel ein Gegenpol der Überzeugung. Der Zweifel erhält damit einen neuen gegenteiligen Sinn, er ist Frage mit empirischem Inhalt. 6 Nach Peirce gibt es keine Begrenzung des Wissens durch einen absoluten Anfang, denn jedes Wissen gründet sich auf vorausgehendes Wissen. Seine Theorie der Kontinuität der Erkenntnis, die er in seiner Zeichenlehre manifestiert, bildet die entscheidendste und überzeugendste Argumentation gegen Descartes. Sie ist in wesentlichen Zügen der Auseinandersetzung mit Descartes zu verdanken, wie H.B.Garewicz me hrfach he rvorhebt. Auch ihr Aufsatz "Sign and 'Evidence", in Semiosis 5, 1977, gilt der Gegenüberstellung von Phänomenologie und Semiotik. In der Phänomenologie gilt die Evidenz als höchstes Erenntnisziel. In ihr fällt das unmittelbar Erfahrene mit dem natürlichen Sein der Dinge zusammen. Nach den Worten Husserls: "Evidenz ist in einem allerweitesten Sinne eine Erfahrung von Seiendem und So-Seiendem, eben ein Es-selbst-geistig-zu Gesicht-bekommen." 7 Da die Semiotik durch das triadische Prinzip des Zeichens bestimmt wird, ist die echte Triade eine Vermittlung, sagt H.B.Garewicz.' 8 In der Semiotik ist Erkenntnis nur durch die Vermittlung von Zeichen möglich, während die phänomenologische Konzeption der Evidenz durch die aktuelle Gegenwart des Objekts im Bewußtseinsakt gekennzeichnet ist. 9 Peirce erhebt gegen die schon von Descartes geforderte 'Klarheit' bzw. 'Eindeutigkeit' der Erkenntnis den Vorwurf des Psychologismus. Denn nach Descartes ist es eine Frage des Gefühls, ob eine Idee klar ist. Was klar scheint, ist auf diese 53
5 Weise durch sich selbst klar. 10 Peirce wendet sich energisch gegen den subjektiven Intuitionismus, da er sich nicht auf früheres Wissen gründet und damit unlogisch ist. Peirce verweist auf die Zeichenkonzeption, die durch ihre triadische Konstitution Erkenntnis als Prozess definiert, gleich einer logischen Schlußfolgerung, in der jedes Zeichen die Prämisse für ein nachfolgendes Zeichen bildet, wobei das nachfolgende Zeichen als Konklusion aufzufassen ist. 11 Zum Wesen des Zeichens gehört nach Peirce, daß es nicht einzeln existiert, sagt H.B.Garewicz, daß es Element eines ganzen Systems von Zeichen ist, daß es nach den Worten von Max Bense einem Zeichenrepertoire angehört. 12 Aus dieser Gegenüberstellung läßt sich das Fazit ziehen, daß die Phänomenologie durch eine regressive Methode, die Semiotik dagegen durch eine progressive Methode gekennzeichnet ist. H.B.Garewicz verneint nicht bestimmte Gemeinsamkeiten im Denken der beiden Philosophen, wie sie in einem Artikel von H~ Spiegelberg ana l ys1ert wor d en s1n. d l3 E rwa.. h nenswert 1st. 1n. d" 1es~m Z usammen h ang, meine ich, daß Husserl dem Begriff der Evidenz die triadische Beziehung des 'ego', 'cogito', 'cogitationes' zugrundelegt, in der das 'cogito' zwischen dem 'ego' und den 'cogitationes' vermittelt, worauf Elisabeth Walther in mehreren Vorlesungen aufmerksam gemacht hat. In den "Pariser Vorträgen" aus dem Jahre 1929 sagt Edmund Husserl: ". die phänomenologische Epoche wird gerade zum methodischen Mittel, wodurch ich mich als dasjenige Ich rein erfasse und dasjenige Bewußtseinsleben, in dem und durch das die gesamte objektive Welt für mich ist und ist, wie sie eben ist Das alles bezeichnet Descartes bekanntlich unter dem Titel cogito, Die Welt ist für mich überhaupt gar nichts anderes als die in solchen cogitationes bewußt seiende und mir geltende." 14 Es zeigt sich also, daß auch Husserl innerhalb seiner Methode für den eigentlichen Erkenntnisprozeß auf das Prinzip der Vermittlung nicht verzichten kann. Angeregt durch die Abhandlung "Husserl and Peirce" habe ich versucht, der Frage nachzugehen, ob die beiden Denker die Arbeiten des anderen gekannt haben. Ich habe keine Anh~ltspunkte dafür gefunden, daß Husserl vom Werk des um zwanzig Jahre älteren Charles S. Peirce gewußt hat. Möglicherweise ist er in seinen letzten Lebensjahren damit bekannt geworden, da die ersten sechs Bände 54
6 der Collected Papers drei bzw. fünf Jahre vor seinem Tod, im Jahre 1938, veröffentlicht wurden. Zumindest von Peirce ist sicher, daß er von Husserl wußte, da er ihn bereits 1902 in einer Abhandlung "Why Study Logic" namentlich erwähnt und ihn zur Schule der deutschen Logiker zählt, pie selten den Tru gschluß bemerken, der darin liegt, den menschlichen Verstand als höchste Instanz (ultimate tribunal) zu betrachten, die sich nicht irren kann (CP 2.152). Ähnlich polemisch äußert er sich in einer Besprechung von John Deweys "Studies in Logical Theory", aus dem Jahre Hier stellt er die deutschen Logiker, namentlich Husserl, in Gegensatz zu exak ten Logikern, d a sie die Wahrheit, die eine Tatsac he ist, zu einer Denkmethode oder sogar zu einem linguistischen Ausdruck machen (CP 8.Ül9). In einer weiteren Stelle in "Phaneroscopy", aus dem Jahre 1905, einem Artikel zum Thema Pragmatismus, spricht Peirce vom berühmten Husserl, als einem der vielen Schreiber seiner Generation, die, nachdem sie nachdrücklich beteuert haben, daß ihr Discours ausschließlich logisch und keinesfalls psychologisch sei, sich sogleich jenen Elementen des Denkprozesses zuwenden, die zumindest seiner Meinung nach gegenüber anderen, die dazugehören, vernachlässigt werden können. (CP 4. 7). Die hier von Peirce geäußerte Einstellung zu Husserl ist geeignet - wenngleich aus einer anderen Perspektive-, die Auffassung von H.B.Garewicz z~ bestätigen, wenn sie die beiden Denker in Opposition zueinander setzt und ihre philosophischen Modelle als radikal verschieden charakterisiert. Nach ihren Worten überschattet die Kontradiktion einer Philosophie der selbst-evidenten Erfahrung gegenüber einer Philosophie der vermittelnden Interpretation alle sonstige Gemeinsamkeiten, die damit bedeutungslos sind. 15 Literatur Hanna Buczynska-Garewicz, Twardowski Bedeutungslehre, in Semiosis 7, 1977, s Phenomenology Information Bulletin V, Belmont MA, USA 1981, S ebda, S ebda, S ebda, S
7 6 Hanna Buczynska-Garewicz, Peirce's Criticism of Cartesian Epistemology, in Semiosis 11, 1978, S Edmund Husserl, Cartesianische Meditationen, Den Haag 1950, S Phenomenology Information Bulletin V, Belmont MA, USA 1981, s. 106 f 9 Hanna Buczynska-Garewicz, Sign and Evidence, in Semiosis 5, 1977, s Hanna Buczynska-Garewicz, Peirce's Criticism of Cartesian Epistemology, in Semiosis 11, 1978, S ebda, S Hanna Buczynska-Garewicz, Sign and Evidence, in Semiosis 5, 1977, s. 7 f 13 Phenomenology Information Bulletin V, Belmont MA, USA 1981, s Edmund Husserl, Cartesianische Meditationen, Den Haag 1950, S Phenomenology Information Bulletin V, Belmont MA, USA 1981, s
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Systematische Hermeneutik 10 12,35% Bostrom: Superintelligenz 9 11,11% Naturphilosophie 8 9,88% Aufklärung 8 9,88% Hegels Ästhetik 7 8,64% Geschichte
Vorlesungen n 1 abs. Häufigkeit rel. Häufigkeit Philosophie und Psychiatrie (Freud, Lacan, Foucault etc.) 1 0,62% Negativität (Hegel, Kierkegaard, Adorno, Derrida) 32 3,1% Lebensphilosophie (Nietzsche,
0, 1' 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9
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