Untersuchungen in Hinblick auf Vorkommen von Fledermausquartieren und holzbewohnende Käfer (Eremit, Heldbock, Hirschkäfer)

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1 Bebauungsplan D36 Parkstraße (Rathausneubau) der Gemeinde Dallgow-Döberitz Untersuchungen in Hinblick auf Vorkommen von Fledermausquartieren und holzbewohnende Käfer (Eremit, Heldbock, Hirschkäfer) ENDBERICHT Auftraggeber: W.O.W. Kommunalberatung und Projektbegleitung GmbH Louis-Braille-Straße Bernau bei Berlin Auftragnehmer: Dipl.-Ing. Götz Nessing Büro für faunistische Gutachten Oskar-von-Miller-Str Falkensee Nessing@gmx.de Götz Nessing Dipl.-Ing. Landschaftsplanung Bearbeitungsstand: 14. September 2015

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3 Inhaltsverzeichnis 1 Anlass Untersuchungsgebiet Holzkäfer (Eremit, Heldbock, Hirschkäfer) Methodik Ergebnisse Fledermäuse Methodik Ergebnisse Literatur, Quellen Anhang... 6 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wasserturm-Ruine... 6 Abbildung 2: Fenstersturz Oberseite der Wasserturm-Ruine mit den mittels Handscheinwerfer untersuchten Spaltenstrukturen... 6 Abbildung 3: Innenansicht der Wasserturm-Ruine... 6 Abbildung 4: Beispiel für einen untersuchten Baum mit Spechthöhlen... 7 Abbildung 5: Baumhöhlenuntersuchung mittels Funk-Endoskopkamera... 7

4 1 Anlass Die Gemeinde Dallgow-Döberitz plant die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. D36. Als Bestandteil des Bebauungsplanes prüft der Umweltbericht mögliche Auswirkungen des Planvorhabens u. a. auf Tiere einschließlich artenschutzrechtlicher Belange. Vor diesem Hintergrund führte der Gutachter faunistische Untersuchungen durch. Mit Blick auf die im Bebauungsplangebiet vorhandenen Habitate und Habitatstrukturen stand die Erfassung möglicher Vorkommen der holzbewohnenden Käferarten Hirschkäfer, Eremit und Heldbock sowie möglicher Fledermausquartiere im Fokus. Der vorliegende Bericht stellt die angewandten Methoden dar und dokumentiert die Ergebnisse der Untersuchungen. Zudem werden Konflikte in Hinblick auf die eventuell vom Bebauungsplanvorhaben ausgehenden Umweltauswirkungen aufgezeigt und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung/ Vermeidung benannt. 2 Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet (UG) ist identisch mit dem Bebauungsplangebiet Nr. D36 der Gemeinde Dallgow-Döberitz. 3 Holzkäfer (Eremit, Heldbock, Hirschkäfer) 3.1 Methodik Holzkäferuntersuchungen erfolgten im Rahmen von vier Begehungen an den nachfolgend genannten Terminen: , , und Alle Begehungen erfolgten bei für den Nachweis der relevanten Käferarten günstiger Witterung. Neben den ausschließlich zur Kartierung von Eremit, Heldbock und Hirschkäfer durchgeführten vier Begehungen wurden auch im Rahmen der Fledermausuntersuchungen auf Käferaktivitäten geachtet. Für die Untersuchung der Bäume kam ein Fernglas Swarowski EL 10x50 zum Einsatz. Darüber hinaus erfolgten Daten- und Literaturrecherchen (s. u.) hinsichtlich bekannter Käfervorkommen bzw. den Voraussetzungen für eine Besiedlung. Der Heldbock (Cerambyx cerdo) besiedelt ausschließlich Stiel-Eichen und Trauben-Eichen. Brutbäume weisen einen großen bis sehr großen Stammumfang auf und sind meist in ihrer Vitalität geschwächt. Sie stehen zudem gut besonnt als Alleebäume, Solitäre oder in Randlagen von Wäldern (vgl. NEUMANN 1985). Die durch den Heldbock besiedelten Eichen zeigen arttypische Schlupflöcher und charakteristische Fraßgänge unter der Rinde bzw. unter der abgefallenen Rinde. Aktuell besiedelte Brutbäume sind durch frischen Mulmauswurf (Fraßmehl) gekennzeichnet. Gelegentlich finden sich Käferreste (Chitinteile der Imagines). Die voll entwickelten Käfer schlüpfen witterungsabhängig zwischen Ende Mai und Mitte Juni und sind bis August an den Brutbäumen nachweisbar. Eine hohe Aktivität mit schwärmenden Imagines ist insbesondere an Abenden mit einer Lufttemperatur ab 18 C und schwüler Witterung zu verzeichnen. Methodik Heldbock: Die im UG stehenden Eichen wurden unter Berücksichtigung der zuvor genannten Angaben zu Habitaten und zur Biologie im Rahmen der o. g. Begehungen in Hinblick auf eine aktuelle Besiedlung (frisches Fraßmehl) durch den Heldbock untersucht. Büro für faunistische Gutachten 1

5 Der Eremit (Osmoderma eremita) besiedelt ältere, anbrüchige Bäume mit morschen und verpilzten Holzbereichen und großvolumigen Mulmansammlungen (u. a. MÜLLER 2001). Äußere Merkmale sind bspw. Stammschäden, Höhlen, Stammaufrissen oder Spalten. Diese Bereiche des Wirtsbaumes stellen das Brutsubstrat der Käferlarven dar und sind eine notwendige Voraussetzung die Besiedlung durch den Eremit. Die adulten Käfer sind zwischen Juli und August (September) bei heißer Witterung aktiv und dann im oder am Brutbaum sichtbar. Die Art ist ausgesprochen flug- und ausbreitungsträge, d. h. dass der jeweilige Brutbaum meist nicht verlassen und jahrzehntelang besiedelt wird. Methodik Eremit: Unter Berücksichtigung der für den Eremit genannten Angaben zu Habitaten und zur Biologie wurden alle im UG stehenden potenziellen Brutbäume im Rahmen der o. g. Begehungen in Hinblick auf eine Besiedlung durch den Eremit (ältere, anbrüchige Bäume mit großvolumigen Mulmansammlungen; aktive Käfer; Käferreste) untersucht. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) besiedelt alte, totholzreiche Laubwälder, Laubwaldreste sowie alte Parkanlagen jeweils in wärmegetönter Lage und mit einem hohen Anteil an Baumstubben oder/ und absterbenden Althölzern. Die Eier werden i. A. im Wurzelbereich abgestorbener Alteichen oder in morschen Stubben abgelegt. Standort und der Grad des durch Pilzbefall zersetzten Holzes wesentlich für die Besiedlung. Die Larven benötigen bis zur Verpuppung drei bis acht Jahre. Sie entwickeln sich in der Erde in etwa faustgroßen Puppenwiegen zum Käfer. Die voll entwickelten Käfer (Imagines) erscheinen witterungsabhängig bereits ab Ende Mai, vornehmlich aber im Juni und Juli. Die Flugzeit der Imagines beträgt nur wenige Wochen. Eichen mit anhaltendem Saftfluss werden als Nahrungsquelle und Treffpunkt für Männchen und Weibchen aufgesucht. Methodik Hirschkäfer: Im UG erfolgte die Suche nach Eichen mit Saftfluss mit dem Ziel, lebende Imagines oder Resten toter Käfer nachzuweisen. 3.2 Ergebnisse Im Rahmen der vier Begehungen gelangen keine Nachweise der relevanten Käferarten Eremit, Heldbock oder Hirschkäfer. Die Datenrecherche (Fachliteratur, bspw. NUL BRANDENBURG 2002 und Internet) ergab keine Hinweise auf Vorkommen der untersuchten Käferarten im UG oder in dessen näherer Umgebung. Vorkommen der relevanten Käferarten befinden sich zumeist im Bereich historisch alter Waldstandorte. Diesbezüglich wurde ebenfalls eine Recherche durchgeführt ( Demnach ist das UG in den Schmettauschen Karten ( ) noch nicht als Wald gekennzeichnet. Erst in der 2. Preußischen Landesaufnahme ( ) ist die Fläche als Wald dargestellt. Insofern ist davon auszugehen, dass der Wald erst seit vor etwa 100 Jahren angelegt wurde, einer für die Besiedlung durch die relevanten Käfer vergleichsweise kurzen Zeitspanne. Hierdurch sind vermutlich auch die vergleichsweise geringen Stammdimensionen der im UG stehenden Bäume zu erklären, die für eine Besiedlung eher suboptimale Bedingungen bieten und zudem weitestgehend im Bestand stehen und damit keine intensive Besonnung erhalten. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass derzeit keine günstigen Voraussetzungen für eine Ansiedlung bestehen und diese auch in näherer Zukunft nicht zu erwarten ist. Büro für faunistische Gutachten 2

6 4 Fledermäuse 4.1 Methodik Die Fledermausuntersuchungen fokussierten auf den Nachweis von Fledermausquartieren in Bäumen sowie an Gebäuden (Gemeindehaus) und den Bauwerksresten des Wasserturms. Zu den Fledermausquartieren zählen zum einen Männchenquartiere und Quartiere von Einzeltieren, zum anderen Fortpflanzungs- und Ruhestätten mit Schutzstatus nach 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (2009). Fortpflanzungs- und Ruhestätten unterscheiden sich nach LÜTKES & EWER (2011) hinsichtlich ihrer Funktion und saisonal wechselnden Nutzung in: Wochenstubenquartiere, Balz-/ Paarungsquartiere und Winterquartiere. An Bäumen können Strukturen wie Höhlen, Astabbrüche, Stammaufrisse und -nischen sowie Spalten hinter abstehender Rinde (vgl. FUHRMANN & GODMANN 1994; MESCHEDE & HELLER 2000) als Fledermausquartiere fungieren. An Gebäuden und Bauwerken können die unterschiedlichsten Strukturen wie Hohlräume oder Spalten als Quartier genutzt werden (vgl. hierzu SIMON et al. 2004). Zur Erfassung von Fledermausquartieren erfolgten insgesamt sechs Begehungen an den nachfolgend genannten Terminen: Im Zeitraum der Nutzung potenzieller Winterquartiere erfolgten Tagesbegehungen am und Dabei wurde die Wasserturm-Ruine außen und innen (s. Abbildung 1 bis Abbildung 3) in Hinblick auf mögliche Versteckplätze (v. a. Spalten, s. Abbildung 2) untersucht. Diese wurden mit einem lichtstarken Handscheinwerfer Ansmann ASN 15 HD ausgeleuchtet und bezüglich Fledermausvorkommen begutachtet. Zudem wurden die Bäume im UG im unbelaubten Zustand auf das Vorhandensein von Höhlen begutachtet. Hierzu kam ein qualitativ hochwertiges Fernglas Swarowski EL 10x50 zum Einsatz. Bäume mit erkennbaren Strukturen (z. B. Abbildung 4) wurden im Rahmen der Begutachtung erklettert und die Strukturen mit einer Funk-Endoskopkamera dnt Findoo (Abbildung 5) vertiefend untersucht. Im Zeitraum der Wochenstuben erfolgten zwei Begehungen während der Dämmerungs- und Nachtstunden. Die Untersuchungen erfolgten in den Nächten 07./08. Mai und 09./ jeweils bei günstiger Witterung. Zwei weitere Begehungen zur Überprüfung in Hinblick auf Balz-/ Paarungsquartiere fanden am 13./14. August und 13./14. September 2015 statt. Bei allen Begehungen kam ein Ultraschallwandler Pettersson D240x zum Einsatz. Die Begehungen zielten ab auf die Erfassung von Fledermäusen, die an möglichen Quartieren aus- oder einfliegen bzw. schwärmen (auffälliges Flugverhalten an Quartiereinflug kurz vor Ende der Nacht) oder Balzrufe oder Soziallaute abgeben (bspw. in der Dämmerung vor dem Ausflug oder Sozialrufe von nicht flüggen Jungtieren). Die bioakustische Bestimmung der Fledermausarten erfolgt mittels Ultraschallwandler Pettersson D240x. Zur Problematik der Artbestimmung anhand von Ortungsrufen sei auf PAR- SONS & JONES (2000), RUSSO & JONES (2002), SKIBA (2003) und OBRIST et al. (2004) verwiesen. Die Variabilität der Sozialrufe, im vorliegenden Bericht insbesondere für die Bestimmung von Balzaktivitäten relevant, wird u. a. bei PFALZER (2002) beschrieben. Neben den ausschließlich zur Kartierung von Fledermausquartieren durchgeführten Begehungen wurde auch im Rahmen der Käferuntersuchungen auf Fledermausaktivitäten (v. a. Sozialrufe, die auch am Tage bzw. in den Abendstunden hörbar sind) geachtet. Büro für faunistische Gutachten 3

7 4.2 Ergebnisse Im Rahmen der Untersuchungen ließen sich keine Winterquartiere, keine Wochenstubenquartiere und keine Balz-/ Paarungsquartiere im UG ermitteln. Darüber hinaus waren keine sonstigen Quartiere (bspw. Männchenquartiere, Quartiere von Einzeltieren) nachweisbar. Wiederholt wurden Jagdflüge und Transferflüge von Großem Abendsegler, Zwergfledermaus und Breitflügelfledermaus festgestellt. Zwergfledermaus und Breitflügelfledermaus nutzten dabei vornehmlich die Randbereiche entlang der Straßen, welche hindernisfreie Flugschneisen darstellen. Der Große Abendsegler hingegen flog oberhalb der Baumkronen. Für keine dieser dokumentierten Flugaktivitäten war ein Quartierbezug im UG feststellbar. Büro für faunistische Gutachten 4

8 5 Literatur, Quellen BNATSCHG (2009): Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542). FUHRMANN, M. & O. GODMANN (1994): Baumhöhlenquartiere vom Braunen Langohr und von der Bechsteinfledermaus: Ergebnisse einer telemetrischen Untersuchung. In: Die Fledermäuse Hessens. (Hrsg. AGFH) Verlag Manfred Hennecke: LÜTKES, S. & W. EWER (2011): Bundesnaturschutzgesetz. Kommentar. Verlag C. H. Beck, München, 1. Auflage. MESCHEDE, A. & K.-G. HELLER (2000): Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Wäldern unter besonderer Berücksichtigung wandernder Arten. Bonn-Bad Godesberg, 374S. MÜLLER, T. (2001): Eremit (Osmoderma eremita). - In: Fartmann, T., H. Gunnemann., P. Salm & E. Schröder: Berichtspflichten in Natura-2000-Gebieten. Angew. Landschaftsökologie 42: NUL BRANDENBURG NATUR UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG (2002): Katalog der natürlichen Lebensräume und Arten der Anhänge I und II der FFH-Richtlinie in Brandenburg. Eremit, Juchtenkäfer Osmoderma eremita (Scopoli). In: Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg, Heft 1/2, S OBRIST, M., R. BOESCH & P. F. FLÜCKIGER (2004): Variability in echolocation call design of 26 Swiss bat species: consequences, limits and options for automated field identification with a synergetic pattern recognition approach. - Mammalia 68, 4: PARSONS, S. & G. JONES (2000): Acoustic identification of twelve species of echolocating bat by discriminant analysis and artificial neuronal networks. The Journal of Experimental Biology 203: PFALZER, G. (2002): Inter- und intraspezifische Variabilität der Soziallaute heimischer Fledermausarten (Chiroptera: Vespertilionidae). Mensch & Buch Verlag Berlin, 251 S. + Anhang. RACEY P. A. & S. M. SWIFT (1985): Feeding ecology of Pipistrellus pipistrellus (Chiroptera: Vespertilionidae) during pregnancy and lactation. I. Foraging Behaviour. J. Anm. Ecol. 54: RUSSO, D. & G. JONES (2002): Identification of twenty-two bat species (Mammalia: Chiroptera) from Italy by analysis of time-expanded recordings of echolocation calls. - J. Zool., Lond. 258, SIMON M., S. HÜTTENBÜGEL & J. SMIT-VIERGUTZ (2004): Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Dörfern und Städten. Schr.r. Landschaftspflege und Naturschutz 76, 275 S. SKIBA, R. (2003): Europäische Fledermäuse. - Die Neue Brehm-Bücherei, Bd. 648: 212 S. Verfasser des Gutachtens: Dipl.-Ing. Götz Nessing Büro für faunistische Gutachten 5

9 6 Anhang Fotos Abbildung 1: Wasserturm-Ruine Abbildung 2: Fenstersturz Oberseite der Wasserturm-Ruine mit den mittels Handscheinwerfer untersuchten Spaltenstrukturen Abbildung 3: Innenansicht der Wasserturm-Ruine Büro für faunistische Gutachten 6

10 Abbildung 4: Beispiel für einen untersuchten Baum mit Spechthöhlen Abbildung 5: Baumhöhlenuntersuchung mittels Funk-Endoskopkamera Büro für faunistische Gutachten 7